I Seite 2 Donnerstag, 14. November 1935 Nr. 265 aktion nicht einmal acht Millionen KL ausgewor­fen wurden, so daß Heuer für diese Aktion sie­beneinhalbmal mehr ausgege­ben wird als im Vorjahre. Zu die­ser allgemeinen zusätzlichen Ernährungsaktion tritt nun noch eine Ernährungsaktion für die Kinder der Arbeitslosen, für die drei Millionen KL vorgesehen sind, ferner eine Bekleidungsaktion, für die derselbe Betrag ausgeworfen ist und eine Weih­nachtsaktion von etwa acht Millionen KL. Die Richtlinien dafür werden vom Fürsorgemini­sterium herauSgegeben werden, an der Durch­führung werden nicht nur die Bczirksbehörden, sondern auch die Sozialkommissionen in den Be­zirken und Gemeinden mitwirken, so daß die Ver­treter der Arbeiterschaft und der Bevölkerung überhaupt die Möglichkeit haben werden, auf die Verwirklichung dieses schönen Plans der Regie­rung und der Koalition in der Weise Einfluß zu nehmen, damit zu der großen Not nicht noch schreiende Ungerechtigkeit hinzukommt. Wir haben in den vergangenen Jahren oft und oft sowohl in fortlaufenden Artikelreihen als auch an einzelnen Fällen die furchtbare Not auf­gezeigt, in welche die Jndustriebevölkerung unse­res Randgebietes, also vor allem die deutschen Arbeiter und Angestellten dieses Landes geraten sind. Dieses Elend hat ein solches Ausmaß er- 12 Der Lakai Verbekhoven Von Max Hochdorf Zu aller Ueberraschung war der Kaiser gar nicht erschreckt, im Gegenteil, die Geschichte belu­stigte ihn und er taute auf. Wie er immer in sol­chen Momenten tat, klatschte er dem Nachbar zu seiner Linken, jetzt dem Gesandten, kräftig auf die Schenkel und fragte:Weiß man wenigstens, lvarum der Mann mich umbringen wollte? Ist ja auch egal, lieber Vetter, risque du mötier. Sollte mich wundern, wenn er der einzige gewesen wäre, der in diesen Tagen solchen frommen Wunsch ge­habt hcL" Dift Kaiser sagte es so schneidig, so fröhlich, daß alle Gäste am Tisch auflachten. Das Geläch­ter lockte den Kaiser an, noch lauter zu lachen. Er hatte seit jeher die Gewohnheit, immer lauter zu lachen, als seine Umgebung. Eure Majestät haben eine vorzügliche Mei­nung vön meinem Volk", sagte der König. Und der Kaiser hob sein.Glas. Gnädigste Frau", wandte er sich zu der Hirrin des Hauies, als ich ein Junge war, da wollte ich immer die Soldaten meines seligen Herrn Vaters tot­schießen, und mein Hinzpeter, der treue Lateiner, hat mir sogar mit dem ganzen Julius Cäsar aus­einandergesetzt, daß niemand ein rechter Held werden kann, der bis zu seinem zehnten Lebens­jähr nicht mindestens zwanzig Mal davon träumt, einen Feind ins Jenseits zu befördern." Und dann wieder zu dem jungen König:Es ehrt den Mann, der mir an den Kragen wollte, nur, daß er sich so jung gehalten hat. Eine gute Raffe, Euer Volk, direkte Linie Egmont, Tyrannentöter. Schade, daß man so etwas an die Kette legen muh." Der Kaiser lachte unbändig. Er ließ die Augen am Tisch herumgleiten, um sich davon zu reicht, daß es durch die umfaffendsten Maßnah­men der Regierung im Rahmen dessen, was möglich ist nicht beseitigt werden kann. Viel Not und viel Elend können aber gelindert wer­den und die 60 Millionen-Aktion der Regierung ist eine großzügige Maßnahme, um das Los der Menschen ein wenig zu lindern. Daß es zu dieser Winterhilfsaktion gekommen ist, ist restlos ei»Verdienst der sozia­ listischen Minister, soweit es also die deutschen Volksvertreter betrifft der deut­schen Sozialdemokraten dieses Landes, die immer wieder das Gewissen der ent­scheidenden Faktoren dieses Landes aufgerüttelt und Aufklärung über den im deutschen Gebiet herrschenden Jammer geleistet haben. Deswegen können die deutschen Sozialdemokraten a u f d i e- ses Stück geleisteter Arbeit mit Stolz blicken und sie haben damit ihren Gegnern von links und rechts bewiesen, daß in ihrer Partei nicht nur Männer und Frauen des Wortes, sondern auch der Tat wirken. Unbeirrt vom demago­gischen Geschrei, das uns umhallt, werden wir auf diesem Weg weiterschreiten und weiter alle unsere Kräfte anstrengen, um die Leiden der von der Krise be­troffenen Schichten des Sude- bendeutschtumL zu lindern. überzeugen, daß alle Gäste seiner Ansicht waren. Scine Augen waren groß und leuchtend. Es gin­gen von diesen Blicken Strahlen aus, vor denen die Angeblitzten die Augen niederschlagen mußten. Ter Kaffer selbst aber pflegte niemals die Augen niederzuschlagen. Die Monarchen", fuhr er fort,auf die kein Attentat verübt wird, sind Schlafmützen. Eure Majestät werden das noch ball) genug er­fahren." Indem er sein Glas an die Lippen setzte, fügte er hinzu:Prosit also auf die Herren Attentäter!" Die Hausherrin, die bereit war, alle Extra­vaganzen ihres angebeteten Kaisers als wunder­volle Offenbarungen einer herrlichen Persönlich­keit zu akzeptieren, versagte vor so viel Toleranz seiner Majestät vollkommen. Nein, diesen Anar­chisten, diesen Todfeinden der Ordnung, nicht ein­mal im Scherz Konzessionen machen! Attentätern auf das geheiligte Leben der Monarchen den Kopf ab, erbarmungslos! In ihrer Heimat hatte man auf jeden Fall niemals langes Federlesen mit solchen Kanaillen gemacht. Sie erinnerte sich an eine Ueberlieferung ihrer Famllie, daß noch ihr Großvater es sich nicht nehmen ließ, mit eigener Hand einen Mann zu köpfen, in dessen Hundehütte man eine Höllenmaschine jsegen den Zaren entdeckt hatte. Aus sclcher Erregung heraus war es zu erklären, daß die Herrin sich mit der fröhlichen Wendung des Gesprächs' nicht zu­frieden geben wollte und voller Entrüstung in die Worte ausbrach:Wenn man nur wüßte, welche Motive solche Leute haben?"Motive, gnädigste Exzellenz", scherzte der Kaiser,es genügt dem Mann eben, daß unsereins da ist, ober es könnte ja auch möglich sein, daß der Mann ein aus­gezeichneter Patriot ist, daß er in mir einen Feind seines Landes erblickt." Ein Patriot ist und in mir einen Feind seines Landes erblickt" wie der Kaiser das sagt, dachte der König ein Feind meines Lan­des, ein Feind" Bevölkerung ist weiter die H erabsedung des Zuckerpreises notwendig, weil in den Grenzbezirken der Sacharinverbrauch unheimlich steigt.. In Uebereinstimmung mit den übrigen lozralfftt- schen Rednern vertrat Genoffe Jaksch auch die For­derung nach einem sozialen Pachtrecht. Es handelt sich nicht nur um die Verlängerung der bis­herigen PachtzinSregelung. sondern auch um die Ab­stellung der skandalösen Vorgänge bei der Verpach­tung von Gemeindegütern. Zu diesem Zwecke müsse die Bestimmung des Gesetzes vom 17. Juli ISIS, wonach wonach Gemeindeäcker und Wiesen vor allem an mittellose Bewerber und an wirtschaftlich Brdürf- ttge verpachtet werden sollen, durch eine neue Regelung wieder in Funktion gesetzt werden. Redner kündigt an, daß über die Ungerechtigkeiten bei der Durchführung der Hopfenrestriktion noch ausführlicher im Budgetausschuß gesprochen werden wird. Das soziale Prinzip darf auch bei der beabsichtigten Schuldenregelung nicht ausgeschaltet werden. Schon beute erbeben wir schärfsten Protest gegen die von deutschagrarischer Seite vertretene Anschauung, daß Besitzer bis zu einem Hektar ausgeschlosien wer­den sollen. Größere Besitzer sind nur dann in die Umschuldung einzubeziehcn, wenn sie sich zu einer Grundabtretung für Pacht- und Siedlungszwecke bereit sinden. Unter Hin­weis auf die Ausschließung gerade der Bedürftigsten von den HilfSaksionen bei Elementarschäden betonte Genosse Jaksch. daß die Frage der landwirtschaftlichen Doppel­existenzen in sozialem Sinne gellärt werden muß. Sie werden heute sowohl aus den sozialvolitischen, als auch aus den agrarvolitischen Hilfsmaßnahmen aus­geschloffen. ein Zustand, der mit dem Prinzip der Demokratie unvereinbar ist. Bevor an die großen Projekte über die Jnnenkolonisaffon berangeganaen wird, sollen zuerst die kleinen landwirtschaftlichen Be­triebe lebensfähig gemacht werden. Die Reform der Landeskulturröte ist eine kardi­nale Forderung auch der deutschen Kleinbauern und Häusler . Wir verlangen eine demokratische Selbstverwaltung der Landbevölkerung als Voraussetzung einer sozialen Lösung der Agrarfrage. Die deutschen Sozialdemokra­ten vertreten aber die Auffassung, daß keine durch­greifende Hilfe für die Landwirtschaft möglich ist. so lange der Zusammenbruch des Jndustriesektors an­dauert. Arbeiter und Bauern müssen sich zu einer universellen Wirtschaftspolisik zusammenfinden I » Die drei sozialistischen Parteien brachten eine gemeinsame Resolution ein, welche ihre agrarpolitischen und kleinbäuerlichen Forderungen zusammenfaßt. Wir werden ihren Wortlaut nach Abschluß der Ausschußverhandlnn- gen veröffentlichen. Der Resolution haben sich auch die ffchechische Bolksvartei und die ffchechische Gewerbepartei angeschloffen. Delong18 Monate Kerker Mgbrisch-Ostrqp, Nach der Rede, dos.öffent­lichen Anklägers und des Verteidigers schritt das Gericht Mittwoch zur Beratung und verkündete um 17 Uhr 30 das Urteil. Der Angeklagte D e- lang wurde nach 8 2 des Gesetzes zum Schutze der Republik und nach 8 87 des Strafgesetzes für schuldig befunden und zu schwerem Kerker in der Dauer von 18 Monaten, verschärft durch eine einmalige Faste im Monat, zum Verlust.even­tueller Ehrenrechte für die Dauer von fünf Jah­ren verurteilt. Delong ist für immer aus der Tschechoslowakischen Republik ausgewiesen. Außer­dem wurde ihm eine Geldstrafe von 2000 Kro­nen eventuell weitere 20 Tage schweren Kerkers auferlegt. Die Strafe ist unbedingt. Mit einge­rechnet ist die Untersuchungshaft. Der König, der die Worte des Kaffees in sich hinein trank, trank mit der Neugierde des Jün­geren, der in dem Glauben erzogen wurde, daß die Bejahrten ein verbrieftes Recht auf Weisheit und Gehörtwerden haben, erzitterte unter der Berührung der kaiserlichen Worte. Waren es wirklich die kaiserlichen Worte, oder waren es nur zufällig zusammengebundene Buchstaben, Maske­raden von Werten, und der Klang, der wirkliche Klang, der verborgene Klang der kaiserlichen Worte, es sollte ganz anderes bedeuten, ganz anderes verschleiern? Der König erinnerte sich an alle Ereigniffe der vergangenen Festtage. Der Kaffer hatte gepsaltert über das Friedensglück der Völker und über seinen eigenen Willen, die Heimat dieses Glücks weiter auf der Welt zu sichern, wefter auszubauen auf der ganzen Welt. Ter König meinte bei sich, es sei unmöglich, daß alles das nur Komödiantenspiel und flaches Tenorsingen gewesen sei. Er war erzogen worden in zu viel Achtung vor dem Kaiser, als daß er anderes hätte glauben können. Der König fühlte sich unermeßlich dankbar'der Vorsehung, die den erlauchten Gast vor dem Anschlag eines Wahn­sinnigen geschützt hatte. Der König nahm sich vor, den Lakaien Verbekhoven so schnell wie mög­lich zu bergeffen. Die Monarchen küßten sich auf beide Wan­gen, als sie voneinander Abschied nahmen. Dio Bevorzugten, die ehrfürchtig dieser Szene bei­wohnten, bemerkten, daß der Kaiser bei der Um­armung dem jungen König etwas ins Ohr flü­sterte. Hätten sie die krankhaften Ohren des La­kaien Verbekhoven gehabt, sie würden gehört haben:Mein lieber Freund, Dein Lakai, der mich als einen Feind Deines Landes erschießen wollte, war ein Narr. Wir brauchen ihm nicht sehr weh zu tun. Laß ihn in eine Zwangsjacke stecken, und alles wird sehr gut und prachtvoll werden." (Schluß.', Ohne Budsetprovisorium? Prag . Wie amtlich gemeldet wird, besuchte der Vorsitzende der Regierung Dr. H o d j a am Mittwoch die Vorsitzenden der beiden Kammern der Nationalversammlung und besprach mit ihnen die Modalitäten der Durchberatung des Staats­voranschlages für das Jahr 1935 in den gesetzge­benden Körperschaften. Wie verlautet, besteht doch die Absicht, das Budget in beiden Häusern der Nationalver­sammlung vor Jahresschluß zu erledigen und so rin Bndgetproviforum zu vermeiden. Dann müß­ten allerdings die Ausschußberatungen möglichst knapp gehalten und die Gepflogenheit, daß die Parteien ihre ständigen Vertreter im Budgetaus­schuß durch die jeweiligen Spezialisten in der ge­rade verhandelten Materie ablösen lassen, aufge­geben werden, was überdies teilweise bereits im Vorjahr geschah. Ans Gründen der Zeitersparnis soll dir sogenannte erste Lesung des Budgets heuer nicht durchgeführt werden, sondern die Aussprache über das Expose des Finanzministers erst nach den Ausschntzvrrhandlungen zugleich mit der Budgetdebatte im Plenum abgeführt werden. Es wäre dann möglich, daß der Senat das Budget bereits vor mitte Dezember erhält und es wahrscheinlich in Sitzungen zwischen Weih­ nachten und Reujahr noch erledigen könnte. St Bürokratius unbelehrbar Nicht unvermerkt soll bleiben, daß die unver- befferlichen Bürokraten im Finanzministerium auch Heuer es der Preffe sehr erschweren, der Oeffeutlichkeit rechtzeitig eine klare Uebersicht über das Budget zu geben, indem sie nach wie vor es ablehnen, die detaillierten Budgetziffern der Presse zum näheren Studium auch nur einen Tag früher zur Verfügung zu stellen. Die Her­ren glauben wohl, weiß Gott was für ein Staats­geheimnis sie in den grünen Heften bis zum letz­ten Moment hüten müssen. Andererseits sind sie aber selbst davon überzeugt, daß Indiskretionen n i ch t zu vermeiden sind; wenigstens wurden die Redaktione ausdrücklich davon verständigt, daß Auszüge aus dem Budget» vorzeitig ver­öffentlicht, det Konfiskation verfallen würden. Also wer bekommt doch über Hintertreppen das Budget früher als gewöhnliche Sterbliche? Vie Gasmasken-Affäre Gegenstand der Untersuchung durch das Oberste Kontrollamt Prag . Im Wehrausschuß des Abgeordneten­hauses, der die Debatte über das kürzliche Expose des Verteidigungsministers betreffend die For­derungen der Wehrmacht am DbnnerStag zum Abschluß brachte, kam auch die mysteriöse Ange­legenheit der Vergebung großer Lieferungen von Gasmasken an die neue GesellschaftF a t r a" zur Sprache» an der, wie wir bereits berichteten, Verwandte von hohen staatlichen Funktionären beteiligt sind. Der Ausschuß-Borsitzende, David, verlas die in dieser Angelegenheit überreichte dringende Anfrage der Koalitions-Abgeordneten S r b a, Richter Slavik und P ekärek, in der auf die Zeitungsmeldungen hingewiesen wird, daß eine Hundertmillioncn-Bestellung von Gas­masken der neuen FabrikFatra" in Napajedl vergeben wurde, die ein aktiver Abgeordneter und ein Staatsbeamter, sowie Verwanhte von hervor­ragenden politischen Persönlichkeiten bilden. Einer her Direktoren(Englis jun.) soll ein junger Mann sein, der entgegen den klaren gesetzlichen Bestimmungen noch nicht einmal seinen Militär­dienst angetreten hat. Die Gasmaske, um die es sich handelt, soll ein veraltetes Modell sein, das bei uns überhaupt nicht geschützt ist. Der Staat habe aber trotzdem eine Lizenzgebühr bezahlt. Die Interpellanten verlangen vom Ministe­rium einen klaren Bericht über diese An­gelegenheit und fordern, daß dem Ausschuß die Möglichkeit geboten werde, das Vorgehen des Mi­nisteriums in dieser Angelegenheit zu kontrol­lieren. In seinem Schlußwort erklärte Minister Machnlk, daß Vertreter des Obersten Rechnungs- kontrollamtrs dieser Tage eine Kontrolle des ganzen Falles durchgeführt haben und die Er­gebnisse der Revision schriftlich überreichen wer­den. Er erachte es daher nach einer Vereinba­rung mit dem Ausschußvorsitzenden David und dem Vorsitzenden des Subkomitees Srba für das beste, dieser Frage eine eigene Sitzung z« widmen. Aushilfe für Militärgagisten? Im Wehr­ausschuß des Abgeordnetenhauses erklärte Minister M a ch n i k u. a.» er stehe mit den kompetenten Regierungsstellen gerade in Verhandlungen über die Frage der materiellen Besserstellung der Mili­tärgagisten und hoffe, daß es möglich sein werde, ihnen vorläufig wenigstens etwas in Form einer Aushilfe bieten zu können. Der Landesausschuß für Böhmen hat in seiner Sitzung vom 13. November eine Reihe von Gemeinde- und Bezirksdarlehen genehmigt, dar­unter eines der Gemeinde Komotauim Be­trage von 900.000 KL für das Elektrizitäts- und Gaswerk und ein BezirksskratzendarleheN für Schluckenau von 780.000 KL sowie eines fiir den Bezirk Karlsbad in der Höhe von KL 500.000. Für soziale Agrarpolitik Die erste Sitzung des landwirtschaftlichen Ausschusses Gemeinsamer sozialistischer Antrag Prag . Mittwoch trat zum erstenmal der landwirtschaftliche Ausschuß des Abgeordneten­hauses zusammen. Der neue Landwirtschaftsmini­ster Dr. Z a d i n a stellte sich mit einer kurzen Erklärung vor, in welcher er die Notwendigkeit der Zusämmenarbeft der koalierten Parteien be­sonders hervorhob. Abgeordneter Pozdilek referierte dann über die eingelaufenen Anträge betreffend die Elementarschäden dieses Jahres. Nach seiner Auffaffung wird für die verschiedenen Hilfsmaßnahmen ein Betrag von 50 Millionen KL erforderlich sein. Es ist auch geplant, den betroffenen Bezirken durch verbilligte Futtermittel beizuspringrn. Außerdem schweben Verhandlungen über eine Aktion, in deren Rahmen die Getreidemonopol­gesellschaft den von der Mißernte betroffenen Landwirten leihweise Brot« und Fut­tergetreide für ein Wirtschafts­jahr zur Verfügung stellen soll. Minister Dr. Zadina erläuterte anschließend die geplanten Maßnahmen", wobei er besonderes Gewicht darauf legte, daß das landwirtschaftliche Moratorium möglichst bald durch eine Schuldenregelung abge­löst werde. In der folgenden Debatte befaßten sich die Redner der tschechischen Volkspartei und der drei sozialistischen Parteien vor allem mit der Not­wendigkeit einer Demokratisierung der Landeskulturräte. Der tschechische Genoffe. Kleinbauernsekretär E S n e r, trat mit einer sehr wirkungsvollen Rede für die Interessen des kleinen Landvolkes ein und konnte an der Hand eines reichen Tatsachenmaterials die unhaltbare Praxis bei den Hilfs­aktionen für Elementargeschä­digte beleuchten. Großgrundbesitzer, welche neben ­bei eine Spiritusbrennern betreiben oder eine Beam­tenstelle haben. Gastwirte usw. erhielten unange­messene Unterstützungen, während viele Kleinland­wirte abgewiesen wurden, weil sie angeblich nicht hauptberuflich in der Landwirtschaft tätig sind. Ganz im agrarischen Geiste sprach auch der Vertreter der Sudetendeutschen Partei Abg. H o- d i n a, der nicht nur das Getreidemonopol warm begrüßte, sondern auch dessen ehe st e Ergän­zung durch ein Biehmonopol forderte. Das verdient gegenüber der Antimono­pol-Demagogie seiner Parteigenossen in den Wählerversammlungen festgehalten zu werden! Dell Standpunkt unserer Kleinbauern und Häus­ ler vertrat in der Debatte Genosse Jaksch Er verlangte grundsätzlich, daß die soziale Seitk des Agrarproblems mehr als bisher beachtet werde. Besonders die Praxis des Getreidemono­pols nimmt immer mehr einen unsozialen Charak­ter an. Dem kleinen Viehzüchter sind die Kraftfutter­mittel um 50 Prozent verteuert worden. Der direkt« Ankauf von Futtergetreide bei orts­ansässigen größeren Landwirten wird unmöglich ge­macht- Eine ganz aufreizende Schikane ist. das Ver­bot der Zustrcifung des Mahlgetreides durch die Lohnmühlen. Die Kleinlandwirte werden dadurch gezwungen, viele Kilometer weit mit ihrem Kuhgespann oder Handwagen zu fahren. Redner appelliert an den Minister, zur Abschaffung dieser un­haltbaren Auswüchse beizutragen. Die Verteuerung der Kraftfuttermittel einer­seits und der Minderertrag an Rohfutter andererseits bringen Zehittausende von Häuslern und Kleinlandwirten in Gefahr, ihre letzte Kuh verkaufen zu müssen. Die Futtermittelaktton wird daher in größtem Um­fange durchgefühtt und unbedingt auf die Mißernte- gebiete in Nord- und Westböhmen: vor allem im armen Erzgebirge , ausgedehnt werden müffen. Vom Standpunkte der ärmsten landwirtschaftlichen