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SamStag, S. Feber 1935

Sette 5

Die Filmschauspielerin Grell Theimer wurde in der Nähe von Steinhagen bei einem Kraftwagen­unfall schwer verletzt. Sie und ihr Gatte, der Tenor Arthur Hell, wollten am Freitag in Osnabrück gastieren. Auf der Fahrt von Bielefeld stieß der Wagen mit einem anderen Auto zusammen. Während Arthur Hell, der am Steuer saß, mit geringen Ver­letzungen davon kam, erlitt die Filmschauspielerin einen Bruch des linken Armes, einen Schlüsselbein­bruch und Quetschungen am Kopf. Sie wurde ins Bielefelder Krankenhaus eingeliefert, wo sie mit großen Schmerzen, jedoch ohne Gefahr für ihr Leben, darniederliegt. Eine Fabrik verbrannt. In der Möbelfabrik Faa tl Co. in Chust brach am Donnerstag früh. infolge eines überheizten Ofens ein Feuer aus. Die Fabrik liegt seitab von der Stadt hinter dem Bahnhof, wes­halb das Feuer spät bemerkt wurde. Die Feuerwehren von Chust stellten sich sofort, nachdem sie alarmiert worden waren, an der Brandstätte ein, doch wurden die Löscharbeiten durch starken F:ost und Wasser­mangel erschwert, so daß sie sich auf die Rettung des Warenlagers beschränken mußten. Die Fabriks­anlagen selbst wurden vollkommen eingeäschert. Der Sachschaden ist sehr groß. In der Fabrik waren, als sie in vollem Betriebe stand, 68 Arbeiter beschäftigt, derzeit war sie in Konkurs. Die 20.000 Bergarbeiter am BugaS -Golf des KaspiseeS waren dieser Tage in großer Gefahr. Sie arbeiten dort in den Schwefelgruben. Die schmale Meerenge zwischen dem Golf und dem Kaspisee - war durch einen furchtbaren Sandsturm den Damp­fern, die sonst Trinkwasser und Lebensrnittel von Astrachan hinbringen, vollkommen gesperrt. Man be lud in aller Eile eine Kamelkarawane, die aber eine Strecke von 322 Kilometern zurückzuleger hat. Einige Tage bitterer Not werden die Bergarbeiter schon aasgestanden haben. 27 Negerinnen verschüttet. Wie aus Fort M a l l in Britisch-Ostafrika gemeldet wird, wur­den 27 Neserfrauen bei der Gewinnung von Töp­ferlehm verschüttet. Die sofort eingeleiteten Ret­tungsmaßnahmen blieben bei sämtlichen Verschüt­teten vergeblich. Konrad II. Siegel gefunden. Bei einer ver­suchten Grabung innerhalb der Klosterkirche der Abtei Limburg (Rheinpfalz), die durch die Stadt Dürkheim unter wissenschaftlicher Leitung d«S historischen Museums der Pfalz durchgeführt wird, fand sich in geringer Tiefe eine runde Bleiplatte, die in der Mitte daS vertiefte Bildnis eines Kaisers und im Rand« die Inschrift:»Conradus dei gratis Romanorum Imperator Augustus" aufwies. Es handelt sich hier um einen Originalsiegel- ft o ck des Kaisers Konrad II. , des Erbauers der Lim­ burg und des Speyrer DomS. Im Mittelschiff stieß man auf«inen unversehrten Steinsarg. Es darf vermutet werden, daß«S sich um das Grab der ersten Gattin Kaiser » Heinrich III. , Gunhild, han­delt, die im Iah« 1088 in Limburg beigesetzl wurde. Berschärfter Frost. Während der Nacht auf Frei­tag hat sich der Frost vielfach verschärft und die Tem­peratur ist an zahlreichen Orten unter minus 10 Grad gesunken. Die tiefsten Temperaturen melden Chust mit minus 25 Grad; auf den Bergkämmen be­trugen di« Temperaturminnna minus 15 bis minus 18 Grad. Die Schneekoppe hatte Freitag nachmittags minus 17, Troppau minus v Grad. Dagegen wer­den au- Süditalien plus 18 bis 18 Grad gemeldet. Diese bedeutenden Temperaturgegensätze veranlassen die Ausbildung von Druckftörungrn, deren Ausläufer Mitteleuropa berühren dürften und namenüich in den südlichen Teilen der Republik wieder Schneefälle bringen können.--- Wahrscheinliches Wetter von heute: Wechselnd bewölkt, nur vereinzelt vorübergehende Aufheiterung; anhaltender Frost. In den süd­lichen und südwestlichen Teilen des Staates später wieder stark bewölkt und stellenweise Schneefall. Wetteraussichten für Sonntag: Fort­bau«! der winterlichen Witterung. Perlenkönig mit 84 Frauen. Der reichste Scheik der Welt Abdullah Ben Jasim, Scheik von Eleator in Ostarabien, kommt nach London , um dort sein silbernes Jubiläum zu feiern. Er ist der Perlen­könig. Die schönsten Perlen in der Rue d« la Paix und in Bond-street kommen auS seinen Fischereien. Man bat ein HauS in der Umgebung London » für die Zeit seines Aufenthaltes bereitgestellt. Denn der Scheik ist ein frommer Mosiem und verschmäht eS, Mit Ungläubigen unter einem Dache zu wohnen. Dieser KrösuS hat in seinem Harem 84 Frauen. ES ist nämlich eine Sitte seiner Edlen, ihm zu jedem Bairam ein Fest der Moslem«in neue Braut zu schenken. Er ist der einzige regierende Monarch, der öffentlich zugibt, daß er Sklaven besitzt. Vier­tausend Neger arbeiten in seinen Perlenfischereien. Für ganze 80 Pfennig am Tag tauchen sie nach Perlen und holen oft Perlen im Werte von mehre­ren hundert Pfund herauf. Sie bemannen 800 Per­lenschiffe, die dieser arabisch« Magnat besitzt. Er lebt in einem Schloß, das Tag und Nacht von Negern' mit blank gezogenen Schwertern bewacht wird. An seinem Hofe leben Astrologen, Hofnarren, Tänzerinnen und Derwische, die die Gabe der Prophette besitzen. Große Berge von Perlen werden jeden Abend vor seinem Thron aufgehäuft, um begutachtet zu werden. Er kann ein Ei kochen, indem er eS für zwei Minuten in den Sand vor seinem Speiseraum eingräbt und hat noch nie sein weites Reich verlassen, obwohl er ein Freund Englands ist und sogar zum Komtur von Indien ernannt wor­den ist. Ein Schiss, da» niemand haben will. Niemand will den ausgebrannten Rumpf dei^42.000 Tonnen Luxusdampfcrs L'Atlantique haben, obwohl er al»

Wrack noch eine große Summe wert ist. DaS große Schiff brannte im Jänner 1038 im Kanal aus und wurde nach Cherbourg abgeschleppt. Neunzehn Men­schen verlöten damals ihr Leben. Vor vierzehn Tagen hat nun das Appellationsgericht. in Paris entschieden, daß die Versicherungen meist eng­lische die volle Versicherungssumme von 2,278.000 engl. Pfund an die Eigentümer des Schiffes zu zahlen haben. Die Entscheidung macht dadurch den Schiffsrumpf zum Eigentum der Ver­sicherungen, aber sie wollen nicht die Eigentümer werden. Wenn sie nämlich das Schiff übernehmen, wartet eine Rechnung von 666.000 engl. Pfund von deutschen, holländischen und französischen BerguNgS- firmen, die das Wrack abgeschleppt haben, auf sie.

Das ist aber noch nicht alles. 54.000 engl. Pfund sind an Dockkosten zu zahlen, da das Schiff schon achtzehn Monate im Dock in Cherbourg liegt. Die Schiffahrtsbehörden haben die Besitzer des Schiffes, die Südatlantische Gesellschaft, aufgefordert, zu zahlen und wollen wissen, wie lange das Wrack noch im Dock liegen soll. Die Gesellschaft erwiderte, daß laut Gerichtsurteil das Schiff den Versicherungen gehört. Nun wird die Gesellschaft eine neue Klage einbringen, die die Versicherungen verurteilen soll, für den Unterhalt des Schiffes fest dem Feuer auf­zukommen. Die Versicherungen dagegen behaupten, daß sie laut Versicherungsverttag nicht verpflichtet seien, ihr Eigentumsrecht an dem Wrack in Anspruch zu nehmen.

Der 6. Feber in Paris

Der 6. Feber, der Jahrestag der blutigen Demonstrationen, ist in Paris nicht ruhig ver­laufen. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen so auch nach dem offiziellen Gedenkgottesdienst in Notre Dame , wo die Polizeiabsperrungen von Demonstranten durch­brochen wurden.

Wettyanvek stagniert

Die Länder legen jetzt die Bilanz ihres Außenhandels für das Jahr 1034 vor. Obwohl diese Bilanzen nicht eine einheitliche Tendenz auf­zeigen, bestätigen sie insgesamt doch, daß es im vergangenen Jahre im Welthandel nicht den er­warteten Umbruch gegeben hat. Der Welthandel dürfte im ganzen wertmäßig und auch seinem Umfang nach nur unerheblich über den Stand vom Jahre 1983 hinausgekommen sein. 1983 aber bedeutete für ihn geradezu ein schwarzes Jochr. Wertmäßig erreichte er damals noch nicht einmal die Höhe von 1905 und der mengenmä­ßige Absatz 1933 blieb noch hinter dem des JahreS 1909 zurück. Dabei waren dem Welthandelt vor einem Jahre günstige Aussichten vorausgesagt worden. Es wurde angenommen, daß die 1933 in manchen Ländern eingetretene Besserung in der Produk­tionswirtschaft auch den Außenhandel vorteilhaft beeinflussen und einen Aufschwung auslösen werde. Die Besserung der industriellen Produktion hat sich im allgemeinen, wenn auch nicht stürmisch, so doch weiter entwickelt. Dazu ist auch in der Agrar­wirtschaft in einigen der ausschlaggebenden Län­der eine Milderung der Krise festzustellen. Den­noch hat der Welthandel als Ganzes aus diesen Besserungserscheinungen nur ganz bescheidenen Nutzen ziehen können. Es gibt zwar Länder, die 1934 ihren Außenhandel sowohl wertmäßig wie mengenmä­ßig gegenüber dem Vorjahre steigern konnten. Zu ihnen gehört die Tschechoslowakei . Es sind aber auch andere, denen das vergangene Jahr einen weiteren Rückschlag gebracht hat. Das gilt für Frankreich , Deutschland , Polen , Italien und eine Reihe weiterer Staaten. Wenn die eben genann­ten Länder auch sogenannte Goldblockstaaten sind, also Länder, die an dem festgelegten Goldverhält­nis ihrer Währung festgehalten haben, so wäre es doch falsch, daraus zu schließen, daß alle Goldblockstaaten in ihrem Außenhandel ungünsti­ger abgeschnitten haben, als jene, die eine Abwäh­rung ihrer Währung durchführten. Es gibt auch Goldblockstaaten» die eine Vermehrung ihres Außenhandels verzeichnen, wie sich wiederum Länder mit abgewerteter Währung unter jenen befinden, deren Außenhandel nicht diese günstige Entwicklung genommen hat. Die Hoffnungen auf ein« entscheidende Wen­dung im Welthandel auf die Abwährung weiterer Währungen oder auf die Wiederholung des Ex­perimentes bei schon abgewerteten Währungen zu sehen, ist darum unbegründet und gefährlich. Die Hemmnisse, die eine aufsteigende Entwicklung ini letzten Jahre verhindert haben und sie in der nächsten Zeit, zumindestens auch weiter außeror­dentlich erschweren dürften, sind nicht auf wäh­rungspolitischem Gebiet, sondern anderswo zu i suchen.

Es sind da vor allem immer wieder die phan­tastisch hohen Zollmauern zu nennen, mit denen sich inzwischen nahezu alle Länder umgeben ha­ben. Es sind die zahlreichen finanz- und devisen­politischen Maßnahmen, es ist die mit der Durch­setzung mehr oder weniger klarer Autarkieten­denzen verbundene Zerstörung bestehender welt­wirtschaftlicher Verbindungen, und es ist nicht zu­letzt die durch das Weiterschwelen der verschiede­nen internationalen polittschen Brandherde gestei­gerte Unruhe und Unsicherheit, die die Wiederkehr normaler internationaler Kreditverhältnisse ver­hindert, die für den Aufschwung des Welthandels eine Voraussetzung sind. Zu diesen summarisch aufgeführten Hemm­nissen kommt noch eines hinzu: mit nur verein­zelten Ausnahmen wird in allen kapitalistischen Ländern die Arbeiterklasse, zu der die große Mehrheit der Bevölkerung gehört, auf dem außerordentlich niedrigen Lebensstandard festge­halten, auf den sie in den Krisenjahren durch die Kapitalistenklasse zurückgeworfen worden ist. So vollauf berechtigt alle Maßnahmen sind, die den breiten Schichten der landwirtschaftlichen Bevöl­kerung eine Verbesserung ihrer Lage bringen und sie damit in größerem Maße als vorher konsum­fähig machen wollen, so erweist aber auch die Stagnation des Welthandels, daß diese Maßnah­men nicht genügen. ES müssen in sie die Massen der Arbeiterschaft einbezogen werden. Solange noch immer in den wichtigsten Industrieländern neue Vorstöße gegen die Lebenshaltung, gegen die Lphne der Arbeiter, Angestellten und Beamten geführt werden dürfen, erfahren damit auch die Hemmnisse für den Wiederaufstieg des Welthan­dels eine Vermehrung. Denn die Kürzung des Arbeitseinkommens wirkt sich nicht nur in einer Verminderung der Konsumfähigkeit aus, die bloß auf den Binnenmarkt zurückwirkt; sie wirft viel­mehr auch Käufer von Enfuhrwaren aus dem Kreislauf und führt so über den verringerten Im­portbedarf zur Erschwerung,der Ausfuhr. Hier liegt ein Zentralproblem, ohne dessen Lösung der herbeigesehnte Umschwung in der Ent­wicklung des Welthandels nicht zu haben ist. Ge­rade der Kompensationsverkehr, der sich jetzt in den Außenhandelsbeziehungen immer mehr durch­setzt und der darin besteht, daß der mehr oder weniger ungebundene Außenhandel von einer Art gegenseitigem Warenaustausch unter Kontrolle des Staates abgelöst wird, setzt erst recht einen starken, aufnahmsfähigen Jnlandsmarkt voraus. Nahezu alle Länder versuchen heute, ihre Waren­einfuhr in ein bestimmtes Verhältnis zur Aus­fuhr zu bringen und einen größeren Ueberschuß der Einfuhr zu vermeiden. e weniger g e- drosselt darum die Lebenshal­tung eines Volkes ist, desto grö­ßer wird auch dasBedürfnis der Wareneinfuhr und damit die Chance der Ausfuhr jein»

Weißejohne machen jedes Antlitz ansprechend und schön.' Zur Erlangung schöner weißer Zähne putze man früh una abends die Zähne mit der herr­lich erfrischend schmeckenden Chlorodont-Zahn- paste. Schon nach kurzem Gebrauch erhalten die Zähne einen wundervollen Elfenbeinglanz. Tube KE 4. Inland. Erzeugnis.

Das Land des Diktators Lang (AP.) Die Zusammenstöße in Baton Rouge zwischen Anhängern und Gegnern des Diktators Long und die Rolle von Lang selbst, den Sinclairs Parole vomEpic"(end poverty in California) nicht ruhen ließ, haben die Aufmerksamkeit auf den Staat Louisiana gelenkt, der zum Objekt von Lonzs Experimenten gemacht wurde. Louisiana hat eine gewisse Sonderstellung unter den amerikanischen Staaten. Hier find die Gegensätze besonders ausge­prägt. Noch schroffer als anderwärts stehen sich Schwarze und Weiße gegenüber. Besonders stark sind hier di« Kontraste zwischen New Orleans , der einzigen großen Stadt, und dem flachen Land. Ob­wohl Louisiana schon 1803 von Napoleon an die Vereinigten Staaten verkauft worden ist. Hat sich New Orleans bis auf den heutigen Tag in mancher Beziehung viel von seinem früheren französischen Charakter bewahrt. Das Leben wird dort leicht ge­nommen. Spielbanken und Nachtflubs existieren in großer Zahl und hörten auch dann nicht auf, als sie im übrigen Amerika mit Stumpf und Stiel auS- gerottet wurden. New Orleans wird von Kennern als ein Ort der Lebenslust bezeichnet, der von dem Puritanismus unberührt blieb. Eine besondere Se­henswürdigkeit.von New Orleans ist das Absinth- HäuS. Diese Atmosphäre einer südlichen Hafenstadt aber wird bereits von den strengen baptistischen und methodistischen Gemeinden in der Nachbarschaft der Stadt scharf abgelehnt. Sie nennen New Orleans die Residenz des' Teufels, ein Sodom und Go­morrha, das noch schlimmer sei als New Fork. Alle diese Gegensätze spielte Long erfolgreich gegenein­ander aus. Longs Gegenspieler, um den sich die Oppositton sammelte, ist der Bürgermeister von New Orleans , Warmsleh. Auch er versuchte, absolut zu regieren, und erwies sich nicht so gefügig wie das Parla­ment. Er betrachtete sich als Repräsentanten der alteingesessenen Bürgerschicht und sah in Long einen Scharlatan und Emporkömmling. Aber Long ist, wie die letzten Ereignisse gezeigt haben, hemmungslos. Ihm schweben ganz bestimmte Vorbilder vor. So ist eS auch weiter nicht verwunderlich, daß er jüngst die Drohung ausstieß, Louisiana werde aus der Union auSscheiden, wenn seine finanziellen Wünsche nicht erfüllt würden. 1936 will er als unabhängiger Präsidentschaftskandidat auftreten. Man hat den Eindruck, daß er noch viel von sich reden machen wird.

Neuer Komet. Im Observatorium von Tasch­ kent wurde der neue Komet gesichtet, der von dem Astronomen Johnson entdeckt wurde. In Taschkent ist er als Nebelfleck zu sehen, der in der Mitte ver­dichtet ist. Bei der ersten Beobachtung konnte der Kometenschweif nicht gesichtet werden.

GcricNssaal Fehlgeburt ist keineErkrankung" im Sinne des Gesetzes? El« eizenartiges Urteil de» Prager Arbeitsgerichtes. Prag . Das hiesige Arbeitsgericht hat dieser Tage ein Urteil ergehen lassen, welches verdient, festgehal­ten zu werden. Ein« Hausgehilfin, diein anderen Um­ständen war. erlitt ohne eigenes Verschul­den eine Fehlgeburt. Sie mutzte zehn Tage in Spitalsbehandlung bleiben. Als sie nach Entlassung aus dem Spital ihren Dienst wieder antreten wollte, wurde ihr von dem Dienstgeber kurz und trocken er­öffnet. daß sie fristlos und ohne jede Ent­schädigung entlassen sei. Sie klagte beim Ar­beitsgericht auf Bezahlung der gesetzlichen vierzehn­tägigen Kündigungsfrist. In der Klage wurde gel- tcnd gemacht, daß jede im Haushalt angestellt: und im Haushalt lebende Person nach dem Gesetz Anspruch auf Lohn und Pflege in der Dauer von vierzehn Tagen habe. Die Prager.Gefinde ordnung- setzt außerdem noch fest, daß im Bereich der Haupt­stadt«in Dienstbote im Falle einer Erkrankung nicht ohne Kündigung entlassen werden darf, wenn die Krankheit nicht länger dauert als vierzehn Tage. Die klagende Hausgehilfin berief sich in ihrer Klage auf diese Bestimmungen und machte geltend, daß ihre frist» und entschädigungslose Entlassung im Widerspruch zu den gesetzlichen Vorschriften sei nnd der Klägerin daher die Entlohnung für die gesetzliche Kündigungsfrist gebühre. Das Arbeitsgericht war ober anderer Meinung und wies dieKlageab. In den Urteilsgründesi wird dann der folgende Gedankengang entwickelt: Die Fehlgeburt, sei eine Folge der Schwangerschaft, die wiederum nichtalsKrankheit. sondern als natürlicher physiologischer Zustand der Frau anzusehen sei. Die notwendig geworden« ärztliche Behandlung der Klägerin sei gleichfalls nur eine Folge dieses.natürlichen Zustandes", welcher die Abtrennung der Frucht vom Mutterleib« eben nach sich ziehe. Mit einem Wort: eine Fehl­geburt ist nach Auffassung dieses Ge­rt ch t e» k ej n e K r a nk h e i t. Die FrühauSaabe unsere» tschechischen Bruder­blattes. die..Ranni Novinv". bemerken dazu: ..Dieses Urteil ist allerdings niederschmetternd und das Gegenteil zehnfacher anderer ge­richtlicher En t s ch e i t u n g e n, durch welche auch eine Fehlgeburt als Erkrankung anerkannt ist. Es wäre nur menschlich, wenn in dieser Richtung ein Judikat erginge. daS die Frau nicht alH Maschine qualifiziert, sondern sie auf daS Nivea» eines vollberechtigten Menkchen stellt.- rb.