Seit« 4 Samstag, 13. JuN 1935 Nr. 161 Dämme bersten Mauern stürzen Schanghai  . Die Ueberschwemmung in der Provinz Hopei hat bisher 5000 Opfer gefordert. Aus Tsinanfu   wird gemeldet, daß der Gelbe Fluß   in West-Schantung die Dämme durchbrochen und weite Gebiete über­schwemmt hat. Hankau. Ein Teil der Eisenbeton ­mauer, di« die japanische Konzession gegen Ueberschwemmungen schützt, ist gestern e i n g e- st ü r z t. Alle Versuche zur Eindämmung der an­drängenden Fluten sind gescheitert, so daß nun­mehr die ganze Stadt vom Hochwasser bedroht ist Ein D o r f in der Nähe von Hankau   wurde bereits überflutet, wobei an 50 Soldatener­trunken sein sollen. Tausende Chinesen ertrunken P e i p i« g. Gewaltige Regengüsse in Schensi und Honan   haben in West- Honan und Schantung zu große« Über­schwemmungen geführt. An mehreren Stellen brachen die Dämme, so daß sich die Wassermafsen weit ins bewohnte Land ergießen Konnten. Die Bahnlinie PeipingHankau ist mehrfach unter­brochen. Tausende von Mensche» sind ertrunken. Der größte Stratosphären-Ballon vernichtet Rapid City  (Süd-Dakota  ). Der amerikanische   Stratosphärenballon>,Explorer II" wurde bei Vornahme der Heliumfüllung vernichtet. Der Gasinhalt betrug 3,700.000 Kubikfuß. Der Ballon hätte gestern mittags zu einem Stratosphärenflug starten sollen. Bei der Füllung riß die Hülle und 37.000 Fuß Helium entwichen. Der Start ist dadurch unmöglich ge­macht worden. Verletzt wurde niemand. Autobus-Sturz 17 Verletzte Kosice  . Am Donnerstag stürzte ein Autobus dtr Linie Chu st-o-Torrina über die Böschung in die Rita. Der Unfall erfolgte zwischen den Ge­meinden Volovä und VuAovo, 45.7 Kilometer von Chust entfernt, infolge eines Defekts eines Pneu­matik. Alle im Wagen befindlichen 16 Passagiere und der Chauffeur wurden verletzt. Bon ihnen er­litt Richard Kohn   aus Prag   schwere Verletzun­gen und mußte augenblicklich in das Krankenhaus nach Sevljüs gebracht werden. Die übrigen Passa­giere konnten nach erfolgter ärztlicher Hilfelei- st ing in häusliche Pflege entlassen werden. Dürre Funkenflug Feldbrand Aus Podersam wird uns geschrieben: Am Mittwoch gegen 5 Uhr nachmittags verbrannte infolge Funkenflugs aus der Lokomotive eines vorbeifahrenden Personenzuges unweit des Wäch­terhauses der Station Kriegern mehr als ein Hektar Weizen  .- Der Schaden wird aus 8000 Krönest geschätzt. Dieser Landstrich leidet heuer sehr unter der Trockenheit, insbesondere der Futterbau ist sehr bedroht, aber auch dei Hopfen beginnt unter der Dürre zu leiden. Die in Brand geratene Stelle gehörte in anderen Jah­ren zu den gut bewässerten Fluren, während das dort stehende Getreide heuer schon in grünem Zu­stande so trocken ist, daß es Feuer fing. Aus Henkerland Kassel  . Der vom Schwurgericht im No­vember 1934 wegen Mordes und AusruhrS zum Tode verurteilte Johannes Becker aus Kaffel, ist gestern morgens hingerichtet worden. Becker, ein Kommunist, war angeklagt, am 10. Juli 1931 bei einer kommunistischen   Demonstra­tion einen Polizeihaupt-Wachtmeister erschossen zu habe«. Dreifache Tragödie Wir«. Gestern früh wurde die Wiener Ret­tungsgesellschaft in das HotelHammerand" im achten Bezirk berufen, wo sie eine dreigliedrige Familie in bewußtlosem Zustande und mit offen­baren Anzeichen einer Vergiftung mit nar­kotischen Giften vorfand. ES handelt sich um den 66jährigen Felix Pollitzer, Eigentümer einer chemischen Fabrik in Dukovä bei B r ü n n» dessen 64jährige Gattin Blank« und die 32jährige Toch­ter Martha. Die Familie wurde ins Krankenhaus überführt, auf dem Transport starb jedoch Frau Pollitzer. Ihr Gatte und die Tochter Diartha er­langten zwar das Bewußtsein wieder. Hoch bestehl keine Hoffnung auf ihre Rettung. AuS den im Zimmer aufgefundenen Briefen geht hervor, daß ,die Familie aus Furcht vorder tödli­chen Krankheit desVatersdie Ver­zweiflungstat beging. Auto mit 20 Arbeitern abgestürzt Mailand  . Bei Pistoja stürzte ein mit Schot­ter beladener Autolastivagen etwa 200 Meter tief in einen Abgrund. Auf dem Auto befanden sich etwa 20 Arbeiter, die von ihren Arbeitsplätzen heimkehrten. Einigen gelang es, sich im Augen­blick des Unglücks durch Abspringen in Sicherheit zu bringen. Die meisten wurden aber mit dem Fahrzeug in die Tiefe gerissen. Drei Arbeiter wurden auf der Stelle getötet, 13 wurden ver­letzt, davon vier so schwer, daß an ihrem Aufkom­men gezweifelt wird. Große Brandstiftungen bei Iglau Jglau. In der Gemeinde Ebersdorf bei Iglau   wurden in zwei Tagen drei Brände gelegt. In der Nacht auf Donnerstag brannte ein Häus­leranwesen bis auf die Grundmauern nieder und am Donnerstag nachmittags wurde von Kindern ein unbekannter Mann aus einer Scheune ver­trieben, aus der unmittelbar darauf Flammen emporschlugen. Durch rechtzeitiges Eingreifen der Feuerwehren konnte der Brand aber gelöscht werden. Die ganze Nacht hindurch durchstreiften Feuerwehrwachen die Gemeinde. Freitag nach­mittags brach aber in derselben Scheune, wo das Feuer am Donnerstag gelöscht werden konnte, wiederum ein Brand aus, der sich, von einem starken Wind und der Sonnenglut unterstützt, bald auf vier Anwesen sowie auf Deputathäuschen ausbreitete. Auch diese wurden meist bis auf die Grundmauern zerstört, da die Einwohner auf den Feldern arbeiteten. Die Glut war so stark, daß dadurch selbst Maschinen vernichtet wurden, die aus den brennenden Wirtschaftsgebäuden gerettet und ziemlich weit fortgeschafft worden waren. Die tschechische und die deutsche Schule konnten von den neun herbeigeeilten Feuerwehren gerettet werden. An der Brandstelle traf auch eine Ab­teilung des Infanterie-Regiments Nr. 24 aus Altenberg   ein. Der Brandstifter, der in die Wälder geflohen ist, wird von der Gendarmerie und der Bevöllerung verfolgt. Bonze« im Speck! Aus dem soeben erschie­nenen Jahresbericht derDeutschen Ar­beitsfront-Bank" kann man ersehen, wie sehr der braune Eigennutz den Gemeinnutz erschlägt! Die Bilanz ergibt, daß die Gehälter der B o r st a n d s m i t g l i e d e r der Ley- Bank von je 26.000 Mark auf je 92.000 Mark erhöht worden sind. Zum Ausgleich sind aller­dings die L ö h n e der deutschen   Arbeiter so be­trächtlich gesenkt worden, daß die bei,den Vor­standsmitgliedern gemachten Mehrspesen mehr als ausgeglichen sind. Jedenfalls ergibt sich hieraus mit aller Klarheit, daß derDeutsche Sozialismus" an der Arbeit ist...! Der Jahresbericht über die Tätigkeit deö Völkerbundes. Der Generalsekretär des Völker­bundes sandte den Negierungen der Mitglieder­staaten den ersten Teil seines Tätigkeitsberichtes vom Zeitpunkte der lehtvergangenen Sitzung im September 1934 bis zum 25 Mai l. I., an wel­chem Tage die 86. Tagung des Bölkerbundrates beendet wurde. Der Bericht des Generalsekretärs des Völkerbundes prüft insbesondere folgende Fragen: bie. Regelung der Erzeugung und des HandelsmitWaffen und Kriegsmaterial, den Konflikt zwischen Bolivien   und Paraguay,  ! diejugoslawis cheBc sch werde gegen Ungarn  , den italienisch-«bessinischen Kon­flikt, die Beschwerde der französischen   Regierung gegen die deutsche Regierung in Angelegenheit der deutschen A u f r ü st u n g, das Plebiszit im Saargebiet, den allgemeinen Minder­heitenschutz, die Sklaverei, Clearingabkom­men, Hygiene auf dem Lande u. a. Der zweite Teil des Tätigkeitsberichtes des Völkerbundes wird im September erscheinen. Die amerikanische   Fliegerin Laura Jngalls hat einen neuen Rekord im Transkon­tinentalflug ohne Zwischenlandung aus eine Entfernung von 3000 Meilen ausgestellt. Die Fliegerin legte diese Strecke in 18 Stunden und 20 Minuten zurück. Sie startete um 5.31 Uhr in New Aork und landete um 19.51 in Burbank  . Die bisherige Rekordinhaberin war die.-Fliegerin Ameria Earhart. Das japanische Erdbeben. Den letzten Nach­richten zufolge sind bei dem Erdbeben in Schisuoko nur neun Personen getötet worden. 101 Perso­nen wurden verletzt und 500 Häuser vernichtet. ' Die Drvisen-Prozeffe. Bor dem Berliner  Schöffengericht begann gestern der Prozeß gegen den P.a ter Ernst V o r a g e aus Köln   wegen Devisenvergehens. Es ist der vierte zur Verhand­lung kommende Fall der, Devisenstrafverfahren gegen einige kathüNsche Orden. Vorage ist Mit­glied des Vinzcntiner-Ordens, der auch im Aus­lande, besonders in Belgien  , über mehrere Nie­derlassungen verfügt. 133 Opfer der Typhusepidemie Nom. Die Agenzia Stefan? meldet: Die Erkrankungen an typhusartigem Fieber betrugen in der Zeit vom 3. bis 9. Juli 1992, darunter verliefen 72 tödlich. Die Gesamtzahl der Fälle belief sich in der Zeit vom 1. Juni bis 9. Juli auf 3144, worunter 133 Erkrankungen tödlich verliefen. Nach einer Erllärung des Gesundheitsamtes hat es den Anschein, als habe die Epidemie nun­mehr ihren Höhepunkt überschritten. Die amtllchrn Ziehungsliste» über die am 1. August d. I. stattfindende Ziehung der Staats­lose zur Unterstützung der Bautätigkeit wer­den von der Direktion der Staatsschuld in Prag   III, Malostranske näm. 2, ausgegeben und können bei der­selben gegen Einsendung von 1 Xc per Stück und 20 Heller des Portobetrages(Drucksache) durch die Post bezogen werden. Dort stich zu demselben Preise auch die Ziehungslisten der vorigen Ziehungen sowie auch die neue Restantenliste(für die Jahre 1922 bis 1934)znm Preise von 3 Kc und 40 Heller des Porto­betrages(Drucksache) zu bekommen. Die Bestellun­gen können bereits jetzt erfolgen. Die amtlichen Ziehungslisten werden ausnahmslos nur gegen Vor­einsendung des entsprechenden Betrages abgescndet werden. Der Betrag kann mitBianco-Erlagschein", wlcher bei jedem Postamte um 5 Heller erhältlich ist, emgesendet werden. Auf dem Erlagscheine ist an dem Weißen Rande des mittleren Teiles oberhalb des DruckesErlagschein" die Kontonummer 37.792*62, sowie auch kurz, was zu senden ist, z. B.Ziehungs­liste vom 1. Feber", anzuführen. Die Adresse mutz deutlich und leserlich geschrieben sein. Authentisch ist mir die amtliche Ziehungsliste, wogegen die privat auSgegebenen Listen ost Fehler enthalten, die Oeffent- lichkeit unrichtig informieren und so Unannehmlich­keiten ost zur Folge haben. Andauern des schönes Wetters. Die Grenze zwischen schlechterem und kühlem Wetter im Osten und besserem und warmem im übrigen Teil des Binnenlandes verläuft noch immer über das Kar­pathengebiet der Republik  . In Frankreich   wurden Freitag nachmittags bis zu 82 Grad verzeichnet und auch bei uns erreichte die Temperatur in West­böhmen wieder nahezu 30 Grad. Dagegen hatte die Ostflowakei nach Regenschauern gleichzeitig bloß 15 bis 16 Grad. Unter dem Einflnh eines Druckhochs, dessen Kern über der Nordsee   und Skandinavien  lagert, dürfte sich die Besserung des Wetters all­mählich auch auf den Osten der Republik   aus- breiten. Wa hrfcheinliches Wetter von heute: Im Osten des Staates allmähliche Besserung und etlvas wärmer. Im übrigen Gebiet Andaucrn deS schönen Wetters, während deS Tages ziemlich warm. Wetteraussichten für Sonntag: Im ganzen schön und warm. Vom Rundfunk tapfohlmwertu aus«en Proflrammant Sonntag Prag  : Sender. L.: 7.00 Konzert aus Karlsbad  . 12.45 Mittagskonzert. 13.80 Unterhaltungsmusik. 14.15 Zur NackmittagSsiesta: Orchefterkonzert auf Schallplatte». 18.00 Deutsche Sendung: Uebertra- gung aus Franzensbad  : Kommt mit nach Franzens­ bad  , heitere Reportage. 19.00 Presse. 19.15 Popu­läres Konzert. 21.15 Konzert der tschechischen Phil­harmonie. 22.35 Schallplatten. 22.40 Deutsche Presse., Sender St.: 14.30 Deutsche   Arbeiter, fendung: Adler: Gefahren dar Jugend-Arbeitslosig­keit. 14.45 Lieder. 15.00 Aus Capeks RomanEin Alltagsleben". Brünn  : 12.15 Tanz aus der Zeit der grotzen Revolution. 17.30 Harmonikasolo. 18.00 Deutsche   Sendung: Lar und Zimmermann", komi­sche Oper von Lortzing. Mähr.-Oftra«: 9.40 Unterhaltungsmusik. Preßbnrg: 16.00 Französi­ sche   Operette. 20.45 Russisch« und Zigeunerlieder. Hecht a« der Angel Sapperlot!" staunt Bobby,woher kommst du eigentlich?"-Vom Angeln!" antwortet Rudi.Was hast du denn gean­gelt?Hechte!"Biel   gefangen?" Nicht einen einzigen!" Nach einer Pause meint Bobby: ,Wieso weitzt du dann, datz es Hechte waren?" Getreidefelder wogen im Sommerwind. Kornblumen leuchten in den Halmen. Wiesen deh­nt« sich weit. Schmale Wässerchen durchziehen den grünen Plan, von Weiden   und Erlen gesäumt. Waldgruppen verdämmern blau im Mittagsdunst der Ferne. Dörfer schimmern besonnt. Und überall riecht es nach Heu. Durch diese Landschaft fließt in zahllosen Windungen^ief und still der Fluß. An seinen Ufern sitzt an verträumten Sommertagen, wäh­rend seine Marionetten schlafen, der Puppenspieler und angefl. Pachtzins, Reisegeld, Nachtquartier und Zehrung und der Wert der gefangenen Fische rechnen sich gegensellig auf. Und als Gewinn bleibt ein andrer Wert, auf den es ankommt: es gibt kaum eine sanftere/wohltuendere Beruhigung ab­gearbeiteter Nerven, als unter grünen Zweigen am Wasser zu sitzen und auf das Spiel der Söbwimm- korkes zu achten. Sanft gleitet der kleine Stehauf flußab. Er tanjst und schaukelt auf blitzenden Wel­len. Wieder eingeholt, schmitzt er von neuem in die Flut immer dasselbe Spiel. Und die menschen­ferne Ruhe der grünumbuschten Ufer labt die Sinne. Alle Bäume neigen ihre Zweigt tief über die Flut. Eisvögel, fliegenden Edelsteinen gleich, schießen pfeilschnell durch die grüne Dämmerung. In der Nähe des Dorfes duftet das Heu am Uferhang unter lichtverzweigten Apfelbäumen. Hellgrün gefiederte Eschen, von der Sonne durch­schienen, spiegeln sich im leise ziehenden Wasser. Der Pirol flötet, der Kuckuck ruft und der Tauber girrt im Holz ruckdiruururu, ruckdiruururu. Dann wieder gleitet der Fluß durch Westes Wiesengelände. Schilf und wehende Büsche säumen seine Ufer. Auf dem Spiegel schwimmen die Duft­schalen weißer und gelber Wasserkosen. Dicke grüne Frösche lassen ihr Orax orax und Breggtggeggegg noch in die verschlafene Mittagsstille schallen. Ucber dem Schilf flattern mit leisem Knistern Hunderte bläugeflügelter Libellen, als würden fortwährend blaue Blüten in den Wind gestreut. Dort steht die Schleie in der durchsonnten Tiefe. Sie verschwin­det, wenn der Schattenstrich der Angel über das Wasser fällt. Es gibt keine sanftere Beruhigung der Ner- ven, als unter grünen Zweigen am Wasser zu sitzen und zu«Mgeln. Die Angel in der Hand ist ja nur das Mittel, in dieser Ruhe die eigene Ruhe zu finden. Die leise Spannung, mit der die Augen das Schwimmspiel der Federspule, ihr Zucken und Niedertauchen verfolgen, würzt die Ruhe und kürzt die Zeit. Friedlich wie das Wasser und auch so unaufhaltsam fließen die Stunden dahin. So sagt der Puppenspieler. Die Fische aber sterben dabei. Und beißt dann ein goldfloffiger Barsch, ein breiter Blei an, kämpft er schlagend im Wasser, rauscht er herangedrillt durch die aufgeregte Flut, schnellt er endlich gefangen im Käscher, so ist es «in Drama. Denn es ist der Kampf einer Kreatur mit dem Tode. Zwei sonnige Sommertage angelten wir. ES war ein wahres Wettangeln. Und die Fische im Wasser guckten mir zu, wie ich angelte. Bon Zeit zu Zeit frühstückte einer zum Spaß den Wurm von um sein Leben. Er schwimmt schießend davon meiner Angel weg und freute sich weiter seines Lebens. Manchmal biß sich ein kleiner, glotzender Kaulbarsch, ein niedliches Rotauge oder ein un­erfahrener Gründling aus Versehen an meinem Haken fest. Dann sah ich die großen Fische heran- schwimmen, so als ob sie sagten: Donnerwetter, Donnerwetter! Mein Ehrgeiz, einen großen Fisch zu fangen, blieb unbefriedigt, und ich kam dahinter, daß mehr zum Angeln gehört, als nur den Wurm ins Wasser zu hängen. Ich begriff, daß es etwas bedeutet, wenn der englische   Staatsmann Sir Edward Grey   in seinem ganzen Leben ein einziges Buch geschrieben hat: über die schwierige Kunst, die Forelle mit der Fliege zu fangen. Der Puppenspie­ler aber fing mit leichter Hand seine Fische. Und wenn wieder ein starker Blei an seiner Angel tanzte, schien das fast nur eine andere Art, Marionetten am Draht tanzen zu lassen. Meine winzigen Gründlinge aber hing der Puppenspieler an die Hechtgabel. Einem kleinen Fisch wird ein vierfach gedrehter Meffingdraht unter der Haut hmweggezogen. Daran sitzt der zweizackige starke Haken, anzusehen wie ein kleiner Anker, ein Todesanker dicht am Leibe des Fisch- leinS. Die ganze Vorrichtung hängt an einer festen Schnur an einer Astgabel, die an einem Uferbaum frstgebünden oder ins Erdreich gesteckt wird. Das Fischlein mit demTodeshaken am Leibe aber schnellt wetterlebend im Wasser umher und lockt den Hecht. Am Mittag hängte der Puppenspieler die erste Gabel an. Am Abend der Fluß strömte kühl und still sahen wir nach: die Schnur war an der Gabel abgewickelt und gestrafft da stand ein dunfler schlanker Schatten regungslos in der Flut: der Hecht! Der Puppenspieler zog dir I Schnur. Und nun kämpft der starke Hecht wütend die Schnur in der Hand seines Jägers gibt nach, holt heran, gibt nach, holt heran. Der Hecht hat vielleicht schon stundenlang gekämpft, denn die ganze lange Schnur wariabgerollt, ehe er, mit dein Haken im Maul, mit bösem Auge sich in sein Schicksal ergab. Nun kämpft er den letzten Kampf. Er schnellt und peitscht das Wasser. So retßt er sich den Doppelhaken immer tiefer in die Wunde. Er springt im Wasser die Schnur gibt- nach und holl wieder bei. So wird der Fisch ermattet und herangcdrillt. AuS dem Käscher schnellt er mit einem Berzweiflungssprung noch einmal klatschend in die Flut zurück. Dann liegt er im Grase. Schlank und grau. Mit starrenden Augen, mit blutenden Kiemen und sich schmerzvoll windend. Unter einem starken Schlage auf den Kopf verzückt er. So starb der Hecht in der friedsamen Kühle des Sommerabends unter einer lichtgesiederten Esche. Wir betrachteten seinen scharfgczähnken Räuberrachen» der viereckig aufklappt, wenn der Hecht auf sein Opfer stößt. Den hätten wir!" sagte der Puppenspieler. Den lassen wir uns gleich nachher schmecken. Blau mll Butter und Kren mehr wird sich im Dorf­gasthaus nicht machen lassen. Hoffentlich ist Kren aufzutreiben. Ich kenne zwölf Rezepte für Hecht. Hecht gespickt mit Kapernsauce. Oder Hecht mit Zwiebeln in Parmesankäse gebacken hm! Aber das Feinste am Hecht ist die Leber." Er schnalzte mit der Zunge. Vergnügt sang er vor sich hin:Die Leber ist von einem Hecht und nicht von einem Aale, und meinem Schneider geht es schlecht, wenn ich ihn nicht bezahle.. Dann legte er Hechtgabeln und Aalhaken fitz die Nacht. Es dunkelte schon und im Wasser sprangen die Fische. E. H.