Sosialdemokrat
ZENTRALORGAN
DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI billedb IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK
ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB. CHEFREDAKTEUR : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG .
Einzelpreis 70 Heller
( einschließlich 5 Heller Porto
B
jr
et
2
Bes
por
i4
ers
gog
ne
ing
exs
tett
bes
114
dig
nts
ber
ets
ges
bes
ges
Tich
thes
( II)
ung
lots
ion
bak
Iten
ifa
fet
น
ten,
jeft
15. Jahrgang
Freitag, 6. Dezember 1935
Schärfste Verurteilung der SdP durch den Ministerpräsidenten:
Ihr seid nicht die Nation
Eure Sprache versteht die tschechoslowakische Demokratie nicht
zwischen Hitler und Hodža optieren müf fen und so oder so wird er damit die entschei= bende Krife feiner totalitären Wassenbewegung vorbereiten. Dr. Hodža führte u. a. aus:
unerläßliche Bindeglied zwischen allen Nationalismen in Mitteleuropa ist.
Der Sprecher der Sudetendeutschen Partei stellt. Er erklärte, er wolle von Nation zu Nation sprechen, und führte Beschwerde, daß der Sprecher des deutschen Nationalismus feinen
Partner bei den Tschechen und Slowaken finde, weil diese keine einheitlichen nationalpolitischen Gruppen bilden, sondern auf ihrer gegenwärtigen parteipolitischen Schichtung beharren. Es melde sich das einheitliche Deutschtum, es finde aber auf tschechoslowakischer Seite statt einer einheitlichen Nation bloß politische Parteien,
Die Rede, die der Ministerpräsident Don-| Wirkung unter Kleinbürgerlichen Maffen des Sunerstag vor dem Abgeordnetenhaus gehalten hat detendeutschtums sicherte: den Nimbus, diefu= und die allseitig als eine Regierungserklärung detensche Hitlerpartei zu sein. gewertet wird, erhält für die Deutschen der Re- Henlein wird das zeigt Hodžas Rede mit aller im Budgetausschuß hat seine These sehr flar ge= bublik ihre besondere Note durch die Worte, die wünschenswerten Deutlichkeit Dr. Hodža an die Vertreter der Sudetendeutschen Partei Konrad Henleins gehalten hat. War schon die Antwort des Ministerpräsidenten auf die neuen persönlichen Anbiederungsversuche Konrad Henleins eindeutig gegen die merkwürdigen Me- thoden gerichtet, die der Statthalter Hitlers in Es gehört schon zu den Traditionen der tsche bie Politik der Tschechoslowakei einführen will, so ist die Rede Hodžas im Abgeordnetenhaus auch choslowakischen Staatspolitik, daß sie die Mindereine scharfe und nicht mißzuverstehende A ble h- heitenfragen in Uebereinstimmung mit den staatnung der gesamten Ideologie lichen, nationalen und demokratischen Interessen der Sd P. löst. Wir fürchten kein Forum, weder zu Hause, Damit wird unter die bisherige Debatte um noch in der internationalen Politit, wenn wir bedie SdP, die der Budgetausschuß abgeführt hat, haupten, daß dieses historische und in die Schickein fräftiges Siegel gedrückt. Die Ausführungen fale Mitteleuropas so tief eingreifende Problem nicht nur der deutschen Gegenredner der SdP, von der Tschechoslowakei in ihrer staatspolitischen insbesonders des Genossen Ta u b, sondern auch Praris in einer Art gelöst wird, die vollkommen der meisten tschechischen Parlamentarier, waren den gefeßlichen und moralischen Verpflichtungen eine vernichtende Aburteilung des fudetendeutschen des Staates zu seinen Minderheiten entspricht. Hitlerismus, den die tschechische Nation in ihrer Gesamtheit von der kleinen fascistischen Sette vielleicht abgesehen für verhandlungsunfähig erklärt. Die Worte des Außenministers Dr. Be
-
·
Re& waren eine ſcharfe Burildweifung der Sd, die Abgeordneten der tschechischen Linken riffen ber SdP die demokratische Tarnkappe herunter. Aber weit schwerer noch als das trifft Henlein ohne Sweifel die Erklärung Hodžas.
In der Regelung der Verhältnisse der Minderheiten im Zeichendes Frieden& und der Mitarbeit erblickt die Regierung ibre selbstverständliche Aufgabe. Es ist selbstverständlich, daß die Demokratie alle Brobleme ihres Staates mit demokrati. schen Methoden löst. Ich kenne kein nachahmenswertes Beispiel einer Minderheitenpolitik in den undemokratischen Regimen.
Man darf wohl aussprechen, was die SdP Gerade der Demokratismus und die demoin kaum mehr verheimlichen konnte, daß sie nämlich gerade auf Dr. Hodža große off- kratische Methode ist der einzige Weg, der in der positiven Minderheitenpolitik zum Ziele nungen gesetzt hatte. Mit der ihnen eigenen manischen Art, aus allem nur das herauszuhören, führt. Diesen Weg gingen die deutschen a t- was ihnen genehm ist, in der Ueberschätzung ihrer tibistischen Parteien, dieser Weg hat zur Ideen und der Ueberzeugungskraft ihrer Worte, engsten Zusammenarbeit mit den tschechoslowakihaben die Henleinleute gemeint, aus manchen schen Parteien geführt und sich im Interesse des Aeußerungen des neuen Ministerpräsidenten, dem Staates vo II bewährt. der Ruf eines, rechtsgerichteten" Politikers vorausging, den man oft den Gegenspieler Benešs genannt hat, auf besondere Sympathien für Hitler und Henlein schließen zu können. Nun zeigt sich, daß die Henleinleute keine Ahnung von der Weltanschauung und Denkart eines tschechoslowakischen Politikers haben, für den rechts und links auch heute noch mehr andere Begriffe find als für Hitler und Walter Brand, der nicht aufhört, europäisch, humanistisch, demokratisch zu denken, auch wenn er dem wirtschaftlichen Liberalismus als Feind gegenübersteht, wenn er in manchem Punkte den sozialistischen Ideen scharf widerspricht. Ein europäisch denkender ,, Rechter" steht einem deut schen Linken doch in vielen Fragen näher als einem deutschen Rechten, will fagen einem grundfählichen Anti- Europäer, einem Blutmystiker und Mythos- Anbeter Rosenbergscher Prägung.
Anders gestalten sich jetzt die Bezie hungen der verantwortlichen Faktoren dieses Staates zu der sogenannten Sudeten. deutschen Partei, die allerdings in unzähligen Kundgebungen ihre loyale Beziehung zur tschechoslowakischen Staatlichkeit betont hat, die sich jedoch geistig und politisch noch nicht zu jenem Demokratis. mus orientieren konnte, der gerade das
Der Sprecher der Sudetendeutschen Partei betritt hier zwei Wege, von denen weder der eine noch der andere zu uns führt.
Nr. 284
flowakische Wahlrecht auf der verhältnismäßigen Vertretung.
In der tschechoslowakischen Demokratie wird die politische Partei als der unentbehrliche Mittler zwischen dem einzelnen und dem Staat angesehen. Es ist daher in unserer Demo fratie die politische Partei das unentbehrliche Bindeglied des repräsentativen Systems.
Wenn also der Sprecher der Sudetendentschen Partei seine Gruppe als Nation ansieht, dann lautet unsere Antwort: Ihr seid feine Nation, Ihr seid eine politifche Partei."
Wenn der Sprecher der Sudetendeutschen Partei Beschwerde führt, daß er keinen Partner in tion sprechen will, dann muß er sich damit bes jener Nation finde, mit der er namens seiner Nafreunden, daß im tschechoslowakischen innerpoliti schen System es sich nicht um rechtbildende Dis. schen System es sich nicht um rechtbildende Dis tussionen von Nation zu Nation handelt, da in dieser Richtung unser innerpolitisches Problem unsere Verfassung gelöst hat. Was möglich und was ganz wünschenswert ist, das ist der Austausch der Ansichten mit den Komponens ten des demokratischen Systems, von denen man Der eine deshalb nicht, weil er die politi. feiner einzigen bestreiten kann, daß sie das Recht schen Tatsachen bei der deutschen Minderheit hat, ihre nationalen Forderungen nach der Weltverkennt. Es ist doch die Sudetendeutsche anschauung derjenigen, die sie vertritt, zu formulieren. Partei nicht der einzige berech= tigte Wortführer der deutschen natio= nalen Afpirationen in diesem Staate. Er kann daher nicht im Namen der ganzen deutschen Minderheit sprechen.
Gang bestimmt wird jene ungewöhnliche Ideologie nicht zur tschechoslowakischen Demokratie führen, nach der wir die Sudeten deutsche Partei als Nation anerkennen follten, welche keinen gleichen Partner auf tschechoflowakischer Seite findet, wo sich keine politische Gruppe für die ganze Nation hält, sondern einfach für das, was sie in Wirklichkeit ist, für einen Teil der Nation.
In der Demokratie gilt nämlich weder das Prinzip noch die Methode:„ Ein Teil fürs Ganze" pars pro toto". Die Demokratie sucht, wenn fie auch in Tester Instanz zum Prinzip der Mehrheit greifen muß, in ihrem eigenen In teresse den Grundsay zu verwirklichen,
Der Sprecher der Sudetendeutschen Bartei hat zu uns in der Sprache der Totali. tät gesprochen. Diese Sprache versteht die tschechoslowakische Demokratie nicht. Möge er zu uns demokratisch sprechen, demokratisch handeln, dann könnten wir ihn verstehen.
Wenn ich zu der Darlegung des Sprechers der Sudetendeutschen Partei im Budgetausschuß diese Anmerkung mache, geschieht dies nicht aus Gründen reinen Formalismus. Der Tschechoslo wakei ist die Demokratie nicht bloßes Schlagwort, sondern die einzige Lebens. form. Der Demokratismus, und zwar der Weltdemokratismus, war gleichzeitig mit unseren nationalen und militärischen Energien die mitentscheidende Komponente der Erneuerung unserer staatlichen Selbständigkeit, und wieder führt auch der Weg durch die Demokratie zu seinem Aufstieg und seiner Straft. Uns ist Demokratie daß bei der Bildung des kollektiven Wil- teine entlehnte Ideologie, sonlens bei den Nationen oder Staaten jeder dern eigenes geistiges Wesen, das das Recht hat, sich durch Vermittlung seiner in unserer Geschichte und in ihren Kämpfen um politischen Gruppe zur Geltung zu bringen, die Freiheit und das Menschentum der Einzelund daß niemand das Recht hat, feinen nen und der Gesellschaft und jetzt in unserer geWillen oder seine Ansicht schwächeren Gruppen sellschaftlichen Schichtung und in ihrem Geist aufzuoktrohieren. Daher beruht das tschecho- berantert ist. Es ist also die Demokratie die
Laval im Kreuzfeuer
Attacke der Linken gegen die Ligen
Paris. Die hochpolitische Kammerdebatte über die fascistischen Ligen wurde Donnerstag unter gewitterschwüler Stimmung des Hauses fortgesetzt.
öffentliche Meinung des Landes gegen diese Maßnahmen war, werde bei den nächsten Wahlen
geprüft werden. Die Linksparteien bereiteten Frot eine große Ovation.
Dr. Hodža hat sich gegen den Tota litätswahn der Henleinpartei gewandt und ihr das Recht bestritten, im Namen der Nation Die Nechte schickte den blinden Deputierten Der Führer der„ patriotischen Jugend" zu sprechen. Er fordert von ihr, daß sie sich als Partei unter Parteien benehmen, daß Na st vor, der sich entschieden gegen die Auf- wandte sich scharf gegen die Forderung nach Aufsie die demokratische Institution der Parteien als lösung der fascistischen Verbände aussprach. lösung der Ligen und beschuldigte die KommuniMittler des Volkswillens anerkennen müsse, daß Sturm brach in der Kammer bei der Rede des Desten der Vorbereitung des Bürgerkrieges. Dessie sich geistig und politisch mit den putierten a ve aus, der die Tätigkeit des gleichen nahm Deputierter Va II at die Feuerüber die blutigen frenzler in Schutz. Ideen der tschechoslowakischen Untersuchungsausschusses Demokratie abfinde, Ideen, die nun Feberereignisse scharf kritisierte. Der Borsitzende Vor der Abstimmung werden der Inneneinmal sehr greifbare Tatsachen von dieser Kommission, Bonne vay, wies dieſe minister und der Ministerpräsident Laval auf die größtem Wirklichkeitswert sind. Angriffe energisch zurück. Das gleiche tat der Interpellationen antworten. Eine Hoffnung Henleins bricht damalige linksradikale Ministerpräsident Da= 3usammen. Hatte er, hatten seine Hintermän. I adier. Daladier wies darauf hin, daß unter
rom
bnit
iebe
un
ams
Bes
men
eden
Den
iden
oller
Heis
guts
ierte
nbet
pel
cher.
58
baus
Tiche
tens
48
It
ner und Ratgeber gerade von Hodža erwartet, daß seiner Regierung bie Gol brefer ben ber Vor der Entscheidung
er die SdP mit offenen Armen aufnehmen werde, Bank von Frankreich bedeutend größer, die hatten sie sich in der Hoffnung gewiegt, er brenne Zahl der Arbeitslosen aber um 130.000 darauf, die Linke aus der Regierung zu verbrän- geringer war. gen, um die große Rechtsfcalition von Stříbrný Anschließend ergriff der Deputierte Fr v't über Stoupal und Hlinka zu Rosche und Peters das Wort, der während der Februar- Ereignisse zu schmieden, so müssen sie jetzt erkennen, daß diese Innenminister war und seither von den reaktio Hoffnung getrogen hat. Es ist eine Illusion, daß nären Kreisen maßlos angefeindet wird. Frot die SdP in ihrer heutigen Gestalt mehr als eine erklärte, zwei Jahre lang auf die übelsten Anunfruchtbare Agitationspartei werden könnte. griffe geschwiegen zu haben. Unter großem BeiWenn sie den Weg, der ihr seit langem vorschwebt, fall bekannte er sich dazu, in der kritischen Zeit zu Ende gehen will, wird sie sich grundsätzlich und die notwendigen Verteidigungsmaßnahmen zum in den Methoden wandeln müssen. Damit aber Schutz des Parlamentes und der Regierung er opfert sie wieder das, was ihr die große suggestive griffen zu haben. Die Behauptung, daß die
Paris. De: Radikale Klub beschloß, der Regierung vier präzis abgefaßte Fragen darüber vorzulegen, wie sie die Berteidigung der republifanischen Einrichtungen und Freiheiten sicherstellen und wie der Staatsminister die Verhandlungen zwischen der Regierung und den Radikalen vermitteln will.
Der Sozialistische Klub und der jüngstgegründete Klub der vereinigten Parteien der„, Sozialistischen Union" beschlossen, gegen die Regierung zu stimmen.
geistige Grundlage des tschechoslowakischen staatspolitischen Systems. Der Demokratismus führte uns zur richtigen Minderheitspolitik.
Der Sprecher der Sudetendeutschen Partei sollte seine Konnationalen davor w a r nen, dieses demokratische System und diese demokratische Geistesverfassung der tschechoslowakischen Regierungssysteme in irgendeiner Weise in Zweifel zu ziehen, weil es für die Minderheit sicherlich wenig vorteil. haft wäre, wenn die Mehrheit die Totalitätsideologie übernähme, die sie so entschieden zum Glück der Zivilisation und der inneren Konsolidierung dieses Staates abgelehnt hat.
Die Führer des Fascismus, neuestens auch die Führer des reichsdeutschen Nationalsozialis mus, haben sich bereits wiederholt dagegen vers wahrt, daß ihre politischen Systeme ,, Ausfuhrartikel" sein sollten.
Ich werde daher Verständnis bei allen finden, wenn ich, als tschechoslowakischer Demokrat, namens aller erkläre, daß we der der Fascismus noch die Ideologie des deutschen Nationalfozialismus ein Importarti fel ist noch sein wird.
Ich richte an alle, welche durch die parlamentarische Demokratie in diesem Staate zu Worte kommen, das Ersuchen, ihre Bewegung und deren inneren Charakter organisch in die demokratische Verfaf. fung unserer Staatlichkeit ein zufügen.
Auf dem Boden der tschechoslowakischen Staatlichkeit ist schon lange auch der Demokratis