Sette 4 3. August 1935 Nr. 179 3a$meuigMten Willy Post fliegt um die Welt Diesmal wirklich? San Francisko. Der Wcltfliegcr Willy Post ist in Begleitung seiner Gattin zumOhnc-Halt- Flug" nach Seattle , der ersten Etappe auf sei­nem Weltflug, gestartet. Nachwort zur Reinsdorfer Katastrophe scheinlich in die Wälder im Grenzgebiete. Der Wachtmeister HruÄa würde nach der ersten Hil­feleistung in das Werkskrankenhaus in Karvinnä gebracht und dort sofort einer Operation unter­zogen. Die Kugel von S Millimeter Kaliber, die ihm in den Kiefer unterhalb des linken Auges eingedrungen war, wurde entfernt. Wachtmeister Hruöka hat auch schwere Verbrennungen im Ge­sicht erlitten.'Wenn keine Komplikationen ein­treten, wird er gerettet loerden können. Sein Kollege alarmierte auch die Gendarmeriestatio­nen in der Umgebung und die Fahndungssta­tion in Mähr.-Ostrau, die nach dem Räuber fahnden. BiS abends konnte Rada nicht gefaßt werden. Wahrscheinlich wollte der Räuber Rada den Tod des Ränberbandenführers Parchantskh an der Gendarmerie rächen. Zum Reinsdorfer Explosionsunglück schreibt uns jetzt ein Elbschiffer tschechoslowakischer Staatszugehörigkeit: Ich hatte Gelegenheit, Ar­beiter zu sprechen, die mir über Ursache und Um­fang der Explosionskatastrophe genauere Anga­ben machen konnten. Die Zahl der tödlich und schlver Verunglückten, die wenige Stunden nach der Katastrophe in den Krankenhäusern der Nach­barschaft verstorben sind, beträgt nach den Be­hauptungen der Belegschaftsmitglieder der betrof­fenen JH.-Fabrik 160180. Die Wucht der Ex­plosion wird erkennbar durch die Tiefe und den Umfang der Trichter, die in der Nachbarschaft der Unglücksstätte in die Erde gerissen wurden. Die Umgebung der Fabrik weist zahlreiche Erdtrichter auf, in denen bequem doppelstöckige Häuser mit einer Front von 10 bis 20 Nietern Platz haben. Das Unglück ist entstanden durch den Man­gel jeglicher Alarmvorrichtung. Tie Katastrophe begann mit einem Brande in einem Fabrikflügel. Zwischen Braundausbruch und den ersten Explosionen lag eine Frist von vollen fünf Minuten. Wäre eitle Alarmvorrichtung vor­handen gewesen, so wäre diese Frist ausreichend gewesen, um die Belegschaft rechtzeitig zu war- nen und in ihrer Mehrheit aus der unmittelbaren Gefahrenzone zu entfernen. Die Zahl der tödlich und schwer Verunglückten wäre in diesem Falle unvergleichlich geringer gewesen. Es wird behauptet, daß der Brand durch er« Attentat gelegt wurde. Jedenfalls hat die Gestapo fieberhaft gearbeitet. Ungefähr 100 B e- l e g s ch a f t sMitglieder, vorwiegend Kommunisten, wurden verhaftet. Der grö­ßere Teil der Verhafteten ist nach wenigen Tagen wieder entlassen worden. Ein Gangsterstück Karvinnä. In Karvinnä schoß ein ge­fährlicher Räuber einen Gendar- meriewachtmeister an. Gegen 1 Uhr nachts klopfte jemand an die Tür der Gendär- meriestation bei der GrubeBarbara" in Kar- vinnä, wo die Gendarmeriewachtmeister Fr. Hruöka und Rudolf Vesely Dienst hatten. Auf die Frage des Wachtmeisters Hruöka erzählte der unbekannte Mann vor der Tür von einer angeb­lichen Schrechenstat in der Arbeiterkolonie, wo ein Mieter seine Frau erschlagen habe und das Mobilar demoliere, und ersuchte die Gendarme­rie, cinzuschreiten. Der Wachtmeister Hruöka er­kannte nach der Stimme des Mannes hinter der Türe, daß es sich um einen gefährlichen Räuber, den 21jährigen Josef Rada aus Karvinr^a handle, der als einziger von der Räuberbande ParchantskhS, welcher von einer Gendarmerie­patrouille vor zwei Monaten in Karvinnä er­schossen worden ist, in Freiheit geblieben' war. Wachtmeister Hruöka öffnete vorfichtig die Tür und erkannte den Räuber Rada. Dieser erzählte ivieder, was angeblich geschehen sei. Plötzlich zog er jedoch einen Revolver hervor und gab aus einem Meter Entfernung einen Schuß gegen den Wachtmeister ab. Dieser konnte noch schnell die Tür schließen und versperren und fiel sodann zu Boden. Der Räuber Rada flüchtete wahr- Mord an einem Kind Die Leiche von Ratten angenagt Tcplitz-Schönau. An einer Schüttablagerungs­stelle fanden Donnerstag Arbeiter, die dort altes Eisen und Abfälle sammelten, in einer Karton­schachtel die- Leiche eines zehn bis zwölf Monate alten Knaben. Das Kind ist zweifellos erdrosselt worden, denn es hatte einen Stoffknebcl im Mund und eine Schnur um den Hals gewunden. Die Leiche dürfte nur einige Stunden dort, gele­gen sKn, nichtsdestoweniger hatten Ratten an den Beinchen und im Gesicht des Kindes bereits ihre Spuren hinterlassen. Irrtümlicher" Pogrommord. Dies geschah in der Nacht von Montag auf Dienstag in der Nähe der Kaiser-Wilhelm-GedächtniSkirche in Berlin : In dem BierlokalSchütte" streifte der Handelsangestellte Werner Neuhaus aus Elberfeld im Vorbeigehen zufällig einen an einem der Tische sitzenden Gast. Seine höfliche Entschuldigung wurde mit dem Drohruf Warte nur, du verdammter Jude" beantivortet. Der angepöbelte Mann nahm an einem der Tische Platz, ohne sich um die Drohung vorerst ju kümmern; als aber der antisemitische Naziheld, unterstützt von seinen Zechkumpanen, immer wüstere Verwünschun­gen ausstieß und durch das ganze Lokal brüllte, manwerde es dem dreckigen Juden schoss zei­gen", erhob sich der so angeflegelte Mann und verlieb das Lokal. Der Hakenkreuzheld aber folgte ihm auf dem Fuße, überfiel ihn auf der Strabe und streckte ihn, als der Ueber- fallene sich zur Wehr setzte, mit dreiSchüs- s e n nieder. Der Verletzte st er r b nach seiner Ueberführung in das Spital ohne das Be­wußtsein erlangt zu haben. Aus seinen Doku- menten geht hervor daß er A r i e r ist... Und dies wurde über den eben geschflderten Vorfall im Dritten Reich amtlich gemeldet: j In der Nacht zum Dienstag, kurz vor 1 Uhr, wurde an der Kaiser-Wilhelm-Gedächt- niskirche vor dem Hause Budapester-Straße 66 einKriminalbeamter der Ge­heimen S t a a t s p o l i z e i, der sich im Dienst befand, aus nichtigen und unpoliti­schen Gründen tätlich angegriffen. Der 29 Jahre alte kaufmännische Angestellte Werner N. boxte den Beamten nieder und mißhandelte ihn mit Fußtritten. In der Notwehr gab der Angegriffene zwei Schüsse ab, die N. in die Brust drangen. Man brachte ihn nach dem Achenbacher Krankenhaus, wo er kurz nach sei­ner Einlieferung gestorben ist^> Sechs Todesopfer einer Petroleumexplosion. Auf einem Petroleumfeld in der Nähe der argen­tinischen Stadt R i v a d a v i a in der Provinz Chubut ereignete sich eine schwere G a s o Me­ter e x p lo s i o n bei der sechs Handwer­ker getötet tvurden. Unter den Toten befin­den sich auch zwei deutsche Arbetter. Eine Lokomotive explodiert. Unweit von Lyon explodierte Donnerstag die Lokomotive eines aus Genf nach Paris fahrenden Schnell­zuges. Der Maschinensührer und der Heizer k a- men ums Leben. Blutrausch eines Wahnsinnigen. In Nepo- ntuk bei Pilsen überfiel der 34jährige arbeits­lose Gärtnergehilfe Johann M a c e k in einem Anfall von Wahnsinn eine Arbeiterfrau und eine ihr zu Hilfe eilende Trafikantin und stach beide in die Brust. Schließlich versuchte er sich selbst durch Aufschneiden der Pulsadern umzu­bringen. Nach verzweifeltem Widerstand wurde Maöek überwältigt und in eine Irrenanstalt ge­bracht. Unerhörte Brutalität eines Feldhegrrs. In der Gemeinde A b a r i n im Kaschauer Bezirk ereignete sich eine schwere Bluttat. Als der Bauer Jan C e r b a k aus Raskovce die Ge­meinde'durchfuhr, stellte sich der Feldheger Andrej N o v a k dem Bauern' entgegen und wollte den Pferden des Cerbak die Geschirre abnehmen, weil der Bauer angeblich auf einem verbotenen Weg fuhr. Es kam zu einem Streit, in besten Ver­lauf der Heger seinen Revolver zog und den Bauern durch mehrere Schüsse niederstreckte. Cerbak starb auf dem Wege, ins Krankenhaus. Gendarmerie nahm den Feldheger in Haft. Eine neu« Jugendzeitung. Ab 15. August wird der Allgemeine Angestellten-Verband(Rei- chenberg) ein eigenes Verbandsjugendblatt her­ausgeben, unter dem TitelAngestellten-Jugend". Das neue Blatt ist dazu bestimmt, die bisherige Jugendbcilage der bisherigen Angestellten-Zeitung zu ersetzen. Durch vier Jahre hat diese Jugendbei­lage als Organ der Verbandsjugend wertvolle Dienste geleistet. Die erzieherischen Aufgaben, die die Beilage geleistet hat, werden mm in erhöhtem Maße von der neuen Zeitschrift übernommen werden. Doppelselbstmord. Am vergangenen Doimers- tag mietete das Ehepaar I., das vor einigen Tagen aus Kremsier nach Brünn gekommen war, im Hause, Eichhorngasse 118, eine Wohnung. Gestern früh wurde nun der 25jährige M. I. und seine 24jährige Gattin Franziska, mit Leuchtgas vergiftet, tot auf­gefunden. Die Beiden hatten augenscheinlich dje Wohnung nur gemietet, um darin die Verzweif­lungstat verüben zu können. Die Ursache des Dop­pelselbstmordes ist nicht bekannt. Im letzten Moment... Auf dem Orta- S e e südlich vom Monte Rosa -Gebiet brach aus einem Dampfer während der Ueberfahrt ein Brand aus. Die an den Ufern des Sees wohnende Bevölkerung eilte dem brennenden Schiff mit ihren Booten zu Hilfe und brachte die Fahrgäste und die Besatzung noch rechtzeitig in Sicherheit. Kaum waren die Leute von Bord gegangen, da ereignete sich auf dem Schiff eine schwere Ex­plosion, die das Fahrzeug vollständig z e r st L r t e. Diplomatisches Nachspiel derBremen "- Kundgebung. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat sich bei der deutschen Regierung offi­ziell wegen des Zwischenfalles entschuldigt, der sich anläßlich der Ausreise derBremen " in New Jork ereignete. Blutrache in Südafrika . Blättermeldungen aus Johannesburg zufolge verübte Mitt- lvoch abends in Thorn-Bezirk von Natal eine Gruppe junger Z u l u-K r i e g e r einen Ueber- fall auf das Dorf eines Nachbarstammes, das sie in Brand steckten. Eine Frau und ein kleines Kind kamen in den Flammen um. Eine zweite Frau wurde schwer verletzt.'Eine Polizeiabteilung ist auf dem Wege nach der Stätte des Ueberfalles. Die beiden Stämme hatten seit langem in Un­frieden gelebt. Furchtbare Hitzewelle in USA . Die anhal­tende Hitzewelle im Mittelwesten der Ver­ einigten Staaten forderte weitere 25 Todes­opfer. Die Zahl der unter der Einwirkung der hohen Temperatur Verstorbenen erhöht sich da­mit auf 125. In Nebraska sind allein 20 Menschen an Hitzschlag gestorben. Zahlreich sind auch die Hitzschläge in N e w D o r k, wo del Feuchtigkeitsgehalt der Luft nahezu unerträg­lich ist. Eine neue Touristen-Baude auf den Frrnötater Favornik wurde von der Sektton der Vereinigung Radhost " in Frenstat pod Radhoötcm erbaut. Die feierliche Eröffnung findet Sonntag, den 4, August, statt. Durch diese Baude wird den Touttsten ein neuer schöner Punkt in den Mährischen Beskiden zugäng­lich gemacht. Unfallversicherungsrentner, Achtung! Die Pro- vinzstädte werden immer häufiger von Betrügern besucht, die den Unfallversicherungsrentncrn verschie­dene unmögliche Erhöhungen ihres Renteneinkom- 'mens anbieten, wodurch sie schon bedeutende Sum­men herausgelockt haben, ohne jedoch den Rentnern zu helfen. Die Rentner mögen sich daher ausschließlich an die Standesorganisationen, d.«. an das Sekretariat der Jnvaliden-Rentner der Arbeiter­unfallversicherungsanstallen, in Prag X, Inva­lid o v n a, wenden. Fahrpreisermäßigung für Hopfenpflücker. Vom Zemsky ustredni urad prace" in Prag wird amtlich verlautbart: Antoeffungen für Hopfenpflücker für die zulässige Fahrpreisermäßigung auf den tschechoslowa- kischcn Staatsbahncn nach den Tarif 4(etwa 50 Prozent) werden zu 20 Heller für das Stück aus­schließlich in den Bezirksanstalten für unentgeltliche Arbeitsvermitt­lung verkauft. Die Partieführer(Führerin­nen) von Pflückerpartien mögen sich rechtzeitig diese Legitimationen dort besorgen. In erwähnte»' Bezirksanstalten erhalten sie auch ein Flugblatt, in welchem auch eine Belehrung über die für Hop- fenpslückcr geltenden Begünstigungen bei Bahnfahr­ten enthalten ist, nach welchen sich jene genau zu richten haben, weiter dieBedingungen" des Ar- b.eitsvertrages für die heurige Hopfenpflücke. Da sowohl die Ausfüllung als auch die vorgeschriebene Beglaubigung der Legitimationen für die Fahrpreisermäßigung die angeführten BczirkSanstal- ten besorgen, haben die Partieführer keine weiteren Gänge, als in die zuständige öffentliche ArbeitSver- unttlungsstelle. Partien, welche keine im voraus gesicherte Arbeitsstelle bei der Hopftnpflücke haben, dürfen keine Legittmationen ausgestellt werden. Wahrscheinliches Wetter SamStag: Strich­weise, und zwar besonders in den niedrigen Teilen der Republik vorübergehend unsicheres Wetter, vereinzelt Gewitter oder Schauer. Sonst im allge­meinen schön, vorwiegend trocken, ziemlich warm. WetterauSsichten für Sonntag: Größere lokale Wetterunterschiede, im allgemeine» jedoch Fortdauern des ruhigen Witterungscha­rakters. Vom Rundfunk Empfehlenswertes aus 4m Programmen! Sonntag: Prag , Sender L.: 6.30: Gymnastik, Musik- 7.00: Uebertragung aus Karlsbad . 8.30: Orgelkon­zert. 9.00: Arbeit ssendung. 9.15: Volkslie­der. 9.45: Konzert aus Brünn . 10.55: Schallplatte». 12.00: Glocken, Presse, Wetter. 12.15: BunteS Pro­gramm. 13.45: Blasmusik. 13.55: Deutsche land« wirtschaftliche Sendung. 14.10: Schallvlatten. 17.45: Schallplatten. 18.00: Deutsche Sendung aus Mähr- Ostrau . 19.00:' Deutsche Presse. Wetter. 20.1v: Konzert. 22.15: Schallplatten. 22.40: Deutsche Presse. S e n d e r S.: 14.30 bis 15.30: Deutsche Sendung: Arbeitersendung: Dr. Friedttch Posamentter: Der Geschäftsreisende im Wirtschaft!« und Rechisleben. 14.54: 15 Minuten Spannung, 15.00: Lieder. Brünn: 6.80: Frühsendung. 9.00: Arbeitssendung. 9.45: Konzert. 11.00 Ueber- tragung aus Luhaöowitz. 13.45: Deutsche Sendung- 17.30: Musik. 18.00: Deutsche Senduna. Presse. Wetter. Möhr.-Ostrau: 6-30: Frühsendung. 9.45: Konzert.11:Konzert. 13.45: Deutsche landwirtschafü- Sendung. 17.30: Die Bakulesanger. 18.00 Deutsche Sendung, Konzert. 20.10: Programm aus Prag. Preßbnrg: 6.30: Frühsendung. 10.15: Promenaden­konzert. 11.00: Konzert. 14.00 Schallplatten. 19.00: Deutsche Presse, Wetter. 20.10: Konzert: Kascha»: 6.30: Frühsendung. 11.00: Konzert. 14,00: Schall­vlatten. 20.10: Konzert. Glockrrerstratze Hart und zackig hebt sich die Glocknerwand vom stahlblauen Himmel ab. Unendlich grell glitzern die schnee- und eisbedeckten Spitzen des Fuscherkarkopfes, des Rächerin und des Sonnen- lvellecks durch die hauchdünnen Nebelschwadcn. Jahrmillionen länger als die ägyptische Sphinx in die Sandwüsten Afrikas starrt die sogenannte Sphinx der Woazkopf in die Schutt- und Feiswüsten von Kärnten . lieber den Gipfeln dieser Berge, den Alpen, liegt Schweigen, die ganz große Ruhe der Natur. Aber in den Tälern, den Pässen und blumigen Almen Enzian und Anemonen wiegen sich im Wind hyllten vor kurzem noch die Spreng­schüsse vom Bau der Älocknerstraße. Ihre Trassierung war 1924 geplant und teilweise entworfen, 1925 begonnen und im Mai 1930 fortgesetzt worden. Nach unglaublichen Mühen und Plagen wurde am 15. Juli 1931 die Strecke Fusch -Ferleiten , am 1. September 1932 die Nordrampe, am 2. Oktober die Südrampe und am 23. September 1934 die Linie Hochmäis FuscherTörlEdelweißspitze eröffnet. Nach wahren Rekordleistungen, nach unzäh­ligen Verlusten an Menschenleben wird am 3. August 1935 auch die Scheitelstrecke und damit der Gesamtverlauf dem Verkehr übergeben werden. Und die Täler, die Pässe und die Almen werden in kurzem von den Klän­gen des Kaiserliedes, dem Krachen der Salutsal­pen und den Festworten des Weihebischofs, der Landeshauptleute und der Negierungsvertreter widerhallen. Jener Herren, die die Vollendung des GlocknerstraßenbaueS als Tat deserneuerten Oesterreichs " präsentieren, die in heuchlerischen Reden wohl der Entbehrungen und Opfer geden­ken, ohne die das Werk nicht zu schaffen war und die während sie auch die bei der Feier ver­sammelten Arbeiter lobend erwähnen es verschweigen werden, daß die überwiegende Mehr­heit der 3000 fast durchwegs sozialistisch und frei­gewerkschaftlich organisierten Arbeiter, deren grandiose Leistung die Durchführung des Plans ermöglicht hat, nach vierjähriger aufreibender Tätigkeit in Gefahren, Einsamkeit und Not im Feber 1934 von der christlichen Regierung ihrer Gesinnung wegen entlassen und durchHeimwehrler ersetzt wurden und heute hungernd in ihren kleinen Hütten sitzen. Und jene Herren werden in ihren Anspra­chen ganz kurz und ganz gemessen, versteht sich . auch der Dorfbewohner und Ge­birgsbauern gedenken, die die Arbeiter und das Werk tatkrästg unterstützten, deren weit ver­streute Höfe bis hoch hinauf zur Straße reichen, deren Elend furchtbar ist und deren Flüche gegen dievon Gott gewollte Ordnung" nicht verstum­men. Denn ihnen half der Bau nicht, wie dir Regierung so oft behauptet hat. Im Gegenteil. Und auch die Preise, die sie für ihre Produkte er­hielten, blieben stets gleich gering: für einen Liter Milch 12 Groschen, für ein Ei 5 Groschen, für ein Kilo Butter 2 Schilling 60, für ein Kilo Honig 2 Schilling. Während die Preise der Waren, die sie kaufen müssen Stoff, Leder, Zucker usw. stiegen. Und die Löhne der ländlichen Handwerker immer weiter fielen. Heute ist ein Schustermeister froh, im zwölfstündigen Arbeitstag 3 Schilling und das bescheidenste Essen zu verdienen. Froh ein Bauarbeiter, nach einem sechzehnstündigen Arbeits­tag 4 Schilling und einen Schlafplatz in der Scheune zu bekommen. Und ihnen nützte auch die viel besprochen^ und noch mehr propagierteGe- birgsbauernhilfe" nicht. Denn wenn ein Talgut unter 600 Meter Höhe liegt oder im Lauf des Jahres 1934 gekauft wurde, wenn eS unter einem Viertel des Wertes oder über drei Viertel verschul­det ist, wenn der Besitzer im Vorjahre beteilt wurde oder die Gläubiger Familienmitglieder sind, die sich mit einer Reduktion der Schuldsumme um 20 Prozent nicht einverstanden erklären, dann werden selbst die Bedürftigsten von der Unter­stützung ausgeschlossen. Und ausgeschlossen werden natürlich auch all jene, die sich nichtvor­behaltlos und eindeutig" in die Reihen der Vater­ländischen Front stellen. Nach wie vor müssen also die mefften Bauern darben. Müssen sie wie das Vieh vor den Pflug gespannt gehen, weil die letzte, di« einzige Kuh, die der Häusler besitzt, doch nicht mit Feldarbeit : überanstrengt werden darf. Müssen sie ihr Leben wagen, um die Bergwiesen zu mähen, die nicht als Weideplatz verwendet werden, weil sie so ab­schüssig sind, daß man sie nur mit Steigeisen be­treten kann. Müssen sie hungern und ihre Erzeug­nisse gleichzeitig verschleudern, weil die von den Großhändlern in den Städten festgesetzten und unter allen Umständen gehaltenen Preise zu hocb sind, als daß die breite Masse der Konsumenten die wichtigen Nahrungömfttel wie Milch, Butter» Eier usw. kaufen kann. Und so werden die Worte der Festredner von aktiver Hilfe und Nächstenliebe ohne Ansehen tzpr Person nur als eine Ver­höhnung klingen. Wie Hohn iverden auch die Hupen der Wage» klingen, die sich am 1. Internationale» Glocknerrennett beteiligen. Denn diese Alpensträße wurde im Grund ja nicht aus Inter­esse an der Hebung des Fremdenverkehrs, an sport­lichen Wettbewerben oder am Reiscvcrgnüge» einiger reicher Auwmobilisten, geschweige denn a» einer friedlichen, den Personen- und Warentransit fördernden Verbindung zwischen den Provinzen Salzburg und Kärnten , bzw. Osttirol erbaut.& wurde begonnen, um den nach dem Vertrag vo» St. Germain für Oesterreich verloren gegangene» Brennerpaß zu ersetzen und in der Zeit der schwersten Krise vollendet, um den Italienern eine» zweiten, besseren Uebergang über die Alpen z» ermöglichen. Denn sie verkürzt den Fahrweg vo» Venedig nach Salzburg und damit nach Mün­ chen um mehr als 150 Kilometer. Und mög­licherweise werden die Täler, die Pässe und dir Almen einmal vom Donner der Kanonen wider­hallen. Wurden doch unlängst schon beim Fusckck Törl GebirgSgeschütze in Feuerstellung gebracht. Solche Manöver bleiben nicht immerUebungs- spiele". SolcheUebungsspiele" können eines Tages blusige Wirklichkeit werden. R. K.