Nr. 49

Mittwoch, 27. Feber 1935

Seite 3

Sudetendeutscher Zeitspiegel Am 10. März

Aus der Giftküche der SHF

Die fascistischen Werbemethoden der Henlein- Jünger

Herr Henlein hat eine Sippe von jungen Akademikern um sich geschart, die sich angeblich zum Ziel gesezt haben, das Sudetendeutſchtum aus den Niederungen des Parteiwesens auf die lichten Höhen einer geläuterten Volksgemeinschaft emporzuführen. Man weiß aber von solchen ata­demisch graduierten Henlein- Jüngern, daß sie, insbesondere dort, wo sie sich unkontrolliert wäh nen, den Kampf mit den schäbigsten Mitteln per= fönlicher Verunglimpfung führen und vor hand­greiflichen Unwahrheiten nicht zurückschrecken. Wie dabei die sattsam bekannten Methoden des Herrn Strebs noch übertrumpft werden, darüber gibt. nachfolgender Bericht eines Arbeiters über eine fürzlich in Michelsberg bei Plan stattgefun­bene SF- Versammlung lehrreichen Aufschluß:

lichen Teil der Margarineerzeugung abgenommen und dem Gec- Verband in seine tschechischen Be= triebe zugewiesen. Dieser Dr. Keller will Unter­nehmer, Fabrikanten, Bauern, Bürger, Gewerbe­treibende und Arbeiter alle unter einen Hut brin­

gen.

Der zweite Redner, Ing. Peschke, ergänzte die Ausführungen des ersten Redners in geradezu lächerlicher Weise. Er erzählte, daß er noch nicht alt sei und man ihm daher eine große politische Weisheit nicht zumessen solle. Troßdem habe er während seiner Studienzeit die gesamten kommu­ nistischen Werke gefressen. Doch könne er sich darin nicht auskennen. Er hieß dann die Saarabstim­mung gut und verfluchte das Asylrecht für Emi­

granten.

Unter verrüdtem Heilbrüllen der Anivesen- Soweit der Bericht eines Michelsberger Ar­den erschienen die Herren Dr. Schmued, Be- beiters. zirksobmann der Henleinpartei Plan, als Haupt- Dazu ist zu bemerken, daß jener Herr Beschte, referent ein gewisser Dr. Keller, weiters ein der nach eigenem Geständnis von Politik und Sos junger Ingenieur Beschte. Dr. Heller begann zialismus herzlich wenig versteht, immerhin das als erster über den Bürgerblock zu sprechen, über hohe Amt eines wirtschaftlichen und sozialpolitis welchen er nicht viel zu sagen hatte. Dann er- fchen Fachreferenten der SHF bekleidet. Den neu­zählte er über die Christlichsozialen, daß fie angeb gebadenen Bonzen der Heimatfront, die selber now lich dasselbe Programm vertreten wie die S, feinen Pfifferling geleistet haben, steht es beson jedoch bisher nichts geleistet hätten. Im dritten ders gut an, den Vertrauensmännern der Arbeiters Teil seiner Rede beschimpfte er die Kommunisten schaft ihre Gehälter vorzuwerfen. Das das Gen­und dann auch die Sozialdemokraten, von denen ter System und die Czechkarten feine Errungen er behauptete, daß sie in den letzten fünfzehn Jah- schaften der Sozialdemokraten seien so frech ren nichts geleistet hätten, daß das Genter System wagen doch nur Henleinredner zu lügen. Wenn sowie die Czech- Karten keine Errungenschaft der sie überdies in der Margarinefrage die Wahrheit Sozialdemokraten sei, daß den Abgeordneten, Ses auf den Kopf stellen und das sozialdemokratische natoren und Ministern um ihre Gehälter bange sei Verdienst um die gerechte Berücksichtigung der und diese daher täglich ihre Misttübel auf die S deutschen Betriebe als eine Schiebung zugunsten SH ausschütten. Die sozialdemokratischen Führer fäßen der gar nicht bestehenden tschechischen Be­in der Regierung, fressen Gelder und schädigen die triebe des Gec- Verbandes hinstellen, dann sind Arbeiter. Es haben die sozialdemokratischen Bon- das Gipfelleistungen fascistischer Verdrehungs­zen bei dem Margarinegeses den rein kunst, die Herren Göbbels bald vor Neid erröten deutschen Firmen Schicht und Centra einen erheb- lassen müßten.

Notstandsarbeiten

in Landskron Sozialministerium gibt 425.000 Der Adlergebirgsbote" berichtet: Das Ministerium für soziale Fürsorge ge­währte der Stadtgemeinde Landstron zur Durch führung von Notstandsarbeiten für die Regulie rung des Johnsdorfer Baches 275.000.- und für die Pflasterung der Flebigstraße Kronen

150.000.-.

Das ist ein Beitrag für jenen Teil der Kosten, den der Stadtgemeinde aus eigenen Mitteln zur Verfügung stellen müßte. Die Subventionen, die die Subventionsbehörden außerdem noch gewähren, tangiert dieser Staatsbeitrag zur Durchführung dieser Arbeiten nicht.

Das Verdienst für diese anerkennenswerte Leistung gebührt den Ministern Dr. Czech und Dr. Meißner. Beide find Sozialdemo fraten, beide Männer, die wenig reden, dafür aber mehr arbeiten und wissen, daß den Arbeitern nur mit solchen Taten geholfen werden kann.

Mit diesen Geldern ist sowohl die Beendigung des Johnsdorfer und Michelsdorfer Baches, als auch die Pflasterung der Fiebigstraße gesichert. So arbeiten Sozialdemokraten!

Ende nächster Woche

London . Wie das Neuter- Büro meldet, wird Außenminister Sir John Simon aller Wahr­scheinlichkeit nach am Ende der kommen= den Woche nach Berlin reisen.

Diesen Donnerstag wird Sir John Simon neuerlich in Paris erwartet. Er wird gemein­sam mit 2a bal auf der englischen Botschaft speisen und am Abend seinen Vortrag halten. Am Freitag reist der englische Außenminister nach London zurüd.

Es fursieren Gerüchte, daß das britische Außenministerium dem Quai d'Orsay Vermitt lungsvorschläge überfandt habe, welche sich auf die Einwendungen Berlins und Warschaus gegen den Ost patt beziehen sollten. Diese Anträge follen Gegenstand der donnerstägigen Unterre­bungen zwischen Laval und Simon sein.

Sprengstoffaufbewahrung

-

Todesurteil

Lins. Vor dem Schwurgericht in Wels in Oberösterreich stand Montag der 37jährige Na­tionalsozialist Emmerich Burgstaller, der angeflagt war, im Befiße von Sprengstof gewes fen zu sein. Er hatte in den Juli- Tagen 78 Am­monitpatronen bei sich verwahrt. Burgstaller wurde zum Tode durch den Strang berurteilt. Er meldete die Nichtigkeitsbeschwerde

an

Ein hoffnungsvoller

Henlein - Sprößling

es noch zu erkennen ist. Daneben ist dieses bezeich nende Dokument mit dem Wappen der SHF, mit einem Hakenkreuz darauf, verziert.

Was sagt Herr Henlein zu diesem Sprößling seiner Front?

Henlein frozzelt den Landbund. Die SPB Henleins wenden sich gegen die landbündlerische Behauptung, daß die Werbemethoden der SHF das Verhältnis zwischen ihr und Landbund ver= giftet haben. Als Gegenbeweis wird folgendes angeführt:

In einer sozialdemokratischen Versammlung meldete sich ein junger Bauer zur Wort und er­flärte folgendes: Wir jungen Bauern

fönnen nicht mehr beim Bde bleiben, bei den Henleinleuten dürfen wir nicht sein, also müs fen wir die deutsche sosialbemotra. tische Partei wählen..."

finden keine Veranstaltungen statt, denn alle arbeitenden Frauen, Mädchen nehmen teil am

Frauentag

Die Korruption Im Dritten Reich

Der Standartenführer Fiebelkorn in Hamburg wurde nach riesigen Unterschlagungen feines Postens enthoben. Er hat Par­teigelder und Gelder, die für erwerb Herr Sebekowsky will offenbar dem Landbund be- lose SA- Kameraden gesam deuten, daß die Zerseßung" in seinen Reihen melt worden waren, für sich verbraucht. schon soweit vorgeschritten ist, daß die Bauern Er erhielt dann einen Posten bei der Margisten werden. Was im Augenblic eine Hamburger Sparkasse von 1827. Hier Einzelerscheinung ist, kann allerdings größere nahm er sich einen Vorschuß von 1600 Formen annehmen, wenn der BdL vor Henlein Mark. Inzwischen ist er verhaftet wor­tapitulieren sollte. Wenn die Landbündler vor den und es heißt, daß er sich in der einer Bewegung zu Kreuze friechen, die sie selbst Saft erschossen habe. als bauernfeindlich und als Sachwalter des Banttapitals bezeichnet haben, dann wird es auf dem Dorf noch manche Auseinandersetzung Der Ortsgruppenwalter geben und es wird sehr die Frage sein, ob alle der NSV in Geestemünde , Hans Bauern, die heute grün sind, in die braune Wellbrock, wurde wegen Unter­Saut friechen oder ob es nicht manch einer vor- fchlagung beim Winterhilfswerk ziehen wird, rot zu werden! zu einem Jahr und einem Monat Zucht­haus verurteilt.

Acht Millionen Mann

Die gute Mehlspeise. Aus Tachau wird uns berichtet: Wie fürsorglich die Heimatfront ist, geht aus nachstehendem Vorfall hervor. Ein Ar­Die Große Strafkammer in Han­beitslofer wollte eine Unterſtüßung aus der over verurteilte einen früheren Sammlung der So erreichen. Es wurde erst Ortsgruppenleiter der NS­sorgfältig nachgefragt, ob er nicht doch Sozial­demokrat sei und als man endlich eine befriedigende Volkswohlfahrt wegen schwerer Antwort hatte, wurde er gnädigst in die Unter- Untreue beim Verkauf von Plaketten stübung eingereiht. Es wurde ihm eine Anweisung zu einem Jahr, zwei Monaten auf 30 geschrieben. Inzwischen aber erfuhren 3u chthaus. die fürsorglichen Herren, daß die Frau des Ar­beitslosen gute Mehlspeisen" tocht. Das war Grund genug, von der bereits geschriebenen An­weifung 15 zu streichen, und zwar wurde die könnte Italien mobilisieren Sache so gemacht, daß der ursprünglich geschriebene Betrag von 30 durchgestrichen und 15 hin­Rom. Ueber die Truppentransporte nach schüttet in einem Brief an ein Deutsches, schönes, geschrieben wurden. Eine besonders wichtige Per- Italienisch- Ostafrika und die entsprechenden Vor­Braves und Fleißiges Anständiges Mädchen", son der SF hat dann dem Arbeitslosen schonend für die orthographischen Webler fönnen wir leiber mitgeteilt, daß er nur 15 bekomme, weil seine bereitungen heißt es in einer amtlichen Mit­nichts!( fein Herz in gut hitlerdeutscher Weise aus. Frau gute Mehlspeisen kocht. Also, Arbeitslose Die Einschiffung der Effektivbestände und Er beschimpft darin einen Jugendgenoffen und focht in Zukunft teine guten Mehlspeisen mehr, des Materials der Division Pe I or it an a spricht tapfer von einem Kampf auf Leben und sonst findet ihr keine Gnade vor Herrn Henlein nach Ostafrika zur rechtzeitigen Verstärkung der Tod". Uns interessiert weniger der Brief an das und seinen Mannen. " Freulein", als vielmehr ein darin enthaltener Nachsab, den wir also zitieren wollen( selbstver­ständlich wieder mit allen Fehlern) damit bie Deffentlichkeit erkennt, welcher Geist in den Reihen der Seimatfront gepflegt wird. Das lehrreiche Sprüchlein heißt:

schau

Ein eifriger Henlein - Agitator aus Chote sein Name ist uns wohl bekannt

-

"

Das alte Reich gerrissen entberht die blange Wehr Marristenbongen herrschen und Juden noch viel mehr. Laßt deutsche Banner wehen, auch jetzt in Schmach und Nacht das Reich wird bald erstehen durch Hitlers seine Macht!

teilung:

Verteidigungsstellungen(!) unserer beiden Kolonien gehen in vollkommener Ordnung weiter. In den nächsten Tagen wird die

Keine Restaurierungs­Restaurierungs- Division Gavanina in Neapel zuſammengezogen. pläne?

Die Einberufung weiterer Jahresklassen vor der des Jahres 1911 ist ausgeschlossen, abgesehen für die Bestände an Offizieren und Spezialisten, die Angeblich weil Mussolini und Gömbös sich als notwendig erweisen sollten. Abgesehen ist dagegen sind dabei von dem Fall von europäischen Komplitationen, die im gegenwärtigen Beitabschnitt ausgeschlossen erscheinen.

London . Der österreichische Außenminister Berger- Waldenegg erklärte in einem Interview mit dem Vertreter des Reuter- Büros zur Frage der Restaurierung der Habsburger , daß Gömbös und Mussolini dieser Idee a bgeneigt seien. Wie könnten wir, sagte der Minister, angesichts der überaus freundschaftlichen Beziehungen Defter­Dann stand noch darunter: Heil Hitler!", reichs zu diesen zwei Staatsmännern über die was aber später so schlecht ausradiert wurde, daß| Restaurierung erwägen?

до

Heil Henlein!"

Nach der Hochzeitsnacht

+

,, So, meine kleine Schauspielerin: jetzt wollen wir uns das Schauspiel der neuesten Frauen- Hinrichtung ansehen!"

( Zu der Meldung, daß Göring die Schauspielerin Sonnemann zu heiraten gedenkt.).

Immerhin ist gegenüber jeder Möglichkeit daran zu erinnern, daß Italien auf Grund der neuen fascistischen Gesetze, durch die die Mili­tärpflicht vom 18. bis zum 55. Lebensjahre ausgedehnt wird, 37 Jahresklaffen mit einem Gesamteffektivbestand zwischen sieben und acht Millionen Mann mobilisie­ren kann.

Noch immer 11 Millionen Arbeitslose in USA

Washington . Die Nothilfe- Verwaltung gibt zum erstenmal die Zahl der Erwerbslosen im Dezember 1934 offiziös mit 10,830.000 an. Die Gewerkschaften errechnen demgegenüber 11,329.000. Die National Industrial Conference Board gibt an, daß die Erwerbslofenziffer unter dem Regime Roosevelts bisher um 2,767.000 ab= genommen habe.

In Kürze

Salzburg . Montag tam es an der österrei chisch- bayrischen Grenze in der Nähe von Salz­ burg zu einer Schießerei. Zwei Personen wollten aus Desterreich nach Deutschland fliehen. Als sie die Halterufe der österreichischen Grenzivache nicht beachteten, machte diese von der Schußwaffe Gebrauch. Einer der Flüchtlinge wurde getötet, der zweite konnte verhaftet werden.

Saarbrücken . Die lebten Abteilungen der internationalen Polizeitruppe haben am Diens tag das Saargebiet verlassen.

Tokio . Die Besprechunen zwischen dem japa­nischen Außenminister Sirota und dem chines sischen Sonderbotschafter Wantschinghui gelten als abgeschlossen. Im japanischen Außen­minifterium wurde mitgeteilt, daß sich die Unters redung unbedingt günstig auf die chinesisch japanischen Beziehungen auswirken werde.