Stile tDonnerstag, 3. Oktober 1935«r. 230Der Mann, auf den jetzt die ganzeWett blickt rSir Samuel Hoare,der britische AußenministerAuthentische AufstellungUber die StempelgebührenEin Erlaß des FinanzministeriumsDas Finanzministerium hat auf Verlangen derOeffentlichkeit für den Gebrauch der Finanzbehördenund der Steuerträger einen Erlaß über dieS t e m pelpflicht herausgegcben, in welchem diegeltenden Bestimmungen über die Stempelpflicht beigewöhnlichen kaufmännischen Aufzeichnungen, insbesondere bei Rechnungen, Kontoauszügen, Kassenbestätigungen, Lieferscheinen, Gutschriften, Debetnoten, Mahnungen, Oefferten, Bestellscheinen, Quittungen usw. enthalten sind- Weiters wird bestimmt,daß in der Uebergangszeit eine Reihe von Deliktennicht geahndet werden sollen.Dagegen wurden gegen die bisherige Praxiszahlreiche Vereinfachung en und Erleichterungen vorgenommcn. Weiters wurden gewisse Erleichterungen bei der Stempelung vonBestellscheinen, Auftragsbüchern und Bestellscheineneingeführt. In anderen Belangen mußte an der bisherigen Praxis festgehalten werden, so z. B. beiKassenbestätigungen. In Fällen, wo Kassenbestätigungen ausgegeben werden, die der Stempelpflichtunterliegen, kann diese statt durch Aufkleben vonStempelmarken durch Bezahlung der Stempelgebührin barem(eventuell bei gleichzeitiger P a u s ch a-lierung) entrichtet werden. Diesbezügliche Ansuchen werden vom Finanzministerium erledigt.Wo keine neuen Erleichterungen bewilligt werden konnten, wird der bisherige Rechtsstand gegenüber den vielfach verbreiteten unrichtigen Ansichtenklar präzisiert. Weitere Erleichterungen undVereinfachungen können nur auf legislativemWege erfolgen.. Anträge über Regelung einigerStcmpelsätze und Befreiung von Rechnungen undanderer Dokumente, die auf kleinere Beträge lauten,befinden sich im Stadium der Beratungen.Der Böhmische Landesausschuß gab in seiner Sitzung vom 2. Oktober seine Zustimmungzur Vergebung zahlreiches Regulierungs- undMeliorationsbauten durch das Land Böhmen,einerseits direkt durchgeführter, andererseits subventionierter Bauten, deren Gesamtaufwand2,255.000 KL beträgt, genehmigte das Budgetfür den Bau der städtischen Wasserleitung inOber-Rosenthal in der Höhe von 4,000.000 KLund bewilligte zu diesem Zweck einen Landesbeitrag. In Gemeindeangelegenheiten bewilligte derLandesausschuß 404 Gemeinden die Einhebungverschiedener Abgaben und Gebühren und genehmigte außer 28 Gemeindebudgets den Beschlußder Zentralvertretung der Stadt Prag bezüglicheines Schulbaues in Branik mit einem Aufwandvon 5,000.000 KL. In der Agenda der volkswirtschaftlichen Angelegenheiten der Bezirke genehmigte der Landesausschuß u. a. den Beschlußdes Bezirksausschusses in D a u b a betreffend dieRekonstruktion der Straße Liboch—Wegstädtlmit einem Aufwand von 2,000.000 KL.Der Parteivorstand der tschechischen Sozialdemokratie hielt am Mittwoch eine Sitzung ab, inder sich zu der bevorstehenden Exekutivsitzungder Sozialistischen Arbeiter-Internationale, die'zudem Einheitsfrontangebot der Komintern Stellung nehmen wird, eine ausführliche Debatteentspann. Die Debatte sprach sich f ü r d a sb i s h e r i g e V o r g e h e n derParteiaus, das auch von dem Vertreter in der Exekutivevertreten werden wird.Vom RundfunkiMptahlMiwartsi aus den ProgrammmFreitag:Prag, Sender L: 10.05: Deutsche Presse, 11:Schallplatten, 12: Kompositionen von Tschaikowski,12.85: Konzert, 17.05: Beethoven: Harfenquartett,17.40: Chansons, 18.10: Deutsche Sendung: Dr.Schwarz: Franz von Assissi, 18.20: Dr. Kreitner:die künftige Gestaltung der Prager Burg, 18.85:A r b e i t e r s e n d u n g: Aktueile zehnMinuten, 19.30: Uebertragung aus dem Nationaltheater: Verdi: Othello, 22.30: Tanzmusik.Sender S: 74J0: Salonorchesterkonzert, 14.50:Deutsche Sendung: für die Frau, 14.30: Chansonsauf Schallplatte».— Brünn 17.50: Deutsche Sendung: Sportbericht, 20.15: Konzert.— Mährisch-Ostrau 10.10: Leichte Musik, 21.55: MexikanischeLieder,Umverfitätsbrand in Warschauvernichtet zoologische Sammlungen und LaboratorienWarschau. In der verflossenen Nacht brachim zoologischen Museum der Warschauer Universität ein Brand aus, der trotz der angestrengtenRettungsaktion aller Warschauer Feuerwehrenbis gegen vier Uhr morgens andauerte und dasganze dreistöckige Gebäude ein-äscherte. Dem Brand sind die unschätzbaren zoologischen Sammlung en,insbesondere über 60.000 präparierteTiere(Vögel, Fische u. a.) zum Opfer gefallen. Der Brand hat auch die im dritten Stockwerk gelegenen Universitätslaborator i e n mit der ganzen wertvollen Einrichtung vernichtet. Die Rettungsaktion war infolge der fortwähr e'n den Explo-TlgesneuigLeitenGemüse umsonst!Sofia. Bulgarien hat Heuer eine ungewöhnlich gute Gemüfeernte zu verzeichnen. DiePreise find deshalb unglaublich gesunken. In Nordbulgarien verkaufen dieBauern 1000 Paprikaschoten zu 20 Lewas. DasKilo Paradeisäpfel kostet auf demLande ungefähr sieben Heller. DerGcmüsemarkt in Sofia war dieser Tage derartigmit Waren vollgestopft, daß die Kaufleute verschiedene Gemüsesorten schließlich« m-sonst anboten, nur um Kisten und Säcke leerzu bekommen. An Rusa warfen die Gemüsehändler großeMengenvonGemüsein die Donau, um die Preise z« halten,was den Unmut der Bevölkerung erregte. In densüdbulgarischen vlemüsezentren errichteten diedortigen Gemeinden eine Reihe improvisierterUnternehmungen zur Konservierung von Gemüse,um die(Gemüsezüchter vor empfindlichem Schadenzu bewahren. Diese Unternehmungen arbeitenki^senlos. Die Bauern und Gärtner bezahlenbloß die Konservenbüchsen.Winzer-Aufstandauf einer griechischen AiselAthen. Auf der Insel Lankas kam es zublutigen Unruhen. 4000 aufständischeWinzer, in der Mehrzahl bewaffnet, gingengegen die Polizei vor und setzten die Vertreter derBehörden in der Hauptstadt der Insel ab. Militär und Gendarmerie, die aus der Proveza zusammengezogen wurden, um die Ruhe wiederherzüstellen, wurden. von den Aufständischen mitSchüssen empfangen. Bei den Zusammenstößen wurde ein Zivilist getötet und drei Soldaten sowie viele Zivilisten verwundet. Die Regierung sst entschlossen, den Forderungen derWinzer nachzugeben und hofft auf baldige Beilegung des örtlichen Aufstandes.Hundert Millionen Japaner?Tokio. 250.000 Beamte haben jetzt in Japan die Volkszählung begonnen. Das Ergebnisder Zählung wird im Dezember verlautbart werden. Nach den Schätzungen der Agentur Rengobeläuft sich die Bevölkerungsziffer Japans aufnahezu 100 Millionen Seelen.BerschtoSrung auch in MexikoMexiko. Der Polizei ist es gelungen, eineVerschwörung aufzudecken, die die Ermordung desmexikanischen Landwirtschaftsministers GeneralSaturnino Cedillo sowie des AbgeordnetenLuis L a r r a g a zum Ziel hatte. Vier Personen, denen 10.000 Pesos für die Durchführungder Mordtat versprochen worden waren, wurden festgenommen.Braunkohlenfundebei Trentschin-TeplitzOestlich von Trentschin-Teplitz liegt unterhalbdes Steilhanges Zihlavnik das Dörfchen£nt<senie. Das Dorf ist von Hängen umgeben,» diemit Wacholdersträucherst bewachsen sind und diezahlreichen Verbrüche des Steinbodens sind einBeweis dafür, daß die Erdbewegung in diesemGebiete in Urzeiten ungewöhnlich stark war.Diese schöne Gegend wird deshalb von Geologengern besucht, die hier viel Interessantes finden.In letzter Zeit stellten Fachleute aus dem OstrauerRevier Gesteinsformationen fest, von welchem siebehaupten, daß sie Braunkohle mittlerer Qualität,jedoch von guter Verwendbarkeit enthalten. Dieses Urteil wird durch den Umstand bestätigt, daßdie Schmiede der nahen Dörfer dieses Gesteinausgrabcn und in ihren Schmiedeessen verwenden.Die Oberschichte dieses Gesteins ist zwar verwittert, doch nimmt man an, daß die tiefer liegenden Schichten gute Kohle enthalten werden.Die Fachleute stellen nun darüber Erwägungenan, ob die Funde nicht mst den Flötzen inHandlovä zusammenhängen, da die geologischeZusammensetzung der Fundstellen große Aehn-lichkeit austvcist.s i o n e n der in den Laboratorien und Museumssälen befindlichen Spiritusbehälter überaus erschwert. Nur ein Flügel des Museumsgebäudes,in dem sich die Bibliothek sowie eine kostbare Sammlung von Schmetterlingen und Insekten befindet, konnte gerettet werden. DerBrand bedrohte auch das an das zoologische Museum anliegende Rochusspital. Währendder Evakuierung des Spitals entstandunter den Kranken, von denen die meisten ausdem Schlafe gerissen wurden, eine für ch t barePanik; viele Kranke erlitten hysterische Anfälle.Der Materialschaden läßt sich vorläufig nichtgenau übersehen und dürfte viele Mil-l i o n e n Zlcty übersteigen.20 Jahre Kerkerfür eine« ungarische« Gpio«Das Kreisgericht in Kaschau verurteilte den33jährigen ungarischen StaatsangehörigenStephan F.ülöp aus Budapest zu 20 JahrenZuchthaus. Fülöp wurde im Herbst vorigenJahres verhaftet. Er war unter verschiedenenNamen aufgetreten und betrieb Spionage zugunsten Ungarns.Ein Opfer der Gestapo in Prag gestorben!Ein junger deutscher Antifascist ist am 30. September in einem Prager Krankenhaus an den Folgen schwerer Mißhandlungen, die er im DrittenReich durch die Gestapo erlitten hat, verstorben.Es handelt sich um den 21jährigen WernerBehrendt aus Berlin. Werner Behrendtstand seit seiner frühesten Jugend in den Reihendes kommunistischen Jugendverbandes Deutsch,lands. Trotz seiner schleichenden Krankheit setzteer, auch nach Aufrichtung der Hitlerdiktatur, denKampf mutig fort, einer der vielen namenlosenjungen Helden des um Freiheit ringenden deut-schen Volkes. Er fiel den tierischen Henkersknechten in die Hände, sie schlugen ihn, aber kein Wortdes Verrats kam über seine blutigen Lippen.Standhaft und treu der Sache, der sein Lebengehörte, trat er auch im Gefängnis dem Feindeentgegen. Kaum war ck wieder in Freiheit, dastand er schon wieder im Schützengraben illegaler antifascistischer Arbeit. Wieder wird er verhaftet, wieder mißhandelt und gefoltert. Endlichgelingt es ihm ins Ausland zu fliehen. Aber diefurchtbaren Leiden, die Martern in den Kellernder Gestapo haben die Kräfte des kranken jungen Körpers erschöpft, Trotz der Fürsorge seinerGenossen vermochte er sich nicht mehr zu erholen.Werner Behrendt ist einer der vielen Tausenden, die die Mörder in den Regierungsstellen desDritten Reiches auf dem Gewissen haben. Einmufigcr Kämpfer für die Sache des geknechtetendeutschen Volkes, für die Sache der Freihest unddes Sozialismus ist nicht mehr. Aber der TMwird kommen, wo das deutsche Volk seinenMördern die Rechnung vorlegt und auf dieserRechnung wird in der endlosen blutigen Reiheder Ermordeten auch der Name Werner Beh-rendt stehen.Siegfried Köhlers Bestattung. Eine großeAnzahl guter Freunde, unter ihnen natürlich vorallem. viele Mitglieder der Prager Bezirksokga-nisationa und der Angestellten-Ortsgruppe, weiter Genossen aus der tschechischen Bewegung undalle Kollegen und Kolleginnen aus dem„Sozialdemokrat"^ und dem Parteisekretariat hattenI sich gestern um die Hinterbliebenen SiegfriedsKöhlers geschart, um dem traurigen Abschied Mrimmer beizuwohnen. Feierlich erklang im neuenKrematorium die Musik der Instrumente und mitInnigkeit trugen unsere Prager Arbeiter-sä n g e r Beethovens„Hymne an die Nacht" vor.Dann widmete Genosse Dr. Strauß namensder Partei und der engeren Kollegen des Verstorbenen dem treuen, jederzeit opferbereiten,nur von Liebe für den Sozialismus erfüllten Gc-noffen herzliche Worte und im selben Sinnesprach dann noch Genoise Franz Kirchhof-Reichenberg, der noch einmal die besonderen Verdienste Köhlers um die Angestelltenbewcgung hervorhob. Dann wurde, während das„Lied derArbeit" den alten Kämpfer zum letzten Malegrüßte, der blumengeschmückte Sarg den Flammen übergeben.Verurteilt« Wilddiebe. Die Geschworenenvon U z h o r o d verurteilten die viergliedrige Bande von Wilddieben, die anfangsJänner d. I. in den Wäldern des MukaLevoerGroßgrundbesitzes„Latorice" den Heger MichalMasjak mit der Waffe angefallen, am Bein verwundet und ihn seinem Schicksal überlassen hatten, so daß er verblütete. Die Angeklagten, derBauer Andräs Bakos aus der Gemeinde Hati»wurde zu viereinhalb Jahren und Mikulas Bakos zu zwei Jahren, Andräs Lörinc zu zweieinhalb Jahren und Andräs Molnär zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Bei der Verhandlungbestätigte es sich, daß der Heger Michal Masjakvor der Verblutung hätte gerettet werden können, wenn er nicht ohne Hilfe gelassen wordenwäre,. Der Mörder der Frau Farcasanu, derenLeiche bekanntlich auf der österreichischen Streckeder Eisenbahnlinie Bukarest—Paris aufgefundenworden war, ist nunmehr festgcstellt worden. AlsMörder wurde ein rumänischer Staatsangehöriger namens Trajan Teodorescu festgestellt, derbereits wiederholt wegen Eisenbahndiebstählenmit den internationalen Kriminalbehördcn inKonflikt geraten war. Er hat sein Opfer offenbar ganz plötzlich angepackt und mit großer Wuchtdurch das Zugfenster geschleudert. Der Tod derFrau mutzte durch den Sturz auf den Bahndammeingetreten sein. Dem Mörder gelang es, französischen Boden zu erreichen.Ein schweres Autounglück ereignete sich auf derLandstraße in der Whe von Ghör(Raab). In einerKurve verlor der Chauffeur eines Lastkraftwagensdie Herrschaft über den Wagen und fuhr auf eineWiese, wobei sich der Wagen mehrmals überfchlug.Von den sechs Insassen war einer, ein Gtzörer Kaufmann, auf der Stelle tot, die übrigen fünf erlittenschwere Verletzungen.Weiterhin unbeständiges Wetter. Ein heftiger,trockener, von der Balkanhalbinsel ausgehender Luftstrom traf Mittwoch über dem böhmisch-mährischenHügelland mit einer Kältewelle zusammen,welche vom Südwesten her in das europäische Binnenland eingedrungen ist. In Böhmen und in denAlpenländern regnete es allgemein. Am Mittwochum 14 Uhr meldeten Innsbruck und München nur7, Prag und Böhmisch Dudweis 9, dagegen Wienund Troppau 21, Uzhorod und Sofia 26 Grad. DieWetterverschlechterung breitet sich nur sehr langsamgegen Osten aus. Das Haupttief liegt noch immerzwischen Irland und Island.. Deshalb dauert auchin den Gebieten des Binnenlandes, wo es sich abge-kühlt hat, der Luftzuflutz aus Südwesten an. DerLuftdruck ist nunmehr in ganz Europa unternormal.— W ah r s ch e inliches Wetter vonheute: In Böhmen unbeständig, ziemlich kühl, allmähliche Abnahme der' Niederschlagsneigung. In denöstlichen Ländern fortschreitende Watterverschlech-terung, teilweise regnerisch, allmählichch Abkühlung.Nur in Karpathorußland noch.warm.— Wette r-a u s s ich t e nj ür Freitag: Andauern desunbeständigen Äettcrcharakters, strichweise nochRegen.Wei« und Blut•Der große traditionelle Festzug beim WeinfestinRom stand diesmal'Unter kriegerischenZeichen. Die Festwagen zeigten zumeist Tanks, Geschütze oder Flugabwehrgeschütze, wie aufunserem Bild,