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Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI

IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION   UND VERWALTUNG PRAG   XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. ADMINISTRATION TELEFON 53076. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB. CHEFREDAKTEUR  : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG  .

15. Jahrgang

Donnerstag, 17. Jänner 1935

Im Feber Prozess gegen Differenzen in Genf  

die Schutzbundführer?

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Frankreich   beharrt auf Demilitarisierung der Saar  Übergabe des Gebietes in der zweiten Feberhälfte?

Einzelpreis 70 Heller

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 14

Eine Heilige Allianz für Mitteleuropa  

Von Otto Bauer  

Laval   und Mussolini   haben in Rom  , wie amtlich gemeldet wurde, den mitteleuropäischen Staaten ,, den Abschluß eines Nichtein= mischungsvertrages in die gegenseitigen inneren Ange= legenheiten und die gegenseitige Verpflichtung empfohlen, keine Aktion hervorzus rufen noch zu begünstigen, die zum Zwede hat, die territoriale Unversehrtheit oder das polis tische oder soziale Regime der Teilnehmer staaten gewaltsam anzutasten."

Nach einer Meldung des Tsch. P.-B. aus Wien   soll im Feber- also ein vol. les Jahr nach der Verhaftung der Prozeß gegen die vor dem Aufstand verhafteten Schutzbundführer durchge- Genf  . Die Situng des Völkerbundrates, die Mittwoch um 4 Uhr nachmittags statt­führt werden. Major Eifler, Haupt- finden und sich bereits mit der Liquidierung des Saarproblems befassen sollte, wurde mann Löw und 24 Bezirksführer sol- plötzlich vertagt. Es geschah dies deshalb, weil die französische   Regierung die Frage der len wegen Hochverrats und nach Demilitarisierung des Saargebietes zur Debatte stellte. Nach dem dem Sprengstoffgesetz ange= Artikel 42 und 44 des Versailler Vertrages soll das gesamte deutsche Gebiet auf der linken klagt werden. Rheinseite demilitarisiert werden und es darf auf demselben kein Militär stationiert sein. Ein Jahr haben die Eidbrecher ge­Die französischen   Vertreter führten an, daß Ein weiterer Grund zur Vertagung war die braucht, um gegen einen Bruchteil der die Demilitarisierung auch die Aufhebung der stra- Forderung der deutschen   Regierung, daß gleich willkürlich verhafteten Sozialdemokrategischen Eisenbahnen und alle Einrichtungen auf zeitig mit dem Beschluß über die Rückgliederung Herr Mussolini   ist in der Tat bes fen endlich wenigstens eine Anklage- den Bahnhöfen umfaßt, die zur Ein- und Aus- des Saargebietes an das Reich auch schon das rufen, den mitteleuropäischen Staaten einen schrift zusammenzubringen. Wie die waggonierung von Militärzügen benützt werden Datum dieser Rückgliederung kundgemacht werde. solchen Vertrag zu empfehlen. Er hat seit Jahren Dinge liegen, kann aber selbst dieser könnten. Auch die Wege, Brücken, Kanäle usw. Hiezu bemerkt das Havas- Büro, daß es die österreichischen Heimivehren mit Geld und Prozeß nicht mehr erweisen als die volle können unter bestimmten Umständen als Einrich unmöglich sei, dieses Datum festzusetzen, Waffen unterstützt. Er hat nach dem März 1933 Korrektheit des Vorgehens der ange- tungen angesprochen werden, die von strategischer folange nicht einige unerledigte Fragen einer Re- Dollfuß bewaffnete Hilfe gegen die Nazi zugesagt, klagten Genoffen und die verbrecheri Bedeutung sind. gelung zugeführt werden, woran bereits gearbeitet und den ganzen Einfluß, den er in Wien   dadurch schen Manipulationen ihrer meineidi­Der Vertreter der deutschen   Regierung nimmt werde. Die Finanzfragen betreffenden Teile der erlangt hat, dazu ausgenüßt, um die Fascisierung gen Ankläger, die Desterreich an Mus- su dieser Entmilitarisierung einen ablehnen- römischen Abkommen würden dem Ergebnisse der Desterreichs durchzusehen. Er hat also sehr wirk den Standpunkt ein. solini verschachert und dafür Hunderte Volksabstimmung angepakt werden müssen. sam eine Aftion..hervorgerufen und begünstigt", die zum Zwecke hatte ,,, das politische und soziale Menschenleben geopfert haben! Regime" der österreichischen Demokratie..gelvalt= fam anzutaften". Er hat Oesterreich   gegenüber genau das getan, was er und Laval   jezt zu unter> laffen empfehlen. Der österreichische Fascismus ist das Resultat jener ausländischen Einmischung in die inneren Verhältnisse Oesterreichs  , gegen die sich jetzt die ,, Empfehlung" Mussolinis und Labals wendet. Offenbar war nur gegen die österreichische Demokratie erlaubt, was jetzt gegen den öfter­reichischen Fascismus für unerlaubt erklärt wer­den soll.

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Neuer Hakenkreuzsturm

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in Oesterreich   im Frühjahr

Nach Berichten des P. 2." aus Wien   ist die dortige Regierung darauf gefaßt, daß die Haken­freuzler im Frühjahr wieder ihre Aktionen begin­hen werden. Am 8. Jänner fand nach längerer Pause wieder eine Konferenz der Sicherheitsdirek toren statt, zu welcher aber die Heimatschüßler und die Sturmscharen nicht zugezogen wurden. Gegen­stand der Beratungen waren Abwehrmaßnahmen gegen einen Hakenkreuzüberfall, der nach Berich­

Spätere Verhandlungen in dem unter dem Vorsitz des Baron AI visi tagenden Aus­schuß der französischen   und der deutschen   Experten haben eine Annäherung gebracht. Der Ausschuß beschloß, dem Völkerbund   rat grundsätzlich zu empfehlen, daß das Saar­gebiet zwischen dem 15. Feber und dem 1. März an Deutschland  übergeben werde.

Falls vor Ende Feber noch keine Einigung über alle bisher ungelösten Fragen erzielt werden sollte, wird, wie es heißt, der Völker bundrat zu einer außerordentlichen Tagung einberufen werden, um über die noch nicht erledigten Angelegenheiten zu entscheiden.

Weiters wird behauptet, daß Deutschland   prinzipiell zugestimmt habe, daß die Bestimmun= gen des Versailler Friedensvertrages über die demilitarisierte Zone auf das Saargebiet aus­gedehnt werden, doch habe es den französischen   Vorschlägen, mehrere Verkehrsmittel aufzuheben, die für strategisch wichtig gehalten werden, noch nicht zugestimmt.

Dieses Kompromiß wird Deutschland   zur Annahme vorgelegt werden. Wird es von Deutsch­ land   angenommen, dann werde die Saarfrage bereits auf die Tagesordnung der Donnerstag nachmittags stattfindenden Sihung des Völker bundrates gesetzt werden.

ten, die auf der Konferenz vorgelegt wurden, an der bayrischen Grenze vorbereitet wird. An der Hakenkreuz- Offensive sollen die österreichischen Paris   beharrt auf Garantien Legionäre, deren Verbände bekanntlich nicht auf­

Man müßte allerdings, ehe ein solcher Pakt, wie ihn Laval und Mussolini   den mittel­europäischen Staaten empfehlen, beschlossen wer den wird, doch wohl genauer feststellen, was eigentlich als eine unerlaubte Einmischung in die inneren Verhältnisse Oesterreichs   anzusehen sein Der Genfer   Berichterstatter des., Paris Soir" wird. Vor kurzem erst haben die europäischen erklärt, es sei schiver begreiflich, daß Frankreich   Regierungen eine österreichische Konver= gelöst, sondern nur getarnt wurden, und auch Paris.( Tsch. P.-B.) Die Nachricht von der Festsetzung des Datums der Rückgliederung ion 3 anleihe garantiert, die es der reichsdeutsche Gruppen beteiligt sein. Es soll auch der Verschiebung der Entscheidung des Völkerbund des Saargebietes an Deutschland   zustimmen österreichischen Regierung ermöglicht hat, an in­die Absicht Deutschlands   sein, militärisch einzu- rates über die Saarfrage begegnet in Paris   vol- würde, ohne vorher Garantien über die Re- ſen und Tilgungsraten im Jahre 1935 100 Mil greifen, wenn Italien   oder ein anderer Staat an lem Verständnis. Frankreich   wünscht zwar die gelung der seine Interessen betreffenden wichtigen scheint, eine sehr wirksame Einmischung in die lionen Schilling zu ersparen. Das war, wie uns der österreichischen   Grenze Truppen konzentrieren schnelle und definitive Liquidierung der Saarfrage, Fragen vereinbart und unterzeichnet zu haben. inneren Verhältnisse Oesterreichs  . Der österreichi­sollte, wie dies Italien   nach den Ereignissen im betrachtet es aber als unerläßlich, daß Auch der Schuß jener Minderheiten, sche Fascismus, der überwiegenden Mehrheit des Juli des Vorjahres getan hat. Drei deutsche   Divi- Frankreich bei dieser Liquidierung die Bezahlung die sich gegen den Anschluß des Saargebietes an österreichischen Volkes verhaßt, braucht einen gro­sionen sind an der bayrischen Grenze gegenüber des gesamten im Saargebiet investierten Aufwan- Deutschland oder für den Status quo ausgesproßen und kostspieligen Gewaltapparat, um das Volk Tirol, Salzburg   und Ober- Oesterreich zusammen- des voll gesichert werde. gezogen.

Daß diese Gefahr ernst genommen wird, zeigt die eilige Verstärkung des österreichischen Grenzschutzes durch motorisierte Abteilungen. Man täuscht sich auch nicht darüber, daß im Juli die geheime SA und SS in den Putsch fast nicht ein­gegriffen hat, daß sie aber weiter besteht und Waf­fenlager besitzt.

Nicht weniger flar ist es der Regierung, daß die sozialistische Arbeiterschaft, deren Organisa­tionen nie aufgehört haben zu bestehen, rechtzeitig ibre Rechte geltend machen wird.

ichen haben, müsse genau umschrieben sein.

Schüsse gegen Flüchtlinge

Die Schreckensherrschaft der Sieger

Pari 3. Der Berichterstatter des., Paris   hat eine Zuschrift erhalten, in welcher er von der Soir" meldet aus Forbach   an der französisch- Deutschen Front aufgefordert wird, angen österreichische Konversionsanleihe den österreichis saarländischen Grenze, daß es nach den Erzäh- blicklich zurückzutreten, da sonst lungen von Saarflüchtlingen am Mittwoch vor- feine persönliche Sicherheit mittags im Saargebiet in der Nähe der Grenze zu bedroht wäre. einer Schießerei gekommen ist, bei welcher

zahlreiche Anhänger der sozia listisch- kommunistisen Ein beits front ver I eit wurden. Der Be­richterstatter meldet, daß die Richtigkeit dieser Nachricht bestätigt wurde, daß aber weitere Einzelheiten bisher nicht bekannt sind.

Nazi- Waffenlager entdeckt Wien  . In der Gemeinde Oberregau bei Böcklabruck wurde am Sonntag bei dem Landwirt Stroismayer ein großes nationalsozialistisches In der Umgebung von Toulouse   wurden be­Waffen- und Munitionslager entdeckt. Das Lager reits Maßnahmen zur Aufnahme einer größeren wurde beschlagnahmt und außer dem Bauern wur­den noch zwei aus der Gemeinde stammende natio- Zahl politischer Flüchtlinge aus dem Saargebiet

nalsozialistische Funktionäre verhaftet. Auch in Vöcklabruck   wurden einige Nationalsozialisten, un­ter ihnen auch der Führer Ecker, verhaftet.

Mussolini  

auch noch Kolonialminister! Rom  . Kolonialminister De Bon o ist zurück­getreten und auf Vorschlag Mussolinis vom Kö­nig zum Oberkommissar der beiden ostafrikani­schen Kolonien Italiens  , Eritrea   und So ma I i, ernannt worden.

Die Leitung des Kolonialministeriums hat Mussolini   selbst übernommen.

getroffen.

Franzosen von Nazis bedroht

Paris  . ,, Echo de Paris" veröffentlicht eine Depesche aus Saarbrüden, wonach einige Fran­zosen in den Städten Nittelsbach und Reden von Nationalsozialisten bedroht wurden. 15 Personen ſollen aus ihren Wohnungen vertrieben worden

und deshalb genötigt gewesen sein, in der Schule Unterkunft zu suchen.

Ein Funktionär der Regierungskommission,

niederzuhalten. Die Kosten dieses Gewalts apparates stehen in schreiendem Mißverhältnis zu der wirtschaftlichen Kraft des Landes. Die fascisti­sche Regierung Oesterreichs   kämpft hart mit dem finanziellen Defizit. Sie wäre dem finanziellen Zusammenbruch noch in diesem Jahre nicht ent­gangen, wenn die europäischen   Regierungen nicht durch Uebernahme der Staatsgarantie für die schen Staat um 100 Millionen Schilling im Jahr entlastet hätten. Die Garantie der europäischen   Staaten hat den österreichischen Fascismus bor  Die Zeitungen der Deutschen   Front werfen dem drohenden Finanzbankrott Heimburger vor, daß er einen Beamten der Poli­zeidirektion wegen des Hitlergrußes suspendiert Bezahlung der Kosten des Gea gerettet, ihm die Mittel zur und weiters die Verhaftung dreier Polizisten, die walt apparates, mittels defien über Befehl des Kommandanten der Plebiszit­Polizei Hennessy in der Nacht auf den 15. Jän- niederhält, freigegeben. Unmittel­er das österreichische VoI f ner suspendiert worden waren, rüdgängig bar nach dieser sehr wirksamen Einmischung des gemacht habe. Die Regierungskommission erklärt, Auslandes in die inneren Verhältnisse Oesterreichs  daß die gegen Heimburger erhobenen Vorwürfe empfehlen Mussolini   und Laval   den mittel­unbegründet seien.

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europäischen Staaten die Abschließung eines Ver trages gegen alle Bestrebungen, die das ,, politische In Warschau   sind in den letzten Tagen zahl- oder soziale Regime" des österreichischen Fascis­reiche jüdische Familien eingetroffen, mus ,, antasten" wollen. Offenbar ist die Ein­die aus Furcht vor Repressalien der Nationalso- mischung ausländischer Staaten nur zu Gunsten zialisten das Saargebiet nach der sonntägigen des Fascismus, der das österreichische Volt unter­Abstimmung fluchtartig verlassen haben. drückt, nicht zu Gunsten des Freiheitskampfes des find hier etwa 100 Flüchtlinge aus dem Saar­Sarreguenines,( Lothringen  .) Am Mittwoch österreichischen Volkes erlaubt. gebiet eingetroffen.

fargestellt werden, was als Einmischung in die Aber noch in anderer Hinsicht müßte wohl inneren Verhältnisse Oesterreichs   anzusehen ist. Die fascistische Diktatur ist in Oesterreich   nicht ein­mal eine Diktatur der Bourgeoisie, sondern eine Saarbrücken.( Havas.) Die dem Diktatur des Adels und der Kirche. Eine Adels­

Die Gleichschaltung...

der Direktor für die Angelegenheiten des Innern, Status quo freundlich gegenüber stehenden Blät- diftatur bedarf zwingend der monarchistischen der französische   Staatsbürger Heimburger, ter erscheinen nicht mehr. Spitze. Das Ziel der aristokratischen und flerifalen