«r 181 DienStag, 6. August 1935 Sette 5 Aus Empörung oder auf Bestellung? Solingen . Bisher noch unbekannte Täter -rangen in das Hitler-Jugend -Heim auf der Bürgstraße und hausten dort in unglaublicher Weise. Sämtliche Verhältniffe wurden erbrochen und Tische, Stühle, Bänke ynd anderes mehr zertrümmert. Selbst die Ehrentafel für die gefallenen Hitlerjungen siel der Zerstörung anheim. An den Wänden waren Inschriften angebracht worden, von denen eine lautet:„W i r n e hm en Rache, dieSturmschar". Auch eine im gleichen Hause befindliche S A.- Dienst st elle wurde von den Tätern heim- gesucht. Das gesamte Aktenmaterial sowie eine Larthotek hatten sie durchstöbert und dann im ganzen Raum zerstreut. Die Polizei hat eine eingehende Untersuchung eingeleitet. Stratospärenflieger abgestürzt Paris . In der Nähe von Trabant im Depar tement Seine et Oise ereignete sich Montag nachmittag ein Flugunglück, wobei einer der besten französischen Flieger ums Leben kam. Der Pilot Togno l''ar um 15 Uhr 45 mit dem für einen Stra- tcsphärenflug in Aussicht genommenen und ent- svrechend gebauten Flugzeug zur Prüfung gestartet und bald den Micken der Ausschustmitglieder entschwunden. Gegen 17 Uhr traf die Meldung ein, daß der Apparat in der Nähe von Cravent abge- stürzt sei. Der Flugzeugführer, war infolge zu grasten Mangels an Sauerstoff bewusttlos geworden und hatte die Gewalt über den Apparat verloren. Der internationale ZuckerauSschutz ist in Brüssel unter dem Vorsitz des belgischen Senators Beaudin und unter Teilnahme von Vertretern aus der Tschechoslowakei , aus Kuba , Java, Peru , Polen , Ungarn und Belgien zu seiner elften Tagung zusammengetreten. Da das Zuckerkartell Ende September normal zu Ende geht, bildet die Frage seiner Verlängerung einen der Hauptgegenstände der Konferenzverhandlungen. Ein Taifun und Wolkenbrüche Hecken in Mittel« und Nord-L u z o n schweren Schaden angerichtet. Der Verkehr ist unterbrochen und viele Städte sind von der Außenwelt abgeschnitten. Die Zahl der Todesopfer ist noch nicht bekannt, es w^:- den aber viele Personen als vermißt gemeldet.— In Cebu fielen einer Feuersbrunst 300 Wohnstätten zum Opfer, wodurch 2500 Personen obdachlos wurden. Gar nicht so Lbell Der türkische Justiz- Minister hat angeordnet, daß alle bei türkischen Gerichtsbehörden beschäftigten Frauen»korrekt angekleidetS zu sein haben. Vor allem wird-ihnen der Gebrauch von Schminke, Lippenrouge, Puder sowie das Lackieren der Fingernägel und das Tragen ondulierter Haare verboten. Eiseniahnkatastrophen. In den Vogesen hat sich am Sonntag abend ein Eisenbahnunglück ereignet. Ein von Epinal kommender Zug fuhr im Bahnhof von Neufchateau auf einen vollbesetzten Personenzug auf. 30Personen tpurden verletzt, darunter acht schwer.— Auf einem Bahnübergang bei C a m d e n wurde ein mit Farmern besetzter Lastkraftwagen von einem Bisenbahnzug erfaßt und zertrümmert. Bisher wurden fünfTote aus den Trümmern geborgen. Man befürchtet noch mehr Todesopfer. Zahlreiche Insassen wurden verletzt. Der Kanaldampfer„Prinzeß Erna", der am Samstag an der Küste von Jersey in Brand geraten war, ist am Sonntag nachmittag unter- gegangen.— An Bord des deutschen Damp - strz„Attika" soll, wie der„Matin" aus Malta erfährt, ein schweres Feuer ausgebrochen sein, ttnd auf dem britischen Dampfer„Mehil Hill" brach unweit Gibraltar Feuer aus. Die 21 Mann Besatzung sowie der Kapitän wurden von dem spa- vischen Dampfer„Campeador " gerettet. Ei« neuer Ausbruch des Azama mit starkem Aschenregen wird aus der Gegend von Karuizawa gemeldete 1 3Touristen werden vermißt. Theater i« Rußland . In Rostow wird jetzt der Bau eines neuen grasten Theaters vollendet, besten Zuschauerraum 2200 Personen fasten wird. Dar Gebäude enthält auch einen Konzertsaal für 825 Personen. Die vortrefflich ausgerüstete kombinierte drehbare Bühne von 1100 Quadratmetern bietet dem Theater weitestgehende Inszenierungsmöglichkeiten. Der Bau enthält geräumige Foyers, Säle und eine geschlossene Veranda, die in den Pheatergarten führt. Der Zuschauerraum wird durch Seiten« und Deckenöffnungen mittels 4 0 d Scheinwerfern beleuchtet, deren reflektierter Licht durch Milchglasscheiben geleitet wird. Da- lene Theater, ein architektonisch hervorragendes Bau- Merk, ist nach den Entwürfen des Akademikers Schtschuko und Professors Hilfreich erbaut worden. Wieder Schönwetter. Die Wetterlage ist gün- stig. Der Luftdruck ist nunmehr in ganz Europa über den Normalwert gestiegen und dabei ziemlich gleichförmig verteilt, so daß wieder ruhiges und allgemein schönes Wetter zu erwarten ist. Wahrscheinliches Wetter heute: Fortschreitende Besserung. I« den nördlichen Teilen der Republik meist schön und trocken, verstärkte Temperaturschwan- ning zwischen Tag und Nacht. Im Süden und Ssten des Staates strichweise noch stärkere Bewölkung ohne wesentliche Niederschläge, abnehmende Gewitterneigung, ein wenig kühler. Wetteraussichten für morgen: Im ganzen schön und un« iertags ziemlich warm. Der bekannte Austria -Spieler Matthias Rä- jemnik ist Sonntag in der Nähe von Knittelfeld in Steiermark durch Sturz vom Motorrad schwer verunglückt und kurz darauf im Knittelfelder Spital seinen Verletzungen erlegen. Zwei Arbeiterinnen getötet. In einer Verbands- stoffabrik in Kaiserslautern (Pfalz ) ereignete sich Montag früh eine Explosion. Zehn Arbeiterinnen wurden schwer verletzt, zwei sind im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen. Prag . Der 28jährige Automonteur Ferdinand R a j n i s betrieb an einer der großen Landstraßen, etliche zwanzig Kilometer von Prag entfernt, eine Reparaturwerfftätte für Kraftwagen, die ir, geradezu unbegreiflicher Weise florierte, obwohl sie bloß in einer ehemaligen Scheune untergebracht war. Sein örtlicher Konkurrent, der über ein großes, modern eingerichtetes Geschästslokal verfügte, konnte vor Neid platzen, wenn er in der unscheilckaren Be- triebrstätte des Ferdinand R/a j n i s-Tag für Tag verschiedene, oft sehr elegante Wagen, zuL Reparatur eingestellt sah. Das Rätsel wurde erst nach längerer Zeit durch einen Zufall gelöst. In einer benachbarten Stadt wurde in einem Schnittwarengeschäft ein Einbruch verübt und die Gendarmerie der ganzen Umgegend machte sich eifrig an die Nachforschungen. Ein Zufallszeuge wollte in der kritischen Nacht ein ver« dächtigesAuto mit aögeblendeten Lichtern in der Nähe des ausgeplünderten Laden? erblickt haben. Kein Wunder, daß man von diesem geheimnisvollen Auto in der ganzen Umgebung sprach. Nun fuhr eines Abends in einer Ortschaft dieses Gebietes ein hocheleganter amerikanischer" Wagen vor dem Wirtshaus vor. Ihm entstieg ein Mann, dessen Aeußeres nicht ganz zu dem luxuriösen Fahrzeug passen wollte. Sein Mantel war befleckt, sein Anzug ziemlich abgeschabt, aber sein Auftreten großartig und selbstbewußt. Er liest sich mit den versammelten Stammttschgästen in ein leutseliges Gespräch ein, wobei er nebenbei erwähnte, er sei Fa» brikant und habe diesen kostbaren Wagen soeben aus Amerika direkt bezogen. Zu jeder andern Zeit hätte er wohl eitel Bewunderung erregt, an diesem Abend aber stieß er, dank der herrschenden Autopshchose, auf Mißtrauen und einer der Gäste verständigte insgeheim die Gendarmerie. Der„Fabrikant" entpuppte sich als der Monteur Ferdinand R a j n i 4 und der prunkvolle Wagen als Eigentum eines, seiner Kunden. Räjnis tat zunächst sehr entrüstet, als er aber hörte, daß er der Teilnahme an einem schweren Einbruch verdächtigt sei, wurde er kleinlaut und legte schließlich ein Geständnis ab, welches auch das Geheimnis seiner geschäftlichen Erfolge lüftete. Rnssische Goldklumpen. In dem Goldbergwerk von Aldan wurde ein Goldklumpen im Gewicht von 2 Kilo 100 Gramm gefunden. Es ist der fünfte derartige große Goldfund, den das Bergwerk im heurigen Jahre zu verzeichnen hat. Der Sowjetflieger Judin stellte am 4. August einen neuen Weltrekord für Segelflugzeuge auf, indem er 124 Kilometer zurücklegte und dabei auf dem Flugplatz landete, von dem er gestartet war. Mit dem erwähnten Einbruch hat er freilich nichts zu tun und er konnte für die kritische Nacht ein einwandfreies Alibi nachweisen. Trotzdem erlebte die Gendarmerie an ihrem Fang keine geringe Freude. R a j n i s hat nämlich ein sonderbares Geschäft betrieben. Er ist tatsächlich ein geschickter Auwmonteur, mit dem seine Kunden sehr zufrieden waren. Besonders gefiel ihnen, daß Rajnis unglaublich billig war. Er arbeitete um die Hälfte billiger, als arcker« Werkstätten, und es blieb schwer berständlich; Wis er bet solchen Preisen auch nur das Material' bestellen- konnte. Eine- Eigentümlichkeit hatte er freilich: dringende Reparaturen nahm er grundsätzlich nicht an und für andere brauchte er doppelt so. lang, als üblich.„Ich habe sehr viele Aufträge" erklärte er im Biedermannston;„aber dafür garanttere ich für jede Reparatur. Jeder Wagen wird bei mir gründlich ausprobiert". Bei seinen billigen Preisen war kein Wunder, daß er trotzdem starken Zuspruch hatte. Die Untersuchung lüftete nun das Rätsel dieser erstaunlichen Billigkeit. Rajnis lebte nämlich gar nicht von seiner Reparaturwerkstätte, sondern von einem sehr gesetzwidrigen Erlös, den ihm die anvertrauten Wagen abwarfen. Er stand mit einigen Diebsbande.n in Verbindung und benützte die reparierten Autos dazu, um verschiedenes Diebsgut schnell zu„v e r s ch ä r f e n"(d. h. auswärtigen Hehlern und Käufern zuzustellen. Zu diesem sehr rentablen Geschäft dienten ihm die reparierten Wagen und deshalb bedang er sich auch bei seinen Kunden die lange Lieferungsfrist aus, um die Wagen entsprechend verwerten zu können. Nebenbei hat er besonders elegante Autos dazu benützt, um vertrauensselige Leute zu betrügen. Es ist ihm auch tatsächlich gelungen, einer ganzen Reihe von Leuten, die seinen Hochstapeleien glaubten, auf diese Weise Geld herauszulocken, Zechprellereien durchzuführen usw. Der„Besitz eines eleganten Wagens verschaffte ihm nur allzuleicht Kredit. Und doch erwies sich zu guter Letzt seine Spe- kulation als unrentabel, denn der Strafsenat verurteilte ihn zu acht Monaten schweren K er k e r S. rb. Japan bedroht auch die AeuBere Mongolei (AP.) Nach der Inneren ist jetzt auch die Aeußere Mongolei von Japan bedroht. Das Ultimatum von Mandschukuo, das die Zulassung von Vertretern Mandschukuos in der Hauptstadt der Aeußeren Mongolei, Ulan Bator (Urga), die Zulassung von Beobachtern des japanischen Heeres, den Bau einer Telegraphenleitung von Mandschukuo nach der Mongolei und die Zurückziehung der mongolischen Truppen aus den Grenzgebieten forderte, spricht eine deutliche Sprache. Es ist unrichtig, wie eine Agenturmeldung neulich besagte, daß die Aeußere Mon golei noch zu China gehöre. Man muß unterscheiden zwischen der Inneren Mongolei, bei der dies formal noch der Fall ist, und der Aeußeren Mongolei , die aus dem chinesischen Staatsverband längst ausfchied. Es ist aber genau so unrichtig, sie als eine Räterepublik oder einen Teil der Sowjetunion anzusprechen. Es handelt sich um eine sogenannte Volksrepublik, die gleich dem kleinen TanNu Tuwa in einem Bundesgenossenverhältnis zur USSR steht. In der Inneren Mon golei hat Japan stark Fuß gefaßt. Nun hat sich außerdem eine nationale Bewegung unter Führung des Fürsten T e h herausgebildet, die, nicht ganz ohne Unterstützung von Nanking, ein mongolisches Heer schaffen und mit dessen Hilfe die Innere und Aeußere Mongolei zu einem nationalen Staat vereinigen will. Japan hat sich aber auch schon der Einflusses über diese Bewegung bemächtigt. Denn die Mongolen sind von Japan abhängig. Ihr einziger Reichtum besteht in Vieh, das in den japanischen Konservenfabriken verarbeitet wird. Also ist alles wirtschaftlich stark auf Japan angewiesen. Vertreter des japa nischen Buddhismus und Schintoismus predigen in-er Mongolei die Befreiung Asiens von den Weißen. Die Frage der Aeußeren Mongolei , die durch Bahnbauten von Sibiren aus immer enger mit der USSR verbunden wird, ist für die Sowjets ebenso bedeutungsvoll wie für Japan . Den Sowjets kommt es darauf an, ein Gegengewicht gegen den japanischen Einfluß in der Inneren Mongolei zu haben und die Verbindung mit China nicht zu verlieren. Außerdem wurde bei einem Verlust der Positionen in der Aeußeren Mongolei die Stellung am Stillen Ozean unhaltbar werden. Japan ist verwundbar durch eine russische Luftflotte, die von Wladiwo stok in drei Stunden die japanischen Industriezentren erreichen könnte. Das wäre anders, wenn sich das Ussurigebiet mit Wladiwostok in japanischer Hand befände. Der Besitz der Mon golei würde dazu viel beitragen, denn dann könnte Japan die Sibirische Bahn und das BeöM.Yon isttzsyetz! bedrohen.. Dj^. japanischen, Militärs leugnen daher dlL Besserung der Beziehungen und verwerfen auch Hirotas Vorschlag einer entmilitarisierten Zone. Der Vorstoß nach Nordchina ist daher eine ern- ste Drohung. Line Fremdenlegion zur Unterstützung Abessiniens London. Wie aus Toronto gemeldet wird, will der schwarze Leichtathlet und frühere Weltmeister im 100-Uards-Lauf, Bastmann, eine „Fremdenlegion" für den Kaiser von Abessinien bilden. Eine Reihe von Abenteurern soll sich seiner Truppe bereits angeschloffen haben. Bastman will eine Propaganda-Rundreise durch Kanada und die Bereinigten Staaten unternehmen, um, wie er sagt, 5000 Neger und Weiße zur Unterstützung Abessiniens zu rekrutieren. Reich und schön blühen auch Ihre Blumen, wenn Ste zu ihrer Pflege Blumen-Zauberdung verwenden. 1 Paket Kd 5.60, durch die Verwaltung der„Frauen« Welt", Prag XU., Fochova tt. 62, und bei allen Kolporteuren erhältlich. Die Aeigee der größte« Ahr der Wett die für einen südafrikanischen Flugplatz bestimmt ist, um den Piloten die Möglichkeit zu geben, auch noch aus großer Höhe die Zeit abzulesen. Das Zifferblatt ist mit einem Durchmesser von 9.15 Meter um mehr als 2 Meter größer als das Zifferblatt des berühmten Londoner Big Ben . Ei« auffallend blühendes Geschäft Reparat«r«»erkstatt für— Hehlergeschafte Tischler« deck dich Von Anders Bechgrimm Der Michel wohnte in einem alten Bauernhof, den er von den Vorfahren geerbt hatte. Es ging ihm nicht gerade gut die letzten Jahre, und oft langte es nicht her und nicht hin für Weib und Kind, das Ingesinde und das Vieh. Aber er half sich immer wieder durch. Da kam Krieg und böser Mißwachs, und die Not stieg ins Ungemessene. Eines Tages erschienen fahrende Leute im Dorf. Ein Gaukler oder Hexenmeister war dabei, der hatte einen Esel, einen Tisch und einen Sack. Wenn er zu dem Esel sagte: Eslein streck dich, dann könnte der Dukaten gacken, behauptete der Hexenmeister und wenn er zu dem Tisch sprach: Tischlein deck dich, dann würden die herrlichsten Speisen auf der Platte prangen. Die Frau des Bauern hatte es der Hexenmeister angetan, wie nun einmal die Weiber sind. Ihr gefiel der braune Mann mit dem dunklen Haar und der,lauten Stimme gar wohl. Sie gab nicht eher Ruh, als bis Michel ihn ins Haus gelassen hatte. Der Gaukler versprach den Bauersleuten alles, was sie hören wollten und richtete sich häuslich ein, da er nun schon einmal da war. Der Esel lümmelte sich seiner ganzen Länge nach auf der Staatsbank in der guten Stube und band sich einen hohen Stehkragen um den langen Hals und setzte einen Zwicker auf die Nase, denn er war ein ganz ungewöhnlicher Esel. Der Gaukler ließ sich von der Frau auftragen, was Küche und Keller bot, ja das närrische Weib ging noch zu den Nachbarn, um zu borgen für den lautschreienden Fresser. Der Michel kratzte sich hinter den Ohren und meinte: Wenn das nur gut ausgehe« wird. Aber der Hexenmeister wußte ihn immer zu beruhigen, solange er den Esel und den Tisch habe, werde ihm auf Jahre hinaus kein Mangel begegnen, er solle nur mal erst vier Jahre warten, dann werde er schon sehen, was geschehe. Und er ftaß weiter und hielt schöne Reden. Da geschah ei eines Tages, daß nichts mehr im Hause war, und die Nachbarn wollten auch nicht mehr aushelsen. Der Bauer ging mit dem Hexenmeister in die gute Stube, einige Nachbarsleute, die vom Michel schon viel zu bekommen hatten, kamen hinzu, die Bauersfrau setzte den Esel auf den großen Tisch mit der grünen Decke und Michel rief: Eslein streck dicht Da gab das unanständige Tier ganz gewöhnlichen Efelsmist von sich mitten in die gute Stube hinein und schrie überdies laut und frech, so daß sich Michel vor der ganzen Nachbarschaft schämte. Di« Nachbarn gingen davon, die einen drohend, die anderen lachend. Doch Michel ließ den Mut nicht sinken. Er versuchte es mit dem Tisch. Aber das Tischlein wackelte, und erst nach langen Warten erschien am nächsten Sonntag ein mageres Suppentöpfchen darauf, darin sich der Hexenmeister und der Esel teilten, und der Hexenmeister sagte dazu salbungsvoll: Gemeinnutz geht vor Eigen« nutz. Da wurde Michel wütend und wollte den Gaukler hinauswerfen samt seinem Esel. Aber der Hexenmeister langte unter den Tisch, wo er den Sack verborgen hatte und rief: Knüppel aus dem Sackl und schon tanzte ein Gummiknüppel hervor, der den armen Michel von oben bis unten verprügelte, desgleichen das törichte Weib, die Kinder und das Gesinde. Der Hexenmeister ccker 'blieb ruhig sitzen und sagte, jetzt habe er dem Michel seine Ehre wiedergegeben und im übrigen gefalle es ihm hier ganz gut und er wolle noch dreißigtausend Jahre dableiben oder wenigstens noch zwanzigtausend, und es werde immer noch besser werden. Da seitdem erst wenige Jahre ver« gangen sind, wird der gute Michel wohl noch Geduld haben müssen, wenn er nicht einen anderen Ausweg findet.
Ausgabe
15 (6.8.1935) 181
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