Leite 3Dienstag, 15. Oktober 1935Rr. 240internationale dcnosscnsdialtstagungin Prag für die Erhaltung des WcltlrtcdensPrag. Am Sonntag und Montag fanden imPrager Gemeindehaus Beratungen des Zentralvorstandes des Internationalen Genossenschaftsverbandes statt. Die Organisation zählt über100 Millionen Mitglieder in 40 Ländern.Nach einer vorbereitenden Sitzung der Exekutive am Samstag wurde Sonntag vormittagsdie Sitzung des Zentralausschusses eröffnet.Der Bundespräsident Vainö T a n n e r, derfrühere Ministerpräsident von Finnland, ging inseiner Rede von den Anzeichen einer Besserungder Wirtschaftslage in verschiedenen Ländern ausund wies dann auf die neue schwere Friedensgefährdung durch die jüngsten Ereignisse hin.Nach einer herzlichen Begrüßungsrede desFürsorgeministers Genossen N e t a 8, der u. a.auf den ständigen Fortschritt und den unverminderten Einfluß'der Arbeitergenossenschaften in der TSR hinwieS, begann dieDebatte. Das Ergebnis war die Annahme folgender Resolution:„DaS Zentralkomitee der JCA, welches dienationalen Genossenschaften in 40 Staat« andüber 100 Millionen an geschloffene Mitglieder vertritt, versammelt in Prag am 40. GründmrgStagder Allianz und gegenüber der schwersten Feie-densbedrodnng seit dem Weltkrieg, erklärt:1. Seine«nerschütterlichr Ueberzengaug, daßdie Strnndbedingungen des wahren Fortschrittsder Zivilisation und der international« Berstin-dignng der Fried« ist. gegründet ans Vertrau«und Achtung der Völker untereinander.2. Tast die Berwirklichang diese- Idealseine- der Haaptzwecke«nsrreS Systems wirtschaftlicher Zusammenarbeit und di« entscheidendeTriebfeder zur Schöpfung unseres Bunde- gewesen ist.3. Daß die Ziele der Kooperation verfolgtwrrd« müßt« ohne Rücksicht auf Grenz«»derauf Farbe, Rasse»der Glauben.4. Daß, da dir Mittel zur Sicherung de-WeltfriedmS in unserem S»»perativsystem ringe-schlaff« sind, welches auf gleichberechtigtem Zu»sammenschluff beruht, in der jetzig« KrisiS dirGenoff«schastler ihre Solidarität mit der Welt-organisation der Völker zur Aufrechterhaltung drSFrirdmS bekund« muss«.Die Allianz«st deshalb ihre angeschloffenenOrganisationen in jedem Lande auf zur Unterstützung deS Völkerbundes, all ihr« Einfluß ein»zusetz« und die Anstrengung« zu unterstütz«,die jetzt zur Stärkung der kollektiv« Sicherheitund deS allgemein« Fried«S gemacht werd«."Die Resolution wurde mit all« gegen eineStimme angenommen. Diese eine Delegation erklärte, nicht etwa gegen den Weltfrieden zu sein,aber die Erlassung einer solchen Kundgebung alsaußerhalb der genossenschaftlichen Neutralitätanzusehen.Von den 40 Mitgliederländern sind 14 durch35 Delegierte vertreten.Zum Schluß feierte Tabber das Tagungsland als Stätte einer gesicherten Demokratie.*Die Teilnehmer der Tagung besichtigtenmehrere Genossenschaftsbetriebe. Der Internationale Genossenschaftsverband ist überparteilich undumfaßt neben den sozialistischen auch viele bürgerlichen Organisationen von Verbrauchern undErzeugern.Bänd 22 Xc pro Tag. Es gibt aber auch Fälle,in denen„freiwillig" um eine Krone pro Stundegearbeitet wird. Zehn Jahre Fließbandarbeitohne jeden Schutz und Rückhalt machen den Menschen reif fürs Irrenhaus. In der Umgebungvon Fleißen gibt es Jnvaliditätsrenterinnen schonzwischen 30 und 40 Lebensjahren. Die Ursachenwären einer besonderen Untersuchung durch dieZentralsozialversicherungsanstalt wert.Unter solchen Begleitumständen wird ausgerechnet auf einer Egerer Tagung des Bundesder Deutschen die Schaffung eines„Mutterschaftsgrundstockes gegen den Geburtenrückgang"beantragt. Der sudetekideutsche Nationalismusist eine besondere Form der geistigen Verkrüppelung. Einäugige sind es, die die sozialen Grundvoraussetzungen des BolkSdaseins nicht sehen odernicht sehen wollen, wenn durch deutsche Unternehmer gegen die Vollsgesundheit gewütet wird.Nicht zu vergessen, daß in der Nähe dieser Arbeiterhölle Fleißen zwei— daß Gott erbarm!—„Arbeitervertreter" der Sudetendeutschen Parteizu Hause sind.Ueber die Schuldfrage ist vieles zu sagen.Man kann auch die Arbeiter nicht ganz freisprechen. Am schlimmsten ist die Rechtlosigkeit inden ehemaligen Hochburgen der Kommunisten.Wo die Arbeiter in ihrer Mehrheit den freienGewerkschaften treu geblieben sind, funktionierennoch die Betriebsräte, gibt es noch einen sozialenSchutz. Es gibt auch Betriebe, wo die Arbeiterwegen ihrer politischen Ueberzeugung keiner Schikane ausgesetzt sind. In vielen Betrieben aberhat selbst der gewerkschaftlich organisierte Arbeiter keine Möglichkeit mehr, seine sozialpolitischenRechte geltend zu machen, Urlaub, Entgelt»derdie Einhaltung der gesetzlichen Arbeitszeit zu verlangen. Denn hinter ihm steht eine„Volksbewegung", die bereit ist, Lohndrücker und Ar-beitsvcrderbern um jeden Preis zu liefern. KHier beginnt die Aufgabe desStaates. Die Gesetze müssen auch für dieUnternehmer und für die Hauptresidenzen derSdP gelten. Wo die Arbeiter schon so zermürbtund eingeschüchtert sind, daß sie angesichts derdrohenden Strafe des langsamen Hungertodesvon ihren Bürgerrechten nicht mehr Gebrauchmachen können, dort müssen dieBehördendie Vollmacht, aber auch den Willen zur Aktivhandlung besitzen. Gerade im wesentlichstenWinkel der Republik wäre den Behörden in sozialen Dingen mehr Energie zu wünschen. Nurkopfschüttelnd kann man zur Kenntnis nehmen,daß manche Unternehmer Weisungen der Behörden einfach ignorieren dürfen, ohne im mindesten die Macht der Gesetze oder die Autorität derStaatsgewalt zu spüren. Wenn z. B. zwei Unternehmen der Lebensmittelbranche im PreßnitzerBezirk ganze Ortschaften mit stinkenden Abwässern verpesten und den Auftrag der Behörde,Kläranlagen zu erricht«, nicht beacht«, so mußdas Vertrauen der Bevölkerung in die Objektivität der Behörden Abbruch erleiden.Die häufigste Anklage, welche die Vertrauensmänner der sozialdemokratischen Arbeiterschaft in den Grenzgebieten erheben, ist die, daßsie durch die republikanische Gesetzgebung und Administrative zu wenig gegen die Willkür und denTerror der kapitalistischen Bolksgemeinschaftlergeschützt werden. Bon ihren Krisenorganen undsozialen Lebensforderungen soll im nächsten Aufsatz die Rede sein. Denn neben dem wirtschaftlichen Äruck des FasciSmus ist die blanke Not derandere Mühlstein, der die Widerstandskraft unserer republikanischen Grenzbataillone zu zermürben droht.Rohstoff-Embargoin VorbereitungMontag nachmittags hielt der 18gliedrigeSanktionsausschutz wiederum eine Sitzung ad,und nahm nach längerer Debatte den Antrag derfranzösischen Delegation zur Schaffung zweierneuer Subkomitees an. Das erste Subkomitee sollunverzüglich an die Prüfung der Fragen desEmbargos auf die Rohstoffeinfuhr und die für eine weitere KriegSführungnotwendigen Produkte nach Jtali« herantreten.Autzerdem soll dieses Tubkomitee die Frage deritali«ischen Ausfuhr nach den Mitgliederstaatendurchberaten.DaS zweite Subkomit«« wird die AufgabeHaden» die Bedingungen einer eventuellen Geltendmachung des Abs. 3 des Art. 16 deS Pakteszu prüfen, der über die gegenseitigeHilfeleistung der Mitgliederstaaten bei der Einführung von Sanktionenhandelt. Man hofft, daß die beiden Subkomitersdie ihn« überttagene Aufgabe dis Ende derWoche erfüllen«erden.Die Regierungen soll« nach einer weiter«Reselutton des Sanktionsausschusses alles unternehmen, damtt die Sankttonen bis zum 31. Oktober durchgeführt«erden. Wenn di« Regierungendem nicht entsprech« können, dann soll« sie demBülkerdundsekretariat mitteilrn, wann sie dieSanktionen zur Geltung bringen können.Montag abends ist im Bölkerbundsekreta-riat ein Telegramm eingelaufen^in welchem dieenglische Regierung mitteilt, daß sie das Embargo auf die Ausfuhr von Waffen, Munitionund Kriegsmaterial nach Abessinien aufgehobenund das Embargo auf die Ausfuhr dieser Warennach Italien aufrechterhalten habe. Außer dieseramtlichen Meldung laufen in Genf auch andere,private Mitteilungen dariiber ein, daß die Mitgliederstaaten bereit seien, die Verpflichtungender ersten Resolution über die Sanktionen zu erfüllen, die das Verbot der Einfuhr von Waffen,Munition und Kriegsmaterial nach Italien betreffen.Schlüssel von Aksum übergebenLondon. Reuter meldet aus Rom: Racheinem Telegramm aus Adua hat der Bischof derHeilig« Stadt Aksum Montag früh dem italienischen Oberbefehlshaber, General de Beno,feierlich di« Schlüssel der Stadt ausgcliefert. InRom sehe man dies als ein Zeichen dafür an, daßdie kampflose Einnahme der Stadt unmittelbarbevorsteht.In Adua traf am Montag auf der vonden Italienern nach der Besetzung der Stadt erbauten neuen Straße die erste italienische Automobilkolonne ein.England interveniertgegen Luftangriff auf offene StaateRom. Der britische Botschafter in Rom. SirDrummond, machte die italienische Regierung aufdie Tatsache aufmerksam, daß Addis Abeba undDiredaua offene Städte mit einer großen Zahlfremder Bevölkerung sind. Der Reuterberichterstatter erfährt, daß diese Intervention des britischen Botschafters auf Grund»einer Entschließung der Gesandten der auswärtigen Mächtein Abessinien erfolgt ist, als die Gefahr von militärischen Anflügen der abessinischen Hauptstadtattuell wurde. Man nimmt an, daß auch andereMächte in ähnlichem Sinne bei der italienischenRegierung eingeschritten sind. Der italienischeUnterstaatssekretär für Aeußeres, Suvich, erwiderte dem Botschafter, daß er die Militärbehörden auf diese Mitteilung aufmerksam machenwerde.*Jerusalem. Nach Meldungen aus Ammankreiste am Montag über dem englisch-transjordanischen Hafen A k a b a am Roten Meerein italienisches Beobachtungsflugzeug.Der römische Berichterstatter des„ParisSoir" bestäligt die Meldung, daß die britischenKriegsschiffe im Mittelmeer die üblichen Grußsignale der italienischen Flotte nicht mehr erwidern.Harrar. In abessinischen Kreisen wird behauptet, daß der Somali-Kommandant Sama-tarri mit 2000 Anhänge« zu den Abessiniern übergegangen ist und daß ausden italienischen Reihen ständig Eingeborenen«Soldaten überlaufen.Die Luftabwehr von Harrar, wo sich dasHauptquartter der abessinischen Südfront befindet, wird ständig vervollkommnet. Die Gerüchte,daß die italienische Vorhut nurmehr 60 Meilenvon Harrar entfernt ist, werden entschiedeninAbredegestellt. In der Umgebung vonHarrar ist die Generalmobilisierung fast beendet.Grenzgefecht Im Fernen OstenZwischen Mandschukuo- und SowjetpatrouillenMoskau. Nach einer Meldung der Taß-Agentur drangen am 12. Oktober ungefähr 50Mann aus dem Mandschukuostaat auf Sowjetgebiet in der Tiefe von ungefähr einen Kilometer.ein. Sie beschossen die Sowjetwache in der Nähevon Gr o d e k o w. Als den. Ueberfallenen 18Soldaten zu Hilfe eilten, wurden diese mit Gewehr- und Maschinengewehrfeuer überschüttet.Bei dem Zusammenstoß gab es einige Toteund Verletzte sowohl auf sowjetrussischerSeite als auch auf feiten der Angreifer.Die Sowjetregicrung hat ihren Botschafterin Tokio damit betraut, Protest zu erheben unddie Errichtung einer gemischten Untersuchungskommission vorzuschlagcn.Der japanische Außenminister erklärte, daßer erst den Bericht über die Zwischenfälle ausMandschukuo abwarten müsse. Er schlug fernervor, die Verhandlungen über die Bildung einergemischten Grenzkommission zu beschleunigen, umähnliche Fälle in Zukunft zu vermeiden.49VILLA OASEoder: DIE FALSCHEN BORGERRoman von Eugene DabltBerechtigte Uebertragung ausdem Französischen von BejotEr spekulierte darauf, daß Berthe bei Irmableiben würde, während er mit dem Schwagerausginge. Die Krankenpflege hing ihm schon zumHalse hinaus.„Ich lasse das Waschhaus für sie Herrichten.Im Notfall könnte man einen Stock daraufsetzen."„Ich dachte, du wolltest nichts mehr ausgeben."Sie war nicht entzückt von dem Plan. Mankonnte nie wissen. Julien war imstande, sich vonihnen einwickeln zu lassen.„Weißt du", sagte sie,„die Familie..."„Ich weiß, du magst meine Schwester nicht.Aber ich habe ja nur noch die eine, und Dummheiten habe ich außerdem schon genug gemacht.Ich sollte lieber im Montbert sein und Kies scheffeln, statt mit einer Frau, die einen Vogel hat,auf dem Lande zu sitzen."„Ich.konnte nicht mehr arbeiten."»Ja, du hattest ein Haar darin gefunden.Willst du die Wahrheit hören? Du spielst Theater.Weine, so viel du willst. Deine Tränen hindernmich nicht, an Berthe zu schreiben. Und ich hoffe,daß du ihr ein freundliches Gesicht zeigst."Er trat auf sie zu und hob ihren Kopf auf.„Nun genug! Los, zieh dich endlich an undlauf nicht den ganzen Tag im Morgenrock herum.Wenn ich dich rufe, kommst du zum Essen."Am Sonntag erschien Familie Arenoud.Juli« entschuldigte sich, daß er sie nicht eingeladen habe, wie im vergangenen Jahr. Bei Tischsprach er vom Wetter und von den hohen Preisen.Berthe gab zu, daß sie kaum mehr durchkommenkönnten.«Das kann sich ändern", sagte Julien.Er sah sein Bild im Spiegel: breit in bei}Schultern, mit massigem Brustkasten, sie alle wieein Vater beherrschend. Schwer legte er die Fäusteauf den Tisch. Er war noch nicht am Endel DieKollegen im Cafs des Courses mochten über ihnspotten, so viel sie wollten, vielleicht überlebte ersie alle. Nie hatte ihm das Essen so gut geschmeckt,nie war sein Schlaf so tief gewesen. Irmas Charakter drückte auf seine Stimmung, aber er hattesich vorgenommen, sich nicht länger schurigeln zulassen, sondern das Heft selbst in die Hand zunehmen. Seit einiger Zeit war er energisch, setzteseinen Willen durch, zeigte auch zuweilen seineStacheln.Er trank seinen Kaffee, goß ein GläschenKognak hinunter und sah dabei Irma, die mitgleichgültigem Gesicht an ihrer Zigarette zog,von der Seite an. Dann wandte er sich an Berthe.„WaS würdest du dazu sag«, wenn mandir den Vorschlag machte, das ganze Jahr Ferienzu haben?"„Wer sollte mir diesen Vorschlag machen?"„Bibi", schrie er, sich auf die Brust schlagend.'„Du willst uns eine Rente aussetzen?"Er schüttelte den Kopf und sagte seinSprüchlein auf. Dabei sah er nur sie an, dennBerthe allein bestimmte. Da sie mit der Antwortzögerte, wurde er unruhig.„Nun", fügte er nach einer Weile hinzu,„mein Vorschlag scheint dich nicht zu begeistern?"„Nein, und ich glaube, Ernest denkt wie ichdarüber. Wir sind weder für das Land geschaffen,noch taugen wir dazu, Rentiers zu sein. Und eswürde auch nicht gut gehen, wenn wir so dicht aufeinander hockten."„Ich hätte kein« Streit gesucht", bemerkteIrma scharf.„Kurz und gut, wir ziehen unsere Freiheitvor, Julien."„Aber ihr seid ja nicht frei, ihr habt dochChefs."„Eines Tages werden wir keine hab«."„Was willst du damit sagen? Daß uns derKommunismus blüht?"Berthe schien daran zu denken. Er ginghoch. Aber sie ließ sich nicht einschüchte«, undMann und Sohn pflichteten ihr bei. Er schloßdaraus, daß sie undankbar seien und neidisch,Menschen, die davon träumten, alles zu zerschlagen. Jetzt war ihm ihre Ablehnung nur angenehm.„Ich weiß auch, waS es heißt, im Druck zusein", erklärte er.„Zum Glück habe ich mich freigemacht, aber ohne Revolution. Jeder muß sehen,wie er fertig wird."Dann lenkte er ein:„Kommt in den Garten, das kühlt uns ab."Abends gestand er Irma seine Enttäuschungein. Sie antwortete, sie wäre durchaus nicht überrascht. Dann warf sie den Kopf zurück und verkündete:„Im Grunde wären alle diese Umstürzlersehr gern an unserer Stelle."IV.Juli« benutzte die letzten schönen Tage, umeinige Bäume, die eingegangen waren, zu fällen.Er schleppte die Stämme an den Teich und zersägte sie mit Feuereifer. An seiner Seite wuchsendie Kloben, die er später im Waschhaus aufschichten wollte, zu einem ansehnlichen Haufen an.Eines Morgens begann es zu regnen. Und da das!Wetter sich tagsüber und auch am nächsten Tagenicht aufhellte? mußte Julien im Hause bleibenund die Zeit totschlagen.Irma, die an einer Stickerei arbeitete, fragteihn:„Bist du bald fertig mit dem Hin« und Herlaufen? Man könnte glauben, du wärst in einenKäfig eingesperrt."Er beschäftigte sich ein wenig in der Wirtschaft. Dann setzte er sich, blätterte die letztenHefte der Zeitschrift des Touring-Club durch undsah die Gegenden wieder, die er mit Alfred besucht hatte. Immer wieder Land, nichts als Land.Er richtete seinen Blick auf einen an der Wandhängenden Plan von Paris, und es befiel ihn dirSehnsucht, die Luft der Hauptstadt zu ahnen. 1Dann beobachtete er Irma, ohne daß siemerkte. Sie alterte zusehmds, hatte bläuliche Falten um die Aug«, farblose Wangen, ein Doppelkinn. Den ganzen Tag behielt sie denselben Mor-genrock an, in dem ihre Brüste und ihr Leib desHalts zu entbehren schienen. Aber besonders ärgerte ihn, daß er sie immer im Lehnstuhl sitzenssah. Oft konnte er dem Verlangen, ihr„Pfeffer>in den Hintern zu stteuen", kaum widerstehen.|Er schlug ihr eine Partie Belotte vor. Sie,stickte lieber. Er preßte sein Gesicht ans Fenster.Nicht ein Blatt mehr an den Bäumen, verwelkteBlumen auf dem Rasen, kein Flugzeug mehr aMHorizont. Sobald der Regen nachließ, wollte et;das Holz ins Waschhaus bringen und das Unkraut»das rings um den Teich wucherte, jäten. Er war!froh, daß er das Bassin nicht hatte zuschütte»oder einzäunen lassen.Es dämmerte. Er wandte sich um und fairIrma im Schatten wie eine runde Kugel miteinem kleinen, sich hin- und herbewegenden Kopst!„Schläfst du? Wollen wir jetzt eine Partst,spielen?" 1„Nein, die Karten machen mir keinen Spaß-mehr. Und ich habe wieder Schmerzen im Leib, jEr höhnte und sagte sich:«Besser, ich maAein wenig Musik, als daß wir uns in die Haart!fahren," Er zog sein Grammophon auf un!>;wählte eine Platte. Plötzlich gab es einen schrill.'^Ton, dessen Ursache er mft Kennermiene zu ek-|gründen suchte.„Julien", rief Irma,„dein Kasten bring'mich um.".(Fortsetzung folgt.),