Sosialdemokrat
ZENTRALORGAN
DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI
IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK
ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. ADMINISTRATION TELEFON 53076. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB. CHEFREDAKTEUR : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR, DR. EMIL STRAUSS, PRAG .
15. Jahrgang
Donnerstag, 14. Feber 1935
In den spanischen Gefängnissen wird gefoltert!
564 eingekerkerte Genossen und Kämpfer melden Folterungen im Gefängnis von Oviedo
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Der Pariser sozialistische Populaire" veröffentlicht einen Bericht, gezeichnet von 564 im Mustergefängnis" von Oviedo eingeferterten Arbeitern, datiert vom 24. Jänner und durch Alvarez des Vayo am 31. Jänner dem Prokurator und dem Präsidenten der Republik Spanien über mittelt.
Die zweite besondere Marter besteht in den war, sich vor den Banden, die das Verhör Folgendem: vornahmen, vollständig auskleiden lassen."
Man läßt die Gefangenen zwischen zwei Reihen Wächter durchmarschieren, die ihnen die Gewehrkolben auf die Füße fallen lassen, sie mit den Gewehren oder mit Knüppeln schlagen oder ihnen die Gewehrläufe in die Körper bohren. Die dritte Tortur endlich: Diesem grauenvollen Dokument entnehmen wir Folgendes: Man taucht den Gefangenen lange Zeit in " Die traurigen und schrecklichen Erfahrun- Haut. In der Mehrzahl der Fälle läßt man die „ Die traurigen und schrecklichen Erfahrun- eiskaltes Wasser und peitscht dann die entzündete so schreiben die 564 Genossen„ die wir persönlich machten, erlauben uns die gestitel- Opfer, ehe sie geschlagen werden, sich bis zum Güreine Frau, Maruya Lafuente, die Schwe= tel, manchmal auch ganz, ausziehen. So hat man iter eines jungen Mädchens aus Oviedo , das von den Banden in der Nähe der Stadt füfiliert wor
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lung, daß, von sehr seltenen Ausnahmen abge sehen, alle diejenigen, die in Asturien aus Anlaß und nach Abschluß der Oktober- Revolution eingeferfert wurden, systematisch schlechter Behandlung unterworfen wurden, die man
In der Mehrzahl der Fälle wahrhafte und raffinierte Folterungen nennen muß. Diese Folterungen hatten den Zweck, die Gefangenen zu beschimpfen, ihren Willen zu brechen und sie, sobald sie die Kontrolle über sich felbst verloren hatten, zur Unterzeichnung bon Erklärungen zu zwingen, die im Voraus von den Behörden verfaßt waren und deren Inhalt die Unterzeichner nicht kannten.
Bei allen Verhören waren Schläge die Regel, Schläge, die von Beleidi gungen und unbeschreiblichen Quäle. reien begleitet waren.
In einer großen Zahl der Fälle verivandelten sich diese Gewalt- Prozeduren in wahre Foltermethoden."
Wir beschließen hier die Zitate aus dem furchtbaren Dokument und vermelden noch Folgendes: Die Regierung Zero ur tut alles, um zu verhindern, daß der Inhalt dieses Dokuments verbreitet werde. Umso mehr haben wir dafür zu sorgen, daß die zivilifierte Welt erfahre, was sich in den Gefängnissen die Welt ihre Meinung über die Henker von Oviedo des jesuitisch - fascistischen Spanien abspielt, daß fundtun tann.
Die ganze Welt müßte Protest er heben gegen die Grausamkeit der klerikalen Reaktion in Spanien !
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Nr. 38
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Die japanische Eroberung der nordchinesischen Provinz Diche hol, die dem neuen Vorstoß gegen die Mongolei vorausging, hat nicht nur mit einer Entschuldigung der Besiegten geendet. Der chinesische Oberkommandierende und Staatsratspräsident Tschang Kai- Tschet hat dazu noch die Erklärung abgegeben, daß er nun auf ein besseres Verhältnis zwischen China und Japan hoffe, daß er die antijapanische Agitation in China . unterdrücken werde und daß er im Geiste sam den panasiatischen Idealen" nachstreben Sun- Yat- Sens( wie er fagte) mit Japan gemein
wolle.
Es will scheinen, als hätte aus dieser Rede nicht nur die bekannte chinesische Höflichkeit geflungen, die angeblich auch dem Feinde gegenüber angewandt wird. Es ist eher zu vermuten, daß Tschang- Kai- Tichet nach dem Verlust der Man dschurei und der beiden nördlichen Provingen Chinas den weiteren Kampf gegen die Japaner, die nun schon vor den Toren der einstigen Hauptstadt Peking ( Peiping) stehen, für aussichtslos hält,- und daß auch Japan seinerseits auf wei
Englisch- französischer Druck auf Mussolini 91ab2tere Stämpfe in China verzichten möchte, da es jest
Durch die Bereitschaft Abessiniens, auch die neuen italienischen Provokationen zunächst hin= zunehmen und den Völkerbund anzurufen, scheint in dem afrikanischen Konflikt eine gewisse Beruhigung eingetreten. Seitens der englischen und der franzöfifchen Regierung wird, wie aus Londoner und Pariser Meldungen sowie aus den Pressekommentaren hervorgeht, auf Ita= lien in mäßigendem Sinne Einfluß genommen. Die abessinische Regierung steht auf dem Standpunt, daß sie zu einer Entschädigung nicht verpflichtet ist, will aber einen Spruch des Völkerbundes akzeptieren.
Für die Stellungnahme Deutschlands zu den Angeboten Englands und Frankreichs liefert Mussolinis Willkärpolitik in Afrifa ein Material, das Berlin höchst gelegen kommt. Die deutschen Zeitungen machen auf die Unfähigkeit des Völkerbundes aufmerksam, einem schwachen Staat zu helfen und vergleichen geflissentlich- aber leider nicht mit Unrecht die Lage der italienischen Satrapie Oesterreich mit der Abessiniens. Musfplini< rweist seinen Londoner und Pariser Freunden mit seiner afrikanischen Politik einen rechten Bärendienst. Aber darauf kommt es ihm nicht an.
Paris.( Tsch. P.-V.) Der römische Korre
Das Dokument enthält die Beschreibung von hundert Folterungen. Dieser Beschrei bung aber( die wir nicht reproduzieren können) ist eine General- Detlaration bor- spondent des" Matin" meldet, daß die abessiniangestellt, die wir im Wortlaut wiedergeben wol- fche Regierung die Verantwortung für den letzten Grenzzwischenfall ablehnt und das Arbitrageverlen. Es heißt dort: fahren des Völkerbundes annehme, jedoch unter ,, Abgesehen von den Einzelfällen, der Bedingung, daß die territoriale In die wir im Folgenden beschreiben wer- tegrität des abeffinischen Gebie den, müssen wir melden, daß die Behör- tes gewahrt werden wird. Der Leiter der
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fallen, das mit Maschinengewehren ausges rüstet war. Die früheren Befehle des Herrschers wurden streng befolgt und feiner Patrouille ist es gestattet, sich mehr als drei Kilometer von dem Gebiete ihrer Garnison zu entfernen.
Krieg im fruchtbaren Ualual möglich
die Richtung seines Vormarsches nach Westen lenti: in die Mongolei und damit in die Machtsphäre der Sowjetunion . Wenn China nicht nur besiegt, sondern befriedet ist, dann kann Japan alle seine friegerischen Energien ungestört dem mächtigen russischen Gegner zuwenden, dessen Niederlage sicherlich eines der„ panasiatischen Ideale" ist, von denen Tichang- Kai- Tichel sprach..
Die englischen Berichterstatter. im Fernen Often, die als besondere Kenner der dortigen politischen Probleme gelten, haben den Aeußerungen des chinesischen Präsidenten und Generalissimus die Deutung gegeben: er fürchte die Sowjets mehr als die Japaner, deren Kriegsziele in China nun erreicht seien. Daß sie erreicht worden sind, ist die Schuld des öfferbundes, der nichts unternommen hat, um den japanischen Eroberungskrieg zu verhindern, und nichts getan hat, um das Wölferbundmitglied China zu schüßer. und zu stärken Daß aber nun die besiegte chinesische Regierung dem erfolgreichen Feinde die Hand bietet, um ihn
den allgemein folgende Folter. abessinischen Gesandtschaft in Rom , Afevor, daß die einzige gefährliche Zone, in welcher ein Versuche der Komintern , das Tempo der chines
Methoden anwenden:
welcher Dienstag von seiner Regierung Weisungen erhalten hat, wird von Mussolini empfangen werden. Wie verlautet, Tehnt Abessinien sowohl Reparationen als auch eine Entschädigung ab.
bei seinen Absichten gegen die Sowjets zu unterAden.( Reuter.) Es besteht die Meinung, Mostauer Politif in China begangen wurden. Die stüßen, das sei die Folge der Fehler, die von der bewaffneter militärischer Konflikt zwischen Italien fischen Revolution( die borerst eine bürgerlichund Abessinien ausbrechen könnte, das Gebiet von nationale war) durch Entfesselung von Aufständen, Verwundungen und Ausbrennen ualu al ist, das an die Grenze zwischen Abessis durch Bildung eines Sowjet- China" und durch der Geschlechtsorgane und anderer nien und Italienisch Somaliland gelegen ist. Die- Partisanenfämpfe zu überstürzen, haben die herrKörperteile mit rotglühendem Eisen; ses Gebiet ist sehr reich an Basser und Agrarpro- fchende nationalrevolutionäre Partei. die Kuoglühende Zangen gegen Hände und an London . Das Reuterbüro erfährt aus duften, die die Verprovantierung der Truppen Ming- Tang, in schärfsten Gegensatz zum Komdere Glieder; Anwendung der Folter Addis Abeba : Wie ein amtliches abessinisches sicherstellen würden. Keine Kriegsgefahr droht in munismus gebracht und den Machthaber des neuen bank; Hammerschläge auf Hände und Kommuniquee über die kürzlichen Grenzzwischen Eryträa, da dort Wassermangel herrscht und die China , Tichang- Kai- Tschet, zum Feinde der Ruffen Knie; Anspritzen des nackten Körpers fälle besagt, hat die abessinische Besatzung von Gegend gebirgig und unfruchtbar ist. Es wird er gemacht. Daß sich Tschang- Kai- Tschek jetzt auf den mit kochendem Wasser; Knien auf Kies; Guerlogubi weder einen Ausfa II unter. flärt, daß sich in Italienisch- Somaliland 4000 von Lenin verehrten Sun Yat Sen beruft, feln und sich bis zu den Knien eingegra. So weit es sich um die Zwischenfälle in Guerlogubi teilungen fönnten im Falle eines Konfliftes nach chinesische Nationalismus, der mit dem Boykott Gefangenen, ihr eigenes Grab zu schau- schen Militärstreitkräfte in Afdub zu umzingeln. 30.000 befinden. Die in Eryträa befindlichen Abzu ermuntern, zeigt deutlich die Wendung, die der ben zu sehen; Folterungen der Gefan- am 29. Jänner handelt, wurde
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Somaliland verlegt werden und die Ordnung in Eryträa würde durch die städtische Polizei auf rechterhalten werden. Die Stärke der abessinischen Truppen wird auf 200.000 Mann geschäßt. Abessinien und Italien
nach abessini eine Patrouille von 25 genen in Anwesenheit ihrer Mütter, Abessiniern, die nur mit Gewehren bewaffnet war, die eigens hergeführt werden, um durch bon italienischem Militär über ihre Gegenwart die Leiden der Opfer noch zu vermehren, während man die Mütter selber zwingt, dieses grausamste oller Schauspiele über sich ergehen zu lassen. Auslieferung wehrloser Gefan gener an die Familien- Mitglieder von Revolutionsopfern, damit die Nache an den sogenannten Todbereitern vollzogen werden könne."
Im Folgenden schildert das Dokument
dann noch
drei besondere Foltermethoden
Die erste:
Der Gefangene wird, mit den Händen auf dem Rücken, in Handfesseln, die ihm die Gelenke zerschneiden, an einem Seil aufgehängt, das von der Decke herab über eine fire Rolle läuft. Einmal aufgehängt, wird der Gemarterte so gepeitscht, daß sein Körper ständig hin und her pendelt. Manchmal hängt man an die Füße diefer Opfer noch einen Eimer, voll mit Wasser oder einen Sandsack, um die Ausrenkung der Glieder noch zu berschärfen.
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japanischer und europäischer Waren begann, unter der Wirkung der russischen Aufstandspolitik ge= nommen hat. Da er den Sieg Japans nicht ver
hindern konnte, will er jich jest wenigstens an dem anderen Gegner rächen, der ihm den Kampf gegen Japan aufs äußerste erschwert hat.
Gewiß wäre es boreilig, heute schon bon einem chinesisch- japanischen Angriffsbündnis gegen die Sowjetunion zu sprechen. Aber daß die Erflä rung Tschang- Kai- Tschels der erste Schritt in diefer Richtung ist, kann nicht bezweifelt werden. Die Unterlassungssünde des Wölferá bundes und die falsche Politit der Kommunist en im Fernen Oster beginnen also sehr gefährliche Früchte zu tragen. Die Kette der kriegslüsternen Weltverschwörung, die heute von Berlin über Warschau nach Toki reicht, droht durch ein neues Glied bereichert zu werden. Der Feldzug gegen die Sowjetunion , der in den Hirnen der Hitler und Rosenberg zur firen Idee geworden ift, der von Pilsudski nicht mißbilligt, von der japanischen Kriegspartei eifrig betrieben und von einem Klüngel englischer Kapitalisten um 2ord Rothermere und Sir Henry De era ding wohlwollend unterstützt wird( von einem Klingel, der in seiner Preffe anläßlich der Lon doner Berhantungen stürmisch die Aufrüstung Deutschlands gegen die Sowjetunior forderte), hat Aussicht auf einen neuen Verbündeten.