Nr. 257 DienStag, 5. November 1835 Seite 5 Mißfarbiger Zahnbelag •IOTECH GALA KONCERT SYSTEM TELEFUNKEN 9 t Stawiski-Prozetz hat begönne« Heelcsttssaat 2V Angeklagte— 2000 Fragen an die Geschworenen ^ryekv« ^Cicht fiVt meni# Qefcl der 4» Röhren- Empfänger mit einfachster Bedienung und dem unerreichten wiskv spitzte sich leidenschaftlich politisch au, insbesondere um die berüchtigten Schecks, mit welchen Stawisky die Dienste seiner politischen Freunde belohnte. Die zunächst in Bayonne , später in Paris geführte gerichtliche Untersuchung endete erst im heurigen Sommer. Die Gerichtsverhandlung, welche zumindest«inen Monat dauern wird, leitet der Präsident des Berufungsgerichtes Bernaud. Die Anklage vertritt Oberstaatsanwalt Fernand Roux unter Mithilfe von zwei Staatsanwälten. Die Zahl der Geschworenen wurde um sechs Mitglieder auf achtzehn erhöht. Den Geschworenen werden de« bisherigen Dispositionen zufolge zweitausend Fragen gestellt werden. Die Anklage beschränkt sich nur auf die in den Pfandleihanstalten in Bayonne und Orleans und in den von Stawisky mit seinem Kapital begründeten Gesellschaften begangenen Betrügereien. Die Gesamtzahl der Angeklagten beträgt 20; von diesen befinden sich 13 in Haftend 7 einstweilen in Freiheit. Zwei der Angeklagten sind Deputierte, und zwar Garat und der radikale Deputierte Advokat Bonnaure. Auf der Anklagebank befinden sich weiterS die Witwe Stawisky s, eine Französin und ehemalige Mane- guine, einige Journalisten, einige Advokaten, Finanziers, Beamten und Schätzmeister der Pfandleihanstalten und schließlich der ehemalige General Bardi de Fourtou. Stawisky schädigte in den Jahren 1929 bis 1933 durch seine Betrügereien nach amtlichen Schätzungen den staatlichen und öffentlichen Kredit um 260 Millionen Franken. Die Anklageschrift umfaßt zirka 1000 Schreibmaschinenseiten. Die Angeklagten haben an 70 Verteidiger zumeist mit klingenden Namen. Während der Verhandlungen werden an 200 Zeugen vernommen werden. UM 4950 Montag begann vor dem Pariser Geschwo- ttnengericht die Verhandlung gegen 20 Personen, di« in die sogenannte S t a w i s k Y-Affäre verwickelt sind. Es ist dies einer der größten politischen GerichtSprozesse des 20/ Jahrhunderts in Frankreich ; in seiner Ausdehnung der sogenannten Panama -Affäre vor 50 Jahren ähnlich. Der Stawisky-Skandal begann in der Nacht dom 23. auf den 24. Dezember 1933 mit der Verhaftung des Direktors der städtischen Pfand« stihanstalt in Bayonne , Tistier, der für viele Mil- tionen Franken Subskriptionspapiere ausgab» die in Wirklichkeit durch keine Garantie gedeckt waren. Die Betrügereien wurden mit Wissen des Vorsitzenden dieser Pfandleihanstalt, des Bürgermeisters Deputierten I. Garat begangen. Nach dessen Verhaftung folgten in raschem Tempo hintereinander die Verfolgungen und Verhaftungen politischer Persönlichkeiten, Finanziers, Advokaten usw. Der Hauptanstifter dieser Betrügereien, Alexander Stawisky, flüchtete aus Paris und endete in einer Billa unwest von Chamonix durch Selbstmord unter bisher nicht geklärten Umständen. Der skandalöse Hintergrund der Betrügereien Mrd Korruptionen bat ganze Monate hindurch die gesamte Oeffentlichkeit Frankreichs in Erregung versetzt. ES wurde sichergestellt, daß Stawisky unter Rithilfe von politischen Funktionären und Behörden ähnlich« Betrügereien in der städtischen Pfandleihanstalt in Orleans begangen und ohne Kapital einige aroß« Unternehmungen durch gleichfalls betrügerische Subskriptionen gegründet bat. Der radikale Arbeitenminister Dalimier war genötigt, zurückzutreten. Kurz darauf stürzte das gesamte Kabinett. ES folgten die blutigen Feber-Ereignisse. Die Spannung läßt aicht nach. Der Settionschef des Ackerbaumini- neriums. Blanchard. endete durch Selbstmord. , Staatsanwalt Hurleaux beging im Büro seines Vor« aeketzten einen Selbstmordversuch. Ein Advokat warf sich vor dem Berbör in die Seine usw. Der Fall Sta- sie A n n y und Mana— vor dem Bezirksgericht als erbitterte Gegnerinnen einander gegenüberstanden. Frl. Mana hatte ihre gewesene Freundin Anny wegen schwerer E h r e n b e l e idigung verklagt. Beide wohnen im gleichen Haus und waren als unzertrennliche Gefährtinnen bekannt. Beide waren 27 Jahre alt. die eine Modistin, die andere Verkäuferin. Anny hatte einen Freund, dessen Vorzüge sie ihrer Kameradin nicht genug preisen konnte und den sie ihr schließlich vorstellte. Auch Mafta fand Gefallen an dem jungen Mann. Man verbrachte mehrere Sonntagnachmittage sehr nett zu dritt. Dann aber mußte der junge Mann zur Waffenübung einrücken und die Freundinnen waren des Sonntags auf sich allein angewiesen. Der Zufall wollte es nun, daß sie einmal bei jenem Konditor ihre« Bedarf an Süßigkeiten deckten, der den Einfall gehabt hatte, die„Planeten" als Reklameschlager einzuführen. Natürlich ließen sich beide„Planeten", ausfolgen und lasen einander mit heftigem Kichern die astrologischen Offenbarungen vor. Der Planet, der dem Frl. Mana zufiel, lautete mit einigen Druckfehlern also: „Ihr Glückstag: Dienstag; Ihre Glückszahl: 3; Ihr Musikton:„E"; Ihr planetarisches Metall: Zinn und Stahl; Ihre Farben: Jndigoblau und Purpurrot; Ihre glückbringenden Monatssteine: Türkis und Brillant." Dann folgte die Belehrung: „Sie sind im Zeichen des Schützen geboren. Das Zeichen des Schützen regiert Hüften und Schenkel.. Dann hieß es noch, daß sie«ine Sportlerin fei und längeres Stillsitzen nicht vertrage. für sein Vaterland sterben; das darf nur der reinrassige Arier. Da aber nun einmal Geschehenes nicht ungeschehen zu machen ist, da wirklich elftausend deutsche Juden gefallen sind— von den Krüppeln ganz zu schweigen— so muß diese Schmach eben getilgt werden, ihre Namen dürfen auf Kriegerdenkmalen, Erz- und Steintafeln — zum Gedächtnis der Gefallenen — nicht mehr gesetzt werden. So verordnet es der Etappenhengst, der Leichenschänder Goeb bels , des Dritten Reiches Propagandaminister l Die Abessinier haben angeblich'seinerzeit den italienischen Toten'ein Stück Fleisch abgeschnitten, die braunen Hunnen schneiden den toten jüdischen Soldaten die Ehre ab. Und da überlegen noch die Sportmänner der zivilisierten Welt, ob sie sich an der deutschen Olympiade beteiligen sollen? An einer Olympiade, arrangiert von Leichenschändern? UnuS. Traurige Wiener Zahlen. Die amtliche Statistik der Geburten und Todesfälle in Wien für August d. I. verzeichnet 854 Geburten und 1583 Todesfälle. Die Zahl der T odesfälle beträgt daher fast das Doppelte der Geburtenzahl. Der letzte Jude. Aus dem Verband der BerlinerStaatsoper scheidet auf eigenen Wunsch der berühmte Bassist Alexander K i p n is aus. Kipnis war das letzte jüdische Mitglied unter den Künstlern der ersten Oper des Deutschen Reiches. Schwere Herbststürme wüten zur Zeit über dem Schwarzen Meere, der Ostsee und dem Weißen Meer . Auf dem Schwarzen Meer befindet sich der von Istanbul kommende Sowjetdampfer„Tschitscherin " infolge Oelmangels in ernster Gefahr. Unweit von Odessa sind, drei Barkassen gesunken. Die Zahl der Opfer ist unbekannt. Der Sturm richtete auch an der Küste zahlreiche Verheerungen an. In Noworossijski ist der Schiffsverkehr durch den Sturm völlig lahmgelegt. Der Sowjeteisbrecher„Sadko", der sich im Weißen Meer auf der Fahrt von Murmansk nach Spitzbergen befindet, geriet in einen schweren Sturm. Die Wogen beschädigten die Aufenthaltsräume und die Vorratskammern. Das Schiff liegt in Drift. SchisfSuntergang. Auf dem Tankschiff „Sownarkom" ereignete sich im Kaspischen Meer bei der Verladung von Petroleum eine Explosion, wobei das Schiff unterging. Vier Mann der Besatzung sind ertrunken. Vereitelte Versteigerung. In einem franzö sischen Dorfe sollte Sonntag ein Bauernhof wegen Steuerschulden versteigert werden. Die sogenannte„Bauern-Front" veranstaltete eine Protestversammlung und vereitelte die Versteigerung. Tram und Aut ». In einem Vororte Toledos entgleiste ein vollbesetzter Straßenbahnwagen, fuhr in ein Automobil hinein und schlug um, 20 Personen wurden verletzt, sechs davon schwer. Schluß mit Jubel. Gestern vormittags wurde tte Welt aus st ellung in Brüssel geschloffen. 0 läßt»ich rasch und gründlich beseitigen, wenn man etwas Chlorodont-Zahnpaste aut die trok- kene Zahnbürste drückt und damit die Zähne nach allen Seiten, auch auf den»Kauflächen, bürstet. So kömmt der natürliche Elfenbeinglanz der Zähne wieder zum Vorschein und ein nervliches Gefühl der Frische und Sauberkeit bleibt ■m Munde zurück. Tube KL 4—." Als Annys Freund von der Waffenübung zurückkehrte, mußte sie wahrnehmen, daß er seine Aufmerksamkeit in mehr als wünschenswerter Weise ihrer Kameradin M a ft a zuwendete und schließlich mußte sie sich gestehen, daß sie ihn endgültig an die Freundin verloren habe. Und als sie einmal gar Zeugin eines Stelldicheins wurde, verkehrte sich ihre bisherige Freundschaft natürlich in viel Haß und Eifersucht. Boshaft wie die Menschen schon sind, sparten die Hausbewohner nicht mit allerlei Andeutungen. Nun erinnerte sich Anny aber jenes„Planeten" und er schien ihr ein geeignetes Mittel, die Rivalin vor der Hausbewohnerschaft herabzusetzen. Sie besorgte sich bei. jenem Konditor.einen.-„Planeten " auf den Geburtsmonat ihrer Exfreundin end-liotz-ihn bei den i Nachbarn kursieren.„Das Zeichen des Schützen regiert.. usw. Sie wurde nicht müde, diesen Passus zu zitteren und fügte einige drastische Kommentare hinzu. Der ungetreue Freund hieß nämlich Schütz und eS fanden sich genug Sprachkundige, die diesen Namen auf den tschechischen Wortlaut de- Planeten („ve znameni sttelee" d. h.„im Zeichen des Schützen") applizierten. Die Sache endete beim Bezirksgericht und da beide Parteien jeden Vergleich strikte ablehnten, wurde Frl. Anny zu hundert Kt Geldstrafe verurteilt. Man hätte eher eine Versöhnung erwartet, denn der unstete Liebhaber hat inzwischen auch die beleidigte Mafta sitzen lassen. Aber der Groll zwischen den ehemaligen Freundinnen sah offenbar zu ttef. rb. Leichenschänder In der vieltausendjährigen Geschichte der Juden gibt es drei Katastrophen. Die erste war die Verschleppung der im Kampf besiegten Juden nach Babylon; Resultat eines verlorenen Kriegs. Der zweitgrößten Katastrophe fielen Dreimalhunderttausend im fünfzehnten Jahrhundert in Spanien zum Opfer: aus dem Königreich, und nach allen Windrichtungen gejagt, nur das iin Besitz, was sie auf dem Leib« hatten. Dpfer eines religiösen Fanatismus. Die dritte Katastrophe: inmitten des Friedens, in der Mitte eines Kranzes zivilisierter Völker, greifen die Würgefinger des Hitlerismus nach den Kehlen von fünfhunderttausend Mitbürgern und schnüren ihnen, mit der Wollust" sadistischer Lust- rnörder, langsam die Gurgeln zul Diese Katastrophe ist die bösartigste, in der angewandten Methode widerwärtigste, in ihrer An den Schlußfeiern und Belustigungen, die die ganze Nacht über andauerten, nahm eine unermeßliche Menge der Bevölkerung teil. Abgestürzt. Im Massiv des Wilden Mannes (Tirol) stürzte eine 22jährige Arbeitertouristin mit einem Bergführer in einen 200 Meter ttefen Abgrund. Die Touristin fand hiebei den Tod. Der Bergführer ist schwer verletzt. Polittsche Morde an Popen. In der Ortschaft Krymne im Bezirke Kowel wurde der orthodoxe Pfarrer Rafaelski von unbekannten Tätern durch Revolverschüsse schwer verletzt und seine Gattin ermordet. Die Polizei nimmt an, daß das Attentat polittsche Hintergründe hat. Es ist dies im Laufe der letzten Zett bereits der dritte Anschlag gegen orthodoxe Geistliche. Im Julie d. I. wurde in Luck der Pope Piateszenko und im vorigen Monate der otthodoxe Pfarrer Tatura von unbekannten Tätern ermordet. „Das Zeichen des Schützen regiert Husten und Schenkel..." Komödie um rin„Horoskop" .. Prag, . Wir. Iehsn. wahrlich, in eiffer aufaZlär« ten Zett! In dem verbreiteften Prager 20-HeÜer« Blatt erscheint z. B. Tag für Tag das berüchtigte' „täglicheHoroskop". Aber auch sonstige Geschäftsleute machen sich die Rückständigkeit der kleinbürgerlichen Schichten zur Propagierung ihrer Ware zunutze./ So verfiel ein gewisser Zuckerwarenhändler auf die Idee, seinen Kunden zu den gekauften Süßigkeiten einen sogenannten„Planeten" beizugeben. Der Käufer brauchte bloß seinen Geburtsmonat anzugeben und prompt erhielt er einen gedruckten Zettel, der ihm kundtat,unterwelchem Zeichen er geboren sei, welches seine glücklichen Tage, Zahlen, Farben usw..seien, nebst sonstigen nützlichen Anleitungen. Ein solcher„Planet " ttägt nun die Schuld, daß zwei ehemalige Äusenfteundinnen— nennen wir katholischen Glaubens", der Httlerismus bekämpft die Konkurrenz! Torquemada hat die des Ritualmordes Beschuldigten erst auf die Folter spannen müssen, bis sie sich zu den ihnen vorgeworfenen Morden bekennen mutzten— der Httlerismus hat's bequemer: er führt diese Bekenntnisse an, als einfache, der Wahrhett entsprechende Aussagen der Beschuldigten » nicht als, unter den grauenvollsten Folterungen erpretzten Selbstbezichtigungen; alles Kopie, Plagiat; hier wie dort in der Hauptsache Raub; in Spanien das Verbot, Geld, Gold, Silber, Wertgegenstände auf die„Fahrt ins Blaue" mitzunehmen, hier— moderner» kommerzieller— für die Verbliebenen; ihre Geschäfte an arische Käufer für ein Butterbrot zu verkaufen (in Spanien gingS um Pferde oder Maulesel für die Reise!), für die, die die deutsche Erde verlassen wollen: Transfer- und Transaktionen, bei denen fünf Sechstel des Wertes an den Fingern der tapferen Germanen hängen Begründung verlogenste, und in ihrer Ausfüh- bleiben! Aber der Hitlerismus känn noch anderes. *ung die feigste! Der Babylonier bekämpfte den Der deutsche Jude darf nach seinem Befehl nicht »Landesfeind"- der Spanier den„Feind des männlich jein, nicht tapfer, nicht mutig, darf nich. WallxUib’icuidi für die Lichtleistung, das schützt den Lichtverbraucher vor minderwer- tigen Lampen. Allen OSRAM-Q-Lampen sind die Lichtleisfung in Dekalumen und der Wattverbrauch aufgestempelt. Sie wissen also welche Lampen Sie kaufen sollen. Immer werden Sie OSRAM-0-Lampen verlangen, dann haben Sie besseres und billiges Licht. D 5
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15 (5.11.1935) 257
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