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Sosialdemokra

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTE! IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION   UND VERWALTUNG PRAG   XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB. CHEFREDAKTEUR  : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG  .

15. Jahrgang

Donnerstag, 27. Juni 1935

Einzelpreis 70 Heller

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 149

Das doppelte Gesicht der Henicinpartei Heerschau des

Aus der Senatsrede des Genossen Dr. Heller

Aus der bereits gestern von uns kurz gewür digten Rede des Genossen Dr. Heller im Se­nat tragen wir folgende Stellen nach, die sich vornehmlich gegen die SHF richten, nicht zuletzt aber auch an die tschechische Deffent lidyfeit mit der Forderung wenden, den schwe­ren Kampf unserer Partei gegen fascistische Ueber macht und fascistischen Nebermut in seiner ganzen historischen Größe zu begreifen und tatkräftig zu unterstützen.

Dr. Heller beschäftigt sich zunächst mit dem außenpolitischen Teil der Regierungserklä­rung, dem er vollkommen zustimmt. Er begrüßt den Abschluß des Vertrages mit Sowjetrußland aus vollem Herzen nicht nur vom sozialistischen, son­dern auch vom wirtschaftlichen Standpunkte aus. Es muß alles getan werden, um diese Beziehungen aus zubauen und möglichit ena zu gestalten. Er begrüßt diese Entwicklung vor allem auch deshalb, weil sie geeignet ist, den frieden der Welt zu be= wahren.

Was Deutschland   anbelangt. möchten wir auch mit ihm gerne in ein erträgliches Verbäit nis tommien, aber es scheint, daß diese unsere Beitre bungen auf der anderen Seite nicht die gleiche Ge­aenliebe finden.

Auf die Innenpolitit übergehend, fonita­fiert Dr. Heller, daß im deutschen   Lager drei Fünftel der Bevölkerung sich zu einer Partei bekannt hat, beren Grundsäße zu den unseren in absolutem Widerspruch stehen. Er gibt einen Ueberblick über den bekannten Werdegang der Henleinpartei: Blöblich stand da in Asch im äußersten Winkel der Republik   ein Mann auf, von dem die breite Oeffent lichkeit bis dahin noch nichts wußte. Er war erit einige Monate vorher auf dem Saazer Turnfest hervorgetreten und es war ihm gelungen, die deutschen  Turnvereine reitlos in das Lager der völkischen Beive guna. der nationalsozialistischen Partei, au führen. Blöblich stand er auf und gründete cine neue Bewegung" mit irgendwelchen bis dahin recht illusorischen Zielen.

Es war ein Jahr lang unmöglich, aus dem Manne herauszubekommen, was er eigentlich will. Auch nach der Rede in Böhm. Leipa war über die wahren Ziele diefer Bewegung, die er im Laufe der Zeit unter dem Druck von außen doch in eine Bartei umwandeln mußte, noch volles Dunkel ge­breitet und so ist es bis zum heutigen Tag. Insbe­fondere die Stellung der Partei zum Hitlerfascis­mus ist bis heute völlig ungeklärt.

Auch in Böhm. Leiva hat Senlein ia lediglich erklärt, er wisse nichts über Deutschland  , weil es mit Gefahren verbunden sei. nach Deutschland   zu reisen. Läppischer und findischer hat sich wohl faum jemals ein Mann geäußert, der sich zum Führer einer Bewegung berufen hat.

Sie sehen, erklärte Dr. Heller, in dieser Stel lung Henleins zu Hitlerdeutschland ganz genau das doppelte Geficht der Sudetendeut­fchen Partei, das mit einer Wange Prag  und mit der andern Berlin   zugekehrt ist. Henlein  durfte in Leipa nicht über Deutschland   reden, im Staate oder im Bolle geloftet hätte. weil ihm dies entweder den Bestand seiner Partei Auch in der Erklärung der Sudetendeutschen   Partei zum Regierungsprogramm erkennen Sie deutlich wieder diefes doppelte Gesicht. gegenüber. Vorbehalte, die immer diftiert find von der Notwendigkeit, einerseits Praa zu befriedi­gen; andererseits aber auch die einenen Anhänger, von denen der weitaus größtte Teil mit Prag   nichts zu tun haben will, nicht vor den Kopf zu stoßen, sie fehren immer wieder. Wenn es heißt:..Die Sudeten  deutsche   Partei hat den Rina vositiver Einstellung zum Staate und zur Staatsform im sudetendeutschen  Volf geschlossen", so ist das an Sie, an Prag   ge­faat, der Nachjak:..... aber fie vermag diesen Ring nicht zu erhalten, wenn diese politische Tat weder Verständnis noch Würdiguna auf der Gegen­feite findet". fo geht das wieder an die Berliner  Adresse. Sie sehen: Patriotismus auf Kündi­gung! Dieses doppelte Geficht sieht sich wie ein roter Faden durch die ganzen Erklärungen. Dasselbe trifft in völlig gleicher Weise auf die Stellung zu den so= aialen Fragen zu, wenn fie etiva fagt:

Diese Vorbehalte der Demokratie

..Die Sudetendeutsche Partei   ist eine in allen ihren Handlungen sozial bestimmte Partei, ohne je­doch den arbeitenden Menschen das Gaufel­fpiel eines fünftigen Paradiefes

Klerikalismus

In den heutigen Nachmittagsstunden wird durch Glockengeläute in sämtlichen katholischen Kirchen des tschechoslowakischen Staates der Be­ginn der Veranstaltung angekündigt werden, der man den Namen eines Ersten gesamts it a a tlichen Satholiten tages" ge= geben hat.

Auf Zwischenrufe von Henleinleuten reagierend, die auf unseren Parteitag bezugnehmen, stellte Dr. Heller später fest, daß der Parteitag den ein­heitlichen Willen der gesamten Partei zu bisherigen Politit derselben neuerlich beträftigt und für die Zukunft festgelegt hat. Wenn 500 Menschen Die Tage der Kundgebung, die durch eine aus allen Gebieten der Republit beisammen sind, nicht von Koll. Pfrogner sprechen, der hier das haben sie Gottseidank nicht über alles die gleiche firchliche Eröffnungsfeier im St. Veitsdom   ant Getreidemonopol gelobt hat, während es draußen in Ansicht. Das wäre dann nicht mehr eine Partei von Prager   Hradschin durch den Kardinal- Legaten, Grund und Boden verdammt wurde. Wenn Pfrogner denkenden Menschen, das wäre eine Sitler- oder den Erzbischof von Paris Johann Verdier weiter saate, die Partei wünsche auch ein Vieh wenn Sie wollen, eine enleinparteil wir eingeleitet werden, sind seit vielen Monaten mit monopol, aber es müsse den Bauern beffere Preise waren uns aber alle ohne Unterschied über drei größtem Aufwand an Geldmitteln vorbereitet ohne eine Belastung der Konsumenten und des Dinge vollständig einig: über unsere vorbehaltlose, worden. In der Regie prunkvoller Veranstaltun wischenhandel 3 verschaffen, so ist das schon positive Stellung zum Staate, unabhängig von jedem wird es auch diesmal nicht an Pomp und gläns höchste Demagogie, die Quadratur des 3 ir- Regime, das in einem anderem Staate herrscht, gen ist die katholische Kirche   Meisterin und sie über unsere vorbehaltlose positive Einstellung zur tels. Wie sozial bestimmt" ihre Partei ist, geht aus Demokratie und zum Parlamentaris- zenden Schaustellungen fehlen lassen./ Hunderte, einem Anschlag hervor, der dieser Tage von der Smus und über unser ebenso vorbehaltloses Be- tausende Geistliche im festlichen Ornat werden fenntnis zum Sozialismus. Darüber neben den vielen zehntausenden, vielleicht hun­in Warnsdorf und anderen Orten an den An­ichlagtafeln der Partei aufgehängt wurde. Da heißt gibt es in unserer Partei nicht den geringsten Unter- derttausenden Teilnehmern aus allen Teilen des Landes in feierlichen Prozessionen durch die Stra es: Wir führen den schwersten Kampf, den Ben ziehen, neben den tschechoslowakischen. Bischö je eine Partei in diefem Staate geführt hat. Wir fen werden auch Erzbischöfe und Kardinäle aus verteidigen diesen Staat an feinen Grenzen gegen dem Auslande den Glanz des Katholikentages die Angriffe des Hitlerfascismus. Aber wenn wir zu erhöhen bestrebt sein. Es wird eine große Pas diesen Kampf siegreich bestehen wollen, dann rade und Heerschau des politischen Katholizismus müssen Sie an die tschechische Mehrheit ge- werden und politisch sind auch die Ziele des Ka wendet uns in diesem Kampf unterstüten, tholikentages, obwohl seine Veranstalter ihm ein vor allem dadurch, daß sie unserer verelendeten, vorwiegend religiöses Gepräge zu geben suchen. Sein ursprünglicher, wenn auch uneingestandener Hauptzweck war, die Stimmung für die Parla mentsivahlen zugunsten der klerikalen Parteien des Landes vorzubereiten, eine Absicht, die durch die frühere Auberaumung der Wahlen keine Er­füllung gefunden hat.

Landdienst.

Arbeitsloser Kamerad, du bist damit ge= meint. Lindere die Not des Landvolkes, der deut­ schen   Bauern. Alle arbeitswilligen Kameraden, die sich für Landarbeiten eignen, melden sich bei ihren Gruppen, bzw. Bezirksleitern. Bei freier Station erhalten die Kameraden im Landdienst wöchentlich 10 Ta= schengeld!

Mit dieser Aufforderung wollen Sie die Landarbeiterumihr Brotbringen und fich Kulis hinstellen, die um das bißchen Essen und die 10 Taschengeld arbeiten. So ficht die soziale Einstellung dieser Partei aus, wenn es sich um Ar­beiter handelt!

Sie sprechen von..aeschenkten Ministerposten". aber unmittelbar nach den Wahlen haben Sie Tele­a ramme an den Präsidenten der Republit, an den Ministerpräsidenten und an andere Minister gewender. die nichts anderes waren als eine Bettelei um Ministerposten. Alle Ihre Reden in diesem Haus heißen nichts anderes als: Um Gotteswillen, nehmt uns in die Regierung auf! Uns hat ni e man Ministerposten geichenkt, aber Sie haben um Mini­iterboiten acbettelt und sind darüber empört, daß Sie fie nicht bekommen haben.

Die Folgen des Wahlfienes der EHF   wird vor allem das arme deutsche Volt felbit bezahlen müñen. und es bezahlt die Reche schon heute durch einen we­ſentlich verminderten Einfluß auf den Gang der Ge­

idhäfte.

Sie zerschlagen die Fenster und überlaffen es uns, sie wieder zu reparieren. Auf diese Art Ar­beitsteilung werden wir uns nicht einrichten. Sie werden die Verantwortung für den Sien, den Sie

errungen haben, schon selbst tragen müssen!

Für uns gibt es nur eins: Rampf gegen diese antistaatliche, antidemokratische, tapitalistische Par­

tei. Am Ende dieses Kampfes kann doch wieder nur der Sieg des gefunden Menschenver it a n des und Ihre Niederlage stehen. Wir hoffen mit aller Zuversicht, daß es uns gelingen wird. dieie Eiter beule am Körber des fus detendeutschen Volkes einmal aufzustechen!

schied!

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berarmten, zugrundegehenden Bevölkerung Arbeit und Brot verschaffen! Der bisherige Zustand kann nicht weiter andauern. Es ist ein Appell an Sie vielleicht in letzter Stunde, wenn Sie nicht wollen, daß unsere deutsche Bevölkerung vollends fascisti­schen Einflüsterungen verfällt.

Aber auch die Administrative braucht eine Aenderung an Haupt und Gliedern. Was wir

da in diesem Wahlkampf erlebt haben. übersteigt alles Erträaliche. Auf der einen Seite hat man uns 3. B. in Böhm.- Leipa Standarten mit dem Motto: Die Frauen gegen Krieg und Fascismus" verboten,

andererseits

Das Programm umfaßt eine Fülle von firchlichen Feiern auf öffentlichen Plätzen, Bet­ingmesse, Marienfeier, Eucharistische Feier, Böl­fermesse usiv., daneben wird aber auch ein in zahlreiche Unterabteilungen gegliederter Kongres abgehalten werden, das heißt, die einzelnen Be­brauche ich Sie nur an den Zirkus zu erinnern, den Henlein bei seinen Reifen durch das Land rufsgruppen werden sich in abgesonderten Loka­aufgeführt hat. Vorne Autos mit Gendarmen, len zusammenfinden und Priester wie Theologen hinten Autos mit Gendarmen, kein Kaiser und werden ihnen über das Thema: Die gegenwär kein König ist je so durch das Land refahren mor- tige religiöse Lage der betreffenden Berufs­den. Da wundern Sie sich, wenn sich der urteils- gruppe und Herausarbeitung der Mittel und Weg Jose Teil unserer Bevölkerung fagt: Da muß etwas zu deren Besserung" referieren. Schon das gestellte dahinter sein, das ist der Mann. der uns aus un- Thema beweist, daß die Lenker der Kirche über ferem Elend herausführen wird! deren schwindenden Einfluß auf die Menschen In einem noch nicht bekannten Ausmaß macht und Staaten, ihre verblassende geistige Macht auf fich feit dem Sieg Senleins in den deutschen   Gebieten die Seelen beunruhigt sind. Natürlich geht es ein Betriebsterror geltend, der feine Gren- nicht bloß um die ,, religiöse Lage", sondern vor en fennt. In der Landwirtschaft, in der Industrie, in allem um die Stärkung der Machtpositionen des den Unternehmungen, die von tschechischen Banten ab- Kleritalismus und wenn möglich um die Zurück­hängen, ist es genau so. Wie lange noch fol- gewinnung der verlorenen Vormachtstellung. Ien wir dem zusehen? Der Katholitentag ist diesmal ein gesamta Sorgen Sie dafür, daß hier eine Aende staatlicher; er ist nicht mehr wie früher auf die runs eintritt, font werden Sie an den GrGläubigen einer einzelnen Nation abgegrenzt, Bustände schaffen, die auf die Dauer unhaltbar find. Wir werden getreu unseren Beschlüssen von sondern er wird jene aller im Staate lebenden Brünn   ohne Vorbehalt zu diesem Staate stehen. Nationen umfassen und damit soll die alles Sorgen Sie dafür, daß uns das in Zukunft mit Er- durchdringende und alle Schwierigkeiten überwin­folg möglich sei!( 2 ebhafter Beifall.)

Abessiniens Schicksal:

Freiwillige Anerkennung der Oberherrschaft Italiens   oder Krieg London  . Reuter meldet aus Rom  : Eden kehrt heute mit einer viel deutlicheren Vorstellung von dem Ernst, mit dem die italienische Regierung die durch die abessinische Gefahr geschaffene Lage betrachtet, nach London  zurück und er habe eine bessere Vorstellung von Italiens   Wunsch nach einer radikalen Regelung. In römischen Kreifen werde allgemein geglaubt, daß es nur zwei Lösungen gebe, entweder Abessinien erkläre sich mit einem Mandat oder Protektorat einverstanden oder Italien   unternehme einen Eroberungsfeldzug.

( Reuter). Der Mittwoch vormittags erfolgten Abreise Edens auf dieser nüchternen armen Welt vorzumachen". wohnte auf dem Bahnhof auch Unterstaatssekretär Suvich bei. Die Vor­

Das heißt im Vorderias eine..sozial bestimmte" Partei, im Nachiab aber:

Viel können wir für euch nicht machen! Und wir haben schon heute deutlich aus den Res

den der Herren und aus anderen Dingen geichen. mie Josial bestimmt diese Partei ist. Ich will gar.

schläge Edens in Angelegenheit des Abessinien- Konflikts wurden von Musso­ lini   als unannehmbar angesehen. In Rom   überwiegt allgemein die An­schauung, daß entiveder Abessinien auf der ganzen Linie vor den Forderun gen Mussolinis zurückweiche, oder der Mechanismus, mit deffen Hilfe Italien  bestrebt ist, künftigen Zwischenfällen an den Grenzen seiner Kolonien vor­beugend zu begegnen, unausweichlich einen Angriffskrieg entfesseln werde.

dende Einheit der Kirche, am herrlich­ften manifestiert in den gemeinsamen Gottesdien sten", der Welt vordemonstriert werden. Daß Gläubige, die verschiedenen Nationen angehören, gemeinsam an einem Gottesdienst teilnehmen, das ist schon früher dageivejen, dazu bedurfte es nicht erst des Katholikentages, um solches zustande zu

bringen. Weit deutlicher würde die Einheit der Kirche veranschaulicht werden, wenn zwischen den tschechischen, den deutschen  , den slowakischen und den ungarischen Klerikalen eine Einheit und Einigkeit gezeigt werden würde, aber davon ist nicht die leiseste Spur vorhanden, jede dieser po­

itischen Gruppen eifert in dem Bemühen, die

nationale luft zwischen den Nationen im Staate so weit als möglich aufzureißen und vor wie nach dem Katholikentag ist gegenseitige Spinnefeind schaft das hervorragendste Merkmal der politi­schen Parteien der Kirche hier im Staate. In­soweit also der Katholikentag der Mitwelt die ,, alle Schivierigkeiten überwindende Einheit der

Kirche" vorgaukeln will, wird er bei den Mun digen damit kein Glück haben, denn diese wissen, daß die vielbesungene Kraft der religiösen Idee noch nicht einmal so viel bewirkt hat, zwischen den Hilgenreiner, Sramek, Hlinka   und Buday ein erträgliches Nebeneinanderleben herbeizuführen.