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Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB . CHEFREDAKTEUR : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG .

15. Jahrgang

Caballero Freigesprochen

Staatsanwalt hatte 30 Jahre Zuchthaus beantragt

Madrid . Samstag mittags ist das Urteil in dem Prozeß gegen den Vor­sitzenden der sozialdemokratischen Par­tei und führenden Präsidenten des so­zialdemokratischen Arbeiterverbandes Largo Caballero verkündet worden. Largo Caballero , der als ober. ster Führer der Oktober- Revolution angeklagt worden war, wurde aus Mangel an Beweisen freigespro­chen. Der Strafantrag des Staats­anwaltes hatte auf 30 Jahre Zuchthaus gelautet.

Sonntag, 1. Dezember 1935

Einzelpreis 70 Helfor

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 280

Zusammenkunft Baldwins Handelspolitische

Sanktionsausschuß für den

12. Dezember einberufen

mit Laval ?

Paris.( Tsch. P.-B.) Aus Londoner politischen Kreisen und in der Presse wurde Samstag nach Paris der Wunsch übermittelt, daß es vorteilhaft wäre, wenn vor den Genfer Beratungen über die Sanktionen die Ministerpräsidenten 2a val und Baldwin persönlich zusammenkommen würden, um gemeinsam ihre Ansichten über aktuelle Fragen auszutauschen, und zwar sowohl betreffend die Einführung des Embargos auf Petroleum, als auch über die Möglichkeit einer Regelung des italienisch- abessinischen Konfliktes, und möglicher­weise auch über die allfälligen deutsch - französischen Verhandlungen. An amtlichen französischen Stellen ist jedoch über eine Zusammenkunft zwischen Laval und Baldwin nichts bekannt.

London scheint fest an dem Gedanken einer radikalen Verschärfung der Sanktionen und namentlich eines Einfuhrverbotes für Petroleum nach Italien zu hängen. Paris zögert und würde eher diplomatischen Verhandlungen den Vorzug geben. Sowohl London als auch Paris find jedoch darin einig, daß es notwendig sei, daß beide Großmächte sowohl gegenüber Rom als wärtigen Lage die französisch- deutschen Verhandlungen nicht günstig zu betrachten und die eng­auch gegenüber Genf in dieser Angelegenheit gemeinsam vorgehen. London scheine in der gegen­lische Presse schreibt offen, daß England und Frankreich auch diesbezüglich gemeinsam vorgehen müssen.

London . Das Kabinett wird, wie„ Daily| des Völkerbundes sind, und welche bisher auf die Der Sinn des Kapitalismus Telegraph" meldet, in einer Sonderſißung am erste Aufforderung nicht geantwortet haben, mit kommenden Montag die gesamte internationale dem Ersuchen wenden möge, an den wirtschaft­Lage und besonders das Problem der Sanktionen lichen Sanktionen gegen Italien teilzunehmen. gegen Italien überprüfen. Voraussichtlich wird

Schacht für das Privatkapital

Berlin . Reichsbankpräsident Schacht sprach in der Akademie für deutsches Recht über die englische Regierung in dieser Sizung ihre end die deutsche Aktienrechtsreform, wobei er einlei- gültige Stellungnahme zu dem geplanten Oel­tend die unbedingte Notwendigkeit der kapitalisti - Ausfuhrverbot festlegen.„ Morningpost" meldet, schen Wirtschaftsform für das deutsche Wirt- voraussichtlich werde die britische Regierung in schaftsleben darlegte und sie auch mit der moder- Genf das Delausfuhrverbot nicht selbst vorſchla­nen Wehrmacht begründete. Geschütze, Flugzeuge gen, angesichts der Schwierigkeiten bezüglich der und Unterfeebonte, fagte Schacht, feien Dinge, die amerikanischen Delausfuhr werde jedoch die Ents ohne industrielle Höchstentwicklung im kapitalisti- wicklung wahrscheinlich nicht so schnell vor sich schen Sinne undenkbar seien.

Steckbrief

gegen den Mörder

gehen, wie man allgemein annahm.

12. Dezember:

Sanktionskonferenz

Beide Ausschüsse der Sanktionskonferenz, K. Scheithauer aus Lichtwerden der wirtschaftliche und der finanzielle, unterbra Der Sicherheitsrundfunk sendete am Sams chen heute ihre Arbeiten. Die Delegierten haben tag einen Steckbrief gegen den vermutlichen Mör- Genf verlassen. Die neue Sigung der Sanktions­der des Genossen Rosenzweig. Es handelt sich um konferenz wird am 12. Dezember eröffnet wer­den 32jährigen K. Scheithauer aus Licht- den, an welchem Tage der Ausschuß für die werden bei Freudenthal. Seine Familie lebt in Durchführung der Sanktionen wieder zusammen­Freudenthal. Scheithauer selbst ist flüchtig. tritt. Die im Achtzehnerausschuß der Sanktions­Seine Person wird folgendermaßen be- fonferenz vertretenen Regierungen wurden heute chrieben: 170 Zentimeter groß, von starker Ge- von Vasconcellos aufgefordert, ihre Delegationen stalt, volles Gesicht, dunkelblaue Augen. Sein zum 12. Dezember nach Genf zu entsenden. Vor von den tschechoslowakischen Behörden ausgestell- Abschluß der gegenwärtigen Tagung der Sank­ter Reisepak trägt die Nummer 678, Kontroll- tionskonferenz wurde beſtimmt, daß der Vor nummer 20.233. Der Paß wurde am 26. sigende Vasconcellos sich noch einmal an die Re­August d. J. für fünf Jahre ausgestellt. gierungen jener Staaten, die nicht Mitglieder

Für planvollen Neuaufbau

der Gesundheitsverwaltung

Das Schlußwort des Genossen Dr. Czech

In seinem Schlußwort im Gesundheitsaus

schuß dankte Genosse Dr. Czech namens des Mis nisteriums für die im Laufe der Debatte wie derholt bekundete Anerkennung.

mus, der eine der quälendsten sozialen Krank­heiten ist, ist gleichfalls in starkem Steigen be­griffen.

Der Minister führt das ergänzend an, um auf­

was alles auf dieſem Gebiete zu leiten

fiegenden 17 Jahren von der Gesundheitsver- sei und nur gelöst werden könne, wenn auch hier

geschritten werde.

des Kranten

dann sei es klar, daß uns nur ein umfassen der Plan, der zwar nicht über Nacht verwirklicht, aber langsam und systematisch in Angriff genommen werden könne, helfen könne.

Badoglios erste Tat

Aktivität

Zahlreiche Handelsvertragsverhandlungen zur Förderung des Außenhandels

Entsprechend dem Vorrang, der heute dem Außenhandel in den Bemühungen um die Flotts machung der Wirtschaft zukommt, sind die Regie­rungen aller Länder bestrebt, das Netz ihrer Han­delsabkommen und Verträge auszubauen und zu vervollständigen. Das ist aber heute ein ungleich schwierigeres Beginnen als früher. Denn es handels sich ja dabei nicht nur darum, rechtmäßige Vereinbarungen über den Außen­handel mit den Partnern zustandezubringen, sendern vor allem darum, daß sich der Handels­verkehr auch auf der Grundlage der abgeschlosse= nen Verträge reibungslos vollzieht.

Da nun während der Krise handelspolitische Abkommen und Verträge nur mit verhältniss mäßig furzer Lauffrist unterzeichnet wurden, da außerdem der tägliche Außenhandelsverkehr eine nicht abreißende Kette von Schwierigkeiten her­vorbringt, so laufen fortgesetzt gleichzeitig eine ganze Anzahl von Verhandlungen mit dem Ziele, die eigene Ausfuhr und den gesamten Handels­berkehr mit den ausländischen Partnern zu fördern.

Elne Drohung an die Journalisten Diese Verhandlungen gestalten sich heute Asmara . Die in Asmara tätigen Berichter ordentlich kompliziert. Als Beispiel dafür seien mit den einzelnen Ländern mitunter außer= statter der ausländischen Blätter werden nach die tsch e choslowakisch= österrei einer Erklärung des Marschalls Badoglio , die dieser bei seiner gestrigen Zusammenkunft mit den 5 andlungen angeführt. Sie ziehen sich jetzt hischen Handelsvertragsvers ausländischen Journaliſten abgab, in Sinkunft schon länger als einundeinhalb Jahre hin, ohne zu für alles, was ihre Blätter veröffentlichen, per- einem Ergebnis gebracht werden zu können. Im sönlich verantwortlich gemacht werden. Der Mar­schall fügte hinzu, er glaube, daß es nur selten September erst waren sie nach neuerlichen Be­notwendig sein werde, sich auf diese Erklärung sprechungen wieder vertagt worden und sollten im zu berufen. November weitergeführt werden. Jetzt wird nun mitgeteilt, daß ihre Wiederaufnahme verschoben worden ist und daß er st nach Beginn des nächsten Jahre 3 mit dem Statt­finden von Verhandlungen mit Oesterreich gerech= net werden darf. Der Handelsverkehr mit Dester­reich vollzieht sich noch auf der Grundlage eines Handelsvertrages mit Meistbegünstigungsklausel aus dem Jahre 1922, der später durch zwei Zoll­tarifverträge ergänzt worden ist.

Der Negus in Dessie

Abessinier melden Erfolge

Addis Abeba . Von der Nord- und der Süd­front werden keine großen Bewegungen gemeldet. Die abessinischen Truppenabteilungen, welche bei einem Zusammenstoße bei Mussa Ali am Montag 183 Jtaliener töteten, erbeuteten außerdem 20 Fahrzeuge, 50 Stamele und ein Beltlager mit 150 Gewehren.

Seitdem hat aber der tschechoslowakische Handel mit Oesterreich tiefgehende Wandlungen durchgemacht. Oesterreichs Anteil an der tschechos flowakischen Ausfuhr ist stark zurückgegangen. Dennoch ist die Handelsbilanz zugunsten der Tschechoslowakei start aktiv. In den ersten neun Monaten 1935 ergibt sich wiederum ein Auss fuhrüberschuß von über 300 Millionen Kronen. Dieses Passivum drückt auf Desterreich, da seine Handelsbilanz auch mit einer Reihe anderer Staaten ebenfalls passiv ist. Die österreichische Regierung strebt darum auf einen Ausgleich der Handelsbilanz hin. In den mehrfach geführten Verhandlungen haben die österreichischen Unter­händler eine Beschränkung der Einfuhr gewisser tschechoslowakischer Waren und eine Steigerung Schließlich besprach er alle im Zuge der Aus- der Ausfuhr bestimmter Erzeugnisse ihres Lan­sprache erörterten Wünsche in der Richtung der des nach der Tschechoslowakei gefordert. Die tsche= stärkeren Unterstützung der Körperkulturbestre- choslowakische Handelsdelegation hat diesen Vor­bungen und erklärte, daß die dem Ministerium schlägen im einzelnen nicht entsprechen können. zur Unterstützung der Organisationen des Turn Sie unterbreitete im Sommer ein Vorzugs­und Sportwesens in doppelter Höhe bewilligte

Der Negus ist nach dreitägiger Reise wohl behalten in Dessie eingetroffen. Sonntag wird eine große Führerbesprechung dort stattfinden. Von allen Armeeteilen sind Abgesandte in Dessie eingetroffen.

fürsorge für Arbeitslose Stellung und erteilte die notwendigen Aufschlüsse über die Ma­farht- Schule für Gesundheit und soziale Fürsorge, wobei er versichert, dak gewisse etwa noch offene Fragen schon in den nächsten Tagen im Verkehr mit den zuständigen Ressorts und der Rockefeller- Stif­ tung geklärt werden sollen, so daß der Eröffnung des Schulbetriebes nichts mehr im Wege steht.

Budgetpost von 400.000 Kč es ermöglichen wird, angebot, von dem es noch vor wenigen Tagen hieß. den Organisationen der Körperkultur Subventio - daß es im großen und ganzen in Oesterreich gut nen zur Unterstützung ihrer Tätigkeit zu ge- aufgenommen worden sei. Von tschechoslowaki­währen. Hiebei bemerkt er, daß die von einem scher Seite wird immer darauf verwiesen, daß Teil der Presse in die Welt gesetzte Behauptung, zwar die Handelsbilanz für Desterreich passiv sei, als sollte der obige Betrag für die Berliner daß aber die 3 ahlungsbilanz, in der Olympiade verwendet werden, den Tatsachen alle gegenseitigen Zahlungen verrechnet werden,

nicht entspricht. Davon sei bei den Verhand­

plan voll vorgegangen wird. Wenn nun hiezu waltung, in welche er auch die freiwillige Gesund: alle anderen Aufgaben der Gesundheitsverwal­heitsfürsorge einschließt, Großes geschaffen tung hinzugerechnet werden, so z. B. der Schutz wurde. Trotzdem hält er es für notwendig, daß der Jugend, der Schuß der Frau en usw., wenn nunmehr an einen plan vollen Neuaufman die Aufgaben in Betracht zieht, die sich aus den Das sei der Kernpunti hauswesens, aus dem Mangel an jedweder Re­des Exposés gewesen und das könne nicht nach gelung der sozialen Gesundheitsfürsorge ergeben, Inngen über das Budget des Gesundheitsmini- das Passivum ausgleiche. Vor allem ist in dies drücklich genug unterstrichen werden. steriums nicht mit einem einzigen Wort die Rede sem Jahre ein besonders starker Touristenstrom gewesen. aus unserem Staate nach Desterreich gelenkt wors Der Minister verweist darauf, daß im Gegen­Nachdem der Minister hinsichtlich des Subven- den, so daß dem österreichischen Verlangen nach fah zur sinkenden Tendenz der Sterblichkeit die tionswesens eine Neuregelung in Aussicht gestellt einem völligen Ausgleich der Handelsbilanz nicht Krankheitshäufigkeit in unserem Damit wäre auch den im Ausschuß geäußerten hatte, gab er der Hoffnung Ausdruck, daß die Ge- entsprochen werden kann. Dieser Gegensatz der Staate leider z une h me, daß wohl erfreulicher Wünschen nach Schaffung eines Krankenhausgesetzes, sundheitsverwaltung mit Unterstützung des Gesund- Meinungen konnte wie sich nunmehr heraus­weise die Tuberkulosesterblichkeit im Abnehmen be- nach endlicher Modernisierung des Nahrungsmittelheitsausschusses, welcher bei den abgeführten Be- gestellt hat griffen sei, daß aber andererseits die Sterblich- und Epidemiegeſetzes, nach Verwirklichung eines ratungen eine so seltene Einmütig feit bisher nicht überbrückt werden. feit an Krebserkrankungen von Jahr zu Jahr an großen Jugendwohlfahrtsgejebes, nach Schaffung von an den Tag gelegt habe, alle Kräfte anspannen Mit Ungarn sind eben jetzt neue Han­ſteige. Dieser furchtbaren Krankheit sind im zu Gesetzen betreffend den ärztlichen Dienst in weitest- werde, um über die großen Schwierigkeiten, mit delsvertragsverhandlungen aufgenommen wor­rüdliegenden Jahre 18.138 Personen erlegen gehender Weise Rechnung getragen. denen sie jetzt zu kämpfen hat, hinwegzukommen. den. Das Ziel ist dabei der Abschluß eines Abkom= Schließlich hat Der Minister beschäftigte sich sodann mit einer Dem Schlußworte des Ministers Dr. Czech mens über den gegenseitigen Warenaustausch für was geradezu erschütternd die Zahl der Sterbefälle an Herzkrant- ganzen Reihe von in der abgeführten Debatte er­beiten sowie an Störungen im Blut- örierten Fragen, so insbesondere mit den Beschwer folgte sodann die Abstimmung über die einge- das ganze Jahr 1936. Das jetzt in Kraft befind­zirkulationsproze bereits die Zahl der den über die Unzulänglichkeit der Lebensmit- brachten Anträge, worauf das Exposé des Mini- liche Abkommen verliert seine Gültigkeit Ende Tuberkulosesterbefälle von 20.725 weit über- telfontrolle und sowie mit dem brennenden sters, wie wir schon kurz meldeten, vom Gesund des laufenden Jahres mit Ausnahme jener Be­ſtiegen und die Höhe von 30.842 erreicht. Die Broblem der Mi Ich p a steurisierung, nahm heitsausschuß einstimmig genehmigt ſtimmungen, die den Export von Holz aus der Zahl der Erkrankungsfälle an Rheumatis neuerlich in eingehender Weise zur Frage der Heil- wurde. Tschechoslowakei und den Transport von ungari

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