Nr. 246DienStag, 22. Oktober 1935Seite 5Balkanjungens wollenfür Abeffimen kämpfenBelgrad. Zwei Diebstähle haben eine überraschende und durchaus zeitgemäße Aufklärung erfahren. Im Hafen von Split wurde ein großesSegelboot entführt. Man fand es später etwa100 Kilometer südlich zerschellt an einer Klippe. Manrettete den Insassen: es war ein vierzehnjähriger Knabe, der den Diebstahl zugab und erklärte, er habe das Segelboot dem Regus zuführenwollen. Denn der habe keine Schiffe, und das Bootsollt« die erste Einheit der abessinischen Flottewerden.Auch inSIawonisch-Brod hatten zweiKnaben beschlossen, dem Negus beizustehen. Sie beschafften sich alte P i st o l e n, raubten aus denväterlichen Kaffen zusammen 3000 Dinar und machten sich mit Rucksack und Botanisiertrommel auf denWeg. An der nächsten Station verhaftete man leiderdiese zwei Mann Vorhut eines„Enffdtzkorps", dasdie Jungens nach Abessinien führen wollten.Spitzelzüchterei in Wien. Es wird uns geschrieben: Dieser Tage wurde in Wien der ungarische Journalist Laszlo Benesch verhaftetmid wie der Bericht lautet, wird auch ein Prozeßgegen ihn angestrengt werden. Er soll etwas geschrieben haben, was die gegenwärtige Regierungals„Verbreitung beunruhigender Gerüchte" bezeichnet. Es ist merkwürdig, daß aus Wien, beziehungsweise aus Oesterreich in den letzten dreiMonaten ungefähr 18 Journalisten ausgewiesenwurden und etwa sieben emigrieren mußten. Dagibt es eben in Wien einen gewissen Herrn Lorant, der eigentlich Ungar ist und als Ungarnicht national eingestellt war, der heute Sturmscharenführer und ein mächtiger Herr im achtenBezirk ist, und da gibt es ferner einen HerrnHalmy, der früher als ungarischer Emigranteine Zeitlang auch in Prag und Prehburg weilte,heute im Bundeskanzleramt Eintritt und Arbeitgefunden hat. Darüber könnte Herr SektionsratSchmith vom Bundeskanzleramt, Prefleabtei-lung, Auskunft geben. Ihm ist es gelungen, diesen Herrn und noch einige andere Journalistenals Spitzel gegen die gewesenen Gesinnungsgenossen zu gewinnen. Seither kann Herr Halmyim Eaft Imperial, wo ein schwarzer Kaffee einenSchilling kostet, regelmäßig verkehren.Die Waffenschieber. Die amerikanische Bundesregierung hat eine Untersuchung zum Zweckeder gerichtlichen Verfolgung und Bestrafung jenerPrivatfirmen angeordnet, die trotz des im Frühjahr 1934 erlassenen WaffenausfuhrverbotesFlugzeuge und Munition nach Bolivien undParaguay ausgeführt haben. Als hauptbeschuldigte Firmen werden Curfiß, Weight,Evlt und Patent Zircarms und American Armsgenannt.31 Geistliche verhaftet. In Guadalajara immexikanischen Staate Jalisco sind 31 Geistliche,die hauptsächlich aus den Staaten MichaScan undColima stammen, bei einer Zusammenkunft ineinem Prwathause verhaftet worden. Sie werden beschuldigt, eine Verschwörung gegendie Bundesregierung angezettelt zu haben. Beiihnen wurden zahlreiche Propagandaschriften, diesich gegen den sozialistischen Schulunterricht wenden, beschlagnahmt.Mexikanische Banditen. Amerikanische Meldungen von der mexikallisch-amerikanischen Grenz-kvrechen von einer erhöhten Tätigkeit mexikanischerBanden im Staate Sonora, wo mehrereStädte von den Banditen überfallen worden seien. Eine größere Anzahl st ä d t i s ch e rBeamten sei ermordet worden. Nachrichten aus Mogales im Staate Sonora zufolge sollenTruppenverstärkungen im Anmarsch sein, um dieBanden unschädlich zu machen.Die Goldproduktion der Sowjetunion ist inden jüngsten zwei Jahren nahezu verdoppeltKorden. In diesem Jahre dürfte sie den Wertvon 50 Millionen Goldpfund(8 Milliardennichtabgewerteter XL) erreichen. Eine ganzeReihe neuer Goldfelder sind in den letzten Jahren durch planmäßige Geologenarbeit erschlossenworden. In dem ältesten Goldrevier Rußlands,an der ostsibirischen Lena, bei Jrkutfl, ist soebenein Goldklumpen von 3,6 Kilogramm gefundenworden, was einen Rekord bedeutet. Die Lenaselbst führt Gold, wenn auch in feinverteiltemZustand. Nebenbei bemerkt, hat Wladimir JljitschUljanow sich nach seinem Berbannungsort andiesem gewaltigen Strom— Lenin genannt.Zahlen sprechen. In den vergangenen zehnJahren hat die Zentralstelle der Deutschen Jugendfürsorge in Böhmen, di« Deutsche Landeskommissiovfür Kinderschutz und Jugendfürsorge in Reichenbergin ihrer Fürsorgetätigkeit 38,763.545.05 Xc und ihreZweigstellen, die 101 Deutschen Bezirksjugendfürsorgen, 93,871.666.95 XL ausgegeben. Insgesamtalso konnte die Deutsch« Jugendfürsorge in Böhmenallein in den Jahren 1925 bis 1934 über 182 Millionen Xä für die Schutzarbeit am deutschen Kindebereitstellen. Das bedeutet eine Ausgabe von übe:13 Millionen jährlich, von über einer MillionMonatlich, von über 85.000 Xä täglich. Wir seheneinen erfreulichen stetigen Aufstieg bis zum Jahre1932, dann ein merkbares Abbröckeln: die Zeichender Krise und der Geldknappheit. Und wir werdenuns klar, daß die Deutsche Jugendfürsorge heuteihre schwersten Zeiten durchlebt, da sie die in mühsamer Arbeit von Jahrzehnten geschaffenen Fürsorgeeinrichtungen im Interesse ihrer Schützlingenicht auftässen will und kann und die Mittel hiezusich kaum mehr aufbringen lassen.Die Auflösung der DNSAPvor dem Oberste» VerwaltungsgerichtJuristische Auseinandersetzungen über die Berwaltungsgerichtsbeschwerdedes wortbrüchigen Ausreißers Jng. Rudolf Jung^Prag. Das Oberste Verwaltungsgericht verhandelt in diesen Tagen die Verwaltungsbeschwerden der aufgelösten, bzw. eingestellten„Deutschen nationalsozialistischen Arbeiterpartei" und derDeutschen Nationalpartei.4»Montag verhandelte ein Senat des Verwaltungsgerichtes unter Vorsitz des SenatspräsidentenEmil H a ch a zunächst die Beschwerde des HerrnJng. Rudolf Jung aus T r o p p a u, die dieser imeigenen Namen als gewesener Vorsitzender der aufgelösten DNSAP sowie namens dieser ehemaligenPattei seinerzeit eingebracht hat. Inzwischen ist auchHerr Jung, ohne Rücksicht auf Gelöbnis und Ehren-wott. ins„Dritte Reich" desertiert. Da aber dieBeschwerde einmal einaereicht war, nahm das Verfahren seinen gesetzlichen Verlauf.Die Grundlage der Auflösung der DNSAPdurch Kundmachung der Regierung vom 11. November 1938 bildeten die Urteile in dem bekanntenBrünner Volkssportprozeß, in welchemfestgestellt wurde, daß im Programm der DNSAPdirLosreißungvonTeilendesStaats-g e b i e t e s der Tschechoflowakischen Republik undderen Angliederung an Deutschland stand. Als weiteres Programmziel der Nazi wurde im Urteil dieSchaffung eines geschlossenen alldeutschen Nationalstaates festgeftellt. deralle deutschen Stämme und alle„V o l k s g e-nassen deutschen Blutes, welche heutenoch unter dänischer, polnischer, tschechoslowakischer, italienischer und französischer Souveränität stehen" umfassen sollte.*Das Referat über die Angelegenheit erstatteteder Rat des Obersten Verwaltungsgerichtes D u s i lin zweistündigem Vortrag, worauf der Vettreter derBeschwerde Herr Dr. Kreisl aus Bodenbachdiese in eimtündigem Plädoyer zu vertreten suchte.Seinen„mündlichen Vortrag" verlas er einfach. Erzitiette Spengler l.Untergang des Abendlan des"), Ibsen und ihm dienlich scheinende Autoren,wobei ejne beträchtliche Aeünlichkeit mit dem phra-senreichen Stil des Herrn Jung unverkennbar war.Als Gründe für die Aufhebung der angefochtenenAuflösungskundmachung machte er Verfahrens-mängel, Unges etzlichkeit und Applikation eines verfassungswidrigenGesetzes geltend.Als Vertreter des Ministerrates, dessen Verfügung durch die Beschwerde angefochten wird,beantragte Ministerialrat Dr. Roväk die Abweisung der Beschwerde.Dr. Roväk Beitritt zunächst die Legitimation desHerrn Jung zur Ueberreichung der Beschwerde. Nachden Ausführungen der Beschwerde selbst hat sich diePartei schon im Oktober 1933(also vor Erlassungder Auftösungskundmachuna) freiwillig aufgelöst. Wenn also die Partei nicht mehr bestand, sokonnte auch niemand in seinen verfassungsmäßigenRechten beeinträchtigt werden, wie eS die Beschwerdebehauptet, weil die aufgelöste Partei ebeü nicht mehrexistierte.Gegenüber den Behauptungen der Beschwerde,daß das Bolkssporturteil nur die Schuld„einigerweniger Par teian gehörig er" festgestellt habe, von denen man nicht auf die Gesamtheit der Partei schließen dürfe, sei auf die rechtskräftige Urteilsbegründung des Obersten GettchteSüber die Ziele der DNSAP binzuweisen. Keinesfallssei-also«ine Verletzung irgendwelcher subjektiverRechte nachzuweisen.Wie man sieht, bttvegte sich die Auseinan-dersetzDig in der Linie formal-juristischer Erwägungen. Der Senat beschloß, da die vorliegendeRechtsfrage in engem Zusammenhang mit derDienstag und Mittwoch zur Verhandlung gelangenden Beschwerde der Nationalpartei stehe, die Beratung über beide Angelegenheiten zu vereinigen. Die Entscheidung des OberstenGerichtes soll SamstagumIlUhr vormittags verkündet werden. rb.Karl Würdig 25 Jahre schweren KerkerPrag. Der dritte und letzte Verhandlungstagdes Mordprozesses Würdig wurde durch die Vernehmung der restlichen Zeugen eingeleitet. Es wurdendie Gendarmen, die die Untersuchung geführt hatten,einvernommen und weiter Josef Rhbät, dem derAngeklagte nach dem Tod seiner Frau den K o f f e rw i f"80:000 Kt anvertraut hatte: eben jenen Iwfier,von dem er behauptet hatte,- daß«r nach Umkipprndes Kahnes in der Moldau versunken sei.Hierauf kam der Sachverständige fürK a n o i st i k. Rechtsanwalt Dr. L o u k a s, zumWort. Er bezeichnete die Angaben des Angeklagtenüber den Hergang des Unglücks zum größten Teil alsunwahrscheinlich. Zum Schluß des Beweisverfahrensbrachte der Verteidiger Dr. Vesely noch einige Be-weisanträae ein. Er beantragte Wiederholungdes Lokalaugenscheines unter Beiziehung sämtlicher Zeugen, und zwar zum selbenDatumund zur selben Stunde, was alsoeinen Aufschub des Lokalaugenscheines bis zum1. September 1936 bedeutet hätte. Der Gerichtshof lehnte diesen aussichtslosen Antrag ab. mitder guten Begründung, daß ein solcher Lokalaugenschein am Jahrestag der Tat weder die gleichen Wit-terungs- und Sichtverhältniffe.. noch den gleichenWasserstand wie am kritischen Tag nachweisen könne.Weiters beanttagte der Verteidiger die Vernehmungeines neuen Sachverständigen ausdem Gebiet der Kanoistik, da seiner Ansicht nach Dr.L o u k o s das Gebitt des Beweisthemas, für das ersein Gutachten abgeben sollte, überschritten und sich inunzulässigen Deduktionen ergangen habe. Auch dieserAntrag wurde abgelehnt.Um die Mittagsstunde zog sich der Gerichtshofzur Beratung über die Schuldfragenzurück, die eineinhalb-Stunden dauerte. Der^Me-.schworenen wurden neben der H»u.ptfrag« aufräuberischen Meuchelmord nochdie Eventualfrage auf fahrlässigeTötung vorgelegt, kombiniert mit der weiterenHauptfrage auf das Verbrechen des Dieb»stab ls(betreffend die 90.000 XL). Hierauf folgtendi« P l ä d o y e r s.Staatsanwalt Dr. Svoboda summierte diebelastenden Fakta und begründete in mehr als zweistündiger Rede die Ausführungen der Anklage eingehend. Verreidiger Dr. Vesely versuchte, so gutes ging, gegen die erdrückenden Schuldbeweise anzu-kämpfen. Sein Plädoyer dauerte gleichfalls zweiStunden. Das Resümee des Vorsitzenden GR Dr.M a r e L e k. das in klarer und objektiver Weise alleArgumente für und wider zusammenfatzte. währt«eine Stunde.In den Nachmittagsstunden war der Zuhörerraum bereits bis zum allerletzten Plätzchen gefüllt.Im Gerichtssaal herrschte unbeschreibliche Spannung.Mit Bedauern müssen wir feststellen, daß derOrdnungsdienst auf der ganzen Linie versagt hat.Wege der ExportförderungDo« Th. PtstoriusWir haben in unserer Arttkelserie„Wegeaus der Krise" vor kurzem dargetan, daß dieSchaffung von Industrie-, bzw. Handelssyndikaten«in Mittel der Belebung unseres Exportessein könnte. Dieselbe Forderung vetttttt einerder führenden Beamten des TschechosiowakischenExportinstitutes in dem nachstehenden Aufsatz:Die japanische Erpottexpansion ist in nichtgeringem Mqße auch die Folge der verbessertenKoordination der Gruppen«, wie der Firmeninteressen der Exportindustrie. Das wichtigsteHarmonisierungsinstrument der Interessen derjapanischen Exportindustrie sind die S Y n d i-kate der Exporteure, die auf Grunddes Gesetzes über die Vereinigung der Exporteurevom Jahre 1925 errichtet wurden, welches in denJahren 1931 und 1934 abgeändert und ergänztwurde. Durch diese GeseheSnormen zwingt derjapanische Staat seine Exporteure, sich in Verbänden zusammenzuschließen, die autonomWreise,Qualität und Menge der ausgeführten Warenkontrollieren, im Ausland den Masseneinkauf vonRohmaterialien und Halbfabrikaten für ihre Mit«gliederfirmcn durchführen und in Kreditangelegenheiten zusammenarbeiten und die gleichzeitigauch andere Vorteile für ihre Mitgliederfirmenzum Zwecke der Erhöhung der Ausfuhr und derenErtragsfähigkeit durchsetzen würden. Die Syndikate japanischer Exporteure sind ferner mitRechtsmacht zum Einschreiten gegen störende Einflüsse von Outsidern ausgestattet.Es ist außer Zweifel, daß auch die tschecho-flowakische Ausfuhr vergrößert und ihr absoluterund verhältnismäßiger Ertrag erhöht werdenkönnte, falls ihre Gruppen- und Firmeniuteressenbesser koordiniert wären. Die ungenügende Koordination der Interessen unserer Industrie wirdvor allem durch den Umstand bezeugt, daß dieExportfirmen des gleichen Produktions-zweiges sich auf den Auslandsmärkten wesentlichunterbieten, wodurch der Ertrag ihrerAusfuhr verringett wird, in manchen Fällen ineinem Maße, daß dieselben ftüher oder später fürsie einen Vxrlust bedeuten. Dieser Umstanddrückt die Löhne der Arbeiterder sich gegenseitig bekämpfenden Firmen herab,d. h., er reduziett ihre Kaufkraft, wodurch dannder Absatz zahlreicher im Inland erzeugter Verbrauchsgüter leidet, d. h., eS wird die Arbeits-losigkeit in anderen Industriezweigen erhaltenoder vergrößert: Der Konkurrenzkampf derExportfirmen des gleichen Produktionszweigesläßt sich durch kein anderes Mittel so vollständigbeseitigen, als durch ihre obligate Syndikali-sierung.Unserer Ausfuhr würde auch eine andereKoordination der Interessen zum Vorteil bringen.Unsere Industrie kauft noch imm«r zahlreiche Rohstoffe und Halbfabrikate in den europäischenHafenstädten und keinesfalls in den überseeischenUrsprungsländern ein. Der Reimport wird nichtnur vc<n der Industrie bettteben, sondern auch derGroßhandel und der Handel reimpottiert zahlreiche Verbrauchsgüter, wie Kaffee, Tee, Reisund Kolonialwaren aus den nahen Hafenorten.Nie hat uns der Reimport,Italiens EinfuhrZur Frage der SanktionenEnglische Blätter berichten: Während derersten neun Monate dieses Jahres hat Italien,nach amtlichen Ziffern, aus FrankreichFlugzeuge im Gesamtwerte von 200.000Pfund eingeführt, gegen 14.000 im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Hälfte des französischenExports von E i s e n s ch r o t t, nämlich259.000 Tonnen im Werte von 760.000 Pfundshat Italien ausgenommen. Die französische Weizenausfuhr nach Italien betrug in diesem Jahre139.000 Tonnen, im vorigen Jahr dagegennichts. Aus U.S.A. wurden in den ersten achtMonaten d. I. 2200 Autobusse und L a stau t o S nach Jtalienisch-Ostafrika ausgeführt.Im August kamen aus Nordamerika 1,348.770Gallonen Triebstoff ebendahin, sowie im erstenHalbjahr Baumwollerzeugnisse,die teilweise zu Sprengstoff umgewandelt werdenkönnen(Schießbaumwolle) in einer Menge von1163 Ballen, im August dagegen allein schon1454 Ballen.Ferner liefern U.S.A. an Italien monatlich 5,507.670 Barren Kupfer. Insgesamtverschifften U.S.A. nach Italien im Juli undAugust d. I. solche Waren im Wette von11,975.554 Pfund. Auch D e u t s ch l a n d hatseine Ausfuhr nach Italien sehr bedeutend ge-steigert. Die deuffche Handelsbilanz mit Italienzeigt für September, daß die deuffche Ausfuhrnach Italien die Einfuhr von dort um 4)4 Millionen Pfund überstiegen hat, während noch imSeptember des Vorjahres die Aktivität des deutschen Handels mit Italien nur 130.000 Pfundbetragen hatlDaS Chaos im Gattchtssaal ging soweit, daß denBerichtorftattern ihr Dienst naher«««möglich gemacht wurde. Wir müssen konstatieren," daß der fürdie Journalisten reservierte Räum vor der Zu«hörerbarriere vollkommen blockiett war, obwohl zudem Korridor vor dem Schwurgerichtssaal lediglichZeugen, Sachverständige und Berichterstatter Zutritt finden sollen. Das Kreisgerichtspräsidium hatteAufrechterhaltung der Ordnung zugesichert. Dergewesene KreiSgerichtSpräsident Linhart hat sich beijedem großen Prozeß der Mühe unterzogen, sich persönlich davon zu Äerzeugen, ob die getroffenen Anordnungen auch tatsächlich befolgt wurden. HerrVizepräsident Charypar hat dergleichen, trotzvorhergehender Intervention der Pressevertreternicht für nötig befunden.Als die Geschworenen von der Beratung zu«"rückkehrten, herrschte im Gerichtssaal atemlose Srille.Der Obmann der Geschworenenbank verkündete daSVerdikt, durch welchesKarl Würdig einstimmig des Pvrbrechons deSmen ch torischen Raubmordes schuldig" r-rkawttwurdet'SiäatSäittvcrlk Dr." Svoboda söLÄrtt hieraufin Hinblick auf die schweren Belastungsmomente di«.Todesstrafe.Die gemeinsame Beratung deS Schwurgerichtshofes und der Geschworenen über das Strafausmaßdauerte dreiviettel Stunden. Ilm neun Uhr abend?wurde das Urteil verkündet, durch welches. KarlWürdig zufünfundzwanzig Jahren schwerem und verschärf-ten Kerkerverurteilt wurde. Karl Würdig bewahrte auch gegenüber diesem Urteil seine eiserne Ruhe.Der Verteidiger meldtte Nichtigkeitsbeschwerde an. desgleichen auch der Staatsanwalt— wegen nicht verhängter Todesstrafe und"außerdem Berufung wegen zu geringem Straf«I ausmaß.so geschadet wie heute, wo zahlreiche Stactten sich in ihrem Verhaften unsererAusfuhr gegenüber nach dem Umfang unsererdirekten Bezüge bei ihnen richten. In der ganzenWeft wird heute erhöhtes Gewicht auf die Ausgeglichenheit der Zahlungs- und her Handelsbilanz gelegt. Wenn wir z. B. australische Wolleoder Brasilkaffee indirekt in Hamburg oder Triestkaufen, werden uns diese Käufe in der australischen, resp. brasilianischen Staffstik nicht gutgeschrieben. Durch den Reimport verschlechtern wirunsere handelspolitische Situation und verbessernsie für jene Länder, aus welchen wir reimportieren. Es würde daher unserer Volkswirtschafteine bessere, d.h..planmäßigereOrganisation, ob nun in Form vonSyndikaten oder in anderer Form, weit mehr zumVorteil gereichen.Schließlich würde ackch eine solche Koordination der Jndustrieinteressen von Botteil sein,welche verhinvern würde, daß gewisse, fest organisierte(syndikalisierte) Industriezweige ihre Waren, Rohstoffe, Halbfabrikate und Hilfsstoffe—-anderen heimischen Exportindüstrienweit teurer verkaufen, als diesnach dem Ausland der Fall ist.Es ist notwendig, die Erscheinung zu beseitigen, daß sich entweder einzelne Industriezweigeoder einzelne Firmen desselben ProduktionSzwei-ges gegenseitig schädigen. Die Schaffung einesNationaleinkommens und dessen Distribution in der Tschechoslowakei hängt allzusehrvon demUmfang und dem Ertrag der Ausfuhr ab. Und ihrUmfang und ihr Ertrag sind außer anderem auch'durch die Vollkommenheit der Koordination derJndustrieinteressen bedingt.