Seite S„Sozialdemokrat"Donnerstag, 31. Jänner 1835. Nr. 25Volkswirtschaft und SozialpolitikDie Wetterführung der Citroen-Werke scheintfetzt endgültig gesichert zu sein. Ein Ausschußvon drei Sachverständigen, darunter dem bekannten Reifenfabrikanten Machelin, übernimmt dieLeitung. Zwölf Banken haben sich zusammengetan,um dem Unternehmen einen ersten Vorschuß von80 Millionen zur Verfügung zu stellen. DemDirektionsausschuß ist eine dreimonatige Frist fürdie Reorganisierung des Unternehmens gestellt.Man rechnet mit der baldigen Einstellung sämt-licher Arbeiter.Eiugesendet.70. JahresbcrkNItypotccnlDanka Ccsha(Hypothekenbank des Königr. Böhmen)Hypothekardarlehen 1843 Millionen. Einlagen861 Millionen. Depofiten 2130 Millionen. DieFonds find um 10 Millionen auf 100 Millionengestiegen.In der am 30. Januar 1935 abgehaltenenDirektionssitzung wurden die Rechnungsabschlüsseder Zentrale und der Filiale in Bratislava und derExpositur in Kosice für das Jahr 1934 genehmigt.4Die vorjährigen Ziffern in Klammern).Bilanz:AktivaKassastandSofort fällige Guthaben(Einlagen)WechselEigene EffektenHypothekardarlehenSonstige durch Wertpapiere gedeckte Forderungen(Schuldner)RealitätenTransitorische AktivaInventarDeponierte EffektenKä6,650.011.80(5,734.456.60)136,288.971.07(126,775.410.11)19,831.740.90(28,159.172.70)574,237.066.77(597,905.063.79)1.842,770.849.81(1.897,783.268.88)116,459.325.55(126,115.056.41)10,061.300.—(10,288.873.20)28,921.777.93(27,246.261.86)• 2—2,180,744.984.76(4.979,315.721.29)ZusammenPassivaEigene Reserven nach derErteilung'Betriebsfonds der Filiale inBratiflavaPfandbriefe im UmlaufUnbehobene PfandbriefkuponsEinlagen auf EinlagsbüchernEinlagen in laufender RechnungKreditorenTransitorische Passiva'Deponierte EffektenZusammen4.865,966.030.09KC100,208.686.17(90,151.413.0416,000.000.—(16,000.000.—)1.717,971.100.—(1.732,794.300.—). 872.571.201,140.127.—296,017.159.—(306,211.828.85)565,149.122.01(598,435.022.64)8,088.240.74(1,003.640.46)35,964.166.21(37,599.383.06)2.130,744.984.76(1.979,315.721.29)4.865,966.030.09Verlust- und Gewinn-Konto:D e r l n stXLZinsenKursverlust an EffektenRegieauHlagen u. PensionenSteuern und Gebühren^AbschreibungenReingewinn(zur Gänze deneigenen Reserven zugewiesen)Zusammen115,271.673.39(117,187.538.09)1.804.244.95(8,427.744.76)14,008.171.37(15,212.285.06)1.160.179.95(916.274.30)225.242.20(230.018.10)9,857.729.46(9,859.880.84)142,327.241.82G»e w i n nZinsenRegiebeiträgeDiverse EinnahmenErträgnis der RealitätenXö186,344.193.77(145,106.751.63).4,302.347.87(4,439.826.68)1,339.017.031,859.169.04)341.682.65(378493.80)142,327.241.32ZusammenIn der Bilanz kommt die allgemein beobachteteErscheinung des Abflusses der den Geldanstaltenanvertrauten Mittel zum Ausdruck. Gleichwohl hatdas Sinken der Geldeinlagen um 43.5 Millionen Xiund. das Sinken des Pfandbriefumlaufes um14.8 Millionen Xi kein beachtenswertes Ausmaßangenommen. Allerdings haben bei dieser Sachlagedie strengen Rücksichten auf die Liquidität der Anstalt, und die ständig« Sorge um den Pfandbriefkurswünschenswerte Entwicklung der Darlehenstättgkeitnicht gestattet. Es wurden zwar 27.7 Millionen Xineuer Hypothekardarlehen ausgezahlt, allein dieKapitalsrückzahlungen haben diese Ziffer überschritten und so ist der Stand an Hypothekardar lehen zum erstenmal nach langer Zeit um 55 Millionen Xi.gesunken. Erst im Dezember trat einUmschwung em und die seitherige ununterbrochenerege Nachfrage Nach Pfandbriefen berechtigt zu derHoffnung, daß heuer in stärkerem Maße die Nachfrage nach Hypothekardarlehen befriedigt werdenkann. Das geringe Sinken der Regiebeittäge, derdiversen Einnahmen und des Ertrages der Häuserentspricht den wirtschaftlichen Verhältnissen undwurde durch Regie-Ersparungen wettgemacht. DerZinsenertrag ist geringer, weil im vergangenenJahre eine Verschärfung infolge des Gesetzes überdie Kuponsteuer Z. 47/33 eintrat. Dafür verringertesich infolge des Steigens der Kurse bei den festverzinslichen Papieren der Kursverlust bei den Wertpapieren und so schließt das Gewinnkonto und Verlustkonto mit demselben Ergebnisse wie im Vorjahre,wobei es der Bank möglich war, den Regiebeittagder Hypothekakschuldner in der minimalen Höhevon«in Viertel Prozent beizubehalten.Nur noch wenige Tage- be»nützen Tie diese zum Kaufeines gediegenen Raglansoder Anzuges beiPRAGERSchleichwege der AermstenDie Not der Zeit zwingt die Armen aufseltsame Schleichwege. Jeder dieser Wege ist eineAnklage gegen die Gesellschaft, die für die Be-drängniffe ihrer Millionen keinen Ausweg mehrweiß. In den Vorhallen der P o st a n st altendrängen sich in diesen Wintertagen ausgehungerte,frierende Gestalten, die mit klammen Fingernüber die heißen Rippen der Heizungskörper sttei-chcn; das sind jene Unglücklichen, die keine Kohlekaufen können oder vielleicht auch kein Obdachhaben.In den Einheitspreisgeschäftenkann man andere beobachten, die stundenlang ziellos hin- und herlaufen, um der muffigen Wärmeteilhaft zu werden, die zwischen Verkaufsständenund den immer überfüllten Gängen lagert.Wie Diebe schleichen sie scheu und geducktihren Weg; manchmal müssen sie Käufer markieren, um nicht zu sehr aufzufallen.Und wenn Post und Geschäfte schließen, sinodie für Prag' charakteristischen Durchgängeund Passagen der letzte, unzureichende Hortgegen den fressenden Winterwind.— FürchterlicheZeit, in der die Aermsten sich das Selbstverständlichste— die Wärme zum Leben— gleichsamstehlen müssen! P—.Trolleybusse ab 1. August. In der letztenSitzung der technischen Kommission der Stadt Pragwurde beschlossen, von den drei Alternativen aufLegung einer Trolleybussttecke zwischen derHanspaulka und Stiesovice den offiziellen Antrag der Elektrischen Unternehmungenals Grundlage des amtlichen Verfahrens zu nehmend Dieser Abtrag führt die Strecke von derMätthäus-Kirche durch die Na Pkskäch zur Delvär-ska über den Platz Na Sekhrce zur Unterfahrt derBuschtiehrader Bahn bis zur Remise in Stkesovice.Die zweite Alternative(staatliche Regulierungskommission) beantragt eine Strecke von derSchleife der Elferlinie in Dejvice gegen die Voko-vicer Straße. Sie würde einen Mehraufwand von0.75—1 Mill. XL erfordern, für den jedoch keineBedeckung vorhanden ist. Die dritte Alternative,i die die Strecke zwischen die Blocks 133 und 134verlegt,wurde für weniger geeignet befunden^ Manglaubt, daß es möglich sein wird, die erste Trolleybusstrecke bereits am 1. August in Betrieb zusetzen.Kammerstenographen-KurS. Der Klub der Parlaments- und Kammerstenographen in Prag veranstaltet vom 10. Feber bis 10. Juni einen Frühjahrskurs für tschechische und deutsche Kammerstenographie.Der Unterricht findet zweimal wöchentlich zu je'zweiStunden in der Handels-Akademie in der'Zeit von19 bis 21 Uhr in Prag H statt. Den Unterricht erteilen Parlamentsstenographen. Vorläufige Anmeldungen und Informationen für den Klub erteilen:Dr. Kohäk oder Prof. Peträsek, Prag I, Abgeordnetenhaus.SvrliildeWttMche FraueaorgiinisMnVortrag Josef Hofbauer:„Barbarei— Zivilisation— Kultur"Montag, 4. Feder, 8 Uhr abends im„Monopol".GerlditssaalExzeß in der KrankenkasieDe» Beamten verprügelt— zwei Monate KerkerPrag. Es ist begreiflich, daß der Verkehr zwischen den Organen der Krankenversicherungsanstaltenund deren Klienten nicht immer reibungslos verläuft,Zuweilen arten die Auseinandersetzungen in böserWeise aus und die Folge sind dann Gerichtsverhandlungen wie diese, am Mittwoch vor dem StrafsenatTrost durchgeführte.Der 27jährige Müllergehilfe Josef S u r h warangeklagt des Verbrechens der schweren Körperverletzung. Der Angeklagte, der im Sommer des Vorjahres erkrankt war, erschien am 28.August in» der Kanzlei der Prager Krankenkasse umsein Krankengeld zu beheben. Der Beamte EmilM a t e f k a erklärte ihm, daß die Auszahlung erstnach Prüfung der ärztlichen Berichte erfolgen könneund verttöstete ihn auf einen späteren Zeitpunkt. Mitdiesem Bescheid war Sury aber nicht einverstanden,beschimpfte den Beamten und sprang schließlich durchdie Schalteröffnung in den Dienstraum, wo er überden Beamten Matsjka berfiel und ihn durch Faustschläge ins Gesicht übel zurichtete. Das Endergebnis war, daß man den blutüberströmten Beamten ins Spital schaffte, während der hitzige Angreiferin Untersuchungshaft wanderte. Nach durchgeführterVerhandlung wurde der Angeklagte zu zweiMonaten schweren Ke^rkex-s unbedingt verurteilt. rb.Der FilmJan Svitäk,der Regisseur des Films.Graitdhoiel Nevada"«Ferien vom IchDer süßliche und noch dazu völlig HandlungsleereRoman des verstorbenen schlesischen HeimatdichtersPaul Keller ist unter der hilflosen Regie Hans D e p-p e s zu einem quälend langweiligen Film geworden—mit Darstellern, die entweder schlecht oder schlechtplaciert sind. Unfaßbar, daß man io hundertprozen-tigen Schund über die Grenze geholt hat, um ihn hierzu zeigen.VorträgeEine Albert- Schweitzer-Feier versammelte amDienstag eine große und aufmerksame Gemeinde imgroßen Urania-Saal. Professor Dr. OskarKraus sprach einleitend warme und herzliche Worteder Würdigung, die ein vlasttsches Bild nicht nur derVielseittgkeit Schweitzers, sondern vor allem seinermenschlichen Größe schufen. Stellen aus Briefen,also menschlichste Bekenntnisse, gaben nicht nur Einblick in Schweitzers Arbeit in Lambarene in Zentralafrika. in fein Verhältnis zu den Negern, sie warenauch denen, die ihn aus seinen» Schriften kennen,neue Offenbarung der Denkart dieses eigen- und ein»zigarttgen Menschen. Prof. Kraus setzte sich auchvon seinem theistischen Standpunkte aus mitSchweibers Philosophie auseinander, sehr freundschaftlich. aber seine Polemik mußte in solch engemRahmen sich auf ein paar Sätze beschränken, mußtealso mit Andeutungen sich begnügen und deshalb unzulänglich sein, und sie war auch nicht unbedingt notwendig. Doch gewann die Würdigung Schweitzersdurch einen Redner, der des Gefeierten philosophischeAnschauungen nicht zu teilen vermag, durch diese Abgrenzung bei gleichzeitiger bewundernder Anerkennung seiner erhabenen Menschlichkeit noch an Wärme.— Midi« Pines sprach dann, aus einem bewundernswerten Gedächtnis schövfend. Worte AlbertSchweibers. Erinnerungen und Betrachtungen. DieHörer sahen während sie den Offenbarungen einesgroßen Herzens und eines klaren Verstandes hinae-geben lauschten, wie die Erregung, stärkste innere Anteilnahme, die Sprecherin durchbebte, und sie warengleichermaßen erhoben durch Schönheit der Spracheund Innigkeit des Ausdruckes der Vortragenden wiedurch die erschütternde Wahrhaftigkeit und an dieTiefen des Empfindens rührenden Bekenntnisse einesI großen Einsamen, eines durch sein Denken und durchseine Tat großen Widerparts der Verlogenheit undKälte, der Barbarei und der Sinnlosigkeit der heutigen gesellschaftlichen Verhältnisse. Wer offenenHerzens hörte, kann Schweitzers Mahnung nicht mehraus dem Herzen tilgen. I. H.<Kunst und wissenSpielplan des Deutschen Theater«. Donnerstaghalb 8: Die führende Marke. Ensemblegastspiel Gisela Werbezirk, C 2.— Freitag halb8: I e n u f a, D 1.— Samstag halb 8: DaSLand des Lächelns, neueinstudiert. 82.-Spielpla« der Kleinen Bühne. Donnerstag 8:Schneider Wipp! kontraNapoleon,■— Freitag 8: Kleine Bühne etwasverrückt, Gastspiel Fritz Grünbaun.— Samstag8 Uhr: Kleine Bühne etwas verrückt,Gastspiel Fritz Grünbaum.Lus 6er»artetDeutsche sozialdemottatische BezirkSarganisatia«Prag: RW-Bersammlnng: Montag, den 4. Feber findet im Parteiheim. Rärodni tk. 4, eine Versammlungder RW statt. Referent von der Reichsleitung der RW.Sport»Spiel• KörperpflegeWivterfporttSmpfedes S. At«s-Kreise»In Katharinaberg fand Sonntag, den27. Jänner, das Halbskreis Wintersporttreffen für dieBezirke Seestadt!, Teplitz, Komotau, Dux, Brüx undSaaz statt. Beinahe 200 Sportler und Sportlerinnen sowie 50 Schüler aus allen Bezirken der oberenKreishälft« waren gemeldet. Mehr als 120 Sportler und Spöktlerinnen, unter ihnen auch von derDLJ und SDL, bektzMgttn sich an den Wettkämpfen. Die Veranstaltung selbst verlief reibungslos.Die Laufstrecken waren Hut angelegt. Besonder«Anforderungen stellte der 2-Kilometer-Lauf an di«Teilnehmer. DaS Springen gestaltete sich schwierig,da die Auffprungbahn hart gefroren war. Richtvergessen wollen wir unsere Schüler. Sie habe»geztigt, daß wir einen guten Nachwuchs besitzen.Nachstehend die wichtigsten Ergebnisse:4-Kilometer-Lanf der Sportlerinnen(A-Klasse):1 Bert! Rudolf(Oberleutensdorf) 15:80 Min., 2.Ida Köhler(Nickelsdorf) 16:32 Min.— Jugend:1. Marie Thiel(Nickelsdorf) 22:25 Min.10-Silvmeter-Lauf der Sportler(A-Klaffe):1. Adolf Thiel(Katharinaberg) 30:05 Min., 2. KarlEckert(Nickelsdorf) 32:00 Min.4-Kilometer-Lauf(Jugend): 1. Rudolf Schwede(STT Komotau) 15:20 Min., 2. Fritz Pilz(Ulbersdorf) 16:02 Min.2-Kilometer-Abfahrtslaus: 1. Albin Schmiede»(Katharinaberg) 4:01 Min., 2. Adolf Poual(LTJKomotau) 4:10 Min.Sprunglauf: 1. Josef Pelikan(RiederleutenS-dorf), 24 und 23 Meter, Note 85; 2. Matz(Kath«»rinaberg), 23:50 Meter, Note 81.*Kommenden Sonntag ist das Atus-Heim inHinter-Zinnwald der Treffpunkt aller Arbeiterwintersportler. Samstag, den 9. Feber, hältdie untere Kreishälfte(Aussig, Bodenbach, Haidaund Rumburg) in Ob er- P r«schkau ihrKreis-wintersporttteffen ab.Ketzer 1 Million XL Schulden. Dieser Tag«fand in Wien die Generalversammlung des bekannten Profi-Fußballklubs Vienna statt, in derberichtet wurde, daß die Passiven des Klubs 227.000Schilling(rund 1,05 Mill. Kä) betragen. Der bisherige Vorstand wurde zwar wiedergewählt, dochlehnte es der langjährig« Präsident Dr. Mauthnerab, den Posten neuerlich zu übernehmen.Hitler garantiert— Boxtzörse! Wie aus Retof)ork berichtet wird, kommt, der Boxkampf zwischenMax Schmeling und dem Amerikaner Steve Hamasin Hamburg doch zustande, da Hitler selbst ausdrücklich die G a r a.n t i e überninunt, daß der Betrag von 25.000 Dollar für Hamas vor dem Kampfim Ausland deponiert wird, so daß die einzige strittige Frage der Geldausfuhr aus Deuffchland damitgelöst wär«. Denn wenn Hitler garantiert, wttd jaWohl Schacht keine Einwände mehr machen können.verlanget überallDolhszflnder!BezugSbedingun 9 e n: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post monatlich XL 16.—. vierteljährig Kc 48.—, halbjährig XL 96.—. ganzjährig Kd 192.—. Inserate werden lautTarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß.— Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken.— Die Zeitungsfrankatur wurde von der Dost, und Tele«grapbendirektton mtt Erlaß Nr. 13.800/VII/1930 bewilligt.— Druckerei:.Orbis" Dnick-. Verlags- und ZeitungS-A.-G.. Prag.