Seite L Donnerstag, 1. August 1935 Nr. 177 Zum 7, August: Das Präludium zum Totentanz Eine zeitgemäße Betrachtung Die blutigen Schatten vom August 1914 steigen wieder auf. Das Tantalidengeschlecht der Habsburger   steht wieder vor den Toren Oester­ reichs  , bedroht wieder den Frieden der Welt. Und in Deutschland   ist wieder einFührer" erstanden, der die Menschheit, wie der Hohenzollern  herr­lichen Zeiten entgegenführen" wird. Zur rechten Zeit ist da(im Verlag Oprecht & Helbling, Zürich  ) das Buch von Theodor Wolff  : Der Krieg des Pontius Pilatus  " erschienen, das überaus anschaulich die Zurüstungen zum Toten­tanz schildert. Wir teilen das Urteil des Verfas­sers nicht und billigen nicht seine Tendenz. Theo­ dor Wolff   fordert Absolution für die menschliche und intellektuelle Unzulänglichkeit, die den Welt­krieg entfesselt hat. Die Geschichte muß diese Ab­solution verweigern. Sie muß die Verantwort­lichen für dieses ungeheuerliche Verbrechen und die staatsrechtlichen Institution en, die es ermög­lichten» ewiglich verdammen. Dennoch ist das Buch willkommen. Es geleitet in die geisterhafte Werk­stätte der Giftmischer, an deren infernalischen Trank fünfzehn Millionen Menschen eines qual­vollen Todes gestorben sind. Es war am 8. Juli 1914. Ein sommerhei­ßer Tag. Als die Wiener   ihre Morgenblätter zur Hand nahmen, lasen sie u. a. einen unansehn­lichen Bericht über eine Ministerratssitzung. Diese hatte sich nur, wie es im amtlichen Wortlaut hieß, mit den Maßnahmen beschäftigt, die in der inne­ren Verwaltung Bosniens   zu ergreifen sein wer­den". Wen interessierte das? Das Land wurde damals wie heuteautoritär" regiert, das Parla­ment war ausgeschaltet. Man konnte die Nachricht überschlagen. Denn selbst das schärfste Auge ver­mochte nicht wahrzunehmen, daß aus diesen Wor­ten das Blut von Millionen schimmerte. Was sich in dieser Ministerratssitzung in Wahrheit begab, erfuhr die gekreuzigte Menschheit erst fünf Jahre später. Neun Tage vorher war der österreichische Thronfolger und seine Frau in Sarajovo getötet worden. Als der Generaladjutant dem Kaiser Franz Josef   diese Schreckensbotschaft überbrachte, da ließ eine merkwürdige Bewegung den alten Mann erschauern. Der Thronfolger hatte das habsburgische Familiengesetz verletzt, war eine unstandesgemäße" Ehe eingegangen. Blitzende Schüsse hatten das Paar nun hinweggerafft. Kai­ ser Franz Josef   atmete erlöst auf:Der Allmäch­tige läßt sich nicht ungestraft herausfordern", flü­sterte er,eine höhere Gewalt hat wieder jene Ordnung hergestellt, die ich leider nicht erhal­ten vermochte". Und da nun ein göttliches Straf, gericht seinen Neffen und Thronfolger vernichtet, so sollte ihm unerbittlich das irdische folgen. Der eisige Greis verbot, das ermordete Paar in der Gruft der Habsburger   zu bestatten, er verweigerte ihm die letzt« kaiserliche Ehre bei seiner Grab­legung, in Nacht und Sturm wurden die Särge, fern von Wien  , auf«in Gut des Erzherzogs geschafft. Die Wiener   Diplomaten hatten sich schon «inen feinen Plan zurechtgelegt. Wäre der Für­stenmord nicht die gottgesandte Gelegenheft, Ser­ bien   zu erobern, die habsburgische Vorherrschaft auf dem Balkan   aüfzurichten? Die Monarchie siechte dahin. Vielleicht würde es in einem Blut­bad seiner Völker genesen. Drei Tage nach dem Attentat empfing Franz Josef   den deittschen Botschafter Tschirschky, der ihm das Beileid Kaiser Wilhelms überbrachte. Der Habsburger   sprach vonGefahren" auf dem Balkan  , und wieweit sie vom Kaiser Wilhelm   rich­tig erkannt werden. Tschirschky antwortete beruhi­gend:Seine Majestät könne sicher darauf bauen", daß Kaiser Wilhelm  hinter jedem festen Entschluß Oesterreich-Ungarns   stehen" würde also auch, wenn es einen Krieg vom Zaune zu bre­chen beliebe. Schon einige Tage vorher hatte er dem habsburgischen Außenminister Graf Bercht- holdnachdrücklichst" diese Unterstützung zuge­sichert, allerdings gleichzeitigvor übereilten Schritten" gewarnt. Aber als Kaiser Wilheün im Bericht seines Wiener   Botschafters von diesem Rat zur Mäßigung las, brauste er empört im Zorne auf:Wer hat ihn dazu ermächtigt?", schrieb er an den Rand des Berichtes; und weiter:Das ist aber sehr dumm l Mit den Serben muß gründlichst aufgeräumt werden, und zwar bald!" Und Tschirschky wurde angewiesen, in Wien   nur recht scharf zu machen, ihm die Waffenhilfe Deutsch­ lands   für alle Fälle, unter allen Umständen zu verbürgen. Nun schrieb der habsburgische Kaiser an den hohenzollerischen: über die Notwendigkeit einer Verkleinerung Serbiens  " und wie es sein er­lauchter Vetter damit halten würde. Diese Hand­schreiben überbrachte der österreichische Botschafter in Berlin   dem deutschen   Kaiser. Wilhelm las das Handschreiben. Sofort war sein Entschluß gefaßt. Er ermächtigte den Botschafter, seinemallergnä­digsten Herren zu melden", daß er aufdie volle Unterstützung Deutschlands  " rechnen könne. Sofort beriefen die Wiener   Staatslenker den Kronrat zusammen. Das war am 7. Juli. Der Außenminister eröffnete die Versammlung. Der Augenblick sei gekommen, sagte er,um Ser­ bien   durch eine Kraftäußerung für immer unschäd­lich zu machen". Kaiser Wilhelm   wie der Reichs­kanzler habenfür den Fall einer kriegerischen Komplikation mit Serbien   die unbedingte Unter­stützung Deutschlands   zugesichert". Gewiß, so fügte er hinzu, könne diese den Krieg mit Ruß­ land   zur Folge haben. Das müsse man halt ris­kieren. Graf Tisza widerriet. Aber er blieb allein im Chor der gräflichen Maffenmörder. Der österreichische-Ministerpräsident, Graf S t ü r g-k h,'forderteunbedingt eine kriegerische^ Auseinandersetzung mit Serbien  ", und schlug da­her vor, daß, wenn eine diplomatische Aktion gegen Serbien   eingeleifet werde,dies mit der festen Absicht geschehe, daß diese Aktton nur mit einem Kriege enden dürfe". Der Kriegs- m i n i st e r meinte sogar, den Krieg am besten ohne Kriegserklärung zu beginnen, auf alle Fälle sogleich. Alles dies spielte in der Zeit vom 28. Juni bis 8. Juli. Fünf Tage später traf der telegraphi­sche Bericht des österreichischen Beamten aus Sa­ rajevo   ein. Der Bericht stellte fest, daß dieMit- wifferschast der serbischen Regierung an der Lei­tung des Attentats oder deren Vorbereitung durch nichts erwiesen oder auch nur zu vermuien" sei. 83 Roman von Emil Vachek  ,i Deutsch   von Anna AurednKek Vielleicht hatte er nachts Sophiechen die Gurgel durchgeschnitten? Er verlor alle Selbstbeherr­schung und brüllt«:Himmelkruzi, laßt das Heu­len und sagt, warum Ihr mich mit so einer Musik geweckt habt I" Der Chor weinte aber noch lläglicher, an der Spitze die sündenbelastete Mutter Chalupa. Bein- stellcr hatte noch nie viel Menschen weinen ge­sehen.Jetzt ist's aber genug", rief er,sonst schieß' ich!" Aber, Herr Beinsteller", nahin endlich die Schwarze Kathi das Wort,ich möchte vor Ihnen am liebsten auf die Knie fallen. Ich habe nie geglaubt Gott ist mein Zeuge, daß Sie ein gewöhnlicher Dieb sind. Ich habe meiner Tochter, der Medizinerin» immer gesagt, sie kann es be­zeugen: Der Herr Beinsteller ist kein x-beliebiger Mensch, der wird's noch weit bringen so wahr ein Gott über mir ist. das hab' ich immer gesagt. Aber so etwas hab' ich Ihnen doch nicht zugetraut Nicht einmal mein Medo hat's gelvußt, der gestern bewiesen hat, daß er ein Wunderkater ist." Na, werd' ich endlich erfahren, was los ist?" schrie Beinsteller höchst ungeduldig.Wollt Ihr mich ganz verrückt machen? Das ewige Quatschen und Heulen geht einem doch auf die Nerven I" Wir wissen alles!" krähte triumphierend die Sch'varze Kathi.Ganz Prag   weiß es, die ganze Welt weiß es. Sie sind ein Held, Bein­steller." Als Deinsteller dieses Wort hörte, wurde e: kreidebleich. Die Schwarze Kathi setzte aber ihre Rede fort:Sie sind ein Held und dabei beschei­den. Zwei Tage sind Sie mit Ihrer Neuigkeit bei uns und sagen kein Wort davon. Der Tele­graph trägt aber Ihren Ruhm in die ganze Welt." Ruhm?" stotterte Beinsteller und schüttelre sein Leintuch. Wir haben es aber doch erfahren", schloß die Rednerin und war so gerührt, daß sie ihm alle Montagszeitungen an den Kopf warf. Beinsteller durchblätterte die Zeitungen. Als er seinen Namen unter dem schreienden Titel eines langmächtigen Berichtes las, wurde ihm aber übel und er mußte sich mft Hilfe der Frauen niedersetzen. Dabei rutschte das Bettuch von sei­nen Schultern und in dem unbarmherzigen Licht des strahlenden Tages wurde allen sein Buck-l sichtbar. Tie Frauen brachen gleich wieder in Tränen aus, denn der Buckel auf dem mageren Rücken des armen Alten war ein tieftrauriger An­blick, der den Frauen das Herz aus dem Leibe riß. Am meisten ergriffen war Karl. Er umschlang des Meisters Knie und biß ihn mit aller Kraft in di« Wade, um seiner Riihrung Luft zu machen. Beinsteller verstand ihn, stt»ste ihn nicht, sondern streichelte ihm die Haare. Endlich beruhigten sich alle. Frau Duffek schnitt dem Ferdl eine Haarsträhne zum Andenken ab, Frau Mariechen brachte ihm fünf hartgesot­tene Eier, Mutter Chalupa schlug vor ihm die Augen nieder und die Schwarze Kathi meinte: Das wird Ihnen gewiß viel Geld ttagen, Herr Beinsteller." Mir Geld tragen? Nicht einen Pfifferling", erwiderte Beinsteller.Ich habe zwar dabei einen Tausender bekommen, aber den habe ich der Loisis gegeben. Ich wollte nicht, daß man sagt: Er hat es aus Gewinnsucht gemacht. Und die Million, die man mir dafür geben wollte, hab' ich zurück­gewiesen." Aber du meine Güte", jammert« die Schwarze Kathi,Herr Beinsteller, trotz allem Im Gegenteil:Es bestehen vielmehr Anhalts­punkte, dies als ausgeschlossen anzusehen". Aber hie Untersuchung war überflüssig. Denn vorher war ja der Krieg schon beschlossen worden. Graf Berchtold   teilte auch dem deutschen   Bot­schafter in Wien   mit, man werde die Forderungen an Serbien  so einrichten, daß deren Annahme ausgeschlossen sei". Und der deutsche Kaiser, dem dies berichtet wurde, war damit ganz einverstan­den. Er begab sich auf eine Nordlandreise. -» Nun wurde von den habsburgischen Grafen ein Ultimatum ersonnen, das für einen souveränen Staat untragbar war. Lähmendes Entsetzen in der Welt. Keine Re­gierung glaubte, daß Serbien   die Demüttgung der ultimativen Forderung annehmen könne. Die russische   Regierung bat um eine Verlängerung der Frist; die österreichische lehnte sie schroff ab. Zur festgesetzten Stunde, am 25. Juli, kam die serbische Antwort. Und zum Erstaunen Europas   unterwarf sie sich bis auf zwei Ein­schränkungen dem habsburgischen Diktat. Selbst Kaiser Wilhelm   schrieb an den Rand der serbi­schen Note:Das ist mehr, als man erwarten konnte! Ein großer moralischer Erfolg für Wi"n; aber damit fällt jeder Kriegsgrund fort!" Und der englische   Außenminister Grey sagte:Die serbische Note übertraf in ihrer Unterwürfigkeit unsere kühnsten Hoffnungen". Mft dieser Antwort hatte die habsburgische Regierung nicht gerechnet. Aber es fehlte doch das Pünktchen über dem i. Also stellte Berchtold fest, daß die österreichischen Forderungennicht in befriedigender" Weise er­füllt worden seien und erklärte den Krieg. Rußland   mobilisierte einen Teil seiner Armee, zunächst gegen Oesterreich  . Noch war der Menschheit eine Pause vor dem großen Sterben gegönnt. Der deutsche Botschafter in Petersburg   be­sprach sich mit dem russischen   Außenminister, wie dennoch das Verhängnis aufzuhalten sei. Dieser nahm ein Stück Papier   und schrieb die folgende Formel nieder:Wenn Oesterreich anerkennt, daß sein Streit mit Serbien   den Charakter einer Frage von europäischen   Interesse angenommen hat und sich bereit erklärt, aus seinem Ultimatum die Gründe auszuscheiden, die die Souveränitäts­rechte Serbiens   antasten, so verpflichtet sich Ruß­ land  , alle militärischen Maßnahmen einzustellen." Der deutsche   Botschafter leitete den russischen Vorschlag nach Berlin   weiter. Kaiser Wilhelm  , durch seinen Unterstaatssekretär darüber unter­richtet, wies den letzten Friedensvorschlag zurück: Durch mündlichen Vortrag erledigt" schrieb jener nach der Audienz auf das Tele­gramm. erledigt!" Erledigt war-somit das Leben von fünfzehn Millionen Menschen, denn Leiber in den Schützengräben von Granaten zer­rissen, von Flammenwerfern versengt, von Gift­gasen zerfressen wurden. Die Herrschenden ge­ruhten durch einen Druck auf den Knopf die Tore der Hölle aufzureißen, die apokalyptischen Reiter über die Menschheit zu jagen. DieFührer" der Böller hatten alles reiflich erwogen; die Völker wurden nicht befragt. DieFührer" sind aber wie­der d al In Italien  , in Oesterreich   und in Deutschland  ! Und unversehens wird wieder die Pest eines neuen Weltkrieges die Menschheit würgen. Wie lange noch? Respekt da haben Sie wie ein Tepp ge­handelt." Ich hätte auch keinen Heller genommen", beteuerte Karl, der entschlossen war, in allem und jedem seinen großen Meister nachzuahmen. Na, sehen Sie; ich war schon so ein Tepp und bin auf nichts so stolz wie darauf, daß ich einmal im Leben wie ein Tepp gehandelt habe." Kaum hatte er diese stolzen Worte ausge­sprochen, als sich etwas ereignete, das das Haus Nr. 6660 völlig aus der Fassung brachte. Plötz­lich sauste in die Wüstenei ein großes blinkendes, von einem Soldaten gelenktes Automobll. Aus dem Wagen stieg«in Stabsoffizier und ließ sich in Beinstellers Wohnung führen. Er kam gerade in dem Augenblick, da Beinsteller feierlich er­klärte, ein. Tepp gewesen zu sein. Das Erscheinen des Offiziers bedeutete den Gipfelpunkt der Ver­wirrung. Die Anwesenden hörten deutlich, wie der Offizier fragte:Ist Herr Beinsteller da?" Hier bin ich", sagte Beinsteller und hüllte sich schnell wieder in das Bettuch. Der Offizier salutierte ehrerbiettg:Ich bin der Adjutant des Herrn Kriegsministers. Der Herr Minister ist beunruhigt und kann sich nicht erklären, warum Sie am Samstag nicht zu ihm zum Nachtmahl gekommen sind?" Diesen Worten folgte tiefes Schweigen. In den Augen aller Anwesenden, vor allem natür­lich des kleinen Karl, der vor Begeisterung am liebsten gestorben wäre, wuchs der bucklige Bein­steiler ins Gigantische. Der Minister hatte Ferdl zum Nachtmahl eingeladen, Ferdl hatte ihn war« t,.. lassen, und jetzt schickte der Minister den Ad­jutanten zu Ferdl. Beinsteller hüstelte und sagte:Bitte, rich­ten Sie dem Herrn Minister aus, ich lasse viel­mals für seine Besorgnis danken und es geht mir wieder gut. Aber am Samstag war mir recht mi­serabel das Herz und ich konnte nicht kom­men." Der Herr Minister möchte Sie gern eini­gen Herren vorstellen", fuhr der Adjutant fort.- Teuerung und Demagogie Unser BruderblattPrävo lidu" befaßt sich in seiner gestrigen, wie auch in der heutigen Num­mer mit den, allerdings in weiteren Kreisen beun­ruhigend wirkenden Preissteigerungen gewisser Artikel, vor allem Bedarfsgegenständen des täg­lichen Lebens. Diese Erscheinung, deren Ernst nicht verkannt sein soll, hat nun die reakttonäre Presse in ihrer Art aufgegriffen. Merktvürdigerwcise waren es gerade dieNärodni listy". das Blatt des Bank- und Kartellkapitals, das nun auf ein­mal rührende Sorge um die Konsumenten zeigt. Das Blatt bringt die Preissteigerungen mit der vor einem Jahr durchgeführten Devalvation unserer Krone in Zusammenhang, wobei es mit beträchtlich übertriebenen Ziffern operiert. In seinem gestrigen Artikel weist dasPrävo lidu" an Hand eines ausführlichen Ziffern­materials nach, daß ein diretter Zusammenhang zwischen der Abwertung unserer Krone und den in Erscheinung getretenen Preissteigerungen in keiner Weise behauptet werden kann. Die Deval­vation wirkte sich in fühlbarer Weise lediglich bei den Preisen der sogenannten konjunkturempfind­lichen Waren aus, während sowohl bei Nahrungs­mitteln, als auch bei Jndusttiearttkeln sich die Preissteigerungen in der kaum merklichen Grenze zwischen zwei bis vier Prozent bewegten. Die un­leugbare Teuerung auf dem Lebensmittelmarkt machte sich erst weit später geltend, wobei die Schaffung des Getreidemonopols in die Waag­schale fällt. Das heutigePrävo lidu" beleuchtet diese Angelegenheit vom sozialpolitischen Gesichtspunkt und setzt sich in treffender Art mit den Ausfüh­rungen derNärodni listy" auseinander. Dieses Blatt der Schwerindustrie und des Bankkapitals hat, wie erwähnt auf einmal sein soziales Gewissen entdeckt und äußert Befürchtungen darüber, daß das Lebensniveau der Lohnempfänger durch diele Preissteigerungen in Mitleidenschaft gezogen wer­den könne. DasP. L." schreibt dazu, nachdem es die übertriebene und alarmierend wirkende Auf­machung der Nachrichten derNärodni listy" an Hand einer objektiven Statistik auf das richtige Maß zurückgeführt hat: Das alles ändert nichts an der Tatsache, daß die Teuerung ob nun größer oder kleiner in böser Weise weite Bevölkerungsschichten trifit und daß daher etwas zu ihrem Schutz geschehen muß- Daß die Regierung entschlossen ist, dies zu tun, beweist der erste Schritt, der dieser Tage von den Zeitungen bekanntgegeben wurde: die Festsetzung von Maximalpreisen für Mahlprodufte. Aber das gefällt wiederum denNärodni listy" nicht, was wir begreiflich finden, denn im Hintergrund steht das Schreckgespenst der Albträume aller Kartell­herren, die von denNärodni listy" so sehr ge­schützt werden, d. h. das Schreckgespenst der gebun­denen Wirtschaft. Hißr mitst giesägk toerden, daß dieNärodni listy", wenn st« Befürchtungen für ein Sinken des Lebensstandards der Arbeitenden und Festangestellten hegen, sich doch ins eigene Lager wenden mögen an die allmächtigen Her­ren in den Zucker-, Eisen-, Zement- und anderen Kartellen, damit diese von ihrem ersprießlichen und räuberischen Preis- und Lohnsystem äblassen, dann wäre der Kampf gegen die Teuerung zu 90 Prozent gewonnen." Freundschaftsvertras Paris  . Havas meldet aus Addis Abeba  , daß dortselbs: Donnerstag ein Handels- und Freund­schaftsvertrag zwischen Schweden   und Abessinien unterzeichnet werden wird.' Falls Sie Zeit haben, werde ich Sie jetzt int Wagen unten erwarten." Alle Anwesenden waren gespannt, was der Ferdl sagen werde. Aber Beinsteller überlegte nicht eine Sekunde lang und erklärte:Das ist ein Malheur, Herr Adjutant, aber Sie müssen dem Herrn Minister ausrichten, daß ich jetzt nicht kommen kann. Ich hab' schon wieder andre Sa­chen in Arbeit und kann jetzt nicht davonlaufen. Ich werde mich bemühen, sie rasch zu erledigen, damit er nicht lange auf mich warten muß. So­bald die Geschichte fix ist, komme ich." Sie haben schon wieder etwas enthüllt, Herr Feinsteller?", fragte der Adjutant besorgt. Bevor aber Beinsteller antworten konnte, gab ein neues Ereignis den Dingen eine Wen­dung. Herr Sach und Herr Holina erschienen auf der Bildfläche, lächelten boshaft, begrüßten den Offizier und versuchten die Anwesenden im Na­men des Gesetzes aus der Stube zu jagen.Tas geht nicht, Herr Sach", sagte Beinsteller gutmü­tig.Sie müssen sich schon langsam daran ge­wöhnen, daß meine Wohnung das Quartier eines ordentlichen Menschen ist. Wenn jemand das Recht hat, hier die Leute hinauszuwerfen, dann bin ich's, und wenn jemand hinausgeworfen wird, weil er sich schlecht benimmt, dann kommen Sie als erster an die Reihe." Sprich keinen Blödsinn, Ferdl", sagte Herr Holina,man weiß alles. Zieh' dich jetzt schnell Ml, schnell, schnell, und komm' mit uns." Was hat denn das zu bedeuten?" fragte der Adjutant. Das bedeutet, Herr Major, daß Beinsteller überführt wurde, falsches Geld verbreitet zu haben." Diese Erklärung wirkte wie ein Blitz. Ich? Ein Falschmünzer?" rief Beinstel­ler, als er sich von seinem Schrecken erholt hatte. Ich hab' ja gar kein Geld." . sForttetzuno kolot.)'