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' Mittwoch, 13. Wer 1938
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Die Verarmung schreitet fort Rückgans der Versicherten— Rücksans des Lohneinkommens
Im„Prävo Lidu" veröffentlicht unter dem obigen Titel Jng. I a n ä L e k einen Artikel, dessen Grundlage die Statistik der Sozialversicherungsanstalt ist. Die Anstalt hat jetzt die Daten für den Monat Dezember 1934 verarbeitet, die Durchschnittsziffer der Versicherten betrug für diesen Monat 1,770.046, was gegenüber November, da die Durchschnittszahl 1,944.356 betrug, eine Verminderung um 17 4.3 1 0 bedeutet. Im Dezember 1933 betrug die Durchschnittszahl der Versicherten 1,734.626(um 35.420 weniger) Und im Dezember 1932 1,866.401(um 96.355 mehr als im Dezember 1934). Die DurchschnittSziffern der Versicherten für die einzelnen Jahre sind folgende: 1929 2,505.537 1930 2,444.690 1931 2,314.589 1932 2,069.014 .. 1933 1,887.650 1934....» 1,877.994 Die Durchschnittsziffer der Versicherten war also im Jahre 1934 um 25.04 Prozent niedrigeralsimJahre 192 9. Der Autor berechnet dann auf Grund dieser Zahlen die auSgezahlte» Lohnsummen.
239 neue Kämpfer In zwei Monaten Vorbildliche Werbearbeit im Sternberger Bezirk Im Zuge der von der Sternberger Bezirksorganisation durchgeführten Werbeaktion für^ie Partei, die nach dem 4. November in Angriff genommen und im Dezember und Jänner zur vollen Auswirkung gelangte, traten bis 9. Feber nicht weniger als!79Männer und 60Frauen der Partei bei. Dabei ist die Werbeaktion noch nicht abgeschloffen, täglich melden die Organisationen Neubeitritte. Das Ergebnis ist um so bemerkenswerter, als gerade im Sternberger Bezirk die Wirtschaftskrise besonders arg wütet. Steht doch der Bezirk Sternberg in der Arbeitslosenstatistik an zweiter Stelle in der Republik . Wenn .man dabei noch bedenkt, daß der Bezirk Sternberg ein Agrarbezirk ist und die wenigen Industriebetriebe fast zur Gänze stillgelegt sind, so ist das gewiß erfreuliche Ergebnis um so höher zu schätzen. Unter den schwierigsten Verhältniffen haben die Genoffen die Werbearbeit zu leisten. Di» SHF macht verzweifelte Anstrengungen, in die Landgebiete einzudringen. In einigen Orten ist e? ihr gelungen, vor allem dort, wo der Bund der Landwirte dominierende Positionen besaß, stark: Stützpunkte zu errichten. Es gelang ihr aber nicht, in die Reihen des Landproletariats einzubrechen. Dieses steht unerschüttert zur Partei Das bewies auch die Gründung einer Lokalorganisation in dem rein bäuerlichen Neu-Waltersdorf, das überhaupt keine Industriearbeiter zählt. Das Beispiel der Sternberger Bezirksorganisation sei überall zur Nachahmung empfohlen!
Dieselben betrugen: 1929.... KL 14.982,772.086 1930.... 14.630,291.056 1931 13.481,533.891 1932.... 11.473,550.828 1933.... 9.876,584.057 1934.... 9.573,124.474 Es ist also dieLohnsummeimJahre 1 934 gegenüber 1 929 um 5408 Millionen XL oderum36.1 Prozent gesunken. Wenn man nun auf Grund dieser Statistik den Turchschnittslohn des einzelnen Versicherte« berechnet, so kommt man zu folgendem Ergebnis: 1029.... XL 5979.86 1930. 5984.52 1931 5836.96 1932 5545.43 1933 5232.21 1934..... 5079.53 Danach ist also derDurchschnittslohn im Jahre 1934 gegenüber 1929 um XL 882.33 oder u m 1 4.7 5% gesunken. Dieser Vergleich rechnet jedoch nur mit der ganzjährigen Beschäftigung der Versicherten, so daß der tatsächliche Rückgang der Löhne infolge Kurzarbeit und Wechselschichten viel höher ist.
Unsere Chrlstllchsozlalen und der 12. Feber Auch das christlichsoziale Organ„Deutsche Presse" widmet dem Jahrestag der österreichischen Revolution einen Leitartikel, in dem es die Lehren aus den Feber-Ereignissen zu ziehen sucht. Als eine dieser Lehren erscheint den Christlichsozialen die, daß eine politische Arbeiterpartei zur Durchsetzung der Arbeiterinteressen nicht notwendig sei, weil trotz des Nichtbestehens einer legalen sozialdemokratischen Partei in Oesterreich angeblich die Rechte der Arbeiterschaft nicht stärker gekürzt worden find»„als es die wirtschaftlichen Brr- hälmisse erforderten". Die„Deutsche Preffe" gibt also selbst zu, daß die Rechte der Arbeiterschaft gekürzt worden sind, er- llärt es^gbex mit dH schscchtm IvstffchgWAn Verhältnissen in Oesterreich . Tatsächlich ist auch in Oesterreich den Arbeitern jede Freiheit der politischen und gewerkschaftlichen Organisation genommen worden, ebenso sind der Arbeiterschaft die Genossenschaften und alle Kulturorganisationen geraubt worden. Dazu ist die Sozialversicherung verschlechtert, die Kollektivverträge sind gekündigt, die Lohne abgebaut worden. Das alles erscheint der christlichsozialen„Deutschen Presse" als eine wirtschaftliche Notwendigkeit, was sich aber die Arbeiterschaft Oesterreichs wohl schwerlich wird einreden lassen. Man sieht auch, daß d e r V e r- suchderö st erreicht schenRegierung, die Arbeiterklasse zu gewinnens vollkommen gescheitert ist, wie eiü»! Reih« von Blättern gerade anläßlich des Jahrestages der österreichischen Revolution feststellt. Daß sich die deutschen Christlichsozialen in der Tschecho slowakei mit dem Raub der Arbeiterrechtc, den man in Oesterreich verübt hat, einverstanden erklärt, zeigt ihr wahres arbeiterfeindliches Gesicht und das Wort, daß di« Rechte der Arbeiterschaft
nicht mehr abgebaut wurden,„als es die wirtschaftlichen Verhältniffe erforderten", wird der christlichsozialen Presse und derParteidestzerrn Hilgenreiner nichtvergessenwerden.
Ein suter Redner der SHF Mangel an Logik, aber er red* mit die Hind' In einem Bericht über die Versammlung der SHF am vergangenen Sonntag in Saaz , der Dienstag in der Reichenberger Zeitung , dem Hoforgan der Henleinleute erschien, lesen wir über den Redner der Versammlung folgenden Absatz: „Als Referent fungierte das Hauptleitungsmitglied der Sudetendeutschen Heimatfront, Ingenieur Peschka aus Eger . Ein noch junger Mann, ein guter Redner, der seine tönenden gutgeformten Sätze mitkräftigenBewegungenbei- der Hände begleitet. Er versteht es, die Jugend(die den größten Teil der Anhängerschaft der SHF bildet) zu begeistern und mitzureißen. Dem wuchtigen Flusse seiner Rede verzeiht man gern den öfter sich einstellenden Mangel anüberzeugenden Argumenten und folgerichtiger Logik. Der Redner begann sofort mit den bisherigen deutschen Parteien abzurechnen. Er fing mit dem Liberalismus an. sprach dann vom Marxismus und vom Kapitalismus , von der Wirtschaftskrise und von den Emigranten und schließlich von der Leipaer Tagung." Das ist echt hakenkreuzlerische Qualifikation. Der Redner braucht keine überzeugenden Argument« vorbringen, er darf auch einen empfindlichen Mangel an Logik aufweisen, er muß nur durch Phrasen und Schimpfereien die Jugend mitreißen und begeistern können. Kurz gesagt, wer ein richtiger Maulaufreißer ist und seine von Hitler und Goebbess übernommenen Brandreden von der Verruchtheit der Marxisten und den Emigranten mit genügendem Pathos vorträgt, der ist er ein guter Redner der SHF!
Heue Verhandlungen B.d.L.—SHF? Prag . Die„Prager Preffe" meldet: Donnerstag finden in Prag neue Verhandlungen zwischen dem Bund der Landwirte und der Sudeten deutschen Heimatfront statt. An den Verhandlungen nehmen teil Abgeordnetenhaus-Vizepräsident Zierhut und Senator Stöhr sowie' Landjugendführer Hacker, seitens der SHF Konrad Henlein .
Dir Grmeindewahlen in Kratzau wurden von der politischen Bezirksbehörde für den 7. April festgesetzt. Grmeinsamr Kandidatenliste der ungarischen Parteien. Aus der Slowakei wird gemeldet, daß zwischen den ungarischen Parteien bereits ein Wahlabkommen getroffen wurde. Demnach werden die Ungarisch-Nationalen und die ungarischen Klerikalen wieder gemeinsam kandidieren und auch den bisherigen deutschen Abgeordneten aus der Zips, Nitsch, wieder in der Zips als Spitzenkandidaten aufstellen. Exportkredite werden novelliert? Nach dem „Eeski Slovo" wird im Rahmen der derzeitigen finanzpolitischen Beratungen der Regierung auch eine Novellierung des Gesetzes über die Exportkredite erwogen, wobei auch die Exportindustrie selbst zur Mitarbeit bei der Beschaffung der Kredite herangezogen werden soll.
Parlament ent im März? Nach den bisherigen Dispositionen sollte das Parlament frühestens am 19. Feber zusam- gientreten, falls bis zu diesem Tage das umfangreiche Regierungsprogramm fertig gewesen wäre. Das erscheint heute schon mit Rücksicht auf die vielen Vorlagen finanziellen Charakters, die eine gründliche Vorbereitung erfordern, als unmöglich» trotzdem die verschiedenen interministeriellen Kommissionen täglich Beratungen abhalten. Man rechnet deshalb erst für Anfang März mit der Einberufung des Parlaments. Wie die„Prager Preffe" erfährt, trägt zu der Verlegung des Parlamentsbeginnes auch der Umstand bei, daß die Arbeiten am V i e h mono p o l nicht vorwärts kommen, so daß derzeit die provisorische Verlängerung deS mit Ende Feber ablaufenden Viehsyndikates auf ein bis zwei Monate erwogen werde. Auch die Verhandlungen über die Sanierung der Bruder- ladenversicherung seien ins Stocken geraten.
Politische Scharfmacherei Segen die Tschechoslowakei Auf jede Art und Weise wird in Polen seit Monaten gegen die Tschechoslowakei Stimmung gemacht. Obwohl große polnische Parteien, darunter vor allem die sozialistische, gegen die Haß- polstik auftreten, geht die Hetze weiter. Es kommt dabei weniger auf Argumente als auf systematische Irreführung der polnischen Oeffentlichkeit an. In den letzten Tagen erschien ein Buch des Profeffors Studnickh, eines Mitarbeiters Pilsudskis und Beraters des Außenministers. Das Buch verteidigt das Bjindnis mit Dyttschlanb und verlangt nichts mehß und nichts weniger als die Aufteilung der Tschechoslowakei . Erst wenn diese 6 bis 7 Millionen Einwohner weniger hätte, könnte sie nach Studnickys Ansicht Polens Verbündeter werden. Von einem ähnlichen Geist zeugen die Vorträge, welche der Direktor Szwedowsski hält. Dieser entdeckt polnische Minderheiten nicht nur in Schlesien , sondern auch in der Slowakei und leitet daraus die Forderung* nach Loslösung der „nichtbefreiten Gebiete" ab, Auf Teschen könne Polen niemals verzichten. Szwedowski bestreitet nicht, daß in Deutschland die Polen entnationali- siert werden so wie in Polen die Ukrainer und andere Minderheiten. Er hält dies aber für gerechtfertigt, weil Deutsche und Polen Völker höheren Ranges sind als die anderen. Polen scheint aus seiner Geschichte nichts gelernt zu haben. Es sieht nicht die Gefahr, die ihm aus der engen Verbundenheit mit dem Dritten Reich erwächst und glaubt, selbst uneinig, imperialistische Politik treiben zu können, eine Politik, die kein gutes Ende nehmen kann.
Klerikale Unverschämtheiten. Das„När. OsbÄb." polemisiert gegen einen Leitartikel der' tschechischklerikalen„Lidovä Lisch", dessen Verfasser darin u. a. die Ansicht, daß alle religiösen Bekenntnisse einander gleichwertig seien, als„blühenden Unsinn" erklärt hatte. Das„När. Osvob." macht darauf aufmerksam, daß dieser„blühende Unsinn" ausdrücklich i m 8 124 unserer Ber- fassungse st gelegte st, und erklärt es für sehr verwunderlich, daß der Staatsanwalt diesen Satz nicht konfisziert habe. Wenn sich ein Atheist in ähnlicher Form über die Religion ausgesprochen hätte, dann wäre nicht nur ein solcher Ausspruch konfisziert, sondern der Autor auch noch gerichtlich verfolgt worden!
Wie«, 12. Feber 1934 12 Minuten vor 12 Bon Alexander Brunner. .(Schluß/) Zwar, die Straßen und die meisten Wohnungen bleiben noch immer in Dunkel gehüllt. Wir lviffcn wieder genau was los ist. Die größte und lvichtigste Stromleitung Wiens, das Wechselstrom- Netz ist noch immer ausgeschaltet, dort funktioniert der Generalstreik noch. Aber das alte Gleichstrom- elektrizitätslverk, das noch einen kleinen Teil von Wien mit Strom versorgt, ist von technischen Regierungstruppen besetzt und wieder in Betrieb gestellt worden. Aber wir sind nicht dazu da, um uns über Geschehenes den Kopf zu zerbrechen. Wieder in die Bezirke zurück; um halb acht Uhr abends Meldung in einem anderen kleinen Kaffeehaus an der Peripherie. Fast unmöglich ists jetzt schon, zu der Kampfleitung meines Bezirkes vorzudringen. Die innere Stadt ist ringsum mit Stacheldraht und Maschinengewehren abgesperrt, die Schein» Werfer des Bundesheeres, die von fahrbaren Lichtmaschinen gespeist werden, beleuchten grell alle einfallenden Straßen. Man muß den großen Umweg rings um die innere Stadt machen. Unterwegs begegnet man in allen Straßen marschierende Truppen und Heimwehrabteilungen mit aufgepflanztem Bajonett. Soldaten auf Motorrädern mit großen Holzkäfigen auf dem Rücken rasen durch die Straßen. Sie tragen die Brieftauben, die an Stelle deS lahmgelegten Telegraphen den Nachrichtendienst versehen soflen.' Immer wieder halten mich Heimwehrpatrouillen, die mit gesenktem
Bajonett die Straßenkreuzungen absperren, auf. Hundert erfundene Ausreden, hundert Umwege durch Winkelgaffen braucht es, um durch dieses Netz hindurchzukotnmen. Ueber die Donaubrücke ist einfach nicht mehr hinüberzukommen. Alles ist hermetisch abgesperrt. Aber von Genoffen erfahre ich, daß Floridsdorf bereits im Kampf steht. Sie müßten es mir gar nicht sagen, man hört das Gewehr« und Maschinengewehrfeuer durch die dunkle Nacht über den Strom schallen. Um den Schlingerhof wird gekämpft, heißt meine Nachricht, aber man weiß diesseits der Donau nichts Genaues, weiß nur, daß die Genoffen dort von jeder Verbindung abgeschnitten sind und daß ich um jeden Preis dafür sorgen soll, daß sie Nachricht und Weisungen erhalten. J^tzt heißt's mit dieser Nachricht zurückzukommen und sie an die Zentrale,„das Loch" weiterzuleiten. Fast zweieinhalb Stunden dauert der Weg zu Fuß, rings um die ganze Stadt. An ein Taxi ist nicht zu denken, obwohl die meisten Taxichauffeure nicht streiken. Ich habe kaum zwanzig Schilling in der Tasche, das ist für die Zukunst mein ganzes Vermögen. Gegen acht erst komme ich in dem besprochenen Kaffeehaus an. Kann nur ganz kurz meine Berichte weitergeben, Aufträge und Treffpunkt für den nächsten Tag besprechen. Um acht Uhr muß das Kaffeehaus gesperrt sein. Das Standrecht ist über Wien verhängt. Ich gehe zu einem Genoffen, um bei ihm zu. übernachten. Kein Mensch denkt natürlich daran zu schlafen. Auch zu sprechen haben wir nichts miteinander. Das gräßliche, knackende Maschinengc- wehrfeuer klebt unerbittlich in den Ohren, läßt sich nicht daraus verbannen. Und plötzlich inmitten dieser Nacht beginnt, vereinzelt erst, dann in im-! mer rascherer Folge dumpfes Gedröhn. Spren-1
gungen? Mein Quartiergeber, ein ehemaliger Ar- tillerist weiß cs besser; Kanonen. Das Undenkbare, Unvorstellbare ist eingetreten: Herr Doll fuß , der„christliche" Kanzler läßt eine bewohnte Stadt mit Kanonen beschießen... Sanitätswagen als Panzerautos Um fünf Uhr früh flammt das elektrische Licht in der Wohnung auf. Das ist nicht mehr die unbedeutende Gleichstromleitung, das ist die große Hauptleitung. Regierungstruppen haben also auch schon die Hauptzentrale besetzt und in Tätigkeit gesetzt. Es wäre für die Arbeiter ein Leichtes gewesen, die Transformatoren so zu zerstören, daß es wochenlanger Arbeit bedurft hätte, sie zu reparieren. Aber der Auftrag lautete ja ausdrücklich, daß unnötig öffentliches Gut nicht zerstört werden dürfe. Die Klerikofascisten haben dieses Berant- wortungsbewußtsein der Arbeiterpartei damit belohnt, daß sie die Häuser des roten Wien mit Kanonen beschießen ließen. An allen Ecken und Duden steht jetzt Wien schon im Kampf. Aus der Provinz kommen nur vereinzelte, unsichere Nachrichten. Wir hören von den Kämpfen in Steyr , von blutigen Zusammenstößen in Steiermark . Einzelne Nachrichten behaupten, daß aus Niederösterreich Schutzbündler zum Entsatz von Wien kommen, aber Genaues darüber ist nicht zu erfahren. Man kommt ja auch gar nicht dazu, nachzudenken und Berichten nachzugehen, die einen nicht direkt angehen. Den ganzen Tag iiber geht die Jagd von einem Bezirk zum anderen. Immer schwerer und aussichtsloser wird diese Arbeit. Die Treffpunkte funktionieren nicht mehr, die Verbindungen reißen ab. In der Ottakringerstraße komme ich in den ersten Kampf hin
ein. An einer Stelle, noch fern vom kämpfenden Arbeiterheim, an einer Stelle, an der vollkommen friedlich Männer, Frauen und Kinder die Straße entlang gehen, fährt plötzlich in rasendem Tempo ein Panzerauto der Polizei vorbei und schießt blindwütig nach beiden Straßenseiten. Rechts und links fallen Menschen, wilde Panik bricht aus, dicht neben mir bricht gurgelnd ein junger Bursche zusammen, das Blut tritt ihm aus dem Mund. Halsschuß. Noch zweimal an diesem Tag versuche ich zum Schlingerhof zu kommen. Alles vergeblich. Erst abends erfahre ich, daß es inzwischen von einer anderen Seite her geglückt ist, wenigstens in die Nähe zu kommen. Die Schutzbündler haben sich im Schlingerhof verbarrikadiert, versuchen den Bau um jeden Preis zu halten. Wie lange noch? Von zwei Seiten belegen die Kanonen den stolzen Prachtbau des roten Wien . Aber am nächsten Tag. am Mittwoch, reißen die Verbindungen wieder ab. Nachmittags schießen die Kanonen in der Gegend des Schlingerhofes nicht mehr. Was ist los? Hat sich der Schlingerhof ergeben müssen? Braucht er Hilfe? Man muß herankommen. Ich mache einen verzweifelten Versuch. Gehe direkt auf den Kommandanten der Soldatenabteilung, die die Donaubrücke bewacht und absperrt zu, erkläre ihm, daß ich Preffeberichterstatter sei und nach Floridsdorf müsse. Er verlangte eine Legitimation. Was ist zu riskieren. Ich legitimiere mich mit meinem Ausweis als Berichterstatter von„Het Volk", mit dem Ausweis des Blattes als dessen Berichterstatter ich von der Polizei gesucht werde. Was weiß denn ein Offizier von Zeitungen, es müßte schon ganz verteufeltes Pech sein, wenn er wüßte, daß„Het Volk" ein sozialdemokratisches Llast iS* MstnL