Tüte 6■„Sozialdemokrat"Donnerstag, 21. Feber 1935. Nr. 44PRAGBB ZtlTIJMfiDie Milchpreise in PragDas heutige Amtsblatt veröffentlicht diedurch Verordnung festgesetzten Milchpreise inPrag. Im Kleinhandel ist Milch in Kannen, niiteinem"Fettgehalt von 3.6 Prozent, zum Preisevon 1.50 Kc pro Liter zu verlaufen. Zu einemniedrigeren Preis darf die Milch in den Verkaufsstellen von Verbrauchergenossenschaften verlaustWerden, die nur ihren Mitgliedern verkaufen.Andere Händler, die bisher molkereimäßigbehandelte Milch zu einem niedrigeren Preis als1.50 Kc verkauft haben, dürfen dies auch weiterhin tun, soweit nicht festgestellt wurde, daß siein der Zeit vom 1. Jänner 1934 wegen Milchverfälschung bestraft wurden. Der Verkauf zu einemniedrigeren Preis ist der Preiskommission zumelden, die nach der Regierungs-Verordnung,76/1934 errichtet wurde.Zu einem höheren Preis als 1.50 KL, höchstens aber zu 1.60 KL, darf Milch in den Regie-Läden der Molkereien verkauft werden, soweitdiese Verkaufsstellen vorwiegend Milch und Milchprodukte verkaufen. Bis zum 15. April 1935darf dies ohne besondere Bewilligung geschehen.Nach diesem Stichtag ist zum Verkauf zu eine»höheren Preis die Bewilligung der erwähntenKommission notwendig.Der Zuschlag für Milch mit einem Fettgehalt von 3.6 Prozent, die in der Molkerei inLiterflaschen gefüllt wurde, betrügt 30 Heller,für Milch in Halb- und Viertelliterslaschen 40Heller, und zwar in allen Fällen pro Liter.Der Preis für Schmetten mit einem Fettgehalt von 12 Prozent beträgt bei 1 Liter 7.50KL, i/ 2 Liter 3.90 Kc,% Liter 2 KL. Der Preisfür Schmetten mit einem Fettgehalt von 35 Prozent beträgt bei 1 Liter 16 KL, Liter 8.50 KL.34 Liter 4.50 KL.Gleichzeitig wird in Prag der Verkauf vonnicht molkereimäßig behandelter Milch verboten.Todesfall. Im Allgemeinen Krankenhause starbgestern nach langer und sehr schmerzlicher Krankheit unsere langjährige Genossin Joseftne Net 0-! itzkh. Genossin Netolitzky konnte freilich am Parteileben nicht mehr teilnehmen, seit die Krankheitsie erfaßt hatte, aber fie ist immer eine treue Anhängerin unserer Bewegung geblieben. Wir bittendeshalb, Genossinnen und Genossen, denen die T«l-nahme an der Beisetzung der Wien Genossin möglichist, ihr das letzte Geleite zu geben. Di« Bestattungerfolgt am SamStag, dem 28. Feber UM halb dreiKit nachmittags vom Tnmrrhanse wffi: PkvsrkNr. 70, bei Lieben. Von der Endstation der Linie12 der Straßenbahn aus erreichbar.Kunst and WissenBellini-FestkonzertWir hoffen, daß das montägige Bellini-Festkonzert im Prager Deutschen Theater nur«in festlicher Auftakt zu einer richtigen Bellini-Feieranläßlich des in diesem Jahre zu begehenden 100.Todestages des großen italienischen Operisten undVorläufers Verdis war. Denn einen Opernkomponisten ehrt man nicht durch die konzertmäßige Aufführung von Bruchstücken aus seinen Opernschöpfungen, sondern durch die Gesamtaufführung dieses oderjenes seiner bedeutendsten Opernwerke. Nach diesem grundsätzlichen Einwand sei aber mit rückhaltloser Anerkennung festgestellt, daß das Festkonzertprogrammlich und der künstlerischen Durchführungnach fich wirklich festlich repräsentierte. Bei derAufstellung seines Programmes war man von demBestreben ausgegangen, einen möglichst umfassenden Ausschnitt durch da? gesamte Opernschaffen Bellinis zu geben. Es enthielt daherOuvertüren, Arien, Duette, Terzett« und größereEnsembles mit und ohne Chor aus des Meisters bekanntesten und bedeutendsten Opern; aus dem»Piraten^, aus der Oper»Romeo und Julia", auS den„Puritanern", aus der„Norma" und aus der„Nachtwandlerin". Alle vokalen Nummern wurdenin italienischer Drache gesungen. waS der künstlerischen Intelligenz unseres OpernensembleS sehrzur Ehre gereichte. Musikalischer Leiter des Konzertes war der italienische Meisterdirigent Bernardino Molinari, der nicht zum erstenmal amBult des Prager Deuffchen Theaters stand,«inBollblutmusiker, der rhythmisch genau so fasziniertwie er durch dynamisch« Abftufungskunst entzückt,ein Mustker, der ebenso leidenschaftlich fühlt wie ervom Feuer der Begeisterung erfüllt ist. Sein«Stabführungskunst im technischen Sinne ist außerordentlich, da er das Orchester nicht nur souveränbeherrscht, sondern jede einzelne Ovchesterstimmesozusagen führt und lenkt. Das Theater- Orchester gab übrigens unter Molinaris Stabführungsein bestes Können her und spielte mit diszipliniertester Bravour, so daß es sich mit dem Gastdirigenten in den Haupterfolg des Abends teilen durfte.Vokale Mitwirkende waren neben dem klanglich schönabgestimmten Opernchor die Sängerinnen VeraMan finger, Rose Book, Elis. Wank« undHerta R a y n, unter denen namentlich die beidenzuerst genannten Sopranistinnen durch schönen Tonund erlesene Stimmkultur hervortraten, und dieSänger Andersen, Hagen, Göllnitz,Fischer und P 0 p» v i k. Das Konzert war ausnahmsweise, trotzdem eS außer Abonnement stattfand. sehr gut besucht und erfreute fich eines teil-wefle sogar begeisterten Beifalles.E. I.Arbeitervorstcllung„Ich hab's getan", Schauspiel von Martin Gläser, über das die Kritik einstimmig als über ein großes Theatererlebnis berichtete, am Sonntag, den 24. Feber, um halb 3 Uhrnachmittags, im Neuen Deutschen Theater. Kartentäglich von 8 bis 2 und 4 bis 6 Uhr bei OptikerDeutsch, Koruna.Spielplan des Neuen Deuffchen Theaters.Donnerstag, halb 8 Uhr: Othello, Verdi-Zyklus IV, CI.— Freitag, halb 8 Uhr: S 0 m-mernachtstraum, D2.— Samstag, halb 8:Die schöne Helena, Abonnement aufgehoben.Spielpla« der Kleinen Bühne. Donnerstag, 8 Uhr:Ehe in Dosen.— Freitag, 8 Uhr: I chHabs getan.— Samstag, 8 Uhr: EhernDosen.Prof. Samoilowiffch— Lehrer für Zarwissenschaft.Der berühmte ruffffche Arktisforscher ProfessorSamoilowiffch ist zum Leiter der neuen Fakultätfür Polarwisienschast«rnannt worden, die jetzt ander Leningrader Universität eingerichtet wurde. DerFakultät steht sogar ein Polarschiff zur Verfügung,auf dem die Studenten praktischen Unterricht inallen Arbeiten einer Polarexpediffon erhalten sollen.Sport• Spiel• KörperpflegeDie Anfänge des EishockeysKein Sport hat Wohl im Laufe der letztenJahre einen so großen Auffchwung genommen wiedas Eishockey. Es kommt von Kanada und ist imBegriff,, die ganze Welt zu eroibern oder wenigsten«jene Lander, deren Klima seine Ausübung möglichmacht.Das Eishockey ist aber keineswegs, wie manglauben könnte, ein neuer Sport. Sein Ursprunggeht bis auf das, 15. Jahrhundert zurück. Seineerste Heimat scheint Friesland gewesen zu sein. Vondort wurde es nach Holland«ingeführt und mankann auf den Bildern der alten holländischen Meister junge Leute, wahrnehmen, die sich mit einemSpiel amüsieren, das dem modernen Hockey sehrähnlich, scheint. Die Engländer übernahmen balddiesen verführerischen Sport und tauften ihn zuerst.Bandy", Zu dieser Zeit bediente man sich dabeinoch eines Kautschukballes, statt der jetzt gebräuchlichen Kautschuffcheibe,„Puk" genannt.In seinen Anfängen war das Eishockey weniger«in Mannschaftsspiel als«in Spiel für Einzelpersonen. Erst die Engländer übertrugen auf diesenSport die Regel des Rasen- oder Landhockeys undgaben ihm damit seine heutige Form. Im JahreAus dem tschechische«KulturlebenVon Rudolf Jllovh.Die links orientierte junge Dichtergenerationbekennt fich jetzt nach Ueberwindung des ein Jahrzehnt dauernden, jede Tendenz schroff.ablehnendenPoetismus, welcher die leider zu kurz« Epoche derproletarffchen Poesie abgelöst hatte, zu zwei Kunstrichtungen, welche wieder das Soziale im künstlerischen Schaffen unterstreichen: Surrealismus und sozialistischer Realismus. Führer der Surrealisten istder Dichter Bttezflav N e z v a l, welcher diese ausFrankreich importierte Lehre sogar beim sowjetruffi-schen Schriststellerkongreß zu propagieren ttachtete.Der Kongreß selbst bedeutete aber eher eine Stärkung der sozialistischen Realisten.Karel HavliCek Borovskh sagt in seiner.Taufe desZaren Vladimir":„Es geht zu auf dieser Erde jedeWeile kunterbunt, heute giltst du als Heiliger, morgen bist du ein Schweinehund". Dieses häufig gebrauchte Zitat paßt jetzt gut auf den im Jahre 1924jung verstorbenen Hauptrepräsentanten der proletarischen Poesie Iiri Wolker. Lange war er derMgott aller jungen Dichter. Ueber sein Leben undSchaffen erschienen zahlreiche Abhandlungen, Monographien, Schriften wie„Walker als Pfadfinder",„Walkers Vorfahren" usw. Der Wolkerkultus nahmmitunter lächerliche Formen an. Da erschienen plötzlich Artikel wie„Genug mit Walker l" und man begann sein Werk scharf zu zergliedern. Nun trateneinige kommunistische Kritiker auf, welche Walkervorwarfen, das Proletariat und der Klassenkampfwären seinem ganzen Wesen fremd gewesen und inse.ncm Werk wäre statt Kommunismus und Sozialismus nichts als reine Menschenliebe zu finden.Auch sei,re Poesie wäre nicht originell, sondern Nach-1860 trat es in Kanada auf. Seitdem ist seine Beliebtheit immer Wetter angewachsen.Zu Anfang wurde das Eishockey in Kanadamit Mannschaften von neun Spielern bestritten.Jedes Match dauerte zwei Stunden.' Später wurdedie Zahl der Spieler auf sechs zurückgeschraubt. DieDauer des Spiels wurde auf 65 Minuten begrenzt,die aus drei Abschnitten zu 15 Minuten und zweiPausen zu zehn Minuten bestanden. Anfangs wardas Eishockey ein aristokratisches Spiel, hat sich aberdann in Kanada allmählich demokrattfiert und zähltheute zu den volkstümlichsten Sportarten diesesLandes. Es gibt dort mehr als 500 gedeckte Spielplätze, von den zahlreichen natürlichen Anlagen garnickst zu reden. In Europa herrschte bis 1908 dasBandy vor und wurde dann endgültig durch daskanadische Hockey ersetzt.Arbeiter-Tischtennis in Danzig. Die Danziger Arbeiter-Tischtennisspielertrugen am 17. Feber den Rückkampf mit der Dan-"ziger polnischen Studentenverbindung„Bratnia Pomoc" aus. Vor Weihnachten vergangenen Jahres fand die erste Begegnungstatt und die Studenten gewannen recht hoch. Seither hat sich aber di« Spielstarke der Tischtennisspieler im Danziger Arbeiter-Turn- und Sportverband sehr verbessert. Der Rückkampf, welchervor sehr gutem Besuch vonstatten ging, brachte inden Einzel- und Doppelspielen spannende Kämpfeund bis zum letzten Doppel stand es 4:4. Diesesbracht« auch die Entscheidung. In einem hart umkämpften Dreisatz gewannen schließlich die Studenten und damit den gesamten Kampf mit 5:4.— Am selben Tage trugen die Arbeiter-Tischtennisspieler auch ein Freundschaftstreffen mit BarKochba(Danzig) aus. Bar Kochba war. bevorer zum Arbeitersport übertrat, der stärkste Tischtennisverein im Baltenland. Das Match ginggleichfalls vor zahlreichen Zuschauern vor sich undendete unentschieden 3:3,‘ nachdem wegen Zeitmangels die Dovpelspiele ansfallen mußten.— DieTischtennis- Svielerinnen der Freien Tur-ncrschaft Danzig befinden sich derzeit in großerForm, so daß fie jedes Frauenteam glatt besiegen.Sie spielten vor obigem Kampf mit einer Kombinatten aus den Vereinen Wasserfreun.de, Bar Kochbamid Freie Sporffreunde und gewannen ficher 6:3.VcrdnsnadirlditcnLolksstnggemeinde. Frauen- undMännerchor. Alle SangeSge»noffinnen und Genossen werden ersucht, am Dienstag, dem 26.Feber, ausnahmslveise um%8 Uhrabends zur er st en Probe deSgemischten Chores zu erscheinen.Oer FilmRmaDer dritte amerikanische Großfilm, der jetzt inPrag gestartet ist, hat«inen höheren literarischenEhrgeiz als seine beiden Vorgänger,— aber gerade deshalb enttäuscht er die großen Erwartungen,die man hegen durfte.' Denn es ist ihm nicht gelungen, den Abstand zwischen. Hollywood und Zolazu überwinden, und es. ist. nicht«ine echte filmischeInterpretation deS großen Romans vom zweitenfranzösischen Kaiserreich geworden, sondern nur einStar-Film mit romanhaftem Hintergrund.Der Star freilich ist sehenswert: AnnckSten, vor Fähren berühmt geworden mit denersten russischen Lustspielfilmen, dann ins Fegefeuerder Berliner Ufa geraten,— und heute eine Schauspielerin, die in jeder Einzelheit durch virtuoseKunst interessiert, in vielen Augenblicken durch un-zerstörte Echtheit ergreifend und immer durch ihreErscheinung fesselnd ist. Diese Anna Sten mit ihrerBezirksorgarrisatiorr Pragder Deuffchen sozialdemokratischen Arbeiterpartei.Sozialistische Jugend— Kreis PragSonntag, den 24. Feber, 20 Uhr kleinerSaal„Unitaria" Karlova— Annrnskä.Feierstunde zum Gedenke«an die Wiener FeberkampfeBeweist durch Euer Kommen, daß die Kämpftdes österreichischen Proletariats unvergessen sind!Einladungen bei den Jugendfunktionären undim Parteiheim.Mischung aus Schlichtheit und Rouffne, aus Anmut,Verstellung und Sinnlichkeit, könnte eine Nana sein,wenn der Film ihr die Möglichkeit dazu gäbe.Aber was die Regisseurin Dorothy Arznei hier geschaffen hat, hat mit Zolas Roman nurden Personenbestand und di« Umrisse der Handlunggemein. Das Enffcheidende fehlt: die Symbolisierung der Halbweltdame Nana und ihres Schicksalszum Abbild des Pariser Lebens unter dem drittenNapoleon. Ihr Aufstieg zum Ruhm, ihre Verführungen durch heuchelnd-begehrliche Lebemänner, ihr«Herrschaft in einer auf Sumpfloden sprießende«Scheinwelt und ihr Scheitern am echten Erlebnis(gerade als das Ende dieser Welt mit dem Kriegevon 187<^ hereinbricht),— das ist hier im Filin nureine beinahe banale Privat-Affäre in historischemKostüm geblieben. Es spielt sich in diesem Hollywood-Werk alles zwischen Kulissen und Scheinwerfern ab, es herrscht die Atmosphäre des Theatersund nicht die der realen Vergangenheit, der alleserklärenden sozialen Umwelt,— und es wird mehrgeredet als gestaltet.So bleibt nur die mittlere Tragödie einesarmen Mädchens, das entdeckt, berühmt, geliebt,verführt, betrogen und(vom Bruder deS Geliebten)gekauft wird, bis es sich schließlich erschießt, weilder Geliebte ihm nicht mehr glauben kann. EineTragödie, die der Hauptdarstellerin Gelegenheitbietet, ihre Kunst und ihren Wert zu zeigen, während die anderen Darsteller ihr nur die Kommentare und Stichworte liefern. eiS—•Anna Sten als„Nana".ahmung Erbenscher Balladen. Diese Kr.uker tunWol'rr gcwiß unrecht. Seine sozialen Ballrden, wiez. B.„Die Ballade von den Augen des Heizers".„Ballade vom ungeborenen Kinde",„Bem Roent-gen" u. a. m. sind und bleflen klassische Gedichtenicht nur der tschechischen, sondern auch der sozialenWeltpoesie. Der Kampf um Volker dauertnoch an.Die letzten Auseinandersetzungen zwischenRechts- und Linksliteraten, durch die beiden bekannten Manifeste hervorgerufen, fanden Widerhall inPolemiken über das Verhältnis älterer tschechischerSchriftsteller zu Demokratie, Sozialismus und Na-ffonalismus. In seinem viel beachteten Vortrag überdie Tendenz in der Kunst machte Univ.-Prof. Oto»kar Fischer darauf aufmerffam, daß diejenigen,welche Gegner der Tendenz in der Kunst find, darunter soziale Tendenz meinen, während fie nationalistische Tendenz zulassen wollen. Jede untendenziöse Kunst ist, wie die marxistische Ideologie enthüllt hat, eigentlich tendenziös, da sie Dienerin derbestehenden Gesellschaftsklasse ist. Heute kam dieZeit, wo sich ein jeder zu seiner Tendenz bekennenmutz.Im ersten Heft des neuen Jahrganges der vomMelantrichverlag herausgegebenen„Lisch pro umenia kritiku" erschienen einige Abhandlungen über na-tionale Fragen. An leitender Stelle befaßt sichUniv.-Prof. F. T. S al d a mit dem Thema„Tsche-chentum und Europa". Er erklärt, daß die nationali-sffsche Welle in der Welt jetzt ihren Höhepunkt erreicht, welcher bald überschritten sein und demfrüheren Unwersalismus Platz machen wird. Sogarmächtige Nationalstaaten wie Italien und Deutsch-land werden früher oder später ihren Egozentrismusbändigen müssen. Die Einigung Europas wird einZivilisationsprozeß sein, der nach den Grundsätzendes Rechtes und der Gerechtigkeit erfolgen wird. Derrussische Kollektivismus und d«r westliche Indivi dualismus werden nicht ewig feindlich gegenüberstehen. Für di« Verschmelzung beider wird das ffche«chische Volk wichtige kulturelle Vorarbeit leisten kön-n'en. Der.katholische Schriftsteller JaroslavD u r h ch(Autor des auch in deutscher Uebersetzungerschienenen Wallensteinromans) behauptet in diesemHeft, das ffchechische Volk besitze die Fähigkeit, sichin di« Lebensweise der Deutschen einzudenken undeinzufühlen, ja eS ost in seinen rein deuffchenEigenschaften zu überbieten.„Ein Tscheche kannjedoch nur ein Mann mit freiheitlichem Geiste sein.Diese Freiheit muß verteidigt werden, mögen unsauch eine Viertelmilliarde Feinde angreifen."Die ffchechische Sprache ist schwer. Auch Journalisten, bekannte Schriftsteller und Gelehrte schreiben oft ein unkorrektes Tschechffch. Die Recht«schreibung ist zwar festgesetzt durch die amtlichen„Pravidla", aber in der Grammatik und Stilistiksind manche Unklarheiten und Abweisungen, überwelche viele stolpern und über die nicht eimnalSprachforscher einig sind. Bor mehr als zwei Jahrenfanden heftige Debattenabende über die Reinheitder tschechischen Sprache statt. Es erschien ein Werküber ffchechische sprachliche Kultur und die Herausgabe eines offiziellen Wörterbuches der ffchechische«Sprache wurde angekündigt. Dieses von der Na«demie der Wissenschaften schon sehr lange vorbereitete Werk dürfte in einigen Wochen zu erscheinenbeginnen und wird, wie man hofft, endlich Klarheit bringen. Ein ähnliches, nicht offizielles Wörterbuch erscheint seit vorigem Jahr im Berlage vonF. Borovtz. Nunmehr ist auch die erste Nummer derim Melcintrichverlage herausgegebenen neuen Zeitschrift„Slovo a slovesnost", Organ des»Prager linguistischen Cercles, erschienen. Die bisherige sehr geachtete Zeitschrift„Nase ieC ist ftrenz puristisch,während das neue Blatt die Sprache als etwas'Lebendes und Wandelbares ansehen will.Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post monatlich AL 16.—, vierteljährig KC 48—, halbjährig KC 96.—. ganzjährig KC 192.—.—«wserate werden lautTarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen PreiSnachlast— Nückstcllung^n Manuskriptrn erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken.— Die ZeitungSftankatur wurde von der Post- und T-I-.graphendlrektton mit Erlaß Nr. 13.800/VII/1930 bewilligt.— Druckerei:.Orbis. Druck-, Verlags- und ZeitungS-A.-G.. Prag.