Sette L
Mittwoch, 6. Feber 1838
Nr. 31
! Gebt der Jugend Arbeit! Eine Unterschriftensammlung der Sozialistischen Jugend*lntemationale
Die Sozialistische Jugend-Internationale hat im Rahmen ihrer allgemeinen Jugendschutzarbeit in der letzten Zeit der Fürsorge für die erwerbslose Jugend ihre besondere Aufmerksamkeit zugewandt. Ihrer Initiative ist es zu verdanken, daß der Verwaltungsrat des Internationalen Arbeitsamtes beschloß, die Frage der Fürsorge für die erwerbslose Jugend auf die Tagesordnung der Jn- ternatiönalen Arbeitskonferenz 1935 zu setzen. So erfreulich dieser Entschluß der entscheidenden Körperschaft des Internationalen Arbeitsamtes angesichts der großen Notlage der sechs bis sieben Millionen arbeitslosen Jugendlichen unter 25 Jahren, die es heute in der Welt gibt, ist, so müssen doch alle Anstrengungen gemacht werden, um das bei der Internationalen Arbeitskonferenz übliche Verfahren bei der Entscheidung über Internationale Empfehlungen so weit als möglich abzukürzen. Die Sozialistische Jugend-Internationale hat sich daher entschlossen, eine besondere Aktion einzuleiten, die die Internationale Arbeitskonferenz veranlassen soll, bereits auf der Tagung des Jahres 1935 endgültige Beschlüsse über eine Internationale Empfehlung in dieser Frage zu fassen. Diese Aktion soll in der Form einer Unterschriftensammlung für eine Petition an die Internationale Arbeitskonferenz 1935 durchgeführt werden. Die Petition hat folgenden Wortlaut: Die Unterzeichneten, arbeitslose und arbeitende Jugendlich« unter 25 Jahren aller Berufe und der verschiedensten politischen und religiösen Ueberzeugung, richten an die Internationale Ar- j
beitskonferenz den drinnenden Appell, auf ihrer Tagung 1935 Maßnahmen zu ergreifen, die 1. den vielen Millionen junger Menschen, di« unter den Folgen der Wirtschaftskrise arbeits- und brotlos geworden sind, Arbeitsmöglichkeiten schaffen, die ihren Lebensunterhalt sichern und eine gründliche berufliche Ausbildung gewährleisten; 2. den Jugendlichen, die nicht sofort von der Last der Arbeitslosigkeit befreit werden können, durch Unterstützungsmaßnahmen und Einrichtungen zu helfen, die sie vor materieller Verelendung bewahren, die seelische Rot der erzwungenen Untätigkeit lindern und die berufliche und allgemeine Fortbildung ermöglichen. Für diese Petition sollen Unterschriften der Jugendlichen unter 25 Jahren ohne Unterschied ihrer politischen oder religiösen Ueberzeugung gesammelt werden. Die Unterschriftenliste soll Vor- und Zunamen, genaue Adresse, Alter, Beruf und Dauer der Arbeitslosigkeit tragen, um durch die Genauigkeit der Angaben die Glaubwürdigkeit der Unterschriften nachzuweisen und um in gewissem Umfange auch die Uebersicht über Umfang und Dauer der Arbeitslosigkeit der Jugendlichen zu erhalten. Die Petition kann auch von Jugendlichen unterschrieben werden, die sich in einem Arbeitsoder Lehrverhältnis befinden, da es sich hier um Fragen handelt, die die gesamte arbeitende Jugend unmittelbar angeht. Es ist geplant, den Kreis der an dieser Aktton beteiligten Organisationen so weit als möglich zu ziehen, da es sich um eine Frage handelt, die die gesamte Jugend ohne Rücksicht auf ihre polttische oder weltanschauliche Ueberzeugung angeht.
Der Kronprinz bei Hitler Berlin . Reichskanzler Hitler hat Dienstag vormittag den früheren Kronprinzen Wilhelm empfangen. Es verdient erwähnt zu werden, daß es das erstemal seit dem Amtsantritte des Reichskanzlers ist, daß dieser den Kronprinzen empfangen hat. Auch ein Empfang des Reichsbischofs Dr. Müller war für Dienstag vorgesehen, wurde aber abgesagt, da unvermutet ein längerer Kabinettsrat stattfand.
Luft-Ueberfall. Diesem Abkommen beizutreten werden Deutschland und Italien aufgefordert. Ohne Zweifel ist der Luftpakt der größte Erfolg der französischen Politik. Zwar ist auch Englands Stellung zum Ostpakt und zur österreichischen Frage von Bedeutung, eine wirkungsvolle tatsächliche Garantie wird aber durch die Zusage Englands gegeben, einen Angriff auf Frankreich mit seiner eigenen Luftflotte abwehren zu helfen. Dafür hat Frankreich allerdings in der Auffassung der deuttchen Aufrüstung wesentlich zurückgesteckt und zunächst auch fein Projett eines allgemeinen europäischen Sicherheitspakts fallen lassen. Im Grunde ist nun das Staatensystem Europas , wie es sich im Weltttieg herausgebildet hatte, wieder hergestellt. Deutschland ist isoliert, wenn man von der Flankendeckung durch Polen absteht, ja es kann sich heute nicht aus den ganzen mitteleuropäischen Raum stützen wie 1914—1918. Seine Kriegslust wird gebändigt werden. Die Londoner Abkommen werden vermutlich den europäischen Frieden auf einige Jahre hinaus sichern. Aber man darf mich nicht vergessen, daß die große Koalition, die Deutschland im Zaume halten soll, schwache Stellen hat. Di« eine ist I t a l i e n, dem man heute so wenig wie je trauen kann und das vielleicht im entscheidenden Augenblick eine Extratour tanzen wird. Der andere Druckpunkt des neuen Systems ist das russisch -englische Verhältnis. In Moskau ist man über die französisch-britische Annäherung verstimmt und in Berlin scheint man Englands Stimmung zu kennen, da in den Kommentaren zu London die Hetze gegen die Sowjet union überwiegt. Wenn es England nicht gelingt, den Ostpakt zustandezubringen, erleben wir möglicherweise in Moskau Ueberraschungen. Litwinows Stellung bricht zusammen, wenn er nicht entweder den Ostpatt oder ein Militärbündnis mit Frank reich heimbringt. Laval hat als Diplomat den Fehler jener Generale, die alles decken wollen und dann mit ihren Kräften nicht ausreichen. Die Erweiterung des Systems Paris —Prag —Moskau nach Rom und London hat ihre Vorteile, aber sie erleichtert Berlin auch die Polttik der JntrigUen, in der eS Meister ist. Die neue Entente mit England wird Göring und'Hitler vorsichtiger machen, aber Deutschlands Einbeziehung in das Vertragssystem bedeutet doch, daß man mtt einem Partner Verträge abschließt, der einfach nicht vertragsfähig ist. Man hat auf jeden Fall Zeitgewonnen und das kann manchmal heißen: alles gewonnen. Es kommt darauf an, welcherTeilsiebesser n ü tzt. Die Nützlichkeit der Londoner Abkommen wird sich erst nach Jahren erweisen können. In England, in Deutschland und in O st a s i e n kann inzwischen viel geschehen. Gelingt es den demokratischen und sozialistischen Kräften, eS zu ihrem Interesse zu wenden, dann wird auch der Wechsel von London zum vollen Kurs eingelöst werden.
Die Rakete fein Kurzroman von Kurt Doberer .So wollen wir losen," spricht die Lady leise. .Lady Merimeer," sagt Jonny ernst,»zu solchen Erbärmlichkeiten haben wir keine Zeit mehr. Lord , Sie sind allein imstande, die Peilungsberechnungen zu machen. Ich und die Lady sterben also zuerst." Der Lord nickt. Er ist zu groß, um an etwas anderes, als an die Papiere zu denken.«Sei es, handeln wir sofort," sagt er. In aufwallendem Gefühl drücken sich die Männer die Hände. Der Lady küßt Merimeer zärtlich und liebevoll die schwarzen Locken. «Mein Liebling," flüstert er. Jonny und die Lady treten zurück.— Auf einen Hebeldruck schieben sich die gummibesetzten Stahlplatten von der Decke. Ohne daß ihm die» Hand gezittert hätte, zieht Jonny die Mutter- schrquben mit dem Schlüssel fest. Es ist der Lohn für meinen Tod, denkt er sich, daß ich mit ihr zusammen sterben darf. * Eisern hatte Lord Merimeer Zahl neben Zahl gestellt, als ihm ein Flimmern um die Augen kommen wollte. Dann hatte er mit dem Triebstoffhebel die drei Grad Fahrtänderung gegeben, die der Richtung fehlten. Auch die Beobachtungen waren nun alle eingetragen. Mit Anstrengung hob er die Kassette auS Chromstahl auf den Tisch. Sorgfältig schichtete er die Dokumente und Bilder hinein, die denen auf der Erde ein unerryeßlicher Besitz waren. Schraube um Schraube zog er dann sorgfältig mit dem Schlüssel an, so daß der kleine Hohlraum der Kassette mit einer schweren Panzerung umgeben war. Oben, mitten auf dem Deckel der Kassette, lag eine runde, kuppelförmige Erhöhung. Ueber fcief« lag, durch ein Gewinde gehalten, eine metal-
Jusend In der Heimstätte Das Kuratorium der Jugendlichen- Heimstätte in Z w i t t a u berichtet u. a.: Die erste Gruppe von 50 Jugendlichen hat nunmehr nach zweimonatigem Aufenthalte die Heimstätte verlassen und einer weiteren Gruppe von 30 Burschen und 20 Mädels Platz gemacht. Von den Teilnehmern der ersten Gruppe hatten alle 50 die Möglichkeit, andern Tschechisch-Unterrichte teilzunehmen. Es gab zwei Kurse; einen für Anfänger, einen zweiten für Fortgeschrittene. 24 Jugendliche nahmen an dem Unterrichte in Stenographie teil. Den Maschinenschreibunterricht besuchten 17 Jugendliche. In der Fachschule für Weberei erhielten 23 Jugendliche Unterricht in Textilwarenkunde. 20 erlernten in der Webschule mechanisch Weben. An einem Zeichcnkurs in derselben Schule nahmen sechs Jugendliche teil. Einmal in der Woche erhielten die Mädchen in der Frauengewerbeschule Unterricht im Kochen. Weiter wurde auS-Rechnen, Deutsch und Bürgerkünde unterrichtet.- In" einige Betriebe unserer Stadt wurden Exkursionen unternommen. Ein tägliches Morgenturnen trieb den Jugendlichen den Schlaf aus den Gliedern und machte sie frisch für die Tagesarbeiten. In der Zeit der freien Heimbeschäftigung verrichteten die Burschen Bastelarbeiten, die Mädel Handarbeiten. Die Freizeit füllten sie mit Gesang, Spielen, Vollstänzen und Sport aus. Die Jugend scheut nicht etwa die Arbeit und Erwerbsmöglichkeit, sie würde gerne ihr Brot selbst verdienen, doch fehlt es an der Möglichkeit hiezu. Wir wollen dieser Jugend, an die der Ernst des Lebens schon so zeitig hcrangetreten ist, ein Stück Jugend in der Heimstätte erhalten, wollen die Bitterkeit, die durch Arbeitslosigkeit und Not in die jugendlichen Herzen eingekehrt ist, dadurch zu I
lisch rot glänzende Schutzhülse.- Es war wie ein Zögern über Merimeers Gesicht gegangen, ehe er die halbkugelige Hülle entfernt hatte. Di« Zeiger aller Instrumente sprangen in diesem Moment auf und nieder. Der Stromanzeiger drehte sich wirbelnd im Kreise, als wäre er rasend geworden. Radium war es, das eistge- schmolzen in der Kuppel lag. Eine besonders legierte Hülse hatte bis jetzt das Projettil vor den strahlenden Kräften dieses Elements bewahrt. Ein froher Schein ging über das bleiche Gesicht Lord MerimeerS: Nnu konnte die Rakete beim Einsturz in Trümmer zerschellen. Nach dieser Kassette würden die Jnstrumentenzeiger der Ero- welt springen, und sollte sie auch fünftausend Meter tief am Grund des Meeres liegen. Aber die Sanduhr lief.— Schon brannte ihm der Kopf, und rote Funken tanzten Kreise um seine Augen. Das Radium tat seine Wirkung. Rasch riß er sich die Kleider von der Brust und warf sich über die Kassette. — Bündel um Bündel der tödlichen Strahlen schickte das Radium ihm ins Herz— * Fiebernde Aufregung herrschte auf Zentron. Die Rakete sollte neun Uhr dreißig Minuten in den Gastteis der Erde treten. Doch hatte sie bis jetzt keinen Versuch gemacht, ihre Geschwindigkeit abzustoppen. Auch war man merkwürdigerweise seit der Umkreisung des Mars ohne Funkverbindung. Daß das Projettil nicht ohne Führung war, sah man daran, daß es fast genau auf die verabredete Einsturzstelle zuhielt. Nun war das Projettil in den Luftring getreten. Seine Geschwindigkeit vergrößerte sich von Sekunde zu Sekunde. Auf Zentron hatte man alle Hoffnung auf Rettung der Bemannung aufgegeben. Man sah, daß die Rakete nicht einen Rest Triebstoff besaß. Schon war das Projektil auf zwanzig Kilometer der Erde nähergekommen. Da — plötzlich war eS verschwunden. Die Beobachter ahnten, was das zu bedeuten hätte.— Bald darauf schlugen die Bruchstücke ins Meer.
verscheuchen suchen, daß an Stunden der Arbeit auch Stunden der jugendlichen Freude,- des Spieles und des Sportes angeschlossen werden, denn ein gesunder Geist kann nur in einem gesunden Körper wohnen. Wir haben unter Mitwirkung aller Parteien, Gewerkschaften, der Bezirksjugendfürsorge, der Stadtgemeinde, Bildungsausschüssen und Schulen die Acrmsten unter den Armen ausgewählt und nur diejenigen in die Heimstätte ausgenommen, die arbeitslos und ohne Mittel dastehen, deren Eltern wenigstens zum Teile erwerbslos sind und wo im Verhältnisse viele Personen in wenig Räumen wohnen müssen.
Die Gemeindevertretung Dpittelgrund aufgelöst. Die Zustände in der Gemeinde Spittelgrund, Bezirk Deutsch-Gabel, wurden in der letzten Zett so unleidlich, daß die Bezirksbehörde dieser Tage ■ die Gemeindevertretung auflöste und den dorttgen Oberlehrer zum Regierungskommiffär einsetzte. Die Ursache liegt hauptsächlich darin, daß eS in der t Gemeinde seit Jahren nicht möglich war, den Dor- ^anschlag rechtzeitig feriigzustellen. Die Gemeinde kam dadurch um viele Subventionen und erleidet dadurch großen Schaden. Den Kommunisten gereicht dies wohl nicht gerade zur Ehre. Spittelgrund hatte zehn kommunisttsche und fünf bürgerliche Gemeindevertreter. Das neue bürgerliche Gesetzbuch im Entwurf fast fertig. In der letzten Zeit sind in der Oeffent- lichkeit Meldungen aufgetaucht, die den Eindruck erwecken könnten, daß größeren gesetzgebenden Arbeiten überhaupt keine Aufmerksamkeit gewidmet wird und daß insbesondere die Vorbereitung des neuen bürgerlichen Gesetzbuches verschoben wurde. Mit Rücksicht darauf wird von amtlicher Seite darauf aufmerksam gemacht, daß die Regierung bereits in der ersten Hälfte des Aihres 1934 die
Tage und Nächte suchte man nach Ueberresten und Bruchstücken. Taucher in rötlichen, metallisch glänzenden Apparaten arbeiteten an der Bergung der Kassette. Unter besonderen Vorsichtsmaßregeln wurde sie aus dem Meer geholt. Sie war von den Jnsttumenten bald am Grunde entdeckt worden, wo sie aus einer Tiefe von fünfhundert Meter ihre Strahlen sandte. Mit Schneid- und Bohrwerkzeugen ging man auf Zentron an die Oeffnung der Kassette. Man hatte sie bald soweit von der Umhüllung befreit, daß sie mit einigen leichten Hammerschlägen zu öffnen war. Nun stand sie im Sitzungssaal der Srowelt, auf dem Tisch des Präsidenten. ZusamMenge- schmolzen hatte man die Außenhülle aufgefunden. Aber die raffinierte Isolation hatte erreicht, daß der den Hohlraum umgebende Kern von der Hitze wenig berührt war. Tiefe Stille herrschte unter den Mitgliedern, als der Präsident mit llingenden Hammerschlägen die Teile auseinandertrieb. Wie die Gralch'chale hob er den unteren Teil der Kassette empor. In ihm lagen leicht angebräunt und brüchig, aber sonst völlig unversehrt, die Bilder und Berichte der Expedition. Als nun dem Präsidenten das Goldene Buch überreicht wurde, erhoben sich die Mitglieder von den Sitzen. Wohl zitterte di« Spitze der Feder leicht, ehe er ansetzte, aber dann trug er mit festen, keilförmigen Zügen ein: Erste erfolgreiche Expedition zum Mars— Die Rakete ist zur Erde zu- rückgekehrt und wurde beim Einsturz zertrümmert -—Die Mannschaft ist tot— Helden der Menschheit sind si«— Lord Merimeer— Lady Merimeer — Jonny Hellar— Darunter setzte er das Datum des Tages. Eine heilige Stille herrschte. Aber in diese Stille klang schüchtern ein leises Pochen und Hämmern. Draußen auf dem Betonfundament baute man ein neues, stärkeres Projektil /Schluß.)
beschleunigte interministerielle Behandlung des Enttvurfes des bürgerlichen Gesetzbuches beschlossen hat und daß diese Verhandlungen soweit fort- geschrttten sind, daß das Elaborat bis auf das Familienrecht und einige andere strittige Punkte bereits in allernächster Zeit für die Entschließung der Regierung vorbereitet sein wird.
Die Troppauer»VolkSpreffe", welche von Genossen Jokl jahrzehntelang betreut wurde, widmet ihrem verstorbenen Chefredakteur einen Nachruf, in dem es u. a. heißt: Der Würger Tod hat uns diesen herrlichen Menschen für immer entrissen. Das Herz, das mit so viel hingebungsvoller Liebe an dem Schicksal der sozialistischen Arbeiterbewegu- hing und für sie schlug, hat aufgehört zu schlagen. Der Mund, der so überzeugend, aufmunternd und anfeuernd für die Arbeiterschaft gesprochen, ist für immer geschloffen. Den Händen ist die Feder, mit der so viel Gutes für die Arbeiter geschrieben wurde, für immer entfallen. Der Tod hat uns, die wir um den Genossen, um den Kameraden vieler Kämpfe, um den herrlichen Freund ttauern, einen schweren Schlag versetzt. Er hat uns ärmer gemacht. Denn wir waren reicher, da Joll bei uns stand F Wir waren nicht nur reicher, weil ein lluger Mensch, ein gebildeter Sozialist uns seinen Rat und seine Hilfe geben konnte. Wir waren nicht nur reicher, weil ein erpreßter, ein tapferer Streiter neben uns stand, in vorderster Reihe. Wir waren reicher, weil wir den Vollmenschen Joll, weil wir' den guten, wahren, aufrichtigen Freund bei uns wußten. Wir sind um so vieles ärmer, da wir ihn verloren. Und er tvar Berater, war Freund Unzähliger! Vielen war er Vorbild— war es gerade deshalb, weil er Verkörperung der gewaltigen kulturellen und sittlichen Kräfte des Proletariats war. Sie alle, die ihn kannten und liebten, sie werden ihm über das Grab hinaus Liebe und Treue bewahren. Sie werden weiterbauen an seinem Werke, das unser aller Werk ist... Wir danken Dir, Hans Joll, Du Lieber und Treuer! Wir haben Dich geliebt— Du hast es gewußt. Die Liebe zu Dir wird lebendig bleiben in uns— sie wird uns führen zu neuer Arbeit und zu neuem Kampf, sie wird uns führen in den Kämpfen um die Verwirllichung Deiner, unserer Ideale!
Rakosi: ich habe nichts zu bereuen Budapest . Im Rakosi -Prozeß wurden Dienstag die Plädoyers beendet Vom Rechte des Schlußwortes Gebrauch machend, sprach Rakosi etwa zweieinhalb Stunden. Er wollte offenbar eine programmatische Rede hallen; der Gerichtspräsident ermahnte ihn jedoch, nicht Propaganda für eine in Ungarn gesetzlich verbotene Bewegung zu machen. Am Schluffe erklärte Rakosi über seine Rolle während der Kommune, erhabe nichts zubereuen. Die Verhandlung wurde dann auf Freitag vertagt, an welchem Tage voraussichtlich auch das Urteil gesprochen werden wird.
Vor einem Militärputsch in Spanien ? Paris . Der sozialistische»Populaire" bringt die Meldung, daß in Spanien ein neuer staatlicher Umsturz geplant wird, welcher die E r- richtungeiner Militärdiktatur zum Ziele hat. Der Putsch sei bereits für den 31. Jänner vorbereitet gewesen, im letzten Momente aber widerrufen worden. Das Blatt verspricht, diesbe-
Verfassungsänderungen in Sowjetrußland angekündigt. Moskau.(Tast.) Am 1. Feber fand unter Vorsitz Stalins eine Vollsitzung des Zentralaus- schusses der Partei statt, in der über politische und wirtschaftliche Fragen beraten wurde. Es wurde beschlossen: An Stelle Kirow? und Kuibyschews werden der Vollskommiffar für Ernährung Miko j a n und der stellvertretende Vorsitzende des Rates der Volkskcmmiffäre der Sowjetunion T s ch u b a r, der früher an der Spitze der Räteregierung in der Ukraine stand, in das Polit-Büro gewählt. Zum drttten Generalsekretär der Partei wurde Jeschow ernannt. Das Plenum des Kongresses beschloß, den Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare M o- l o t o w zu beauftragen, dem siebenten Räielon- greß einen Vorschlag über‘:e Notwendigkeit gewisser Aenderungen der Verfassung der Sowjet union zu unterbreiten, und zwar in folgender Richtung: a) Weitere Demottattsierung des W ahl- sy st e m s im Sinne eines Ersatzes der nicht vollkommen gleichen Wahlen durch gleiche, der bisher gestaffelten durch direkte und der ofienen durch geheime. b) Präzisierung der sozialwirtschaftlichen Grundlage der Verfassung im Sinne einer Ueber-, einstimmung der Verfassung mit dem heutigen Verhältnis der Kräfte der verschiedenen Klassen der Sowjetunion .