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Freitag, 22. November 1935

Nr. 272

Nationalistische

Wunschträume

Unwahre Gerüchte über

Veränderungen in der Regierung

gen, wobei er eine eingehende chronologische Dars Bezüglich der Milchberjorgung bor | ausländischen Fettschwein en betrifft, jo betil­stellung der gegen die Preissteigerung getroffenen allem der Großstädte erklärte Dr. Černý, daß der ligte das Viehsyndikat monatliche Kontingente an Regierungsmaßnahmen gab. Dieses Gebiet fällt Rückgang der Lieferungen um diese Zeit eine perio- schweren Fettschweineen in hinreichender Menge. Auch mehr in das Ressort des Innenministers, der dische Erscheinung sei. Gegenwärtig sei auf dem eine Aufhebung der Zölle würde teine Preissenkung gleichfalls im Ausschuß sprach. Wir geben deshalb Markt jedoch genug Milch vorhanden. Sollte es im zur Folge haben, da höhere Preise in der tieri­Gefolge des Futtermittelmangels zu Störungen der schen Produktion eine Welterscheinung sind. Da wit an späterer Stelle die Erklärungen Dr. Ger= Milchversorgung fommen, so werden rechtzeitig in der Produktion tierischer Fette borläufig nicht s zu diesem Thema wieder. Maßnahmen getroffen werden. autart sind, hat die Regierung die Einfuhr von aus­Aus den Ausführungen des Ministers Ing. Die Sudetendeutsche Tageszeitung" und Neča 3 sei nur die Stelle hervorgehoben, wo er fchen& etten betrifft, so erklärte der Minister. zum 9. Feber 1936 ermöglicht. Was die Versorgung mit Ieisch und tieri- ländischem Fett durch Herabsetzung der Fettzölle bis das Nordböhmische Tagblatt" verbreiten die von den Beschwerden über die schlechte Qualität der daß der Rindviehstand sich gegenüber den früheren Bur Frage der 8uderpreise erklärte der Kartoffeln spricht, die das Fürsorgeministerium di­Nachricht, daß die slowakische Volkspartei dem- reft für Arbeitsloje antaufte. Dieſe Mel- Jahren nicht wesentlich vermindert hat, so daß Miniſter lediglich, daß sie eng mit der Novellierung nächst in die Regierung eintreten werde, daß dem dungen dürfe man nicht generalisieren. Bei der malen Verhältnissen ganz ausgeschlossen sei. Auch zuständigen Refforts gearbeitet wird. Auch darüber eine Störung in der Fleischversorgung unter nors des Kartellgesetzes zusammenhängt, an der in den flowakischen Abgeordneten Tiso das Gesund- Eile, in der 3000 Waggons Kartoffeln verteilt der Bedarf an Schweinefleisch sei durch die hätten schon mehrere Beratungen im Ministerrat werden mußten, sind natürlich vereinzelte Fälle vor­heitsministerium zugeteilt werden soll, während gekommen, daß eine schlechtere Qualität geliefert heimische Produktion gedeckt. Was die Nachfrage nach stattgefunden. Genosse Dr. Czech der Regierung bloß als wurde. Die Bezirksbehörden haben aber strenge Minister ohne Portefeuille angehören wird. Die Weisungen erhalten, nur fachkundige Personen aur Uebernahme der Kartoffeln heranzuziehen und jede Nachricht stammt, wie den heutigen Lidové No- schlechte Sendung zu beanständen. Bisher wurden viny" zu entnehmen ist, aus der ungarisch- natio- von 2000 Waggons 14 beanständet; die Lieferanten nalistischen Presse und wurde von der ihr geistes- einwandfreie ersetzen. Weder Staat, noch die Ar­mußten sie zurüdnehmen und durch und seelenverwandten deutschen nationalistischen beitslosen haben also einen Schaden erlitten. Wo Bresse mit großem Behagen übernommen und in die Kartoffeln nicht sortiert und angefaulte Stücke vorhanden waren, wurden sie auf Kosten des Lie großer Aufmachung weiterverbreitet. feranten nachträglich sortiert. Es wurde nicht verabsäumt, um den Arbeitslosen gute Kartoffeln zu liefern.

Zu dieser Nachricht bemerken wir ganz kurz, daß sie von A bis 3 erfunden und erlogen ist und daß hier wieder einmal der Wunsch der Herren

Der abessinische Widerstand versteift sich

Nationalisten der Bater des Gedankens ge- Die Versorgung mit Brot, angekündigten großen Gegenangriffe erfolgen

wesen ist.

Fleisch und Fett

Innenminister Dr. Terns befakte sich mit dem dritten Teil der Resolution, der Maßnahmen Dieser Antrag wird freilich erst verban gegen die Verteuerung wichtiger Lebensmittel for­

delt und ist noch nicht Gesetz. Zur Frage

dert.

Die Meldungen der letzten Tage lauten über- meldet. Diese Tattit allein verspricht vorläufig einstimmend dahin, daß die Abessinier sich mit Erfolge für den an Material und Ausbildung größerer Erbitterung schlagen, in stärkeren Ver- unterlegenen Stämpfer. Ein Angriff auf die ita­bänden auftreten und entschlossen scheinen, sowohl lienischen Stellungen bei Makalle würde vermut südlich Harrar als auch an der Nordfront südlich lich unter schweren abessinischen Verlusten abge Malalle ernsten Widerstand zu leisten. Ob die schlagen werden. Ueber die Absichten Marschall Bas werden, bleibt trotzdem zu bezweifeln. Zu gro- doglios verlautet, daß er den Vormarsch auf Ben Angriffen fehlt es den Abessiniern an Artil- dem Plateau von Makalle bremsen will, weil er ferie, Fliegern und anderen modernen Angriffs immer tiefer ins Hochgebirge führt und weil im waffen. Eine Intensivierung des Kleinkriegs da Norden eine breite Front nicht möglich ist. Es gegen fönnte den Italienern jest sehr unangenehm sollen Kräfte aus der Nordfront herausgezogen werden. Die italienische Front stellt ja nicht wie und nach dem Musa Ali verschoben werden. Von Er wiederholte, daß die Einhaltung der Ma- eine Front des Weltkrieges ein zusammenhängen hier will Badoglio angeblich längs der Grenze von rimalpreise für Mahlprodukte sorgfältig fontrol- des Stellungssystem dar, sondern besteht aus zahl- Französisch- Somaliland gegen die Bahn vor­des Doppelverdienertumsw Tiert und event. sporadische Uebertretungen streng be- reichen vorgeschobenen, oft weit voneinander ent- stoßen, während Graziani diesem Stoß von Süden straft werden. Mehl von schlechter Qualität wurde fernten, nur lose verbundenen Posten, hinter denen durch energisches Vorgehen auf Diredaua ents erklärte der Minister, daß sich dieses Problem nicht nur in vereinzelten Fällen beanständet. Bezüglich des in beträchtlichem Abstand größere Marschkolonnen gegenkommen soll. Graziani wird allerdings generell lösen lasse. Es gibt Fälle, wo die niedrige Brotpreises wurden die Landesämter neuer­Entlohnung den Angestellten zwingt, eine weitere lich angewiesen, eine Erhöhung nicht zuzulassen. Ein- folgen, und endlich aus einer täglich mehr Straft auf seine linke Flante achten müssen, in der die Einnahmsquelle zu suchen. Auch eine ungenügende gaben einzelner Bädergenossenschaften wegen Er- und Menschen fordernden Etappe. Es gilt mit Abessinier des Ra 3 De ft a noch immer hart an Pension kann in bestimmten Fällen die Beschäfti- höhung des Brotpreises sind Gegenstand von Ver- einem Heer von Arbeitern Straßen anzulegen und der Grenze von Somaliland ungeschlagen und gung eines Pensionisten rechtfertigen. Außer die- handlungen bei den Landesämtern. Eine eventuelle dauernd auszubessern, Brunnen zu täufen und drohend stehen. sen Fällen kann man aber mit einem Verbot Vereinbarung tann natürlich nicht endgültig sein. einzufassen, Flugpläke anzulegen, Magazine zu solcher Erscheinungen übereinstimmen. Vor allem Sie wird der Regierung mitgeteilt werden, deren bauen, Unterkünfte, Lazarette, Tankstationen zu fäme dann auch ein großer Teil der arbeitslosen weitere Maßnahmen nur dahin gehen können, daß schaffen und endlich den Nachschub an Lebensmit­studierten Intelligenz in eine ordentliche Beschäf die Brotpreise nicht erhöht werden. teln, Munition, Betriebsstoff und Wasser in tigung. Schwierigkeiten ergeben sich bei der Lösung allerdings nach der juristischen wie nach der tech­regelmäßigem Fluß zu halten. nischen Seite.

Das Ministerium ist der Ansicht, daß man vor allem die großen arbeitslosen Einkommen von Einzelpersonen erfassen muß, und es wird bei allen Gesetzesvorlagen konsequent diesen Stand­punkt vertreten.

der Minister, daß die Kartoffelornte im Staatsge­Zur Kartoffelversorgung erklärt biete an 8 reichend und die Versorgung der Be­völkerung sichergestellt ist. Die Preise sind allerdings etwas höher.

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es fämen

Kartoffeln ausländischer Provenienz­nur polnische in Betracht wären auf keinen Fall billiger. Der Minister teilt mit, daß die Zentrale Maßnahmen zum Schubeberarmter der Kartoffelzüchter 4000 Waggons guter weißer Personen, die selbständig erwerbstätig sind, ge- Speisekartoffel zur Versorgung der Städte und In­hören in die Wirksamkeit des Handelsministeriums. dustriezentren angeboten habe, und zwar zu einem letzte die Schritte zur Novellierung und Durchführung der Selbständigen Versicherung zu beschleunigen, verweist der Minister auf sein lebtes Exposé, worin er erklärte, daß die Nove IIie= rung des Gesetzes die Voraussetzung dafür ist, daß es verwirklicht werden kann, daß aber zwischen den gewerblichen und den landwirtschaftlichen Interes senten noch keine Einigung darüber besteht, in wel­chem Umfang und auf welche Art die Novellierung durchgeführt werden soll.

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14 Waggons von 2000 Die schlechten Kartoffeln für Arbeitslose Im letzten Teil seiner Ausführungen befaßte sich der Minister mit dem geforderten Schuß der Konsumenten vor unberechtigten Preiserhöhun

Deutschland Kriegslieferant

Wien . Meldungen aus Innsbruck zufolge werden hier im Transitverkehr aus Deutschland täglich 5000 Tonnen( gegen 2000 Tonnen in normalen Zeiten) Frachtgüter nach Italien bes fördert. Es sind dies zumeist Kohle, chemische Produkte, Kamione und Autos.

Im Norden umfaßt die italienische Etappe, die durchwegs militärisch gesichert werden muß. allein 15.000 bis 18.000 Quadratkilometer abes­sinischen Gebiets, von der erytreäischen Stappe nicht zu reden. In einem so großen Gebiet ist Die Unruhen in Kairo dauern an eine Truppenmacht von 100.000 Mann ein leicht verwundbarer Faktor und ihre rückwärtigen, aber Kairo.( Reuter.) In den Nachmittagsstun auch seine Querverbindungen können im Klein- den des Donnerstag tam es in den Straßen der frieg empfindlich gestört werden. Jede Störung, Hauptstadt zu Ausschreitungen. Die Demonstrans Interbredina vorbeifahrende Kraftwagen zet eine kurze Frist fann aber verhängnisvoll werden. Straßenbahnen mit daß die Polizei den Verkehr auf der Autostraße nach MaLuft abzugeben, um die Erzedenten zur Flucht zu Als besonders gefährlich stellen die taliener mehreremals gezwungen war, Schreckschüsse in die alle dar, die sogenannte Haarnadel bewegen. urben" bhat, an denen schon viele Fahrzeuge abgestürzt sind. Der in der Sonne aliẞernde weiße Staub, der während der Fahrt die Autos in dichte Wolken hüllt, blendet die Fahrer und läßt sie die furchtbaren Kurben über den oft hun­dert Meter abfallenden steilen Hängen übersehen. Außerdem ermöglicht die Straße auf langen Strecken kein Ausweichen, so daß jede Panne eine Wagens die ganze Kolonne stundenlang aufhält.

. Dazu sollten monatliche Zuschläge von 1.50 kommen. Ueber Aufforderung der Landesbehörden feien aber bis heute nur 63 Waggons bestellt worden. Angesichts der Tatsache, daß die Genossenschaft der landwirtschaftlichen Spiritusfabriken ihre Mit­glieder bereits aufgefordert hat. Speisekartoffeln nicht auf Spiritus zu verarbeiten, hält es der Minister vorlaufig nicht für notwendig, diesbezüg­lich weitere Maßnahmen zu treffen. Das Kontingent für die Spirituserzeugung wurde um 100.000 Setto­liter herabgesetzt.

Das Margarinet ontingent, bas ur­sprünglich mit 5280 Waggons festgesezt wurde, ist um 750 Waggons erhöht worden. Die Forderungen der Tagespresse nach einer weiteren Erhöhung um 850 Waggons werden zum Gegenstand von Ver­handlungen gemacht werden, sobald sich dies als noiwendig erweisen wird.

UNSER GESICHT

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Roman von Karl Stym Copyright by Eugen Prager- Verlag, Bratislava

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Ich

,, Glaubst du, mir kann noch jemand helfen? nicht! Ich weiß schon lange, daß ich mal austrocknen werde. Mein Vater hatte das gleiche; auch dessen Vater und so weiter zurück. Ein Familienübel. Da hilft alles miteinander nichts!"

Hell läßt nicht locker.

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,, Aber hier herinnen sollst du nicht bleiben- Das ist ja direkt Selbstmord!"

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,, Hm! Jeder von uns ist halber Selbstmörder, sobald er das Mundloch hinter sich hat. Und schließlich ist es ja egal, wie und wo man geht!"

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Drach ist ein gräßlicher Fatalist. Er läßt sich nichts an­kennen, sauft, priemt und arbeitet unverändert weiter. Nur bei der Spreize setzt er sich etwas abseits, um uns, wie er selbst sagt, nicht den Appetit durch seine hundertprozen­tige Spucke zu verderben.

Hell schüttelt jedesmal den Kopf, wenn er ihn sieht. Seine noch gesunde Natur kann Drachs Stumpfheit nicht begrei­fen. Immer wieder dringt er in ihn, er solle doch eine Heil­anstalt aufsuchen. Nach einiger Zeit wird das dem Drach lästig und er fährt den Mahner an: Du brauchst doch nicht für

"

Was kümmert dich das?

mich zu krepieren!"

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Hell duckt sich, als habe er eine Ohrfeige bekommen und schweigt.

Hell wächst nur sehr langsam in uns hinein. Er kommt mir vor wie ein bunter Vogel, dem unsere schmutzigen Hände eine nach der anderen der bunten Federn ausreißen. Unser Leben trifft ihn härter als die schwere Arbeit.

Einmal sitzen wir bei der ,, Spreize". Röhling erzählt

Marseiller Prozeß

neuerlich vertagt

Paris.( Tsch. P.-B.) Die Verhandlung in Aix en Provence gegen die kroatischen Ter roristen, die Donnerstag nachmittags fortgesett werden sollte, wurde über Ersuchen des Berteibi­gers mit Bewilligung der Staatsanwaltschaft auf Aus den letzten Tagen werden einige er unbestimmte Zeit verschoben. Wahrscheinlich wird folgreiche Ueberfälle der Abessi- fie erst in der kommenden Schwurgerichtssession

nier auf vereinzelte italienische Kolonnen ge- durchgeführt werden.

irgendein Erlebnis mit der ,, Madonna". Die ,, Madonna" ist Wagenschmiererin im Werk, unzuverlässig, aber mit einer nie endenden Liebe zu allem, was sich Mann nennt. Sie ist ein reelles Mädchen; ein Gläschen Schnaps, ein wenig Liebe, dann nichts mehr. Das ist zwar nicht gerade schön, aber bequem dem es genug ist. In seiner gemächlich witzigen Art brachte Röhling vor, er und noch etwa ein Dutzend junger Arbeiter haben der ,, Madonna" soviel Schnaps ge­kauft, daß sie im Rausch übersah, daß man sie beinahe zu Tode geliebt.

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In Hells Gesicht stand eine brennende Röte. ,, Herrgott, ihr habt nicht einen Funken Moral in euch!" Röhling sah ihn kalt an.

,, Moral?- Dazu gehören glatte Gesichter und gepflegte Hände. Die haben wir nicht. Auch sind wir nicht mit Zucker großgezogen worden. Wir geben uns gar keine Mühe, unser Viehgewissen mit Tugend zu überzuckern. Wir sind eben Vieher! Kohlemachen, fluchen und saufen und auf der anderen Seite Moral! Das ist kein Reim und wenn wir schon für gar nichts mehr Sinn haben, so wissen wir doch noch, was lächerlich ist!"

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Zu Hause fragte mich Hell, wie ich darüber denke. ,, Paul", sagte ich ,,, warte noch ein Jahr!"

Ich wohne schon etwa zwei Jahre beim alten Schropp. Zwischen dem kleinen, schindeldachigen Häuschen und dem Werk ist nur eine schmale, magere Wiese und die Teglhalde. Ein Fenster meiner Stube liegt gegen das Werk. Sonntags verhänge ich dieses immer, um nicht alle Tage den dun­stigen Trümmerhaufen vor den Augen zu haben.

Jetzt ist es anders. Unter dem werkseitigen Fenster steht ein zweites Bett. Hell wohnt bei mir. Darin liegt etwas Eigennutz meinerseits. Ich möchte gerne einen lieben Men­schen um mich haben. Das ist Hell.

Schropps Tochter sorgt für unser leibliches Wohl. Sophie ist ein großes, derbes, aber gutmütiges Mädchen. Sie hält's mit Röhling. Jeden Sonnabend klettert Röhling über den kleinen Ziegenstall durchs werkseitige Fenster in unsere

Stube und von da in Sophies Kammer. Der Sonntagmorgen sieht ihn umgekehrt auf dem gleichen Weg.

Ein kleiner Bach rinnt bei unserem Häuschen vorbei. Im Frühjahr verschwindet er fast unter den grellen Dotter­blumen und appetitlicher Brunnenkresse. Im Herbst aber kommen große, fette Regenbogenforellen vom Flachland herauf. Die Brunnenkresse friẞt Schropps Ziege und die Forellen fangen wir. Das machen wir praktisch: einer stellt sich in den Bach und hält eine durchlässige Futterkraxe ins Wasser; der andere treibt von oben herab die Fische hinein allerdings ohne Fischrecht.

So leben wir hier.

In Stadthäusern mag es schöner und vornehmer sein. Hier aber ist es gemütlich. Wir haben auch gar kein Verlangen zu wissen, was wir mit unseren klobigen Schuhen und drek­kigen Hadern auf Parketten für Figuren abgeben würden.

Wir mögen am Tag draußen nicht viel wert sein. Aber in der Grube sind wir's. Wir sagen zueinander Kamerad. Das gilt. Nichts erscheint uns verächtlicher, als eine Verletzung dieses Begriffes.

Und doch ist einer unter uns, der kein Kamerad ist. Er­wischen wir ihn, ist's mit ihm vorbei. Er tut das nieder­trächtigste, was ein Bergmann tun kann; er bestiehlt seine

Kameraden!

Vor einem halben Jahr fing es an. Dem Fogger Schorsch wurde damals die ganze Löhnung aus der Rocktasche ge stohlen. Das war ein harter Schlag für Schorsch. Er hat zu Hause auch nichts als Kinder und Elend. Empörend war die Weise, wie das geschah. Fogger spürte während der Arbeit Brandgeruch. Nichts Gutes ahnend, lief er in die Hauptstrecke. Dort hatte er auf einem Stempel seinen Brot­sack und seinen Rock hängen. Der Rock brannte. Fogger riß ihn herunter und griff in die Brusttasche. Das Geld

war weg­

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