Die ArlerelIn seinem phatastisch-humoristischen Roman„Ein Kankee an König Arturs Hof" macht sich derbekannte amerikanische Schriftsteller Mark Twainüber die Gralsuche und den Gralsdienst der sagenhaften Palladine des keltisch-britischen König Artus weidlich lustig. Da zogen die jungen Herrengerüstet mit ihren eisernen Oefen, auf dem Kopfeinen erzenen Topf so ganz ohne geographischeKenntnisse und Marschroute, so nur einfach nachHörensagen und Umfrage aus, um die Burg zusuchen, in der die Abendmahlschüsfel Jesus unddie blutige Lanze, mit der der Kriegsknecht Lon-ginuS die Seite des Gekreuzigten geöffnet habensoll, verwahrt und von einem herrlichen, religiösenRitterorden, den„Templeisen" bedient sein sollte.Manche, wie Parsival, zog mystischer Drang insUnbekannte, viele wie Gawein aber einfach nurselbstherrliche Abenteuerlust; und wenn sie dannnach Jahren von ihren schwerbewaffneten Landstreichereien zurückkamen, dann renommierten siezwar heftig mit ihren zeugenlosen Heldentaten,taten sonst wber sehr geheimnisvoll und man'durfte sie beileibe„nicht befragen, noch WissensSorge tragen", ob sie die Gralsburg gefunden,wo sie sei und wo die Herren sich eigentlich herumgetrieben hatten. Denn dann wurden die Helden leicht böse, zogen ihre großen Meffer blankund zerschlugen dem unbequemen Frager dasMaul, oder sie taten beleidigt und fuhrenhoppatatschig sofort wieder ab, wie Lohengrin mitdem nächsten— Schwan. Diese unwissenden undPlanlosen, völlig nichtsnutzigen berittenen Tippelfahrten der halbmythischen ArtuSritterschaft nenntMark Twains Danke« kurz und respektlos: DieGralerei.Und diese dunkle Gralerei sagenhafter, beschäftigungsloser Reserveleutnants des 6. Jahrhunderts ist jetzt neu aufgelegt worden, sie ist inunserem zwanzigsten Jahrhundert mit mystischerVerbrämung und blutiger Waffe, mit Ordensrit-ltrgrößenwahnsinn und offenbarer Abenteuerge-walttatSfreude samt allen Attributen unwissenderSelbstberaucherung wieder da und grausam lebendig. Die gegenwärtige Gralerei heißt— Arierri und der Nationalsozialismus hat sie erfunden.Arier im Zigeunerlager.Die hochmögenden templeisen" des Hakenkreuzes, die öffentlich und wortwörtlich verkündeten„waS recht und richtig ist bestimmen wir", haben nämlich dem reichsdeutschen Volk, insbesondere dem nördlichen, reichsdeutschen Volk, den kategorischen Staatsimperativ auferlegt:„Ihr seidarisch, ihr sollt arisch sein" und Dr. Lothar F.8 o t z, der es besser wissen könnte, setzt daher in^einer wissenschaftlichen Tabelle desNeuesten Kosmos-Bandes„Erlebte Vorgeschichte",treu gehorsam die Formel:„Nordische-JndSsM-aianen oder Arier." Wenn noch vor wenigenJahren ein deutscher Student an einer deutschenUniversität bei einem sprachwissenschaftlichen Exa-Aen derartigen Stuß geredet hätte, so wäre erbombensicher durchgefallen. Aber der Sprachwissenschaft, an deren diesbezüglichensicheren Ergebnissen sich inzwischen gar nichts geändert hat, der Sprachwissenschaft, der einzigen Wissenschaft, die über„Arier" und„arisch"«in sachlich und fachlich begründetes Wort zu sagen hätte, hat es in den Fängen des Hakenkreuzesbie Rede verschlagen. So ein armer, ehrlicher, zumbekennen wissenschaftlicher Wahrheit verdammterEprachgelehrter müßte ja erklären, daß inDeutschland als Arier allerhöchstenS überhauptNur die— Zigeuner bezeichnet werdenkönnen, weil der Kern ihres eigentümlichen Idiomsnn Altindischen ruht, daß aber die Germanen imallgemeinen, die Deutschen im besonderen ebensowenig Arier sind, wie Hebräer, Mongolen oderNeger...Was find denn eigentlich Arier?Die Bezeichnung„Arier" und„arisch" hatniimlich nur eine einzige wissenschaftlichdermrkerte, sinnvolle und anerkannte Bedeutung.Diese ist die der Zusammenfassung jener indoger-wanischrn Sprachgenossenschaften, die die Wurzel-ari", welche«Herr, der Beste, der Edle" bedeu-wt, in ihrem Sprachschatz erhalten haben und da-ber sich selbst wohl auch mit diesem Wort(vergleiche: altindisch„aryas", Jranier, Irland)nannten. Arier sind also die ostasiatischen I n-b i e r, die mittelasiatischen Zendvölker, Meder,Balte r, Perser, eben die Jranier, viel-GloffenIn der Nummer 38 des.Prager Tagblatt"findet sich nachstehendes Inserat:Zukunftsreiche Fabrikeinzige in der TSR., stark beteiligtan der Kriegsindustrie, wird ausFamiliengründen»erkauft.Ernste Anträge lmt. Chiffre:.SofortKc 400.000.-/4187" an die Piras A.G., Prag ll., Bredovskä 1.Der Text sollt« eingerahmt und einem histori»scheu Museum überwiesen werden. Denn ungeniertgibt er die Meinung wieder, daß Beteiligung an derKriegsindustrie eine gewsnnreiche und vor allem eineZukunftsreiche Sache ist. Pom Standpunkt deskünftigen Kapitalisten aus vielleicht die zukunftsreichste. Aber di« Herren an den gepanzerten Kassenschränken sollen nicht vergessen, daß auf die Zeitleicht noch jene Kelten» Sprach- und Blutsverwandte der Franzosen, die einst der Insel Irland den Namen gaben, in weiterem Sinn dieGriechen, die das Höchstausmaß von Güte„ariston" nannten(vgl. das griechische Fremdwort: Aristokratie) und dann noch etwa dasverachtete, fahrende Voll der Zigeuner wegen ihrerSprachverwandtschaft mit dem Altindischen. DieTochtersprachen des Lateinischen, dann die flämischen und germanischen Sprachgenoffenschaftenaber dürfen sich am allerwenigsten„arisch" heißen, denn gerade ihnen ist ja die Wurzel„ari"nicht eigen. Das heißt: Zarathustra war Arier,aber Nietzsche nicht!„Arier" und„arisch" bedeutet für den Deutschen also nicht mehr als einenaus dem Osten zugereisten Fachausdruck derSprach Wissenschaft, der jetzt plötzlich wieder fürvöllig ungeklärte Rassen frage herhalten soll,nur damit sich eitle Gewaltnaturen mit einem Namen ftemden Stammes verzieren können, dem dieBedeutung der Herrschaft und des Adels inne-wohnt.— Den eitlen, kleinen Buben, der sichbeim Soldatenspiel sofort selbst zum General ernennt, trifft man auf jeder Spielwiese!—Durch Wirtshanslogik zum AriertumWeil aber die Sprachenftage mit der Rassenfrage nicht identisch ist, bedeutet die Selbsternennung der Deutschen des Dritten Reiches zuAriern nicht etwa eine nietzscheanische Umwertungalter Werte oder die Erfüllung eines alten Wortes mit neuem Sinn, und es handelt sich auch nichtum einen bloßen Streit ums Wort, sondern umetwas Wichtigeres, weil widerlich Widersinniges.Wenn irgendwo in einem Dorfwirtshaus ander Grenze ein tschechischer Klarinettist einen zigeunerischen Zymbalisten trifft, und wenn die beiden einander als Musiker, als Fachgenossen begrüßen, so ist das ganz in der Ordnung. Die Wissenschaft tut nichts anderes, wenn sie die einheitliche Sprach genossenschast aller indogermanischen Sprachen feststellt.Wenn aber nur der Zigeuner aus der Fach-genossenschaft allein eine Blutsverwandtschaft,eine„Bruderschaft" zu konstruieren anhebt, dannweiß der unbefangene Beobachter, daß solch rührende Verwirrung der Gefühle nicht ohne einigenAlkoholgenuß zustande gekommen sein kann.—Die unbefangene, nüchterne Wissenschaft macht dieleidige Verwechslung von Sprachgenossenschaftund Rassenverwandschst längst nicht mehr mit.Wenn aber gar der Zymbalzigeuner nach gewalttätig aufgepapptem Bruderkuß seinen neuer-~ Der Mann kauert in der Stube pnd starrtvor sich hin: Immer wieder dettkt er zurück an dieTage der Ernte, die so sehr enttäuscht haben. Dawar er draußen und sein Blick umsaßte die dürftigen Zwergäcker, das Hügelland, die arme ge«liebte Heimat.In der Tenne lagen damals magere Korn-bündel, die in monotonem Takt von den Dreschflegeln bearbeitet wurden.Mager, entsetzlich mager war die Frucht, umdie so viel gearbeitet, so viel gebetet worden war.Tag um Tag und wochenlang war die Sonne überdie steinigen, schütteren Felder aufgestiegen undhatte gebrannt und gesengt und gebrannt und gesengt...Kein Segen war niedergefallen vom Himmel,zu dem soviele tausend inbrünstige Gebete aufgestiegen waren.Der Mann war verbittert in seine Keuchegegangen. Liebelos loaren sein Blick und seinWort. Scheu waren ihm die Kinder ausgewichen,und sein Weib— sein Weib wartete auf das Wun,der, das doch endlich geschehen mußte. Denn siewußte nur, daß das Wenige, das diesmal geerntetwurde, keinesfalls zureicht, daß aber doch die vierKinder, der wortkarge Mann und sie selber auchin diesem harten Winter leben müssen. Wie? Dasweiß sie nicht. Sie versinkt in taumelnde Gedanken, die zum Wunderglauben führen, zu gläubigem Erwarten. Allein trägt sie ihre dunklen Sehnsüchte und ihre lichten Träume. Der Mann würdemit bitterem Lachen zerstören, was sie wie einenAltar in sich ausgebaut hat.Der Winter ist weit vorgerückt und die Notist gestiegen und die Frau hofft und glaubt nochimmer und der Mann ist verbitterter geworden...deS Scheffelns die Zeit der Abrechnung folgen wird,die wohl nicht mehr so zahm präsentiert werdendürfte, wie unmittelbar nach dem Weltkrieg«. DieseEinsicht wird wohl einer der„Familiengründe" sein,di« den derzeitigen Fabrikbesitzer veranlassen, seine„Goldgrube" zu verkaufen.DaS Staatlich« Gesundheits-Institut zu Praghat, wie die bürgerliche Presse meldet, eine„Arbeitvon internationaler Bedeutung" geleistet, und zwardurch die Feststellung des Ernährungs-Minimumsfür Arbeiter. Als Versuchskaninchen diente einevierköpsige slowakische Arbeiterfamilie. Als Mini-malrbtion wurden pro Tag Nahrungsmittel im ungefähren Wert von 20 KC berechnet. Diesem Ergebnis fügt der Berichterstatter in edler Einfalthinzu:„Diese wichtige Angabe wirdwohl einmal die Grundlage für Bestimmung von Minimallöhnen bilden." Hoffentlich bekommt der Schmock, der dieseWeisheit von sich gegeben hat, als erster den Segensolcher Hungerlöhne zu spüren!nannten Verwandten anzustänkern beginnensollte:„Was, d u willst ein guter Klarinettist sein?Da bin ich schon der bessere Klarinettist, auch wennich gar nicht Klarinette spielen kann!" dannerkennt der unbeteiligte Beobachter auf—totale Besoffenheit.Bom Ursprung der Germanen.Des totalen Hakenkreuzstaates abenteuerlichen Schiebungen vom heimischen, außer arischen Sprach gebiet zur nebelhaften Ferneeiner arischen Rassenechtheit scheinen uns aberdoch nicht mehr völlig unkontrolliert hingenommenund kritiklos bewundert zu werden. Da hat jetztkein Freimaurer, kein Jude, kein Roter, sondernder deutsche Sprach- und Kulturhistoriker Hermann G ü n t e r t im Carl Winter-Verlag(Heidelberg) ein muttges Buch über den„Ursprungder Germanen" erscheinen lassen, das mit Hilfeeines reichen Materials der vergleichenden Sprach-und Kulturwissenschaft gegen die jetzt beliebtenPropagandamythen der Arierei Stellung nimmt.Güntert zeigt nicht nur die Gültigkeit der obendargelegten, durchaus nicht neuen Taffachen derSprachwissenschaft auf, sondern er geht auch andie. Rassenfrage selbst heran. Er bekennt, daß erauf Grund seiner Untersuchungen an die Hypothese von der Urheimat der Jndogermanen an derOstsee nicht mehr glauben kann und gibt mit höflichen Worten zu, daß natürlich auch die Germanen, wie ja fast alle Zivilisationsvölker der Gegenwart eine— Promenadenmischung vorgeschichtlicher Völkerwanderungen sind. Und zwardürften die Germanen eine Mischung darstellenaus jenem von den Cro-Magnon-Höhlenmenschenabstammenden bäuerlichen Westvolk n i ch tindogermanischer Art, das uns die Hünengräberund den Namen des verschollenen Göttergeschlechtes der„Banen" hinterlassen hat und einemosttsch-asiattschen, schweifenden Reitervolk indogermanischen Blutes, das Licht- und Feuergötterverehrte. Mag in Günterts Arbeit, besonders inihrem letzten Teil auch manche überspitzte Detailtüftelei stecken, eins ist durch diese tapfere Publikation von neuem dargetan: Durch verstandesmäßige Forschung kann man die Deutschen demAriertum nicht näher bringen, sondern nur mitZuhilfenahme selbstsüchtiger Triebhaftigkeit undunklarer Mystifikation. Und so bleibt, wie nunschon, wie einst der irrenden Ritterschaft die mythische Gralsburg, der nicht minder irrenden modernen deutschen Ritterschaft von der traurigenGewalt die erträumte Hochburg des arischen Blutadels im„fermen Land, unnahbar ihren Schritten..." I. M.Solche Keuchen stehen.zu Hunderten..ftitl-NL.der Grenze. ES gibt' Äele tausend'solcher Familien. Tausende Väter sind wortkarg und verbittert,tausende Mütter warten auf das Wunder.Die Heimaterde hat nicht gegeben, was ihreKinder erwarteten. Solches Versagen der Erde bedeutet Mühsal, Hunger, kaum noch zu ertragendesEntsagen. Tausende und aubertausende Grenzlandkinder haben keine Kindheit! Sie sehen, wieVater und Mutter in Düsternis dahinleben, siehören bittere Worte, sehen, wie die Eltern den Tagohne Freude verbringen. Und so sind auch ihreTage.Neben dey armen Häuslern die vielen Arbeitslosen. Im Herbst haben sie die heimatlichenWälder durchstreift, Beeren, Pilze, Brennholz gesucht. Jetzt haben sie nichts zu tun. haben keineHoffnung, ihr Leben ist grau geworden, es ist—abgeschlossen.Männer im Zenit des Lebens gehen vornübergebeugt. Ungepflegt sind ihre Körper, verwildert, abgestumpft der ehedem so empfängliche GeistAlles Denken kreist um den rebellierenden Magen.Die Frauen sind verblüht, verwelkt. O, gehtdas rasch im Grenzland neben dem großen Walde!Ein kurzes kleines Mädchenglück und dann einlanges armes, verwunschenes Leben. Alle Jugendillusionen sind längst begraben. Liebe, von der soschön in den Büchern erzählt wird, ist ein leeresWort geworden an der Grenze, wo immer, immerdie Not der Menschen treuer Gefährte ist.Aus dem großen Walde, durch den die Grenzeläuft, kommt leise, aber immer wieder eindringlichlockend das nattonäle, das fascisttsche Schlagwort.Es lockt und lockt und ruft zum Verrat...Aber di« Männer im Grenzland, die hart undMussolini spendete 50 Zentner Bronze für einDenkmal deS Philipp Corridoni, eines fafcistischenBorkämpfers, das in irgendeiner italienischen Kleinstadt errichtet werden soll. Vermutlich wäre dieStiftung von einem enffprechenden Quantum Brotvielen armen Teufeln lieber gewesen. Wer dieDiktatoren lieben das Erz. Sie hoffen, damit derGeschichte de«. Mund zu stopfen.••Die alte Hansastadt Bremen ist so sehr vomUniformfimmel der Dritten Reiches erfaßt, daß dasdortige Garten- und Friedhofsamt sogar die Grabsteine normalisiert. Es dürft» nur Grabsteine auSeinheimischem Weser-Sandstein verwendet werden.Fremde Gesteine sind verboten. Zur Aufstellungwerden nur solche Steine zugelaffen, die von demPrüfungsausschuß für Grabsteine genehmigt wordensind. Ob für Volksgenossen, die auf der Flucht erschossen, vom Fallbeil geköpft wurden, oder die imKonzentrationslager durch„Selbstmord" geenderhaben, besondere Grabsteine zu verwenden sind, wirdin der Verordnung leider nicht gesagtausdauernd zu sein gelernt haben, sind keine Verräter. Sie stehen treu zu ihrer Heimat und zurDemokratie, und sie stehen zu dem Staate, dessenTeil ihre arme Heimat ist. Sie bieten der lockenden Lüge Trotz. Wer sie können auch nicht glauben, daß der Staat sie vergessen hat. Es ist nichtviel, was sie brauchen. Aber leben wollen sie!Schon droht, die Gefahr, daß ein treuer, biedererMenschenschlag von der Not völlig zerbrochen wird.Der Winter ist streng im Grenzland. Inhunderten Familien mangelt es am Nötigsten.Arme Kinder klagen...I. Egerer, Neuberg bei Asch.Volkswirtschaft und SozialpolitikZuviel Weizen und HaferSorgfältige Berechnungen der im tschechoslowakischen Staatsgebiet lagernden Getreidevorrätehaben ergeben, daß am 1. Jänner 1935 ein Gesamtbestand an Weizen von. 82.500 Waggonsvorhanden war. Diese Menge reicht nicht nuraus, um bis August den stark gesunkenen Bedarfvollständig zu decken, es ergibt sich vielmehr nochem Ueberschuß von etwa 20.000 Waggons. Angesichts dieser Feststellung besteht für die verantwortlichen Stellen die Verpflichtung, rechtzeitigVorsorge zu treffen, daß diese Ueberschußmengender Nahrungsversorgung unserer ärmeren Bevölkerungsschichten Angeführt und nicht etwa denaturiert, d. h. vernichtet werden.Die Roggenvorräte betragen 36.188 Waggons. Ihr Absatz dürfte kaum Schwierigkeitenmachen. Ob aber die 12.700 Waggons Gersteabgesetzt werden können, ist unsicher. Bestimmt,unverkäuflich erscheinen die Hafervorräte von15.000 Waggons. Weder der Inlands-, noch dieAuslandsmärkte verfügen über die Aufnahme-fähigkeit für eine solche Menge.Es muß damit gerechnet werden, daß dieGetreidemonopolgesellschast erhebliche Mengen anWeizen, Hafer und voraussichtlich auch Gerste mitir: die neue Ernte hinüberbringt. Das sollte einHinweis sein, daß die Bewirtschaftung des Getreides nach der Seite der Produktion hin einerErgänzung bedarf.Vom Prater RundfunkAm vorvergangenen Samstag sprach Dr. Oskar-T u tz einen Bericht„Aus dem sudetendeutschen Kulturleben". Zur Einleitung wurde der erst kürzlich vondem Dichter-Terzett erarbeitete Satz wiederholt, daßPrag als kulturelles Zenttum der Deutschen abzulehnen sei, well es zu wenig nqtionalbewutzt und zu sehrkosmopolitisch und liberal sei. Auf diese gewichtigegrundsätzliche Eröffnung folgte nicht mehr als«in- Streifzug durch di« Spielpläne des Theaters von Pragunb einigen Bühnen, der deutschen.Prminz. Dabeigqch es eimge'ÄebeitafchuriKnÄih erwadie,-„Straßenmusik" als Operette entdeckt zu boxen.Maria Heller beendete ihre Vortragsreiheüber das Cembalo und seine Wiedererweckung mit denMeistern Dach.— In der anschließenden Dichterstunde stellte sich Robert Lindenbaum mit eigenen Werken vor; in ihnen lebt ein tiefes, schönesEmpfinden, das'— nomen est nomenl— irgendwoam Brunnen vor dem Tore sein Daheim hat, durchInnigkeit und Wahrheit für sich gewinnt.Der. Sonntag brachte eine Uebertragung desOrchesterkonzertes mit Gesang aus Brünn. DasOrchester des Radiojournals und namhafte Solistenbestritten unter der Leitung des Kapellmeisters OttoAckermann das wertvoll:.Programm' mitMraczeks.Heroischer Ouvertüre", seiner. Suite„Ausmeinem Leben" und Janäkeks„Kjnderreimen".Am Montag hörte man einen bilderreichenReisebericht„Rund um Afrika" von Dr. Schaus»beiger. Er zeigte vor allem die erstaunliche Entwicklung der Verkehrsverhältnisse, die seit dem Beginn dä Jahrhunderts den„dunklen" Erdteil sästvöllig erschlossen und in allen seinen wundervollenlandschaftlichen Reizen auf-ganz bequeme Art zugänglich gemacht haben.— Rach diesem Fluge durchmärchenhafte Schönheit kam die Pädagogik zu Worte,vertreten durch Prof. Otto Richter, der über„DasErziehungsverhältnis in der Schule" sprach und seineAusführungen auf den Grundsatz stützte, daß Erziehung darin bestehe, den Menschen aus dem Zustande der Unzulänglichkeit in den der Zulänglichkeit,überzuführen, worunter der Vortragende die Dingbeherrschung und die Selbstbeherrschung versteht. Ausdiesem Wege, eben dem Erziehungswege, müssen dieStofftoelten der Umgebung erobert werden und derMensch die Enffaltmig seines Vollebens erreichen. DerErzieher ist der leitende Begleiter auf diesem Wege;seine Erfahrung, sein Wissen um die Unerbittlichkeitder Dinge geben ihm die unerläßliche Autorität.Genosse Dr. Emll Franz«! zeigte in derArbeitersendung„Wien in der Kriegs- und Revo-lutionsgefchichte" als Barriere gegen Feinde vonOsten und Westen, nunmehr als Schlüsselstellung fürdie von Norden und Süden andrängenden Machtbestrebungen, Die grauenvollen Febertage vom Jahre1934 waren keine" innerösterreichische Auseinandersetzung: die Wiener Arbeiter fielen als Opfer desvon Süden vordringenden Eroberungswillens.(DerReferent gibt diese kurz« Inhaltsangabe nur mitVorbehalt Wiede?, weil der Empfang unter heftigenStörungen litt.)Zum Wochenende gab Genosse Leopold Gold-s ch m i d t den Uebefiblick über die aktuellen Geschehnisse und hob aus dem Bielerin des politischen Tagesgeschehens mit sicherem Griff das Wesentliche: dieBlitzdemonftrationen in Wien, das Memorandum der"564 Arbeiter als grauenhaftes Dokument spanischerBarbarei; die wirtschaftliche Erschütterung in Deutschland, Faulhabers drohender Bannfluch gegen dieFührung der autoritären Macht, den GefahrenherdJtalieu-Weffinien, Sowjetrußlands scharfe, nachWesten gerichtete Kritik... und schließlich die bedeutendsten Erscheinungen im innerpolitischen Leben: diebedeuffame Rede des Außenministers Dr. BeneS unddie Ankündigung enffcheidender Maßnahme» zur tatkräftigen Bekämpfung der WirtschaftskriseErnst Lbö«er,Am Grenzstrich klagt ei« Lied..-