Nr. 268Sonntag, 17. November 1935Seite 5Da Ist sie nun! Gleich wlrds mHder Wüsche flotter gehn! Denn die»DREIMKNNER«-Selfe ist eine vollhaltige Kernseife, wie sie die Hausfrau schon längst ersehnt hat PassenSie auf, wie die Arbeit zum Kinderspiel wird, denn»DREIMKNNER«waschen, schäumen und sparen da-,bei— für DrellFUhrerbesprechuns der NSDAPOber AußenpolitikBerlin. Aeropreß erhält folgende zuverlässige Informationen über mehrere Führerbesprechungen der NSDAP, die in den letztenTagen stattgefunden haben und in denen dieErörterung der außenpolitischen Lage im Vordergrund stand: Von maßgebenden parteiamtlichenStellen wurde zugegeben, daß die Anbahnungvon Verhandlungen mit Frankreich dem immerstärker werdenden außenpolitischen Druck entspringe und Laß man gleichzeitig angesichts derimmer schwerer werdenden Wirtschaftslage unbe-dingt durch außenpolitische Erfolge die Aufmerksamkeit der Massen von der wachsenden Not ab»lenken müsse. Außerdem gab man die Be-Nündung, daß die Anleihe Verhandlungen,die man in letzter Zeit in England und Amerikaßu führen versuchte, auf unüberwindliche Hindernisse stießen, solange nicht eine Entspannungder Lage auf dem Kontinent herbeigeführt worden sei. Die Parteiinstanzen wurden aufgefordert, dafür zu sorgen, daß vorläufig(!)der Ton gegen Frankreich gemildert werde.,Der Sprecher des Außenpolitischen Amtesder NSDAP machte dazu noch folgende be-merkenswerte Ausführungen, diemir wörtlich wiederzugeben in der Lage sind:„Wenn es uns gelungen ist, Frankreich in die Falle zu locken(I),dann können wir einen entscheidenden VorstoßSegen die demokratische Weltanschauung als solche unternehmen. Durch ein Abkom-Men mit uns erschüttert Frankreich den Gedanken der Demokratie in der ganzen Welt(i).Dir werden dann daran gehen, eine großzügigeuntisemitische und antidemokratische Propa»S a n d a in allen Ländern zu entfesseln. Daßdiese Propaganda ihre Früchte trägt, haben wir>n England gesehen. Anzeichen, daß vorallem die antisemitischen Argumente der NSDAPwirken, beobachten wir auch in Amerika. DasAbkommen mit Frankreich kann für den Natio-ualsozialismus der Anfang der Weltherrschaftsein."bauernunruhen im Eutiner-LandHamburg.(F. ft.) Im.Eutiner-Land"(Schleswig-Holstein) ist es zu Bauernunruhenüekommen. Die Molkerei in' dem Städtchennhrensbök mußte in der letzten Woche«inenbeträchtlichen Ausfall bei den MilchlieferungenMelden. Darauf ordnete der zuständige Kreisbauernführer an, die Bauern mühten das fest«besetzte Quantum Milch abliefern, wenn die Be-börden nicht zu Zwangsmaßnahmen(Geldstrafen oder gar Enteignung) schreiten sollten. Als diese.freundliche" Mahnung ohne Er-s°Ig blieb, mußte der Kreisbauernführer auf Anordnung. der Gauleitnng die Bauern persönlichaufsuchen und sie an ihre Pflicht erinnern. Dabei kam eS zu schweren Auseinandersetzungen, dieden Kreisbauernführer veranlaßten, eine ganze-ieihe Anzeigen zu erstatten. Die Bauern erklärten, auch weiter ihrer Pflicht genügen zu wollen,sie müßten sich aber verbitten, daß die Parteiihnen einen Führer schicke, der nicht ihr Vertrauenbesitze. Sie hätten diesen Kreisbauernführer nichtgewählt, er verstehe von der Landwirtschaft garnichts oder nur sehr wenig. Außerdem wisse erKristens nicht, was er rede, La er in der Regelbetrunken sei. In diesem Zustand habe er sichgegenüber den Bauern die gröbsten BeleidigungenUnd Drohungen gestattet.Diese Gründe der Bauern treffen nicht denKern. Tatsächlich obstruieren sie gegen den Ab-llefernngszwang und die schlechte Bezahlung. Siehaben bei der zuständigen Bezirksregierung gegenden Bauernführer Beschwerde und Anzeige erstattet und diesen Akt durch eine Abordnung gewichtiger Persönlichkeiten aus ihrem Kreis unterstützt. Dabei traten diese Delegierten sehr selbstbewußt— die Nazis sagen.provozierend"—°uf und erklärten, sich keiner irgendwie geartetenDiktatur fügen zu wollen.Ein kompromittierender lleberläuferDer Sklavenhändler(AP) Die italienische Preffe überschlägt sichförmlich vor Freude über den Uebertritt desSultans von A u s s a, Daho, zu den Italienern. Im Grunde besteht jedoch von italienischer Seite keinAnlaß, darauf besonders stolzzu sein! Nicht deshalb, weil die Zahl der zu beiden Seiten der Grenze von Französisch-Somaliland nomadisierenden Aussa nie und nimmer60.000 Mann beträgt, sie also auch nicht, wie angegeben, über 20.000 Soldaten verfügen können,sondern aus einem ganz anderen Grunde. DasGedächtnis der Weltöffentlichkeit ist schlecht. Beider Fülle von Hunderten, ja Tausenden von Nachrichten, die täglich auf die Menschheit herniederprasseln, ist das auch nicht verwunderlich. Abermanchmal ist es nützlich, dem Gedächtnis nachzu-helfen. Der frühere italienische Ministerpräsident Salandra hat im September 1928 demdamaligen Generalsekretär des Völkerbundes undjetzigen britischen Botschafter in Rom, Sir EricDrummond, eine Note überreicht, in der eraus den— Sklavenhandel des SultansNaho hinweist, der trotz der strengen Anordnungender abessinischen Regierung und der von ihr verhängten harten Strafen fortdauere.Daho, das Haupt der Aussa im Danakil-Lande, wurde als ein Mann gekennzeichnet, derden Sklavenhändlern bereitwillig mit Rat undMussolini hofftauf neuen Tory-KursParis. Der Londoner SonderkorrespondentdeS»L'Oeuvre" meldet, daß die UnterredungenS i rErieDrummonds mit dem Ministerpräsidenten Mussolini an einem toten Punkt angelangt sind. Italien will England nicht entgegenkommen und keine weiteren Truppen vonLibyen mehr abberufen. Italien sei es nicht unbekannt» daß die Moral der Besatzung auf denbritischen Mittelmeerschisfen ziemlich schlecht sei.Die Besatzung bestehe zum größten Teil aus Reservisten, deren Dienst eben endete und welch« ihreletzte Dienstzest in den englischen Häfen unweitihrer Heimat verbringen sollten.' Nunmehr befänden sie sich bereits drei Monate auf hoher Seeohne irgendwelche Beschäftigung, worunter ihremoralische Verfassung leidet. Deshalb wolle auchMussolini vorläufig mit England nicht verhandeln und weitere militärische Erfolge in Abessinienerzielen. Das Blatt meldet weiter, daß auf jedenFall im Baldwin-Kabinett Aenderungen vorgenommen werden sollen und die genaue Linie derbritischen Außenlinie bisher-nicht bekannt ist, dain der konservativen Partei verschieden« Strömungen bestehen, derenKräfte erst nach Bekanntwerden der gesamtenWahlergebnisse abgeschätzt werden können.Vollfasdsmus In LitauenDie litauische Regierung hat soeben diegesamte Tätigkeit der Oppositionsparteien ,—Christliche Demokraten und VolkSsozialisten—für solange eingestellt, als der Kriegszustand(l)besteht. Es gibt in Litauen nur noch eine legalepolitische Partei, nämlich die Nationalsozialisten.Noch vcr einigen Jahren hatten die katholischenDemokraten eine starke Mehrheit in der Regierung und bis zuletzt besaßen sie einige großeJugendorganisationen, die nun vor der Auflösungstehen. Diesen Streich sucht die Regierung Tu-belis zu bemänteln, indem sie die oppositionellenParteien für die Bauernunruhen im Septemberverantwortlich macht. Damals wurde dasKriegsrecht verhängt, von dessen Wiederaufhebungkeine Rede ist. Ein Vorspiel war der Aufmarsch— auf feiten ItaliensTat zur Seite stehe, sofern sie ihn an ihrem Geschäft mit einer angemessenen Provision beteiligen, aber zur Gewalt greife, wenn sich die Sklavenhändler diesen Zahlungen zu entziehen suchten. Faho ist in der Tat Partner großer Konsortien, die den Sklavenhandel und Sklavenschmuggel betreiben, und er ist dabei bisher immerauf seine Rechnung gekommen. Mit seiner Unterstützung wurden viele Hunderte von Eunuchen undviele Hunderte von jungen Gallamädchen nachArabien gebracht, wo sie auf Auktionen, zu denenWeiße natürlich keinen Zutritt haben,.reißendenAbsatz" finden.In Genf haben di« Italiener den Negus gerade für die Taten dieses.Sultans"(auch seinTitel wird bestritten) verantwortlich gemacht, obwohl dieser zweimal durch die Entsendung abessinischer Truppen recht kräftig zur Rechenschaft gezogen wurde. Seit der Aufhebung der Sklavereivermochte Naho di« Kosten seines Hofes und seinesHarems nicht mehr aufzubringen. Daher schluger sich jetzt auf die Seite der Italiener. Vom agitatorischen Standvuntt müßte das eigentlich denItalienern peinlich sein: der Negus als Gegnerdes Nah", der Daho als Freund der Italiener.Was macht man nun mst dem Argument derabessinischen Sklaverei?von 3000 Jungfascisten in Kaunas, welche strengeMaßnahmen gegen die Opposition verlangten. DieSuspendierung der oppositionellen Parteien ist derVorläufer ihrer Gleichschaltung nach hitlerdeut-schem Muster.Noch bis in die letzte Zeit hinein Erschienenselbst in demckratischen Auslandsblättern Nachrichten über die bevorstehende Wiederherstellungverfassungsmäßiger Zustände in Litauen.fadchti&MtTod auf dem OperationstischNeuerliche Verhandlung»egen eine« fahrlässigenArztPrag. Im Mai 1934 wurde der hiesig« ArztDr. Eduard Svoboda vor dem Kreisgericht wegenfahrlässiger Tötung zu vierMonaten strenge n A r r e st e s, bedingt auf drei Jahre, verurteilt.Die Ursache seiner Verurteilung war eine verunglückte Operation, der das Leben eines jungen Rädchens zum Opfer, fiel. Der Fall ist nicht ganz aufgeklärt worden. Es spielte dabei noch em Freund und.Kollege des Verurteilten eine Rolle, ein gewisser Dr.Ernst E r b e n. der den verurteilten Arzt eines Tageszu seiner Freundin berief, die über heftige Unterleibsschmerzen klagte. Die Details blieben in Dunkel gehüllt. Fest steht nur soviel, daß Dr- Svoboda sichim Sanatorium Boruvka den Operationssaal mieteteund an der Freundin seiner Kameraden mitten in derNacht eine Operation vornahm, wobei er auffallenderweise die Hilfe des diensthabenden Assistenzarztesmit der Bemerkung zurückwies, Ms handle sich nurum einen kleinen Eingriff. Die Operation dauerteindessen ungewöhnlich lange und als nach zweiStunden schließlich der Chefarzt selbst einschritt,fand er das bedauernswerte Mädchen in einem schrecklichen Zustände vor. ES war eine Gebärmut-terauSkratzung vorgenommen worden, undzwar in so unfachmännischer und fahrlässiger Art.daß die Gebärmutter und die angrenzenden Darmteile mehrfach durchbohrt worden waren. ES warbereits allgemeine Blutvergiftung eingetreten und dererfahrene Arzt sah auf den ersten Blick, daß jedeHilfe zu spät kam. DaS Opfer der verunglücktenOperation starb unter furchtbaren Qualen.Dr. Svoboda wurde der Fruchtabtreibung und der fahrlässigen schwe-Ersäufen darf manihn natürlich nichtin allzuviel Wasser den AECHTFRANCK, sonst kann er seineKraft, die den Kaffee so voll,aromatisch und wohlsehmek-kend macht, nicht entwickeln.Darum lieber ein bißchen weniger Wasser zum Einkochenund— der Kaffee wirdnoch viel besser sein.AechtFranck™zu jedem. Kaffee! Iren Körperverletzung angeklagt. Ein verbotener Eingrift konnte ihm freilich nicht nachgewiesenWerden, da nicht ausgeschlossen war. daß er sich bloßbemüht habe, nach einem solchen der Patientin nachbestem Wissen und Können zu helfen. Mit dem Können war es aber ganz sicher nicht weit her und so verurteilte dar Gericht seinerzeit den Angeklagten wegenfahrlässiger Tötung zu vier Monaten. Der Staatsanwalt brachte die Nichtigkeitsbeschwerdeein und das Oberste Gericht fällte nun eine interessante Enftcheidung. Es hob das erste Urteil auf undverwies die Sache zur neuerlichen Verhandlung andas Erstgericht zurück. Der Tatbestand der fahrlässigen schweren Körperverletzung sei nicht gegeben,da sich der Vorfall in Ausübung der regulärenPraxis des angeklagten Arztes begeben habe. Dagegen wird das Gericht angewiesen, zu untersuchen,ob nicht der Tatbestand des 8 856 St.-G. borliea«,nach welchem«in Arzt wegen grober Kunst«f e h l e r mit Entzug der Praxis zu bestrafen ist, undzwar bis zu dem Zeitpunkt, da er durch ein« besondere Prüfung»nachweist/daß er sich die mangelndenKenntnisse angeeignet hat-(Der Angeklagte hat zugegeben. nur über sehr geringe gynäkologische Kenntnisse zu verfügen.) Solche Verhandlungen zählen freilich zu den größten Seltenheiten und wir erinnernuns nicht, daß vor dem Prager Kreisgericht ein solcher Fall verhandelt worden wäre. Zur Begutachtungder Sach« ist der am Sitze jedes Obergerichtes bestehende Aerzteratzberufen. Da aber nur auswärtige Aerzte zur Erstattung des Gutachtensherangezogen werden dürfen, müssen die Akten demBrünner Aerzterat, der zur Begutachtung erwählt wurde, abgetreten werden, weshalb der Strafsenat Beck di» Verhandlung vertagte. rb.Mitteilungen ans dem Publikum.Milch, mit dem Strohhalm trinken. Das istkeine Fexerei, so muß man die Milch trinken, wennsie nicht Magendrücken und das lästige Gefühl derVölle erzeugen soll. Wenn die Milch anders als inder Form des Saugens genossen wird, gelangt siein so großen Mengen in den Magen, daß sie zugroben, schwer verdaulichen Klumpen gerinnt.Darum hat. es ja die Natur so weise eingerichtet,daß die Milch beim Saugen in den Magen desWesens, für das sie bestimmt ist, nur in ganz winzig kleinen Schlückchen gelangt. Also reine Milch„getrunken" ist zu schwer. Deswegen müssen wiraber tWtzdem nicht auf dieses wertvolle Nahrungsmittel verzichten. Mit Perola-Kornkaffee gemischt,wird sie erstens in einem gesunden Verhältnis verdünnt und zweitens so aufgelockert, daß sie in kleine,leicht verdauliche Flöckchen zerfällt. Darum machtPerola-Kornkaffee mit Aecht Franck den Genuß derMilch für viele Erwachsene und Kinder nicht nurerst geschmacklich möglich, sondern bewirkt auch dievollkommene Verarbeitung der genossenen Milch imMagen.Runftbetriebim Dritten ReichAP. In seiner Kulturrede auf dem Nürnberger Parteitag hat Hitler di« Künstler sämtlicher moderne Richtungen, vom Impressionismusbis zu den Abstrakten,»Schwindler oder Irrsinnige" genannt. Während in der Kaiserzestaus der Ablehnung des obersten Landesherrnfür die betroffenen Künstler kaum andere Konsequenzen entstanden, als daß man sie nicht zu Hoselud, während sie also toleriert wurden, verbindendie heutigen Machthaber mit ihrer Ablehnung dievöllige Intoleranz und tödlichen Haß. AuchWilhelm H. hat Aeußerungen wie»Eure Modernen machen Rinnsteinkunst" oder„Ihr großerDelacroix soll erst einmal zeichnen lernen"(dieseAeußerungen sind durch Maximilian Harden derNachwelt erhalten worden) getan, aber dabeiblieb es auch. In Deutschland ist es heute verboten, den Menschen so darzustellen, wie er wirklich ist, und das anklagcnde Elend zu verarbeiten. Di« Käthe Kollwitz darf nicht mehr hungernde Kinder zeichnen, als ob es das nicht mehrgäbe. Otto Dix darf nicht mehr die Schreckendes Krieges malen, weil das eine aufreizendeWirkung haben könnte. ES ist auch verboten, indie Tiefen der menschlichen Seele«inzudringen,wie es Paul Klee oder die Surrealisten taten.Die Unterführer gehen in ihrer Wut gegen das,was ihnen unverständlich ist, noch weiter als di«oberen Instanzen. Als in München vor kurzerZeit eine Ausstellung eröffnet wurde, die vonder zuständigen Stelle des Propagandaministeriums bereits reichlich zensuriert war, erschiender Gauleiter Wagner und ließ westere 20 Bildereigenmächtig entftrnen. Großenteils waren eseinfache Akte, die das sittliche Empfinden diesesSoldaten des Dritten Reiches verletzt hatten.Das Verlangen der radikalen Parteikreise,die Böttcherstraße in Bremen, ein Werk deS Expressionisten Bernhard Hoetger und Versuch einerSynthese von Architektur, Plastik und Farbe,solle dem Erdboden gleichgemacht werden, ist bekannt. Man kann über di« künstlerische Erscheinung dieser Häuser verschiedener Meinung sein,aber jedenfalls würde mit ihnen ein interessantesDokument der deutschen Nachkriegskunst vernichtetwerden. Beim Dessauer Bauhaus gingen dieFrrderungen ursprünglich genau sö weit. ES hatjedoch nur ein schräges Dach aufgesetzt bekommenund beherbergt heute eine SA-Führerschule. Diein Deutschland verbreitete Ansicht, das flache Dachsei ein Zeichen»semitischen Einflusses", ist einervon hundert Beweisen dafür, daß auch auf demGebiete der bildenden Kunst Unwissenheit undDUettantiSmuS die Berater des Nationalsozialismus sind.Was propagiert nun das Dritte Reich?Hitler erklärt, die Kunst müsse Verkünderin desErhabenen und Schönen und damit Trägerin desNatürlichen und Gefundenen fein. Darm kommtzum Ausdruck, daß eS im Interesse des Regimesliegt, die Kunst zu benutzen, um die Menschen überdas Dafein zu beruhigen, während die andereMöglichkeit der Kunst, den Menschen tiefer« Erkenntnisse über ihr Dasein zu verschaffen, unterdrückt werden soll. Barlach, die stärkste Begabungunter den deutschen Bildhauern, wird heftig bttkämpft, weil die von ihm dargestellten Menschennicht dem nordischen Schönheitsideal entsprechen.Die Darstellung deS»rassisch hochwertigen Menschen" ist eine der Haupfforderungen der neuenKunstdiktatoren.Was zeigen nun die heuttgen deutschenKunstausstellungen? Es sind großenteils dieWerke der schon zu Zeiten der Weimarer. Republik anerkannten Künstler, für die sich offenbaraus den Reihen der Nationalsozialisten kein vollwertiger Ersatz gefunden hat und die deshalb auchunter Hitler ihre künstlerische Anerkennung nichtverloren haben. Allerdings sind die Reihen erheblich gelichtet. Es fehlen die Namen der jüdischen Maler wie Liebermann und Spiro, es fehlendi« alten Feinde des Regimes wie George Großund Käthe Kollwitz. Dagegen gehören Schmidt-Rotluff, Xaver Fuhr, Mattarö, Oskar Moll,Max llnold und Karl Hofer auch heute noch zuden Ausstellern. Auch Otto Dix stellt noch aus,allerdings nicht Schützengrabenbilder, sondern—Landschaften. Einige wenige nur malen heute»rasserein". Sie malen„Germanen auf derLandsuche" oder„Wotan unter der Welteiche".Man ist bemücht, in neuen Kunstschulen, derenbekannteste in Hamburg ihren Sitz hat» jungeKünstler heranzubilden, die solche Tchemen spätermit größerer Vollendung behandeln sollen. Inzwischen hilft man sich anders. Die Zeitschriftendes Dritten Reiches reproduzieren mangelsanderen Materials immer wieder Dürer, Holbein, die allen Holländer und neuere dänische oderschwedische Maler. Während also viele begabtejunge deutsche Künstler hungern, können sich Holbein und Rembrandt, Dürer und Franz Halsnicht dagegen schützen, dem Dritten Reich zur.Deckung seiner Blöße zu dienen.