«r. 12
DienStag, 15. Jänner 1935
Sette 3
unmittelbar wirkende Maßnahmen, als durch öffentliche Arbeite» und Unterstützung bestehender Industrien, einigermaßen zu lindem. Als selche unmittelbar wirkende Maßnahmen bezeichnet die Konferenz die vermehrte Zuweisung von EmShmngSkartm und die Erteilung von staatlichen Austrägrn an die in Frage kommenden Industrien. Nicht minder wichtig ist die Schaffung von Arbeitsgelegenheit durch Sffmtliche Arbeiten, welche einem Teile der Arbeitslosen Brot»ad Erwerb schaf- fm könnte. Mit ganz besonderer Intensität verwerft die Konferenz auf die Lage der Jugend und fordert für dieselbe vor allem bezüglich der Zuweisung von Er- nihmngSkartm die Aufhebung der Bestimmung, daß die BoranSsetzung für die Zuweisung dieser Kartm die dreimonatliche Krankenversichemng ist. Die Konferenz beauftragt die KreiSvertretuug, gemeinsam mit den Parlamentariern und den KreiS- gewerkschaftskommisiionen alle? z« tun, um dm schwer bedrohten Bezirken in dem oben angeführten Sinne z« Hilfe z» kommen. Die Konferenz hat damit den Weg gezeigt, der beschritten werden muß, wenn man nicht will, daß das Erzgebirge vollkommen verelendet. Die Not in diesem Gebiet ist ungeheuerlich und ver-- lmrgt rasche Hilfe. Wir hoffen, daß die verantwortlichen Faktoren im Staate nicht zögern werden, zu tun, was getan werden muß.
fudetendcutscftcr Zeitspiegel
erz
viele Glück
der Konferenz vorlegte und die einstimmig angenommen wurde. Sie lautet: Am 13. Jänner 1935 fand in Komata « ein« Konferenz der sozialdrmokratischm Pertrauensmänner der GerichtSbezirke Katharinaterg, SebastianS- berg unter Teilnahme der fozialdemokratifchm KreiS- vcrtrctung und Parlamentarier des Kreises sowie der Vertreter der Gewerkschaftskommiffionm Teplitz- Schöna» und Komotau statt. Diese Konferenz wurde durch die Rot des in Frage kommenden Gebiete- veranlaßt, welche nachgeradrz« ein Ausmaß erreicht hat, das nicht nur dir vitalsten LebmSinterrffen der Bevölkerung, sondern auch dir Interessen deS Staates in diesem Gebiete bedroht. Infolge der wirtschaftlichen Entwicklung ist di« Industrie dieses Gebietes nahezu verschwunden, die Landwirtschaft als Folge von Mißernten und PrriS- rückgängm schwer bedroht. Der Lebmsstandard der Bevölkerung, inSbesondrrS der Jugend, ist derart gesunken, daß heute schon ohne Uebertreibung von einer llntrremährung nahezu der gesamten Bevölkerung gesprochen werden kann. Die finanziellm Mittel der Gemeinden sind vollständig erschöpft- Die Konferenz erhebt daher an die staatlichen Behörden dir Fordernng, dm Rotstand, sowohl durch
Aus Leitmeritz wird uns dazu gemeldet: Am Samstag nachmittags überbrachte Minister Spina dem Jubilar seine und der Regierung Glückwünsche. Von der Gemeindevertretung ist eine feierliche Sitzung einberufen worden, in der die Glückwünsche des Kollegiums und der Behörden zum Ausdruck gebracht werden. Bürgermeister Kkepek erklärte, als er von den Vorbereitungen der verschiedenen Ehrungen erfuhr, man möge ihn in Ruhe lassen, er wäre alt genug geworden, habe Ehrenstellen genügend bekleidet und für seine öffentliche und politische Tätigkeit bereits Anerkennung zur Genüge erhalten.
Vermißt Seit dem 10. Jänner wird der 1 5 j äh« rigeStudentder Handelsakademie H e i n- richJirousch aus Pihanken Nr. 97 bei Tep- litz-Schönau vermißt. Sein Vater ersucht, zweckdienliche Nachrichten über den Vermißten ihm, der Gendarmerie, oder der Polizei mitzuteilen.
Um den deutschen Sender In steigendem Maße wird von der tschechischen Presse die Berechtigung unseres Rufes nach einem selbständigen deutschen Sender in der Tschecho slowakei anerkannt. Ein Verdienst um diesen Fortschritt hat sich die reichsdeutsche Rundfunkpropaganda erworben, welche in der letzten Zeit unablässig falsche Meldungen über die Tschechoslowakei verbreitet. Nach dem Prävo Lidu", welches wir dieser Tage zitierten, hat auch das„Ceskö Slovo" diese Tatsache festgestellt. Genosse Abg. Neöas vertrat Sonntag im„Närodni Osvobozeni" nochmals die Notwendigkeit der Schaffung eines deutschen Senders, dessen Aufgabe es wäre, in positivem Sinne demokratische Propaganda zu machen. In demselben Sinne schreibt auch die Pilsner»Nova Doba", welche als Ort des Senders Teplitz-1 Schönau vorschlägt.
Bergmannslos. Im Albert HI-Schacht bei K a r b i tz wurde bei seiner Arbeit ein Bergmann so schwer verletzt, daß er dem Krankenhaus zugeführt werden mußte. Soldat erschießt sich. In L e i t m e r i tz erschoß sich der Soldat Karl B l e ch a des Art.- Reg. Nr. 3. Die Ursachen der Tat werden untersucht.
Sozialistische Jugend im Vormarsch In den letzten Wochen werden in die tschechi scheu Blätter Nachrichten über große Schwierigkeiten innerhalb der sozialistischen Jugendbewegung lanciert. Nach diesen Meldungen laufen die sozialistischen Jugendlichen in Massen zur Hen- leinfront über. Besonders bedauerlich ist, daß sich auch ein angesehenes tschechisches Blatt durch diese Behauptungen düpieren ließ. Von einer Mitgliederflut aus dem Sozialistischen Jugendverband kann nicht die Rede sein. Im Gegenteil! Er gewinnt ununterbrochen neue Mitglieder. DaS eben begonnene„Jahr der Kameradschaft" hat auch auf dem Gebiete der Werbung großen Erfolg. Die Karlsbader Kreisorganisa« tion führt im„Jahr der Kameradschaft" einen Wettbewerb durch. Hier ist der vorläufige Bericht darüber: »Im dritten Monat des sozialistischen Wettbewerbs erreichte die Zahl der Reuaufnahnien in den Ortsgruppen die beachtliche Zahl von 578. Alle unsere Erwartungen sind bei weitem übertroffen worden. In drei Orten wurden im Monat Dezember neue Ortsgruppen gegründet, und zwar in Altrohlau , Lanz und Krugsreuth."
Kreiswintersportfest in Rothau Am 12. und 13. Jänner fand in Rothau das Kreiswintersportfest unserer Arbeitersportler statt. Es waren elf Mannschaften und 177 Wettkämpfer am Start. Mim Freundschaftsabend am Samstag war das Rothauer Kino voll besetzt. Zum Springen waren über 2500 Menschen als Zuschauer gekommen, doch behinderte Neuschnee und ständiger Schneefall das Springen stark. Bier Springer erreichten die 40-Metcr- Grenze. Sieger wurde Held- Abertham, den 10»Km.-Lauf gewann der Rothauer Laufman n, gefolgt von Fink- Merkclsgrün und Unger- Rothau. Kommenden Sonntag werden sechs Springer und vier Läufer aus Westböhmen in Eisenstein gegen die tschechischen Arbeitersportler starten.
Bürgersöhne alt Einbrecher Seit mehr als einem Jahre werden in Karls bad Geschäftseinbrüche verübt. Die Anzeigen häuften sich, doch trotz aller Mühe war es nicht ! möglich, der.Läter habhaft zu wertzen. Alle nur irgendwie verdächttgen Personen wurden beobachtet, doch hörten die Einbrüche nicht auf, sie wurden sogar bei hellichtem Tage verübt. Einigen Kriminalbeamten fiel es nun auf, daß sie bei ihren nächtlichen Streifzügen immer denselben ihnen bekannten jungen Leuten begegneten. Sie interessierten sich für die Burschen, doch zum Einschreiten fehlte jede Handhabe, und es ist ja nichts Außergewöhnliches, daß junge Leut« in den Abendstunden Herumstreifen. Die Eltern der Burschen sind übrigens durchwegs sehr geachtete Leute, so daß ein Verdacht schwer aufkommen konnte. Nun war eS aber eigenttimlich, daß immer in der Nähe des OrteS, an dem die Burschen gesehen wurden, in der gleichen Nacht ein Einbruch verübt wurde, und die Kriminalpolizei entschloß sich nun, sich einige der Burschen näher anzusehen. Mi einem gewissen S. wurde in der Wohnung Nachschau gehalten und dabei Dinge gefunden, die unbedingt aus Einbrüchen herrühren mußten. Dem Eingeständnis, an Einbrüchen beteiligt gewesen zu sein, folgte die Bekanntgabe der Komplicen und bald waren acht junge Burschen ausgeforscht und verhaftet. Ein neunter weilt gegenwärtig auf Besuch in Wien , ihm wurde ein Steckbrief nachgeschickt. Es handelt sich durchwegs um Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren, Angehörige unbescholtenem auch wohlhabender Karlsbader Familien. Einmal gefaßt, gaben sie eine lange Liste von Einbrüchen zu und nannten auch den eigentlichen Führer der Bande, den 40 Jahre alten Tennistrainer Anton Bokak, der nicht nur die Einbruchsgelegenheiten auskundschaftete, sondern auch wertvollere Gegenstände zum Verkauf übernahm und einen Teil des Erlöses den Einbrechern gab, die davon ihre Bedürfnisse bestritten. Bemerkenswert ist, daß alle Burschen, die aus der oberen Stadt stammen, der Polizei mehr oder weniger bekannt sind. Sie sind nämlich auch gelernte Hakenkreuzler.
Grenzland In Not Sterbende Gemeinden im Erzgebirge — Notstandskonferenz in Komotau fordert dringend Hilfsmaßnahmen Es gibt in der Tschechoslowakei wohl kaum Subventionierung die^ Lag« der Spielzeugwaren- eine Gemeinde, die die Auswirkungen der nun be- j' reits fünf Jahre währenden Wirtschaftskrise nicht spüren würde. Alle Gebiete der Republik wurden ja von der Krise betroffen, am schwersten abtt\ zweifellos das hochindustrialisierte R a n d g e-! biet. Hier jedoch ist sicherlich das Erz gebirge am stärksten mitbeteiligt und das aus mannigfachen Gründen. Das Erzgebirge war schon im alten Oesterreich ausgesprochenes Elendsgebiet und die Verhältnisse dort haben sich seither nur noch gewaltig verschlimmert. In manchen Gemein den ist inzwischen die Notlage geradezu katastro phal geworden, so z. B. in den Gerichtsbezirken Sebastiansberg und Katharina- b e r g, weshalb unsere Partei sich veranlaßt sah, eine eigene Konferenz einzuberufen, um zu be raten, wie diesem Notstand endlich einmal Ivirksam gesteuert werden könnte. Tie Konferenz hat am Sonntag in K o m o t a u stattgefunden und ein erschreckendes Bild von der Trostlosigkeit der Süuation in dem erwähnten Gebiet entrollt. An wesend waren auf dieser Tagung außer den sozialdemokratischen Parlamentariern(Dr. Ho« l i t s ch e r, Dr. Heller, Kaufmann, Kremser), den maßgebenden Kreis- und Be- zirksfunttionären und den Delegierten der Kreis- gewerkschastskommissionen Komotau und Teplitz die Vertreter der Gemeinden Sonnenberg, Neudorfi. E„ Sebastiansberg , Natschung, Kienhaid, Kallich, Brandsu, Katharinaberg und Ge- birgSneudorf, sowie einige tschechische Ge nossen, darunter der Abg. Dr. Leo Winter. Das einleitende Referat auf der Konferenz, in der Genosse Kremser, Teplitz, den Vorsitz führte, erstattete Genosse Abg. Kaufmann, dessen Ausführungen durch die Berichte der Dele gierten aus den Gemeinden entsprechend ergänzt wurden. Die Redner skizzierten in knappen Um rissen die verschiedenen Ursachen, die zur Verschär fung der Not in diesem Teile der Republik wesent lich beigetragen haben. Wir geben nachstehend die Schilderungen in kurzer Zusammenfassung wieder: Heimindustrie und Sachsengängerei zu Ende Durch die wirtschaftliche und polittsche Entwick lung der NachkriegSjahre und durch die Folgeerschei nungen der gegenwärttgen Weltwirtschaftskrise sind die altgewohnten Erwerbsmöglichketten der Erzgebirg ler fast vollständig verschüttet worden. Bis zum Kriege konnte sich der Großteil der erzgebirgischen Bevölkerung noch selbständig, wenn auch recht not dürftig, ernähren. Ein bißchen Landwirtschaft, deren Erträgnisse freilich hier im Gebirge immer sehr karg waren, bot, verbunden mit einer einst blühenden Heimindustrie, den meisten Bewohnern eine zwar bescheiden«,«über doch verhältnismäßig sichere Existenzgrundlage. Der Rest fand Beschäftigung m der Industrie, vor allem im benachbarten Sach sen. oder in der Forst» und Wa ld wiri sch a f t. Das alles ist heute grundlegend anders ge worden. Die Heimindustrie(Spitzenklöppelei, Posamenten) liegt vollständig brach, di« Sachsengängerei hat ganz aufgehört, die wenigen Industriebetriebe, die es im Ge birge noch gibt, arbeiten, wenn überhaupt, bei stark reduziertem Belegstand und natürlich verkürzt, und auch in den Wäldern ist nur noch wenig, dabei sehr schlecht bezahlte Ar beit zu haben. Die größere Hälfte der Bevölkerung besitzt heute kein Erwerbseinkommen mehr, ist als« zur Gänze auf die Unterstützung auS öffentlichen MU. teln angewiesen. Und diese sind völlig unzurei chend. da die Gemeinden finanziell der art erschöpft sind, daß sie zu den ungenügenden staatlichen Hilfsmaßnahmen aus eigenem nichts bei tragen können. So kommt es, daß viele Erzgebirgler in ihrer Heimat sich trotz ihrer schon sprichwörtlichen Anspruchslosigkeit nicht mehr behaupten können und gezwungen find, auSzuwandern. Die Be völkerung im Grenzgebiet geht ständig zu rück. Das zeigt sich besonders kratz in Sonnen berg und in N a t s ch u n g, ist aber auch in den| andern Gemeinden eine natürliche Erscheinung ge worden. Natschung, um ein Beispiel anzuführen. zählte 1818 noch 1270 Einwohner, heute nurmehr 849. Keine Mittel- kein Verständnis Die Beschäftigungsmöglichkeiten haben sich in den Dörfern und Städten des Erzgebirges außerordent lich verringert. In Neudorf waren früher viele Bewohner bei der Bahn als Oberbauarbeiter beschäf tigt. Jetzt können sie nicht einmal mehr als Schnee schaufler im Winter ein paar Kronen verdienen, weil dazu fast ausschließlich tschechische Arbeiter verwendet werden. In Sebastiansberg sind die Korb flechterei und das Torfwerk die hauptsächlichen wirt schaftlichen Grundlagen für die Mvölkerung. Hier fehlt es wieder an genügend Absatz. Einige Staats austräge würden hier wertvolle Hilfe bringen. Das selbe gilt für die"agelindustrie in Natschung, die durch Austräge auch seitens der Bergbauunterneh mungen wieder etwas belebt werden könnte. Auch im Kupferwerk F. Ä Lanae in Brandau könnte die Belegschaft auf den früheren Stand(300) gebracht werden, wenn genügend Aufträge vorhanden wären. Die Metallwarenerzeugung Hänl in Brandau wäre trotz der Krise imstande, ihren Betrieb zu erweitern wenn eS ihr möglich gemacht würde, drei alte Maschi nen aus dem Schwesterbetrieb im Reich zollftei einzu führen. Der Amtsschimmel verhindert eS leider. In Katharinaberg ließe sich durch entsprechend«
\ Industrie bedeutend verbessern und in allen Gemeinden liegen überdies Projefte von Notstandsarbeiten I(Straßenbauten, Kanalisierungen) vor, deren Reali« ■ sierung den zahlreichen Arbeitslosen im Gebirge ! Wenigstens für eine geraume Zett Beschäftigung und damit Brot geben würde. Es fehlen aber überall die Mittel und bedauerlicherweise auch das notwendige Verständnis bei den hier In Frage kommenden Faktoren, insbesondere bei der löblichen Bürokratie. Verschuldete Gemeinden Die Gemeinden befinden sich in der denkbar ungünstigsten finanziellen Lage. Einige sind arg verschuldet: Bor allem Sonnenberg, das jährlich nicht weniger als 108.000 KL nur für Zinsen und Annuitäten aufbringen soll. Dazu ist es selbstverständlich außerstande und darum ist heute eine Zwangsverwaltung dort, die aber auch nichts besser machen kann. N e u d o r f hat 800.000 KL Schulden, verursacht durch die Einführung des elektrischen Lichtes. Die Neudorfer müssen für die Kilowattstunde Lichtftrom 7 KL bezahlen, also doppelt soviel wie anderswo, und dennoch kommt die Gemeinde aus der Finanzmisere nicht heraus. Die Einnahmen auch der übrigen Gemeinden sind gegenwärtig so gering, daß sie kaum ausreichen, um damit die rein gesetzlichen Verpflichtungen zu erfüllen. Für soziale Fürsorge bleibt oft so gut wie nichts übrig. Da und dort könnten immerhin Notstandsarbeiten durchgeführt werden eS find sogar, wie schon oben erwähnt, genehmigte Projefte hier, auch Subventionen sind bereits zugesichert. aber«s findet sich keine Geldanstalt, die diesen armen Gemeinden ein Darlehen gewähren würde. Keine Bank will das Risiko übernehmen, in das gebirgische Notstandsgebiet Geld zu verborgen. Beschwerden über die ErnahrungsaKtton Inzwischen hungern dort die Menschen, schon seit Jahren arbeitslos. Wenn sie
sind haben, bekommen sie manchmal eine kleine Gelegenheitsarbeit. Die meisten sind ausschließlich auf die Arbeitslosenunterstützung angewiesen. Nicht alle aber erhalten sie—„dank" unserer Bürokratie, die auch im schwersten Krisenwinter noch immer papierne Paragraphen über die Menschen stellt. In Bran- d a u z. B. gibt es 458 registrierte Arbeitslose. Davon beziehen 145 die Unterstützung nach dem Genter System. 116 erhalten Ernährungskorten— und 197 bekommen nichts, weil die Betreffenden entweder eia kleines Häuschen haben, von dem sie natürlich nichts abbeißen können, oder weil in der Familie noch irgendjemand im Bezüge einer Unterstützung, und sei es auch nur die Krisenunterstützung in der Höhe von 25 bis 40 KL. steht. In K a t h a» rinaberg sind 286 Arbeitslose gemeldet, von denen 112 aus den Listen der Lebensmittelkarienbezieher •\ auS den gleichen Gründen g e st r i ch e n wurden. : I Im politischen Bezirk Brüx, das kam in der •| Debatte immer wieder zum Ausdruck, wird in der ErnährungSaftion überhaupt unerhört rigoros vorgegangen. Die Bezirksbehörde dort scheint keine ' Ahnung zu haben, wie eS heute im Erzgebirge aus- ' sieht, denn sonst müßte sie bei der Verteilung der Karten einen ganz anderen Maßstab anlegen. Wenn «in Erzgebirgler als Holzarbeiter im Wald Beschäf- tigung bekommt, wird er sofort auS der Ernährungsaktion ausgeschieden. Bis zur ersten Lohnauszahluna vergehen aber ost sechs bis sieben Wochen und niemand fragt darnach, wovon die armen Menschen in der Zwischenzeit leben sollen. Gerade hinsichtlich der E r- näbrungSaktion wurden in der Konferenz immer wieder bittere Beschwerden laut. Hier gründlich Wandel zu schaffen, muß eine der erster. Aufgaben sein. Gs mutz geholfen«erde«! Es sprachen auf der Tagung die Genossen' Roscher, Körner und Arbeit, Natschung, Krippner und Bretfeld, Brandau, Muck und Grund, Katharinaberg, Peter, Sebastiansberg, Eckert, Gebirgsneudorf, Bretfeld und Seifert, Kienhaid, Schwarz, Neudorf i. E., S i e g l, Sonnenberg , P e r n e r und Reichl, Komotau. Anschließend erklärte Genosse Dr. Leo Winter, daß die tschechische Sozialdemokratie alle Bemühungen unserer Partei, die darauf gerichtet sind, das Los der armen Erzgebirgler zu verbessern, auf das tatkräftig st e unterstützen wird. Daß hier Hilfe geschaffen werden mutz, ist selbstverständlich. Sie ist im Grenzgebiet, wo die haken- kreuzlerische Agitatton besonders rührig ist, erst recht notwendig, nicht nur aus sozialen, sondern auch aus staatspolitischen Gründen. Die beiden sozialdemokratischen Parteien werden in der Regie- > rung alles daransetzen , damit auch das Elend im Erzgebirge endlich durchgreifende Linderung erfährt. Was zu tun ist, liegt nach dem Borhergesagten auf der Hand. Das Nächste und Wichtigste ist, eine bessere Dotierung der Erzgebirgsgemeinden aus der Ernährungsaktion, wenigstens über die Wintermonate. Notwendig ist ferner eine weitgehende Förderung der im Erzgebirge befindlichen Industriezweige durch Staafsaufträge, Subventionen oder Exportprämien. Außerdem muß alles versucht werden, um Notstandsarbeiten zu ermöglichen. Die erforderlichen Mittel hiefür müssen aufgebracht werden. In diesem Sinne spricht sich auch eine Reso- ' lution aus, die Genosse Senator Dr. Heller 1
Franz Kfepek— ein Achtziger Der Ehrenobmann des Bundes der Land wirte und Bürgermeister von Leitmeritz, Franz Kkepek, feiert dieser Tage seinen achtzigsten Geburtstag. Kkepek gehört zu den markantesten Gestalten der sudetendeutschen Politik. Er war der Begründer des deutschbürgerlichen Aktivismus und hat seine politische Grundeinstellung mit einer Kon- fequenz verfochten, die auch dem Andersgesinnten Achtung abnötigt. Die politische Zusammenarbeit der deutschen und tschechischen Bauern ins Werk zu setzen, betrachtete er als eine Lebensaufgabe und er hat ihr mit allen Kräften gedient. Auch in Zeiten des Schwankens bekannte er sich zur Demo- kratie und er gehört zu den wenigen deutschen Bauernführern, die in entschiedener Weise gegen den Totalitätsanspruch Henleins Front machten. Es wäre dem Jubilar zu wünschen, daß seine stets charaktervolle Haltung auch für die jüngere Generation der deutschen Agrarbewegung zum Vorbild wird.