Nr. 8 Dienstag, 8. Jänner 1935 S.ftc 5 Was Stawisky„verdiente"! Paris . Die gerichtlichen Buchsachverständigen haben einen Schlußbericht ausgearbeitet, nach welchem Stawisky in fünf Jahren, u. zw. vom Jahre 1929 bis 1933 ein Einkommen von 2 5 9 Millionen hatte. Die Organisation der Versatzämter in Orleans trug ihm 65 Millionen, das Versatzamt in Bayonne über 160 Millionen ein. Die Ausgaben StawiskyS betrugen 218 Millionen I Franken. Das Defizit beträgt demnach 40 Mil-! lionen Franken» die Stawisky entweder durch- gebracht oder an einem bisher unbekannten Orte v e r b o r g e n oder für Bestechungen politischer Persönlichkeiten verwendet hat. Jan Kiepura in Lebensgefahr. Wie die Diener Blätter melden, ist der berühmte Sänger JanKiepurain Krynica in Polen an einem schweren Halsleiden lebensgefährlich erkrankt. Ei« ertappter Einbrecher verwundet einen Advokaten. Sonntag früh hörte das Dienstmädchen des Advokaten Rudolf Kokitik in HoleSov ein verdächtiges Geräusch in der Kanzlei. Sie weckte ihren Dienstgeber, der sich in die Kanzlei begab und dort einen Mann erblickte, der die Kassa aufgesprengt hatte und nun den Tresor leerte. Der Einbrecher war mit der Durchsicht des Tresor- inhalteS so beschäftigt, daß er daS Oeffnen der Türe überhörte. Als der Advokat ihn ansprach, zog der Einbrecher einen Revolver und schoß auf ihn. Dr. Kokikik wurde indieSchulterge- troffen. Als er sah, daß der Einbrecher weiter schießen wollte, flüchtete er aus der Kanzlei. Der Einbrecher schoß noch zweimal, ohne jedoch den Advokaten zu treffen und flüchtete dann. Durch die Untersuchung wurde festgestellt, daß der Einbrecher ein Kästchen entwendet hatte, in dem Dr. Kokikik Juwelen im Werte von mehreren tausend Kronen verwahrte. Die in einem zweiten Tresor aufbewahrten Gelder konnte der Einbrecher nicht mehr entwenden. Vermißter Personendampfer. Der am Samstag aus Saloniki ausgelaufene Personendampfer .Helena EmbiricoS" wird vermißt. Auf der See herrscht starker Schneesturm. Mehrere BergungS- dampfer und Wafferflugzeuge haben die Nachforschungen nach dem Dampfer ausgenommen. Man vermutet aber, daß er in der Nähe der Insel Skiatos gestrandet ist. Hiller protzt. Hitler will es jetzt Wilhelm dem Zweiten gleichtun und, wie er es selbst ausdrückt, an die„monumentalere Ausgestaltung Berlins . Herangehen. So soll der Lustgarten umgestaltet werden, da er für Kundgebungen angeblich nicht mehr ausreicht(wie bald wird er esl). DaS Denkmal König Friedrich Wilhelm des Dritten bekommt einen anderen Standort, zwei Springbrunnen werden entfernt werden, und der 39.400 Quadratmeter große Lustgarten wird erheblich vergrößert. Selbswerftändlich walten hier keinerlei künstlerische Gesicküspunkte vor. Es soll nur Platz für die braunen Bataillone geschaffen und, wie ein Blatt zutreffend schrieb, dem Bedürfnis eine- politischen RaffketumS, das nach außen protzen und prunken will, Rechnung getragen werden. Ei« Seeräuber-Streich. Seeräuber verübten etwa 30 Kilometer von Hongkong entfernt einen gewagten Ueberfall. Sie bemächtigten sich des chinesischen Küstendampfers„Ontin", der nach dem Hafen Macao fuhr, und raubten ihn aus. Als Geiseln verschleppten sie drei Chinesen. Der Sitz dieser Piraten ist die bekannte Seeräuber- Zufluchtstätte in der Bucht von BiaS. In der letzten Zeit verhielten sich die Piraten ruhig, da die Bucht durch einige Militärboote bewacht wurde. Japanische Frauen mit Ga Smasste am Maschinengewehr. Ein Bild von dem militärischen Ausbildungskursus, dem die Mitglieder der Nationalen Ber- teidigungsliga Japanischer Frauen unterworfen werden. Die türkischen Polizisten dürfe« keine Ausländerinnen heirate«. Durch einen Erlaß des Innenministeriums wurde den türkischen Polizisten und Polizeibeamten überhaupt verboten, Ausländerinnen zu heiraten. Auch werden künftighin solche Personen, die zu Personen fremder Staatsangehörigkeit in einem entfernten Berwandt- schaftSverhältniS stehen, nicht in den Polizeidienst ausgenommen werden. Die russischen„Jnterklubs- unterhalten Gelb«.(I. T. F. ) Nach dem finnischen Seemannsstreik von 1933 haben sich als Kommunisten ausgebende Elemente verzweifelte Anstrengungen unternommen, um sich der finnischen freigewerk« schastlichen Seemannsorganisation zu bemächtigen. Angesichts der Nutzlosigkeit ihrer Versuche, haben sie sich anderweitig nach Freunden umgesehen. Die„Jnterklubs" für Seeleute in Rußland , welche die Stützpfeiler der(kommunistischen ) Seemanns- und Hafenarbeiter-Internationale bilden, nehmen heute auf die freundschaftlichste Mise.„Gelbr",. aus. deniLtiM^pog j[9M auf, spendieren ihnen Bier, belegte Brötchen und Ausflüge. Hier sieht man wieder, wohin der Haß der Kommunisten gegen ernsthafte Gewerkschaftler führt. Ein Neger alS Moskauer Sowjetfunktionär. Der amerikanische Neger Robert Robinson , der kürzlich in den Moskauer Sowjet und zu dessen Delegierten auf der Versammlung der Sowjetvertreter des Moskauer Kreises gewählt wurde, wurde am Sonntag von Stalin empfangen. Robinson wurde für seine Verdienste um den Ausbau der Sowjets ausgezeichnet. Weihnachtsamnestie in vnlgarie«. Anläßlich der orthodoxen Weihnachten hat Zar Boris eine Verordnung unterzeichnet, durch welche die Strafen von mehrerenhundertPersonen, die von den Zivilgerichten verurteilt wurden, teilweise amnestiert werden. Achtzig Häftlinge, von denen zahlreiche nach dem Gesetz zum Schutze des Staates ver- urteilt wurden, sind vollständig amnestiert worden. Eine Expedition nach Zentralafrika AP. Eine österreichische Expedition unter Führung von Dr. Ealph Eberl-Elber hat sich nach Zentralafrika aufgemacht. Sie will den schwärzesten Erdteil dort, wo er am schwärzesten ist, wo es aber noch zwei weiße Flecken gibt, einer systematischen Durchforschung unterziehen. Das sind Rio de Oro und das Gebiet zwischen Liberia und der Elfenbeinküste . Dies wird das erste Ziel der Expedition sein, die Mitte Jänner in Monrovia , der Hauptstadt von Liberia , eintreffen wird. Es sind die Gebiete merkwürdiger Negersekten mit grausigmystischen Riten, in denen sich in überraschender Weise nordafrikanische und vorderasiatische Einflüsse mischen. Sie deuten auf die Spur einer Völ- kerwanderung in Afrika . Die dortigen Stämme unterscheiden sich nämlich stark von ihren Nachbarn. Sie haben Wohnhäuser mit getrennten Arbeits-, Schlaf-, Aufenthalts- und Kochräumen und zeigen ein erstaunliches Können im Anfertigen von Schnitzereien und Plastiken. Die Bewohner treiben einen Sonnenkult und haben den Tanz zu einer hohen Stufe entwickelt. Vereinzelt sind auch noch Kannibalen anzutreffen. Während der großen Trockenheit von Jänner bis Mai will die Expedition ins Innere Vordringen. Mit einer Schmalspurbahn werden die Forscher nach Kankan gelangen und von dort einen 500 Kilometer langen Fußmarsch antreten. Dr. Eberl-Elber wird Filmaufnahmen Herstellen, die dann nicht an der Küste gestellt, sondern tatsächlich im Innern des Landes, mitten unter den Eingeborenen, ausgenommen werden. Die Polizei-er Wüste Bet de« auSsterbenden Buschmännern In den Wüsten und Buschgebieten deS südlichen Afrika gibt es eine recht absonderlich« Poli- zei. In mancher Hinsicht ist sie wohl die beste: Polizei der Welt, und doch wird sie nicht mehr! lange bestehen. Sie ist zum Aussterben verur«' teilt. Dies« sonderbare Polizei besteht durchaus; aus Buschmännern, jenen Ureinwohnern des Schwarzen Erdteils, deffen Herren sie wohl auch waren, ehe sie von anderen Völkern verdrängt! wurden. Heute gibt es alles in allem kaum noch! fünfzehntausend Buschmänner, und aus ihnen| wählen sich jetzt die Engländer, die die erstaunliche Geschicklichkeit und kriminalistische Begabung! dieses sterbenden Volkes erkannt haben, ihre Forst-! und Wüstenpolizei. Denn abgesehen davon, daß! die Buschmänner bei weitem die intelligentesten und verläßlichsten Eingeborenen Afrikas find, verfügen sie über eine fast unglaubliche Fähigkeit deS Fährtenlesens, wie sie von keinem zweiten Volk der Welt erreicht wird. Diese Begabung geht bei den Buschmännern so weit, daß Fußspuxen für sie ganz die Bedeutung haben, wie Fingerabdrücke für die Kriminalisten der Kulturländer. Gift»nd Schwindsucht Nicht alle Buschmänner find Gendarmen ihrer weißen Herren. Ganz tief im Innern Afri kas wohnt noch ein fleineS Häuflein von ihnen als freies Volk.. ES sind ihrer kaum, mehr als fünftausend und sie werden von Jahr zu Jahr weniger,'denn waS die furchtbare Seuche ihres Stammes— die Tuberkulose — verschont, das fällt früher oder später der blutigen Fehde zum Opfer, die zwischen den beiden großen Sippen der afrikanischen Buschmänner herrscht. Ost-Kung und Nord-Kung nennen sich die beiden Sippen, die jrüher von einem gemeinsamen Häuptling be herrscht wurden, der die Jagdreviere aufteilte. Als aber die Buschmänner im Laufe der Zeit immer mehr von ihren Jagdgebieten an andere Völker abgeben muhten, blieb für alle nicht mehr genug Jagdgrund. Sie spalteten sich in zwei Sippen, die seither einander unerbittlich bekämpfen. Jeder Buschmann, der wagt, daS Gebiet der feindlichen Sippe auch nur zu beirrten, muß darauf gefaßt sein, mit den furchtbaren vergifteten Pfeilen Bekanntschaft zu machen, deren Wunden fast sicheren, qualvollen Tod bedeuten. Diese vergifteten Pfeile bilden übrigens die einzigen Waffen der wilden Buschmänner. Nach uralten Rezepten, die streng geheimgehalten werden, wird das Gift, mit dem die Pfeilspitzen bestrichen werden, hergestellt, aber auch jetzt noch sitzen die Medizinmänner tagelang über den Versuchen zur Herstellung neuer, noch wirksamerer Giftmischungen. Wird ein Mensch von solch einem TodeSpfefl getroffen» dann werden sofort zahlreiche Einschnitte an der getroffenen Stelle in die Haut gemacht, aus denen unter Beschwörungen das Blut gesaugt wird. Dann muß der Getroffene vierundzwanzig Stunden ununterbrochen, ohne zu rasten, umhergehen. ES scheint aber, daß selbst diese drastische Kur nicht viel nützt, denn die meisten der von den Giftpfeilen getroffenen Buschmännern sterben bald unter grausamen Qualen. Bon der Wirkung dieses Pfeflgistes kann man sich einen Begriff machen, wenn man erfährt, daß selbst Elefanten ihm zum Opfer fallen. Freilich genügt nicht ein einzelner Schutz, um den gewaltiges Dickhäuter zur Strecke zu bringen. Der Buschmann nimmt am frühen Morgen die Fährte deS Tieres auf und verfolgt es, bis er Gelegenheit hat, eS mit einem oder mehreren seiner Pfeile zu treffen. Erst am nächsten Tage folgt dann die ganze Rotte der Buschmänner dem angeschosienen Tier, daS gewöhnlich schon verendet aufgefunden wird. Die Stelle, an der der giftige Pfefl eindrang, wirb herauSgeschniften, um eine Ueber- tragung auf den Menschen zu verhindern. DaS Fleisch so erlegter Tiere bildet fast ausschließlich die Nahrung der Buschleute, die keinerlei Ackerbau treiben. Ihre einzige Pflanzennahrung besteht auS großen wasserhaltigen Zwiebeln und Knollen, die sie auf freiem Felde finden. Der„Große Kapitän" schickt Regen Diese Feldfrüchte haben auch noch eine andere und noch größere Bedeutung für die Buschmänner. In Jahren der Dürre sind die Frücht - daS einzige, womit die Leute wenigstens auf kurze Zett ihren Durst stillen können. Durst und Dürre sind überhaupt die beiden großen Schrecken der Buschleute. Ku nennen die Buschmänner ihren Gott, oder auch den„Großen Kapitän". Er ist der Herr deS Regens, und ihm zu Ehren werden in Zeiten der Dürre efftatische Tänze getanzt. Nach dem Tanz zieht sich der Medizinmann in ddn Busch zurück, um vom„Großen Kapitän" Regen zu reiften. Im Busch findet er— wie er erzählt— einen Faden, der tont Himmel herabhängt. An diesem Faden klettert er bis zum Haus des„Großen Kapitäns" und bittet um Regen. So lange Reibt er oben, bis der Regen wirflich kommt. Und da der Medizinmann wirflich nicht eher zu seinem Stamme zurückkehrt, als es regnet, genießt er den Ruf eines großen Zauberers.(Natürlich würde es niemand wagen, dem Medizinmann in den Busch nachzugehen, um sich den Trick mit dem Faden anzusehen.) Außer dem„Großen Kapitän" gibt eS noch eine Reihe von mächtigen Geistern, deren Lagerfeuer die Sterne sind: Wassergeister, Buschgeister und schließlich die gefürchteten„Tsao", die Krankheitsgeister. Das find winzige gelbe Männchen mit einem großen Bauch, die in den Körper eindringen und dadurch die Krankheiten verursachen. Auch sie werden— wie alles Unheil— am besten durch religiöse Tänze deu Medizinmänner gebannt. GBting kamr nicht ans dem Salonwagen Den nationalsozialistischen Ministern passieren gelegentlich kleine„Betriebsunfälle". Besonders häufig sind diese beiHermannGüring. Sein letzter„Unfall" hatte eine mindestens beachtenswerte Vorgeschichte: Hermann Göring war zur Erholung wieder einmal in der Schorfheide, wo er nicht auf Menschen, sondern auf Tiere schießt. Plötzlich aber fiel es ihm ein, daß er noch andere Aufgaben zu erfüllen hat als Böcke zu schießen und er ließ in Ber lin seine„Polizeitruppe Hermann Göring " alarmieren. Er wollte muh Berlin kommen und eine Parade abhalten, sich seiner Garde zeigen. Mit mllitärischer Pünktlichkeit trat denn auch die „Polizeitruppe Hermann Göring " an, alle in Paradeuniform und harrten ihres Thefs. Der allerdings nicht kam. Denn eS war inzwischen der berühmte Betriebsunfall eingetreten. Hermann Göring war, wie es sich für nationalsozialistische Minister gehört, im Salonwagen nach Berlin gereift. Unterwegs hatte er sich die Langweile der Fahrt durch einen guten Tropfen zu vertreiben versucht. Die Fahrt muß entweder sehr langweilig oder aber der Tropfen sehr gut gewesen sein, denn als der Zug im Anhalter Bahnhof in Berlin eintraf, war Minister Hermann Göring — wir bitten wegen des harten Wortes um Entschuldigung — sternhagel besoffen. So stark, daß eS unmöglich war, ihn aus seinem Salonwagen herauszubekommen. Es bliÄb nichts weiter übrig, als den Wagen abzukoppeln, auf ein wtes Geleis zu stellen und dort bis zum nächsten Morgen stehen zu lassen, bis der Herr Minister seinen Rausch ausgeschlafen hatte.— Das ist der Grund, weshalb die Parade der Polizeitruppe Hermann Göring nicht stattfand. Herr Goebbels aber wird aus der Geschichte jetzt eine hübsche Sage machen in der er den artigen Kindern erzählt, wie nationalsozialistische Minister ihr Haupt ruhig in den Schoß jedes Untertanen legen können, wie sie sich einfach auf Bahnhöfen ausschlafen, wenn sie von langer Fahrt ermüdet ihr Reiseziel erreicht haben. AuSlandSkirpital, aber nnr für eine freie Saar ! Aus unterrichteten Finanzkreisen wird mitgeteilt, daß große ausländische Banken und Finanzkonsortien das größte Interesse für die Saar bekunden und zur Investierung größerer Kapitalien zu verhältnismäßig günstigen Zinssätzen bereit sind, aber natürlich nur, wenn das Saarland frei sein wird. In internationalen Finanzkreisen rechnet man so stark mit der Möglichkeit eines Sieges der statuS quo« Front, daß die Dispositionen schon bis in alle Details festgelegt find. . Die Türkisierung. Im türkischen Amtsblatt wurde daS Gesetz über die Familiennamen veröffentlicht! das somit in Geltung getreten ist. Durch dieses Gesetz werden die Familiennamen nicht nur für alle Türken, sondern gleichzeitig auch für die Angehörigen der nationalen Minderheiten eingeführt, die gezwungen sind, ihre bisherigen armenischen, griechischen oder slawischen Familiennamen zu türkisieren. Kein türkischer Staatsangehöriger darf in Zukunft einen Namen haben, der auf—jan(armenisch ), auf —ob,—ev,—iC(slawisch) oder auf—iS,—öS» —aki(griechisch) auslautet. Die große jüdische Bereinigung„Agaminal" hat sich auf„Arka- daschik Uurda" umbenannt und forderte alle jüdischen Bewohner der Türkei auf, ihre bisherige Umgangssprache deS Altspanischen, durch die türkische Sprache zu ersetzen. Wer eine gute Fra« hat— kann mehrere nehmen In der Regel hat ein Buschmann nur ein Wech. Wenn die Gattin aber nichts dagegen hat, darf er auch noch andere Frauen heiraten, so daß die Buschmänner sagen:„Wer eine gute Frau hat, kann mehrere nehmen, wer aber eine böse bat, muß mit der allein zufrieden sein." Eine Ehescheidung kennen die Buschleute nicht. Ein Mann, der es wagte, seine Frau fortzuschicken, würde der Blutrache ihrer Verwandten verfallen, Besonders streng sind die Verbote gegen Inzucht, die Heirat mit den Schwesterkindern des Baiers ist bei Todesstrafe verboten. Jeder Buschmann aber ist verpflichtet, die Tochter des Baterbruders zu heiraten, wenn sic eS verlangt. Da die Boschdamen von diesem Recht natürlich erst dann Gebrauch machen, wenn schon alle Liebesmühe, einen „freiwilligen" Gatten zu bekommen, sich als vergeblich erwiesen hat, gehört dieses Gesetz nicht eben zu den Annehmlichkeiten, und mancher hoffnungsvolle Buschjüngling nimmt ein tristes Ende an der Seite einer ältlichen, aber sitzmgebliebenen Base Reicher Kindersegen ist bei den Buschleuten sehr beliebt, aber dennoch werden ihrer von Jahr zu Jahr weniger. Seit die Weißen an den afrikanischen Küsten Fuß gefaßt haben, ziehen sich dir scheuen Buschmänner immer tiefer in das Innere des Landes zurück, immer fleiner und unergiebiger werden chre'Jagdgründe, immer furchtbarer der Todeskampf der Stämme um das Jagdrecht. Der Rest, der den verzweifelten Kampf um den Boden überlebt hat, fällt früher oder später der tückischen Schwindsucht zum Opfer. Neber ein kurzes werden die Buschmänner den Weg gegangen sein, den die Indianer im Westen, die Polvnesier im Fernen Osten gehen: am Nachthimmel wird der letzte Buschmann sein fleineS, blinkendes Lagerfeuer entzünden. Hans Fischer.
Ausgabe
15 (8.1.1935) 6
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