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Zwei Millionen Arbeitslose in England
London. ( AR.) Nach dem amtlichen Ausweis betrug die Zahl der Arbeitslosen in England im Monat Juli 2 Millionen, was den geringsten Arbeitslosenstand während der letzten 5 Jahre bedeutet. Die größte Arbeitslofenziffer bon 2,903.065 wurde im Jänner 1933 berzeich
Samstag, 3. August 1935
Der Weltkongreß der III. Internationale
Die Lehren aus der deutschen Niederlage
Seit einer Woche tagt in Mostau, im KoTonnensaal des Gewerkschaftshauses der 7. 2 eItfongreß der kommunisti fchen Internationale, an dem Vertreter von Parteien aus 65 Ländern teilnehmen, nächste Zeit festzulegen.
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schehen wäre, die Nlichéhaften Anpöbelungen der Sozialdemokratie als ,, Lafai des Kapitalismus" und als Handlangerin des Fascismus“ usiv. fortjeßen. Uebrigens findet sich selbst in dem penn man sonst sehr bedachten Referat Pieks ken darf ein Rückfall in diese außer Kurs gesezte Terminologie der Vergangenheit, wenn Piek erklärt:
Daß man nun fauer Zentralstellen
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wenigstens an den Mos
net. Seither ist sie in ständigem Sinken begriffen, um die Strategie und Tattit der KP für die dem Bericht der Roten Fahne" Glauben schen feinen Illusionen hingeben dürfe. Wir wissen,
sische und mystische Argumente, sie ersetzte den fatholischen Pfaffen durch den keineswegs im pathischeren protestantischen und den Papst durch die Autorität Bismards, Wilhelms II. und später Hindenburgs. Von da läuft eine gerade Linie zu der allgemeinen Neigung der sudetendeutschen Kleinbürger, dem Hitlerzauber zu erliegen.
Die Frage, vor der Henlein und die Christlichsozialen stehen, ist wahrscheinlich im gegen wärtigen Stadium nicht eindeutig und abschlie izend zu beantworten. Es ist die Frage, ob unter den Sudetendeutschen, die sich bisher widerstands los gleichschalten ließen, vor allem unter den jungen Sudetendeutschen , eine Grenze der Geneigtheit besteht, mit Hitler durch dick und dünn
zu gehen. Wenn irgendwo, so liegt vorläufig diese Grenze wahrscheinlich in der Region des Glaubensfrieges. An den Judenverfolgungen nimmt man in diesen Kreisen keinen
Anstoß. Der Kampf gegen den Katholizismus aber veranlaßt vielleicht viele Henleinleute, sich vorsichtig von der Hitlerei zu distanzieren. Denn gerade die Henleinbewegung, der Kameradschaftsbund in erster Linie, hat ja geistige Ursprünge nicht nur im protestantischen Fascismus Alfred Rosenberg 3, sondern auch in dem latholischen der Walter Heinrich und ähnlicher Ständestaatler.
Da begreiflicherweise über die Verhandlun gen nur offizielle Berichte und auch diese vorläufig nur in recht zusammenfassender Form vorliegen, ist es kaum möglich, über den inneren Gehalt und den Gang der Diskussionen, die zweifellos wichtige Aufschlüsse über die politischen Erfahrungen der kommunistischen Parteien in den einzelnen Ländern gaben, zu ge winnen. Aber auch die spärlichen Berichte, die bisher vorliegen, lassen bereits die Umrisse einer neuen, aus den Erfahrungen der letzten Jahre gereiffen Konzeption erkennen, die wenn sie tatsächlich und unverwässert zur Grundlage der kommenden kommunistischen Politik wird von großer politischer Bedeutung sein kann.
Diese neue Auffassung war zum Teil schon vorweggenommen in der wichtigen Eröffnungsrede des früheren kommunistischen deutschen Reichstagsabgeordneten Wilhelm Pief, der, wie wir furz berichtet haben, die vor diesem Fo
rum höchst bedeutungsvolle Erklärung abgab,
die Kommunisten seien entschlossen, den Fascismus, den größten Feind der Arbeiter flaffe, gegebenenfalls auch gemeinsam mit den Anhängern der bürgerlichen Demokratie bis zum Aeußersten zu bekämpfen. Wo der Parlamentarismus und die demokratischen Freiheiten bestehen geblieben seien, dort habe das Proletariat wenigstens noch eine Chance seine Klaffenintereffen offen, zu verteidigen und diese Chance müffe gewahrt werden.
In engstem Zusammenhang mit diesen allgemein politischen Feststellungen gab dann Biek die außenpolitisch wichtige Erklärung
Bangt man in der SdP davor, die vielen bewußten und gläubigen Katholiken, die am 19. Mai für Henlein gestimmt haben, durch betonte Gutheißung der Streicher- Rosenberg- Göringschen Stampagne gegen den Katholizismus vor den Kopf zu stoßen, so sind die Christlichsozia- ab. I en umgekehrt in der üblen Lage, nicht zu wissen, vie weit ihre Leute noch eine Stellungnahme gegen Hitler vertragen. Hier ist eben, wie schon ausgeführt, alles unübersichtlich und ungeklärt. Es ergibt sich der widersinnige Zustand, daß Hil genreiner nicht wagt, die Katholikenverfol= gung beim wahren Namen zu nennen, und daß in der nazistischen Henleinpartei heftige interne Diskussionen darüber stattfinden, ob man nicht energisch und offen von dem Neuheidentum ab= rüden sollte.
Daß unter erlogenen Vorwänden katholisch Priester, Ordensleute und Intellektuelle verhaftet, prozessiert und eingefertert werden, daß man in blasphemischer Weise die religiösen Gefühle der Katholiken verletzt, sie zwingen will, Hitler eine Art religiöser Verehrung zu zollen wie vor fast 2000 Jahren den römischen Kaisern, das läßt sich jedenfalls schwer verheimlichen. Es ist die erste Tat des Hitlersystems, die von den Sudeten deutschen kritisch gewertet, überhaupt diskutiert wird. Sie schafft Verlegenheiten für das gleich geschaltete Bürgertum. Die Entividlung der Auseinanderseßung genau zu verfolgen, aus ihr die
entsprechenden Nubanwendungen zu ziehen, ist jebenfalls eine attuelle und wichtige Aufgabe
für uns.
Die Hühnersteige
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Ja, er ist ein so guter Kerl und nimmt
sich eines jeden an."
„ Ja, das ist richtig, aber du ivarst ihm be sonders am Herzen gelegen, mein goldenes Sophiechen."
Frau Petricet", bat Sophie,„ ich glaube...
der Kommunismus werde zusammen mit je nen Völfern, die der bourgeoisen Demokratie treu geblieben sind, für die Erhaltung der
Demokratie fämpfen und wenn der deutsche Fascismus die Unabhängigkeit der kleinen Nationen angreife, seien die Kommunisten be= reit, ihn bis zum äußersten zu bekämpfen, wenn notwendig auch zusammen mit den Anhängern der bürgerlichen Demokratie.
Tie oft gestellte müßige Frage, ob diese entscheidenden Feststellungen, die ohne Ziveifel in diesem Punkt eine vollständige Bending der bis vor furzem geltenden kommunistischen Taftit bedeuten ,,, nur" von außenpolitischen Bedürfnissen der Sowjetunion diktiert seien oder auf neue und gründlichere Erkenntnis der politischen Situation
der Weltarbeiterklasse zurückzuführen sind, tritt vollkommen in den Hintergrund gegen die viel entscheidendere Frage, ob es der Mosfauer Zentralorganisation gelingen wird, diese Erkenntnisse auch wirklich zur lebendigen Grundlage der kommunistischen Politik in den einzelnen Ländern zu machen. Denn man fann nicht gleichzeitig mit vollem Recht
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der demo
fratischen Bourgeoisie die Unterstützung in jedem innen und außenpolitischen Kampf gegen den Fascismus anbieten und dabei, als ob nichts ge
" Jesus Maria, Ferdinand, hast du uns er schredi", rief Frau Petricek. Kannst du nicht
flopfen, du Grobian?"
"
„ Ich habe mir die ganzen Knöchel abgeschla gen, aber Ihr wart so ineinander verbissen, daß Ihr nichts gehört habt. Da zog ich den Koffer vor die Tür und horchte. Und da Ihr immer weiter
füßtet, bin ich hereinspaziert. Ich hoffe, daß für mich auch noch etwas übriggeblieben ist."
„ Natürlich ist etwas für dich übriggeblieben,
du alter Gauner", sagte die Petricek und gab ihn drei Küsse, die er sich mit Vergnügen gefallen ließ, denn sie rochen nach Sophiechen.
.Da das erledigt ist, könnt ihr euch hier niedersetzen, Kinder", meinte Frau Petricet.„ Der
serbl kann etwas erzählen, ehe ich etwas zum Was soll ich erzählen?" zierte sich Beinstel „ Das ist schade", sagte die. Petricel traurig, ler.„ Mit dem Erzählen ist es vorbei. Heute muß
ich weiß... Sie haben recht, aber ich muß mich Snabbern bringe." erst daran gewöhnen."
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"
der man Zeitungen lesen, wenn man etivas erfahren will....
,, aber ich kann dir's nicht übelnehmen Ferdl ist keine Schönheit. Er verdreht den Frauen nicht den Kopf. Du mußt warten, bis du ihn mit andern Augen siehst."
" So war's nicht gemeint, Frau Petricet. Ich
„ Herr Beinsteller", begann Sophie, aber die Petricef brachte sie mit einem vielfagenden Zivinkern zum Schweigen und ergriff selbst das Wort.
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., Die Schwäche der Arbeiterklasse, herborge rufen durch die Spaltung und den Verrat der Sozialdemokratie, gab der deutschen Bourgeoisie die Möglichkeit, die Schwankungen des Kleinbürgertums und der Bauernschaft auszunüben und diese Schichten zeitweilig ins Lager der Bourgeoisie hinüberzu ziehen. Die Frage, ob die werftätigen Massen Deutschlands die fascistische Katastrophe hätten abwenden können, muß mit Ja beantwortet werden. Aber dazu hätte die Arbeiterklaffe die revolutionäre Einheitsfront herstellen und die fonterrevolutionäre Einheitsfront der Sozialde mokratie mit der Bourgeoisie sprengen müſſen.
bietet gewiß reichlich Stoff für sachliche Kritik Die Politik der deutschen Sozialdemokratie und Selbstkritik, an der es auch aus den Reihen unserer deutschen Genossen nicht mangelt. Es ist auch zweifellos richtig, daß die deutsche Satastrophe bei Einigkeit der deutschen Arbeiterklasse 34 verhindern gewesen wäre.
Aber daß diese Einheit nicht bestand und selbst in kritischeſter Situation nicht zustande kommen konnte, dafür trug die KPD die größere Verantwortung wie die SPD , was in sogar aus den selbstkritischen Referaten des eben tagenden Moskauer Kongresses hervorgeht.
Die alte Methode, der Sozialdemokratie alle
bemüht ist, diesen Irrtum in der Gegenwart und Zukunft zu vermeiden, bewies das Referat Ca chins über die politische Lage in Frankreich . Im Zusammenhang mit sei nem Bericht über die Erfolge der Zusammenarbeit der beiden proletarischen Parteien in Frankreich wies er ausdrücklich warnend darauf hin, daß man sich über die ,, Bedeutungslosigkeit" und Schwäche" das Fascismus in seinem Lande was der Fascismus bedeutet" erflärte er, wit werden uns gegen ihn mit allen Arbeitern, mil den demokratischen Kräften des Kleinbürger- und Bauerntums und wenn es sein muß mit dem Teufel verbünde n." Für wie ernst er die Lage in Frankreich hält, ging daraus hervor, daß er ausdrücklich erklärte, man rechne damit, daß der Winter in Frankreich außerordent lich ernste Ereignisse, die die höchste Wachsamkeit der Arbeiterschaft erfordern, bringen werde.
Ueber den prinzipiellen Inhalt der übrigen Debattereferate ist bisher wenig zu erfahren. e
offiziellen Berichte erschöpfen sich meist in de: tigkeit in den einzelnen Ländern. Besonders in Wiedergabe der praktischen kommunistischen T teressant sind darunter die Berichte des öster reichischen Delegierten Dobler, der über bewegung zahlenmäßige Angaben machte. In die praktischen Erfolge der dortigen Einheitsfront Wien seien 16.000 Menschen in der illegale Bewegung organisiert, 135 illegale Zeitungen er schienen in einer Auflage von monatlich 160.000 Exemplaren.
Auch das Referat des tschechoslowaki schen Vertreters SI án sty betonte die bis her für den ganzen Kongreß typische Erkenntnis der Bedeutung der Erhaltung des demokratischen Kampfbodens. Er erflärte:
„ Der kommunistischen Partei ist es nicht gleichgültig, ob in der Tschechoslowakei die Vertre ter der offen fascistischen Diktatur zur Macht ge langen oder ob die bürgerliche Demokratic besteht, bei welcher dem Proletariat gewisse demokratische Rechte zur Führung des Klassenkampfes gegen die Bourgeoisie erhalten bleiben."
Berantwortung aufzupelzen, ist also in diesem Zusammenhang mindest recht unzeitgemäß, wäh rend die Behauptung von der Kontrerevolutio nären Einheitsfront der Sozialdemokratie mit der Bourgeoisie" wieder eines jener öden Besten sich diese wichtige Erkenntnis tatsächlich zum Man wird abwarten, ob unsere Kommuni schimpfungsclichées darstellt, die sich im gleichen Leitsaz ihrer Politik machen, wodurch sie sich ges Atem mit einem berechtigten Hilfsangebot an die wiß große Verdienste um die Unterstützung des demokratische Bourgeoisie aller Länder sehr un- Stampfes der Arbeiterschaft in diesem Lande er
passend ausnimmt.
habe,
werben könnten.
fann
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Besonders flar wird dies aus einet anderen Stelle des Referates, die, mindestens ebenso beUeberhaupt wird es nach diesem Kongreß soweit man seine Linie bisher überblicken deutungsvoll wie die oben zitierte, in der Weltpresse verhältnismäßig wenig Beachtung gefundie entscheidende Frage sein, ob es der den hat. Pief stellt nämlich fest, daß man erkannt. Internationale gelingen wird, die gleiche Ela stizität, die gleiche Bereitschaft zum Lernen aus daß die Unterschätzung der fascistischen Ge- tung besteht, auch in den einzelnen Geftionen früheren Irrtümern, die in der Zentralleis fahr in Deutschland ein verhängnisvoller durchzusehen. Fehler gewesen sei, ebenso aber die allzuober flächliche Diagnostizierung des Fascismus, dort, wo er gar nicht eristierte.
In Kürze
In
Tatsächlich hat sich der Jrrtum, der die bürgerliche Klassen herschaft in der Demokratie vom Fascismus faum Baris. Gegen die Noiverordnung der Regies unterschied und dadurch in einem großen Teil rung haben auch am Donnerstag in ganz Frankreich des Proletariats den Eindruck erweckte, als sei pieder Massenversammlungen stattgefunden. die Erhaltung der bürgerlichen Demokratie Paris demonstrierten 20.000 Arbeiter. wertlos", weil ja bürgerliche Demokratie und dascismus, ohnehin nicht so sehr verschieden" Bentral- Pressebüros Oga Nikolajevič, der in MillKlagenfurt. Der Redakteur feien, ebenso bitter gerächt, wie manche andere statt zu einem Erholungsurlaub eingetroffen war, ist von der österreichischen Behörde ausgewiesen worden.
Irrtümer..
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" Du, zum Beispiel denn du hast gewiß an dich gedacht, als du von dem Kerl sprachst, der feinen Schuß Pulver wert ist jahrelang fönnte man die Zeitung lesen, deiner Heldentat möchte aber nichts darin stehen. Geh zum Kudud mit der Zeitung!"
bon
Beinsteller rückte nur verlegen auf seinem
Stuhl hin und her, schluckte seine heiße Suppe, sagte aber nicht, was man von ihm hören wollte.
„ Na siehst du, jetzt hat's dir die Rede ver schlagen", sagte Fanni.„ Quatsch nicht mehr und fang' die Geschichte vom andern Ende an."
" Ich schweig' ja", sagte Beinsteller, dessen Stehle wie zugeschnürt war.
Frau Petricet zerquetschte Sophie unter dem Tisch beinahe den Fuß. Als sie sich an Beinstellers unglücklichem Gesicht sattgesehen hatte, jagte jie plöblich:" Warte, Ferdlich erinnere mich jest, daß ich heute wirklich die Zeitung gelesen habe..." Beinsteller strahlte und blickte Fanni erivartungsvoll an.
" Ich hab' auch deinen Namen darin gelesen und Sophie auf das Gedrudte aufmerksam gemacht. Sehen Sie, Frau Petricet", hat die So
des Belgrader
sagte die Petricet... Die Frauenzimmer sind schon ,, Daran mußt du dich gewöhnen, Ferdi", einmal solche Ludern, sie quälen besonders gern jemanden, den sie lieb haben."
,, Lieb haben!" brabelte Beinsteller. ,, er hat mich lieb?"
die
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Ohren in dich verliebt. Na, Mädel, jag' ,, Wir beide, Ferdl; wir sind beide bis über Ferdt, und sie ist dein. Siehst du es denn nicht? etwas... sie heult... die hast du dir erobert, Schau dir sie doch au mein Gott, seid ihr beide ungeschickt. Man muß euch zueinander treiben.. Jeßt erst wagte Beinsteller, die Augen z phiechen?" flehte er... Träume ich nicht den schöns Sophie zu erheben... Jit es wahr, Fräulein So ſten Traum meines Lebens? Bin ich es wirflidy ich alter, budliger Mann, den Sie so auszeid nen?" Mit bebender Stimme fuhr er fort:„ Mich armen Bettler haben Sie lieb, Fräulein Sophie chen, dem acht Kronen in der Tasche geblieben tricet ungeduldig auf. Was hast du vor einer sind?" Jezt hörst du's. Sophie," fuhr die Pe Weile gejagt?" Aber Sophiechen vermochte nicht ein Wort zu
ivollte sagen, ich muß mich daran gewöhnen, daß Wer hat denn Zeit, Zeitungen zu lesen, Ferdi? phie gesagt,„ man soll sich auf niemanden verlas sprechen, selbst wenn sich's um ihr Seelenheil ges mich jemand wirklich lieb hat. Sie wissen ja, was Ich mußte Wäsche herrichten und Sophie war zu font nie, mer, versprochen, ein braver Mensch zu werden, und jetzt steht er schon wieder in der Zeitung. Lesen Sie es nicht, ich will mir die Laune nicht verderben."
ich gestern erlebt habe. Aber die andern Augen, bie richtigen Augen, die sehen, daß Herr Beinsteller der Beste aller Menschen ist, die hab' ich schon lange.
Uebrigens- bin ich ja auch keine Schönheit", jezte Sophie dann noch hinzu.
Die Geliebte des alten Diebes war so gerührt, daß sie nicht sprechen konnte. Sie breitete nur die Arme aus und die ehrbare Jungfer So
mußt du mich auch duzen, Mädel."
Hause."
„ Sie lesen auch feine Zeitung?" fragte Beins steller voller Bedauern.
Wo sollte ich die Zeit dazu hernehmen?" log Sophie munter. Ich lese nur die Gerichtsverhandlungen und die lokalen Nachrichten, und auch die nicht immer."
Beinsteller zog bei der Nennung der Gerichtsverhandlungen die Stirn in Falten. Dann
" Ist das wahr, Fräulein Sophie?" fragte Beinsteller fummervoll. " Sophie meinte eben, Temperament ist Tem perament", fiel ihm die Petricek ins. Wort. Das ist stärker als alle guten Vorsätze." Jetzt sah Beinsteller so verzweifelt aus, daß
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alles war nur ein Scherz. Wir wissen alles ganz Prag weiß alles, Herr Beinsteller..." Aber jetzt versagte ihre Stimme.
handelt hätte. Jeßt blieb Frau Betricet, nichts andres übrig, als energisch einzugreifen.
Sie trat zu Sophie, hob deren Sinn, und nach die in ftrahlender Liebe und Ergebenheit auf ihn einer Sekunde blickte Beinsteller in zwei Augen, gerichtet waren. Da war's ihm, als lebte det Traum wieder auf, der ihn im Gefängnis so auf geregt hatte. Er vernahm jubeinden Posaunen Er fant zu Boden, Sophie zu Füßen, umschlang flang. Sein Kinn zitterte, seine Beine schlotterten.
phie sank ihr an die Brust. Als sie fertig waren, aber rief er freudig:„ Sie lesen Lokalnachrichten, Sophie es nicht länger ertragen konnte. Herr fie und weinte, wie er beim Tode seiner Mutter einander zu küssen, rief Frau Petricet:„ Jest Fräulein Sophiechen? Da erfährt man manches- Beinsteller", sagte sie ,,, feien Sie nicht böse, aber geweint hatte. Dann neigte sich Sophie zu ihm mal luftige Sachen, die kaum zu glauben sind. Man kennt zum Beispiel einen Menschen und denkt von ihm: Der Kerl ist keinen Schuß Pulver wert. Aber eines Tages nimmt man die Lokalnachrichten in die Hand und darin steht, daß der Lump ein Heldenstückchen vollbracht hat."
„ Mit Freuden, Fanni", sagte Sophie und gab der Petricef einen festen Kuß.
„ Das lag' ich mir gefallen", ließ sich eine Stimme bei der Tür vernehmen. Es war Beinsteller.
Beinsteller hatte indessen seine Fassung wie
dergeivonnen.
., Sie wußten es und haben mich so gequält!"
nieder und die Köpfe der beiden berührten sich. Frau Petricet, die Liebste des alten Diebes, legte schluchzend:" Ich segne euch, ihr beiden Dum nun ihre Hände auf diese beiden Köpfe und sagte merchen im Namen aller guten Menschen auf Erden." ( Fortjehung folgt.).