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„Sozialdemokrat"
Dienstag, 2. Jnli 1S3S. Nr. 152
Arbeitsanfall. Gestern arbeiteten um vier Uhr nachmittags die Arbeiter Karl Drna aus KrL und Bohuslav Vanik aus Hostivar an einem Neubau in der Vratisladovä in Zizkob, als ein Lehm klumpen sich löste und auf die beiden fiel. Beide wurden nur leicht an der Schulter und am Arm verletzt ins allgemeine Krankenhaus gebracht. Die Staatsbahnen veranstalten vom 4. bis 17. Julil einen Ausflugszug nach Karpatho- rußland für KL 560.—-, vom 13. bis 21. Juli Streifzüge durch die Slowakei für KL 570. Anmeldungen mit Angeld von 8 bis 17 Uhr im Bazar neben dem Wilsonbahnhof. Telefon 383.36.
Xunst und Mssen,
Ter Zeichner Hcllmut Krammer zeigte die gediegene Sachlichkeit seines Könnens und sein spezifisches Talent. Atmosphäre deutlich und lebenswahr zu machen, in einer Ausstellung in den Räumen des Deutschen Handwerkervereins. Landschafts- Motive wechseln mit intuitiv gemeisterten charakteristischen Straßenszenen; auch Prags Kirchen, besonders die weniger bekannten, kommen hier zu ihrem vollen künstlerisch-architektonischen Recht. Dkeisterlich Ist eine kolorierte Lithographie, die ungemein nuan- eiert und bildhaft gesehene Zeichnung:. Blick vom Museum auf den Wenzelsplatz. Krommers künstlerische Sprache ist niemals laut oder gar herausfordernd; eher bescheiden und von einer gewissen ängstlichen Zurückgezogenheit. Trotzdem überzeugt ste. durch ihren ausgeprägten Formsinn und ihr instinktives Gefühl für Farben und Stimmung. Reben Prager Sujets sieht man Provinzmotive; bemerkenswert ist die Acht-Bilder-Serie aus Brünn . Auch hier gibt Krommer keine Photo-Klischee, sondern individuell gestaltete und persönlich erlebte Rachgestältung. P—re
Antifascistischer Gelehrter im Exil Opfer der Tevisensperre.— Nach zwei Monaten Untersuchungshaft freigesprochen! Prag . Dieser Angeklagte, der Montag vor dem Strafsenat Hr u s k a erschien, hat sich wohl kaum jemals träumen lassen, daß er unter Betrugsanklage stehen und zwei Monate in Untersuchungshaft sitzen werd«. Roderich von R. stammt aus Preu- tzisch-Schlesien^ ist reichsdeutscher Staatsangehöriger Lnd Kunsthistoriker vort Berufs Er steht heute tm vierzigsten Lebensjahr und hat seinerzeit, als das Dritte Reich " auÄrach, seine Gelehrtenstube verlassen und ist mit seiner Freundin Waltraute P. ins Exil gegangen, obwohl er persönlich sich um Politik nicht kümmerte und keiner der in Hitler- deutschland verfolgten Parteien angehörte. Aber er sah viele Freunde und Bekannte, die er schätzte, fliehen und hatte wohl auch die natürliche Abnei- gung des Kulturmenschen gegen das Regime, das sich mit Mord und unerhörter Grausamkeit in Deutschland installierte. Kurz— er ging ins Ausland und suchte mit seiner Gefährtin in Prag Zuflucht. Die materielle Lage des parteilosen Flüchtlings gestaltet« sich bald überaus trist. Er hatte sich in den Weinbergen mit Waltraute P.«ingemie- tet, und zwar als Untermieter einer Frau Barbara H ä l a, der er monatlich 480 Kc bezahlen sollte, wobei Bad, Heizung und Telephon noch separat zu vergüten waren. Es scheint, daß der weltfremde Gelkhrte sich von der grausamen Wirklichkeit des Emigrantenlebens keine rechte Vorstellung gemacyt hat. Da die erwarteten Geldmittel infolge der Devisenmaßnahmen desDrit- ten Reiches ausblieben, geriet er immer tiefer in Geldschwierigkeiten und das Ende vom Liede war, daß die Vermieterin, der er längere Zeit die Miete schuldig bleiben mußte, Strafanzeige erstattete. Die Prager Polizei machte, wie stets in derartigen Angelegenheiten, ganze Arbeit. Waltraute P wurde unverzüglich als„lästige Ausländerin" ausgewiesen. Roderich v. R. dagegen unter Anklage des Betruges dem Untersu chungsgefängnis überstellt, wo er zwei Monate in der Gesellschaft aller möglicher krimineller Existenzen zu verbringen hatte. Es half ihm wenig, daß er sich darauf berief, daß seine Gefährtin die mit tausend Schwierigkeiten verknüpfte Ueberweisung der nötigen Barmittel veranlassen werde. Die Staatsanwaltschaft erhob die Anklage. Im Verlauf der Verhandlung stellte sich indessen heraus, daß die Verteidigung des Angeklagten der Wahrheit entsprach. Es wurde nachgewiesen, daß die lang erwartete Ueberweisung inzwischen ftattgeftmden hat und die Ansprüche der Vermieterin bereits befriedigt sind. Der Gerichtshof sprach den Angeklagten demgemäß frei. rb.
Liebevoller Verwandter bittet umBarlehen für da« Brautgeschenk Ei» komischer Betrugsprozeß Prag . Einen besonders originellen Gaunertrick hat sich der 33jährige Wenzel Laube aus Bauschowitz zurechtgelegt. Laube lebt von Diebstählen und Betrügereien und ist entsprechend vorbestraft. Als er. dem Strafsenat Waldmann diesmal vorgeführt wurde, lautete die Anklage— abgesehen von einigen Taschendiebstählen— auf das siebenfache Verbrechen des Betruges- Bei diesen Betrügereien ging Laube sehr syste
matisch vor. Er inspizierte zunächst die Aushänge- tafel des Rathauses, auf welcher die Eheausgebote kundgemacht werden. Dann stattete er, naivem er auf schlaue Art die Familienverhältnisse des Brautpaares ausbaldowert hatte, der Familie der Brant einen Besuch ab. Dort stellte er sich, indem er einen rührenden Wortschwall losließ, als liebevoller Verwandter des Bräutigams vor. Er sei eigens zu dem Zweck nach Prag gekommen, um seinem geliebten Vetter, Bruder-oder Schwager(nämlich dem jeweiligen Bräutigam) ein schönes Hochzeitsgeschenk zu bescheren. Run sehe er leider, daß er nicht genügend Geld mitgenommen habe. Die hochgeschätzten künftigen'Verwandten möchten ihm doch aushelfen, denn er wolle dem„lieben Jungen und seiner Braut" unbedingt eine Freude machen. Man muß sagen, daß sich dieser Trick fabelhaft bewährte. Ueberall wurde der liebe„Verwandte" mit offenen Armen ausgenommen, köstlich bewirtet und empfing auch ohne weiteres die im Einzelfall geforderten 100 bjs 150 sic. In einem Fall ging die Vertrauensseligkeit einer solcherart angezapftei? Brautmutter soweit, daß sie dem lieben„Vetter", weil sie momentan kein Geld zur Verfügung hatte, ein Sparbuch auf 16.000 KC anvertraute, mit der Aufforderung, den nötigen Betrag zu beheben. Laube ließ sich, da» nicht zweimal sagen und verschwand mit hiederen Dankes- worten— natürlich auf Nimmerwiedersehen, wie in allen anderen Fällen auch. Aus dem Sparbuch behob er 10.000 KL, die er vergeudete. Dann fälschte er in der Rubrik„Eingezahlt" eine Reihe von Eintragungen, so daß der gefälschte Schlußsaldo schließlich auf 81.000 Kt lautete. Bei diesem Stande der Ding« wurde er schließlich bei einer Hotelrazzia verhaftet, wobei ihm übrigens noch die Uebertretung der Falschmeldung zuwuchs, denn natürlich hatte er sich in dem Hotel unter falschem Namen gemeldet. Und da die Manipulationen mit dem Sparbuch auf die Absicht weiterer Gaunereien schließen lassen, wurde die ohnehin reichhaltige Anklage noch um einen Punkt erweitert. Der Gerichtshof verurteilte den geriebenen Kunden zu einem Jahr schweren und verschärften Kerkers. rb.
Der Mm Das große Mysterium des Vatikans Der Aufmarsch(bekannter und neuer) katholischer Filme beim Prager Katholikentag war einigermaßen verwirrend, weil man nicht recht wußte, welche von diesen Filmen wirklich der heute geltenden Tendenz des Katholizismus entsprechen. Di« beiden französischen Filme, die uns damit überzeugen wollten, pgß sie auf der Leinwand billig herzu« stellende Wünderniren vorführten, scheinen auch von manchen strengen Katholiken nicht gerade als ge- schmackvolle und geschickte Werbung empfunden wor- i den zu sein, und der verunglückte französische Passionsfilm„Golgatha" ist zwar von dem Prager Erzbischof Kaspar den Gläubigen wärmstens empfohlen, vom Pariser Kardinal Verdier aber schärfstens verdammt worden. So bleibt also von der, Fülle des Gebotenen am Ende nur dieser italienische„Myste- rien-Film" vom..Anno Santo ", der von der höch-- sten katholischen Autorität beglaubigt ist: von Papst Pius XI , ber hier sozusagen selbst die Hauptrolle stnslt. Wer erwartet, in diesem Film etwas von der Stellung des Katholizismus zu den Problemen unserer Zeit zu erfahren, wird ebensowenig befriedigt werden wie der, den das im Film-Titel verheißene „Mysterium" ins Kino lockt. Das einzig Positive ist die Betonung der Jnternationalität der römischen Kirche, die keinen Unterschied zwischen den Völkern und Raffen machen will unn stolz darauf ist,, 400 Millionen Anhänger in allen Teilen der Welt zu haben. Der Film zeigt, womit sie dies« Anhänger fesselt: nicht mit Mysterien, sondern mit Tradition und Kunst, mit Organisation und mit Pomp. Der Film zeigt die Pracht der Stadt des Vatikans, die wohl die prunkvollste Residenz unseres Erdteils ist, in ihrer Renaissance-Herrlichkeit, an der Künstler wie Michelangelo und Raffael , wie Bramante und Bernini mitgeschaffen haben— und in ihrer hoch- modernen Ausstattung mit Radio-Sender, Bahnhof, Autopark, Rotationsmaschinen und Scheinwerfern- Und i» dieser großartigen Szenerie begibt sich das Schauspiel der Feiern des„heiligen Jahres"(jenes Jahres 1033, das in Wahrheit das unheilvollste der Nachkriegszeit war): ein Schauspiel von halb orientalischem und halb mittelalterlich-spanischem Pomp, bei dem der italienische Priester-Gelehrte, den wir zuvor etwas asthmatisch aus seinem Auw steigen sahen, als Haupt der Christenheit geschmückt, auf-strahlendem Throne aus dem Portal des Petersdomes über den von Leibgardisten, Kirchenfürsten, Priestern, Edelleuten, Pilgern und Neugierigen gefüllten Platz getragen wird, um den apostolischen Segen zu erteilen und einen Märtyrer heilig zu sprechen, begleitet vom Jubel des römischen Publikums, der fast die Formen annimmt, dje er bei gelungenen Opernaufführungen und spannenden Fußballspielen zu erreichen pflegt. Ein lehrreicher Film also, gerade weil er keine Probleme löst und keine Mysterien enthüllt. Aber er zeigt die anschaulichen Mittel, mit denen sich das Papsttum(neben seinen diplomatischen Methoden) seit anderthalb Jahrtausenden zur Geltung zu bringen verstanden hat.—eis—
Der Freund meiner Fran. Irgend ein alter VerwechflungS-Schwank„Ich heirate meine Frau" ist von der Berliner Film-Produktion ihrem heutigen Ehrgeiz entsprechend zubereitet worden und fügt sich als unauffälliger Bestandtefl der Prager Sommerspielzeit ein,— in der Hoffnung, daß die schon etwas welke Beliebtheit der Lil Dagover und
der schon etwas mechanisierte Charme des Herr» Hörbiger den; Publikum das neckische Merkchen schmackhaft machen werden.
(lu& der Partei
Sylvia Sidney und Gary Grant in„Madame Butterfly " Mittellungen aus dem Publikum Erdbeer-Jam in 10 Minuten. Zutaten: 1 Kg. 85 Dkg. Erdbeeren Netto, 2 Kg. 15 Dkg. Zucker, 1 Flasche Opekta, Saft von 2 Zitronen. Rezept: Kleine oder mittelgroße Erdbeeren werden auf einer Platte ausgebreitet und ein wenig zusammengedrückt, dann gibt man in den Kochtopf immer eine Schicht Erdbeeren und eine Schicht Zucker, die letzte Schicht soll der Zucker sein. Das Kochgeschirr soll weder aus Aluminium noch aus Eisen sein, damit die Erdbeeren keinen Beigeschmack bekommen. Man läßt diese Mischung über Nacht stehen und kocht sie den nächsten Tag vom Augenblick des brausenden Kochens 7 Minuten. Dann rührt man den Inhalt einer Flasche Opekta und den Saft von zwei Zitronen hinein, läßt nochmals aufwallen und füllt heiß in Gläser.
IleranstaÜungen Freie Bereinigung sozialistischer Akademiker. Dienstag, den.2. Juli, findet im Parteiheim(Nä- rodni 4) um 20 Uhr eine wichtige Mitgliederversammlung statt. Alle in Pxag anwesenden Mitglie- dek söffen erscheinen! Wir beteiligen ün» Äs Fremdenführer beim Kulturtag. Meldet Euch noch an, wir brauchen noch einige!
Literatur Ein Jahr im Schatten. Roman von H e r m h- nia Zur Mühlen. Verlag„Humanitas" Zürich. — Die sehr bekannte Schriftstellerin, der wir schon viel Schönes und Spannendes verdanken, ist nun wieder mit einem neuen Roman an di: Oeffentlichkeit getreten.„Ein Jahr im Schatten" rührt an alle Skalen der Menschlichkeit. Das Problem der Ehe ohne Leibeigenschaft und Hörigkeit wird berührt. Großzügig und uneigennützig in ihrer Liebe ist Martina, die Heldin. In Wirklichkeit gibt eS wohl wenige Frauen, wie diese Gräfin Martina. Wohl, sind Frauen, trotz aller Emanzipation noch immer geneigt, für den Mann, den sie lieben, viel zu dulden, aber ihn probeweise einer andern zu überlaffen und abzuwarten, ob er sein Glück mit der „Neuen" findet oder oh er zunf ersten Glück zurückkehren wird— diese Hingabe dürfte sich nur vereinzelt finden. Ausschließlich Leidende und Ge- berwe kann dabei nur die Frau sein. Vermutlich entspricht diese Frau dem Ideal Mnffolinis von
Ausweis für den Monat Juni (Die erste Zahl bedeutet Parteifonds, die eingeklammerte Wahlfonds.) Bodenbach : KL 4.200(1.050), Brün«: 1.860 (340), Karlsbad : 5.080(1270), Landskron: SSO (130), Preßbnrg: 120(30), Pilsen -Budweis : 880 (220), Sternberg 160(40), Teplitz -Saaz 2350 (500), Trauten-«: 2270(480), Troppa« Kc 1280 (320).
der Frau,„die zu gehorchen hat."— Aber Klemmt — dies der Kosename des Gatten— kommt zurück, in dem Zeitpunkt, da er sein großes Honorar mit der„Neuen" im Süden verbraucht hat und der siegreiche Nazismus in Deutschland ihm unmöglich macht, Gäd zu verdienen, da er ja eine Weltanschauung hat, die ihm verbietet, zum Gefallen der Nazi zu schreiben. Also wird die zarte Martina mit ihrer Kunst wieder Geld verdienen müffen. Köstlich schildert Hermynia Zur Mühlen ihren zeitweiligen Aufenthalt in dem kleinen Schlößchen, während des Jahres, das sie Klennni schenkt. Aristokraten und Proletarier, Arbeitslose, verlassene Dienstmädchen, unglückliche Gräsinnen, ein prächtiger Onkel und noch viele lernen wir kennen. Schließlich auch einen Schuljungen aus Razideutschland, der seine Ferien in dem Schlößchen verbringt. Ein jugendlicher Nazi, der so redet, wie er es von seinen Naziherrgöttern gelernt hat. Es sind viele internationale Menschenschicksale, die wir während des Jahres im Schatten kennenlernen. D. P. lieber das Thema„Trennung von Kirche und Staat" ist kürzlich im Verlag des Freidenkerverlages„V o l n a M Y s l e n k a" eine höchst lesenswerte Broschüre von Dr. E u g e n Cervinka unter dem Titel„Odluka statu od cirkve" erschienen. Diese anläßlich der Juni-Manifestation der Organisationen der Konfessionslosen herausgegebene Druckschrift gliedert sich in zwei Hauptteile, deren erster eine streng objektive Analyse der historischen Entwicklung vom Anfang des religiös fundierten „Gottesstaates" bis zum modernen unkonfeffionellen Laienftaat enthält und die einzelne» Phasen dieses Entwicklungsprozeffes zergliedert. Die fünf Kapitel dieses ersten Teiles tragen die lleberschristen: 1. Historische Bedeutung der Trennung von Kirche und Staat; 2. Recht und Religion; 3. Der Laienstaat; 4. Staatssouveränität und Kirchenrecht; 5. Die Abwehr der Kitche gegen den Laienstaat. Man kann sagen, daß hier auf geringstem Raum eine erstaunliche Menge wissenschaftlichen Materials in knappster Art zusammengedrängt ist. D«r zweit« Teil der Broschüre enthält den konkreten Vorschlag eines Gesetzentwurfes für die Trennung von Staat und Kirche, den der Autor hiemit zur öffentlichen Diskussion stellen will. Dieser in sechs Paragraphen gegliederte Entwurf führt den Grundsatz der ver- fassungSgemäß gewährleisteten Gewissens- und Konfessionsfreiheit bis in seine äußersten Konsequenzen durch. Eine dieser Konsequenzen wäre notwendigerweise die Beseitigung der Privilegien, deren sich gotvffse Religionsgemeinschaften auch heute noch erfreuen und deren Umfang der Oeffentlichkeit leider noch viel zu wenig zu Bewußtsein kommen- Die lesenswerte Broschüre ist, falls im Buchhandel nicht erhältlich, direkt vom Verlag„V o l n ä Myslenka", Prag II., Dkevnä 6, zu beziehen. (Preis Kc 6.—) Dr. 91.58. Eine Bibliographie deS Sozialismus gibt seit dem Jahre 1932 das Forschungsinstitut der„Dkl- nickä Akademie" in Prag , der Bildungsorganisation der tschechischen Sozialdemokratie heraus. Tas dritte Bändchen dieser Bibliographie, die von V- BLHounek redigiert ist, enthält die Titel aller Bücher, sowie Zeiffchriften und Zeitungsartikeln, die sich mit Fragen des Sozialismus befaffen und in der Tschechoslcqvakischen Republik im Jahre 1934 erschienen sind. Es sind dies Bücher und Artikel auS dem Bereich der Wirtschaft, Politik, der sozialisti schen Theorie, Geschichte der Arbeiterbewegung, deS Genoffenschafts- und Gewerkschastswesens sowie Sowjetrußlands. Ein Personen- und Sachindex macht das Büchlein übersichtlich und erleichtert seinen Gebrauch. Der Preis, der in der„Dklnickä Akademie", Prag II., Hhbernskä 7, erschienenen 60 Seiten umfassenden Broschüre beträgt KL 5.—(mit der Post KL 5.50). E. St.
Der SektenheMge... Es gibt tatsächlich das, was man schlagwortähnlich die Ironie des Zufalls zu nennen pflegt. In Karlsruhe , im badenschen„Musterländle", hat jetzt ein Prozeß gegen eine Frau sigttgefunden, der in mehr als einer Beziehung bemerkenswert war. Frau V ö g t l e— der idyllisch-gemütvolle Name patzt nicht ganz zu dem lukrativen ekstatischen Gewerbe, das sie ausübte — war des f o r tg e s e tz t e n B e t ru g e s angeklagt. Sie hatte eine Sekte gegründet, riesigen Zulauf gehabt und ihre Gläubigen in seltener Unverfrorenheit bis■ aufs Hemd ausgeplündert. Meist waren es Frauen, die ihr, zum Opfer fielen. Betrugsfälle dieser Art sind keine Seltenheit, völlig von der Norm abweichend war nur das Verhalten der Betrogenen vor Gericht. Si« fielen nicht über ihre Ausbeuterin her, sondern beschimpften und bedrohten. das Gericht, weil es gewagt hatte, gegen die„Seherin" und „Prophetin" freventlicherweise zu verhandeln. Der Tumult wurde so groß, daß der Vorsitzende mit resigniertem Achselzucken in di« Worte ausbrach:„Ja, leben wir denn noch im 20. Jahrhundert?" Ein grotzez reichsdeutsches Blatt aber war so unvorsichtig, den bemerkenswerten Prozeß mit diesen Worten zu kommentieren: „Unter den gläubigen Anhängern der Frau
Vögtle waren im Verlauf des Prozesses zahlreiche Opfer der raffinierten und skrupellosen Ausbeutung, die die Prophetin trieb, fest-< gestellt worden. Gerade die Ausgebeuteten aber> blieben allenBeweisengegenüber... anzugänglich. Sie riefen den Zorn Gottes auf das Gericht hernieder. Hier war offenbar die leichtgläubige Wundexsucht zur j Besessenheit geworden, die nicht mehr heil«! bar ist." Ach, wenn die geschtvatzige, gleichgeschaltete Plaudertasche nur geschwiegen hätte—l "Denn was ist das schließlich: "'Die Ausgebeuteten, die allen Beweisen gegenüber unzulänglich bleiben?! Die leichtgläubige Wundersucht, die zux Besessenheit geworden ist?! Ist es nicht haargenau das neue Deutschland , wie es unter dem Regime i der Nationalsozialisten geworden ist? Die Besessenheit der Wundergläubigen, die Beifall klatschen, wenn man sie betrügt, die Ausgebeuteten, die allen Beweisen des Verrats gegenüber, der an ihnen begairgen wurde, unzugänglich bleiben 7, wer sind sie wohl? Sagt statt Frau Vxigtle Adolf Hitler und der Karlsruher Prozeß der ge- I schäftstüchtigen Seherin und ihrer besessenen An- J Hängerinnen wird zum Gericht über das System. I Das System des Sektenhciligen Adolf Hitler und l seiner betrogenen Anhänger—! ErnstDittmar. J
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