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Freitag. Id. IM 1935
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Amerikanische   Eindrücke Bon Gerhart Seger I  
. Es ist schon banal, die Worte zu zitieren: .Wenn einer eine Reise tut, so kann er was er­zählen", und dennoch sind sie die türzeste Formu­lierung einer immer aufs neue erlebten Erfah­rung. Was man sich auch aus der umfangreichen Amerikaliteratur angelesen haben mag alles verblasst vor den ersten Eindrücken der Wirklich- leit, wenn das Schiff am Pier in New Dort an­legt und man dann New Dort verläßt. So typisch amerikanisch dem Europäer   die riesige Stadt New Dort mit ihren phantastischen Wolken- krahern auch erscheinen mag, Amerika   beginnt erst hinter New Dort. Diese Stadt, mit ihrem Gesicht dem Meere und dem alten Erdteil zugewandt, ist mehr«in amerikanischer Borort von Europa  , mit einem durchaus europäisch anmutenden Kultur­leben. Amerika   ist nicht ein Land, es ist ein Kon­tinent. Schon landschaftlich: größere Gegensätze als zwischen dem eisigen Norden und der sonnen­durchglühten Wüste von Arizona  , zwischen dem Osten mtt seinem harten Winter und dem ewigen Frühling Kaliforniens   sind kaum vorstellbar. Da­zu kommt das merkwürdige Gefühl der Weiträu­migkeit, das der Europäer empfindet, wenn er den ungeheuren Kontinent in Eisenbahn, Auto und Flugzeug durchquert; der Europäer, gewohnt, alle paar Eisenbahnstunden an eine andere LandeS- grenze zu kommen und seinen Patz borzeigen zu müssen, hat sich zu vergegenwärtigen, daß ein ein­ziger der achtundbierzig amerikanischen   Bundes­staaten, Texas  , größer ist als Deutschland  . Wenn auch der in Amerika   außerordentlich weit entwik- kclte Flugverkehr die Entfernungen beständig ver­mindert daS Gefühl der Unendlichkeit dieses Kontinentes, das so viel zu der Vorstellung von den noch immer unbegrenzten Möglichkeiten bei­trägt, bleibt bestehen. Mein Flug von New Dork nach San Francisco  (ein Göttergcschenk von einer wohlbestallten Organisation in New Dork, die mich durchaus zwei Tage vor meiner ersten kaliforni­schen Bortragsverpflichtung haben wollte und den Flug daher ermöglichte) Lauerte siebzehn Stun­den. Zur gleichen Strecke braucht- der schnellste Expreßzug noch immer drei Tage und vier Nächte; aber trotz der ungeheuren Fluggeschwindigkeit war der Eindruck von der Weite dieses maßlosen Lan­des womöglich noch stärker als während tagelan­ger Eisenbahnfahrt. Der Wechsel vom flächen Osten zum hügeligen mittleren Westen, zu den an­steigenden Rocky Mountains   und den westen Schneeflächen und hohen Steinwüsten Nevadas  , und schließlich die sanfte Landung unter den Pal­men Kaliforniens  . dieser Flug vom Ufer des Atlantischen zum Ufer des Pazifischen-Ozean war ein unvergeßliches Erlebnis. Zum Raumgefühl, das die Weite des Lan­des und die Vielfalt der Landschaft erzeugt, tritt ein anderes nicht minder ausgesprochenes Emp­finden: Amerika   ist das Land der Gegensätze. Was im alten Europa   jahrhundertelanges enges Zu­sammenleben, was kulturelle Tradition und so­ziale Ueberlieferung allmählich abgcschliffen haben, steht sich in Amerika   in unverminderter Eindeutigkeit gegenüber. Allerdings mit einer deutlichen Einschränkung nach der sozialen Seite hin: wenn man vom sozial weit zurückgebliebenen Süden absieht, spürt man in Amerika   nicht ganz so stark im öffentlichen Leben, d. h. auf der Straße und in den Restaurants, in der Eisenbahn und im Kino, den Hauptzentren des sozialen Lebens, den Gegensatz zwischen Arbeiter und Unternehmer, Angestellten und selbständigem Geschäftsmann wi: in den meisten europäischen   Ländern. Dessen­ungeachtet aber bestehen, wirtschaftlich gesehen, die krassesten Gegensätze und Unterschiede; alles in Amerika   ist ins Extreme gesteigert, der ungeheure Reichtum so gut wie die niedrigste Armut. Diese Gegensätzlichkeit macht das Leben in Amerika  , trotz aller Standardisierung, phantastisch bunt. Während sich das pckstische Leben wenigstens bis zur gegenwärtigen Zeit im wesentlichen auf dem Hintergründe der beiden ein« gesessenen Parteien abspielt, zeigt zum Beispiel das religiöse Leben eine verwirrende Fülle von Kirchen und Sekten, schießen alle Augenblicke neue Bewegungen hervor und verschwinden ebenso rasch wieder. Daher wackit auch der Amerikaner eifer­süchtig über den verfassungsmäßigen Rechten der ungehinderten Rede«, Bersammlungs-, Presse- und Organisationsfreiheit. Ein Beispiel für viele: in einer großen Stadt des Westens wurde ich von der Rundfunkstatton der größten Zeitung der Stadt, einem ziemlich konservativen Blatt«, zu einer Rundfunkrede über Dcuttchland aufgefor­dert. Als ich den Leiter des Station fragte, ob er ungefähr den Anhalt meiner Rede wissen oder gar ein Manuskript sehen wolle, fragte er maß­los erstaunt zurück:.Aber warum denn? Sie sind unser Gast und sprechen selbstverständlich, was Sie wollen!"
Millionen Einwohnern, im Lande der höchst ent­wickelten verwegensten Kapitalmachti mit ins­gesamt 22.000 an! Die amerikanische Kommu­ nistische Partei   ist ungefähr von derselben .Größe". Es gibt Ansätze zu einer dritten Par­tei, neben den Republikanern und Demokraten zu einer Arbeiter- und Bauernpartei, aber das be- schränkt sich vorläufig auf vereinzelte Staaten und fällt zahlenmäßig noch nicht ins Gewicht. Reben der festen Verwurzelung der durchschnittlichen amerikanischen   Bevölkerung in den beiden überlie­ferten Parteien, die sich trotz aller Angriffsflächen der amerikanischen   Politik beinahe unverminder­ten Einflusses auf die Wähler erfreuen, drängt sich besonders eine psychologische Tatsache als die vermutlich ausreichende Erklärung für die Ein- flußlosigkett der sozialistischen   Gedankenwelt auf: es gibt im amerikanischen   Englisch   ein Zauber­wort, das die Phantasie und den Glauben der meisten Menschen, unbeschadet selbst der schreck- ttchen wirtschaftlichen Krise, völlig gefangen nimmt, das ist die.Chance". Das Wort be­deutet in Amerika   viel mehr als in Europa  . In Europa   bedeutet cs eine gute Gelegenheit, in Amerika   ist es die unerschütterliche Zuversicht in die jedem einzelnen Menschen irgendwann einmal offenstehende Möglichkeit, sein Glück zu machen. Roch immer herrscht in Amerika   ein wenig Gold­gräberatmosphäre, wenn auch nicht im Sinn« und Grad« der verflossenen Pionierzeit und des Zuges nach dem vielversprechenden Westen, so doch im Sinne einer den Europäer abenteuerlich an­mutenden Hoffnung auf den mehr durch Glücks­umstände als durch eigene Leistung und Fähigkeit hervorgerufenen Aufstieg. Der Glaube an die geheimnisvoll im Schoße der Zukunft schlum­mernde Chance verchindert mehr als alles andere die Erkenntnis der gemeinsamen ökonomischen Lage und der daraus folgenden Gemeinsamkeit der Interessen; Lieser Glaube erhält den indivi­dualistischen Optimismus und schafft eine Lebens­einstellung, auf der natürlich keine Arbeiterbewe­gung erwachsen kann._ Erst wenn der Glaube an die Chance erschüttert ist, wenn di« Hoffnung des Einzelnen auf gerade seinen Aufstieg aus der breiten Masse der von ihrer Hände oder ihres Kopfes Arbeit Lebenden erlischt, wird die psycho­logische Bereitschaft zur Organisation, zu gemein­samem Kampfe um eine bessere Zukunft er­wachsen. III. Die wirtschaftliche Krise, die, wie alles in Amerika  , ein gigantisches Ausmaß erreiM hat, be­schleunigt freilich die Erkenntnis von der Zusam­mengehörigkeit der Arbeitenden in, einem für die amerikanische   Entwicklung der letzten' Zeit übe?« laschenden Tempo. Einstweilen aber äußert sich die durch die tiefgehende, schon sechs Jahre dauernde ökonomische Krise hervorgrrufene Er­schütterung des Glaubens an die Chance, äußert sich das wachsende Gefühl der ökonomischen Un­sicherheit in dem Zulauf zu den phantastischesten Bewegungen. Bier davon, die größten, seien flizziert: In Kalffornien ist«ine riesige Organisatton entstanden, die buchstäblich auf ein vergessenes Buch gegründet ist, auf das utopische Buch Brl- lamy's:.Mückblick aus dem Jahre Zweitausend". Diese Organisatton, die in ihrer Blütezeit im Herbst des vergangenen Jahres allein in Kalifor­ nien   960.000 zahlende Mitglieder umfaßt«, hat außerdem in ihrem Programm Elemente der auch in Europa   bekannten Gedankengänge d«r soge­nannten Technokratie, sie nennt sich ,^ltopian Society", Utopische Gesellschaft. Ihr erstes und wahrscheinlich letztes polittsches Auftreten erfolgte im letzten Herbst bei der Gouverneurswahl in Kalifornien  , wo die Demokraten dem amtieren­den, sehr reaktionären Gouverneur Merriam den linksstehenden, in Europa   gut bekannten Schrift­steller Upton Sinclair   entgegenstellten. Seine Kandidatur wurde weniger von der demo« kratsschen Partei, als von der Utopian Society  und der von ihm geschaffenen Parallelorganisation .Epic"(die Anfangsbuchstaben des Schlagwor­
tes von Sinclair ,^nd Poverty In California",, die Armut in Kalifornien   abzuschaffen)unterstützt. Aber obwohl Upton Sinclair   geschlagen wurde, hat die ihn unterstützende utopische Bewegung noch immer einen großen Zulauf. Es find verschiedene Spaltungen vorgekommen, doch besteht diese selt­same Bewegung noch und beweist durch ihre Exi­stenz die Stärke des noch verschwommenen, seiner selbst nicht bewußten, aber unzweifelhaft anti­kapitalistischen Gefühls. Eür anderer Krisenprodutt ist die von einem Arzte namens Dr. Townsend gegründete Bewegung, der allen alten Leuten je 200 Dollar monatliche Mtersrente aus öffentlichen Mitteln geben will, mit der Bestimmung, diesen Betrag aber auch bis zum letzten Cent im lausenden Mo­nat auszugeben. Die Folge ist nach Ansicht des Dr. Townsend, daß der gesamte Betrag, der den. alten Leuten aus öffentlichen Mitteln gezahlt wird, durch den Ausgabezwang wieder in die Wirtschaft zurückfließt. Daß diese Milchmädchen- vechnung ein großes Loch hat, sieht Dr. Town­send ntdk ein: wenn, so sägen di« verantwort­lichen Politiker in Amerika  , z. B. für zehn Mil­lionen alt« Leute monatlich zwei Millionen Dol- lar aus öffentlichen Mitteln hergegeben werden, so flösse zwar dieser Betrag infolge des Ausga­benzwangs wieder in die Wirtschaft, aber doch nicht aus der Wirtschaft zurück in die Staatskasse; die Summe würde für Miete, Lebensmittel, Kleidung und andere Bedürfnisse ausgegeben, aber davon erhielt der Staat doch nur«inen sehr geringen Betrag in Form von Steuern zurück, sicher nicht mehr als den zehnten Teil. Neunzig Prozent der großen Summe müßte also im zweiten Monat neu aus der Staatskasse gegeben werden, und so fort das Jahr hindurch«in« gigantische Inflation I Trotzdem hat Dr. Town­send viele Hunderttausende von Unterschriften für seinen Plan erhalten, denn auch in Amerika   ist die Zahl der Menschen recht groß, die sich von den wirtschaftlichen Gesetzen und der finanziellen Tragweite solcher Dinge keine Vorstellung machen können. Schließlich müssen in diesem Zusammenhang zwei ausgesprochen reattionäre Bewegungen er­wähnt werden: dieLeague sor social justier", Liga für soziale Gerechtigkeit, des katholischen Geistlichen C o u g h l i n, der, Pfarrer einer kleinen Gemeinde des sehr katholischen Detroit, seine Laufbahn als Rundfunkredner begann und in den letzten Monaten sich auch öffmtlich in den größten Bersammlungssälen in Cleveland  , De­ troit   und New Dork gezeigt hat. Der Inhalt sei­ner Reden ist ebenso Versihvommen wie das Pro­gramm seiner Organisation; mal unterstützt er die Bemühungen des Präsidenten Roosevelt  , dann wieder greift er ihn aufs heftigste an. Di« nach Millionen zählende Anhängerschaft seiner Liga erklärt sich offenbar nur aus dem antikapitalisti­schen Gefühl der breiten Massen, die, dumpf, hte wachsende Unsicherheit.der so lange funktionieren­den Wirtschaftsordnung spüren und nach. einem Ausweg suchen. Das gleiche gllt von derjenigen Bewegung, die wegen der Eigenschaften ihres Gründers und Führers am ehesten mtt dem hitlerdeutschen Fa- scismus verglichen werden kann, von derShare of wealth"(Teilt den Reichtum) Bewegung des Senators von Louisiana  , H u.e.v Long. Seines Zeichens Rechtsanwält, ein guter. Aber völlig gewissenloser Redner, ein smarter Beherr­scher des amerikanischen   politischen Apparates, selbstherrlicher Diktator des Staates Louisiana  , hat Huch Long eine Zeitlang unausgesetzt die öffentliche Meinung beherrscht, soweit sie sich in Rundfunk und Presse widerspiegelt. In der letz­ten Zeit ist seine Popularität wieder im Abneh­men begriffen, es hat zumindest gegenwärttg nicht den Anschein, als ob seine verwegenen Ver­sprechungen(jedem Amerikaner ein Jahresein­kommen von 6000 Dollar und Universitätserzie­hung für jedes Kind) neue Anhänger fänden. Ein gefährlicherer Reaktionär ist entschieden der amerikanische   Zeitungskönig William R. H e a r st. Er verfährt genau nach der Methode des früheren deutschnationalen ZeitungSmagna« ten Alfred Hugenberg  , der mit seiner antikommu­nistischen und antisozialistischen Hetze dem Fasciö- mus den Weg bereitet hat; auch Hearst läßt durch seine Zeitungen ununterbrochen auf die in
ir. Der stärkste Eindruck für jedermann, der mtt der Borstellungswelt europäischer. polittscher Or ­
ganisationen, besonders der modernen sozialisti­ schen   Arbeiterbewegung, nach Amerika   kommt, ist wohl daS Erstaunen über die Winzigkeit und Be­deutungslosigkeit der amerikanischen   Arbeiter­bewegung; um zunächst von der polittschen Be­wegung zu sprechen. Die Sozialistische Partei gibt ihre Mitgliedschaft in einem Land« von 126
Abtretung britischer Inseln an Amerika   als Kriegsschuldenzahluug? Der demokratische Senawr Lewis machte im amerikanischen   Senat den Vorschlag, England sollte die Bahama-Jnseln, Jamaika   und die Bermuda  -Inseln als Teilzahlung der Kriegsschulden an die Bereinigten Staaten abtreten. Nach dem Anerbieten Englands,«inen Teil von Britisch- Erhtrea an Italien   abzugeben, sei eine derartige Schuldenregelungsfrage akut geworden. Unsere Karte zeigt die Inseln, die der amerikanische   Senator tordert.
Erzwungen« Pogrom-Pause Am Dienstag nachmittag verbreitete der Nazirundfunk eine amtliche Erklärung, wonach die»Gliederungen" der Partei sich sofort der Polizei zur Verfügung gestellt hätten, alsdie Empörung über das anmaßende Ver­halten der Juden von dunklen Ele­menten für ihre staa t s f e in d l ich e n Ziele ausgenutzt" worben seien. Zusammen mit der Polizei, so hieß es weiter, haben SA und SS die Ruhe sofort wiederhergestellt; Staat und Partei würden gemeinsam die Ordnung gegen alle Störungsversuche sichern. Hier war also dieselbe SA, die auf Juden und dunkelhaarige Ausländer, einen dänischen Pressephotographen und zahlreiche Schaufensterscheiben mtt durch­schlagendem Erfolg eingehauen hatten, amtlich zur Judenschutztruppe erklärt. Einige Stunden. später hörte man aus den Nazisendern einen Befehl der SA-Gruppe(Di­ vision  ) Berlin-Brandenburg. Dadurch wurde den SA-Leuten die Beteiligung an Demonstra­tionen verboten, es wurde ihnen befohlen, bis aus weiteres nur in Uniform auszugehen und den Sturmführern wurde aufgegeben, sich durch Appelle in den Sturmlokalen von der Befolgung dieses Befehls zu iBerzeugen. Hierdurch hat die SA-Gruppenleiturig vor aller Well wieder einmal die braune Ehre derSA geret­tet indem sse ihre Beteiligung an dem Pogrom amtlich feststellte. Wenn man auch jetzt, schon wegen der Anwesenheit der bri­tischen F r o n t k ä m p f e r d e l e g ä- tion die Hetzhunde zurückpfeift, so ist damit selbstverständlich das alterprobte Mittel nicht auf­gegeben, Unmut und Empörung über Rot und Elend auf die Juden abzulenken. Soeben hat der Internationale Gewerkschafts- b u n d eine Menge Berichte aus allen Teilen Deutschlands   und den verschiedensten Industrien erhalten, die übereinstimmend von rasch zuneh­mendem Rohstoffmangel und den Anzeichen einer schweren Wirtschaftskrise Zeugnis ablegen. In vielen Fällen hat die Rohstoffnot be­reits zur Wiedereinführung d er Kurzarbeit und zu großen Entlassungen geführt.;Ohne die freundliche Hilfe gewiss er Finanz- mächte im Ausland wäre der,Zusammen­bruch der Naziwirtschaft wohl schon eingetreten. Das wissen die Macher natürlich am besten selbst und darum haben sie zur inneren Entlastung di« Judenhetze arrangiert, die jetzt nur eine kurze Unterbrechung aus taktischen Gründen' er­fahren hat.
Amerika   wirklich nicht vorhandene lrote Ge­fahr" Hinweisen, und er versucht einen künstlichen Nationalismus zu erzeugen, zu dem die ameri­ kanische   Bevölkerung ihrer.gemischten Zusam- mensetzuNg^zufÄge' Nicht' s«HA neiglbAllerdings ist es merkwürdig, daß keine der vielen Kampagnen die Hearst durch seine Presse geführt hat, einen Erfolg hatte; seine Zeitungen werden ihrer be­sonders sensationellen Aufmachung wegen viel gelesen, aber sein Polittscher Einfluß entspricht nicht im entferntesten der Auflageziffer seiner miserablen Matter. Diese Verhältnisse kön­nen sich aber bei der durch die Krise erzeugten Labttität der politischen Lage rasch ändern, und Hearst ist von allen bekannteren Amerikanern der finsterste Reaktionär. Reben diesen Bewegungen, die der Krise entwachsen sind oder die Krise für dunkle poli­tische Zwecke ausnutzen wollen, zeigt sich nun aber auch eine stetig zunehmende Wandlung in der American Federati o n o f La­bor, dem Amerikanischen Gewerkschaftsbund. Während diese auf ganz anderen Organisations­formen beruhende Gewerkschaftsbewegung, als wir es in Europa   von Gewerkschaften kennen, der Ueberlieferung von Samuel Gompers   fol­gend sich von eigenen polittschen Aktionen immer fevngehalten hat und ihre sozialen Bestrebungen durch wechselnde Zusammenarbeit mtt entweder republikanischen oder demokratischen-Abgeordneten beider Parlamente verfolgte, wirkt- die Krise immer mehr in der Richtung einer Politisierung der amerikanischen   Gewerkschaften. Besonders die Verteidigung des National Jndustry Recovery Acts, der NMA, deS Rooseveltschen Versuches einer gemäßigten Planwirtschaft mit gesetzlicher Regelung von Löhnen und Preisen, bringt die amerikanischen   Gewerkschaften in die Frontlinie deS polittschen Kampfes. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die Unterstützung der SMA den Gewerkschaften außerordentliche Vorteile ge­bracht hat; mit der verhältnismäßigen Sicherung von Arbeits- und Lohnbedingungen durch die rund 600 sogeirannten codes, d. h. die regelnden Be­stimmungen für alle Industrien und Geschäfts­zweige, haben die Gewerkschaften ihre Mitglieder- zahlen steigern und ihre Finanzen durch die Ver« meidung von Arbeitskämpfen wesentlich verbes­sern können. Deshalb sind die Gewerkschaften auch entschlossen, durch Generalstreiks die von dem rechtesten kapitalistischen   MügÄ kommenden An­griffe gegen die NRA   abzuschlagen. ... Der gewallige Kontinent Amerika  , die Ver­ einigten Staaten  » werden in dem dort üblichen gigantischen Ausmaß von der Krise heimgesucht­alles ist im Fluß, niemand vermag zu sagen, welchen Weg die Entwicklung nehmen wird, ob es Roosevelt  , einem Manne von unbändiger Energie, gelingen wird, eine neue Periode wie­derkehrender kapitalisttscher Prosperität auf der Grundlage einer halb staatlichen, halb privaten