BetteS Mittwoch, 13. Seher 1935 Nr. 37 deutsche Einmischung in die innerösterreichischen Verhältnisse, die Weigerung, den Ostpakt abzu- schließen, der trotz wiederholten Scheiterns immer von neuem unternommene Versuch, eine Front der Revisionsstaaten aufzurichten und zuletzt das ein­zig in der Welt dastehende Tempo der militärischen Aufrüstung, was hätte das alles für einen Sinn, wenn nicht das Bild Europas , wenigstens Mittel­ europas , gründlich verändert werden sollte. Wer kann daran glauben, daß die derzeit in Deutschland Herrschenden gerade jetzt auf dieses Ziel ihrer Außenpolitik verzichten sollten? Sie sehen doch, wie ihnen ihre zwiespältige Politik durch die Außenpolitik Englands ermöglicht wird, sie freuen sich der täglichen Erfolge, die sie aus den Interessen« und machtpolitischen Gegensätzen der Großmächte heimtragen können. Und diese Gegensätze, die zwischen Frankreich und England buch nach den Londoner Besprechungen keines­wegs aufgehört haben zu bestehen, werden die deutsche Stellungnahme zu dem Verhandlungser- gebnis weitgehend erleichtern. Deutschland wird bereit sein, auf der Basi.s von London die Sanktionen seiner Gleichberechtigung entgegenzu­nehmen, abereSwird sich nicht zu politischen Entschlüssen ver­pflichten, von denen eine Siche­rung des europäischen Friedens a u s g e h t. Bei den heutigen politischen Kräfteverhältnis­sen in Europa kann die Arbeiterschaft, sofern sie nicht durch selbständige politische Aktio­nen die Neugestaltung Europas entscheidend beein­flussen und die Sicherung des Friedens garantie­ren kann, ihre Unterstützung nur den Kräften gewähren, die unter Ausschaltung weitgesteckter im« perialistischer Ziele den Frieden erhalten wollen. Vorläufig kein Ultimatum England und Frankreich für friedlichere Mittel Rom. (Reuter.) Italien sandle an Abessinien die Aufforderung, eine Entschädi- g u n g z» entrichten und der italienische« Flagge die Ehrenbezeigung zu erweisen. Obzwar kein Ultimatum abgeschickt wurde, so besteht kein Zweifel, daß sehr nachdrück­licher Protest bei der abessinischen Regierung erhoben wurde. Der oberste Ausschuß für Nationalverteidigung tagte Dienstag Nachmittag im Palazzo Venezia unter dem persönlichen Vorsitz Mussolinis. Kompetene italienische Stellen erklären, es sei dem italienische« diplom. Vertreter in Addis Abeba nur" aufgetragen worden, gegen die Grenzzwischenfällr, die sich am 29. Jänner er­eigneten, ebenso zu Protestieren, wie bei den Zwischenfällen vom 17. November und 5. De­zember 1934. England verlangt direkte Verhandlungen Weiter wird bekannt, daß bei einer Be­sprechung zwischen S u v i ch und dem engli­schen Botschafter Sir Eric Drummond die­ser im NaMen seiner Regierung den Wunsch nach der sofortigen Aufnahme unmittelbarer Verhandlungen zwischen Abessinien und Italien zwecks Beilegung der bestehenden Schwierigkeiten ausgesprochen hat. Eine Londoner Reutermeldung besagt: In politischen Kreisen vertritt man die Auffassung, daß die italienisch-abessinische Span­nung vollkommen beseitigt werden könnte, wenn sich der Völkerbund und die Großmächte, welche die Konvention vom Jahre 1906 über Abessinien unterzeichnet haben, d. s. Frankreich , England und Italien , der Angelegen­heit annehmen. Die Präventivmaßnahmen, zu denen Italien gegriffen hat, werden in London zwar keineswegs freudigauf.« genommen, einer scharfen Kritik werden sie jedoch nur seitens der extremen Linkskreise unter­worfen. Japan sehr Interessiert Tokio . Die militärischen Vorbereitungen Italiens gegen Abessinien haben die größte Aufmerksamkeit der japanische« Presse erregt. DaS japanische Außenministe­rium hat es aber abgelehnt, im gegenwärtigen Augenblick zu der Lage Stellung zu nehmen, da bisher noch kein Bericht aus Rom eingetroffen sei, der es gestatte, einen Ueberblick über die Verhält­nisse zu gewinnen. In japanischen politischen Krei ­sen werden die Sympathien für Abessinien nicht verheimlicht. Auch Frankreich gegen Straffexpedition Paris . Die italienisch-abessinische Spannung interessiert in Paris sowohl an Regierungs- und politischen Stellen, wie auch die breite Oeffent- lichkeit und die Presse. Die Maßnahmen, welche Italien ergriffen hat und eine eventuelle Straf­expedition italienischer Truppen nach Abessi­nien werden jedoch in Paris nicht gutge­heißen und an Regierungsstellen hofft man, daß Mussolini nur seine Stärke zeigen und die Spannung dadurch beseitigen will. Frankreich gibt zweifellos einem Arbitrageverfahren unter der Aegide des Völkerbundes den Vorzug. Wie stark ist Abessinien? Die italienische RevueF o r z e armate" veröffentlicht nachstehende Einzel« . heften über die abessinische Armee: Die Armee des Königs von Aethyopien setzt sich aus regionalen Gruppen zusammen, die ent­weder einem lokalen Chef oder dem NeguS direkt unterstehen. Ihre Ausrüstung ist eine sehr ungleichmäßige, doch sind zahlreiche Truppeneinheften mit modernen Gewehren und Maschinengewehren bewaftnet. Die Arftllerie be­sitzt 180 Geschütze. Die ganze Armee ist mit etwa 260 Maschinengewehren, sechs Tanks und etwa zehn Flugzeugen ausgerüstet. Der Negurs könne zwar bis zu 30 Prozent seiner Gesamtbevölke­rung mobilisieren und so eine Armee von zwei Millionen Mann einberufen, doch seien nur Waf­fen für 600.000 Mann vorhanden. Hinter den Kulissen der magyarischen Politik Aristokraten und Fasdsten Budapest .(E. B.) Der scharfe Konflikt einerseits zwischen Eckhardt und Gömbös an­derseits zwischen Bethlen und der Regierungs­partei scheint sich zu einer Parlamentskrise zu er­weitern. Es ist der seltsame Fall eingetreten, daß der Ministerpräsident als offizieller Führer der größten parlamentarischen Partei mit derOpp osition gegen die eigene Partei intrigiert. Dies ist aber kein persönliches Intrigen­spiel, sondern ein verhüllter Klaffenkampf um die zukünftige politische Herrschaft. Der Klassenkampf im Zeichen deS neuen Wahlrechts, im Zeichen der Bodenreform und im Zeichen Halbfascistischer Gleichschaltungsversuche. Ein Klaffenkampf um dm Legitimismus oder die fascistische Herrschaft der Gömbösgruppe mit Hilfe des kleinen Adels. Der Klassenkampf einerseits zwischen Großgrundbesitz und Kartellkapitalismus und andererseits der In­telligenz und Gentryklique. Beide Gruppen führen den Kampf vereint gegen die Bauernschaft und ihre natürlichen Verbündeten, die Arbeiterklasse. Dieser Klaffenkampf wird auch durch den Kamps der Generationen kompliziert. Bethlen und die Aristokraten werden auch alsAlte Politiker" und Politiker alten Stils bekämpft, dagegen sollen die Fascisten um Gömbös und der Herr Eck­hardt mit seiner lockeren Gesinnung di«»I u n- gen" barstellen. Als Hülle deS.Konfliktes muß natürlich der Schwindelrevisionismus herhalten. Mit dem Re­visionismus kann man ja noch immer politische Geschäfte machen. Nach der großen Schlacht in der Regierungspartei, in welcher die Hose des Herxn Eckhardt ordentlich auSgestaubt wurde, schrieb Herr Bethlen«inen Artikel, in welchem in über­raschender Weise gegen die Illusionen in der Revisionsfrage argumentiert wurde. Jedes Kind wußte, daß der große Illu­sionist eben Gömbös heißt. Darauf antwortete Herr Göinbös, offiziell der Führer der Partei, über welche aber nur der tatsächliche Führer Herr Bethlen herrscht: man solle dochnicht in der Re­visionsfrage herunterlizitieren". Wie es eben Herr Bethlen tat, als er entgegen der Ankündigung des Herrn Gömbös erklärte, daß man bei den kom­menden außenpolitischen Verhandlungen die Frage der Revision nicht aufrollen kön­nen wird. Herr Eckhardt, seines Zeichens op p o- sitioneller Abgeordneter, ist aber sofort als Ritter zur Stelle und verteidigt den Ministerpräsidenten gegen seine eigene Partei und gegen Herrn Bethlen. Und sagt nicht mit Unrecht dem Herrn Exministerpräsiden­ten. unlautere Absichten nach. Herr Bethlen will, nsiistlich die Wahlrechtsvorlage nnd Bodenreform vereiteln, hat sich mit den Legitimisten verbündet, will Herrn Gömbös umbringen, um selber Mini­sterpräsident zu werden. Bethlen bleibt Herrn Eck­hardt auch nichts schuldig und erklärt:daß der Patriotismus immer die letzte Ausflucht der Schurken war", mit welchem Zitat auch Herr Bethlen ins Schwarze traf. Das sind aber nur Aeußerlichkeiten. Hinter den Kuliffen geht viel schärfer und ern­ster zu. Der Reichsverweser H o r t h Y wird von den Ariswkraten und auch vom hohen Militär be­lagert: man solle doch Herrn Gömbös den Lauf­paß geben, weil er sonst Ungarn Ins Unglück stürze. Karpathh K a miH o, der Oberkommandierende der Honved, mutzte vor einigen Woche» wegen Gömbös in Pension gehe«. Anläßlich der MarseMer Afföre war er mit drei hohen Offiziere«, darunter dem Chef des Generalstabs, bei Horthy nnd'er­klärte ihm, daß die ungarische Armee nicht in der Lage sei dem eventuellen Einmarsch der Jugoslawen mit Erfolg entgegenzu­treten. Daher solle Herr Gömbös ein» Außenpolitik betreibe«, die nicht znm Krieg führt. Karpathh und seine drei Kollegen wurden darauf von Herr« Gömbös in Pension gejagt. Jetzt ist die Frage, ob Herr Horthy auch wei­terhin seinen Gömbös decken wird? Ob er sich zu­traut, auch den mächtigen Großgrundbesitzern, den Aristokraten, dem hohen Klerus trotzen zu können? Noch schwieriger wurde für Horthy die Lage, well jetzt auch die in Ungarn lebenden Habsbur­ ger , an deren Spitze Erzherzog Josef steht, ge­meinsam mit den Aristokraten gegen GömböS intrigieren. Gömbös erklärt aber, er habe das Auflösvngsdekret des Parla­ments in der Tasche. Er will Neuwah­len ausschreiben und mit der offene« Stimmenabgabe die Wahlen durch­führe«. And hofft, seine Gegner di« Dethlengruppe, ausrotten zu könne«- Das könnte ihm gelinge«, wenn Hor­thh wirklich das Parlament auflöst. Am Freitag wurde bei Horthy das Vorge­fecht ausgetragen. Bethlen, Gömbös , Josef Habsburg erschienen nacheinander bei ihm. Samstag hat eine weitere Aussprache bei Horthy stattgefunden, die angeblich mit der voll­kommenen Versöhnung der Gegner geendet hat. Ohne dieFriedensbedingungen zu kennen.kan« man wohl mit Bestimmtheit sagen, daß die Ver­söhnung auf Kosten der Arbeiter und Bauern gehe« wird. Aber diese Rechnung hat ein Loch. Aus den Kreisen der unterdrückten Volksmaffen, derdrei Millionen ungarischer Bettler" wachsen neue Schwierigkeiten für das Regime heran und sobald sie äüfkauchen, brechen äüch die Könflikte zwischen den drei Cliquen der Herrenklasse wieder auf, zwischen den Grafen, den Legitimisten und den Gömbös- F a s c i st e n. Insofern bleibt das Problem der Parlamentsauflösung aktuell. Aktu­eller aber auf jeden Fall das Pro­blem derRevision, nicht jener, die Gömbös und Bethlen meine«, son­der« der Revision der soziale« und wirtschaftlichen Innenpoli­tik, die von Mlllionen ungarischer Bauern und Arbeiter immer dringen­der gefordert wird. naüi Uiisfffy Roman von Fritz Rosenfeld Damals ritt Diana einen prachtvollen Schimmel, mit dem sie in vollem Galopp durch einen bren­nenden Reifen sprang. Einmal, sie erinnerte sich des Täges noch genau, fing ihr Haar Feuer, eine lebende Fackel, sprengte sie durch die Manege, Frauen fielen in Ohnmacht, der Vater warf chr ein dickes, dunlles Tuch über den Kopf, erstickte die Flammen, tröstete sie, sie bekam Schokolade und trug, bis das Haar nachgewachsen war, eine Perücke, die eng um den Kopf lag. Sie fürchtete sich vor dem brennenden Reifen, sie weinte, wenn ihr Auftritt kam; der Vater schlug sie, ein Clown wollte sie beruhigen, sie stieß mit dem Fuß nach dem kleinen, kugelrunden Mann mit der blanken Glatze und der dicken, großen, roten Nase. Die Mutter redete ihr zu, versprach ihr eine Beloh­nung, wenn sie folgsam sein wollte. Mit ver­weinten Augen Netterte sie auf das Pferd, zitternd ritt sie in das nächtlich wehende Zelt, sie klam­merte sich an die Mähne des Pferdes» duckte sich ganz tief, wenn sie durch den grellen Flammen- kreis setzte. Dann spielt« sie in einer Pantomime oas Ritterfräulein, das von den Türken geraubt und von einem strahlenden jungen Helden befreit wurde. In diesen Helden verliebte sie sich, er hieß angeblich John Avory, in seinem Geburts­schein stand Johann Adler, er war der Sohn eines kleinen Schussers in einem Dorf nahe bei Agram. Sie heiratete ihn, dort hing das Plakat, das die Galavorstellung ankündsgte, in der das junge Paar sich dem Publikum zum ersten Mal nach der Hochzeit vorstellte. Zehn Jahre lebte sie mit John Avory, dann kam ein dunkelhaariger Artist, ein Ungar, der Zigewnerblut in den Adern hatte, zu der Truppe, er war Schlangenmensch und trank nach jeder Vor­stellung fünf Gläser Bier. Mit ihm ging Diana durch, sie wanderten zwei Jahre mit einem ita­lienischen Zirkus umher und versuchten dann in Südamerika ihr Glück. Dort hingen die Plakate: Cowboy- auf schnaubendem Roß, Trapper, das braune Gesicht von riesigen Hüten überschattet, Indianer, phan- tasttsche Federkränze im wallenden schwarzen Haar, dahinter die untcrgehende Sonne, vergol­dete Wolken über der Prärie. Die Wild-West-Show brachte ihnen viel Geld, aber der Schlangenmensch hatte Diana satt, wendete sich einer jungen Kunstreiterin zu, die verheiratet war und wurde von ihrem Mann eines abends zwischen den Wagen niedergeknallt. Diana begrub den Schlangenmenschen, über­nahm die Leitung der Show, führte ein strenges Regiment und brachte das Unternehmen in vier Jahren auf ein so hohes Niveau, daß ein Agent ihr ein Engagement in einem großen Variet« in Rio verschaffte. Als die Wild-West-Pantomimen aus der Mode kamen, stellte Diana ihren Betrieb um, sie knüpfte wieder an Ate Zirkustraditionen an, brachte Dressurakte, engagierte Clowns und ein Jahr später, in den Städten wurden Aus­stattungsrevuen gespielt, auch Girls. Dort hing das Plakat: sechzehn lachende Mädchengesichter, zweiunddreitzig wohlgeformte Mädchenbeine, bunte Schleier, glitzernde Glas­steine, eine Treppe, deren Stufen versilbert waren. Die Bereinigung von altem Schaubuden­zauber und moderner Revuepracht erwies sich als glücklicher Gedanke: die Truppe hatte Erfolg, sie durste in den Sommersitzen der Millionäre in Florida auftreten und wurde eines Tages von einem Agenten nach Paris geholt. Dort hing das Plakat: grünes, rotes, silbernes Licht, Strauß­federn, Diana Avory in der Mitte der GirlS. Sie sang Chansons, sie hatte zwar keine Stimm: und konnte nicht einmal Noten lesen, aber sie ver­stand es, die Lieder mit den vibrierenden Unter­tönen zu bringen, die die Nerven der Männer kitzeln, und den Vortrag mit eindeuttgen Gesten zu begleiten, die ihre Wirkung niemals und nir­gendwo verfehlen. Man jubelte ihr zu, obgleich sie nicht mehr die Jüngste war. Die höheren Kosten der Ausstattung, die die Gage allein nicht deckte, brachte sie durch ihre Mädchen herein: sie vermittelte Zusammenkünfte zwischen ihren GirlS und den zahlungskräftigen Herren, die Abend für Abend in den ersten Reihen saßen, aber dies hin­derte nicht, daß sie den Mädchen strengstens ver­bot, auf der Straße oder hinter der Bühne Her« renbekanntschasten zu machen; als jemand be­hauptete, ihr Unternehmen sei ein reisendes Bor­dell, Nagte sie ihn auf Ehrenbeleidigung und ge­wann den Prozeß. Die Mädchen holte sie nicht nur aus den Vor­zimmern der Bariettagenten und aus den Ballett­schulen, sie Naubte sie unterwegs, auf Gastspiel­reisen, in Hotels und Wirtshäusern zusammen Ein hichscheS Stubenmädchen, eine gutgewachsene Kellnerin verfiel dem Zauber der Bühne am leich­testen, trug sie einmal das bunte Kostüm, tanzte sie einmal in der Reihe mit andern, hübschen, gut­gewachsenen Mädchen vor den flirrenden Rampen­lichtern, war jeder Widerstand gebrochen. Die kleine Martha, die in Düsseldorf Bierkrüge durch die Schenke des Herrn Schluckebauch geschleppt hatte, verwandelte sich in eine Livia, die schmale, dunkeläugige Hertha, die im Hotel Central in Preßburg auf ein Klingelzeichen schüchtern den Kopf durch die Tür steckte, wurde zu einer Leonie und verlor ihre Schüchternheit unter den wissen­den Händen der Herren, die zu Frau Dianas Kundschaft gehörten. Dort hingen die Plakate: Wintergarten. Berlin , 1924. Ronacher , Wien , 1922. Alkazar. Hamburg , 1926. Alhambra , Lissabon , 1928. Scala, London , 1923. Viele Namen, viele Städte» kreuz und quer durch Europa . Dann aber verdrängte der Fflm die wan« dernden Truppen von der Variettbühne, Holly« Wood überbot sie an Glanz, in jeder Operette sah man gute Artisten, in jedem Kabarett Steptän« zer, Chansonetten, Zauberer. Die Namen del Hauptstädte verschwanden aus der Reiseroute der Frau Diana Avory, kleine Varietks schoben sich vor, Graz, Zwickau Brünn , die Hafenstädte, die Sommerfrischen kamen an die Reihe. Einmal leuchtete ihr Name noch an den Fassaden der Thea« ter in Kairo und Alexandrien auf, Budapest folgt« als Frucht des großen Erfolges in Afrika , vier« zehn Tage Paris und dann war es endgültig vorüber. Die Agenten zuckten die Achsel, wenn st« stagte, ob der Direttor aus Stockholm , die Agen« tur in Kopenhagen , das Bariett in Amsterdam nicht geantwortet hätten. Und gaben ihr einen Termin in Regensburg . Die Mädchen wechselten immer schneller in der Truppe der Frau Avory, und chre Zahl wurde immer lleiner. Märchen gingen um, die ein« hätte in Athen einen Millionär geheiratet, di« andre sei von einem Farmer nach Argentinien mit­genommen worden; Magazinsgeschichten flatter­ten aus der Phantasie der Girls auf und schoben sich in die WirNichkeit. Einige wurden, als st« zu aftern begannen, von Frau Avory gegen jün­gere aus ähnlichen Unternehmungen ausgetauscht­einige verliefen sich irgendwo im Dickicht des Kleinbürgerlebens, heirateten den strammen Sohn eines SelchcrmeisterS oder eröffneten sich in eine« Fabrik eine Kanttne. Aus dem Abgang der Mäd­chen hat Frau Avory niemals Nutzen gezogen; alS einmal ein dunNer Gentleman namens Carlos bet ihr erschien und ihr antrug, eine lleine Truppe von sechs Girls nach Brasilien zu senden, warf st« ihn hinaus; mit der Polizei wollte sie nicht irt Konflikt geraten. (Fortsetzung folgt.)