«r. 272 Seite 5 Freitag, 22 November 1935 i mitschau ist eine große Juden­Prag. Frau Ludmilla Skabrovskh, 51 Jahre alt und Inhaberin-Weier gutgehender Mas« sagesalonS in der V o d i ä k o v a und der B e l« rredistratzein Prag VII.. war vor dem Strafsenat Beck angeklagt: Der Verleitung -ur Unzucht, der Kuppelei und der Ueber» tretung der Anmeldungsvorschriften. Der Prozeß -og sich geraume Zeit hin, denn die Angeklagte zog es regelmäßig vor, sich zur Hauptverhandlung mit Krankheit zu entschuldigen. Auch diesmal' war sie nicht erschienen(natürlich gleichfalls krankheitshal­ber), Der Gerichtshof führte indessen diesmal die Verhandlung in Abwesenheit dieser edlen Frau zu Ende. Wir haben bereit- mehrfach an Hand akten­mäßiger Feststellungen auf die g e t a r n t e Pro­st itution hingewiesen. die in diesenSalons" betrieben wird und auch darauf hingewiesen, daß in diesen Betrieben di» schamloseste Au-nütznng des zur Prostitution ange-altenen weiblichen Personals Hand in Hand geht mit skrupellosester Verbreitung der Ge­schlechtskrankheiten AlS di« Cholera in den neunziger Jahren Hamburg-Altona heimsuchte und zahllose Opfer forderte, standen eines Tages Stadt« und Staatsverwaltung ratlos da. Sie wußten nicht, wie man die Toten fortschaffen sollte, wußten schließlich noch viel weniger, wie man der Seuche Einhalt tun könne. Da fiel einem Beamten ein, daß seit einigen Jahren das Sozialistengesetz aufgehoben sei, man könne sich also doch an die wiedererlaubten Organisationen der Sozialdemo« kraten um Hilfe wenden. Am nächsten Tage schafften Sozialdemokraten die Leichen fort, schafften Luft und Licht in den Elendquartieren, reinigten die Kanäle und Gaffen, säuberten Kü­chen, Aborte und Wasserleitung, desinfizierten das ganze Gebiet, retteten Hambu rg- Altona. SozialdemokratischeUntermenschen". Abschaum. Als 1914 der Weltkrieg ausbrach und| wie man sagte die russische Dampfwalze den ostpreußischen Grenzen zurollte, da zitterten die deutschen Staatsmänner und es redete der Kaiser Wilhelm , der die vaterlandslosen Gesellen bis dahin hatte zu Paaren treiben wollen, knie« i schlotternd:Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche ." Die Untermenschen waren plötzlich gute Deutsche geworden. Millio­nen klaffenbewußte Arbeiter, die ihre Errungen­schaften auf politischen, sozialen und kulturellen Gebieten durch den Zarismus bedroht sahen, eil­ten zu den Waffen. Der Redakteur Karl Bröger dichtete: in der Stunde der Not habe eS sich ge­zeigt,daß Deutschlands ärmster Sohn zugleich sein bester war". Der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg zitierte begeistert die Verse des sozial­demokratischen Untermenschen im Reichstag. Die jüdischen Redakteure Ernst Heilmann , Erich Kutt- »er, Stampfer und viele andere verließen die Redaktionsstuben und eilten zu den Waffen. Ernst Heilmann kehrte aus dem Felde erst zurück, nachdem ihm durch einen Schuß ein Auge zerstört worden war. Seit 80 Monaten ist derselbe Heilmann in den Konzentrationslagern der Frei­heit beraubt, vollkommen zum Krüppel ge­schlagen. Warum? Weil alle Sozialdemo­kratenmarxistische Schufte" sind, wie Hitler schrieb,Abschaum", wie Göring sagte,Unter­menschen", wie Goebbels funkte. In Esbjerg an der dänischen Westküste wurde die Rettungsstation für Schiffbrüchige an- «erufen. Ein grausamer Sturm wütete tage- lang. Zahllose Menschenleben waren in Gefahr. Unerschrocken, mit selbstverständlicher Todesver­achtung, stiegen die Wettersesten Seemänner in ihr RettungÄooot. An der Spitze stand der bald. bOjährige Frederik Lampretsen, der unerschrockene Helfer aus aller Seenot, einer der besten Män­ner der Sozialdemokratie an der dänischen West­küste. S o toll hatte der Sturm lange nicht ge­kokt. Eine Sturzsee nach der anderen zog über die Boote. Aber die englischen, finnischen und deutschen Kameraden draußen, die mit ge- drochenen Schrauben oder ohne Steuer ein Spiel der gefräßigen Wellen sind und um Hilfe rufen, Muffen gerettet werden. Einundvierzig Men­schenleben hat Lampretsen im Laufe der letzten Aahre retten helfen. Ruhig gibt er seine Kom­mandos da, eine haushohe Sturzsee geht über sein Boot, drei Mann werden über Bord kespült, darunter er selbst. Nach einiger Zeit ge- «ngt es, ihm, dessen Haupt in der Nähe eine Erkunde lang sichtbar wird, einen Rettungsgürtel m» Tau zuzuwerfen. Lampretsen wird ins Boot gezogen. Nun aber kommt eine neue Woge, furcht» barer als alle früheren. Den Händen seiner Kameraden entreißt das entfesselte Element den Eraven und nimmt ihn mit Tot trieb ihn die See am nächsten Tage ans Ufer. Tausenden wetterharten Männern in Dänemark wurden die klugen feucht, als sie das Ende des braven Lam- dretsen vernahmen. Und doch war er für di« deut­ schen Machthaber nur ein marxistischer Unter« Mensch, Abschaum. Im Dritten Reich würde er wahrscheinlich noch leben, freilich in einem Kon­zentrationslager, wenn er nicht rechtzeitig hätte fliehen können. In gedrücktester Stimmung griffen wir zu den dänischen Tageblättern, um von dem Helden­md Lampretsen- zu lesen. Ueberall wurden ihm morte der Ehrung gewidmet. Aber dann lasen wir auch Betrachtungen über den dänischen Wahlkampf. Wohlgemerkt, eS waren nicht- wzialistische Blätter. Und doch lesen wir: Sozialdemokraten haben einen großen Sieg er­rungen, leider." So heißt eS, aber nahezu alle beglückwünschen trotzdem den m i e g e r. den Staatsminister Stauning. Einige darmlose Entgleisungen bestätigen die Regel. Im Grunde genommen zogen alle den Hut vor den siegreichen Sozialdemokraten. Wir lasen weiter vom Tode des früheren Mglischen Ministers Arthur Hendersson. "kan setzte ihn in der Westminster-Abtei bei, also Neben den Größten des Staates und den eng« lischen Königen. Der König des mächtigsten Deiches der Welt erwies dem Wien Sozialdemo­kraten die höchsten Ehren. Die englische Presse sprach mit Hochachtung von dem Toten. Dann lasen wir die Berichte über die Feier des SO. Geburtstages des schwedischen EtaatsministerS P. A. H a n s s o n. Ganz Stockholm feierte ihn. AuS allen Teilen be­händes kamen Deputationen, ihm die allgemeine diSrehcung zu bekunden. Die in der Presse ge- Uannten Personen und Körperschaften, die dem Genossen Hanffen Glückwünsche geschickt Sie sind aber nicht nur Minister/ Wit in Eng­land, Bedien, Dänemark , Schweden und Nor­ wegen , wie in der Schweiz und in der Tscheche» siowakei sie sind Leiter großer staatlicher und korporativer Unternehmungen, sind Bürgermei­ster, Vertreter in den Gemeindevertretungen. Ein Weiser Europäer, ein philosophischer Staatsmann wie Präsident Masaryk , achtet und ehrt ebenso wie dieKönige der Länder, die wir genannt haben, die marxistischen Minister. In Deutschland werden sie freilich auch ge­ehrt, allerdings in besonderer Weise. In dem Buche des vielgenannten Führers werden sie be­zeichnet alsStrauchdiebe" undLumpen", als Schurken", Strolche" undUntermenschen". Für die Fascisten aller Art sind die Mar­xisten untermenschlicher Abschaum. Es ist wahr, daß sie alle Marx-Schüler und Marx-Verehrer sind, ob sie ihre demokratischen Pflichten als städtische oder staatliche Funktionäre erfüllen, ob sie Führer von Rettungsbooten, Städten oder Staaten sind. Unterschiede, gewaltige Unterschiede aber bestehen zwischen den Staatsoberhäuptern, zwischen den Königen, Präsidenten und fascisti« scheu Führern. Was hiemit wohl deutlich genug nachgewiesen wurde. ausgebildet zu werden". Der Kontrakt, der als Entlohnung freie Station undProzente von den Einnahmen" vorsah, enthielt die treffliche Klausel, daß die auf­genommenen Mädchen,/ich mit denGästen in keiner Weise einlassen dürf- t e n". Auf diese Weise gedachte sich die kupplerische Chefin von vornherein ein moralisches Alibi zu verschaffen, falls die Behörden vielleicht doch Grund zum Einschreiten finden sollten. In Wirklichkeit sah di« Sache so aus, daß die Mädchen von den Gästen mit großer Selbswerständ« lichkeit als Prostituierte behandelt wurden. Von irgend einerAusbildung in Maffage und Kosme­tik" war keine Rede. Als eines der jungen Mädeln, angerkelt von den perversen Wünschen eines Gastes davonlaufen wollte, wurde sie von der Saloninha­berin zurückgeschleppt.D u d a r f st u n S do ch daSGeschäft nicht verderben" meint« L bte Frau Chefin mit Entrüstung. Wieviele junge Mädchen in diesemSalon" ihre Jungfernschaft verloren und dafür schwere Geschlechtskrankheiten erworben haben, ist nicht festzustellen. Von den drei in diesen Prozeß auftretenden Zeuginnen wurde eine kurz nach Antritt diesesDienstes" mit Tripper angesteckt, worauf die angeflagte Saloninhaberin da» geschlecht-kranke Mädchen auf die Straße warf. Für alle dieseDienste* gab es, wie erwähnt, nur Kost und Wohnung und von demLiebeslohn" dursten dieMasseusen" nur 20 Prozent behalten. Wir wissen aus anderen Fällen, wie brutale Lei­besvisiten die Opfer solcher Massagebordelle über sich ergehen lassen müssen. Auf Einzelheiten können und wollen wir nicht eingehen. Nur soviel sei noch erwähnt, daß eS zwei von den hier in Frage stehenden Mädchen gelungen ist, sich auS diesem Sumpf herauSzuarbeiten. Sie sind heute verheiratet und können Wer die gräuliche Vergangenheit einen Strich machen. Die dritte Zeu­gin ist x der Kriminalität verfalle» und sitzt derzeit wegen verschiedener Delikte in Un­ tersuchungshaft. Der Gerichtshof verurteilte die angeklagt« Massagesalonbesitzeriu zu drei Monaten Kerker, und zwar unbedingt, xb. Schrecknisse derMassagesalons" Verurteilte Salouiuhaberl« Zerstörte Gesundheit vernichtete Sxisteuze»Für Kost und Wohnung!" Wie Dr. Sachs zu Tode gefoltert wurde Ein Leidensgenoffe berichtet über die Greuel in Sachfenhurg Der Färber Franz Joseph D i ck,«in tsche ­choslowakischer Staatsbürger, der seit 1905 in Deutschland gelebt hatte, war von der Gestapo in Schutzhaft genommen und inS Konzentra ­tionslager Sachsenburg eingeliefert worden. Dick, der nach seiner Rückkehr in die Tschechoslowakei seine Erlebnisse in der Schutzhast zu Protokoll gegeben hat, traf in Sachsenburg mit dem inzwi ­schen von den Nazis ermordeten Genossen Sachs» dem Redakteur derDresdner Vollszeitung", zu ­sammen. Dick gibt eine detaillierte Schilderung der furchtbaren Leiden, denen Sachs ausgesetzt war. Sofort nach seiner Einlieferung, so berich ­tet Dick, kam Sachs in den Bunker. Dort mutzte er Steine klopfen und wurde durch Kniebeugen und vieles andere äufS äußerste schikaniert.Ungefähr Mitte Oktober 1935", so berichtet Dick weiter,satz ich auf dem Abort und hörte und beobachtete, wie vier Schutzhäftlinge (Dick teilt mit, daß eS stühere Kommunisten ge ­wesen seien) denDr.Sachsinhalbbewußt- losem Zustand in den Waschraum schleif ­ten, ihn dort schlugen und dann versuchten, ihn unter die Wasserhähne zu pres ­sen. Das gelang nicht und unter gemeinsten Schirypfwoxten, wieJudxnsau" usw. wurde! be w u tz tlo 8 zusammenbrach. Dann er hinausgeschafft, da bei ihm Kot und Wasser wurden die Häftlinge gezwungen, ihm Wasser ohne Aufenthalt fortging/Dann kam er nochmals über Len Kopf zu gießen und die ÄkitzhanLlM- herein und die Prozedur begann von vorn. Er; gen begannen von neuem. Schliesslich muhte Boas wurde dann mit Bürstenbearbeitet, bis barfuss auf einer frischgeschotter- die Haut wundwurd«. Er kam wieder in den tenStratze Steine fahren und bei Bunker und am nächsten Tage konnte ich im Bad jedem Posten melden:Dr. B o a S a u- C r i m beobachten, dass er über und über mit Wunden bedeckt war. Beim sau". LlnternrenfGen" Sine zettaernütze»etrnrhtuns Von P. P. Hofer. haben, füllen ganze Zeitungsspalten. Der König war der erste, der seinem sozialdemokratischen Staatsminister ein Glückwunschtelegramm schickte. Stauning, Hendersson, Hans- s o n und alle die anderen waren in ihrer Jugend Arbeiter, wie die Hamburger Heltzrr bei der Cholera, wie Lampretsen; sie mußten schwer schaffen und die knapp zugemeffenen Freistunden der nächtlichen Schlafzeit rauben, um zu studieren. Ein grosses Ziel gab ihnen die erforderliche Spannkraft und Ausdauer. Ihr Ziel hieß So­zialismus, ihr Weg dahin war und ist die Demo­kratie. SiewarenundsindalsoMar« x i st e n. Sie waren Schüler und sind noch Ver­ehrer von Karl Marx, wie viel tausende anderer angesehener Männer in wichtigen Aemtern aller Kulturstaaten. In Belgien berief der König den Vor­sitzenden der marxistischen Inter­nationale Bandervelde in die Re­gierung. J I Hn und daß solche Betriebe vom sozialen und voll-ge­sundheitlichen Standpuntt Gefahrenherde erster , Klasse darstellen, wa- nicht hindert, daß sie von einem Teil der Bürgerpreffe(namentlich vom Prager Tagblatt") nach wie vor im In­seratenteil wärmsten- empfohlen werden. Die ver­derblichen Auswirkungen dieser al- Massagesalons getarnten Bordelle sind um so verderblicher, al- durchweg- junge, unerfahrene Mädchen unter 20 Jahren ans diese Weise der gewerbsmäßigen Prostitution zugeführt werden. Wir haben seinerzeit über aktenmäßig festste­hende krasse Detail- diese- unsauberen Geschäfte- berichtet(Entjungferungen für 2.500, von de­nen das Opfer de» Maffagrbordells 500 Ki bekam, während die Inhaberin desSalons" 2000 XL einsteckte u. dgl. m.). Nun dieser Prozeß gegen die Ludmilla Stäbrovskh brachte weiter«, nicht minder scheußliche^kinzelbeiten diesesGeschäftes" zutage, wie wir dem Urteil und sonstigen Informa­tionen entnehmen konnten. Da sind drei Mädchen, die seinerzeit im Alter von 18 Jahren in die Fall­stricke der abgefeimten Kupplerin gerieten. Sie wur­den ausgenommen, um, wie e- in der Vereinbarung hiessin der Massage und Kosmetik Baden wurde Dr. DachS ohnmächtig und starb." Am gleichen Tage fand ein Appell aller Häft­linge statt, auf dem Obersturmführer Rödel mitteilte, dass jeder, der über den Vorfall spreche, unerbitt­lich verfolgt werde. Dick kann noch von weiteren Greueltaten in Sachsenburg aus eigenem Erlebnis berichten. So tritt er den Fall des Kommunisten S ch r st p s mit, der so gepeinigt wurde, dass er sich auf seinem Bett mit einer Rasierklinge die Kehle durchs chnitt. Der Jude Wertheim, ein Neffe des Besitzers des Kauf­ hauses Wertheim in Leipzig, wurde fürchter­lich misshandelt. So zwangen ihn die ! Sadisten, auf einer frisch geschotter­ten, ungewalzten Strasse zu krie­chen. Seine Glieder eiterten. Im Chemnitzer Krankenhause ist er dann nach zwei Tagen g e st o r b e n. Der Jude B o a 8 aus Crimmit­ schau wurde besonders bestialisch misshandelt. Man steckte ihn stundenlang in eine tiefe, beson­ders für diese Zwecke gegrabene Lehmgrube und trieb ihn von dortindie Zschopau, bis er schliesslich / Nahas Pascha Der Führer der antibritischen Bewegung in Aegypten Abessinische Protestnote Überreicht Gegen die mörderischeZivilisierens Genf.(Tsch. P.-B.) Der abessinische Ge­sandte in Paris richtete an den Generalsekretär des Völkerbundes eine Note, in der er namens der abessinischen Regierung gegen die Note der italie­nischen Regierung vom 11. November d. I. pro­testiert und einen Bericht über die Lage in Abes­sinien gibt. Die Note der abessinischen Regierung widerlegt die in der italienischen Note enthaltenen einzelnen Angaben und behauptet insbesondere, dass die Bombardierung wehrloser Städte, die Ermordung von Frauen und Kindern, die Verwendung von Tanks, Maschinengewehren und Geschützen nicht als zivi­lisatorische Mission Italiens in Abessinien ange­sehen werden könne. Weiter beschwert sich die abessinische Regierung über die Korruption, welche die italienische Regierung an den abessini­schen Führern versucht. Die abessinische Bevölle« rung unterwerfe sich der italienischen Okkupa­tionsarmee nur, um Metzeleien zu entgehen, und nicht, um sich in den Schutz Italiens zu begeben. Die italienischen Truppen in Abessinien terro­risieren die abessinische Bevöllerung durch Gewalttatenauch an Frauen. Es sei Nicht Ttpqhr, daß. Italien 16^,000 Sklaven befreit habe. Soviel Sklaven habe es auf dem-von der italienischen Armee besetzten Gebiet niemals ge­geben. Am Schluß ihrer Note erinnert die abes­sinische Regierung an die internationalen Ver­pflichtungen, welche Italien verletzt habe, und lehnt die Möglichkeit ab, den abessinisch-italieni­schen Konflikt auf Grund der von der italienischen Armee in Abessinien gemachten Eroberungen zu erledigen. Die abessinische Regierung werde nie­mals eine ähnliche Lösung anncbmen.' Volkswirtschaft und Sozialpolitik Englands WirtsAftslnleressen in Aallen (AP.) Bei der Wirkung der gegen Italien ge« richteten Sanktionen'darf man nicht an der Tatsache vorübergehen, daß die meisten geschäftlichen Verbin­ dungen Italiens, von Amerika abgesehen, gerade in England enden. Die gesamten Anlagen Englands in der italienischen Wirtschaft werden von Sachkennern auf 100 Millionen Pfund geschätzt. Diese Zahl dürfte «her zu niedrig als zu hoch gegriffen sein. Da haben wir z. B. das Jntereffe des engl. Eourtaulds- K o n z e r n an der Snia BiScosa(Kunstseide). Von der Kunstseide über den Zellstoff ist der Weg zur Kriegsindustrie bekanntlich nicht weit. In der Erd­ölversorgung Italiens spielen di« Tochtergesellschaften des Shell-Konzern eine große Rolle, die Rasta Soeietä Jtaliana del Pettolio ed Affini mit 300 Millionen Lire und die Soeietä per l'Jndustria del Petrolio mit 45 Millionen Lire Aktienkapital. Sie haben neben der Standard Oil den größten An­teil an der italienischen Erdöleinfuhr. Daß ihr Berwaltungssitz, der Palazzo Shell, in Genua ge­rade auf der Piazza della Bittoria, dem Siegesplatz, steht, hat schon zu machen bösen Witzen Veranlas­sung gegeben. Was die Rüstungsindustrie anbelangt, so ist der Name von DouglaSVickerS zwar vor einiger Zeit auS dem Verwaltungsrat de- Terni- KonzernS verschwunden, der gleich Montecatini syn­thetischen Ammoniak herstellt und gleichzeifig im Betrieb von Braunkohlenbergwerken, Zemenffabriken, Wasserkraftwerken, Stahlwerken Und Eisengießereien führend ist. Aber es wird versichett, daß noch immer Beziehungen vorhanden sind..Der Montecatini- Konzern, ebenfalls in Bergbau und Chemieindustrie führend, ist mit 10 Millionen Dollar Obligattonen, von denen ein großer Teil auf dem englischen Markt angeboten würden, stark an daS Ausland verschuldet. Im Bankwesen hat die englische Barclah»Bank mit 74 Millionen Lire Depositen eine stark Posttton im italienischen WittschaftSleben. Umgekehrj war die Banca Commerciale Jtaliana mit Erfolg in Eng­land tätig. Acht englische Versicherungsgesellschaften arbeiten in Italien. Die italienische Elektrizität»« wirtschaft wird in der Lombardei von der englisch­amerikanischen Gruppe Edison geführt. Auto­reifen werden in der anglo-italienischen Dunlop- Fabrik hergestellt. Wohin man blickt, stößt man also auf«ine enge wirtschaftliche Verflechtung.