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Freitag, 10. Mai 1835

Nr. 109

Vie ffrummen an die Dummen i Christlichsoziales Flugblatt-Geblödel Uberzerstörte Ehen**

Schwere Schlägerei In einer SHF«Versammlung In Bergstadt Am letzten Montag hatte die SHF nach Bergstadt eine öffentliche Wählerversamm­lung einberufen. In dieser Versammlung wa­ren ans Bergstadt selbst keine 20 Anhänger deS Herrn Henlein gekommen, dafür aber sogenannte Ordner" aus Römerstadt, Oskau und den um­liegenden Bauerndörfern. Die sozialdemokrati­schen Arbeiter, die in Bergstadt seit vielen Jah­ren in der Mehrheit sind, was auch bei allen Wahlen stark zutage tritt, sagten sich, daß es doch schließlich ihr gutes Recht sei, in diese Versamm­lung zu gehen. Daß es sich nicht um eine orga­nisierte Aktion unserer Organisation handelte, geht daraus herfor, daß sich im Versammlungs­lokal zirka 80 Teilnehmer befanden, darunter sehr viele Frauen. Als die Ordner aus Römer­stadt angekommen waren, zogen sie sich in einem anderen Zimmer um. Mit aufgekrempelten Hemd­ärmeln und Schlagwaffen in der Hand betraten sie das Versammlungslokal. ES war klar, daß sie es darauf abgesehen hatten, den Sozialdemokra­ten von Bergstadt zu zeigen, daß sie die Stärkeren sind. Sie hatten den Saal noch nicht betre­ten, als es zu einem Zusammenstoß kam, der bald in eine schwere Schlägerei ausartete. Das Ende des Kampfes war, daß die SHF-Leute hinausgeprügelt wurden. Einige erlitten schwere Verletzungen und liegen jetzt im Krankenhause vonRömerstadt. Auf un­serer Seite wurde einem Genossen der Arm auS- gerenkt. Die Gendarmerie, die alarmiert"worden war, räumte den Saal. Nach der Versammlung wurde auf der Straße von SHF-Leuten aus Revolvern geschossen. Die Gen­darmerie durchsuchte einige der von auswärts ge­kommenen Krawallmacher und nahm ihnen Schlagringe, Stahlruten und sonstige Hiebwaffen weg. Die arbeitende Bevölkerung von Bergstadt ist natür­lich maßlos empört, daß die SHF-Kolonnen in friedliche Arbeiterorte nach echter Räuberart ein­dringen und die Bevölkerung nach Boxerart nie­derknüppeln können. Mit welcher Art von Menschen man es zu tun hat, daS magfolgender Vorfall beweisen: als der Redner der SHF, ein gewisser Knorre aus Römerstadt, an die frische Lust gesetzt wor­den war, fuhr er von Bergstadt nach Braunseifen, wo ebenfalls eine SHF-Versammlung stattsand. Er erzählte dort, was sich in Bergstadt zugetra­gen hatte und rief dann in den Saal:D e r marxistische Pöbel sollte tot­geschlagen werde n!" Wir nehmen das vorläufig zur Kenntnis. Wir übernehmen aber für das, was ihm dann geschehen wird, wenn die Arbeiter dasselbe Rezept gegen ihn an­wenden, keinerlei Verantwortung und werden den Arbeitern kaum empfehlen» sich ander- zu beneh­men, als der Herr Knorre selbst.

Der Ständige Ausschuß nach 8 84 der Ver- fassungsurkunde ist für S a m s t a g, den 11. Mai d. I. um 10 Uhr einberufen.

Die Balkan-Entente Bukarest . Der jugoslawische Ministerpräsident I e v t i L und der griechische Außenminister M a x i m o S sind gestern um 22.30 Uhr in Bu­ karest eingetroffen. Die erste Konferenzsitzung der Balkan-Entente findet heute statt.

und ein Patzeri Antisemitismus DerDeutschen P r« s s e" lag ge­stern ein Flugblatt bei, dessen Spekulation mit der Unwissenheit und Einfalt der Äser dem alten Lueger Freude gemacht hätte.Tausend zerstörte Ehen klangen an" so schreien, ein Jahrzehnte altes Rezept benutzend, unsere Klerikalen und machen dievon den Sozialisten" beschlossenen E h e g e s e tz e", für die angeblich 5800 Ehe­trennungen verantwortlich, die die amtliche Sta­tistik in einem Jahre bei uns ausweise. Zum Schmerze des einen oder anderen d e n- k e n d e n Lesers, an den dieses Flugblatt durch Zufall gelangen könnte, fehlt in diesem Pamphlet gegen dieehezerstörenden" Sozialdemokraten jeder Hinweis darauf, um welches Gesetz es sich da handeln soll, w a n n es beschlossen wurde und was es denn eigentlich konkret enthält. Einer dieser Leser wollte bei derDeut­schen Presse" direkt anfragen. Aber die dort kön­nen selber keine Auskunft geben, denn in den Negierungsjahren der jetzigen Koali­tion ist auf dem Gebiete deS Eherechts über­haupt nichts beschlossen worden. Wir überlassen also der Oeffentlichkeit daS Urteil über die Handlungsweise der klerikalen Flugblattschreiber, die einfach Hinweise er­finden, um nur ja auch diesen Wahlkampf nicht ohne den bemoosten Wahlschlager von der sozialdemokratischen Familienstörungs-Arbeit verstreichen zu lassen. Aber bleiben wir doch einen Augenblick bei der Sache, zu der sich die Christlichsozialen gegen die Sozialdemokraten ein Gesetz ersinnen! Viel­leicht kann uns dieDeutsche Presse" mitteilen, um wieviel Prozent die Zahl der Ehetrennungen in Oesterreich g e st i e g e n ist, seitdem die Christlichsozialen unumschränkt zusammen mit der Kirche das christliche Heim wehren! Vielleicht erzählt unS dieDeutsche Presse" etwas über die vorbildliche Art, in der der gutkatholische Fürst " Starhemberg seine gottessegnete Ehe hochhält, indem er ein alpenländischer Göring das Bett mit der Schauspielerin Nora Gregor teilt. Und daß diese, anders als die Sonnemann, nicht legitime DiktatorSgat- tin geworden ist, dankt die wirkliche Ehefrau Starhembergs nicht etwa dessen im Sinne der Reichspost" oder der.^Deutschen Presse" ge­schultenMoral", sondern dem Einspruch des Papstes. Arme Burgschauspielerin I Die muß nämlich ganz draußen, außerhalb der Peripherie Wiens wohnen, damit man ni ch t g e«

christlicher Ständestaat unterm Hammer Pari-. Der römische Berichterstatter deS Petit Parisien" bringt die Florentiner Reise deS österreichischen Bundeskanzlers Schuschnigg Hauptsächlich mit derschwierigenWirt- schafts-undFinanzlage Oe ste r- reich- in Zusammenhang, welcher ohne Auf­schub begegnet werden müsse. Wie verlautet, wird Mussolini persönlich mit dem österreichischen Bun­deskanzler zusammentreffen und mit ihm auch

wahr werde, daß der Starhem­berg zu ihr kommt im Flug­zeug, das zu steuern er aus diesem Grunde gelernt hat. Denn die christlichsoziale Familien­moral sieht so aus: Man muß die Ehe nicht tatsächlich hoch und reinhalten» aber maw muß so tun, als ob man es täte! Arme Burgschauspielerin, die die Fürstin auch weiterhin nur auf den Brettern spielen kann! Wie gut haben es da die unterschiedlichen katho­lischen Pfarrersköchinnenl Die dür­fen zwar vor der Welt auch nicht... und so weiter, aber die Welt weiß doch wenigstens, wor­an sie mit ihnen ist! Nepp, heppl Weil der Henlein sich nicht recht traut, dem natürlich durchaus antisemitischen Charakter sei­ner Bewegung den gewünschten eindeutigen Aus­druck zu geben, suchen die C h r i st l i ch s o- zialen die Abfallsprodukte des Antisemitismus für ihren Wahlkampf zu verwerten. In si e b e n Zeilen eine- Ge­dichtes, das sichHymne der Genos­sen" nennt, kommt zweimal der Jud' vor, von dem man die Genossen sagen läßt, daß sie sich von ihm führen lassen, weil ihnendas Den­ken so schwer fällt", und weil sie nichts Besseres als die Juden hätten! WaS sagen die Arbeiter zu dieser Unver- schämtheitder Christlichsozialen, die an­derseits, besonders zu Wahlzeiten, doch so schöne Deklamationen über den Volkswert der Arbeiter anzubringen versuchen? Was sagen unsere deutschen Arbeiter dazu, daß ihnen nach christlichsozialer Meinung angeblich das Denken schwer fällt? Am 18. Mai sollen die Christlichsozialen die runde Antwort auf diese glatte Dreistigkeit er­halten! Würde den südetendeutschen Arbeitern wirklich das Denken schwer fallen, dann könnten die Christlichsozialen sich darauf verlassen, daß sie, die verläßlichsten Stützen der alten reaktio­nären Kräfte, in nennenswerter Zahl Arbeiter- sttmmen erhielten. Da dem aber erfteulichertoeise nicht s o ist, da vielmehr unsere Arbeiter ganz ausgezeichnet denken und verstehen, werden sie das Hepp-Hepp-Geschrei der Christlichsozialen, das mit einer Beleidigung der Arbei­ter verbunden ist,, sozialdemokratisch beant­worten!

die Vorbereitungen der Konferenz in Rom er­örtern, Die Beleidigten Paris . Wie derMattn" meldet, wird der Korrespondent desMatin", wiewohl die Sowjet­botschaft bekanntgegeben hat, daß sie auch den Redakteuren dieses Blattes Bisa erteilen wird, den Außenminister Laval nur bis nach Polen begleiten, aber nicht nach Rußland reisen. Auch das.Journal" verlaut­bart, daß sein Sonderkorrespondent Geo London nur bis nach Warschau reisen werde.

ffenIein-Zikkernrsu»ci> derBohemia An einem besonders krassen Fall kann die Wahrheitsliebe derdemokratischen"Bohemia", als eines Henleinblattes,- nachgewiesen werden. Das Blatt hatte in seiner Nummer vom 3. Mi berichtet, daß in Falkenau am 1. Mai 12.000 Henlein-Nazis demonstriert hätten. Zufällig kommt uns der FalkenauerBote" vom gleichen Tag in die Hand. DerBote", ein hundertprozentiges ein­geschworenes Henleinblatt, meldet sage und schreibe 5000 Henleindemonstranten. Es ist anzunehmen, daß auch das Falkenauer Parteiblatt Henlein- noch auffchneidet und die Kameraden des Herrn Doderer doppelt gesehen und gezählt hat. Daß aber selbst die Ziffer diese» Henlein-Boten " noch von derdemokratischen" Bohemia" mit mehr als zwei multit liziert wird, charakterisiert dieBerichterstattung" und di« Einstellung derBohemia" in eindeutiger Weise!

Diplomatisches Revirement Prag . In der am Donnerstag, den 8. Mai, stattgefundenen Sitzung des Ministerrates wurde mit Zustimmung der Bericht über eine Reihe von Verhandlungen wirtschaftlicher Art mtt dem Au-- lande zur Kenntnis genommen. Genehmigt wurde das Statut des National­theaters in Prag , wie auch das Pensionsstatut für seine Angestellten. Den Maßnahmen, welche das Eisenbahn­ministerium auf Grund der Bestimmungen des Internationalen Abkommens über den Waren­transport auf den Eisenbahnen im Rahmen des Zahlungsverkehrs mit Deuffchland betreffend den Eisenbahn-Nachnahmcverkehr durchführt, wurde die Zustimmung erteilt. ZurBeschaffung von Im­mobilien für die Militärverwalttmg in Bysttice pod Hosthnem und in TrenLtn wurde die Zustim­mung ausgesprochen. Schließlich wurde die Tagesordnung der Berwaltungs-, Wirtschasts- und Personalangele­genheiten erledigt; insbesondere wurde beschlos­sen, dem Präsidenten der Republik Aenderungen in der Besetzung einiger Gesandtschaftsstellen im Auslande vorzuschlagen. In diesem Sinne wur­den die Anträge auf Ernennung des Gesandten Dr. G i r s a nach Belgrad , des Gesandten P a l- l i e r nach Athen , des Gesandten H a l l a naä Ankara , des Gesandten K y b a l nach Mexiko , del Gesandten Dr. Flieder anch Madrid und del Legationsrates L i p a nach Riga , genehmig!-

Ehemaliger Graf und GroBgrund* Besitzer für die Henlelnfront Wie dieLidovt Noviny" berichten, erhiel­ten die Angestellten der Herrschaft Waldstein in Hirschberg und Biela die Weisung, dec SHF beizutreten. Tie Zenttaldirektion dieser Herrschaft nimmt jetzt nur organisierte Heimat- frontler in Dienst. Als in Niemes eine Ver­sammlung der Heimatftontler stattfand, hielte» auf der Straße NiemeSHirschberg die Heger der Waldsteinschen Herrschaft Dienst. Wie man sieht, treten nicht nur Großindu­strielle, sondern auch Großgrundbesitzer und ehe­malige feudale Grafen für die Sudetendeutiche Partei Konrad Henleins ein.

15 Roman von Emil Vacheki ^ Ir* Deutsch von Anna AurednRek

In diesem Augenblick ging mit Bemsteller eine Veränderung vor. Er hatte sich die Sache überlegt und sagte:Da haben Sie wieder recht, Herr Kommissär. Wie kann ich aber sagen, ob sie auS Silber oder Gold ist, wenn ich wedeic eine silberne Uhr gestohlen habe..." .Beinsteller l" Kommissär Pitha rang die Hände, Beinsteller aber lächelte ihm nur zu. Er war zu folgender Üeberzeuoung gelangt: entweder handelt es sich um einen Irrtum, dann wäre ich ein Trottel, wenn ich ein Geständnis machte, od-r es stimmt nicht ganz mit dem Offizier, der ver­schwiegen hat.daß ihm der Mobilisierungsplan gestohlen wurde, und eine Lüge von der Uhr er« findet. Keinesfalls wird es schaden, wenn ich ab­warte. Was wünschen Herr Kommissär?" fragte er sanft wie ein Lämmchen. Sie haben doch gerade gestanden und mir vorgeflunkert, daß sie au- Sicher ist?" Ich habe nur vergessen, worum es sich eigentlich handelt, Herr Kommissär. Eine momen­tane Sinnesverwirrung... Ich habe gerade an einen Fall aus meiner Praxis gedacht und ihn blöderweise zum besten geaeben. Der Herr Kom­missär hat aber gleich angebiffen." Auch gut", wütete der Kommissär,ih werde mich mit Ihnen weiter nicht abgeben, Bem« stellerl Sie haben sich es für immer bei mir ver­dorben. Aber einsalzen werde ich es Ihnen, Ferdll Glauben Sie ja nicht, daß Ihnen diese Frechheft glatt durchgeht! Ich schicke Sie zum Landesgericht

und stelle den Antrag, daß man Sie für Gewohn­heitsdiebstahl einsperre!" Gnädiger Herr Kommissär! Ich will mir e- mit Ihnen nicht verderben, ich schätze Sie, aber wenn Sie an meiner Stelle wären.. «Halten Sie fteundlichst Ihren Mund, Hoch­verehrter. Ich habe mich schon genügend mit Ihnen unterhalten. Jetzt werden wir den Herrn holen und er wird Ihnen alles ins Gesicht sagen..." Eine Minute höchster Spannung. Beinstel­ler war zumute, als schwebe er über einem Ab­grund. Was wird der nächste Augenblick brin­gen? Er sah die reinen, flehenden Augen Sophie» vor sich. Daneben tanzte eine goldene, eine sil­berne Uhr und ein Galgen vor seinen Augen. Jetzt waren Schrstte zu vernehmen. Schüchterne Schritte, Schritte des Zeugen, und die hohe Spannung ließ nach... Das war nicht er! Es war ein Mann, den Beinsteller zum erstenmal im Leben sah. Er konnte Gift darauf nehmen, daß seine Hand niemals in die Tasch- dieses Mannes gegriffen hatte. Er hatte ihn weder gestern noch vor zehn Jahren gesehen. ES war ein kleiner, dicklicher Herr, dessen Benehmen keine Spur von richterlicher Majestät aufwies. Eine wilde Freude bemächtigte sich Beinstellers. Er konnte sich nicht helfen, mußte sich Luft machen: Ich hab's ja gleich gewußt, Herr Kommissär, daß ein. Irrtum vorliegt. Diesen Herrn seh' ich zum erstenmal in meinem Leben." In seiner Stimme lag etwas, das Kommis­sär Picha stutzig machte. Einen Augenblick glaubte er Beinsteller. Dann aber dachte er an dessen Ver­gangenheit und an die Zeugenaussage deS Holina. Ohne Beinsteller weiter zu beachten, ftagte er d-n Eintretenden:Ist es dieser?" Der Ankömmling musterte Beinsteller und sagte mit einem fremden Akzent:Mir scheim»

daß ich zu der krstsschen Zeit diesen Herrn bei der Elektrischen gesehen habe, aber..." Das genügt unS vollkommen", unterbrach ihn wütend der Kommissär.Er ist gewiß nrcht so dumm, sich Ihnen bei der Arbeit zu zeigen. Sie können aber Gift darauf nehmen, daß, wenn ein Diebstahl auf der Eleftrischen geschieht und dieser Mann sich in der Nähe befindet, er von seiner Bande auSgefühtt wird. Er ist es ge­wesen das steht fest!" Der Fremde verließ verlegen den Raunt. Seinen inneren Zustand verriet die Verbeugung, die er vor Beinsteller beim Fortgehen machte. DaS erschütterte jedoch keineswegs die Ueberzeugung des Kommissärs. ES brachte ihn aber so auf, daß er sich gehen ließ, zu schreien anfing und Beii- steller duzte.Weißt du. was für eine Schufterei du diesmal angestellt hast? Dieser Herr ist Vize­präsident der tschechisch-polnischen Liga. Er ist aus Warschau gekommen, um hier tschechisch­polnische Verbindungen anzuknüpfen!" Er rieb die Hände.Mein Gott, fft da» ein Skandal! Ein nationaler Skandal! Noch mehr als das: ein internationaler Skandal", endete Pitha er­schüttert.Beinsteller, warum haben Sie sich wenigstens nicht ein gewöhnliches Mitglied der Liga gewählt?" Bon neuem erbost:Aber ich werde dir's versüßen, du Lump, ich weide dich leh­ren, sich in Politik zu mischen." Sind daS merkwürdige Geschichten! dachte Beinsteller, als er wieder in seiner schmutzigen Zelle saß, die ihm nach dem verstandenen Don­nerwetter geradezu behaglich vorkam. Unser­einer hat die beste Absicht, denft an nichts Schlech­tes, will mit dem Gerichtsrat sein Späßchen machen und daraus wird ein Hochverrat. Und der andre denft auch nichts Böses und es ent­steht ein internationaler Wirbel. Zur Zeit Oester­ reichs war» besser, damals konnte so was nicht ge­schehen, damal» wußte man, wenn man Katzin kaufte, daß man keine jungen Tiger bekam. Oder WaS wäre in Oesterreich geschehen, wenn einem

Offizier in Prag ein Mobilisierungsplan gekrabi^ worden wäre? Da hätte man die Stadt watr- scheinlich mit Kanonen bombardiert. Bei un» adel geschieht gar nicht», und vielleicht wird man nicht einmal der Polizei anzeigen. Je mehr Beinsteller über diese Tinge nat- dachte, desto rätselhafter kamen sie ihm vor. Ver­liert jemand in der Eltttrtschen das Taschentu^ so läuft er gleich zur Polizei. Wird einem Hecr" Gevatter vom Land etwas gestohlen, so wird iG 1 sofort das Verbrecheralbum vorgelegt. Wird i" 1 Mtlitärmagazin eine Decke vermißt, wird soft? die ganze Mannschaft untersucht. Um den Modi- lisierungSplan schert sich aber gar niemand. Ich will Peter Zapfel heißen, wenn das Ordnung geht", sagte sich endlich Beinsteller.- t£ Ruhe kann man ebensowenig trauen wie dcn> Hausherrn, dem man den ZinS nicht zahlt. fragt mit süßer Sttmme, wie es einem geht, b» aber die gerichtliche Kündigung schon abgescki»^ Es ist doch nicht möglich, daß in Prag ein Muin- lisierungsplan verloren geht und man ebensowenig davon weiß, als wäre ein Knopf verschwunden. Die Polizei weiß sichtlich nicht» davon. Die SSfl'- «Polizei hat es wohl noch nicht gemeldet. bis sie» meldet, und das muß doch jeden Augen­blick geschehen wie werde ich mich dann rer>>' fettigen?W| Der Pole hat mich an der Haltestelle gest- hen, Herr Holina mich beobachtet, wie ich über steinerne Brücke gelaufen bin. Die Cherubinen sind schließlich nur Kinder. Sie werden Angst ge­kommen und alles sagen. Fräulein Sophie, unec- fahren, wird sich verraten. Oder sie wird mich An­zeigen, bis sie hört, was ich ihr zur Verwahrung anvertaut habe. Alle diese Ewägungen und Befürchtungen festigten bei Bemsteller die Ueberzeugung, daß jL unrecht gehandelt hatte, als er jenen Diebsta" nicht auf sich nahm. .(Fortsetzung folgt.),

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