Seite 4 Mittwoch, 14. August 1935 Nr. 188 47 Tage lang lebendig begraben Die wunderbare Selbstrettung eines Erdbeben-Opfers in Beludfchistan Simla. Ein Opfer der furchtbaren Erdbeben­katastrophe, die Anfang Juni in Britisch-Belud- schistan Zehntausende von Opfern forderte, konnte sich nach der unwahrscheinlich langen Frist von 47 Tagen wohlbehalten retten. Der Mann, ein kleiner Ladenbesitzer, schlief in der Nacht des Erdbebens in seinem Laden in Quetta  , als er durch die einstürzenden Häuser vollständig begraben wurde. Glücklicherweise hatte er Platz genug, um sich bewegen zu können, und er vermochte sich durch seinen Ladenvorrat an in­dischen Süßigkeiten sowie durch einen großen Ton- trug voll Wasser am Leben zu erhalten. Nachdem sich der Mann von seinem Schrecken einigermaßen erholt hatte, fing er an, sich mit Schöpflöf- Unglücks-Serie in den Tiroler Bergen Innsbruck. Auf dem Schwarzenstein in den Zillertaler Alpen   ist der Kaufmann .Jonas aus Berlin  , der seinen Urlaub in Tirol verbringt, in eine Gletscherspalte a b g e st ü r z t. Beim Sturz riß er auch seine Frau mit, die ihn.begleitete. Jonas brach das Genick und war auf der Stelle t o t. Seine Frau i st schwer verletzt. Ein anderes Unglück ereignete sich in den Stubaier Alpen  ,. wo beim Abstieg vom Habicht ein Teilnehmer einer Exkursion von 17 Theologie-Studenten, der 21jährige Peter Vas­ko n y i aus Soinbor, ohnmächtig wurde, 300 Meter tief abstürzte und sich erschlug. Auf der Z u g s p i tz e ereigneten sich in den letzten Tagen fünf ernste Unfälle, bei denen vier Touristen schwer verletzt wurden und eine Frau den Tod fand. Großer Kirchenraub in Spanien  Btadrid. Montag wurde die Kathedrale von Pamplona   ausgeraubt. Unter den geraubten Schmucksachen und Reliquien befinden sich ein arabisch-persisches Kästchen aus Elfenbein aus dem elften Jahrhundert, dessen Wert allein auf zwei Millionen Peseten veranschlagt wird, ferner die Krone einer Mutter-Gottes aus dem Jahre 1736 mit Smaragden, Rubinen und anderen Edelsteinen. Auch ein Stück der»Tunika von Jesus Christus  " ist gestohlen worden, eine von den Bewohnern von Navarre angebetete Reliquie. Der Kirchenschatz bestand im übrigen aus goldenen Kreuzen, Perlenketten, alten Münzen, goldenen Kränzen,Ringen,Filigranarbeiten usw. insgesamt aus 104 Stücken. Die Polizei ist zwei inter­nationalen Dieben auf der Spur, die vor längerer Zeit in der Gegend von Pamplona  aufgetaucht waren. Es handelt sich um einen Ame­rikaner und einen Italiener  . Man glaubt, daß die Vorbereitungen zu der Tat wenigstens zweiJahre gedauert haben. Versicherungsagenten als Brandstifter Laibach. In einem Orte in der Nähe von Laibach wurden in der letzten Zeit 14 Brände gelegt. Die Gendarmerie verhaftete drei Versi­cherungsagenten, die im Verdachte stehen, die Brände gelegt zu haben, im die Bauern zur Versi­cherung ihrer Grundbesitze zu veranlassen. Einer dir verhafteten Agenten hat bereits ein Ge- st ä n d n s s abgelegt. Mücke» gefährde« das Lebe« eines Kindes In Pilsen   ereignete sich ein nicht alltäglicher Unglücksfall. In der Schwimmschule an der Radbusa   badeten einige Kinder. Der achtjährige Otto S t u l a legte sich für einen Augenblick ab, scits, um auszuruhen und schlief dabei ein. Wäh­rend des Schlafens wurde er von einem Muckens chwarm überfallen. Als er aufwachte, war sein Körper von tausenden Mücken bedeckt. Das Kind eilte unter verzweifel­ten Rufen nach Hause. Der ganze Körper war geschwollen. Knapp vor dem Elternhause brach das Kind bewußtlos zusammen. Die Eltern schafften das Kind sofort ins Krankenhaus, wo an dem Aufkommen des Knaben gezweifelt wird. Schwerverbrecher,die entsvrungen find Bukarest  . Der berüchtigte rumänische Ban­denführer C o r d i u ist Dienstag früh aus dem Gefängnis der Stadt Botosani   geflohen. Cordiu hat die Wache dazu bewogen, mit ihm zu fliehen, um eine neue Räuberbande zu grün­den. Die Tätigkeit Cordius beschränkte sich auf die Beraubung der reichen Gutsbesitzer der nördlichen Moldau. Einen Teil der Beute verteilte er immer unter die Bauern, die ihm während seiner Streif­züge Obdach und Schutz gewährten. Bromberg  . Aus dem größten Gefängnis Westpolens, in Krone bei Bromberg  , haben in der Nacht zum Dienstag zwölfSchwerver- f e l n und einigen anderen Geräten aus seinem Laden einen Wegdurchdie Schuttmal- s e n zu graben. Mehr als anderthalb Monate benötigte er, bis es ihm endlich ge­lang, ans Tageslicht zu kommen. Beglückt berich­tete er von seinem abenteuerlichen Schicksal, doch mußte er die unangenehme Erfahrung machen, daß man seiner Erzählung keinen Glauben schenfte und ihn umgehend als einen Eindringling in die mit Stacheldrahtverhaue umgebene Stadt verhaf­tete, da man vermutete, daß er dort plündern wollte. Erst als er darauf bestand, wieder an die RuiNen seines Ladens zurückgeführt zu werden, und als er dort den von ihm gegrabenen Weg zei­gen konnte, glaubte man ihm und setzte ihn auf freien Fuß. b r e ch e r auf verwegene Art die Freiheit er­langt. Aus einem unterirdischen vom Gefängnis zur Anstaltskirche führenden Gang, an dem sie wahrscheinlich seit Monaten gearbeitet haben, konnten die Gefangenen aus dem Gefängnis luchten. Es wurde ein großer Beamtenapparat aufgeboten, um die Verbrecher wieder zu fasten. Mexiko City. Dir Jnsaffen des Stadt- gefängniffes von Tapachula(Staat Chiapas  ) meuterten Sonntag abends. Sie ermorde­ten den Gefängnisdirektor und mehrere Polizisten«nd entkamen schließlich ins Gebirge. Total verwirrt durch die Hitze, weiß die Deutsche Presse" nun überhaupt nicht mehr, wo Gott   wohnt. Und da sie sich in diesem be­dauernswerten Zustand auf die Suche nach sommerlichen Seeschlangen machte, ist es wei­ter keiner Wunder, wenn ihr folgendes zustieß: Der Tag" und derMorgen", derAbend" und derTelegraf  ", sowie dasEcho" Kulturbolschewistische Tendenzen im Wiener Journalismus". Unter diesem.Titel zitiert daS Blatt deS tschechoslowakischen Ab- geordneten Hilgenreiner mit Behagen einen ordinären Angriff des Wiener Regie­rungsblattesReichspost" gegendieTsche- choslowakische Regierung und lobt die Anpöbelung derReichspost" mit den Worten:Die Wiener Reichspost wendet sich in entschiedener Weise gegen Anbiederung und Vorwürfe desTag", einer vonPrag aus Die Wasserverhältnisse auf der Elbe   sind trostlos. Die Dampfschiffahrt wurde erst teilweise von Aussig   bis Leitmeritz  , dann bis Bodenbach  , schließlich bis Herrnskretschen und, wie vorauszu­sehen war, gänzlich bis Dresden   eingestellt. Der Reiseverkehr auf dem Wasser ruht somit vollkom­men- Auch die Frachtfahrt ist aufgelassen, da bei diesem niedrigen Wasserstand minus 115 auch kein Frachtendampfer mehr ohne Gefahr, auf Sand zu laufen, verkehren kann. Am traurigsten sind die Elbehäfen in Aussig   und Boden­ bach   anzufehen; keine Kähne werden beladen, still ist es ringsumher auf den Umladeplätzen, wo die Arme der Verladekrähne im Volksmunde Kraniche genannt ihr Arbeitslied ertönen ließen. Nur der rasch Vorwärtsschreitende Bau der neuen Brücke und die Arbeiten beim. Bau der subventionierten Linkszei- t u n g, die es der Regierung und der katholi­schen Presse zum Vorwurf macht, daß im Kampfe gegen den Nationalsozialismus zu wenig Wert auf die Bundesgenossenschaft der ehemaligen Marxisten und des Judentums ge­legt wird." Es sei hiemit festgestellt, daß die christlichsozialeDeutsche Presse", die sich in letzter Zeit als Prager   Ableger der Wiener  Fascisten  -Reichspost" fühlt, sich dazu hergibt, die schäbigesten Denunziationen des Schusch- niggregimes gegen tschechoslowakische Regie­rungsstellen zu vertreten. In ihrem Bemühen aber, sich nur ja durch eine Fleißaufgabe als Musterschüler Schuschniggs zu erweisen, ist dann derDeutschen Preste" ein kläffender Grubenhund zugelaufen. Sie fährt nämlich fort: In diesem Zusammenhänge ist es nicht un- interestant, daß der frühere Chefredakteur des Wiener MontagblattesDer Morgen", Moritz Schreier, die Leitung dieses Blattes wieder übernommen hat. Schreier war einer der fanati­schesten Feinde der bürgerlichen Welt und einer christlichen Staats- und Kulturauffassung. Aus diesem Grunde mußte er nach dem 12. Februar 1934 als Chefredakteur zurücktreten. Aehnlich zu werten sind. auchDer Telegraf" und das Echo", Zeitungen, die geschickt aufgemacht und scheinbar den Regierungskurs vertreten, in Wirklichkeit aber ausgesprochen k u l t u r* bolschewistische Tendenzen haben. ES scheint nun, daß von Seiten der katholischen Journalistik, vor allem derReichspost" gegen . diese Ueberbleibsel einer versunkenen Epoche vor­gegangen wird. Es ist ja sicher der politischen Linie der Deutschen Presse" außerordentlich nützlich, wenn sie sich bei Herrn Henlein und bei dessen Auftraggebern als zuverlässige Rassenantise­mitin anpreift, aber in aller Bemühtheit darf man doch den Kopf nicht so weit verlieren und dem Chefredakteur des Wiener  Morgen", der bekanntlich auf den unscheinbaren Namen M a> ximilian Schreier hört, des bloßen Hep- Hep-Klanges wegen den Namen Moritz auf­zupelzen. UebrigenS hätte jeder informierte Wiener   Kaffeehausbesucher, der aufmerksam die Zeitungen liest, dieDeutsche Presse" dar­über informieren können, daß Schreier kei­neswegs im Zusammenhang mit den Feberereignissen, sondern schon v o r h e r die Leitung desMorgen" niedergelegt hat. Erst als sein Nachfolger, der Sohn des berüchtigten Kraftzentrale bei der Masarykstaustufe geben einen Begriff von der einstigen Regsamkeit der Elbe  - metropole Aussig  . Während der regenarmen Zeit in unserem Flußgebiete sind jetzt die im Strombett der Elbe liegenden großen Felsen sichtbar, die im Bolksmund Hunger st eine genannt werden. Die grüßten dieser Hungerstein« liegen im Ober­lauf der Elbe   bei Tetschen-Bodenbach   unterhalb der Brücke, weiters bei Riesa   und Schönebeck  . Der Felsen unter der Tetschener Brücke am linken Elb- ufer ist ein Basaltstein, in welchem schon seit 1417 die jeweils niedrigsten Wasierstände eingemeißelt wurden. Er trägt bereits die Jahreszahlen 1195, 1417, 1707, 1740, 1790, 1800, 1868, 1?92, 1904 und die Inschrift:Wenn du mich s i e h st, d a n n w e i n e". Amerika   vor schwere« Arbeitskampfen In New Aork sind die Notstandsarbeiter in den Streik getreten, und es ist möglich, daß sich diese Streikbewegung über ganz Amerika   ausbreiten wird. Unser Bild zeigt eine Streikszene aus Philadelphia  . Dort wurden Demonstranten gefeflelt von der Polizei abgeführt. Die halbtrockene Elbe  Die Hnngersteine tauche« auf B e k e s s y, der aus demMorgen" ein rei­nes Monarchistenblatt gemacht hat, damit kläglich Schiffbruch erlitt, über-. nahm Schreier(übrigens ein durchaus bürgerlich er Journalist) neuer­lich die Leitung des Blattes. Noch hübscher ist der Grubenhund mit demTelegraf  " und dem Echo". Dafür wird sich dieDeutsche Presse" wohl anstatt des erhofften Lobes eher einen gründlichen Rüffel der autoritären Regierung zuziehen. Denn diese beiden Blätter stehen un­ter der direkten Leitung des Pressechefs des Bundeskanzleramtes, Minister Ludwig... Am Tage der goldenen Hochzeit Opfer eines Berkehrsunfallcs. Aus Tetschen   wird uns berich­tet: Bei Krischwitza. d. Elbe   wurde ein 75 Jahre alter Schuhmacher namens Franz H e l« l e r am Tage seiner goldenen Hochzeft bei einem Berkehrsunfall schwer verletzt. Heller war von einem Radfahrer so unglücklich zu Boden gestoßen worden, daß er ins Krankenhaus ge­bracht werden mußte. Obwohl der Radfahrer mst Licht fuhr, hatte er den Fußgänger nicht gesehen und war mit voller Wucht an ihn angefahren. Bom Pferd erschlagen. Der Landwirt Johann Turnwald in Holubowa(Bezirk Pilsen  ), wurde, als er mit seinem Gespann aufs Fell» reiten wollte, von seinem plötzlich bösartig gewor­denen Pferd mit den Hufen insGesichtge- treten. Turnwald brach bewußtlos zusammen und starb an den furchtbaren Verlet­zungen, die ihm das wütende Tier zugefügt hatte, wenige Stunden später im Krankenhaus. iMt der Hacke gegen di« Braut. In der Ort-. schäft H r o b e L bei Raudnitz   überfiel der 35 Jahre alte Johann M l i L e k aus Libova seine Braut Marie Pelenie und schlug sie mit der Hacke nieder. Wenige Minuten nach dem Attentat verstarb das Mädchen. Eifersucht ist die Ursache der Bluttat. Zwei Sekunden in Freiheit... Als der 21jährige Miroslav Springer aus Nachod   das Gefängnis in Königgrätz   verließ, in dem er eine Freiheitsstrafe verbüßt hatte, wurde er, nur einen Schritt vom Gefängnistor entfernt, erneut ver­haftet. Er hatte sich kaum zwei Sekunden der Freiheit erfreuen können. Der Grund dieser neuerlichen Verhaftung, die durch einen Gendar« meriewachtmeister erfolgte, ist unbekannt. Bom Aufzug zerquetscht. Auf entsetzliche Weise kam der 48jährige verheiratete Maurer Franz V o l a k ums Leben, der an einem ZinS« haus-Ncubau in Königgrätz   beschäftigt war. Er geriet unter den Aufzug, wurde von ihm in die Tiefe gedrückt und auf einen eisernen Kar­ren aufgeschlagen. In sterbendem Zustand brachte man Volak ins Krankenhaus, wo er, ohne das Bewußtsein wieder zu erlangen, verschieden ist. Mord aus Eifersucht. In Dobra im Zempli« Ner Gebiet lebte die 17jährige Diari« Ondra« Lik, ein auffallend schönes Mädchen. Zwei Bur­schen, Josef V o j t k o und Michael H a z u g, waren in das Mädchen verliebt und aufeinander wütend eifersüchtig. Als die Ondraäik Hazug be­vorzugte, lauerte Vojtko den beiden auf und feuerte drei Schüsse auf sie ab. Hazug blieb un­verletzt, das Mädchen starb an den Folgen der Schußverletzungen wenige Stunden nach der Ein­lieferung ins Kaschauer Krankenhaus. Das Schachturnier in Konstantinsbad. Am Montag und Dienstag wurden in Konstantins­bad die ersten drei Runden des Meisterturniers gespielt. In der ersten Runde gewann Pitschak gegen Herzog, Reiter gegen Karjakin, Zinner ge­gen Hönlinger und Gilg gegen Igel. In der zweiten Runde rcmisierten Zinner mit Pitschak und Igel mit Herzog. In der dritten Runde ge­wann Hahn gegen Igel, Für ausländische Kurgäste halbe Fahrt zur Pra­ ger   Messe. Die 50proz«ntige FahrpreiSermäßigung für ausländische Besucher der vom 30. August, bziv- 1. bis 8. September stattfindenden Prager   Herbst­messe, wurde vom Eisnbahnministerium auch auf ausländische Kurgäste in den tschechoslowakischen Bä­dern, welche die P. M. M. von dort aus besuchen wollen, ausgedehnt. Vom Rundfunk aus«an Programmen: Donnerstag: Prag  , Sender L.: 7.00: Konzert aus Karlsbad  , 9.15: Konzert d«S Mujik-SalonquartettS, 10.05: Violoncellokonzert, 11.10: Uebertragung aus Salz­ burg  : Konzert der Wiener Philharmoniker  , 14.15: Nachmittagssiesta: Konzert auf Schallplatten. 16.00: Tanzmusik, 18.00: Deutsche   Sendung: Fremdenver­kehr, Lustspiel für Rundfunk bearbeitet, 19.00: Deut­sche Presse, 22.35: Deutsche Presse. Sender S.: 7.30: Leichte Musik, 14.30: Deutsche   Sendung: geistliche Volkslieder. Brünn: 18.45: Deutsche   Sendung: Konzert des Salonquartetts, 18.00 Deutsche   Sen­dung: Brünn   ist nit hin, Funkspiel. Mähr.-Ostra«: 18.00: Deutsche   Sendung: Felzmann singt argentini­sch« Lieder, 20.50: Orchesterkonzert. Kascha»: 20.10: Violinkonzert. DaS Böhmerwaldlied im Rundfunk. Die Pra­ ger   deutsche   Sendung bringt Samstag, den 24. August um 18.25 Uhr ein Hörspiel von Dr. Ru­dolf Kubitschek,Tief drinn im Böhmerwald  ", drei Bilder aus dem Leben des Glasmachers An­ dreas Hartauer  , auf den das weltberühmte Böh- merwald-Lied zurückgeht. Das Spiel dürste be­sonders unseren Böhmerwäldler Glasmachern ge­fallen, unter denen noch viele Bekannte und Ver­wandte Hartauers leben.