Sette 2 Mittwoch, 12. Snttl 1935 Nr. 136 tert Ihre- Bestandes bestimmt war von dem WunscheSowjetrußlands in allen westeuropäischen Ländern die Revolution hervorzurufen und so Sowjetrußland vor der Gegenrevolution zu ret« tcn, ist es heute das Ziel der rusfischen Außenpoli­tik durch ein Bündnis mit den demokratischen Frie­densmächten des Westens das wirtschaftliche und soziale Aufbauwexk des Landes vor den Zugriffen des reaktionären Imperialismus in Asien   und Europa   zu sichern. Die leitenden Staatsmänner der Sowjetunion   zeigen damit, daß sie ihr ra­dikales Endziel Wohl zu verbinden wissen mit einer sehrrealistischen und elastischen Taktik, wie dies die europäische   Sozialdemokratie seit Jahren zu tun gezwungen ist, die gleichfalls nicht von ihrem Endziel abließ, aber genötigt ist sich mit jenen Kräften zu veännden, welche Europa   vor dem Ab- gleiten in den Abgrund der fascistischen Reaktion und Barbarei retten können. Nicht mit Unrecht witd diese neue russische Außenpolitik als s o z i a- listischer Realismus bezeichnet, d. h. ein Sozialismus, der unter Festhaltung seiner Grundsätze den realen Tatsachen der Gegenwart Rechnung trägt. Indem die Sozialdemokratie der Tschechoslowakei   dem Außenminister Benes gehol­fen hat, die Politik der Annäherung an Sowjet­rußland die bei uns viele und mächtige Geg- G e n f. Die Internationale Arbeitskonferenz befindet sich infolge der Unnachgiebigkeit der Un- nernehmervertreter in einer Sackgasse. Die mit der Vorbereitung eines Resolutionsentwurfes über die Herabsetzung der Arbeitszeit be­traute Kommission hat sich vergeblich bemüht, von der Gruppe der Arbeitgeber die Zustimmung zur Mitarbeit zu erlangen; die Arbeitgeber lehnten die Mitarbeit fast einstimmig ab. Die Regierungsgruppe hat bereits mehrere- mal über den Modus verhandelt, wie der Konflikt geregelt werden könnte. ES wurde beschlossen, dass die Vertreter der Regierungen auf die Vertreter der Arbeitgeber direkt einwirken sollen. ES ist jedoch klar, dass die Entschließung der Vertreter MoSka«. Der Rat der sowjetrussischen Bot­schaft in Tokio  , R a j w i s d, überreichte am Montag in Tokio   dem japanischen Außenamte zeinen Protest gegen die Verletzung der Souverä­nität von Sowjetterritorium durch japanisch­mandschurische bewaffnete Abteilungen. Am 3. Juni drang eine bewaffnete japa­nisch-mandschurische Abteilung auf Sowjet­gebiet ein, wo sie sich versteckte, um dann in einer Entfernung von 1700 Metern von der Grenze zwei Kavalleristen deS Sowjetgrenz­wachdienstes zu überfallen. Einer der beiden Kavalleristen eilte während deS FeuerS der An­greifer zur Station der Grenzwache, um Hilfe herbeizurufen. AlS dann eine Abteilung der Grenzwache an die Stelle kam, wo beide Sol­daten überfalle« worden waren, fand sie dort bloß einige volle und leere Patronen sowie eine ner hatte durchzusetzen, dient sie den Interessen des europäische^ Friedens und dem sozialen Fort­schritt swvohl in der Tschechoslowakei   als auch in der Sowjetunion  . Während unsere heimischen Kommunisten jahrelang von der Hilfe ge­schwätzt haben, die wir dem russischen Prole­tariat erweisen sollen, hat die Sozialdemokratie und jene Kräfte, welche im Lande den Außen­minister unterstützen, diese Hilfe durch die Tat bewiesen. Der Besuch Benes's in Moskau   ist eine Etappe in der Schaffung einer großen Friedenspolitik in Europa  , der die drei Großmächte Frankreich  , Groß-Britannien und Sowjetrußland sowie die Kleine Entente   und die Balkan-Entente ängehören. Die Bildung einer derartig großen Koalition ist ein WschreckungSmit» tel für jeden Frivdensstörer. Kommt eine Wie­derholung dessen, was wir 1914 bis 1918 erlebt haben und ein neuer Weltkrieg würde noch viel schrecklicher, grausamer und verheerender sein als es der letzte Weltkrieg gewesen ist- dann droht der gesamten europäischen   Kultur, die eine Kultur von Jahrtausenden ist, der Untergang. Die Arbeit für den Frieden, die wir nun gemeinsam mit der Sowjetunion   leisten werden, ist die Rettung Euro­ pas   vor dem Untergang, die Rettung der Mensch­heit und ihrer Kultur. der Arbeitgeber bereit- im Rahme« der Arbeit» geberorganisationen der einzelnen Staaten getrof­fen wurde, und ohne Wissen der zuständige« Fak­toren der Länder nicht widerrufen werden kann. Der Konflikt ist nicht bloß für die Interna­tionale Arbeitsorganisationen gefährlich, er hat vielmehr die gesamten Arbeiten der Konferenz zum Stocken gebracht, die bereit- voll drei Tage verloren hat. Die Verhandlungen mit der Arbeitgebergrnppe rufen auf der Konferenz erhebliche Erregung her­vor, und e- läßt sich noch nicht sagen, auf welche Weise der Konflikt zum Abschluß gebracht werd« kann. Blutlache vor. Daraus geht hervor, daß der-weite Soldat entweder verwundet oder wt aus mandschurische- Gebiet verschlepp! wurde, wohin auch die Spuren der entführten Pferde führen. Es ist wahrscheinlich, daß der Zwischenfall im Schlichtungswege auf Grund der Verhandlun­gen beigelegt werden wird, die an der Stätte des Zwischenfalles stattfinden werden. Auf mandschurischem Bod$n? Nach einer mandschurischen Darstellung hät­ten am 8. Juni sowjetruffische Soldaten die Grenze bei Koshan, nördlich von Wladiwostok  , überschritten. Sie seien von Truppen der Garni­son Nishan zurückgedrängt worden und hätten einen Toten sowie Kriegsmaterial auf mandschurischem Boden zurückgelassen. Politische Kundgebungen aus dem agrarischen Lager Auf dem Reichskongreß der agrarischen Jugendorganisationen sprach zu Pfingsten auf der Slawischen Insel in Prag   Abgeordneter Beran. Er erklärte in Besprechung deS Wahlergebnisse- u. a.: Wir werden die Hand eine- jeden nieder­schlagen, der sich um eine kommunistische oder fascistische Diktatur ver­suchen wollte. Wir werden uns nicht in Panik stürzen lassen und werden uns unseren gesunden bäuerlichen Konservatismus wahren. Unsere Poli­tik hat und wird stet- national und tschechoslowa­kisch sein. Wir anerkennen die Rechte der Minder­heiten und wollen nicht daS nachahme«, was in Oesterreich-Ungarn   ge­schah. Wir sind uns wohl bewußt, daß diesen Staat die Tschechen und Slowaken geschaffen haben, daß er uns gehört und daß wir für ihn die Verantwortung tragen. Weniger von Hen­lein sprechen, aber mehr für die Sicherung der Grenzen und für die wirtschaftliche Stärkung arbeiten denn ohne wirtschaftliche Freiheit und Stärke gibt es auch keine politische Freiheit. In der Demokratie zu herrschen ist schwer, aber wir wollen aufihrbauenund wachsen. Allerdings in der DÜnokratie sind rasche Entscheidun­gen notwendig. Auch die Demokratie kann die Autorität nicht entbehren. Innenminister Dr. Cerny äußerte sich im Rahmen dieser Tagung über Henlein wie folgt: Wir haben stets loyal bekannt, daß wir n i ch t für die Auflösung der Henleinpartei waren. Hätten wir sie aufgelöst, so wäre dadurch die in­nerpolitische Situation nicht besser, sondern schlechter geworden. Den Antrag auf Auf­lösung anzunehmen, bedeutet, die Möglichkeit zu geben, daß die Partei sich morgen wieder bildet. Heute sehen wir in die legale Bewe­gung hinein und können sie überwachen. Wir find uns unserer großen Pflichten und unserer großen Verantwortung bewußt. Wir haben Vorkehrungen getroffen, die garantieren, daß nichts, war gegen die Verfassung, gegen die In­tegrität der Grenzen und die Demokratie unseres Staates geschehen könnte, geduldet wird. Auf der Hauptversammlung-er agrarischen AngestelltenorganrsationeN in Trentschm-Teplitz erwähnte Minister Dr. Hodja in Besprechung der Wahlen den Erfolg der Henleinpartei und führte an, aus dieser deutschen Totalität könnte man für die Entwicklung der Verhältnisse keinerlei Be­fürchtungen ablesten. Ein Staat, der ge­nügend stark war, volle 16 Jahre hindurch jeder Aktion der Deutschen   entgegenzutreten, wird dies if.auä) in den Zukunft,^können; Der Staat wird auch weiterhm seine' Verpflichtungen allen Min­derheiten gegenüber erfüllen, aber die Minder­heiten müßten beweisen, daß sie es verstehen, sich in unser Staatsieben einzugliedern. Uckbrigen- hat dieser deutsche TotaliSmuS im StaatSvokk da» Bewußtsein der Solidarität unter allen Umstän­den geweckt, wo es sich um eine Angelegercheit der Nation und de- Staate» handelt. * Der Vollständigkeit halber sei auch noch der Kommentar deS nationalsozialistischenAZ" zur Rede deS Innenministers angeführt. DaS Blatt schreibt u. a.: DaS find sehr schöne Worte, aber leider nur Worte, den» die Wirklichkeit fieht ander» miS. Die Kontrolle derlegalen" Henleinbe- wegnng ist mehr als problematisch und unter der stille« Zustimmung der Behörde« wird unsere deutsche Bevölkerung gegen die Demokratie anfgr- reizt und für das Hakenkreuz erzöge«. Die De­mokratie ist unter der deutschen Bevölkerung nicht nur bedroht, sondern sie wird täglich öffentlich geschmäht und verunglimpft... Oeffentlich wird der HitleriSmuS und der großdeutsche Gedanke propagiert. Davon weiß der Herr Minister viel­leicht nicht», denn sonst könnte er nicht behaupten, daß nichts geduldet werden wird, wo? die Inte­grität unserer Grenzen und die Demokratie iu unserem Staat bedrohen könnte. Die Hauptversammlung des Deutschen Kulturverbandes fand während der Pfingstfeiertage in Karls­ bad   statt. Zugleich wurde ein Fest abgehalten, daS einen Massenbesuch aufwics. Es werden 68.006 Teilnehmer"gemeldet. Die auSgewiesenen Leistun­gen des Kulturverbandes im Jahre 1934 betra­gen mehr als 7 Millionen, die Einnahmen 7.S Millionen Kronen. Insgesamt hat der Kulturver­band bisher 90 Millionen Kronen ausgegeben. Wie auf allen deutschen Tagungen der jüng­sten Zeit, trat auch bei der Hauptversammlung de» Kulturverbandes die Henleinpartei auffällig in Erscheinung. Sie hatte in Herrn K. H. Frank  einen eigenen Redner entsendet. Im allgemeinen aber bewahrt der Kulturverband auch in dieser Zeit allgemeiner Gleichschaltung von allen deut­ schen   Schutzverbänden am ehesten das Gesicht einer überparteilichen Organisation. Das kam auch in der Wahl des Becbandsobmanns zum Ausdruck. Der bisherige Obmann Dr. Funke ist vor einiger Zeit gestorben. Die Neuwahl fiel auf den Professor der Prager   deutschen Technik Dr. G e ß n e r, eine politisch nicht prononcierte Persönlichkeit. China   muß das Ultimatum annehmen Tokio  . Der stellvertretende japanische  Kriegsminister teilte am Dienstag dem Staats­sekretär de- Kabinette- mit, daß der Leiter der chinesischen Militürkommission in Peiping, Kriegs­minister General Hör, im Auftrage der Nanking­regierung dieFordernngen Japan­angenommen habe, so daß eine friedliche Lösung des neuen japanisch-chinesischen Konflikte- bevorstehe. Ministerpräsident Okada machte im KabinettSrate eine so entsprechende Mitteilung. Die chinesische   Regierung hat sich insbeson­dere bereit erklärt, alle Forderungen der japani­schen Militärbefehlshaber, einschließlich der Be­seitigung der Koumintansi-Partei in Nordchina und anderer antijapanischer Organisationen, dar­unter auch-er sogenannten Blauhemden-Organi­sation, anzunehmen. Die 51. chinesische Arme/ unter der Führung Generals Jusutschun begann sich von Peiping in der Richtung gegen die Stadt Schensi zurückzuziehen. Die weiteren chinesischen Regierungstruppen haben den Rückzug nach der Gegend südlich von Paotinfu ausgenommen. Die Feldgendarmerie in der Zahl von 800 Mann ist bereit- von Peiping abmarschiert. Iw Tiensin wurde Dienstag nachmittag- von hohen japanischen Militärs eine Sitzung ab­gehalten» in her beschlossen wurde, die chinesisch« Zusage auf Ausführung der japanischen Forderun­gen anzunehmen, jedoch die Durchführung der von China   angenommenen Forderungen einer scharfen Ueberwachung zu unterziehen. Die Borniertheit der Unternehmer gefährdet die Arbeitszeltverhandlungen Orcnzzwlsdicnlall Im Femen Osten Russische Kavalierlcpatroulile Überfallen 42 Roman Emil Vadiek n Darnach von , Anna Aurednltek Sie war entschlossen, ihm den Wert des Päckchens au» ihren Ersparnissen zu ersetzen. Falls diese nicht genügten, hatte sie die Absicht, den Rest von ihrem Gehalt zu bezahlen. Aus diesem Grund war sie gewillt» den Antrag anzunehmen, den ihr die Tante aus Branik längst gestellt hatte. Diese Tante trug gemeinsam mit ihrer Tochter morgen- die Zeitungen in Prag   aus, womit sie ganz schön verdiente. Es war allerdings ein harter Neben­verdienst. Man mußte um fünf Uhr morgens an Ort und Stelle fein, bis sieben Uhr den ganzen Bezirk ablaufen und dann erst seinem Beruf nach­gehen... Anläßlich diese- furchtbaren Skandals mit Magdalena entschloß sich Sophie, den Antrag anzunehmen. Sie wollte vermeiden, daß sich in nächster Zeit ein neuer Skandal, mst ihr als Hel­din, abspiele. Sie fürchtete, Beinsteller werde sie nach seiner Rückkehr beschuldigen, die Gegenstände, derenthalben er drei Monate im Kriminal ge­sessen war, entwendet zu haben. Aber gerade dieser Skandal sollte ihre Pläne durchkreuzen. Weil sich nun Sophiens Charakter dabei in ungewöhnlichem Lichte zeigte, müssen wir diesen Skandal erwähnen. Am Morgen fand unter dem Vorsitz der Schwarzen Kathi eine Beratung statt, in der be­schlossen wurde, Magdalena für einige Zeit au» dem Hause Nr. 6660 zu entfernen. Die Gründe, die dafür sprachen, waren so überzeugend, daß nur eine Frage Lbrigblieb: Wohin mit ihr?Du kannst natürlich nur zur Tante nach Branik fah­ren", meinte Sophie.»Dort ist ja auch dein Schorsch." Schorsch war Magdalenas   unehelicher Sohn, der im kommenden Jahre schon in die Schule gehen sollte. Sie wollte ihn nicht bei sich haben, weil sie fürchtete, er könnte ihre Freunde verscheuchen. Die Schwierigkeit war nur, daß die Tante Magdalena und Mutter Chalupa ebenso haßte wie sie Sophie liebte. An demselben Vor­mittag wurde Sophie nach Branik geschickt, um die Tante zu erweichen. Es gelang ihr nach großer Mühe.Schön, aber wer wird mir die damit verbundenen Aus­lagen ersetzen?" fragte die Tante.Das Mädel wird hier faulenzen, mich arm essen, und ich bin doch ein armes altes Weib. Sie zahlt ja nicht einmal für den Schorsch, was sie zu zahlen hat. Wenn ich den Knirps nicht so lieb hätte wie mein eigenes Kind, wäre er längst zu Hause." Wir werden alles bezahlen", sagte Sophie, die wußte, wie geizig die Tante war. Ich bitte dich gar schön, mein Töchterchen, woher wollt ihr das Geld hernehmen? Ich will eS aber auf den Tisch gezahlt, sonst soll der Schlampen zu Hause bleiben und der Knirps wird auch zurückexpediert." Da kam Sophie auf den Gedanken, mit ihrer Arbeit für die Schwester zu zahlen. Ohne zu be­denken, daß sich Magdalena nie schwesterlich gegen sie benommen hatte, sagte sie schnell:Ich will mit Ihnen die Zeitungen austragen; das Geld dafür können Sie behalten." Damtt erklärte sich die Tante einverstanden, obwohl sie versicherte, sie wäre nicht so dumm, einer nichtsnutzigen Person, die sich nicht einmal um ihr Kind sorgte, einen Kreuzer zu opfern. Noch in derselben Nacht wurde Magdalena nach Branik befördert und Dienstag früh trat Sophie ihre neue Beschäftigung an. Ihre langen Beine und ihre Zähigkeit er­leichterten ihr die schwere Aufgabe, die sie sich ge­stellt hatte. Bor sieben Uhr früh traf sie an der letzten Ecke des Rayons ihre Cousine Georgine. Da wurde sie sich stets ihrer kräfttgen Konsti­tution bewußt. Georgine kam immer völlig er­schöpft, leichenfahl zg diesem Stelldichein.Da ­kommt vom schnellen Gehen", erklärte sie.Man beeilt sich, um bald fertig zu sein; manchmal wird man von Betrunkenen gejagt. Heute habe ich fünf Kronen gefunden. Hast du noch nie waS aufge­klaubt? Schau immer aufs Pflaster. In der Nacht verlieren die Leute oft Geld; voriges Lahr   habe ich so beinahe zweihundert Kronen zusammengebracht. Sonntag war das Zeitungsaustragen beson­ders mühsam, denn die Zeitungen waren doppelt so schwer, dafür lud sie die Tante nach Branik ein. Magdalena hatte sich von ihren Erlebnissen schon erholt. Nur einige Schrammen und Haut­abschürfungen gemahnten an ihren Unfall. Mit feindseliger Miene empfing sie die Schwester. Sie war hier unzufrieden, man behandelte sie nicht gut. Nächst dem Hause stand ein isolierter Anbau, der in besseren Zeiten gewiß ein Stall gewesen war. Er bot nur Platz für ein Bett, ein Tischchen und zwei Stühle. Hier hauste Magdalena mit ihrem unehelichen Söhnchen; die Gemüsehändlerin erlaubte nicht, daß sie mit ihrer Tochter Georgine verkehre. Ins Gärtchen durste sie nur, wenn Georgine nicht zu Hause war. Die Behausung glich einem Gefängnis. Magdalena war in höchstem Maße erbost und hätte die Schwester am liebsten dafür verantwortlich gemgcht.In einigen Tagen, bis mein Gesicht nicht mehr geschwollen ist, geh' ich auf und davon- Mußt keine Angst haben, ich komme nicht zu euch. Ihr seht mich niemals wie­der. Mit der lausigen Bude bin ich fertig." Du kannst zurückkommen", beschwichtigte Sophie.Wirst kein böses Wort hören. Die Frauen schämen sich, daß sie es so toll getrieben haben."Das ist mir egal.' Ich bin zu gut für die Bude. Ich werde heiraten." DaS hörte Sophie zum erstenmal.Hast du einen Bräutigam?" Das ist meine geringste Sorge. Wenn ich will, habe ich zehn an jedem Finger. Ich heirate, sobald ich eine gute Partie finde." Einige Tage später war Sophie ihrer Pflicht enthoben. Magdalena war aus Branik verschwun­den. Einige Tage lang wußte man nicht, wo sie war. Sophie aber trug weiter ihre Zeitungen aus;. sie mutzte Geld für Beinsteller sparen.-- Das Leben lief weiter. Andere Frauen fuhren in die Bäder, ans Meer, füllten die Schwimm­schulen und vergnügten sich in Gartenrestaurant». Sophie schuftete und forschte nach Magdalena, die wie ein Stein im Meer verschwunden war. Sie war nicht in ihrem früheren Posten und die Frau, die ihre Kleider abholte, wollte nichts von ihrem Aufenthalt verraten. Mutter Chalupa weinte Ta» und Nacht um die geliebte verlorene Tochter und war noch verbitterter gegen Sophie. Sie wünschte all das Ungemach wäre dieser Tochter zugestotzen. Sophie ging interesselos umher und bemerkt« gar nicht, daß ihr unaufhörlich ein Bursche folgte, ständig in ihrer Nähe blieb, sie nicht aus den Augen ließ, wie der Geheimagent der Loisir, wi« ein Schatten folgte.' Seit man bei der Loisis da­rätselhafte Dokument gefunden hatte, befand Cherubin Karl in einer seltsamen Verfassung. E« hatte sich vorgenommen, das Rätsel zu lösen, be­vor der Meister zurückkam. Er wollte herausbrin­gen, wann und warum das Klarinett die Papier  « seines Meisters gestohlen hatte. Aus diesem Grund« folgte er Sophie auf Schrttt und Trick und hegte die Hoffnung, das magere Frauenzim­mer bei einem verdächtigen Verkehr zu ertappen, der das Rätsel lösen würde. Das dreizehnte Kapitel schildert, wie Sazyma alles daransehen muß, um al» Dieb anerkannt zu werden, und wie die Hühnersteig« erfährt, daß Frau Masche! die Witwe eines leben­den Verstorbenen ist. Weiter schildert e» den be­rühmten Kater Meda VII. und die nicht ruhmvoll« Heimkehr Ferdl BeinstellerS. Beinsteller wurde den ganzen Tag im Zwei­fel über sein Schicksal belassen. Als er dann dem Vizepräsidenten Kvech vorgeführt wurde, hatte de« alte Richter eine unendlich unglückliche Miene auf­gesetzt.Wissen Sie, Beinsteller, daß ich Ihret­wegen heute nacht kein Auge geschlossen habe?" .(Fortsetzung folgt-).