Seife 3 Freitag. 30. August 1933 Nr. 20? Erfreulicher Zuwachs für die amerikanische   Gewerk­schaftszentrale Detroit  . Die amerikanische   Gewerkschafti­zen trabeAmerican Federation of Labour", de­ren Vorsitzender William G r e e n ist, hat an Zahl und Bedeutung zugenommen, nachdem ihr am Montag die Union   der Automobilarbeiter mit 35,000 Angestellten der Automobil-Industrie alö Mitglied beigetreten ist. Tusar vom 14. November 1918 bis zum 15. September 1920 innehatte. Er hat das Fürsorge» Ministerium organisiert und dort eine Tradition geschaffen, auf der alle seine Nachfolger weiter­gearbeitet haben. Auf alle sozialpolitischen Ge­setze der ersten Nachkriegsjahre, Achtstunden­tags-, Betriebsausschutz-, Arbeiterurlaubsgesetz hat er teils als Minister, teils als Abgeordneter er gehörte der Nationalversammlung von 1918 bis 1935 an den stärksten Einfluß geübt und vor allem sein grötztes Werk, daS Sozialver» sicherungsgesetz von 1924 geschaffen. Dieses Ge­setz war in der Tat sein Werk. In schwierigen Verhandlungen hat er durch seine überlegene Sachkenntnis, seine Ruhe, seine Liebenswürdigkeit er hatte alle Vorzüge eines Verhandlung», leiters die Vorlage durch alle Klippen parla­mentarischer Schwierigkeiten hindurchgeleitet und all die offenen Angriffe der bürgerlichen Geg­ner abgewehrt, all die Schwierigkeiten, welche die Feinde der Sozialpolitik der Gesetzwerdung der Vorlage bereiteten, hinweggeräumt. Mit dem großen Werke der Sozialversicherung in der Tsche- choslowakei bleibt Winters Persönlichkeit für im­mer verbunden, er hat sich den unauslöschlichen Dank aller Arbeiter dieses Landes verdient. Nach der Gesetzwerdung der Sozialversiche­rung wurde Winter abermals Fürsorgeminister, um sein große- Werk ins Leben zu führen, er lei­tete neuerlich dieses Ministerium vom 28. März 19?5 bis zum 8. März 1926, bi» zum Austritt seiner Partei auS der Regierung. Seither war er nicht mehr Minister, er hat aber als Abgeord­neter und führender Mann der tschechischen So­zialdemokratie weiter bestimmenden Einfluß aus alle sozialpolitischen Vorlagen genommen und als Obmann des sozialpolitischen Ausschusses des Abgeordnetenhauses alle» getan, um zur Weiter- entwicklrmg der Sozialpolitik beizutragen. So har er noch bis in die letzte Zeit für die Durchsetzung der 40-Stundenwoche gekämpft und noch auf der letzten Internationalen Arbeitskonferenz in Genf  diese Forderung mit Energie und Umsicht, mit Verstand und Klugheft vertreten. Bei den Wahlen am 19. Mai d. I. hat er nicht an wählbarer Stelle kandidiert, seine geschlvächte Gesundheit, er war herzkrank, bewog ihn dazu, sich ans dem parlamentarischen, nicht aber politischen Leben zurückzuziehen. Er hat einen längeren Ab- schiedSbrief an seine Wähler gerichtet, in denen er seine parlamentarischen Erfahrungen nieder­legte und erklärte, jüirgeren Menschen Platz zu machen, der warme Ton des Briefes, der hohe Ernst, der daraus sprach, hat die Zuneigung zu Winter noch verstärkt, die Achtung vor ihm noch erhöht. Zweifellos hätte Winter auch ohne Ab« tzeördnetenmaNdat für die Arbeiterklasse und sein Land noch viel leisten können. Seine großen sozialpolitischen Kenntnisse und Erfahrungen hät­ten dem tschechoslowakischen Proletariat noch manche» gebracht. Aber nicht nur auf sozialpoli­tischem Gebiet hätte er bedeutendes getan: er ver­folgte sehr aufmerksam auch das Gebiet der Autzenpolftik, das gerade jetzt von so schicksals­schwerer Bedeutung für die tschechoslowakische Be­völkerung ist, sprach über außenpolitische Frage» im Parlament, vertrat seine Partei öfter» aus internationalen Konferenzen» war seit 1929 Mit­glied der Exekutive der Sozialistischen Arbeiter­internationale und war auch mechreremal» Dele­gierter der Tschechoslowakei   bei den Verhandlun­gen des Völkerbünde» in Genf  . So liegt ein reiches Leben abgeschlossen vor uns, ein Leben voll Arbeit für die ärmeren Be­völkerungsschichten, denen all die Sorge Lev Win­ters galt, für die er seine Geistesgaben, seine Arbeit, sein Leben einsetzte. AuS kleinbürger­lichen Kreisen kam er, der Intellektuelle, zur Partei der Arbeiter er wollte nichts andere» sein als der Vertreter ihrer Interessen, er ist auf» gegangen in der Arbcstt für daS Proletariat, er hat gezeigt, welch hohe Aufgaben einem Intellek­tuellen in der sozialdemokratischen Partei gesetzt sind. An seiner Bahre trauern nicht nur die tsche­chischen Arbeiter auch wir deutschen   Sozial­demokraten senken unsere Fahnen, al» ob e» einer der Unseren gewesen wäre. Mit Lev Winter   ist einer der besten Männer jener sozialistischen   Ge­neration gestorben, die bereits im alten Oester­reich an führender Stelle gewirkt haben und deren| Fähigkeiten sich erst in der Nachkriegszeit voll ent­falten konnten und wir wünschen am Sarge de» bedeutenden Sozialisten, de» guten Menschen, daß er Vorbild werde den sozialistischen   Kämpfern von heute, unserer tschechischen Bruderpartei und un». Nicht nur seine Werke werden Lev Win­ ter   überleben, er wird als Beispiel eine» vorbild­lichen sozialistischen   Menschen weiterleben in der Armee de» Sozialismus diese» Lande», da» in Zukunst große Aufgaben zu erfüllen haben wird für die Sache der Freiheit und Menschlichkeit ganz Europas  . Leo Winter war seft längerer Zeit krank. Auf der Rückreise au» der Slowakei  , wo er sei­nen Urlaub verbracht und sich sehr gut erholt hatte, hielt er sich in Gräfenberg  (Schlesien  ) au» wo er sich eine Verkühlung zuzog. ES traten Komplikationen auf, die zu seinem Tode führten, der am Donnerstag um 9 Uhr stütz eintrat. Winter hinterläßt Frau und Kinder sowie zwei Brüder, welche gleichfalls in der tschechischen So­zialdemokratie tätig find. Der eine, Ernst, ist Senator, der andere, Gustav, Pariser Redakteur desPrävo LiduDie Dispositionen über das Leichenbegängnis werden erst heute getroffen werden. ver Kongreß der Jugcndintcrnottonalc Schluß der Verhandlungen K Kopenhagen, 27. August. Der Kongreß der Sozialistischen Jugendinternationale natzm am Dienstag zu den am Vorabend erstatteten Re­feraten über die Einheitsfront(Referenten E o- ch o y und H. C. H a n s e« nicht, wie irrtüm­lich berichtet wurde, Wallentheim) Stellung. Die Aussprache wurde durch die einhellige Annahme einer Entschließung beendet, die di« übereinstim­mende Haltung aller Verbände in dieser Frage zum Ausdruck bringt. In dieser Entschließung wird festgestellt, daß da» Verhältnis zu den Kom­munisten von allen Verbänden im Geist« der Loyalität zur Sozialistischen   Jugendinternatio- nale erörtert werden wird. Die Jugendinterna­tionale tritt in diesem Punfte dem Beschluß der Sozialistischen Arbeiterinternationale bei. Da» Büro der Sozialistischen Jugendinternationale wird beauftragt, die Materialien über die Hal­tung der Kommunisten zu sammeln und sie unter dem Gesichtspunkt der erneut bestätigten demo­kratischen Grundsätze der Sozialistischen Fugend­internationale zu prüfen. Erft diese Prüfung wird ergeben, ob sich die Verhältnisse so geändert haben, daß die Beziehungen zu den Kommuni­sten neuerlich geprüft werden müßen. In der Aussprach eMahmen auch. die.. Genossen Raus und Kern aus der Tschechoslowakei  »Stellung, die auf die vollkommen unveränderte Manöver­bereitschaft der tschechoslowakischen Kommunisten hinwiesen. Am Nachmittag tagten die Kommisiionen. Die Arbeit der politischen Kommission endete in vollem Einvernehmen. An die Kommissionßberatungen schloß da» Referat des schwedischen Genoßen Wallent­heim über den Kampf um den Jugendschutz an. Dieses Referat, da» sich auf die vorbildliche Ar­beit in Skandinavien   stützt und die letzten Ver­handlungen des Internationalen Arbeitsamte» in Betracht zieht, enthält eine Fülle von Anregun­gen, die noch im einzelnen den angeschloffenen Verbänden und der Oeftentlichkeit der einzelnen Länder zur Kenntnis gebracht werden. Der Bericht de» internationalen Sekreta­riats, der gedruckt vorlag, gab Anlaß zu einer um­fangreichen Diskussion, die mit der Annahme des Berichte» durch den Kongreß abgeschloffen wurde. Eine von der französischen   und belgischen Delegation zum Bericht vorgelegte Entschließung wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Sodann wurden die Berichte der Kommissio­nen genehmigt. Darunter befinden sich ein Auf­ruf an die Jugend zum Kampfe gegen den Krieg, die Stellungnahme zum Kampfe gegen Fascismus und Kriegsgefahr, eine Enschliehung zur Frage des Jugendschutzes. Wir werden über diese sehr bemerkenswerten Entschließungen» die die Arbeft der Jugendinternationale in den nächsten Mona­ten bestimmen wird, noch ausführlicher berichten. Ein Antrag der holländischen Organisation auf Beschränkung der Zahl der Bürositze wurde angenommen. Das Büro wird künftig au» dem Vorsitzenden, dem Sekretär und einem Beisitzer bestehen. Zum Vorsitzenden der Internationale wurde H. C. H a n s e n(Dänemark  ), zum Sekretär wiederum Erich O l Le.,n haue^Deutschland  ) sind züfn Beisitzer G ü b e f r a i d"(Velgien)"ge- wählt. Nach einer kurzen Ansprache des abtretenden Vorsitzenden V o r r i n k sprach H. C. Hansen unter stürmischem Beifall des Kongresse» dem scheidenden Vorsitzenden und den ausscheidenden Mitgliedern des Büro» den Tank der Jnternatio^ nale aus und sprach kluge Worte zur Uebernab- me seiner hohen Amte». Dem neuen Vorsitzenden wurde eine herzliche und begeisterte Kundgebung des Kongresse» bereitet. Der Vorsitzende Borrink schloß mit einem flammenden Aufruf zur weiteren Zusammen­arbeit den Kongreß. Die Delegierten sangen die »Internationale". man von Eugene Dabit chtigte Uebertragung aus Französischen von Bejot VILLA OASE Oder: Die FALSCHEN BDRQeR Ernest, Alfred und Julien hatten schon eine ausgegeben. Papa Adam schien über ein alte» Privileg zu verfügen. Er spendierte nie. Die Frauen tranken ihre Gläser nicht mehr leer. Man verhöhnte Etienne, daß er sich von ihnen ansteckey ließ. Ein Mann, pfui Teufel! Nonoche rief also den Kellner. Fm selben Augenblick erschienen zwei neue Kameraden, die selbstverständlich mittun mußten. Sie waren alle Kollegen, alle Hotel­besitzer, und man sprach natürlich vom Geschäft. Papa Adam hörte, die Zigarre im Mundwinkel, väterlich zu. Seine Schüler! Er hatte für sie die Objekte ausbaldowert, ihnen da» Geld verschafft, und heute waren sie auf dem Wege, ihr Glück zu machen. Abgesehen von Alfted, der den Ehrgeiz hatte, seine Stelle im Taft de» Tourse» einzuneh­men, zeigten sie sich ihm nicht undankbar. In diesem Kreise fielen die Arenoud peinlich auf. Auch Helene fühlte sich nicht zugehörig. Julien hatte sie seinen Freunden vorgestellt, doch sie spürte bald, wie sie sich aufbliesen, wie sie renommierten und nur cm den Geldsack dachten. Jeder wollte den Rentier spielen und hielt mit diesem Lebensziel nicht hinterm Berge. Dazu rauchten, tranken, spuckten und fluchten sie unun­terbrochen. und wenn sie ihr einmal da» Wort gönnten, fo geschah e» mit der Herablassung, die einer armen Verwandten gebührte. Zu ihnen würde sie nie eine Beziehung finden. Die Arenoud würden ihre einzigen Freunde bleiben. Nanu, du hustest ja so", sagte Charlier, der hinter ihr stand. Da» macht der Rauch." So, glaubst du? Ich nicht." Er schlug sich auf die Brust.Ich war selber krank, ich weiß Bescheid. Irma. Ihr Mädel hat eine ganz scheuß­liche Bronchitis." Auf die Heiterkeit war Ermüdung gefolgt. Alle schivieqen, und Charlier» Bemerkung wirkte in der Stille wie ein Unkenruf. Irma, die noch an Alfreds Zoten denken mußte, fuhr hoch: Was, eine Bronchitis?" Sie hustet, seit sie in Pari» ist", erklärte Julien.Da» macht die Luftveränderung." Ich habe einen Freund, der Arzt ist", sagte Papa Adam,Kein Quacksalber! Er hat mir mal Spritzen gegeben. Bring doch daS Mädel zu ihm hin." Jetzt haben wir im Montbert zu tun. Näch­sten Monat ist wohl auch noch Zeit." Helene warf Charlier einen Wutblick zu. Es ging ihr gut. In ihrer instinktiven Abneigung gegen diese derben und großsprecherischen Kerle zuckte sie geringschätzig die Achseln. Alle, bi» auf Papa Adam, standen auf. Der Kellner steckte sein Trinkgeld ein. Der Wirt machte einen tiefen Bückling. Es waren seine besten Kun­den, Draußen standen sie noch ein« Weile vor Charlier» Auto. Soll Ich dich nach Hause bringen, Julien?" »Ja, aber sachte, wenn ich bitten darf. Berthe, wtr müssen uns verabschieden." Seine Schwester tuschelte mit seiner Frau. Irma fragte:Du hältst sie für krank?" Er lauschte. Berthe antwortete:ES steckt etwas in ihr. Ich halte sie für schwindsüchtig." Helene stand etwas abseits bei ihrem Vetter. Julien sah sie ängstlich an. Beim Anblick ihres schmächtigen und zerbrechlichen Kinderkörpers mußte er an die Befürchtungen denken, die er am ersten Tage gehabt hatte. Zu Hau  » erklärte Julien: Charlier tut sich dick mit seinem Auto. Ich werde mir auch eins anschaffen, aber ein größeres. Ich warte nur noch bi» zur nächsten Ausstellung. Helene, komm effen." Sie saft, mit gekrümmtem Rücken und schlaf­fen Armen, auf einem Stuhl unp träumte vor sich hin. Als sie sich aufrichtete, stöhnte sie. Was?" fuhr er sie barsch an,ich glaube gar, du bist müde. An einem Sonntag!" Er sah ihr nach, wie sie sich hinau» schleppte. Als sie in ver Küche war, sagte er: Sie wird uns noch zu schaffen machen. Ich habe aber nicht da» Zeug zur Krankenschwester." Ich auch nicht. Berthe hat mir einen mäch­tigen Schreck eingejagt." Sie aßen schweigend. Irma, von plötzlicher Unruhe bedrückt, beobachtete Helene und sah, daß sie heimlich ihr Brot in der Serviette versteckte. Sie zögerte einen Augenblick, dann mahnte sie bittend: Mutzt effen, Liebling. Dann wirst du bald gesund." Ja", stimmte Julien ein,«effen ist die Hauptsache. Du wirst un» doch keine Geschichten machen? Wenn wir im Geschäft sind, können wir dich nicht pflegen. Verstehst du mich? Ich rede nur zu deinem Besten." Ich bin doch mittags so gefüttert worden. Glauben Sie nur nicht, was Ihr Freund Char­lier sagt. Onkel." Aber du hustest doch in einemfort," wandte Irma ein. Nicht sehr, Mama." Gott  , wenn man sich auf Schritt und Tritt beobachten wollte", rief Julien, indem der Opti­mismus wieder die Oberhand gewann.Du hörst, wie ich jeden Morgen krächze und spucke. Man könnte glauben, ich bin am Verrecken. Na, und? Ich bin noch immer halbwegs auf dem Posten. Los, trink einen Schluck Bordeaux  . Davon kriegst du Kräfte." Irma stocherte in den Zähnen. Dann brannte sie eine Zigarette an und schlug da» Abendblatt  auf. Julien blieS Wolken aus seiner Zigarre und Prozess Steinhäusl vertagt Hat die Vertuschungsregie nicht geklappt? Wien  . Zm Steinhäusl-Prozeß gab der Staatsanwatt gestern zu Begin» der Verhandlung plötzlich bekannt- daß sich einneuer Zeuge" gemeldet habe, der behauptet, den Angeklagten am 25. Zuli v. Z. Vormittag in der innere« Stadt nahe der kritische» Stelle i« Hotel  Imperial" bei dem gewesene« Gesandten Dr. Rintelen bemerktz« habe«. Steinhäufl behauptet aber fest, daß er auf der Polizeidirektion weilte was einige Zeugen bestätigen. Der Staatsanwalt beantragte die Verta­gung, um neue Zeugen einvernehme« zu können. DaS Gericht gab dem A«' trag des Staatsanwaltes statt, ver« tagte den Prozeß und stellte di« Akten dem Antersuchungsrichter zu« rück. ES ist vollkommen klar, daß diese Verte« »nng in Wahrheit nicht» anderes ist als ein poli­tisches Bertnschungsmanöver. Der Untersuchungsrichter Has für die Boröereiitunr diese» Prozesses mehr als ein Jahr Zeit gehabt und eS ist ausgeschloffen, daß man rrst während der Verhandlung dahinter gekommen ist, daß das Anklagematerial zu einer Verurteile«! nicht ausgeicht und dass sich zu diesem Prozess, von dem seit einem Jahre die ganze Welt sprach, erst jetzt«in neuer Zeuge gemeldet habe.(Den man übrigen», wen« er Nicht erfunden wäre, hätte se« fort rinvernehmen können.) Die wirkliche Ursache der Bartagung ist vielmehr darin zu suchen, daii der Prozess angesichts deS hartnäckigen Leugne«« TteinhäuslS eine Wendung zu nehme« drohte, bei welcher Dinge an de« Tag kommen musste«, an der«« Verschweigung die österreichi­sche Regierung und vor alle« wohl Herr Fetz das allergrösste Interesse haben. Will man nun nach der missglückten Prozetzregie nun doch wieder dr« Plan FetzS erwägen, die Anflage gegen Stein« Häusl«iederzuschkagen und den all»«« viel wissende» Angeklagten in ein I r r e n h a n« zu stecken? Die Nazispione aus dem Bundeskanzleramt kommen glimpflich davon Wien  . Vor den) Wiener   Schwurgerichte sta«« den der 33jährige Heinrich Riegler, frühe­rer Hilfsbeamter des Bundeskanzleramtes, und seine zwei Komplizen^ der 21jährige Walter KainS und der 30 Jahre alte Franz N i e- derhöfer. Alle drei waren des Hochverrates angeklagt, da Riegler Dokumente des Bundes« kanzleramteS mit sich nahm und sie seiner in der nächsten Nähe seines Amtes gelegenen Kanzlei ab« geschrieben hatte, worauf das Material nach München   gesandt wurde. DaS Gericht verurteilte alle drei Angeklagte nur wegen Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung und des Dokumentendiebstahls zu je zwei Jahren schweren KerkerS. Vom Hochverrat wur­den alle drei freigesprochen, sah dem Rauch« nach. Der sorgenvoll übelgelaunte Ausdruck war aus seinem Gesicht verschwunden. Helene aber war aufgewühlt. Um ihre Eltern 5« beruhigen, log sie. Und daS Gewicht der Lüge be« drückte sie ebenso wie ihre Krankheit. In ihrer Reisetasche verbarg sie blutige Taschentücher. Eines Tage» würde die Wahrheit sich nicht mehr verheimlichen lassen. Sie räumte ab. In der Küche hielt sie eine» Lappen vor den Mund und hustete, hustete ft lang«, bi» sie sich wieder ins Zimmer wage« könnt«. Julien sprach sie freundlich an. Er fragte, ob sie sich nicht langweilen würde, wenn sie allein wäre. Ehe sie antwortete, fügte Irma hinzu: UebrigenS wirst du uns auch mitunter sehen. Das Geschäft geht natürlich vor. Das mußt du begreifen. Bist ja kein Kind mehr." Helene begriff. Wie gern hätte auch sie ge« arbeitet, um Julien und ihrer Mutter ihre Dans« barkeit zu beweisen! Aber ein Monat war ft schnell um. Und dann waren sie wieder bei« sammen. IV. Wenn Helene jetzt erwachte, hörte sie nur d«d Klingen der Stille. Sie vermißte di« ihr so ver« trauten Lebenszeichen: Julien» Gepolter, daö Kommen der Aufwartefrau, Irma» Rufen. R«k ein einziges menschliche» Geräusch drang an ip Ohr: ihr Husten. Und, wenn sie angespaw" lauschte, die Stimmen der Straße. Julien halft sie gefragt, ob sie Angst hätte. Richt vor Diebe«. Doch vor der Einsamkeit. Wenn sie ihr Zimmer gesäubert und Kohle« in den Ofen geschüttet haft«, lag noch der ganz* Tag vor ihr. Früher hatte die Arbeit nie ein E«^ genommen, hatte sie nie Zeit gefunden, ihren danken nachzuhängen. Heute war da» ihre einzig Beschäftigung. (Fortsetzung folgt.)