Nr. 262

Sonntag, 10. November 1935

Das Wesen der Krise

Von Otto Friedrich

dauernder Niedergang des Kapitalismus herzulei- f ten sei. Die Verfasserin kann sich bei dieser Aus­deutung der gegenwärtigen Krise auf keinen ge= ringeren bürgerlichen Zeugen berufen als auf den

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stimmt werden; wohl aber sei der Wunsch aus­gesprochen, daß das kleine Buch in möglichst viole Sände kommt, damit es dazu verhelfe, falschen Strijenausdeutungen ein Ende zu machen und mehr Licht über die wirklichen ökonomischen Ursachen der gegenwärtigen sozialen und politischen Not zu verbreiten.

Ueber das Wesen der gegenwärtigen Welt- produktivität senkt den Wert der fachlichen und Statistiker Ernst Sagemann, der die Forschungs wirtschaftskrise wird seit Anbeginn, das heißt seit persönlichen Produktionsmittel, schraubt mithin die ergebnisse des Berliner   Konjunkturforschungs­Instituts mit der Analyse begleitet, daß die im nunmehr bald sechs Jahren, eifrig diskutiert. Kapitalzusammensetzung herunter und die Mehr- Jahre 1929 begonnene Krise die logische Kon­Neben der volkswirtschaftlichen Journalistit hat wertrate hinauf. Unmittelbar nach Einfüh= sich auch die Wissenschaft des Stoffes bemächtigt rung technischer Neuerungen, Ausstattung der Ar- sequenz eines Mißverhältnisses zwischen Produk­tion und Konsumkraft sei" und daß damit für und außer mehr oder weniger belanglosen bir- beiter mit kostspieligeren Produktionsmitteln, steigt dieses Mal die Unterkonsumtionstheorie die Palme gerlichen Gelegenheitsarbeiten sind auch in der zwar die Kapitalzusammensetzung; nach Verbil­sozialistischen Literatur verschiedene Schriften er- ligung der Produktionsmittel dank der steigende: errungen habe". schienen, die sich bemühen, den Charakter der Arbeitsproduktivität fällt sie aber wieder. Da nach sicher Gegenstand eingehender Debatten sein müs Die Ausführungen der Verfasserin werden gegenwärtigen Strise aufzuzeigen. In den letzten Verbilligung der Konsumgüter für Arbeiter auch sen und es soll ihnen hier nicht vorbehaltlos zuge­zwei Jahren ist in dieser Literatur, soweit sie der Lohn sinkt, das heißt die Mehrwertrate steigt. deutschsprachig ist, eine gewisse Unterbrechung ein- tann die Profitrate nicht fallen." getreten, die wohl nicht zuletzt auf die veränder- Schließlich setzt sich Dr. Moszkowska auch mi ten Verhältnisse in der deutschen Buchproduktion Otto Bauers Auffassung von der" PI anIojig­zurückzuführen ist. Erst ganz vor kurzem ist wie teit der kapitalistischen   Produk der eine theoretische Arbeit erschienen, die tro tion als Ursache der gegenwärtigen Wirtschafts­ihres fleinen Umfanges inhaltsreich und bedeut nöte" auseinander. Sie bestreitet, daß es den sam genug ist, um die Aufmerksamkeit eines grö fapitalistischen Unternehmern an Orientierungs- Für die Politik der Arbeiterschaft ist es von Beren sozialistischen Leserkreises zu finden. Es mitteln fehlt, wirft dieser Anarchielehre vor, daß entscheidender Bedeutung, zu wissen, ob die gegen­handelt sich um das Buch von Dr. Natalie Moj 3 in der Verkehrswirtschaft die Produktion durch die wärtige Wirtschaftskrise noch eine Krise im towita Bur Kritik moderner Krisentheorien" Preise gelenkt werde und daß die kapitalistischen   Eystem der kapitalistischen   Wirtschaft darstellt oder ( Kacha- Verlag, Prag  ). Dr. Moszkotusta jetzt sich preisgesete ja nicht willkürlich seien.( Sie unter- ob sie bereits eine strukturelle Aende mit den neueren sozialistischen   Theoretikern des schätzt dabei freilich die marktstörende Rolle des rung des tapitalistischen System Krisenproblems auseinander. Sie kommt zu einer Monopols.) Die falsche Verteilung der Produktiv felbst beinhaltet. 2 a ch 3 tum skriseoder Ablehnung der von ihnen vorgetragenen Theorien: fräfte sei durch die falsche Verteilung der Kauf- Eristenatrise das ist die Grundfrage Die Ursache der periodischen Wirtschafts- traft auf die Gesellschaftsschichten verursacht. Si aller Strisentheorien über den heutigen Kapitalis störungen ist weder technischer noch organisatoris entspringe nicht einem falschen Organisations, mus. Dr. Moszkowska gebührt das Verdienst, das scher, sondern sozialer Natur. Weder ein Aus- sondern einem falschen Gesellschaftsprinzip. Augenmerk von fleinen Einzelfragen auf dieses fall an Rauftraft freigesetter Arbeiter bei Ein­Die Auseinandersetzung mit der Otto Hauptproblem gelenft zu haben. Weil aber die führung von Maschinen( Löwe), noch ein Kapi­talmangel bei rajchem technischen Fortschritt Bauer'schen Auffassung ist deshalb so wichtig, weil meisten Menschen sich in Details erschöpfen, ist ihre ( Heimann), noch eine ſinfende Profitrate bei auf ihr jene bom Neo- Sozialismus und auch von Schrift bis heute noch wenig beachtet geblieben. Vervollkommnung der Produktionsmittel( Groß- Hendrik de Man   vertretene planwirtschaftlichen Sie verdient deshalb mehr gelesen zu werden und mann), noch eine Fehlleitung des Kapitals in Cxperimente beruhen, die ja auch manchem So- fei es auch, damit schöpferische Kritit sich an ihr folge der Anarchie der Produktion( Bauer) ist an sialisten Roosevelts New Deal" als so begrü- entzünde. den Wirtschaftsfrisen schuld. Die Ursache der Benswert erscheinen ließen. berheerenden Krise ist die Verelendung respektive die Ueberaffumulation."

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Dr. Moszkowska stellt also die Marg'iche Ein Buch, das jeder lesen soll

Robert GRÖTZSCH  :

Roman   einer Emigration Organisations- Ausgabe, in Ganzleinen gebunden, statt 36.- nur 28.­Beziehbar durch die ZENTRALSTELLE FÜR BILDUNGSWESEN, PRAG   XII., Slezská 13.

Seite 5

Zerbeißen Sie

einmal

ein Korn aus dem PEROLA­Packel. Wie reich aromatisch das schmeckt und wie schön das ganze Körnchen durchge­röstet ist. Daher kommt es auch, daß der PEROLA- Kornkaffee zubereitet so voll und blumig schmeckt und so gesund ist.

Perola

Auch zu Perola: Aecht Franck.

Sport- Spiel- Körperpflege

Training  

Untrennbar von dem sportlichen Wettkampf ist der Begriff Training  . Wir führen zwei große Phy­siologen an, deren Auslegungen zusammengenom men flar erkennen lassen, was allgemein unter. Training zu verstehen ist. F. A. Schmidt( Bonn  ) schreibt in seinem

bekannten Wert Unser Körper": Das Trainieren besteht im wesentlichen aus:

1. Regelmäßiger, höchstmöglich gesteiger ter Mustelübung, welche besonders auch auf Kräftigung und Entwicklung der Atem- und Kreis­lauforgane abgezweckt ist.

2. Geeignete Lebensführung, welche hinsichtlich der Kost, Entfettung und Entwässerung der Körpergewebe, Ansaz kraftgebender Muskel­substanz, Vermehrung der roten Blutkörperchen ans

fördert.

Bei Hueppe, der übrigens selbst ein guter ters gut die Zwedbestimmung des Trainings auf. Fußballspieler und Sportsmann war, tritt beson­In seiner ,, Hygiene der Leibesübungen" sagt er:

Unterkonsumtionstheorie gegenüber Gegenüber der Theorie einer auftraf ihren Kritikern wieder her. Sie weist die Bedeu freifebung, die Professor Adolf Loewe   ber- tung auch der relativen Verelendung für den tritt, wendet sie ein, daß die Freisepung mensch Niedergang des Kapitalismus   auf und fommt au Wir suchen ein Land strebt, die Saut- und Atemtätigkeit anregt und licher durch maschinelle Arbeit nicht dauernd zu dem Schluß, daß, wenn die Kluft zwischen Er­jein braucht, denn wenn der Arbeiter den richti- zeugung und Verbrauch eine gewisse Tiefe erlangt gen Anteil am Gesellschaftsprodukt erhielte, näm- habe, sich dann die relative Verelendung in eine lich denjenigen, der dem jeweiligen Stand der absolute verwandle und daß so der Spätkapitalis­Technik entspricht, so sei auch für jeden Arbeiter mus im Gegensatz zur relativen Verelendung im eine Beschäftigung und für jede Beschäftigung ein Hochkapitalismus eine absolute und auf die Daue: Arbeiter da. Die Löwesche Theorie ist ebenso wie nicht tragbare Verelendung bewirkt, aus der ein die von Franz Oppenheimer   aufgebaut auf der These, daß die Arbeiterreserbearmee die Ursache der niedrigen Löhne sei, während sie bei Marr eine Folge der niedrigen Löhne, das heißt eine Folge der relativen Verelendung ist. Löve führt die Strise also nicht auf soziale, sondern auf tech nische Ursachen zurüd.

In anderer Weise macht Eduard Heimann  den technischen Fortschritt für die Schwierigkeiter der gegenwärtigen Wirtschaft verantwortlich. Seine Auffassung, daß die Konsumeinschränkung für den gegenwärtigen technischen Fortschritt und die zu ihm erforderliche Kapitalbildung unzurei­hend sei und daß daraus die Arbeitslosigkeit er­wachse ( Sapitalfreiseßungstheo tie), ist sozial noch viel gefährlicher, weil sie in­direkt eine Unterstüßung der von tapitalistischer| Seite immer wieder geforderten Lohnherabsezun­gen darstellt. Dr. Moszkowita weist auch diese Theorie in knappen klaren Säßen zurück, indem sie| darauf hinweist, daß technischer Fortschritt zwar eine Steigerung der Produktivgütermasse pro Ars beiter, das heißt eine Erhöhung des Kapital-| bedarfs bedeutet, daß er aber zugleich auch eine Steigerung der Arbeitsproduktivität, mithin eine Verbilligung und Vermehrung nicht nur der Non-| sum-, sondern auch der Produktivgüter darstellt, das heißt, daß dank der wachsenden Arbeitspro­duktivität bei technischem Fortschritt zugleich m': Der Kapitalsnachfrage auch das Kapitalangebot zunehme.

Ausführlich setzt sich die Verfasserin auch mit der Theorie der sintenden Profitrate von Hendryl Großmann auseinander. Sie bestreitet, daß die Profitrate bei technischem Fortschritt finke, dies jei nur dann der Fall, wenn nur die Kapitalzu­sammensehung und nicht auch die Arbeitsproduk­tivität steigen würde. Denn die steigende Arbeits-|

Die Zukunft

Italienisches Riesenflugzeug mit 3000 Kilo Bombenlast

Dieses italienische Kampfflugzeug vermag nicht weniger als 3000 Kilo Bombenlast mit sich zu führen. Es wird gegenwärtig auch in Abessinien verwendet. Unter dem Rumpf sind zwei je 800 Kilo wiegende Riesenbomben sichtbar. Im Innern des Rumpfes hängen in besonderen Vorrichtungen weitere 500- Kilo- Bomben sowie sieben 100- Kilo- Bomben. In einer Höhe von 4000 Meter erreicht das Flugzeug eine Höchstgeschwindigkeit von 350- Stundentilometer. Diese Festung der Luft ist mit sechs Maschinengewehren bestückt.

Ein Ingenieur schrieb, daß sich die Felsen in der Nähe Prags   zum Ausbau von unterirdi- eine schen Zufluchtsorten für die Prager   Bevöl­ferung eignen würden.

Künftiger Urbanismus.

,, Training ist nicht Technik der Uebung, son­dern gesteigerte Uebung für einen bestimmten Ter­min mit Zwangsdiät oder, wie es die Griechen drastisch nannten, mit Zwangsfressen. Das Wesen des Trainings ist das Fertigs oder Bereitsein zu einem bestimmten Momente. Das unterscheidet den Sport scharf von den natürlichen Leistungen der Des= Naturvölker, die immer bereit sein müssen. halb konnte Philostratus mit Recht sagen und das gilt heute wieder: Die Siege der Athleten ommen auch den Trainern zu, nicht minder wie den Athleten.

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Die Körperübungen, welche auf diese Weise auf die Spipe getrieben werden, können wohl vernünftig gesteigert, aber auch höchst unvernünftig betrieben werden, gesundheitliche Vorteile bringen, aber auch zu schweren gesundheitlichen Mißständen führen. Nicht die Höchstleistung, nicht die lebung, selbst extremer Art an sich, sondern die Uebertreibung, zu häufige Wiederholung, mangelhafte Berücksichtigung des ganzen Körpers, ungenügende Erholung wirken schädlich. Das ist aber an sich nicht nötig, weil jeder auf Grund der Erfahrung aller sich zu seiner höchsten Form emporarbeiten fann, wodurch gerade die Besonderheiten seines Körpers physiologisch richtig und technisch zielbewußt ausgebildet werden."

Wenn Hueppe und F. A. Schmidt darlegen, was Training ist, so sagt uns die Erfahrung, wel chen Wert es hat. Ohne Training fann im Sport feine hochklassige Leistung erreicht werden, ohne ein gewiffenhaftes Training wird der Sportler selbst bei bester Technik nie ein Könner.

A. Brechbühler im ,, Satussport".

Mitteilungen aus dem Publikum.

Unten oder oben? Der Teufel kam einmal zu einem Bauern und sagte ihm: ,, Du weißt, die Hälfte. der Welt gehört mir. Also gehört auch die Hälfte deiner nächsten Ernte mir." Und der Bauer, der zwar keine Universität besucht hatte, aber doch wußte, wo Barthel den Most holt, tat furchtbar erschrocken und demütig und sagte: Gewiß, Eure Pestilenz, und welche Hälfte belieben Eure Pestilenz bei der nächsten Ernte in Anspruch zu nehmen, die obere oder die untere?" Da der Teufel aus der Unter­welt ist, entschied er sich für die untere. Da baute der pfiffige Bauer einen schönen Roggen, der reiche ,, Das ist schrecklich. Die Luft ist schon wieder Frucht trug. Der Bauer mähte das Korn und vers

Der Lefer. ,, Worüber lachst du denn so?" " Ach, ich lese da in einem alten Buch irgend- teurer geworden." Naturschilderung."

Der Hausherr.

,, Wenn Sie nicht binnen einer Woche den 3ins zahlen, werfe ich Sie aus dem Erdgeschoß an die

Wenn man bedenkt, daß die Menschen ihre Sonne." Wohnstätten früher einmal auf der Erde erbaut haben! Was für primitive Seiten das waren!"

Die Baukommission.

Lurus.

,, Mensch, das ist ein Lurus. Die haben sich in

Ihre Höhle ist gesundheitswidrig. Es dringt ihrer Höhle künstliche Tropfsteine anbringen laffen."

Luft ein."

Die Moral.

Es ist unzüchtig, das Geficht zu zeigen. Nie

darf ein anständiges Mädchen ohne Gasmaske ges

sehen werden."

Die Mutter.

,, Was hat denn Ihr Junge angestellt?" ..Aber, der Lausbub wäre fast an die Ober­

fläche gekrochen."

Das Kind.

Mutti, was find das, Blaue Berge'?"

Die ideale Wohnung. ,, Und Ratten haben Sie keine hier?" ,, Ach wo, hier würde es doch keine Ratte aus­

halten."

Unterschiede.

Nachbarinnen.

Höhlenmenschen.

,, Aber geh. Sollten schon früher einmal Men­schen auf so hoher Kulturstufe gewesen sein, daß sie in Höhlen wohnten?"

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faufte es um ein schönes Stück Geld einer Fabrik in Komotau   und als der Teufel kam, um sich seinen Teil zu holen, führte ihn der Bauer aufs Feld und ,, Schau mal, ich habe hier eine uralte Feuer- wies ihm die untere Hälfte, nämlich die Stoppeln stätte ausgegraben." und Wurzeln als seinen Teil. Der Teufel war wütend und schrie, das passiert mir nicht wieder, nächstes Jahr will ich die obere Hälfte. Dann ber schwand er mit Gestant. Der Bauer blinzelte ihm listig nach, dann ging er hin und baute Zichorien wurzeln an, die eine prächtige Ernte ergaben, und als der Teufel wiederkam, fand er neben dem Berg faftstrogender Edelzichorien- Wurzeln einen Haufen von Bichorienblättern als seinen Anteil, da er doch den oberen Teil verlangt hatte. Da spuckte der betrogene Teufel Feuer und Schwefel und fuhr wutentbrannt zur Hölle. Wissen Sie übrigens, tem Ich weiß nicht. Frag nicht solche Dumm der gescheite Bauer den Roggen und die Edel­

Das Denkmal. ,, Wozu wird denn dieser Schacht dienen?" ,, Dort wird das unterirdische Denkmal unseres Führers feierlich berschüttet werden." Der Knabe.

,, Vater, was ist das Friede'?"

,, Am besten wohnt man im Kaltstein. Granit heiten." ist ein wenig fühl und dunkel."

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Die junge Fran.

Mythus  .

,, Daß man einst oben auf der Erde gelebt habe? Wir werden uns unter der Erde eine Veranda Das sind Märchen. Wissenschaftlich ist es unmöglich."

bauen und Schimmel und Schwamm in Blumen­

töpfen ziehen."

( Deutsch   von Julius Mader  .)

aichorien- Wurzeln verkauft hat? Der Frandfabrik in Komotau  , die aus dem Roggen Perola- Korn­taffee und aus der Edelzichorie den guten alt­bewährten Frand- Kaffeezusa machte. Für den Bauern ist's Lohn für harte Arbeit und für die

anderen ein gutes, gesundes heimisches Frühstüds und Jausengetränt 1718/ I