Sosialdemokrat
ZENTRALORGAN
DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK
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15. Jahrgang
Das Urteil im Rakosi - Prozeß: lebenslänglich Zuchthaus
Budapest. ( MTJ) Der Gerichtshof fällte Freitag vormittags nach mehrtägiger Verhandlung das Urteil im Strafprozeß des ehemaligen Volks. kommissars Matthias Rakofi.
Das Gericht erklärte Rakosi des Verbrechens des Hochverrates, des Aufruhres, des 27fachen Mordes und der Mithilfe an 17 Morden sowie der fortgesezten Geldfälschung schuldig und verurteilte ihn zu lebensläng lichem Zuchthaus als Gesamtstrafe.
Zwei Todesurteile
Gegen einen Nazi und seine Freundin Innsbrud. Vor dem Schwurgericht in Innsbrud hatten sich der Nationalsozialist Mar Wild und Hildegard Göl aus Hötting bei
als Minimum
Paris . Einer Information des Berliner Korrespondenten des Journal" zufolge arbeitet an der Festlegung der Forderungen Deutschlands in der Antwort auf die französischbritischen Vorschläge außer der deutschen Regierung auch der deutsche General= st a b. Der definitive Text der Antwort werde nicht vor Ende dieses Monates fertiggestellt sein. Deutschland soll bereit sein, dem Flugabkommen beizutreten, jedoch nur auf Grundlage a bio= Inter Gleichheit, und wird deshalb auf dem Ausbau einer gleich starken Luftschiffahrt, wie sie Frankreich und England besitzen, beharren. Deutschland will zumindest 3500 Jagd- und Bombardierungsflugzeuge besitzen.
Einstweilen soll Deutschland nicht die Absicht haben, die Frage der Remilitarisierung der Rheinzone zu stellen. Wenn aber die Ententestaaten die Forderung stellen würden, daß der gegenwärtige Stand der Demilitarisierung oder der Neutralität des Rheingebietes beibehalten werde, würde Deutschland diese Forderungen unter dem Vorwande, daß seine Grenzen nicht geschützt sind, und im Gegenteil der Gefahr eines ausländischen Einfalles ausgesetzt sind, fest= legen. Deutschland werde keiner qualitativen oder quantitativen Einschränkung seines Rüstungsstandes beipflichten.
Der Ostpakt findet noch immer wenig Sympathien in Deutschland . Dagegen würde Deutschland dem Donau - Bakte beitreten, da es auf diese Weise der Vormundschaft Ita= liens über Desterreich entgegentreten will.
Innsbruck zu verantworten. Wild hatte feinerzeit Wie sie arbeiten...
mit Hilfe der Gößl unter dem Bett des Schutzforpsangehörigen Strele eine Bombe aus Rache dafür gelegt, weil Strele in einem GrenzScharmützel den deutschen Soldaten Schuhmacher erschoffen hatte. Die österreichischen Behörden hatten zwar Strele zu einer mehrmonatigen Kerferstrafe verurteilt, doch sahen die Nationalsozialisten diese Strafe als zu gering an und beschloffen, an Strele Rache zu üben. Die gelegte Bombe wurde zum Glück rechtzeitig entdeckt und
unschädlich gemacht.
Das Schwurgericht verurteilte die beiden Angeklagten zum Tode dur ch den Strang. Beide haben ein Gnadengesuch ein
gebracht.
Rom . Der Korrespondent des Reuterbüros erfährt, daß die italienische Regierung bereit sei, fich an dem Flugabkommen zu beteiligen, dessen Grundlage der Locarnovertrag sein wird, wenn die britische Regierung einige ihr von Grandi unterbreitete Vorschläge annimmt.
Die italienische Regierung verlangt, daß nicht zwei, sondern bloß ein einziges regionales| Abkommen abgeschlossen werde, dem ein Zufatbrotokoll angeschloffen würde, durch welches Großbritannien und Italien im Hinblick auf ihre geographische Lage der Verpflichtung entledigt werden, gegenseitig ihr Gebiet zu schützen. Gesandte der Kleinen Entente fehlen beim Schmitz- Rummel
Der Ball der Stadt Wien,
der nach 15 Jahren zum erstenmal wie der stattfand, wurde mit ungeheurem Prunk begangen. Während Hundert tausende Wiener hungern, haben die Räuber der Selbstverwaltung Wiens, die Erben der Seitz- Breitnerschen Verwaltung, Unsummen in ihren Pflanz| investiert. Sieben Erzherzög waren bei dem Ball anwesend. Zahlreiche Mitglieder des Diplomatischen Korps waren erschienen, dagegen fehlten die drei Gesandten der Kleinen Entente Staaten bei diesem Fest übermütiger Sieger über das eigene Volk.
Auslandspropaganda
des Dritten Reiches Kaunas. Im Prozesse gegen die National sozialisten sagte der Zeuge Teleikis, der ehemalige Polizeireferent des Memellandes, aus, daß unter dem Direktorium Schreiber ein Verbot für die Mitglieder der memelländischen Polizei ausgesprochen wurde, mit der litauischen Polizei zusammenzuarbeiten. Aus Furcht vor Entlais ung traten die Polizisten in die nationalsoziali
stische Partei ein. Der Zeuge Trufanas behauptete, daß zahlreche memelländische Funktionäre von Deutschland Bestechungsgelder erhielten.
Andere Zeugen schilderten, wie der in der Nähe der Grenze gelegene Grundbesitz des Angetlagten Rademacher zum Zentrum einer umstürz lerischen Tätigkeit wurde. Sämtliche Angestellte wurden gezwungen, sich in die Partei" Sovog" eintragen zu lassen, im Rundfunk die deut schen Propagandareden anzuhören und sich an nationalsozialistischen Versammlungen jenseits der Grenze zu beteiligen. Der Besitzer des Gutes übte seine Angestellten auch im Gebrauch der Waffen
go
ein und schuf eine Kavallerieabteilung von 500 Mann, die nach Ausbruch des Aufstandes die litauischen Militärgarnisonen hätten angreifen
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Nr. 34
Zwischen Teutoburger und Bakonyier- Wald
ist nur ein schmaler Streifen zibilisierten Landes übriggeblieben. Aber was in jenen Reichen ge= schieht, aus Kloaken entarteter Menschenseelen braut und wuchert, muß allem Gefühl der Ohnmacht zum Troß, das die Träger humaner Ideen in dieser Welt erfassen könnte, den Rest von europäischer Kulturmenschheit zum Protest vereint finden, einig in dem Willen, unter Tausenden Opfern, die ungebört und unbekannt verbluten, den einen zu retten, des= sen Abschtachtung vor den Augen der Weltöffentlichkeit sich vollzieht.
Solch ein Fall ist das Urteil gegen Mafthias Ratosi.
Wie es in dem Fall Dimitroff gelang, den einen Mann, nach dessen Blut die ordensbe= Hangene Hyäne Techzte wie kaum nach eines andern Opfers Leben, den Henkern zu entreißen, so muß es in dem Fall Rakosi gelingen, einen ebenso unschuldigen wie tapferen Mann aus den Wür gerhänden einer Justiz" zu befreien, die es zu= standegebracht hat, zu einem befehlsgemäß ausjeführten Justizmord tatsächlich eine Urteilsbe gründung" zu liefern.
Matthias Rakosi war angeklagt des Hochberrats, des Verbrechens des Aufruhrs, des 27 fa chen Mordes, der Mitt äter ich aftan 17 fa chem Mord und des Verbrechens der Geldfälschung. Er ist wegen aller dieser Verbrechen, die er nicht began follen. gen hat und zum Teil gar nicht hätte begehen föns Der Vorsitzende des Gerichtes machte den nen, zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt Zeugen Oberjaitis aufmerksam, daß er bestraft worden. würde, wenn er falsch aussagen würde, worauf der Zeuge antwortete, daß ihm die National sozialisten mit dem Tode drohten, wenn er wahrheitsgemäß aussagen würde.
Neue Aussprache
zwischen Sir Simon und Flandin
Die Anklage wurde, obwohl Rakosi seit neun Jahren in den Händen der ungarischen Regierung ist, erst jetzt, 16 Jahre nach den angeblichen Ver= brechen, erhoben. Sie wurde erhoben, nachdem Rakosi schon acht Jahre Zuchthaus, zu denen man ihn verurteilt hatte und ein weiteres Jahr, das die Militärjustiz der Grafen und Husaren aus dem Bakonyierwald ihm ohne Urteil zugegeben hat, abgebüßt hatte.
Paris . Der britische Außenminister Sir Anklage und Urteil stüßen sich auf den TatJohn Simon sprach am Freitag auf dem Jah- bestand, daß Matthias Natosi als stellvertretender resbankett der französisch- britischen Handelstam- Volkskommissär der Räteregierung angehörte, die mer in Paris . In den späten Nachmittagsstunden vom März bis zum August 1919 Ungarn behatte Sir John Simon eine Zusammenfunft mit herrscht hat. Diese Räteregierung ist zwar auf dem Ministerpräsidenten Ian din, wobei die legale Weise zur Macht gekommen, ohne Blutver beiden Staatsmänner ihre Ansichten über die seit gießen, ohne Gewaltanwendung, bejubelt von den der gemeinsamen Unterzeichnung der französischen Volksmassen, betraut von dem abtretenden Stacts= und britischen Vorschläge vom 3. Jänner geschaf- Chef Karolyi. Weder das heute herrschende Refene Lage austauschten. Außenminister Laval ist gime Ungaris noch die ihm befreundeten Diktatu noch immer krank und mit dem britischen Außen- ren können sich eines so legalen Ursprungs minister nicht zusammengetroffen.
Macdonald...
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,, So? Dann bewilligen wir ihnen 7000 wegen solcher Bagatelle werden wir doch nicht den europäischen Frieden stören!"
rühmen wie die Räteregierung vom Jahre 1919. Aber die Konterrevolution nennt das Aufruhr. Die Räteregierung hat um die Grenzen Ungarns gegen die Tschechoslowakei und Rumä nien Krieg geführt, die Volkskommissäre haben an der Front gekämpft, während die Offiziere der Gegenrevolution im sicheren, von den Franzosen besetzten Szegedin Champagnergelage feierten. Aber die Regierung der Gegenrevolution nennt natürlich nicht das Treiben der Szegediner, fon= dern den Kampf der Räteregierung Hoch ver rat und behauptet, Ungarns Niederlage, die Bes schneidung seiner Grenzen, der Frieden von Trias non, seien Folgen der landesverräterischen Revolution. Die Räteregierung hat das Standrecht verhängt, wie vor ihr und nach ihr Dußende konfer vativer, liberaler, bürokratischer Regierungen. Auf Grund des Standrechtes wurden Hinrichtun gen vollzogen. Die konterrevolutionäre Regierung, die selbst heute noch mit Ausnahme- und Standgerichten arbeitet, die" legal" oder ohne Urteil mindestens zehnmal soviel Menschen hängen ließ als Béla Kun und Szamuely, ein Henferregime, dessen Banden ein Jahr lang folterten, schlachteten, schändeten, was ihnen in die Hände fiel, nennt die Standgerichtsjustiz der Räteregierung: Mord. Die Näteregierung hat Noten druden lassen wie jede Regierung. Das heutige Regime in Ungarn , das Regime, das die Frank Fäl scher zu seinen Freunden zählt, nennt den Notendruck der Räteregierung: Geldfälschung. Auf diesen Lügen, diesen groben und frechen Geschichtsfälschungen ist die Anklage gegen die Mitglieder der Räteregierung aufgebaut. Aber die Anklage gegen Matthias Rakosi ist darüber hinaus ein besonderes Unrecht. Matthias Ratosi ist nicht Mitglied der Regiea
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