Nr. 113 Mittwoch, 15. Mai 1935 Seite 5 Dr.Czech heute im Rundfunk Unser Parteivorfitzender, Minister Genofie Dr. Lndwig Czech, spricht Henle, Mittwoch, von 18 Uhr 20 biS 18 Uhr 40, in der Prager Deutschen Arbeiter- sendung über das Thema: Fünf Jahre wirtschaftlicher und sozialer Arbeit An vielen Orten haben unsere Genoffen bereits Hörgemeinschaften für diesen Nortrag gebildet oder Massenempfang dieser Sendung vorbereitet, deren besondere Bedeutung im Hinblick auf den unmittelbar bevorstehenden Wahltag wohl nicht erst hervorgrhoben werden muß. Die Verbündeten der„Bohemia“ Wenn die Herrschaften von der»Sozialistischen Aktion" erkennen wollen, wem sie durch ihr Schreiben nützen, dann brauchen sie bloß einen Blick in die gestrige»Bohemia" zu tun, welche unter dem Titel»Die Verschiebung des sozialdemokratischen Parteitages" einen Artikel der -Sozialistischen Aktion" veröffentlicht aus dem leicht begreiflichen Grunde, im Wahlkampf Segen die Sozialdemokratie ein armseliges Ar» gument zu haben. Die Verschiebung des Parteitages wurde von der Reichskonferenz beschlossen. Und zwar ohne daß jemand Widerspruch dagegen erhoben hätte. Die Beschlußfassung erfolgte aus dem Grunde, weil 14 Tage vor der Wahl ein Parteitag überhaupt unmöglich gewesen wäre. Es wäre ganz undenkbar, unsere Ge- uoffen durch drei oder vier Tage von ihrer Wahl- arbeit fernzuhalten und aus ihrem Agitations« gebiete nach Prag zu rufen. Unsere Vertrauens- uiänner hätten in einer so wichtigen Zett gerade dort gefehlt, wo sie am notwendigsten sind. Daß während der Schlacht der Soldat seinen Posten nicht verläßt, das sollten auch die Herren von der„Sozialistischen Aktion" wohl einsehen. Dazu kommt noch, daß nach den Wahlen die politische Situation viel eher eine Aussprache der Vertrauensmänner der Partei erfordem wird, Äs 14 Tage vor den Wahlen. Jeder vernünftige und nicht böswillige Mensch wird also be- Sreifen, warum die Verschiebung des Parteitages Erfolgen Mißte und geräde' äiis dem Artikel' der ^Svzialistischen Aktion" geht hervor, daß die, Racher eben nicht den guten Willen haben, im Wege der Auseinandersetzung die sozialistische Erkenntnis zu vertiefen, sondern der Partei Schwierigkeiten zu bereiten, wo sie nur können. Deswegen werden sie von allen unseren Geg- uern, von der Sudetendeutschen Partei ebenso tÄe vom Blatt des Sudetendeutschen Blocks gern istiert. Und das ist der wohlverdiente Lohn, den die Herren t'.on der»Sozialistischen Aktion" gefunden haben. In den «ugen der sozialistischen Arbeiter werden sie um so eher gerichtet sein, je mehr unsere Gegner die »Sltzialistische Attion" als Quelle für Angriffe auf die Sozialdemokratie benützen. „Hole Kraiikenkassenwirtscliaft“ und SHF Wo Ist die Wahrheit? Es vergeht keine SHF-Versammlung, sogar der 1. Mai wurde dazu benutzt, in der nicht der Referent über die sozialdemokrattsch geleiteten Krankenkassen und über die sozialdemokratischen Beamten in der ordinärsten Weise herfällt. Man beschimpft nicht die bürgerlich verwalteten Kaffen«nd auch nicht die ehemaligen„Pg." «nd jetzigen„Kameraden" und Deutschnationalen in diesen Krankenkassen. Die„Rundschau" vom 21. Aprfl 1935, Nr. 17, Herausgeber Konrad Henlein , bringt einen Artikel gegen die nicht bürgerlich verwalteten Krankenkassen. Was schreibt das Blatt? „Wir haben weiters an Hand konkreten Materials nachgewiesen, daß in einzelnen, von Sozialdemokraten beherrschten Krankenkassen die sozialen Leistungen niedriger waren und niedriger sind als für die Regie aufgewandten Summen!" Daß diese Behauptung eine Lüge ist, wird jeder einsehen,* der nur ein wenig Ahnung von den sozialen Leistungen der Krankenkassen hat. ES soll nnr eine solche Krankenkasse genannt werden, die mehr für Regie ausgibt alS für soziale Zwecke. Die Verwaltungskosten der nachfolgend angeführten„roten" Krankenkassen betrugen im Jahre 1933 von den Ausgaben: Tetschen .. Reichenberg. Rumburg .. Teplitz .. Gablonz .. . 16.68 Prozent . 18.43 Prozent . 17.10 Prozent . 18.43 Prozent . 20.27 Prozent Tvr niedrigste Prozentsatz der Verwaltungsausgaben, in denen alle Druckkosten, Mieten, Licht, Beheizung, Gehälter und die übrigen Ausgaben inbegriffen sind, bettägt also 16.68 Prozent. Es gibt auch sehr viele Krankenkassen, die von Deutschnationalen, Chricklichsozialen, Land- bündlern und vielleicht seit der letzten Zeit auch von»guten Kameraden" verwaltet und geleitet werden. Auch da können die roten Kranlenkassen Vergleiche mit diesen Krankenkassen aushalten. Wie hoch die Verwattungskosten z. B. in diesen Kassen sind, einige Beispiele aus dem Jahre 1S33: Braunau .... 22.09 Prozent. Böhmisch-Leipa .. 25.24 Prozent Brüx ..... 23.24 Prozent Leitmeritz ... 18.44 Proz.(1932) Wer hat also die höherm VerwaftmlgSkosten? Daß die Lügen der SHF kurze Beine haben, ist noch aus folgendem ersichtlich: Was erhielten z. B. die Versicherten' hn Jahre 1933'von den„roten" Krankenkassen? Für Versicherungsleistungen(wie Krankengeld, Krankenhäuser, Mutterschaftsleistungen, Sanatorien, Medikamente, Aerzte, Transportkosten usw.) wurden pro B e r s i ch e r t e n in diesen Krankenkassen ausgezahlt: Tetschen ..... XL 442.— Gablonz ..... * 372.— Friedland«... 304.— Rumburg ..... * 825.— Böhmisch-Kamnitz .. 376.— Reichenberg.... 391.— Die Einnahmen in diesen Kassen betrugen im Jahre 1933 pro Versicherten in der Krankenversicherung : Tetschen ..... KZ 531.59 Reichenberg..■.» 467.52 Böhmisch-Kamnitz •.„ 455.33 Gablonz .....» 451.21 Friedland...,.„ 353.99 Rumburg 334.80 Ein einzelnes Beispiel, was die Versicherten und ihre Angehörigen von den Krankenkassen erhalten, sei hier angeführt. Die Einnahmen der Bezirkskrankenversicherungsanstalt Tetschen betrugen im Jahre 1933 in der Krankenversicherung XL 11,369.187.45. Die Ausgaben für Krankengeld erforderten allein in diesem Jahre XL 4,673.256.65 und die Ausgaben für die Mutterschaftsleistungen, Heilanstalten, Begräbniskosten, Medikamente, Transportkosten, Aerzte usw. betrugen XL 3,991.811.65. Für die Mitglieder wurden daher 1933 XL 8,665.068.30 und für die Familienangehörigen XL 785.249.20 ausgegeben, zusammen erhielten Mitglieder und Angehörige 9.5 Millionen XL. Dem stehen 11.3 Millionen an Einnahmen gegenüber. Ein Versicherter erhält daher zirka 83 Prozent der eingezahlten Beiträge in Form von sozialen Leistungen zurück. Es wird daher in den SHF-Versammlunggen bewußt gelogen und das nennt man deutsche Erneuerung. Warum schimpft Sandner nur auf einige hundert sozialdemokratisch organisierte Krankenkassenangestellte» welche die Prellböcke für die SHF abgeben. Die Löhne und Gehälter richten sich in den bürgerlich und sozialdemokratisch geleiteten Krankenkassen nach der Diensteigenschaft und den Dienstjahren. Es muß weiters betont werden, daß die Krankenkassen der Zentralsazialversiche- rungsanstalt Prag und dem Ministerium für soziale Fürsorge unterstehen und von diesen kontrolliert werden. Die Gehälter der Beamten in allen Krankenkassen, also auch nicht sozialdemo- krattschen, werden nach den gesetzlichen und vertraglichen Bestimmungen geregelt. Bis heute hat noch kein SHF-Beamter oder deutschnationaler Beamter auf seinen vertraglichen Gehalt verzichtet, auch wenn er am 1. Mai das Eichenblatt im Knopfloch trug. Warum spricht man im übrigen nicht von den Gehältern der Kameraden Fabrikanten und Direktoren der sudetendeut schen Industrie. Monatsgehälter von 20.000 bis 40.000 XL sind in den sudetendeut schen Großbetrieben üblich. Die»Rundschau" könnte da einmal eine Rundfrage veranstalten und' das Ergebnis ihren Mitgliedern bekanntgeben...■ Das Ziel der SHF ist dasselbe wie im Dritten Reich. Heraus mit den paar hundert Sozialdemokraten auS den Krankenkassen, hinein mit den „guten Kameraden", dann wird auch das Geschrei gegm die Krankeukaffenwirtschaft verstummen» so wie es in Deutschland verstummt ist. Tic Gehälter sind dieselben im Dritten Reich, wenn nicht etwas höher und kein Nazi schimpft heute mehr auf die Krankenkassen. Weg mit den roten Parteibuchbeamten, hinein mit den braunen Parteibuchbeamten, das ist die Losung im Dritten Reich gewesen und ist auch die Losung der Hcnlein- bewegung., Pilsudskis Flucht aus Rußland Dem Aufstieg Pilsudskis bis zum Marschall Ä>d Präsidenten der polnischen Republik geht, wie ^lannt, ein wechselvolles Leben im»unterirdi- Mn" Rußland voraus. In dieser„unterirdischen" Bewegung, wie Äan die revolutionäre Tätigkeit der geheimen rus- mchen Parteien nannte, gehörte Pilsudfly zu den "Msten Schrittmachern. . Er und sein Bruder waren in das Attentat« Anplott vom Jahre 1887 gegen den Zaren Alexander III. verwickelt— für die Teilnahme an ^esem Attentat wurde damals der äüere Bruder Benins gehängt— sowie in eine ganze Reihe von A°eren reaktionären Unternehmungen» wie die ^kpropriation der Postkaffe in Besdna usw. „ Zweimal mußte auch deshalb der künftige Begründer des neuerwachten Polens den gewöhn- Wn Weg der russischen Revolutionäre ins Ge« I^WiS und in die Verbannung nach Sibirien an- r«ten, bis er endgültig Rußland auf der Flucht Erließ. Ueber diese Flucht erzählt der Chefarzt der fihchiatrischen Klinik„Nikolaus der Wundertäter" Petrograd , Reitz, in der Moskauer „Roten tstliung" folgendes: - Im Dezember 1901 wurde in der Klinik als ^eruierender Arzt ein Dr. Mazurkie- * 1 t s ch, der kurz vorher die Medizinische Akade- W verlassen hatte, ausgenommen. Er wurde "ein Direktor von dem damals allgewalligen und 7®** allen gefürchteten Petersburger Stadthaupt« ?Änn von Wal selbst empfohlen. Der neue Miche Kollege war ein sehr bescheidener, Mn. Mger Mann, der sich absetts von dem Lebei i^ner Kollegen hielt und eifrig seinen Studien nachging. Man sah ihn stets mit einer dicken Mappe, die oft vollgepfropft aussah. Im Jahre 1902 wurde in die Klinik unter starken Vorsichtsmaßnahmen ein sehr gefährlicher politischer Sträfling aus der Warschauer psychiatrischen Anstalt„Tworki" gebracht. Der Sträfling, der lange in der Warschauer Zitadelle ein- gesperrt war, begann unter der verbreiteten Ge- fängniskrankheit, schwerer Melancholie, zu leiden und wurde nach„Tworki" überführt. Da man aber befürchtete, daß er von dort fliehen würde, brachte man ihn hinter die die dicken Mauern der Nikolausklinik, die eine größere Sicherheit boten, um so mehr, da in Petersburg der polnische Revolutionär von seinen polnischen Freunden isoliert gehalten werden konnte. Der zur Untersuchung eingelieferte Sträfling, dessen Verbrechen uns unbekannt blieb, war ein finsterer, düsterer Mann mit einem großen Bollbart und langem Schnauzer, der tagelang auf dem Bett ausgestreckt lag Und kein Interesse für seine Umgebung bekundete. Es vergingen zwei Monate. Dr. Mazurkic- witsch wurde als Ordinarius des Krankenhauses bestätigt, erhielt das Recht, selbständig Kranke in seine Abteilung zu Lbemehmen und als diensthabender Arzt zu fungieren. Für den Monat Mai stellte ich die Liste der diensthabenden Aerzte auf und bezeichnete den Dr. Mazurkiewttsch als Diensthabenden für den 29. Mai. Ich war sehr erstaunt, als Dr. Ma- zurkiewitsch mich mit Eifer bat, seinen Diensttag auf den 2. Mai zu verlegen, was er damit begründete, daß er sich für bevorstehende Prüfungen für einen wissenschaftlichen Grad vorbereiteu müsse. Ich erfüllte natürlich seine Bttte. Am 2. Mai kam Dr. Mazurkiewttsch, wie wir bemerven, nicht, wie gewöhnlich mtt seine: Mappe, sondern mit einem großen Handkoffer. Er bewirtete uns in seinem Dienstzimmer mit Tee und lächelte träumend vor sich hin, während wir unendliche polittsche Diskussionen führten. Abends machte Mazurkiewttsch, als diensthabender Arzt, den pflichtgemäßen Rundgang, besuchte alle Jsolierzimmer und unter anderm auch das des geheimnisvollen Sträflings. „Das ist ein sehr interessanter Fall", bemerke er zu dem ihn begleitenden Pfleger.„Bringen Sie mir den Mann nach dem Rundgang auf mein Dienstzimmer." Da der diensthabende Arzt in Abwesenheit des Chefarztes der alleinige Gewalthaber des Spitals war, brachte der Diener den Sträflistg zu Dr. Mazurkiewitsch, der dem Diener befahl, im Nebenzimmer zu bleiben, selbst sich aber mit dem Kranken in sein Zimmer einschloß. Es verging eine Stunde, es verging noch eine Stunde. Der Diener wurde unruhig. Er klopft? an die Tür, bekam aber keine Antwort. Man beschloß nun, die Tür aufzubrechen. Auf dem Bode» lag die Anftaltskleidung des Sträflings, ein leerer Handkoffer und eine Menge abrasierter Haare. Daß inzwischen zwei anständig gekleidete Herren das Spitalsgebäude verlassen hatten, hatte nie- tnandes Aufmerksamkeit erregt. Später erst wurde bekannt, daß in der Nähe ein Automobil auf die beiden gewartet hatte, das sie nach Finnland brachte, wo wiederum eine Privatjacht sie aufnahm. Unser aller und des Chefarztes, Dr. Tsche- t s ch o t s, Erstaunen, als wir das Bovgefallene erfuhren, war ungeheuer. Ich selber mußte zum Verhör zu dem damaligen Gendarmeriechef, General Gerassimow, kommen. Dann erst erfuhren wir, daß der geheimnisvolle Sträfling, dem es gelungen ist, aus dem Nikolaus-Spital, das viel mehr eine Festung war, zu entkommen, Pil» s u d s k i war. , Dr. Mazurkiewitsch, der die Flucht Pllsudflis vorbereitet hatte, ist später Professor der Universität in Lemberg geworden. Reichstagsbrand-Stimmung „Wo bremrt'S denn, Herr Nachbar?" «Na, Sonntag ist doch Wahl..."/ p y»’* „Ta heißt es doch für alle Reichstags« b r ä n d r gerüstet jbin!" Henleins Buhl— diesmal „national“ Wir haben den Herrn Dr. Gustav Buhl aus Mährisch-Alt st ad t unseren Lesern schon einmal vorgestellt. Die Firma Buhl ist Besitzerin einer großen Textilfabrik, mehrerer Graphitbergwerke, zahlt den Arbeitern einen Stundenlohn von 80 Hellern ... es ist kaum nötig, noch hinzuzufügen,:aß Herr Dr. Buhl sich auch als Wahlrebner Henleins betätigt. Dieser wackere Henleinkämpe erweist sich seiner Partei nicht nur durch Arbeiterschinderei als würdig. Für den Bau ihrer neuen Fabrik ließ die Firma des patentdeutschen Henlekn- agitators Buhl tschechische Arbeiter und Baumeister nach Altstadt kommm. Daß zur gleichen Zeit deutsche Arbeiter und Baumeister in dieser Gegend beschäftigungslos sind, in Not und Elend leben, stört den Henlein- fabrikanten nicht. Wenn sich bei dem Geseift noch ein paar Kronen mehr herausschlagen lassen, dann kümmert sich so ein SHF-Agitator nicht darum, ob deutsche Arbeiter Hunger haben und verzweifelt auf Arbeit warten. Natürlich, wozu hält man sich denn die SHF aus, wenn nicht dazu, um unter ihrem Schutz deutsche und tschechische Arbeiter zum Zweck des Lohndrucks gegeneinander auszuspielen. „Die'Jdee'Wei ükid■’/.." Wieder mal mit Göring einig I Die KPC zum Formis-Mord Di«„Rote Fahne" regt sich über einen Artikel des„Sozialdemokrat" auf, in dem dieser nach dem Mord an Formis eine Ausgestal- tung der Grenzpolizei zum Schutze gegen die braunen Mord-Emissäre förderte. Das ist sehr bezeichnend für die Kommunisten. Sie stört es anscheinend nicht, wenn Staune Mordstaffeln ins Land kommen. Hauptsache bleibt der Kampf gegen die Sozialdemokratie und gegen den demokratischen Staat. Gegen die sind sie auch mit den Braunen einig! Diese sorgfältig vorbereitete Flucht Pilsudskis zeigt, wie hoch damals seine Freunde sein Leben und seine Tätigkeit einschätzten. Einige Momente dieser schicksalsreichen Vergangenheit Pilsudskis erklären auch die ritterlich-dramatische Begegnung des Präsidenten Woicjechowsky mit dem Rebellen Pilsudski auf der Warschauer Stadtbrücke während des Vorrückens Pilsudskis an der Spitze seiner Armee gegen die Hauptstadt,(Wie bekannt, ist Pilsudski genau am neunten Jahrestag dieses von ihm heraufbeschworenen Umsturzes gestorben.) Woicjechowsky war nämlich Setzer in der Geheimdruckerei, in der Pilsudski sein Revolutionäres Blatt„Robotnik"(„Der Arbeiter") herstellen ließ. Als sie einander nun als Feinde auf Tod und Leben gegenüberstanden, stieg das Staatshaupt Woicjechowfli aus seinem Auto, näherte sich vertrauensvoll seinem Feinde und sagte zu ihm, indem er ihn freundlich beim Revers seines Mantels hielt: „Sie müssen sofort die Waffen niederlegen." „Ich kann das keineswegs", antwortete Pil- sudfli. „Haben Sie auch die Konsequenzen dieser Aktion in Betracht gezogen?" sagte Woicjechowsti zu ihm. „Ja! Nach langer Ueberlegung." „Dann haben wir einander nichts mehr zu sagen", beendete Woicjechowfli. das Gespräch, bc- stteg sein Auto und fuhr nach dem Belvedere , um sich dort mit seinen Getreuen zu verteidigen. Worauf Pilsudfli in die Stadt einzog und Vorbereitungen machte, das Belvedere zu erstürmen... Eine der vielen Grimassen des Schicksals, die das Leben Pllsudflis— Verbannter unter dem Zaren, Gefangener des Kaiser Wilhelms während des Krieges, Rebell im eigenen Lande— so oft blitzschnell durchkreuzten. P. Swesditsch.
Ausgabe
15 (15.5.1935) 113
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten