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Samstag, 26. Oktober 1935
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Auf stand auf Kreta ? 30.000 Republikaner greifen zu den Waffen Paris . Ha«) hiesigen Blättermeldungrn aus Athen soll auf Kreta eine Revolution ausgebrochen sein. 30.000 Republikaner haben z« den Waffen gegriffen. Die Regierung habe sofort die Entsendung von drei Torpedobootzerstörern mit 2000 Soldaten an Bord angeordnet. In Athen selbst seien 50 republikanische Offiziere u. a. auch General Panaghisraos, verhaftet und auf dir Inseln im Aegäischen Meer verbannt worden. Außerdem seien in der Hauptstadt 450 Verhaftungen vorgenommen worden, darunter auch der Führer der neugrbildeten Republikanischen Partei Papandreyos. Ein griechisches Dementi Athen . Amtlich werden die Gerüchte von Unruhen auf der Insel Kreta dementiert. London . Trotz allen Dementis der griechischen Regierung erhalten sich hier hartnäckig Gerüchte über einen Aufstand auf Kreta .
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wäscht allein
jHdetendeufedter
Henlein seh'n und sterben!
Trittbrett des Wagens und fragt in fließendem Tschechisch, nach welcher Richtung sie zu fahren wünschen. Etwas mißtrauisch gibt der Eigentümer des Wagens Auskunft. Und im gleichen Augenblick hat der Wagen auch schon freie Bahn vor sich, da der Ordner energisch seine Kamerqden zum Platz machen auffordert, um die Fremden durchzulassen. Höflich treten die Tausende beiseite und lassen das Auto durch Einmal aus dem Gedränge heraus, hält der Wagen, um den Ordner absteigen zu lassen. Die Insassen des Wagens drücken ihm herzlich die Hand zum Abschied. Ihr Dank klingt zu aufrichtig, um nicht ernst gemeint gewesen zu sein. Die deutsche Disziplin und H ilfsb er e its ch afthatwie- der einmal einigenatio n,a l e Gegner bekehrt und ihnen Achtung vor dem geeinigten Sudetendeutschtum aufgenötigt. Natürlich: Am deutschen Wesen wird die Welt genesen, und die Handvoll Leute, die es nicht wahrhaben will— keine ganzen zwei Milliarden sind es mehr— wird es schon auch noch begreifen, wenn sie erst überall so anschaulich belehrt wird wie in Teplih, wo das tschechische Automobil rein verloren gewesen tväre.ohne, den Ordner und Führer, der aufs Trittbrett sprang. Wenn erst einmal der echte„Führer" und Oberordner vom Range Görings auf das Trittbrett der Weltkarosse springen wird dann wird sie unfehlbar aus dem Dreck herausfinden. Tot sicher I Darauf kann man schon heute Gift gas nehmen!
dem 22. Oktober, beim Bezirksgericht in Mähr.- Trübau ausgetragen, wo der kühne Verleumder sich weniger männlich als in der Versammlung zeigte. Seine Verleumdung mußte selbstverständlich in nichts zusammenbrechen und er hatte— wie er sich in der Versammlung ausdrückte— das Vergnügen, sich bei Gericht mit Direktor Friedl auseinanderzusetzen.— Der Prozeß ging so aus, daß Ienisch auf Grund eines Vergleichs im sozialdemokratischen Lokalblatt sowie in einem bürgerlichen Blatt eine Erklärung abgeben muß, in der er seine Verleumdung widerrufen wird, ferner muß er sämtliche Prozeßkosten tragen und einen größeren Sühnebetrag leisten, der dem Armenfonds dreier Gemeinden zugute kommt.
Ole neueste SdP-ParoIe Die„Z e i t" bringt eine Reportage von der Teplitzer Paragraph-2-Kundgebung der SdP und, wie es bei einem Anfänger in der Kunst des Schreibens nicht anders sein kann, hat der Berichterstatter die Feder, mit der er den Schlagring besser nicht hätte vertauschen sollen, ein bifferl voll genommen. Es ist gar nicht ausgeschlossen, daß sich unter dem Einfluß der Flüsterpropaganda und bei der an akutes Irresein grenzenden Fieberstimmung vieler von der SHF verführter Sudetendeutscher ähnliche Szenen abgespielt haben, wie der Berichterstatter sie schildert. Aber es gibt eben Dinge, die man, selbst wenn sie geschehen sind, lieber nicht aufzeichnet, weil schwarz auf weiß erst der Wahnsinn offenbar wird, den sie darstellen. Da wird z. B. erzählt: Beim Vorbeizug der Hunderttausend vor dem Führer auf der Schützenwiese. In die Massen . kommt kein«: Bewegung, immer wieder staut sich die Menge vor dem Standplatz Henleins, noch einmal will feder den Führer sehen, ihm zujubeln, ihn grüßen. Mützen und Hüte werden vor Begeisterung in die Luft geworfen, Kinder in die Höhe gehoben, damit sie den Führer besser sehen können. Ein etwa 80 I a h r e altes Weiblein, das angeblich drei Stunden zu Fuß nach Teplitz zu der Kundgebung gegangen ist, drängt sich durch die Ordnerkette, zu Konrad Henlein und schüttelt ■ ihm die Hand, während Freudentränen über die gefurchten Wangen rinnen. Als sie wieder im . Strom der Massen untertaucht und gefragt wird, was sie denn bewogen habe, bei ihrem Alter den für sie doch recht beschwerlichen Weg zu unternehmen und sich dem Gedränge auszusetzen, erwiderte sie mit glückhafter Freude:„I ch w o ll t e nur einmal noch, ehe ich sterbe, un serenFühr ersehen!" Bei dieser . Szene blieb kein Auge in derUmge- bung der Greisin trocken. Mit Recht, denn das Los dieser Greisin, die den Verderber des arbeitenden Volkes anbetet, ist wirklich beweinenswert. Aber nicht nur die Greisinnen beten zum Heiland von Asch. Auch die K i n d e r wollen den Wundertäter aus der Nähe sehen und anstaunen: Bei der gleichen Gelegenheit: Ein ungefähr vierjähriger Junge schlüpft, nachdem er sich von der Hand seiner Mutter losgerissen hatte, einem mit gespreizten Beinen dastehenden Ordner durch und läuft zu Konrad Henlein hin, t der eben den vorbeimarschierenden Massen zuwinkt. Henlein fühlt sich plötzlich mn Mantelsaum gezupft; als er erstaunt hinabsieht, erblickt er eine kleine Kinderhand, die sich im bittend entgegenstreckt. Von inniger Rührung drückt Kon rad Henlein die Kinderhand und veranlaßt dann, daß das Kind der Mutter wiederübergeben werde, damit es im Gedränge nicht Schaden nehme. Es wundert uns, daß der sentimentale Schreiber mit seiner talgweichen' Rührseligkeit hier nicht Jesus zum Vergleich heranzieht, der die Kleinen zu sich kommen ließ. Wie Henlein „veranlaßt", daß das Kind seiner Mutter zurückgestellt wird, ist jedenfalls erschütternd und ein unwiderleglicher Beweis für seine messianische Sendung und tiefe Humanität. Was hätte der Führer denn sonst mit dem Kind tun sollen? Betont man die Güte seines Herzens deshalb so sehr, weil einem einfällt, daß der andere Führer, das Vorbild, auch Kinde r ins Konzentrationslager sperren ließ? Goldig und herzensgut sind sie übrigens alle. Man hat ihnen Roheit und Nazimoral nachgesagt. Keine Spur davon. Sie sind zivilisiert und rühmen sich dessen: Im Gedränge auf der Schützenwiese während des Vorbeizuges der Massen vor Konrad Hen- l-ül geriet ein Kinderwagen in
fahr, umaestoßen und zertreten zu werden. In diesem Augenblick sprang ein Ordner aus Teplitz hinzu, hob das Wägelchen hoch über die Köpfe der Umstehenden und brachte es mit seinem zappelnden Inhalt in Sicherheit- Warum wird das erzählt? Doch wohl, um es als b e s o n d e r e H e l d e n t a t, als Ausnahme hinzustellen. Die Regel, das einem heldischen Gemüt Nächstliegende, wäre wohl gewesen, das Kind zu zertrampeln?! Daß man es n i ch t tut, wird bei jedem anderen Fest als selbstverständlich angesehen und niemand wird es der Zeitung mitteilen. Bei Henlein muß es als Heidenstück in den Annalen festgehalten werden. Sie sind aber auch keine Nationalisten. Sie haben den Tschechen, die über die Zwischenfälle von Krawarn und Berlin ein wenig erregt sind, doch in Teplitz bewiesen, daß sie versöhnlich und wahre Europäer sind. Man höre nur:,. Unbeschreibliches!■ Gedränge,-^während■ Kon rad Henlein dem Festplatz zuschreitet. In diesem Menschengewühle bleibt plötzlich ein m i t T s ch e- chen besetzter Kraftwagen stecken. Erstaunt und ob der ungewohnten Ansammlung sichtlich vorwärts und aus dem Gedränge hinauszukommen. Zu ihrer großen Verwunderung schwingtsichmiteinem Male ein SdP-Ordner auf das
Ein Henleinmann gerichtlich als Verleumder überwiesen. Es ist hinlänglich bekannt, wie die Henleinleute ihren„Kampf gegen Lüge und Verleumdung" führen. Ganz besonders taten sie es im Wonnemonat Mai, als die Wahlen stattfanden. Damals erklärte u. a. ein Henleinredner in einer Versammlung im Trübauer Bezirk, „Kamerad" Lehrer Adolf Ienisch aus Dittersdorf(Bezirk Mähr.-Trübau), daß die Mähr.- Trübauer Bezirkskrankenversicherungsanstalt, die zufällig einen Sozialdemokraten zum Direktor hat, Sekretäre erhält und Wahlgelder ausgibt. Das ließ sich natürlich der Vorstand der betreffenden ÄKVA nicht gefallen und klagte den Herrn Ienisch. Der Prozeß wurde am Dienstag,
Hakankreuz auf Kirchen Berlin . Amtlich wird mitgetcilt: Eine Reihe kirchlicher Stellen hat für die Beflaggung der Kirchen und kirchlichen Gebäude Anordnungen getrgffen, die mit dem Erlaß des Reichsministers des Innern über die Kirchenbeflaggung vom 4. Oktober 1935 im Widerspruch stehen. Die Reichsregierung stellt die Unrechtmäßigkeit und Nichtigkeit jener Anordnungen hiermit öffentlich fest und hat die erforderlichen Maßnahmen ergriffen, mit ihren auf Gesetz und Recht gestützten Erlässen auch kirchlichen Stellen gegenüber die gebührende Achtung zu verschaffen. Diese scharfe Sprache richtet sich offenbar gegen eine Reihe katholischer kirchlicher Stellen, darunter den Erzbischof von Köln , der nach der kürzlichen Erhebung der Hakenkreuzflagge zur Reichsflagge den unterstellten Kirchenämtern die Weisung ausgegeben habe, nur noch bei k i r ch- l i ch en Anlässen zu flaggen und dann nur die päpstlichen Farben zu zeigen. Offenbar will man jetzt die katholischen Stellen zur Verwendung der Hakenkreuzflagge zwingen.
Gemütliches Oesterreich... Wien . Im 16. Wiener Bezirk hat die Polizei ein Gasthaus ausgeforscht, in dessen Saal regelmäßig Uebungen der neugegründeten österreichischen na- ^ionaljozialjKilchen SA und SS
stattfanden. Der Gastwirt, seine Frau und drei Kellner wurden verhaftet außerdem wurde eine große Menge nationalsozialistischen Propagandamaterials und vertrauliche Korrespondenzen mit reichsdeutschen Funktionären beschlagnahmt. Unterhaus aufgelöst London . Die Auflösung des englischen Parlamentes wurde Freitag abends auch formal durch eine Veröffentlichung in der amtlichen „London Gazette " vollzogen, nachdem der König auf einer Sondersitzung des Kronrates wenige Stunden vorher die Auflösungsproklamation genehmigt hatte. Arsen in die Brunnen Addis Abeba. (Reuter.) Bei den Wasserbrunnen in der Umgebung von Gorrahai sind Säcke mit Arsen vorbereitet und die Verteidiger von Gorrahai werden sie in die Brunnen werfen, sobald es sicher sein wird, daß sie den italienischen Angriff nicht abwehreu können. In zahlreichen Gegenden Ogadens machen es Regenfälle den Italienern unmöglich, den Angriff im Tale des Velebischeli, das von den Abessiniern nur schwach besetzt ist, 100 Meilen nordwestlich von Callas anszudehnen; aber Ras Desta mit seiner Armee von 150.000 Mann, welche ungeduldig darauf warten, zum Angriff übergehen zu können, rückt von Dschflina in südöstlicher Richtung vor, wobei er mit seinen Abteilungen täglich 15 Meilen zurücklegt.
Sparpolitik In polen Tas Programm des neuen Finanzministers Warschau . In einem Ausschuß des polnischen Sejm entwickelte Finanzminister K w i a t ow- ski sein Programm zur Wiederherstellung des Gleichgewichtes im Staatshaushalt und zur Bekämpfung der Krise. Es sieht eine Reihe einschneidender Maßnahmen vor: 1. Einführung einer außerordentlichen Einkommensteuer von Staatsbramtengrhältern in der Höhe von 7—20 Prozent progressiv, und einer 4%—16'/rprozentigen Zusatzsteuer zu der bereits bestehenden Einkommensteuer von Privatbeamtengehältern. 2. Herabsetzung des steuerfreien Einkommenminimums von 1500 auf 1200 Zloty jähr lich. 3. Einstellung aller Investitionen aus den Budgeteinnahmen. 4. Ucberprüfnng der Pensionen. 5. Abbau entbehrlicher Beamter. Zur Belebung der Wirtschaft wird die Regierung eine Steigerung der Verbrauchsfähigkeit der Bevölkerung, insbesondere der landwirtschaftlichen anstreben.
Flugzeugbasis in Westägypten Kairo . Blättermeldungen zufolge wird das in S o l l u in an der Tripolis -Grenze stehende ägyptische Militär nach Marsa-Matru zurückgezogen. Lediglich die britischen Panzerwagen bleiben dort. Diese Maßnahme wird mit den hohen K o st e n begründet, welche die Versorgun von größeren Truppenmengen in Sollum mit sich bringen würde. Die Entfernung vom Nil-Delta bis Sollum beträgt rund 600 Kilometer unfruchtbarer Wüste. Der Ausbau von Marsa- Matru zu einem Luft-Flottenstützpunkt und einer Vcrteidigungsbasis gegenüber einem möglichen Angreifer aus dem Westen wird intensiv fortgesetzt.
Kritische Rußlandreise. Der Zenträlsekretär der Britischen Gewerkschaften und Vorsitzende des Internationalen Gewerkschaftsbundes, Walter C i t r i n e, hat soeben eine mehrwöchige Reffe durch die Sowjetunion beendet und dem Mos kauer Vertreter des„Daily Herald" seine Feststellungen mitgeteilt. Citrine erklärt, daß die russischen Gewerkschaften ihm in jeder Weise be- hilftlich zu sein trachteten. Zusammenfassend sagt Walter Citrine : Gegen meinen ersten Besuch-im Jahre 1925 finde ich eine erstaunliche Entwicklung der Schwerindustrie. Die Leistungsfähigkeit ist schnell gesteigert worden und überall wird die Schulung der Arbeiter mächtig ausgebaut. Die „S to ch a n o w- D e w e g u n g", so genannt nach jenem Donbaß-Kohlengräber, der die Tagesleistung verdoppelte, beherrscht alles. Wettbewerbe, Lohnprämien und öffentliche Belobung in Presse, Radio mid Gewerkschaftsversammlungen dienen zur Anspornung.— Die Leichtindustrie ist dagegen zurückgeblieben, aber in einigen Jahren wird auch sie viel weiter lein.-— Was die Arbeitsbedingungen angeht, so wird der Lüftung, Beleuchtung und Hygiene größtes Augenmerk zugewendet, aber es gibt noch zuviel Stückarbeit(Akkordlohn. Red.) und Antreiberei, als einem Gewerkschaftsführer gefallen könnte. Die Löhne steigen(zum Ausgleich für die am 1. Oktober erfolgte Abschaffung des verbilligten Warenbezuges durch Kantinen und„Verteiler". Red.), aber sie sind, im Vergleich zu England, immer noch viel zu niedrig. Geradezu erschreckt bin ich durch das Ausmaß von Frauenarbeit in Arbeiten, die in Großbritannien und den meisten anderen Jndu- strieländern als für Frauen vollkommen ungeeignet gelter^.— Die Wohnungsfrage ist sehr ernst, die Ueberfüllung der Wohnungen noch immer schrecklich. Das wird noch jahrelang andauern, denn der planmäßige Bau von. Neuwohnungen entspricht nicht dem Bevölkerungszuwachs der Städte.
Der Vize-Duce