Nr. 263

DienStag, 12. November 1935

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Die Nothilfe für die Der voraussichtliche Umfang< Prag . Ueber die Durchführung der vom Miuisterrat bereits beschlossenen außerordentlichen Hilfsaktion für die Notstandsgebiete werde« zwi­schen den beteiligten Ministerien noch abschließende Verhandlungen gepflogen. Abgeordneter Genosse H a m p l machte darüber in der sonntägigen Prager Kreiskonferenz der tschechischen Bruder­partei nähere Mitteilungen. Nach den Anträgen des Fürsorgeministeriums sollen in die Aktion rinbrzogen werde«: die Besitzer von Ernährungs­karten, nach dem Genter System unterstützte Ar­beitslose, die wöchentlich nicht mehr al- 20 K£ ** Einheit Im Zeichen des konstruktiven Sozialismus Genosse Hampl über die gegenseitige Annäherung der sozialistischen Parteien Auf dem Kreisparteitag der Prager Organi­sation der tschechischen Genoffen sprach Genoffe Hampl über die politische Situation. Er sagte u. a. zur Frage der Einheitsfront: Die Sozialdemokratie war sich stets nicht .bloss der Grösse des Gedankens, sondern auch der Schwierigkeit des Problems bewusst und hat in» folgedeffen jede Parteiagitation mit diesem Schlagworte abgelehnt, im guten Bewusstsein, dass ein Misslingen oder eine bloss mechanische Ver­schmelzung zu weiteren schweren Schäden im sozialistischen Lager führen würde. Inzwischen ist eine Reihe von Ereignissen eingetreten, die, in ihren Ergebnissen zusammen­gefasst, bedeuten, dass der Gedanke der Bereini­gung auf dem Vormarsch ist: die Neuorientierung

Radikale Opposition gegen Henlein Vier Verhaftungen In Karlsbad Prag . Amtlich wird gemeldet: Die Karlsba­der Polizei hatte vertraulich erfahren, dass am 13. Oktober in der Karlsbader Wohnung eines minderjährigen jungen Mannes eine gehei­me Sitzung stattgefunden habe. Bei der HausdurchsuchML. wMer üleiner großdeutschen Schleife, Eichenblättern und Eicheln vorgefunden. Es wurde festgestellt, daß an dieser Zusammenkunft außer dem bereits erwähnten minderjährigen jungen Manne noch drei weitere Minderjährige teilgenommen haben, von denen sich einer wegen Entführung beim Krcisgericht in Eger in Haft befindet. Durch die Untersu­chung wurde ermittelt, daß in der mit einem Plakat mit der AufschriftFurchtlos und treu' geschmückten Wohnung die erwähnten minderjäh­rigen Jünglinge irgendeinen Eid abgelegt haben. Sodann verbrannten sie ein Bild Konrad Hen­leins zum Zeichen, daß sie mit ihm nicht sym­pathisieren und daß sie radikale Aktionen fordern. Durch die weitere Untersuchung wurde ermittelt, daß eS sich um den Versuch einer geheimen Or­ganisation handelt. Außer dem jungen Manne, der sich heute in der Hast in Eger befindet, wur­den die weiteren drei Beteiligten verhaftet. Ge­gen alle wurde die Strafanzeige nach Paragraph 17, des Gesetzes zum Schutze der Republik er­hoben.

Die sudetendeutsche Volkshilfe sammelt jetzt In den Schulen Durch Zufall gelangten wir in den Besitz eines Flugblattes, das die Henleiner jetzt in den Schulen verteilen und worin zuKlassensamm­lungen" für die Nazi-Winterhilfe aufgefordert wird. In diesem, in Form einesAufrufes" gehaltenen'Flugblattes heißt eS u. a.: »Deutsche Jugend wir rufe« Dich zur Lösung einer Deiner Aufgaben! Deutsche Jugend, Du mußt von selbst Anlaß nehmen, dem WintrrhilfSwerk Deiner Heimat, der Sudetendentschen BolkShilfe zu nützen. Du kannst es mit dem bescheidenden Auf­wand an Zeit und Anforderungen an Eltern und Verwandte. 1 Mal im Monat solst Du einem Mitschüler, der das Lertraurn der ganzen Klassffe ge­nießt und immer Rechenschaft abzulegen hat, wenigsten- 1 Kfi für die Sudetendeutsche BottShilfe übergeben. Deutsche Jugend! Rechne einmal nach! Für die Stadt Komotau mit ihren durchschnittlich 50 Schulklasse« der Volks-, Bürger, und Mittel« schulen mit je einer durchschnittlichen Schülerzahl von 20 zahlenden Schülern, ergäbe Dein Opfer­wille monatlich rund 1000. AL! Wie stolz könntet Ihr, deutsche Jungen und Möd­del sein, wenn es am Ende unseres Hilfswerkes heißen würde: Die deutsche Jugend Komotau » gibt 6000. AL für die Sudetrndrutsche BolkShilfe!

Vintermonate 1er Aktion StaatSbeitrag beziehen, und erwerbslose I«-' g e n d l i ch e, die den dreimonatlichen Arbeits­nachweis nicht erbringen konnten. Soweit eS sich um die Art der Naturalzuwendungen handelt, liegt bereits eine Zustimmung des Ministerrates zu den Vorschlägen deSFürsorgeministeriumS vor. ES sollen alS besondere AuShilfe zur Verteilung gelangen: Kartoffel, Fett, Mehl, Graupen, Zucker und Malzkaffer. Die Aktion ist zunächst bis Ende Feber vor­gesehen. Russlands und ein bestimmtes, wenn auch nicht vollständiges Desinteressement in der Unter­stützung der kommunistischen Sektionen von feiten der Sowjets, ferner die Ergebnislosigkett der bis­herigen kommunistischen Taktik, welche die Reihen bereits ermüdet, ferner die richtige Orientierung der sozialdemokratischen und sozialistischen Poli­tik, welche bei dem heutigen WeltchaoS eine wirk­same Verteidigung der demokratischen Rechte und anderer Errungenschaften in diesem Staate er­möglicht, führen zu einer ruhigeren Beurteilung des ganzen Problems. Die Sozialdemokratie wird in allen ihren Teilen Schritt für Schritt dem Ziele der Bereinigung der Arbeiter-" kräfte in der Tschechoslowakei auf den ideellen Grundlagen deSkon- struktiven Sozialismus zustrebcn und setzt voraus, daß bei den übrigen wichtigsten sozialistischen Parteien, wie bei den National­sozialisten, auch ein erheblicher Teil der Ange­hörigen der kommunistischen Partei für diese Lösung in einem hohen Maße reif ist."

ES würde uns interessieren, zu erfahren, ob die Schulbehörden von dieser Aktion der Henlei­ner Kenntnis haben, ob die Herren Lehrer davon wissen, und wenn ja, ob diese Sammlung viel­leicht gar bewilligt wurde und von wem. In letz­terem Falle würde es sich nämlich auch dieA r- beiterfürsorge" Nicht nehmen lassen, bei der Schuljugend eine Sammelaktion einzulei­ten. Die Schulbehörden haben nunmehr das Wort. Henleinselretär Strichirsch-Tuschkau muß ins Kittchen! Nach der Zerstörung des Bundes der Landwirte im Tuschkauer Bezirk wechselte der Sekretär Strichirsch ebenfalls zur Henleinpartei hinüber. Anläßlich der stürmischen Wählerver- sammlung der SdP am 3. Mai d. I. fungierte er schon als Organisator dieser Versammlung und daneben als Anwalt der von der SdP nach Tusch­kau gerufenen Raufbolde, in ihrer'Sprache be­scheidenOrdner" genannt. Dem Herrn Stri­chirsch war das Vorgehen der Gendarmerie und des von der Bezirksbehörde entsandten Bemnten nicht recht und so legt« er noch einige Tage nach den Tuschkauer Vorfällen in einem Gasthaus gegen die Gendarmen und vor allem gegen den Beamten der Mieser Bezirksbehörde» Rat Kal- landra, los. Dieser war gerade im Nebenlokal anwesend und härte die lieben Aussprüche des Herrn Strichirsch mit an. Das trug dem Hen- leinsekretär eine Strafanzeige ein, so daß er zu einer Arreststrafe verurteilt wurde. Bisher hatte der Herr Sekretär Glück; es gelang ihm immer, einen Strafaufschub zu erreichen. Nun aber ist am Samstag ans Prag der Auftrag eingelangt, daß Strichirsch seine Strafe binnen 24 Stunden anzutreten habe. Der gute Mann wird sich nun doch zum Gange in den Arrest bemühen müssen. Als wahrer Märtyrer für fety Idee, wird er, davon sind wir überzeugt, diesen Gang ins Kitt­chen gerne tun.

Lieber tot, als In die Hände der christlichen Häscher Wien . Unter den Straßenbahnern, die sich auf den von der Polizei ausgeschnüffelten oder von dieser selbst hergestellten Listen befanden, war auch der 43jährige Robert A r k a u e r, von dem behauptet wird, er sei der Führer der illegalen sozialrevolutionären Straßenbahner» Gewerkschaft" gewesen. Arkauer, der auf irgend einem Wege erfuhr, daß er verhaftet werden solle, verübte Selbstmord bevor die Polizei des Starhemberg in seiner Wohnung eintraf. AIS die Häscher kamen, fanden sie nur die Leiche des Verfolgten, die sie nicht mehr vor das Standge­richt brrngen können. Ein Toter mehr, der das Schandsystem in Oesterreich anklagt I ProzeB gegen den Bischof von Meißen Berlin . Am kommenden DonnerStag be­ginnt vor dem Berliner Landgericht der Prozeß wegen DevisenvergrhrnS gegen den Bischof von Meißen, Peter Logge. Zusammen mit dem Bischof hat sich sein Bruder, der Generalssekretär Dr. Theodor Logge sowie der Generalvikar Domherr Prof. Dr. Wilhelm S e p p a z« ver­antworte«.

Tagung der Bank- und Sparkanenangestellten Am 9. und 10. November 1935 haben Be­ratungen der Verbandsleitung und des Zentral« Vorstandes des Verbandes der Bank- und Spar­kaffenbeamten stattgefunden. Den erstatteten Berichten zufolge entwickelt sich die Mitgliederbewegung zufriedenstellend. Die Neubeitritte übersteigen beträchtlich die aus die Folgen des in den letzten Jahren durchgeführ­ten Personalabbaues zurückzuführenden Abgänge. Der Personalabbau ist übrigens, dank der Aktionen des Verbandes, mit Ausnahme der im Moratorium befindlichen Banken seit längerer Zeit eingestellt. Dies hat ein Sinken der Arbeitslosenziffer im Verbände zur Folge. Die Verbandsleitung wurde im Hinblicke, auf die vorbereiteten wirtschaftlichen Vorlagen, insbesonderS bezüglich des Zinsfussge­setz e S beauftragt, gemeinsam mit der Gewerk­schaftszentrale und den übrigen Organisationen unverzüglich eine energische Abwehraktion einzu­leiten, falls die Gefahr bestehen sollte, daß ernst­lich die Gesetzwerdung von Bestimmungen geplant wäre, die einen ungünstigen Einfluss auf die Lage der Angestelltenschaft unseres Geldwesen- aus­üben könnten. Die maßgebenden Regierungs­stellen werden neuerlich auf die außerordentlichen, von den Angestellten der C e n t r a l b a n k, der Deutschen Bolksbank und der Deut­ schen Landbank bereits erbrächten Opfer aufmerksam gemacht werden. Der Verband wird die begründete Forderung nach Aufrechthal­tung der Arbeitsmöglichkeiten der verbliebenen Ange st ellten vertreten. Das sozialpolitische Pro­gramm des Verbandes umfaßt insbesondere folgende Punkte: Einführung der 40-Stunden- Woche, strenge Kontrolle der Ueberstundtn, wei­terer Ausbau der Verbindlichkeit der Kollektivver­träge, gesetztliche Stellenvermittlung. Der Zentralvorstand beschloss ferner die er­forderlichen Richtlinien für die im Bank- und Sparkassenwesen einzuleitenden Gehaltsaktioiien und wandte dabei seine volle Aufmerksamkeit den Verhältnissen in der n i o n b a n k zu, da dieses Institut eine besonders zu beanständende Perso­nalpolitik betreibt. Falls in der allernächsten Zeit nicht Abhilfe geschaffen wird, wurde die Ver- bandsleitung beauftragt, in der bereits eingelei­teten Aktion mit aller Energie fortzufahren und nicht nur in Prag , sondern auch in den größeren Orten der Republik wie Brünn , Pressburg , Rei­chenberg, Karlsbad , Ostrau, Aussig usw. Protest­kundgebungen gegen die Personalpolitik der Unionbank zu veranstalten.

Ein wertvolles Handbuch für den Bergarbeiter ist der soeben erschienene von derUnion der Berg­arbeiter" herausgegebeneBergarbeiter- Kalender für 19IJß. Er enthält alles Wissens­werte nicht nur über die Union der Bergarbeiter selbst, sondern alles, was der Bergarbeiter über sozialpolittsche Fragen, Bergarbeiterversicherung, BergwerkSinspeftion wissen mutz und schließlich alles über die Weltkohlenwirtschaft, die ihn instand setzt, die wirtschaftliche Lage des Kohlenbergbaues zu beurteilen. Daneben findet der Bergarbeiter in deni Kalender noch manches, was sein fachliches und polittscheS Wissen bereichert. Dem Genossen Dr. Ludwig C z e ch wird in Verbindung mit der Schaf­fung der Bergwerksinspektton ein ehrender Artikel gewidmet. Der ausgezeichnet redigierte Kalender wird so den Bergarbeitern werwolle Dienste leisten und ihnen ein unentbehrliches Handbuch sein.(Der Preis bettägt KL 5, Bestellungen sind an die Funk­tionäre der Union dkr Bergarbeiter, deren Revier­sekretariate oder direkt an die Zenttale Turn-Teplitz, Masärykstrahe 123, zu richten.)

Exekutive der SAI (I. I.) In der Zusammensetzung der Exekutive der SAI sind eine Reihe von Aenderungen einge­treten. Da Loui» de Broucksre zum Vorsitzenden der Exekutive gewählt wurde, wurde an seine Stelle Arthur W a u t e r s, der Chefredakteur des Zen- tralorganes der belgischen ArbeiterparteiLe Peuple" zum Vertreter der Partei in der Exekutive gewählt. Die Delegatton der belgischen Arbeiter« Partei besteht daher aus Desirä B o u ch e r h, der nach VanderveldeS Eintritt in die belgische Regierung an dessen Stelle entsandt wurde, Camille Huys m ans und Arthur W a u t e r s. Der Parteisekretär Jean Delvigne ist Stellvertreter. Infolge des Todes von Lev Winter hat die tschechofiowafische sozialdemokratische Partei eine Neuwahl vornehmen müssen. Neben Frantisek Soukup wird künfttg Josef S t i v i n, der Chef­redakteur des zentralen ParteiorgansPravo L<du", die Partei in der Exekutive der SAI vertteten. Das nationale Exekutivkomitee der sozialisti­ schen Partei der Vereinigten Staaten hat bei seiner letzten Sitzung beschlossen, Devere A l l e n, ein Mit­glied des Exekutivkomitees, qn Stelle von James O n e a l in die Exekuttve der SAI zu entsenden. Der andere Vertreter der Partei Norman Tho­ mas wurde wiedergewählt.

Vas italienische Etappen- wesen

Asmara. (Tsch. P.-B.) Ueber die Versor­gung der kämpfenden italienischen Truppen an der Front werden in Asmara einige Zahlen be­kannt, die die Schwierigkeiten verdeutlichen, unter denen die Italiener ihren Vormarsch durchführen müssen. Die an der Nordfront stehenden Trup­penabteilungen verbrauchen wöchentlich 20.000 Doppelzentner Lebensmittel, darunter 2800 Doppelzentner Fleisch. Wegen der Schwierigkeit der Beschaffung von Frischfleisch im Frontgebiet gehen täglich aus der Kühlhalle von Asmara 400 Doppelzentner Fleisch an die Front. 5000 Last­kraftwagen sind ununterbrochen mit dem Trans­port von Lebensmitteln im Kampfgebiet beschäf­tigt. Die Frontbäckereien verbacken täglich 125,000 Kilo Weizenmehl. Für die Heizung der Backöfen sind täglich 600 Doppelzentner Holz nötig,^die an die Front geliefert werden müssen. Zu diesem Zwecke wurde ein eigenes Holzbeschaf­fungsamt in Asmara errichtet. Unzugängliche Frontabschnitte werden mit Proviantlagern aus­gestattet, deren Belieferung durch 7000 Lasttiere erfolgt. Diese verbrauchen wöchentlich 20.000 Doppelzentner Futtermittel. Einsame Posten können zum Teil nur durch Flugzeuge und Fall­schirme mit Lebensmitteln und Wasser versorgt werden. Im Hafen von Massaua werden jetzt täglich 4000 Tonnen Proviant gelöscht, während eS vor kurzem bloss 400 Tonnen waren. Abge­sehen von der Eisenbahn stehen für die Beförde­rung dieser Massen in das Innere 3500 Last­kraftwagen und insgesamt 60.000 Kamele. Pferde, Maulesel und Esel zur Berfiigung. Die Feldlazerette sind mit 20.000 Betten auSgestattet. Der Vatikan für Mussolini I DieDeutsche Presse" befaßt sich in ihrem Leitartikel vom Sonntag mit der Stellung des Vatikans zu dem afrikanischen Konflikt. Sie schreibt nach wiederholten Versicherungen der Frie­densliebe des«Papstes: . Wer die Stimmung unter der wehrfähig« Jugend in vielen Ländern kennt, der weiß, daß die Millionen heute mit derselben Begeisterung auf daS Schlachtfeld ziehen würden, wie einst im Jahre 1914. Das Ende aber wäre nicht nur die Zertrümmerung Europas , sondern auch der Zu­sammenbruch der weissen Rassel Der Vattkan sieht die Konturen einer iolch furchtbaren Entwicklung und die schmerzliche Sorge um die Erhaltung des Friedens in Eurovä und um die Zukunft der christlichen Kulturwelt, veranlaßte sicher den Hl. Vater, den Staatsmän­nern den Rat z« geben, Italiens Ansprüchen ent- gegenznkommen. Das bedeutet offensichtlich eine Wendung in der vatikanischen Politik, die zunächst von Musso­ lini und dem Kriegsabenteuer abgerückt war. ES scheint, dass der Vatikan anfangs mit einem Miß­erfolg Mussolinis rechnete, daß aber die Erftlge Mussolinis auf dem Kriegsschauplatz, die durch die schwächliche Haltung der Genfer Vormächte, rns- beson'derc durch das plötzliche Zögern Englands und den Verrat Lavals an der Völkerbundsidee ermöglicht wurden, den Vatikan sozusagen eine­schlechteren belehrt zu haben. Immer gewohnt, mit den Stärkeren zu gehen, richtete sich die Kirch» darauf ein, zwischen Mussolini und den Mästen zu vermitteln. Genau so wie Laval wird sich auch der Papst verrechnet haben, wenn er glaubt, dass damit der Frieden gesichert wird. Der Nutz-" niesser dieser Haltung wird ja doch Hitler sein. Jetzt Ist Frankreich an der Reihe Paris . Die italienische Presse bekundet in letzter Zeit eine wachsende Gereiztheit gegen Frankreich . Insbesondere herrscht Unzuftiedcn-. heit darüber, dass Frankreich zur Durchführung der Sanktionen geschritten ist und es heisst, daß Frankreich an dem Vorgehen des Völkerbundes gegen Italien in gleicher Weise schuld ist wie England".

Zwischenfall In Schanghai wegen der Ermordung eines Japanischen Matrosen Tokio . Am Samstag wurde im Nordteil der internationalen Konzession von Schanghai ein japanischer Mattose ermordet aufgefunden. Im Zusammenhang damit gaben die japanischen Be­hörden bekannt, daß sich die Militärbehörden, falls der Vorfall nicht ermittelt würde, Hand­lungsfreiheit vorbehielten. Der japa­nische Botschafter in Schanghai forderte die chine­sischen Behörden energisch auf, den Mord zu klären. General Tschangkaischek hat bereits sein Bedauern über den Vorfall ausgesprochen. Im Zusammenhang mit diesen: Vorfall spricht man hier von der Möglichkeit irgendwel­cher neuer japanischer Aktionen in Tschapaj(der Chinesenstadt von Schanghai ). Die chinesische Be­völkerung in Tschapej befürchtet, daß sich die japa­nische Kriegsaktion vom Jahre 1931 wiederholen wird, und übersiedelte massenweise in die inter - nationale Konzession. Glatte Beilegung? Tokio . Aus dem Außenamte wird gemeldet, daß die japanischen zuständigen Stellen mit der Art, mit der die chinesischen Behörden den Mord an einem japanischen Matrosen untersuchen, voll­kommen zufrieden sind. Man ist deshalb der Mei­nung, daß der Zwischenfall sehr glatt erle­digt werden wird.