Seite 4 Samstag, 26. Jänner 1935 Nr. 22 180 Todesopfer -er Schneestürme in Nordamerika New A o r k. In den Bereinigten Staa­ten dauern die Schneestürme in einer Heftigkeit an, wir man sie seit 50 Jahren nicht beobachten konnte. Der Bevölkerung, namentlich in den süd­lichen Staaten, wo der Mississippi weiter ansteigt, hat sich eine Panik bemächtigt. Durch die Ueber- schwemmung wurde tausenden Personen das ge­samte Hab und Gut fortgrtragen. Die ihnen bisher gewährte Hilfe ist unzureichend. In Rew Bork ist die Temperatur weiter zurückgegangen. In den letzten 36 Stunden sind 12 Personen erfroren. Die Zahl der Todesopfer deS die Bereinigten Staaten heimsuchenden Schneesturmrs hat sich auf 180 erhöht. In dieser Zahl sind die 25 bei der Neberschweinmungskatastrophe auf dem Mississippi »ms Leben Gekommenen nicht inbegriffen. -» Tagcsncuighcttcn Schmuggel als Erwerb und Schmuggel als Vorwand UZHoröd. Freitag zeitlich früh schoß eine Finanzwachepatrouillc aus Vhlok(Bez. Berehovol den 23jährigen Schmuggler Alexander N e- m e t h y aus der Gemeinde Vhlok an, der sich bei einer großen, aus Ungarn eben zurückkehenden Lebensmittel-Schmugglerbande befand. Obwohl er verwundet war, gelang es. ihm dennoch zu flüchten, doch wurde er später verhaftet und in das Berehover Krankenhaus eingeliefert. Kascha«. Die Gendarmerie in Krälodskh Chlumec und Perbenik stellte fest, daß einige Ein­wohner dieser beiden Ortschaften sich mit dem Schmuggel aus Ungarn beschäftigen. Gemeinsam mit der Staatspolizei wurden bei diesen Einwoh­nern überraschende Hausdurchsuchun­gen vorgenommen, die zur Feststellung führten, daß der Schmuggel nur als Vorwand einer anti­staatlichen Tätigkeit gegen unsere Republik diente. Auf Grund des Belastungsmaterials wurden elf Personen, darunter zwei Frauen und zwei Jugendliche, teils aus Krälovskh Chlumec, teils aus Perbenik, verhaftet. " Zn Preußen: 69jahriger hingerichtet Königsberg ;. P. Die Justizprrffestrlle teilt mit: Am 25. Jänner ist in Tilsit der im Jahre 1866 geborene Friedrich Fresdorf hin­gerichtet worden, der wegen Ermordung seiner 71jährigen Ehefrau vom Schwurgericht in Tilsit zum Tode verurteilt wor­den war. Tausende Malaria-Opfer Ottawa . Bancouver wurde nach dreitägigem Schnersturm vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. Auch in die Stadt Victoria in Britisch-Kolumbien war infolge des stürmischen Wetters kein anderer Zugang, als lediglich jener vom Meere aus, möglich. Im Fel- sengebirge sind zahlreiche Züge auf den Strecken, die dnrch Erdrutsche und Lawinen verschüttet wur­den, stecken geblieben. 3n Montenegro 25 Grad Belgrad . Wie diePolitika" berichtet, hat die Kältewelle nunmehr auch die an der Adria gelegenen Teile der Balkanhalbinsel erfaßt. In Montenegro sank das Thermometer in der vorletz­ten Nacht auf minus 25 Grad. Der Skutari-See ist gänzlich zugefrorrn, ein Ereignis, das seit Menschengedenken nicht mehr zu verzeichnen war. Mörderischer Straßenverkehr London . Eine Statistik der Unfälle, die sich in der vergangenen Woche ans öffentlichen Wegen ereigneten, läßt erkennen, daß sich dir Gesamtzahl der Toten und Verwundeten vermindert hat. In ver nbgelaufenen Woche wurden durch Unfälle auf den Straßen 116Menschenge- tötet und 3222 verletzt. In der vorvergange- nen Woche betrug die Zahl der auf dem Gebiete von Großbritannien dnrch Berkrhrsnnfälle getö­teten Personen 138 und die Zahl der Verletz­ten 3285. Keine Lust, Soldat zu sein... London . Einer amtlichen Meldung zufolge weist die Zahl der Rekruten der Territorial- Armee, die sich aus Freiwilligen zusammenseht, im Jahre 1934 einen außerordent­lichen Rückgang auf. Sie betrug 24.900 gegenüber 31.207 im Jahre 1933. Am 1. Jän­ner 1935 betrug die Zahl der Offiziere der Ter- ritorial-Armee 7030, d. i. 1096 weniger als er­forderlich/ Bankrotterklärung. Vor mehr als einem Jahr hat Goebbels stolz den Ausbruch des neuen, des nationalsozialistischen Films ver­kündet. Nach dieser Fanfare war es sehr still ge­worden. Dann kam eine Riesenwelle des gleich­geschalteten Kitschs im deutschen Film. Nun aber liest man in der.offiziellen Nazizeitschrist: WilleundMacht": Alles in allem genommen sind es nicht m e h r a l s ein knappes halbes Dutzend Filme, zu denen man, wenn auch mit diesem oder jenem Vorbehalt,j a" sagen kann. Versucht man diesen Aktivposten in Prozenten der Gesamtproduktion auszu­drücken, so erhall man einen Bruch mit erschreckend vielen Nullen hin­ter dem Komma... Wir haben früher beischlechten Film,en gepfiff en. Heute sind viele von uns still". Ein wertvolles Eingeständnis des nationalsozia- listischen Kunst-Bankrotts. Und die Bllanz der Goebbels -Produktion l Beratung über soziale Studentenfragen. In den Räumen der Deutschen Studentenfürsorge in Prag fand auf Notruf und Wunsch der Vertreter sämtlicher deutscher Studentengruppen eine Be­sprechung statt, an welcher sich die Herren Abg. Dr. Bacher, Abg. Grünzner, Abg. Hacker, Senator Prof. Hilgenreiner, Abg. Prof. Mayr-Harting, Abg. Dr. Peters, Prof. Wanke, Prof. Winter und Dr. Wiener beteiligten. Gegenstand der Versamm­lung war die untragbare Notlage unter den deut­ schen Hochschülern und das Versagen ausreichender Staatshilfe. Prof. Tschermak-Seysenegg befaßte sich mit den Ursachen und Folgen der deutschen Studentennot, welche mit der Verelendung eines ausgesprochenen Notstandsgebietes zu vergleichen ist und berichtete über seine bisherigen Interven­tionen bei den zuständigen Staatsstellen. Tech. Holik brachte den Parlamentariern an Hand des von Studenten zusammengestellten Zahlenmate­rials die ungerechte Verteilung der staatlichen Subventionen"zur Kenntnis, wonach auf die deut­ schen Hochschüler in Prag und Brünn , welche bekanntlich 25 Prozent der Hochschüleranzahl er­reichen, lediglich 8.91 Prozent entfallen. MUC. H a m m e r l hob besonders hervor, daß die deut­ schen Studenten die Besserstellung der tschechischen Kollegen bei der Staatshilfe keineswegs mißnei- den und auch keine Aufbefferung auf deren Kosten verlangen, sondern erwarten, daß der Staat in annähernd gleicher Weise die deutschen Studenten wenigstens vor dem Hunger bewahre. Der Vor­sitzende Prof. Tschermak-Seysenegg dankte'den Er­schienenen für den zugesagten Schutz und gab sei­ner Freude Ausdruck, daß in dieser Notfrage die Vertreter sämtlicher deutscher Parteien einmütig sind in der Auffassung der Dringlichkeit sofortiger staatsicher Hilfsmaßnahmen, Die Gültigkeit der Sonntag-Rückfahrkarte«. Auf zahlreiche Anfragen teilt daS Eisenbahnministe­rium mit, daß die Gültigkeit der Sonntag-Rückfahr­karten heuer für die Dauer der Halbjahrsserien nicht verlängert wird. Es wurde aber für diese Tage die Gültigkeit der für Sportzüge aus Prag nach dem Riesengebirge gerauften Fahrkarten ver­längert. Näheres bei den Personenschaltern und in der Informationskanzlei des Prager Wilsonbahn- hofes. Keine Verkürzung der zweijährigen Präsenz- dienstzeit. Das Nationalverteidigüngsministerium erhält zahlreiche Gesuche um vorzeitigeEnt« l a s s u n g aus dem Präsenzdienst' nach 14 Monaten oder Nachsicht des Restes des Präsenzdienstes von zehn Monaten. Das Gesetz über die Verlängerung der Präsenzdienftzeit auf zwei Jahre hat festgesetzt, daß alle derzeit aktiv dienenden Wehrpflichtigen die volle Präsenzdienstpflicht in der Dauer von 24 Monaten ableiften«rüsten. Den Gesuchen kann daher nicht entsprochen werden, weil sie dem Gesetz zu­widerlaufen Eine schwere Explosion ereignete sich in der Tetralit-Werkstatt der s p a n i s ch e n P u l ver­sa b r ik Farques in der Nähe von Granada . Ein Arbeiter wurde getötet, zwei schwer ver­letzt. Die Explosion war in einem Umkreise von mehreren Kilometern zu hören. Teile einer Nitrat­kammer wurden bis zu zwei Kilometer weit fort­geschleudert und sämtliche Fensterscheiben der Um­gebung zerstört. Colombo (Ceylon ). Dir heftige Malaria- Epidemie hat ifn Distritt K e g a l l allein bisher 2000 Opfer a« Menschenleben gefordert, darunter 1473 Kinder. Die Epidemie ist noch immer nicht im Abflauen begriffen und unter der Bevöl­kerung breitet sich eine Panik aus. Hauptmann sagt aus, Flemington.(Reuter.) Nach Beendigung des Verhörs der von der Anklage geführten Zeugen empfahl einer der Verteidiger Hauptmanns den Geschworenen, Hauptmann freizuspre­chen, weil das Gericht zur Aburteilung Haupt­manns nicht kompetent sei. Der Richter hat dass Gesuch und die Empfehlung des Verteidigers ab­gelehnt. Darauf entgegnete der Verteidiger Haupt- manns mit der Behauptung und dem Anbot dies­bezüglicher Beweise, daß Hauptmann an dem Tage der Entführung des Lindbergh-Kmdes nach Arbeit gesucht und den Abend mit sei­ner Frau, den 2. April, den Tag, an welchem das Lösegeld bezahlt wurde, in Gesellschaft seiner Freunde in seiner Wohnung verbracht habe. Hierauf sagte Hauptmann selbst aus. Er erzählte, daß er im Alter von siebzehneinhalb Jahren Soldat wurde, daß er während des Krieges eine Gasvergiftung erlitten habe, superarbitriert wurde und in Deutschland eine Strafe verbüßt habe. Hierauf sei er auf illegalem Wege nach den Vereinigten Staaten gekommen. Hauptmann be­hauptete, daß er an dem Tage, an welchem das! Lösegeld zur Auszahlung gelangte, 3000 bis 40001 Dollar besessen habe. An dem Tage der Entfüh­rung des Kindes begab er sich zur Arbeit und er habe den Arbeitsplatz um 17 Uhr verlassen. Nach der Aussage des Bäckermeisters Fre- drikson gab es einen aufsehenerregenden Zwischenfall. Der Verteidiger erklärte nämlich, er werde einen Mann vorführen, der in letzter Zeit mit dem tat­sächlichen Entführer des Lindbergh-Kindes Füh­lungnahme gehabt habe und der bezeugen werde, daß Hauptmann nicht der Entführer sei. Dieser Zeuge habe sogar während der ganzen Verhand­lung im Gerichtssaal gesessen. Neuer Angriff Japans gegen China Japanische und mandschurische Streitkräfte, die von Artillerie und Bombenflugzeugen unter­stützt wurden, stießen aus der zu Mandschukuo gehörenden Provinz Jehol gegen die Innere Mongolei in Richtung Tuschikou vor. Obwohl die chinesischen Truppen erbitterten Widerstand leisteten, dürste die Ueberschreitung der Großen Mauer nur noch eine Frage von Tagen sein. Chinesischerseits befürchtet man sogar eine Besetzung der Stadt Peiping, die einst als Haupt­stadt des Reiches der Mitte den Namen Peking trug. Chinas schwache« Bollwerk gegen Japan und das nächste Ziel des japanischen Angriffs ist die G r o tz e M a u e r, die einst einen her­vorragenden strategischen Wert hatte, den heutigen Waffen gegenüber aber so gut wie bedeu­tungslos ist. Mit Hilfe deSPrager Tagblatt" ist alles möglich; durch ein Inserat dort kann man reich, berühmt, glücklich werden, je nach Wunsch. Hat man kein Talent zum Liebhaber, so kann man es auf dem nicht mehr ungewöhnlichen Wege erwer­ben; und hat man keine schriftstellerische Phan­tasie, so hilft einem ein Inserat, durchErsatz" zu Erlebnis und Ruhm zu gelangen. Beispielsweise: Junger Schriftsteller, sucht für einen neuen Roman ein großes Erlebnis. Chiffre:Song of love" haupt­postlagernd gegen Schein. Da sucht also einer.Liebe" als Literaturware oder auch Literatur als Liebesware. Er nennt das »Liebessang" wir nennen s anders... Die Bergungsarbeiten auf der Kohlengrube Oheim" bei K a t t o w i tz wurden am Donners­tag nach fünftägiger Dauer beendet. Die beiden letzten, bei dem Unglück verschütteten Bergarbei­ter konnten nur noch als Leichen geborgen werden. Blutiges Wahlscharmützel. In Algier , hauptsächlich in der Provinz Constantine, kam es bei den Ergänzungswahlen zwischen politischen Gegnern zu Unruhen und Störungen größere« Ausmaßes. Die politischen Gegner sollen beider­seits bewaffnet gewesen sein und sich ein regel­rechtes Scharmützel geliefert haben. Saarsried... In der Stadt Bielefeld , so wird aus Berlin berichtet, ist ein neuer aktueller Vorname erfunden worden u. zw. zur Feier dec Rückkehr der Saar zum Vaterlande. Ein am 15. Jänner in Bielefeld zur Welt gekommenes Kind hat den NamenS a a r f r i e d" erhalten.(Wir wird das bei M ä d ch e n sein? Werden die Saar­friede oder Saara heißen?) Streik. In den Fleischfabriken von vonSaoPaulosind mehrere tausend Arbeiter in den Streik getreten. Kam.vf gegen Bauer«. In Villa Union (Mexiko ) versuchte die Polizei Bauern, die Land widerrechtlich in Besitz genommen hatten, aus ihren Ansiedlungen zu vertreiben. Zwischen 25 Bauern und der Polizei kam es zu eine« Feuergefecht. Drei Bauern wurden getö- t e t und zwei verletzt. Dir bulgarische Volkszählung vom 31. Dezem­ber 1934 ergab in den Städten überall Zuwachs- Di« größte Stadt, Sofia , hat ihre Einwohnerzahl vom Jahre 1926 um rund 100.000 auf 830.500 gesteigert. Die zweitgrößte Stadt ist P l o v d i v (Südbulgarien ) mit 100.000 Einwohnern. Barn« am Schwarzen Meer vermochte seine Einwohnerzahl von 10.000 auf 72.000 zu erhöhen. Es folgen: Ruse a. d. Donau mit 51.000, BurgaS (Handels­hafen) mit 40.000, Stara Zagora mit 35.000. Kostbare Topase. Der Topas ist ein Halbedel­stein, dessen Kristalle selten mehr als 400 Gramm wiegen. Um so bemerkenswerter ist die Sammlung, dir die Akademie der Wissenschaften in Leningrad besitzt. Sie ist die schönste Spezialsammlung solcher Steine ruf der Welt. Dar Gesamtgewicht dieser Sannn- lung bettägt fünf Kilogramm. Der größte Kristall wiegt 1950 Gramm. Drei andere 1288, 529 und 444 Gramm. Die Steine sind durchwegs von schöner Qualität und haben eine herrliche rosige Strohfarbe. Die Steine wurden im vergangenen Jahre in der Ikraine gefunden. Am 13. Dezember 1934 fand eine Gruppe von Goldsuchern in dem goldhalttgen Sand von Olkhovsk in Baschkirien einen solchen Stein, del sogar ein Gewicht von 3228 Gramm hat. Wahrscheinliches Wetter, Samstag: Sehr ver- änderlich, Schauer, von Nordweken her fortschrei- tendeAbkühlung, windig. Wetteraussichten für Sonntag: Fortdauer des unbeständigen Wetters. Vom Rundfunk empfehlenswerte* au* den Programmen, Sonntag: Prag , Sender L.: 7.30: Ueberftagung deS Karlsbader Konzertes, 8.50: Orchesterkonzert, 10.25: Univ.-Prof. Fischer: Moderne künstlerische Ballade, 11: Matinse des Ondricek-OuartettS, 12.15: Bun­tes Programm, 16.45: Chodische Hochzeit, 17.55: Deutsche Sendung auS Ostrau , 19.30: Salonorche- ster, 22.20: Schallplatten. Sender S.: 14.30: Deut­ sche Sendung: Landwirtschaft, 14.48: Arbeiter­funk: Josef Kaut : Bemerkungen zur WirtschaftS- krise, 15: Liederstunde. Brünn 17.80: Leicht« Musik auf Schallplatte«, 21.05: Männerchöre mit Orchesterbegleitung, 22.30: Jazzorchesterkonzert. Mährisch-Ostra« 17.55: Deutsche Sendung: Orche­sterkonzert der Ostrauer Sendestation. Kascha« 18: Zigeunermusik,