Nr. 179 Samstag, 3. 1935 Sette 3 Wahrheit und Diehtung am die„Brünner Einheitsfront" In der letzten Zeit versucht die kommunistische Presse, die Brünner Organisation der Deut schen sozialdemokratischen Arbeiterpartei als einen Außenseiter der Reichspartei in der Frage der Einheitsfront der marxistischen Parteien dieses Staates darzustellen und sie als Schrittmacher für die Kampfbereitschaft der sudetendeut- fchen Arbeiterschaft gegen die Beschlüsse des Brünner Parteitages der Deutschen Sozialdemokratie auszuwerten. Anlaß dazu sind ihr die Verhandlungen, die von sämtlichen Brünner marxistischen Parteien über die B i l d u n g einer Arbeitsgemeinschaft im Brünner Rathause gepflogen wurden und die, das sei an die Spitze gestellt, niemals den Rahmen kommunalpolitischer Fragen überschritten. Alle Seitenhiebc, die sich die kommunistische Presse in den letzten Wochen und Tagen mit Bezug auf die Ereignisse in Brünn gegen unsere Rcichspartei wegen ihres einstimmig gefaßten Ablehnungsbe- schlusscs des kommunistischen Einheitsfrontange- boteS, hinter den sich wie die Delegierten der Brünner Organisation so auch die ganze Organisation gestellt hat, leistet, find daher gegenstandslos und um so schärfer zu verurteilen, als sie dazu führen können, die Brünner Verhandlungen über rein kommunalpolitische Fragen und nur über dies« zu erschweren. Denn sämtliche politischen Folgerungen, die die kommunistische und mit chr auch die bürgerliche Presse an diese Berhandlungen knüpft, entbehren schon deswegen jeder Grundlage, weil die Brünner Organisation der D.S.?'.P. sich an die Beschlüsse des Brünner Parteitages unbedingt gebunden fühlt und Verhandlungen zwecks Bildung der politischen Einheitsfront der marxistischen Parteien ohne einen solchen Beschluß der Rrichspartrilritung niemals führen will«nd wird. Es ist aber notwendigf darzustellen, waS in Brünn nun wirklich geschehen ist: Das Ergebnis der Gemeindewahlen vom 26. Mai d. I. gab einigen Brünner tschechischen Parteien willkommene Gelegenheit, das bisherige System im Brünner Rathause ändern und einer anderen Rathausmehrheit Eingang schaffen zu wollen. In dieser gespannten Atmosphäre traten die Kommunisten an die beiden sozialdemokratischen Parteien und die nationalsozialistische Partei mit dem Angebot heran, einen sozialistischen Block in der Brünner Gemeinde zu bilden, um so den Einfluß der Werktätigen Schichten im Brünner Rathaus zu erhalten und zu sichern. Dieses Angebot wurde auch von den sozialdemokratischen Parteien ausgenommen. Zu den ersten Vorverhandlungen entsandten jedoch die tschechischen Nationalsozialisten keine Vertreter, fo daß über Antrag der tschechischen Sozialdemokraten ein m a r x i st i s ch e r Block für das Brünner Rathaus, bestehend aus den Kommunisten und den tschechischen und deutschen Sozialdemokraten gebildet wurde, der sich die Aufgabe stellte, auf Grund eines gemeinsam auszuarbeitenden Minimalprogramms in allen Fragen der Brünner Gemeindepolitik gemeinsam vorzugehen. Dieses Minimalprogramm wurde auch von einem Redaktionskomitee, in dem diese drei Parteien des mar xistischen RathauSblockcS vertreten waren, ausgearbeitet und steht gegenwärtig zur Diskussion. Neber die Beratungen dieses Programms sind die Berhandlungen nicht hinauSgeraten. Eie sollen im geeigneten Momente fortgesetzt werden, aber auch dann nicht mehr«nd nicht weniger als die Fragen der Brünner Ge- meindrpolitik zum Gegenstand haben. Die Berhandlungen über die Bildung einer sozialistischen, bzw. marxistischen Arbeitsgemeinschaft im Brünner Rathaus find daher— und das sei ein- für allemal festgehalten— nichts anderes alS der Versuch, sämtliche Parteien, die sich die Wahrung der Interessen der Brünner werktätigen Bevölkerung zur Aufgabe gesetzt haben, auf der Basis gemeinsamer Kommunalpolitik zu einigen, um so den Forderungen der Brünner arbeitenden und arbeitslosen Bevölkerung größeren Nachdruck verleihen zu können, wobei sich die Kommunisten—»nd auch das mutz hier frstgrhalten werden— bereit erklärten, ihre bisherige unbedingte oppositionelle Taktik in der Brünner Gemeinde aufzugeben«nd hier mit den anderen sozialistischen Parteien aktivistische Politik zu betreiben. Das und nichts anderes ist das Ergebnis der bisherigen Brünner Verhandlungen zwischen den Brünner marxistischen Parteien. Damit weicht auch die Brünner Organisation der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei keinen Fußbreit von' de.« Beschlüssen des Brünner Parteitages ab und sie-lehnt unbedingt und mit aller Entschiedenheit alle Versuche ab, von welcher Seite sie auch kommen mögen, eine Differenz zwischen ihr und der Reichspartei in der Frage der Einheitsfront zu konstruieren. Sie steht nach wie vor unverbrüchlich hinter diesen Beschlüssen und verwahrt sich dagegen, durch die kommunistische Presse irgend» welche politische Folgerungen aus den Verhandlungen über kommunalpolitische Fragen ziehen zu lassen. Korrespondent der„Baseler Nachrichten** aus Deutschland ausgewiesen Wie das»Prager Tagblatt" aus Berlin meldet, wurde der Korrespondent der„Baseler Nachrichten", Ernst Klein , aus Deutschland ausgewiesen. Zur Regelung seiner Angelegenheiten wurde ihm eine Frist von fünf Tagen eingeräumt. Ernst Klein , der sowohl als Journalist als auch als Schriftsteller einen Namen hat, ist Jude und war deswegen das Ziel heftiger Angriffe der nationalsozialistischen Presse in Deutschland . Auf Umwegen hatte man den„Baseler Nachrichteu" zu verstehen gegeben. Laß man das Verbot der Zeitung im Reiche zurücknehme, wenn an Stelle Kleins ein anderer Korrespondent nach Berlin komme. Trotzdem die Zeitung vor dem Verbot in Deutschland 60.000 Exemplare absetzte, wurde das Anerbieten abgelehnt. Daraufhin bat man nunmehr mit der Ausweisung des Journalisten geantwortet. Erster Vg. N. N. ein .'il-Hitler! D- Teiler (Stampiglie). Dieser Brief wurde aber nicht in Pirna aufgegeben, sondern wie der Poststempel zeigt, in Einsiedl diesseits der Grenze, wo auch die Adresse geschrieben und die Kuvertierung vorgcnommen wurde. Diese Tatsache, daß die Zuschrift der Deutschen Arbeitsfront in der Tschechoslowakei zur Post befördert wurde und auch hier erst in den Briefumschlag gegeben wurde, zwingt zur Annahme, daß die Deutsche Arbeitsfront in der Tschechoslowakei eine oder mehrere Filialen hat, die ihre Geschäfte, die offensichtlich nicht im Interesse der Arbeiter liegen, besorgen. Dagegen aber müßte man wohl mit aller Entschiedenheit Stellung nehmen. Die andauernde Trockenheit hat auch Heuer wieder schwere Schäden in einigen landwirtschaftlichen Gebieten Wcstböhmens angerichtet. Wenn diese auch keineswegs h^n Umfang vom Vorjahre ännehmcn(es wurden nur einzelne Bezirke betroffen) und die Gesamtgetreideernte im Staatsgebiete Heuer einen bedeutend höheren Ertrag abwirft, so ist doch in den betroffenen Gebieten durch die teilweise Vernichtung des zweiten Futterschnittes und der Hackfrüchte(Futterrüben, Kartoffeln) der Ertrag erheblich vermindert worden. Der Ernteausfall bei diesen Früchten wird in manchen Gegenden auf 60 bis 80 Prozent geschätzt. Davon sind die Kleinlandwirte am ärgsten betroffen worden. Der größere Besitzer erzeugt vorwiegend Getreide, sein Schaden am Futterbau wird durch die erhöhten Preise des Getreidemonopols wettgemacht. Der Kleinbauer, besonders in den westböhmischen Gebieten, aber ist in erster Linie Viehzüchter. Er verkauft wenig Getreide und ist überwiegend auf den Futterbau angewiesen. Gedeiht dieser nicht, so kommt seine ganze Landwirtschaft liche Existenz in Gefahr. So ist es auch in einigen westböhmischen Bezirken der Fall. Der Zentralverband der deutschen Kleinbauern und Häusler hat sich daher mit folgender Eingabe an das Landwirtschaftsministerium gewendet: Die ungewöhnlich langanhaltende Trockenheit hat auch in diesem Jahre wieder«ine Reih« landwirtschaftlicher Gebiet« schwer geschädigt. In Betracht kommen in erster Linie die westböhmischen Bezirk« Saaz , Podersam, Reudek, Elbogen , Eger, Luditz und einige Teile der an diese angrenzenden Bezirk«. Am ärgsten betroffen ist im" Gesamtausmaß der Bezirk S a a z, wo bereits behördlich festgestellt wurde, daß bei Roggen ein 60proz«ntiger, bei Gerste und Hafer ein 80» bis SOprozentiger Ausfall in der Ernte zu verzeichnen sst, nebst schweren Schäden im Futterbau. Der zweite Futterschnitt fällt in allen aufgezählten Bezirken weg, ebenso ist der Kartoffel- und Futterrübenbau zum großen Teil vernichtet. Dies« Umstände treffen aber inSbesandere di« Kleinbauern»ad Häusler dieser Gebiete sehr schwer, da st« verwiegend auf di« Viehzucht, als» auf den Futtenmbau und weniger auf den Getreideanbau au- grwiesen find und durch die Schädigung der Sommerungen auch ungenügend Futtergrteeide baue«. Hiezu kemmt noch die Preiserhöhung des Futtergetreides und der Kraftfuttermittel infolge der Msno- pelbewirffchaftung, f» daß es den meisten Kleinland wirten nicht möglich ist, mfelgr ihrer mißlichen finanziellen Lage«nd der geringe« Aussicht auf anderweitige Einnahme«, ihre« Bedarf durch Zukauf zu decken. Diese Umstände machen es dringend notwendig, daß seitens der zuständigen Regierungsstellen unverzüglich Unterstützungsmaßnahmen ergriffen w—Sen, damit den Keinen Viehzüchtern in diesen Gebieten der ohnedies durch die vorjährig« Mißernte schon erheblich eingeschrumpfte Viehstand erhalten bleibt. Als solche Maßnahmen schlägt di« gefertigte Fachvereini gung der deutschen Kleinbauern und Häusler vor: 1. Beistellung von billigem Futter getreidr durch die Monopolgesrllschast. 2. Beistellung von ordentlich verwendbarem Saatgut für die Härtst- und FrühjahrS- ansagt. 3. Veistcllimg van Waldstre» aus Pen zu- nächstliegenden Staats-»nd Privatferste«. 4. Gewährung der sOprezentigen Frachtermäßigung bei Bezug von Saatgut, Futter- und Streumittrln. 5. Gewährung der Steuerbegünstigungen wir im Vorjahre für das Notstandsgebiet< Tteuerstundung, Ermäßigung«nd Ab- schveibnng). 6. Eventuelle Beistellung einersinanziel- len Unterstützung durch die Regierung, wenn die Mittel M Elementarschadenfonds nicht znreichea. 7. Ermöglichung deS Bezuges von R a t«- ralunlrrstützungen durch dir Kvnfum- ve reine. 8. Zuziehung von Vertretern der»rganisierteu Kleinbauern«nd Häusler zu den Otts-«nd Be- ziriskemmiffionen, die den Schade« erhebe»»nd über eine etwaig« Unterstützung entscheiden. Mit Rücksicht auf die große Notlage in diesen Gebieten, die ihre Verschärfung dadurch findet, daß nahezu sämtliche Meinbauern und Häusler seit Jahren in ihrem Berufe arbeitslos find und kein anderes Nebeneinkommen haben, ist ein« zureichende und be« schleunigte Hilfe dringend geboten. des Herrn Schuschnigg bemüht und seinen Kampf gegen den Fascismus nach einer Seite hin längst völlig eingestellt hat, taugt unseres Erachtens ab-| solut nicht zum Richter in politischen Dingen, bei denen mich besser und länger Eingeweihte die Fäden zwischen deuffchem und tschechischem Nationalismus nicht ganz zu entwirren vermögen. Der Versuch, eine mheimischen Fascismus an den Leib zu rücken, wird hier zur Gefahr, die Spannungen[ zu verschärfen. Vielleicht kann man auf solche, Weise ein paar.Exemplare mehr auf der Karlsbader Kurpromenade absetzen— begrüßenswerte publizistische Arbeit ist das keineswegs. Uns gellen schon die Ohren von dem Karlsbad -Prager Musikfest. Die Einleitung wurde von nicht sehr rühmenswerten Musikanten gespielt. Nun überlasse man das Fest schyn endlich den Musikern! vle Soumallsten des Henn Henlein Die Henlein -Partei will bekanntlich ab 1. Oktober in Prag ein eigenes Tagblatt herausgeben. Seit Wochen laufen nun schon die Namen derer um, die großen Wert darauf legen (oder legten), als zukünftige Hauptjournalisten Henleins genannt zu werden. Nun wird bekannt, daß die Herren Dr. Wannemacher vom „Prager Tagblatt" und Dr. S t i e f von der „Neuen Morgenpost", die angeblich zu Henlein übersiedeln wollten, eben darstuf verzichteten, dessen Blatt mitzumachen. Wenn das wahr ist» so werden sie wohl wissen, warum. Dagegen verlautet, daß der politische Redakteur der„Bo- hemia", Dr. Hans Sinkule, bereits fest von Herrn Henlein engagiert worden ist. Na, der Herr Doktor wird's dort nicht schwer haben, da er ja eine ganz gute Henlein-Schule bei der„Bo- hemia" genoß. Außer Sinkule sollen noch die Herren H ö n i g und Dr. Brand(dieser als Chefredakteur) die politische Redaktion des Hen- > lein-Tagblattes führen. in y. Hierdurch teile ich Ihnen mit, daß gegen Sie Untersuchungsverfahren betr. Ihres Ausschlusses aus der DAF, eingeleitet worden ist. Sie werden in nächster Zeit von mir hören, ob Sie weiterhin Mitglied der DAF. bleiben können. Hat die Deutsche Arbeitsfront Vertreter In der Tschechoslowakei ? Dieser Tage erhielt ein in einer Gemeinde des Schluckenacker Bezirkes ansässiger Arbeiter, der früher in Sachsen beschäftigt war, im Dezember des Vorjahres jedoch entlassen und wegen Gefährdung der Ruhe und Sicherheit aus dem Reiche ausgewiesen wurde, folgendes Schreiben von der Deutschen Arbeitsfront , Kreis Pirna, zugesandt.(Wir lassen im Interesse des betreffenden Arbeiters seinen Namen und Wohnort weg.) Di« Deutsch « ArdcitSfrent Bezirk Sachse» Kreis Pirna Pirna, den 26. 7. 35 Adolf-Hitler-Straße 28 Abteilung: Der Kreisverwalter T/S. An. Das mißtönende Musikfest beschäftigt seit gestern neuerdings etliche politische Journalisten auf deuffcher und auf tschechi - fcher Seite. Die an sich gewiß bedauerliche Ab- fage des Karlsbader Männergesangvereines, durch die die angebahnte Versöhnung wieder zerstört wurde, wird vom„Prager Tagblatt" angefangen über den„Prager Mittag" bis zum offiziellen Preßbureau und unterZugrundelegung der Enun- tior^dcr Tschechoslowakischen Sektion der Internationalen Musikgesellschaft weidlich gegen die Karlsbader ausgeschrotet, ohne daß man aber den Eindruck hätte, daß die fixen Journalisten vorerst auch die andere Seite, nämlich eben die Karlsbader, genau oder überhaupt angehört hätten. Wiederum, wie gelegentlich der Prager Generalabsage, wird manches verschwiegen oder übergangen. Laut unseren Informationen haben die Prager Gemeindevertreter» an die sich die Prager Delegierten in der Vorwoche wandten» wohl gerne eingcwilligt, daß das Karlsbader Kurorchester (über das ja die Gemeinde zu verfügen hat) am nunmehr Pjager Musikfestte mitwirke; der Stadtrat konnte aber bezüglich der Mitwirkung des Mannergesangvereines, der ihm natürlich nicht untersteht»' es nur auf sich nehmen, seinen Einftuß dahin geltend zu machen» daß die Sänger sich zu der Prager Fahrt bereit erklären. Falsch ist die„Prager-Tagblatt"- Meldung in dem einen Punkte» daß die Karlsbader Gemeinde erst einen Zuschuß von 15.000 Kronen zu bewilligen bereit war, es war von allem Anfang an nur von 10.000 Kronen die Rede. Und wenn nun die Vertreter des Gesangvereines im Hinblick darauf, daß ein großer Teil der Sänger als Saisonarbeiter die Zeit für die Mitwirkung in Prag nicht aufbringen könnten, dem Stadtrat meldeten, daß auf die Reise verzichtet werden müsse, so ist das gewiß sehr zu bedauern, aber oer politisch riechende Hinweis auf „unerwünschte Einflüsse" ist damit doch keines- wegs hinreichend gestützt. Wenn man dazu noch bemerkt, daß Generalmusikdirektor Manzer, der zugleich auch Leiter dieses Gesangvereines ist, seit Monaten das Werk, das die Karlsbader in Prag hätten aufführen sollen, einstudiert, und also sicherlich großes Interesse daran gehabt hätte, auch die Früchte dieser Arbeit zu sehen, so wird man— wenn man objektiv zu bleiben sich bemüht— zumindest vorsichtiger mit den Mutmaßungen umgehen, die jetzt wieder so reichlich gegen Karlsbad produziert werden. Wir haben sicherlich mehr Bedenken als irgendjemand bei allen Dingen, die sozusagen an die A t m o s p h ä r e Henleins streifen, aber wir halten es für durchaus schädlich, wenn man, wie es vor allem der„Prager Mittag" tut, nur einfach draufloshaut, ohne Konkretes zu wissen. Und bei dieser Gelegenheit: ein Blatt, das sich so offensichtlich um das Regime am Ziel Ein guter Rat gegen die Folgen der Hitze: stets nur leicht verdauliche Kost!— Nehmen Sie das 1007oige,reine Pflanzenfett Demonstration der völkischen Einigkeit Sieben Nazibewerber und achtzehn Abstimmungen um eine Polizeistelle Am„Trautenauer Echo" finden wir einen interessanten Bericht über eine Sitzung der Ge- i meindevertretung in Starkstadt im Bezirk Wekels- dorf. Starkstadt ist urvölkifcher Boden. Dort trägt ! man auch im Bette das Naziabzeichen. Daher ist ; hier auch sehr schwer allen recht zu tun, wenn irgendeine Enffcheidung getroffen iverden muß, an der viele interessiert, aber nur einer gewinnen kann. So war es dieser Tage bei der in der Gemeindevertretung zur Behandlung stehenden Anstellung eines Polizisten. Sieben Bewerber hatten sich für diese Stelle gemeldet, sechs von ihnen waren stramme Hsnleinmannen. Sechs liefen aber auch vor der Abstimmung zu den sozialdemokratischen Gemeindevertretern und machten gegen ihre Stammesbrüder Stimmung, einer ließ an dem andern kein gutes Haar. Aber erst die Abstimmung I selbst! Der Bürgermeister saß schwitzend auf sei- I nem Ratssessel. Er ließ abstimmen. Alle Kandidaten für den Wachmannposten erhielten Stimmen. Keiner die Mehrheit. Den einen, der kein Nazi ist, schied man der Einfachheit halber von den weiteren Abstimmungen aus. Für die andern wurde i weiter abgestimmt. Der Bürgermeister kennt die i Geschäftsordnung nicht. Er ließ die Gemcindever- , treter. achtzehnmgl ahstimmeh, dannlvurde es ihm • und den andern zu dumm., Nach der achtzehnten Abstimmung gaben sie dem, der die meisten Stimmen erhielt, die Stelle. Die andern Bewerber werden jetzt mit Recht gegen diesen Beschluß rekurrieren. Vielleicht werden sie auch den„Führer" anrufen, damit er eine neunzehnte Abstimmung von dem Volksgenossen Bürgermeister verlangt. Man muß doch die Wahlparole: Deutsch sein— heißt einig sein, wahr machen. | Nur echt mit dem Namenszug
Ausgabe
15 (3.8.1935) 179
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