Sozialdemokrat*. Freitag, 18. Fever 1938. Nr. 39 Eine 66jährige tot aufgefunden. In Prag  VII- 640 wurde in ihrer Wohnung die 66jährige Kaufmannswitwe Katharina Byskokil tot aufge­funden. Den Nachbarn war aufgefallen, daß sic schon seit mehreren Tagen die Wohnung nicht ver- lassen hatten Als man in. die Wohnung eindrang, lag dicht hinter der Tür die Tote in Hauskleidunz. An Händen und Füßen wurden kleinere Abschür­fungen festgestellt, deren Ursache noch nicht klar­gestellt werden konnte. Die Vyskocil war in der letzten Zeit kränklig. Auf dem Bett wurde ein Sparkassebuch gefunden; die Wohnung war in Ordnung. Sonderzüg«. Ein Sonder-Motorzug nach Johann isbad und zur Sokolbaude wird von der ESD Prag am Samstag zum Preis« von 75 KL abgefertigt werden. In dem Preise find Nachtlager, Frühstück und Autobusfahrt inbegriffen. Die tschechoslowakischen Staatsbahnen werden einen Skisportzug in den Tagen vom 8. bis 18. März in di« Hohe Tatra   und nach T e l g a r t zum Preis« von 585 KL abfertigen.' Anmeldungen im Ausflugs- zugsreferat im Basar neben dem Wilsonbahnhof. Kunst und Wissen Doppelkonzert WinternitzPollak. Diese zwei Prager   Künstler, der Tenor Franz Winter­nitz und der Pianist Frank Pollak, hatten sich vorgestern abends im Bühnensaal des Volksbil­dungshausesUrania  " zu gemeinsamer künstleri­scher Tätigkeit zusammengefunden. Derartige Kon­zerte heimischer Künstler könnten öfter in Szene ge- setzt werden, um unsere eigene Kunst zu propagieren, aber nur, wenn sie wirklich vollendete künstlerische Leistungen zu bieten haben. Der vorgestrige Kon­zertabend der beiden genannten Prager   Künstler überzeugte hauptsächlich durch die stilvolle und sorg­fältige Wahl des Programmes, das Lieder und Gesänge von Mendelssohn  , Schubert, Wolf, Mahler und dem mitkonzertievenden Pianisten Pollak sowie Klavierstücke von Chopin   und Vitrzslav Noväk ent­hielt. Den Pianisten Frank Pollak kennt man schon von früheren Konzertgelegenheiten her als ausgezeichneten Cembalospieler und nicht minder trefflichen Meister der Taste. Er hat auch bei die­sem Konzerte seine pianistischen Tugenden dif­ferenzierte Anschlagskunst, glatte Technik und stil­vollen Vortrag im besten Lichte und sogar bei geschlossenem, tonkurzem Klavier gezeigt. Der Tenor Franz W i n e r n i tz ist ein durch Vortragsintelli­genz ausgezeichneter Sänger. Seine Stimme ist nicht groß und entbehrt noch des letzten Schliffes, aber sie wird gut behandelt und offenbart jene Wärme im Ton, die gerade für den Liedgesang Haupterfordernis ist. Als Konzert- und Oratörien- sänger also dürfte Winternitz seinen Weg machen. Die Begleitung der Gesänge hatte in vorbildlicher Weise Frank Pollak besorgt. E. I.  waarts mit 18 Punkten aus zehn Spielen vor Eendracht mit 12 Punkten aus zehn Spielen. Der Endkampf in dieser Gruppe dürfte ein sehr spannen­der werden. Evensen, der bekannt« norwegische Weltmeister im Eisschnelläufen, soll, wie die Blätter melden, einem Arbeitersportverein beigetreten sein. Nachdem di« Norweger Staksrud und Engne- stagen derzeit in Rußland   find, ist der bürgerliche Eislaufsport in Norwegen   seiner besten Vertreter verlustig gegangen. Eine merkwürdig«Schokolade-Geschichte" im bürgerlichen Fußballsport. Eine Schokoladefabrik - ihr Starte tut nichts zur Sache hat zur Hebung ihres Konsums ihren Packungen Bilder von tschechi­schen prominenten Fußballern beigelegt. Ein solcher Prominenter, der Slavia-Verteidiger Zenisek, war damit anscheinend nicht einverstanden und klagte die betreffende Firma.' Was kam nun heraus? Die Bewilligung zur Bilder-Beilage kaufte fich diese Firma vom tschechischen Fußballverband I Soweit ist dies« Angelegenheit noch klär. Aber was soll man dazu sagen, wenn der Verband den erwähnten Spie­ler zur Zurückziehung der Klag« zu veranlassen suchte und als er dies nicht tat. einfach«ine Spiel­sperre über ihn verhängte. Schöne Sachen, die sich da im bürgerlichen Sport abspielen, verurteilenswert dadurch, daß ein Verband, der in seiner Mehrheit aus Amateurvereinen besteht,Geschäfte" mit Spie» lerbildern machen will. Die Moral von dieser Ge­schichte sollen wir das neuerdings betonen... Oesterreichische Sportuniform. Auf Wunsch(?!) des Obersten Sportführers Starhentberg soll ein« einheitliche Kleidung für Sportler und Sportlerin­nen für Auslandsreisen geschaffen werden. Die Begründung zu dieser Einführung: Die Kontrolle der Sportler im Ausland, auch als Einzelsportler, soll dadurch erleichtert werden I Mit anderen Worten: eine sportliche Zwangsjacke! Los der Partei' Bezirkskonferenz in Mähr.-Schönberg Sonntag, den 10. Feber, fand im Arbeiter­heim in Mähr.-Schönberg die ordentliche Jahres­konferenz der Bezirksorganisation unserer Partei statt. Die Konferenz, die unter dem Vorsitz des Bezirksvertrauensmannes Genossen Melcher tagte und an der für die Kreisorganisation Genosse Zischka, für die ReichSpartLr Genosse Dr.'JßfJner und für die tschechische Bruderpartei Genosse For- manek teilnahm, war von 88 Delegierten und Gäste« besucht. Den Jahresbericht erstattete Ge­nosse Vierer, von den Genossen W i l d n e r und Pietsch ergänzt. Den Berichten ist eine ge­waltige Arbeit im Interesse der Partei und damit auch der Arbeiterschaft zu entnehmen, gegen die der Ansturm der Gegner erfolglos blieb. Das politische Referat hielt unter allgemeiner Zustimmung Ge­nosse Dr. Wiener, die Debatte befaßte sich in Konsequenz seiner Ausführungen in der Haupt­sache mit den durch die politische Situation beding­ten Aufgaben der Partei. Die Konferenz nahm weiter einstimmig zwei Resolutionen an, durch welche die Politik unserer Parlamentarier gutgeheißen und ihnen der Dank für ihre Arbeit ausgesprochen wird und weiter unser Standpunft zur Wirtschaftskrise und unseren Gegnern zum Ausdruck gebracht wird. Diese zweite Resolution schließt mit einem Auftuf an unsere Arbeiter zum Kampfe gegen den Fascismus und gegen die Reaktion, für Frieden, Freihe.it und Brot. SPD.  -Emigranten Prag  : Freitag, den 15. Feber, Versammlung im Parteiheim irt der Närodni 4, Vortrag, des. Genossen Dr. Emil Strauß  Drei Wochen in der Sowjetunion  ". Zutritt nur gegen Parteiausweis. Beginn 7 Uhr. R. W. Tatra-Fahrt. Zu der Fahrt in di« Tatra werden noch zwei bis drei Genossen angenommen. Abfahrt Freitag, den 22. Feber, abends, Rückfahrt Sonntag, den 3. März. Standort: Edelweißhütte. Kosten zirka 880 KL. Anmeldungen sofort bei Ge­nossen Schönfelder. Ycrcinsnadiriditai Turner und Turnerinnen, Achtung! Bezirksturnwart Ge­noss« Kohlert kommt diesen SamStag nach Prag   und wird in: Vorturnerkursus die Proben für unsere Akademie leiten. Es solltest möglichst alle aktiven Turner und Turnerinnen teil­nehmen. Kurszeit: Samstag von 17 bis 20 Uhr und Sonntag von 8 bis 12 Uhr in unserem Turnlokal. Turngenossinnen! Eurem Wunsche entsprechend, findet Dienstag, den 18. Feber, im Parteiheim ein Ausspracheabend der Turnerinnen statt. Wir sprechen ii. a. auch über unsere Vorarbeiten für die Akademie am 8. Aprkl. Sorget dafür, daß keine Turnffenöfsm fehlt. Voranzeige! Am 6. März veranstalte« wir ein« Mitgliederversammlung im Ge­werkschaftshaus. Haltet diesen Termin frei. PRAG  Spielplan des Deutschen Theaters. Freitag 548: Aida, D 1, Gastspiel Kerstin Thvrborg Verdizyklus III. Samstag halb 8: Ehe i n D 0 s« n. A 1. Spielplan der Klein«» Bühne. Heute Frei­tag, abends 8 Uhr:I ch h a b s g e t a n", Kulturverbandsfreunde und freier Verkauf. Sams­tag 8 Uhr: Ich Habs getan. Sonntag nach­mittags 3 Uhr: Schneider Wippl kontra Napoleon  . Sport Spiel Körperpflege Bom holländischen Arbeiterfußball haben wir bisher recht wenig gehört. Diesmal find wir schon in der Lage, eine kleine, wenn auch bescheidene Uebersicht zu geben. Der Fußballsport hat auch in der holländischen Arbeitersportbewegung eine starke Verbreitung gefunden und die Spiele es existieren fast in jedem Gebiet vier Abteilungen werden immer von Hunderten von Zuschauern ver­folgt. Im Kreis Utrecht   z. B. befinden sich derzeit Volharding und Hilversum   an der Spitze; ersterer weist 22, letztere 20 Punkte aus je zwölf Spielen aus. Zeist I hat noch Anschluß an die Spitzengruppe <16 Punkt« aus elf Spielen). Im Limburger   Ge­biet wiederum gab es für den Pionier des Arbeiter­fußballs Maastrich eine 3:0-Niederlage durch Brunffum und nimmt nun den letzten Platz in der Tabelle ein. Im Kreis Amsterdam   führt Voor- Diana Wtznard und Clive Brook  in dem amerikanischen   Fox-FilmCavalca de", dem Film einer Generation. Aus Mustapha Kemal wird Atatürk  (PS) In immer höherem Maß europäisiert sich die Türkei  . Es ist eine seltsame, beinahe paradoxe Er­scheinung, das zur selbenZeit, daEuropa die in langen schweren Kämpfen errungenen politischen und sozia­len Freiheiten wieder abzuschaffen beginnt, hier 4m Orient der Demokratisierungsprozeß erst auf der gan­zen Linie einsetzt. Wie man weiß, ist vor kurzem ein Gesetz erlassen worden, welches das Tragen kultisch­religiöser Gewänder an anderen Orten, als den zur Ausübung des religiösen Kults bestimmten, untersagt. Dieses Gesetz zeigt die Verweltlichung und Verwest­lichung der Lebensformen dieses Landes in charak­teristischer Weise an. Auch die Einführung des aktiven und passiven Wahlrechtes für die Frauen ist«in be­deutsames Symptom in diesem Zusammenhang. Be­reits seit mehreren Jahren haben die Frauen das Stimmrecht für di« kommunalen und provinzialen Vertretungen;, und demnächst werden sie auch bei der Wahl der Großen Nationalversammlung in Erschei ­nung treten, und man ist hier davon überzeugt, daß auch ein« ganze Reihe von Frauen als Abgeordnete aus der Wahl hervorgehen werden. Man schätzt die geistigen Fähigkeiten des weiblichen Geschlechts in der Türkei   ungemein hoch«in; man weist ihr nicht di« Rolle alsMagd und Dienerin des Mannes" zu, wie das in bestimmten Regionen des Abendlandes der Fall ist, sondern wertet und behandelt sie immer mehr als selbständiges Individuum mit Rechten, die denen des Mannes vollkommen gleich sind. Beleuchtet wird der soziologische Wandel auch durch die jetzt erfolgte Abschaffung der alten Titel. Es wird in Hinkunft keinenPascha", keinenBey  ", keinenEffendi" und keinenAga" mehr geben, son­dern nur iwch einen schlichtenHerrn", der für alle Stände und Schichten der Bevölkerung gleichermaßen gilt. Die Geschichte der Namen in der Türkei   ist eine kompliziert^, vielfältige Angelegenheit: bemerkens­wert ist vor allem der Umstand, daß im Lauf« der Zeit in den städfischen Gegenden sich di« Gewohnheit einbürgerte, die Familiennamen abzuschaffen und nur noch Vornamen anzuwenden, Vornamen, die übrigens in dem Sinne gewählt wurden, daß dadurch ein bestimmter Wunsch der Eltern für die Kinder zum Ausdruck kam, und die dadurch sich keineswegs vom Vater auf den Sohn übertrugen. Durch diese Gepflo­genheit kam allmählich eine ziemliche Anarchie in die Registrierungen. Auf dem Lande wurden die Fami- liennamen im Gegensatz dazu vorwiegend beibehalten. Nunmehr ist auf dem Wege des Gesetzes die zwangs­weise Einführung von Familiennamen erblichen Charakters für alle Staatsbürger verordnet worden. In Verbindung mit diesem Gesetz wurde dem Staats­oberhaupt von der Großen Nationalversammlung das PrädikatAtatürk  " verliehen, was soviel bedeutet wiehöchster Führer der Türken". Mithin wird es von jetzt an keinen Mustapha Kemal Pascha, sondern m:r noch einen PräsidentenAtatürk  " geben. Aus dem Ministerpräsidenten Ismet Pascha wird ein simpler Herr I n e u n u, aus dem General Kiasim Pascha wird Herr E u s a l p, aus dem Außen­minister Tewfik Ruschdy Bey ein Herr Aras« Mit der Abschaffung aller Titel hat das Parla­ment von Ankara   übrigens auch die Beseitigung aller Ehrentitel und aller in- und ausländischer Abzeichen verbunden. Die Türkei   europäisiert fich indes Europa   sich orientalisiert und barbarifiert.,. Bezirksorganifation Prag  der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Montag, den 18. Feber 1335, um 8 Ahr abends im großen Saale des Gewerkschastshauses Prag I., PerStßn 11, Jahresversammlung Tagesordnung: Protokoll, organisa­torisches und politisches Referat des Ber- tranensmannes. Berichte des Kassiers, der Kontrolle. Neuwahlen. All­gemeines und Anträge. Zutritt haben nur Parteimitglieder gegen BorweiS des gültigen Mitgliedsbuches. »ar Film Aus dem FilmPolarjägrr* Korbas nächste Filme. Der Londoner   Film­regisseur Alexander K 0 r d a, der Schöpfer des Films vomPrivatleben Heinrichs des Achten" be-' reitet zwei neue historische Filme vor. Der erst«. soll den Kampf der englischen Königin Elisabeth mit dem Spanierkönig Philipp dem Zweiten(nach j einem Manuskript des Romanautors Philipp I Lindsah) behandeln. Der andere wird den römi- j scheu Kaiser Claudius(nach einem in England er« folgreichen Roman von Robert GraveS  ) darstellen. IllMllW MMWslMeN der Arbeiterfürsorge finden jede« SamS­tag do» 57 Uhr im Verein deutscher   Arbei­ter, Smeckagaffe Nr. 27, statt. Wenn Sie für die Düngung Ihrer Blumen den guten Blumen-Zauberdung verwenden, werden Sie zauberhaft schöne Blumen haben 1 Paket mit Postzusendung Ki 5*60 durch VerwaltungFrauenwelt", Prag   XII., Fochova 62. Bei allen Kolporteure« erhältl. Abonnements- Bestellschein. Abonnier« ab 1835 daS täglich erscheinend« Zentralorgan der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei <5o3ial&emofrat" Verwaltung Prag   XQ., Fochova tt. 62, zum Preise von 16 KL monatlich, und send« diesen Betrag nach Erhalt des Erlagscheines ein. Nam«: Genau« Adresse:,., üetzt« Post: Unterschrift:. Bezugsbedingungen: Bei Zustellung inS HauS oder bei Bezug durch die Post monatlich KL 16.. vierteljährig KL 48., halbjährig KL 96.. ganzjährig KL 192.. Inserate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß  . Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. Di« Zeitungsfrankatur wurde von der Post- und Tele- graphendirektiou mit Erlaß Nr. 13.800/VII/1930 bewilligt. Druckerei:Orbis". Druck-, Verlags- und Zeituugs-A.-G., Prag  .