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Donnerstag, 11. Juli 1935
Nr. 159
den, wirtschaftlich prosperierenden imperialistischen Staaten gemein war. Ging es damals darum, im Zeichen einer strotzenden heimischen Wirtschaft Exportplätze fürGüter zu erobern, so geht es heute darum, im Zeichen des wirtschaftlichen Zusammenbruche- daheim, Ar- b c i t s l o s c zu exportieren. Der völlige Mißerfolg fasüstischer Wirtschaft soll verschleiert werden, indem der FascismuS die Produkte dieser Mißwirt* schäft— die Arbeitslosen— außer Landes schafft. Für diese Ware gilt es Absatzgebiete zu erobern und in der Notwendigleit für den FascismuS, diese Absatzgebiete für Arbeitslose zu erobern, steckt die furchtbare Wahrheit des Wortes, daß Fascis- Mus Krieg bedeutet— und für das in wenigen Wochen wohl die erste Probe aufs Exempel geliefert sein wird. Und was sagt der Völkerbund , dessen Mitglieder sowohl Italien als auch Abessinien sind? Was sagt der Völterbund, dessen satzungsgemäße Aufgabe die Vermeidung triegerischer Konflikte ist? Im Punkt 16 der letzten Völkerbundberatungsakte vom 29. April 1935 hieß es:„Die Regierungen von Addis Abeba und Rom bezeichnen gemeinsam den 20. Mai als Datum für weitere Sitzungen der Verständigungskommission." Die Berständigungskommiflion ist bereits zusammengetreten und ihre Verhandhingen sind unter dem Drucke Italiens auch bereits wieder a b g Sb r o- ch e n. WaS sagt der Völkerbund dazu? In Paris wurde gestern sehr bestimmt erklärt, daß er beschlossen habe, die außerordentliche Tagung, die im Juli hatte stattfinden sollen, abzu sagen, da „es nicht ausgeschlossen sei, daß Italien es adle h n e n würde, vor dem Völkerbund zu erscheinen". Um eine neue offene Blamage zu vermeiden, will man lieber gar nicht zusammentreten und bis zur ordentlichen Session, die für den 25. August vorgesehen ist, warten. Die italienischen Blätter ziehen aus dieser Haltung gestern bereits die durchaus folgerichtige Konsequenz, den Beginn der „Operationen" vor dem 25. August zu fordern, um dadurch„den Völkerbund vor eine v o I» endete Tatsache zu stellen". Mussolini hat nicht umsonst von Hitler gelernt, daß einem fasci« stischen Regime nichts so zuträglich ist, wie vollendete Tatsachen. Die politische Kunst des Fascis- mus besteht ja eben vor allem darin, vollendete Tatsache dazu zu benutzen, neue vollendete Tatsache zu setzen. An vollendeten Tatsachen besteht für Mussolini kein Mangel. Es ist eine vollendete Tatsache, daß Frankreich vor einem Angriff Deutschlands besorgt ist und darum bereit ist all« Augen zuzudrücken, um sich in Italien einen Bundesgenossen oder wenigstens einen wohlwollenden Beobachter zu sichern. Es ist eine vollendete Tatsache, daß Vorgänge in Oesterreich , die drohende Restauration einerseits und die drohende Nazigefahr andererseits, die Aufmerksamkeit der Westmächte auf Europa konzentrieren. Es ist eine vollendete Tatsache, daß E n g l-a n d S innerpolitische Bedürfnisse, vor allem die demagogische Vorbereitung der kommenden Wahlen, die Beziehungen zwischen Großbritannien und Frankreich getrübt und damit die Aktionsfreiheit der beiden maßgebenden europäischen Mächte gelähmt haben. Mussolini kann sich kaum einen besseren Augenblick, kaum günstigere vollendete Tatsachen wünschen, um die neue vollendete Tatsache eines Angriffes aus Abessinien zu setzen. Gewiß bestehen vor allem in London schwere Bedenken gegen Mussolinis Pläne. AuS dem Wasser des in Abessinien gelegenen Tana- Sees wird der Sudan bewässert und England kann cs nur schwer vertragen, daß diese Wasser-
65 Roman von Emil Vtirhrk 1 Deutsch von Anna AurednKek
Ich weiß eigentlich nicht, was ich von dem Mayer denken soll; gar so blöd sieht er ja nicht aus. Ich muß einen Beschützer haben, der über mir wacht und mich im letzten Moment aus jeder Tunk« zieht. Und jetzt werde ich mich ordentlich ausschlafen. Morgen aber werden mit Herrn Mayer, andere Saiten aufgezogen und sollte er mich an der nächsten Ecke wirklich niederknallen." Als er nach einer Stunde heftig, nieste und ein Kältegefühl verspürte, kochte er einen Tee aus Kamillen, die in Rum getränkt waren. Dieses Mittel vertrieb stets über Nacht einen Schnupfen. Als er am nächsten Morgen erwachte, gemahnte ihn nur noch ein dumpfes Gefühl im Kopf an das gestrige kalte Bad. Das genügte jedoch, um ihn in Zorn zu bringen. Er zog sein Festgewand an und fuhr, nachdem er einige Male umgestiegen war, um die eventuellen Verfolger irrezuführen, zum Kriegsministerium. Vom Minister empfangen zu werden, war beinahe schwieriger, als den Spion Mayer ausfindig zu machen. Als Beinsteller schon jede Hoffnung aufgegeben hatte, stand er in einem Korridor plötzlich einem Zivilisten gegenüber. Vielleicht kann mich der Mann beraten, dachte Beinsteller und sagte: ,^He, Sie, junger Mann, wissen Sie nicht, was ich tun soll, um zu dem verfluchten Minister zu gelangen?" „Es kommt darauf an, was Sie von ihm wollen, lieber Freund. Sagen Sie mir's und ich werde Ihnen sagen, was Sie tun sollen." „Schön, schön", erwiderte Beinsteller,„die Antwort haben mir alle gegeben, die ich gefragt
Versorgung in Zukunft von dem guten Willen Italiens abhängen solle. England war deshalb bereit, einen für britische Verhältnisse ungewöhnlichen Preis für die Erhaltung des Friedens in Ostafrika zu zahlen; es hat Mussolini einen Teil englischen Hoheitsgebietes angeboten. Aber Musso lini ist damtt nicht gedient. Er braucht Raum für die Legionen der Arbeit-los en, die sein Regime produziert hat, er braucht den ganzen ungeheuren und reichen Raum des abessinischen Kaiserreiches. Und darum hat er das bri tische Angebot dankend abgelehnt. Was nun nqch von feiten der europäischen Westmächte zur Erhaltung des Friedens in Afrika geschieht und geschehen wird/ ist kaum mehr als dürftige Spiegelfechterei. Ob es in wenigen Wochen in Afrika Krieg geben wird, hängt von nicht- anderem mehr ab als vom Willen des Duce. Und alles spricht dafür, daß der Duce diesen Krieg, den er braucht, auch will. Wohin dieser Krieg führen wird? Niemand kann es heute Voraussagen. Es läßt sich kaum ab«
Reichswehr Durch die Blätter gehen Nachrichten Mer eine Verschärfung des Verhältnisses, zwischen Hitler -Partei und Reichswehr und über die Forderung der Reichswehr auf Verschwinden bezw. allmähliche Auflösung der NSDAP . Daß diese Forderung erhoben wurde und auch heute noch aufrechterhalten wird, ist richtig und wurde auch vor Wochen schon gemeldet. Die Nachricht von dem Konflikt und dem sich steigernden Gegensatz ist gleichfalls richttg, doch muß zu diesem Fragenkomplex bemerkt werden, daß ihm kein in den letzten Tagen zum Vorschein gekommener akuter Anlaß zugrunde liegt, wie es aus einigen Blättermeldungen gedeutet werden könnte, sondern daß es sich um einen langwierigen Prozeß han- delr, der schon eine Reihe von Wochen andauert und auch so schnell kaum gelöst werden könnte. Die Ursachen des Konfliktes sind ganz klar. Nachdem die Reichswehr gewissermaßen den linken Arm von Partei und Ml abgeschlagen hatte, um die Losung der zweiten Revolution unwirksam zu machen, wobei sie sich noch der Hilfe der Partei bediente, soll die Partei selbst an die Reihe kommen. DaS wurde von seiten der Partei auch vorausgesrhen, und das war auch der Grund, weshalb vor Jahresfrist von dieser Seite aus die Attion„erweitert" und der Versuch gemacht wurde, dem konservattven Lager die Initiative aus der Hand zu winden und es um die Früchte des Sieges über die Linken zu bringen. Welches sind nun die Gründe, aus denen heraus die Reichswehr die Liquidation der Partei wünscht? 1. An der Spitze steht di« seit Jahren von deutschnationaler Seite erhobene.Forderung nach Liquidtttutig des P a r teibu ch ü e a m t e n- t u m s. Da der Parteienstaat aber lediglich durch einen Partei st aat ochgelöst wurde, ist ganz logisch, daß diese Forderung sich auch auf die einzige Partei erstrecken muß, zumal die 6 bis 800.000 Parteibeamten, die heute wie Parasiten auf dem deutschen Voltskörper nisten, eine unerhörte Belastung darstellen, eine grauenvolle Korruptionswirtschaft entwickelt haben und durch ihren Dilettantismus die Verwaltung desorganisieren. 2. Ist es natürlich ein Konkurrenzkampf, denn die Partei redet der Reic^wchr so herein, wie es früher die SA wollte. Der Tobalitätsan- spruch der NSDAP stecht zwischen Reichswehr und
habe. Aber das ist eine Geschichte, die man nicht! einem jeden an die Nase binden kann. Sie sehen ja ganz bieder aus; aber heutzutage macht jeder Lump einen guten Eindruck. Wenn Sie dem Minister sagen könnten, er werde es nicht bereuen, mit mir zehn Minuten verbracht zu haben, läßt er sichs vielleicht sagen." „Na, kommen Sie einfach gleich mit mir," sagte der Zivilist.„Wir werden es schon einrichten." Hierauf öffnete er eine Tapetentür, führte Beinsteller durch viele Gemächer, wo sich alle von ihren Sitzen erhoben, drückte ihn endlich in einen weichen Lehnstuhl, der in einem prächtigen Zimmer stand, und sagte:„Nun denn, Herr..." „Beinsteller, bitte, immer Ferdinand Beinsteller vom ZiZkaberg..." „Nun denn, Herr Beinsteller, was haben Sie auf dem Herzen?" „Aber gehen Sie, junger Mann, ich habe Ihnen doch schon einmal gesagt, daß meine Mitteilung nicht für Ihre Ohren bestimmt ist." „Ich bedaure, Herr Beinsteller," sagte der Zivilist,„aber ich bin selbst der Minister. Entschuldigen Sie, daß ich nicht so ausschaue, aber ich kann nichts dafür." '„Sie sind der Kriegsminister?" rief Beinsteller erstaunt.„Sie schauen wirklich nicht darnach aus. Verzeihen Sie, aber jeder Dahergelaufene kann sagen:„Ich bin Minister," und man könnte ihn'nicht einmal einsperren lassen. Ohne Zeugen glaub' ich's nicht." „Daran hab' ich gar nicht gedacht, Herr Beinsteller," sagte der Zivilist.„Sie werden mir aber vielleicht glauben, wenn es jemand bestätigt?" Beinsteller war ein wenig verwirrt und sagte schließlich:„Seien Sie mir nicht böse, ich möchte aber gern Gewißheit haben." Der Zivllist lachte, läutete, worauf ein Offizier eintrat, die Haken zusammenschlug und sagte: „Herr Minister befehlen?" worauf der Minister erwiderte, er wolle zehn Minuten ungestört bleiben. Als der Oflizier gegangen war, winselte
schätzen, wie er enden würde, wenn er ein isoller- ter Krieg bliebe. Sehr informierte Leute des fran- zöfischcn Generalstabes, sind, wie man hört, der Meinung, daß bei dem weglosen abessinischen Gebiet, bei den llimattschen und BevölkerungSver- hältnissen des Landes, es ein Guerillakrieg von vielenJahren werden könnte. Aber wer kann Vorhersagen, ob dieser Krieg wirllich isoliert bleiben wird? Wer kann Voraussagen, welche Folgen es für das bis zum äußersten polittsch gespannte Europa haben kann, wenn eine seiner wichtigsten Großmächte auf einem andern Kontinent beschäftigt ist, wer kann Voraussagen, welches Ausmaß Hillers Agreffion auf Oesterreich annehmen wird, wenn Oesterreichs Kolonialherr andere Sorgen hat? Der FascismuS ist im Begriffe, getreu seiner inneren Gesetzlichkeit, seinen ersten Krieg zu entfesseln. Im Zeichen deS FascismuS bricht wieder einmal eine„große Zeit" an. Und kein Mensch kann ausdenken, wie groß sie sein wird...
und NSDAP Partei. Die Reichswehr will einen unpolitischen und überparteilichen Landesverteidigungsapparat dem auch Seeckt, Mackensen und Luddendorff angehören sollen, die NSDAP aber verlangt in ihm die absolute Mehrheit. 3. das leitet über zu der Frage der Kriegsbereitschaft. Die Reichswehr sieht weiter und fürchtet, da ihr die Momente der Gärung und Zersetzung, der Unzuftiedenhell und des Haffes nicht entgangen sind, daß ein Parteiregime eine zu große Belastungsprobe darftelle, daß es die KriegSfähigkeit beeinträchtige, daß die Gegner dec NSDAP auf diese Weise nicht erfaßt würden und daß bei einem Unpopulärwerden der Partei ein Chaos entstehen könnte. Das berührt sich mit Gedankengängen, die auch von deutschnationaler und Stahchelmsekte verfochten wurden. 4. Dazu kommt der Widerwillen der Reichswehr gegen die Juden- und Katholikenverfolgungen, in denen gleichfalls ein« Gefährdung des Regimes erblickt wird. All das erllärt die Forderung der Reichswehr , gegen die sich die Par, tei natürlich aus Selbsterhaltung heftig zur Wehr setzt. Man berichtet, daß mit Seeckt und Ludendorff die Verhandlungen auch deshalb geschettert seien, weil diese ihre Bedingung abgelehnt wurde. Nun wäre das Bild aber einseitig, wenn man glauben wollte, daß die Partei der Entwicklung untätig zusähe. Sie setzt sich zur Wehr, und der Kampf ist weniger ungleich als zwischen Reichswehr und SA . Zwar holt die Reichswehr für die Besetzung der Chargen ihre Leute aus allen Lagern, von de« Deutschnational«« und auch anderwärts, zwar läßt sie SÄ- und, SS - Führer von der Pike auf dienen, zwar verweigerte sie die Aufnahme von Goebbels in den Landes- verteidiguntzsrat, aber die Partei zeigt auf der anderen Seite, daß die Reichswehr noch keineswegs alünächtig ist. Sie leitet gleichzeitig einen neuen Ansturm gegen die nichtnationalsozialistischen Minister ein, eröffnet sogar wiederum den Kampf gegen Schacht und— sucht gleichzeitig die Reichswehr mit Hilfe ihrer dortigen, von General Reichenau geführten und ständig wachsenden nationalsozialistischen Zelle auszuhöhlen, ein Faktor, der viel zu wenig beachtet wird. Man kann sich also auf heftige Kämpfe gefaßt machen.
Beinsteller:„Das ist ein Malheur, man kann aber nichts machen, ich hab' mir's eben anders vorgestellt." „Hat nichts zu sagen, Herr Beinsteller, ist eine Zigarre gefällig? Zünden Sie sie nur gleich an... Also, was bringen Sie mir?" Beinsteller hatte sich indessen beruhigt. „Schön ist es nicht, Herr Minister, aber schauen Sie her," er zog den Tausender aus der Tasche, .dieses Geld erhielt ich gestern für einen ganzen Haufen gestohlener Papiere— Mobilisierungspläne sind's." Der Minister lachte nicht mehr freundschaftlich und sagte:„Was, Sie handeln mit gestohlenen Mobilifierungsdokumenten?" „Aber, aber, nur nicht so geschwind," sagte Beinsteller vorwurfsvoll.„Sie werden doch nicht glauben daß ich zu Ihnen komme um Ihnen zu erzählen was ich für solche Geschäfte bekomme. Daraufhin würden Sie mich doch sofort einsperren." „Sie haben recht, Herr Beinsteller, verzeihen Sie meine Aufregung. Uns sind aber wirklich solche Pläne abhanden gekommen— sie wurden über Rächt fortgetragen und sind in der Zeit vermutlich photographiert worden." „Ganz richtig, Herr Minister, diese Photo- graphien und Abschriften habe ich eben für einen Tausender verkauft." Der Minister schwieg, er fürchtete, Beinsteller wieder zu beleidigen. Auch Beinsteller schwieg. Endlich sagte der Minister:„Aber um Himmels willen, wie sind Sie dazu gekommen?" Beinsteller senkte den Kopf.„Ich muß gestehen, Herr Minister, daß ich sie geklaut habe." Der Minister war so verwirrt, daß er sich eifrigst bemühte, aus der nicht brennenden Zigarre den Rauch zu ziehen. Da es ihm nicht gelang, nahm er eine andere und versuchte das Krmststück mit dieser. „Ich sehe, ich bin nicht so bekannt, wie ich glaubte. Man weiß an hoher Stelle nicht, daß Beinsteller ein fünfzigmal bestrafter Täschen- dieb ist."
Das neue Wettrüsten zur See Audi Frankreich muß mitmadien Paris . In französischen Marinekrcisrn ist man nach der Berüffentlichun- des deutschen FlottenbauprogrammS der Meinung» daß es mit Rücksicht auf daS gesonderte Vorgehen der briti schen Admiralität nötig fein werde, daß Frank reich neue Kreuzer von 10.000 Tonnen und hauptsächlich neu« Unterseeboote baue» deren Herstellung in den letzten fünf Jahre» beinahe eingestellt worden war. Die britische Admiralität wird voraussichtllch die Frage der Aufhebung der Unterseeboote neuerlich aufs Tapet bringen» doch müffe Frankreich mehr denn je darauf beharren, sein Uebergewicht gerade in diesem Zweige der Flotte beizubehalten. Das deutsche Flottenbauprogramm wird als Folge des fehlerhaften Verhaltens der briti schen Admiralität angesehen, welche gleichfalls für das neue Wettrüsten zur See verantwortlich zu machen sei.
Deutsche Kriegsschiffe auf der Flucht vor d2M Sturm... Warschau. (PAT) In der Ostsee herrschte schlechtes Wetter, so daß einige deutsche Kriegsschiffe und das Proviantschiff„Tsingtau " i m Danziger Hafen Zuflucht suchen mußten. Ein Schiff wurde beschädigt. Der Kommandant des Transportdampfers der polnischen Kriegsflotte, der eben in Danzig weilte, besuchte den Kommandanten der„Tsingtau " und bot dem deutschen Schiff Hilfe an. Daß Kriegsschiffe so seeuntüchttg sein sollten, daß sie vor dem ersten besten Sturm in den nächsten Hafen einlauson müssen, klingt etwas merkwürdig. ES dürft« sich um die deutschen Kriegsschiffe handeln, die polnischen Häfen einen Gegenbesuch abstatten, zuvor aber in Danzig anlegen sollten, um dort das stark ramponiette Ansehen der nationalsozialistischen Regierung zu stärken. Bekanntlich hat jedoch Polen gegen den Flottenbesuch in Danzig Vorstellungen erhoben, denen sich die deutsche Regierung nicht entziehen konnte. Sie hat dann offenbar den Ausweg gewählt, di« deurschen Schiffe auf der Flucht vor dem Sturm Danzig anlaufen zu lassen, also eine vis major zu konstruieren..,
Helmgekehrter Schutzbündler verurteilt Graz. Das Leobener Schwurgericht hat heute wegen Teilnahme an den Feberunruhen im Jahre 1984" den- 87jährigen Metallarbeiter' Max Reubauer aus Bruck a. d. Mur , der aus der Tschecho slowakei , wohin er damals geflohen war, zurückkehrte, zu 18 Monaten schweren Kerkers verurteilt.
Der FrledensschluB Vatikan -Paris durdi Ordensverleihung bekräftigt Paris . Der Papst hat dem Präsidenten der Französischen Republik Lebrun das Großkolliec des hohen ChristuSordens verliehen. Staats« Minister Marin und der französische Botschafter in Rom de Chambrun haben das Grotzkreuz des Piusordens erhalten.
„Nein, das hab' ich wirklich nicht gewußt. Aber..." „Ein Taschendieb sttehlt doch? Nicht wahr?, Er stiehlt auch einem Schuften Mobilisierungspläne l Das geschah gerade am Tage des Jubiläums?" „Jubiläums?" „Auch davon weiß man nichts?" sagte Beinsteller voller Bedauern. „So werden wir nie zu Ende kommen, Herr Beinsteller; könnten Sie mir die Angelegenhett nicht der Reihe nach erzählen?" „Aber ich will's doch ohnehin!.Hören Sie fünf Minuten still zu, dann werden Sie alles er» sahren." Nun räusperte sich Beinsteller und schilderte im Laufe von beinahe zwei Stunden mit gewohnter Meisterschaft die ganze Angelegenheit und hatte solchen Erfolg, daß, als er zum Schluß dem Minister den Judastausender reichte, dieser Beinstellers Hand erfaßte und tief ergriffen sagte: „Mein Lieber, was Sie mir erzählt haben, ist sehr merkwürdig. Ich glaube Ihnen aber aufs Wort und danke Ihnen für alles, waS Sie bis jetzt für unS getan haben." „Jetzt bin ich aber paff," sagte Beinsteller, „ich habe geglaubt. Sie werden mich einsperren lassen!" „Sie einsperren lassen? Im Gegenteil, im Gegenteil, ich werd' Ihnen eine Belohnung geben. Vor allem behalten Sie den Tausender, um damit Ihre Ausgaben zu decken. Die eigentliche Belohnung werden Sie aber erst bekommen. Sie scheinen nicht zufrieden zu sein, Herr Beinsteller» wollen Sie vielleicht einen Vorschuß haben?" „Herr Minister, bin ich denn ein Lump, daß ich mir so etwas bezahlen lasse?" sagte Beinsteller. ,-Einige Herren behaupten zwar, daß wir Armen die Republik aussaugen. Ich— ich will keinen Heller von ihr. Ich möchte bestenfalls eine Medaille annehmen, damit die Leute, die mich als Dieb kennen, wiffen, daß der Ferdl Beinsteller auch andres kann—- als stehlen."(Forts, folgt.)