Rr. 70 SemStef, 23. März 1935 Seite 5 Die moderne Sozialpolitik läßt an di« Stelle des Indid idualvertrageS zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber, der den sozial schwächeren Ver­tragspartner der Willkür des sozial stärkeren, des Arbeitgebers, ausliefert, den Kollektivvertrag tre­ten, den auf Arbeitnehmerseite nicht der Einzelne, sondern die organisierte Masse abschließt. Als Kol­lektivvertrag betrachten wir eine schriftlich abge­schlossene Vereinbarung zwischen einem und meh­reren Arbeitgebern oder zwischen einer oder meh­reren Arbeitgeberorganisationen auf der einen Seite und einer oder mehreren Arbeitnehmer­organisationen, Gewerkschaftsorganisationen aus der anderen-Seite, soweit diese Vereinbarung all­gemeine Normen enthält, die die Lohn« und Arbeitsbedingungen regeln. DaS Statistische«Aaatsamt hat dieser Tage eine Statistik des tschechoslowakischen Kollektivver­tragswesens veröffentlicht, die sehr interessante Daten enthält. Zum Stichtag, dem 31. Dezember 1932, waren in der Tschecho­ slowakei 2312 Kollevipperträge in Kraft. Diese erfaßten 40.060 Betriebe mit»ugefähr 1,000.000 Arbeitern»nd Angestellte«. 292 Kollektivverträge regeln nur die Arbeits- und Lvhnvcrhältnisie der Angestellten im Sinne des Privatangestelltengesetzes; von ihrer Wirksamkeit sind etwa 180.000 Privatangestellte erfaßt. Die meisten Kollektivverträge betreffen die Glas-, Stein, und Keramindustrie, nämlich 329, dann folgt das Baugewerbe mit 314 und die Textil­industrie mit 271. 1660 Kollektivverträge regeln die ArbeitS- und Lohnverhältnisse überhaupt, 8 Verträge nur die Arbeitsbedingungen, 617 Ver­träge betreffen nur die Entlohnung der Arbeitneh­mer und 27 befassen sich mit einzelnen Arbeits­bedingungen. Die meisten Verträge, nämlich 1394, beziehen sich nur auf einen Betrieb, aber eine be­deutende Anzahl von Verträgen erfaßt mehrere Be­triebe in einem Orte und auch ganze Branchen ohne Unterschied des Ortes. Wir verzeichnen 32 Verträge, die für ein ganzes Land gelten und 48 J mit gesamtstaatlicher Wirksamkeit. Die letztge» die Arbeitsverhält- nisie von Angestellten der Geldinstitut«. Mr Prag haben 284 Verträge Geltung, für Brünn 79. Auf Arbeitgeberseite ist in 1008 Fällen, also mehr als in der Hälfte sämtlicher Fäll«, eine Arbeitgeber­organisation Vertragspartei und nur in 39 Fällen zwei oder mehrere Organisationen. Geradezu tragisch wirkt dagegen die organisatorische Zer­rissenheit der Gewerkschaftsbewegung der Arbeit­nehmer: nur 1284 Verträge wurden von einer Arbeitnehmerorganisation abgeschlossen, beim Ab­schluß von 798 Verträgen waren zwei oder meh­rere Organisationen Vertragspartei! 111 Ver­träge wurden von Betriebsvertrauensleuten, 89 von Gehilfenversammlungen abgeschlossen. Das Klassenbewußtsein der Unternehmer ist eben ein viel ausgeprägtere» als das mancher Arbeiter­schichten. Man hat noch nie davon gehört, daß die Unternehmer sich z. B. nach konfessionellen Grund« sähen organisieren! Fast die Hälfte der Kollektiv­verträge 939, aber dafür solche mit einem größeren Aktionsradius, wurden auf unbestimmte Zeit abgeschlossen. Wir sehen also anS diesen wenigen Zahlen, daß der Gedanke des kollektiven Abschluss«» eines bisher aus- nannten behandeln meistens VolKswlilsdiait und Sozialpolitik Wieviel Kollektivverträge haben wir? Mussolini « Währungssorgen Die italienische Lira wird formell noch im­mer zu den Goldwährungen gerechnet. An Wirk­lichkeit stellt sie jedoch schon seit längerer Zeit keine Goldvaluta mehr dar. DaS wird wieder bestätigt durch ihre Entwicklung im Feber und in der ersten MonatShälste des März. Während der Verschär­fung des italienischen Konflikte» mit Abessinien sank die Lira erheblich. Dann konnte sie sich für einige Tage erholen, um dann Anfang März einen erneuten Absturz zu erfahren. Die Drosselung de» Handelsverkehr» mit Italien , die die Währung stützen sollte, hat we-1 Vertrages al» Schutz gegen die Zumutung allzu schlechter Ardeitsdedingungea in de« letzte« Jahre« einen»rohe« Fortschritt ge­macht»nd sich siegreich Bahn gebrochen hat. Freilich find viele tausende Arbeitnehmer, insbesondere in den agrarischen Gebieten des Staates und schon gar in der Slowakei und in Karparhorußland noch auf individuelle Verträge und»ortsübliche" Löhne angewiesen. Aber es be­steht kein Zweifel, daß der Zug der Zett dahin geht, immer weitere Produktionszweige in ein Vertrags­netz einzuspannen, das den Arbeitern und Ange­stellten wenigstens halbwegs feste Sicherungen ihrer Existenz zu geben imstande ist. So erfreulich es ist, daß das Tarifvertrags­wesen bei uns solche Fortschritte gemacht hat, so betrüblich ist die Tatsache, daß wir «och immer keine gesetzliche Regelung dieser für Hnndcriiausende lebenswichtigen Fragx haben. Sossen die Kollektivverträge ihre Aufgaben ganz erfüllen können, muß der Staat, der bisher von ihrer Existenz formell noch keine Kenntnis mit einer unten besprochenen Ausnahme ge­nommen hat, sie anerkennen und ihre Rechts- verhindlichkeit erklären. Dazu kommt noch, daß die Judikation, des Obersten Gerichtes in Kollektivvertragsfragen, insbesondere in der Frage ihrer»Unabdingbarkeit", widersprechend ist und dqher Rechtsunsicherheit herrscht. Trotzdem, daß sich alle Sozialpolitiker darin einig sind, daß die Frage der Rechtsverbindlichkeit der Kollektiv­verträge endlich ihre gesetzliche Lösung finden muß, trotzdem, daß die freien Gewerkschaften seit Jah­ren diese Maßnahmen verlangen, ist es bisher bei uns nur zur Ausarbeitung von Entwürfen durch die zuständigen Ministerien Ministerium für soziale Fürsorge und Justizministerium ge­kommen, ohne daß es, infolge des Widerstandes von llnternehmerseite, dem Drängen der soziali­ stischen Parteien gelungen wäre, die parlamen­tarische vera^chiedung dieser Vorlagen zu errei­chen. Eint Ausnahme macht nur die Regierungs­verordnung vom 18. Juni 1934, mst der die Regierung über sozialdemokratische Initiative in der richtigen Erkenntnis, daß soziale Kämpfe in der Zeit der Krise nach Möglichkeit vermieden werden müssen, die llnkündbarkeit aller abgeschlossenen Kollektivverträge bis 30. April 1938 dekretiert hat. Diese Verfügung, aus der Rot der Zeit ge­boren, läuft also bald wieder ab. Da sich die sach­lichen Voraussetzungen, die zu ihrer Erlassung führten, keineswegs geändert haben, haben die freien Gewerkschaften bereit» die Forderung nach Verlängerung der Wirksamkeit der Verordnung und nach ihrer Verbesserung aufgestellt, und wir hören auch, daß das Ministerium für soziale Für­sorge sich schon mit der Frage der Wirksamkeits- verlängerung befaßt. Darüber hinaus müssen wir aber verlangen, daß endlich die gesetzliche Regelung des Kollektivvertragswesens platzgreift, die dem abgeschlossenen Kollektivvertrag die»Unabding­barkeit" verleiht und ihn mich für den Außenseiter, auch für den Arbeitgeber, der nicht Vertragspart­ner ist, wirksam werden läßt und die Kellektivverträge au» der Sphäre privater Uebereikommen erhebt zu öffentlich-recht­liche« Verwaltungsakten, zur staatlich aner­kannte« Satzung! gen ihre» alarmierenden Charakters das Gegen­teil bewirkt. Außerdem ist ja auch die gesamte fascistische Schulden« und finanzielle Mißwirt­schaft zur Herstellung der Stabilität der Währung alle» andere als geeignet. Ihre Blumen dürsten nach dem gute« Blumen-Zauberdung 1 Pakit mst Postznsendung Kt g<0 durch Vermattung»ssrauenmelt«. Prag XU, Fochooa«2 Da« Liadbergh-Miad fett? Rew York. Die Frau des wegen der Entfüh­rung des Lindbergh-DabyS zum Tode verurteilten Bruno Hauptmann befindet sich zur Zeit in Detroit . Sie vermutet dort das Kind, das in einem kürzlich aus Pontiac(im Staate Mi<H- gan) in New Aork eingetroffenen anonyme« Briefe als angebliches Lindbergh- Baby bezeichnet wurde. Dieser Brief spricht von einem angeblichen Geständnis, das der Entführer des Kindes, kurz vor seinem Tode einem Detroiter Gangster abgelegt habe. Dieser Gangster selbst sei im Dezember 1934 von ande­ren Gangstern in Detroit erschossen worden. In dem angeblichen Geständnis heißt es: Das Lind- bergh-Kind wurde in der Entführungsnacht nach Brocklyn gebracht. Gleichzeitig wurde die L e i ch e eines anderen Kindes, das auf dem Friedhof im New Dorker Vorort Bron, begraben worden war, in der Nähe des Landsitzes des Oberst Lindberghs zurückgelassen, nachdem man der Leiche)>ie Kleider des Lindbergh« Babys angezogen hatte. Dies sei ge­schehen. so heißt es in dinsem angeblichen Ge­ständnisse weiter, um dem Oberst Lindbergh einen Schreck einzujagen, weil bekannt gewesen sei, daß er das Lösegeld gekennzeich­net hatte. Der Entführer habe das Kind Lind­berghs später nach Detroit gebracht und es dort in einem großen Lichtspieltheater zurückgelassen. Es sei dann von den Behörden in einem dortigen Waisenhaus untergebracht worden. Die New Jerseyer Polizei erklärte hierzu, sie habe keinen Zweifel daran, da die in New Jersey gefundene Leiche tasächlich die Leiche de» K i n d e S de» LOerften Lindbergh ge­wesen sei. Bulgarische Dampffchiffahrt»« der Dona». Dieser Tage eröffnete die Bulgarische Dampf­schiffahrtsgesellschaft ihre Tätigkeit. In Widin und in Rustschuk wurden in Anwesenheit einiger Minister und offizieller Gäste die ersten Perso- nendampfer auf der Donau vom Stapel gelassen, und zwar der DampferJSker"Vit". Dadurch erscheint zum ersten Male die bulgarische Schiffs­flagge auf der Donau , wo längs der bulgarischen Küste, die 500 Kilometer lang ist, schließlich ausländische Gesellschaften, besonders aber di« österreichische und ungarische Damps- schiffahrtSgesellschaft den Verkehr versahen. Da» Besteige« de» Berge»<kltzr»S wird, wie anS Moskau berichtet wird, immer verbreiteter. Da» erstemÄ wurde der Gipfel des Elbrus im Jahre 1892 erreicht. Im Jahre 1898 erstiege« vier Eng­länder den Gipfel des Elbrus , im Jahre 1917 59 Personen, darunter 33 Ausländer, in den Jahren 1928 bi» 1930 unternahmen diesen Aufstieg 99 Personen, in den Jahren 1930 bi» 1933 231 Per­sonen urw im Jahre 1934 338 Personen. Heuer beabsichtigen an 2000 Personen, den Gipfel deS Elbrus zu besteigen. Fremdenverkehr im Fetzer 1938. Rach der Grenzerhebung der Reisenden mit Reisepaß kamen im Feber 1935 in unsere Republik 78.800 Ausländer, während 78.200 fremde Staatsangehörige unser Staatsgebiet verließen. In da» Ausland reisten im Feber 58.900 Inländer und 55.600 kehrten zurück. Im vechältni» zum Feber 1934 ist ter Fremdenver­kehr im Feber d. I. merklich stärker. Die Zu­nah«« de» Besuches von Ausländern beträgt gegen­über dem Feber des Vorjahres 26 Prozent, bei den in» Ausland reisenden Inländern sogar 86 Prozent. Der Bahnverkehr weist immer noch einen größeren Anteil am Fremdenverkehr au » al» der Straßenver­kehr. Es kann jedoch für den heurigen Feber im Ver­gleich mit dem Vorjahre ein verhältnismäßig stär­kere» Anwachsen des Straßenver­kehrs gegenüber dem Eisenbahnverkehr festgestellt werden. Die Flugftequenz hat sich im internationalen Personenverkehr Heuer gegenüber Feber 1934 bei­nahe verdreifacht. Oualitativ weisen jedoch die Ausländerbesuche bei uns Heuer im Feber einen be­trächtlichen Rückgang aus. Die durchschnittliche Auf- enthattsdauer unserer Staatsangehörigen im Aus­land« steigt, während sie bei den Ausläichern sinkt. Der inländische Reiseverkehr ist Heuer gegenüber der gleichen Zett im Vorjahre etwas besser. Masaryk Ehrenbürger von Tel-Aviv ! Am 85. Geburtstag Masaryks brachte die jüdische Oeffentlichkeit Palästinas ihre Sympa­thie für den tschechoslowakischen Staatspräsiden­ten vielseitig und auf herzliche Weise zum Aus­druck. Sie ließ erkennen, daß sie in ihm nicht nur den geistigen Menschen und wahrhaft positiven Staatsmann schätzt, dem Anerkennung der Rechte der Minderheiten ein Gebot der Humanität min­destens ebenso sehr wie eins der politischen Weis­heit ist; sie gedenkt nicht nur dankbar seines an­läßlich des Hilsnerprozesses geführten Kampfes gegen die Ritualmordlüge; sie verehrt.in Masaryk auch einen aufrichtigen und verständnisvollen Freund des zionistischen Aufhauwerke»: er kestNt es sogar aus eigener Anschauung. Masaryk war im Jahre 1927 in Palästina. Der damalige Konsul FriL führte ihn. Nebln den Stätten eines allgemein-historischen oder christ­lich-religiösen Interesse- besichtigte er einige der jüdischen Kolonien des Landes, unter anderen mich Chefzibah, das seinerzeit unter Mühen, Entbeh­rungen und schweren gesundheitlichen Opfern von jungen Juden aus der Tschechoslowakei aufgebaut worden ist. In Erinnerung an diesen Besuch wur­de dann bald darauf ein auf jüdisch-nationalem Boden angepflanzter WaldM asaryk- Wald" genannt. Er liegt bei Sarid, einer neueren genossenschafüichen Siedlung, die gleich­falls zu einem erheblichen Teil vonEhaluzim" aus der Tschechoslowakei bewohnt ist. Bald wird nun noch eine neuetschechische" Siedlung in jener Gegend erstehen: ,Lfar Masaryk", Masaryk- D o r f, für dessen Schaffung die Juden der Tsche­ choslowakei in diesen Wochen eine große Geld­sammlung veranstalteten. Einwanderer aus Kar- pgthorutzland sollen hier angesiedett werden. Zeitungsartikel und BersqmmlungSreden be­richteten am 7. März, von den mannigfachen Be­ziehungenErez Israels" zum tschechoslowa­kischen Staatspräsidenten. Der in Tel-Aviv er­scheinend« sozialistischeDavor", der der Würdi­gung des tschechoslowakischen Staatspräsidenten fast eine ganze Seite einräumte, schrieb:Ehr­furchtsvoll gedenkt man des Mannes, der in einer einzigartigen Verquickung von Leben und Lehre seine ethisch-philosophischen Ideen zur Tat werden ließ." Der.Davar" druckte auch Einiges aus Masaryks Schriften ab; ferner brachte er, genau wie der liberale.Haares", ein sehr schönes Bild von ihm. Endlich gab eine lebendige oratorische Darstellung des Lebens des Staatsmannes in einer öffentliche» Kundgebung in der Tel-Aviver Ohel Schem-Halle Rechtsanwalt Grünewald, der tschechosiowakische Konsul der Stadt. Als an­schließend Stadtrat Rochach mitteilte, daß die Stadtverwaltung beschlossen habe, Masaryk zum Ehrenbürger von T e l« Av i v zu ernen­nen, erwiderte stürmischer Beifall die Worte. In Jerusalem fand außer einem Empfang beim tschechoslowakischen Generalkonsul Kadlee «ine würdige Feier im Saale des Keren Hajessod statt; Veranstalter war dieJewish Agency", die offiziell Vertretung der palästinensischen Juden- heit: und der offizielle Charakter der Festsitzung kam auch durch die Anwesenheit einer Reihe aus­ländischer Konsuln zum Ausdruck. Herzlichen Glückwunschworten Mosch« ShertokS, des Leiter» der Politischen Abteilung der Jewish Agency, folgten, in hebräisch und englisch , Darlegungen des Schriftsteller» Schmarya Lewin und Dr. Hugo Bergmann», de» au» Prag gebürtigen Leiters der Hebräischen Nationalbibliothek in Jerusalem . Ge­neralkonsul Kvdlec dankte im Namen seines Lan­des. E. G. Frfllillng wlrd'sl M heim es il« Gesundheit besonders MhUtzent Höchste Verläßlichkeit und Feinheit vereinigen, von Millionen dankbarst anerkannt Deutschlands Handels­bilanz weiter passiv Berlin . Die Handelsbilanz für den Mo­nat Feber zeigt wieder ein Passtvum des deut­ schen Außenhandels, da die Einfuhr um 57 Mil­lionen höher war als dir Ausfuhr. Wenn auch das Passtvum im Jänner noch größer war und sogar 105 Millionen Mark betrug, so ist das Bild des Jahres 1935 sehr ungünstig, da Deutschland wegen seiner Devisennot eine akttve Handels­bilanz sehr notwendig hätte. So aber beträgt schon in den ersten beiden Monaten dieses Jahres der Ueberschuß der Einfuhr über die Ausfuhr 162 Millionen Mark. Die Einfuhr, die im Monat Feber 359 Millionen Mark betrug, gegen 404 Millionen Mark im Jänner, ist an sich uin 45 Mil­lionen zurückgegangrn, n. zw. umfaßt bet; Rück­gang so ziemlich alle Gruppen von Rohstoffen. Die Ausfuhr betrug im Feber 302 Millionen Mark, gegen 299 Millionen Mark im Jänner. Aus der Internationale Französischer Parteitag: 9. bis 12. Juni Der Landesparteirat der Sozialistischen Par­tei Frankreichs , hat beschlossen, den 32. ordent­lichen Kongreß der Partei nach Mühlhausen für den 9. bis 12. Juni einzuberufen. Auf die Tagesordnung wurden nach ausführlicher De­batte folgende Punkte gesetzt: Der Kampf gegen die Krise und für die Eroberung der Macht. Die Wahlreform. Die Verteidigung der Laien-Gesctz- gebung. Hord oder Selbstmord? Geheimnisvoller Tod eines Danziger Sozialdemokraten Am 15. November 1931 wurde der Danziger Sozialdemokrat Konrad Post zu drei Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt; er war beschuldigt worden, der Rädelsführer bei der Er­mordung eines SA-Mannes gewesen zu sein. Die­ser Mord hat sich nach einem von nationalsozia­listischen Sprengtrupps durchgeführten bewaffneten Ueberfall auf eine sozialdemokratische Versamm­lung ereignet. Die Auseinandersetzung fand damals in stockdunkler Nacht statt; es wurde auch vor Ge­richt nicht festgestellt, wer den tödlichen Stich ge­führt hat. Während einige SA-Leute, die des Mordes an Sozialdemokraten überwiesen tvorden waren, nach kurzer Zeit begnadigt und in Frei­heit gesetzt wurden, mußte Konrad Post und mit ihm die miwerurteilten anderen Schutzbündler ihre Strafe vollständig absitzen. Am 10. April sollte Konrad Post wieder frei werden. Er war durch die Hast ungebrochen und freute sich der Stunde, da sick die Gefängnistore hinter ihm schließen würden. Nm so seltsamer ist es, daß man den lebenslustigen Konrad Post am vergangenen Samstagmorgen in seiner Gefäng­niszelle erhängt aufiand. Wer die Nazimetho­den kennt, die auch die»Freie" Stadt Danzig be­herrschen, wird kaum daran zweifeln, daß Konrad Post er war erst 25 Jahre all und die einzige Stütze seiner kranken Mutter einem Rache- mord zum Opfer gefallen ist. Parteitag In Danzig -7r In Danzig fand am 3. März ein außeror­dentlicher Parteitag der Sozialdemokratisckien Partei der Freien Stadt Danzig statt. Seine Auf­gabe war es, Stellung zu nehmen zu den bevorste­henden Bolkstagsneuwahlen und für den Kampf die Marschroute festzulegen. Der Parteitag Ivar von den gewählten Delegierten aus Stadt und Land vollzählig besucht. Der Kampf für die Erhaltung der Danziger Ver­fassung, den die Sozialdemokratische Partei seit zwei Jahren mit Erfolg geführt hat, wird im Wahlkampf seinen Höhepunkt finden. Es geht in diesem Kampf nicht um die Form der Verfas­sung, sondern um ihren Inhalt. Für die Wahlen gill es, das Geheimnis der Abstimmung und die Freiheit undSicherheit desWahl kampfes zu gewährleisten. Mussolini » Rache. Das Organ der britischen Arbeiterpartei hat in der abessinischen wie in der griechischen Angelegenheit die Tätig­keit Italiens gebührend hervorgehoben und auch sonst so manche Meldung gebracht, die dem regie­renden FasciSnrus unangenehm war. Daraus hat nun Rom mit dem Einfuhrverbot des »Daily, Herald" geantwortet und die An­haltung o«r Exemplare an der Grenze befohlen. Nicht einmql der Korrespondent kann, wie ihm er- klärt wird, sein Blatt erhalten. Lediglich ackit Stück werden künftig eingelassen, die aber alle für die Presseabteilung der Regierung bestimmt sind. Gerade jetzt ist der»Daily Herald" in sei­ner neuen Gestalt fünfJahream Leben. In dieser kurzen Zeit hat die Zeitung die Riesen­auflage von zweieinviertelMillionen täglich und damit eine überragende Stellung erreicht.