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,, Sozialdemokrat"

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Deutsche   sozialdemokratische Bezirksorganisation, Prag  Dienstag, den 10. Dezember, acht Uhr abends, findet im großen Saal des Odborový dum eine Plenarversammlung mit Vortrag statt. Es spricht:

über das Thema:

Schriftsteller René Sonderegger- Zürich

Offensive Demokratie

Warum der Schweizer   Fascismus geschlagen wurde Sonderegger gehört zu jenen Linksdemokraten, die im Bunde mit der Schweizer   soziali­ stischen   Arbeiterschaft einen erfolgreichen Kampf gegen die fascistischen Fronten bis zu ihrer Niederringung in der letzten Wahlschlacht geführt haben. Er vertritt das Programm einer poli­tisch- sozialen Offensivpolitik der europäischen   Demokrati en. Die Schweizer   Entwicklung bietet ein interessantes Gegenstück zu den Verhältnissen im sudetendeut­ schen   Lager. Mit Rücksicht auf dieses aktuelle Thema sind von Mitgliedern eingeführte Gäste willkommen. Wir erwarten einen regen Besuch.

Die Bezirksleitung

Ein Radio­Empfänger

in jede Familie!

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Im Zeichen dieses gewiß bedeutungsvollen Leitwortes wird die zieds Vergrößerung des Rundfunkhörerkreises ge­rade vor sich gehende ge­samtstaatliche Rundfunks Propaganda- Aktion führt. Die Radiofabriken waren seit je bestrebt, ihren Kunden durch reichste Auswahl in ver­schiedenen Modellen die Möglichkeit zu bieten, das gerade benötigte ge­eignetste Gerät auszu­suchen: ein Empfänger, schen Anforderungen ents spricht, als auch einen er­schwinglichen Preis hat.

Clark Gable   glaubhaft und ohne heroische Ueber- Filme in Prager   Lichtspielhäusern er ſowohl allen techni

treibungen. Die weibliche Rolle spielt Loretta Young  , dessen Frauengestalten immer nur um rißhaft bleiben. Um so tiefer hat er die Seele des Hundes gestaltet, und es ist ganz in seinem Sinne, daß der beste Darsteller dieses Films der Hund Bud ist, in dem die Treue zum Menschen mit der Liebe zur Wildnis fämpft und der bei einer Wölfin das happy end   findet, das seinem Herrn versagt bleibt, der am Ende zwar reich geworden ist, aber die Frau herausgeben muß die er nach dem Gesetz der Wild­nis erobert hatte.

―eis―.

Mitteilungen der» Urania«

Hente halb 11 Uhr vormittags:..Unteriu goslawische m Himmel". Kulturtonfilm. Leben, Land und Leute Jugoslawiens  .

Heute 11 Uhr vormittags: Rilke- Feier". Ge­meinsam mit., Concordia"... Schußverband deutscher  Schriftsteller", Lit. künstlerischem Verein". Ein tritt frei.

Zeugen antiken Geistes und Lebens." Prof. K. Nühn: Ravenna  ". An der Wende der Zeiten ( Lichtbilder). Montag. 8 Uhr.

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Wir können heute die Mitteilung bringen, daß wir unsere Jubiläums­

neue

Urania- Kino: Alles für die Firma." Lustspiel. Karlsweis, Bressart  , Wallburg. Adria: ,, Tanz der Liebe." A. Alfa: Der letzte Tag von Pompeji  ." A. Avion: Es gab einmal zwei Schelme." Laurel  und Hardy. A. Benánek: Vergiß mein nicht." D. Fénix: Maryša." Tsch. Flora: Kardinal Gaumont: Die Richelieu  ." George Arliß  . A. Christl von der Post." D. Hvězda: Die Wildnis reihe von Microphona­ruft." Cl. Gable. A. Juliš: Dubarry." Gitta Empfängern, die in den Alpar. A. Kinema, B.- Th.: Journale, Grotesfe, Tezten Tagen mit dem Reportage. Ab 1/ 22-47. Koruna: Die Wildnis Iururiös ausgestatteten ruft." Cl. Gable. A. Koiva B 36: Der neue Gulliver." Sowjetfilm. Lucerna: ,, Maryša"." Luxus- Superinal" ver­Tsch. Metro: Die ganze Welt dreht sich um vollständigt wurde, aber­Liebe." D. Olympic: Die Götter amüsieren sich." mals um eine D. Passage:" Mazurka." Pola Negri  . Regie 2. Empfänger- Type erwei Forst. D. Praha:..Der hohe Einsaz." A. tert haben, die zufolge Radio: Vergiß mein nicht." B. Gigli  . D. Stant: Viva Billa." Wallace Beery  . Weitere Woche. A. ihres niedrigen Preises, Světozor: Mazurka." D. Alma: Strahlende ihrer einwandfreien tech­Augen." S. Temple. A. Bajkal: Viva nischen Leistung, Verläß­Villa." Wallace Beerh. A. Belvedere: Men­schen in Weiß." A. Beseda: Die Götter amüsie- lichkeit und Billigkeit im ren fich." D. Carlton: Die Kinderlose." Tich. Betriebe geradezu borbe­Illusion: Tränen der Liebe." A. Kapitol: stimmt ist, das Emp­fangsgerät aller jener zu werden, die sich bisher einen Empfänger nicht anzuschaffen vermochten oder unter Verzicht auf jede Bequemlichkeit Kri­stallapparate und Kopf­Hörer benüßten. Es ist die der Microphona­Empfänger Baby" zu 495.- Lassen Sie sich ihn noch heute in den neuen Ausstellungs- und Vorführungsräumen im Palais Novák". Vo­dičková ul., Hauptpassage, 525 vorführen.

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Maceška: Rory: ,, Kardinal Sport Smichov:

..Unvergeßliche Filme":" Katharina die Bigeunerblut." D.- Lido II.: Tränen der Liebe." Große". Grandioser Film mit Elisabeth A. Louvre:..Zigeunerblut." D. Bergner. Regie: Alex. Korda. Montag vier-..Die Götter amüsieren sich." D. tel 9 Uhr. Richilieu." George Arliß  . A. Leutnant Bobby." D. Frab." Franziska Gaal  . D. Mens Leidenschaft." A. nicht." B. Gigli. D.

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,, Gifte in uns." Primararzt Dr. Heinrich Schur( Wien  ). Vegetarismus Fleichkost Rohkost Besprechung der endogenen Gifte. Dienstag 8 Uhr.

,, Durch verbotenes Land in Südarabien  ." Hans Sellfri( Berlin  ). Abenteuer einer wissenschaft­lichen Expedition, Original- Film, Mittwoch. 8 Uhr.

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I Vejvodu: Csibi, der

Valdek: General Veletrhy: Vergiß mein

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Montag, den 9. Dezember, um 8 Uhr abends Die Kleine Unheilstifterin" mit Gloria Coo- im Parteiheim, Brag II, Národni 4, gan. Neues vom Kindertheater. Mittwoch, 3 Uhr.

Urania- Rino

,, Alles für die Firma." Amüsante, spannende Komödie mit Felix Bressart  , Otto Wallburg  . Ostar Karlmei 3. Bühnenschau: 2 De werts".( Luftakrobaten). Heute 2( ohne Bühnenschau), 4, 6, viertel 9 Uhr.

Wozzek

und

Frauenabend

mit Lichtbildervortrag über das Thema: Die Bererbung Vortragender Genoffe Dr. Gattermann.

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31-54

Sonntag, 8. Dezember 1935. Nr. 286

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MIKROFONA

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MIKROFONA  

hundert Jahren war ihm Deutschland   ein Leichen- ders start zieht es uns heute an, weil das Leid der feld". Was sagte er heute? Und was würden sie Zeit Büchners sich in der unsrigen verhundertfacht ihm tun, der den armen, vom Geist berührten, aber hat. Müßig, darüber zu sinnen, was Büchner in der tiefsten Niederung des sozialen Lebens irren noch hätte schaffen können, hätte er länger gelebt;

aber gerade wegen aller Härte des Gedankens er wägenswert, daß noch hundert Büchner, das Ent­setzen unserer Tage kaum hätten aufhalten können. Doch die Kraft, sie zu überwinden, schöpfen wir nicht zuletzt aus den Büchners.

Alte Frau Charlotte Küters, der Jude( Stadler) und der Andreas Padlejaks.

Es gab viele, viele Vorhänge,

Und dann schloß sich daran, zwanglos schon im Die Geschichte vom Soldaten den, noch bis in die unaussprechliche leibliche Not­Beginn, gut fomödienhaft, wie improviſiert( die durft versflavten, vom gebildeten" Ungeist getre­Musiker in Hemdärmeln und so wie der Sprecher Endlich wieder einmal Größe in der Kleinen tenen und gemarterten Wozzek im Zusammenstoß geast) die ,, Geschichte vom Soldaten" an Bühne! Mit fast ehrfürchtigem Schauer betritt man mit der autoritären Gesellschaftsordnung zeigt? die freie Nachdichtung des Ramuz  - Textes durch Hans fie, angeweht vom unsterblichen Hauch Georg Was würden sie tun mit dem Schöpfer dieses Woz­Reinhart, die aus dem Urrussischen stammende Büchners, dessen beispielloser Wurf Wozzek"| zek, der unterm Zwang des Hungerns und Liebens, Die Aufführung hatte ganz hohes Niveau, vor Fabel von dem armen Soldaten, dem der Teufel die uns wohl mehr noch sagt als sein Drama Dantons des Verdienen- und Parieren- Müssens opfert und allem schon dank der außerordentlichen Regie- In- Geige und damit das reine Herz nimmt, des dan Tod". Schon mit dessen Aufführung hat sich das geopfert wird, während zu all dem die blutig- telligenz Renato Mordos, der unaufdring- reich gewordenen Schluckers, der nun erst recht arm Deutsche Theater( in der vergangenen Spielzeit) lächerliche Frage des Militarismus, des Obrigkeits- lich und schlicht den Grundton der Stimmung und ist und der schließlich den Teufel endgültig übers ein Verdienst erworben. Noch höher aber ist das staates, höhnisch feirt? Können die Herren des des Milieus traf, das Tiefe und Starke sich selber listet und zurückfindet zu Liebe und wahrem Leben. um Wozzet" zu werten. Viel ist in den letzten Deutschland   von heute den Anblick des Hauptmanns bloßlegen, dabei das Sprachliche voll tönen und sich Immer noch wirkt Igor Stravinskys Musi Jahrzehnten über ihn und über Büchner   überhaupt ertragen, der sich an dem armen Wozzek weidet, runden ließ, im Ganzen äußerlich schon, bei flüg- erst ein wenig befremdend. Aber mählich gerät man geschrieben worden. Erkannt hat man, daß dieser weil der Tambourmajor ihn zum Hahnrei machte? sier Raumausnüßung, durch die restlos überzeu- trotz Atonalismen und hundert Eigenwilligkeiten Frühreife, nein: Frühvollendete, den unerforschliches Wir sehen Kerle vor uns, die sich des freuen wür- sende bühnenbildnerische Arbeit der Meister Pir- nicht nur in den Bannkreis seiner genialen Rhyth Walten der Natur, begreiflicherweise Grausamkeit den, daß der Söldner aus Böhmen   irrsinnig wird an und Kotulan unterstützt. Darstellerisch men, sondern wird auch bezaubert durch die Eigens genannt, als Vierundzwanzigjährigen fällte, als vor Schmerz, weil ihm ein Kraftmeier, ein SA- stand, wie es sich gehört, Valk als Wozzek immer art und den Reiz der Klangbilder und mit dem Dichter und Denker einzigartiges Genie war, neben Chargierter, die Geliebte weggenommen hat. Das fühlbar im Vorder- oder Hintergrund, beklemmend Choral ist man dann durchaus in der Märchens Schiller   und Kleist die gewaltigste dramatische Be- Mädel aber würden sie vielleicht dennoch einsperren dumpf bis zum Reifen des Mordgedankens. dann ſtimmung, die so kunstvoll und dabei natürlich zwis gabung in der deutschen   Nation, und darüber hin und dann die Doppelwaise zur Hitlerjugend bringen, vehement tierisch, über- und untermenschlich los- schen der Realität des Lebens und der anderen au3 fast nur mit Shakespeare   zu vergleichen. Und um dem Wurm bessere Zucht und Ordnung beizu gehend( nur vielleicht zu wenig ergreifend im Ab- Realität der Bühne balanciert. Verdienstvoll auch seinen Wozzet" hat man gewürdigt und gepriesen bringen, als sie seine Eltern zu halten wußten. schied von den Andenken, dafür prachtvoll in der hier ausnahmslos alle Mitwirkenden: der musis als das großartigste Fragment unserer Literatur, Was kann ihnen Büchner sein, dessen Wozzet" erstes Wirtshausszene nach der Tat). Eine vollgültige kalische Leiter 3 weig und seine Musiker( allen in seiner Stonzeption, in dem Urstrom  , der ihn ge- und größtes dichterisches Denkmal der Erkenntnis Marie mag in unserem Enſemble wahrhaftig nicht voran der Geiger Hermann Klein), wiederum al bar, so zwingend, daß faum mehr zu ahnen ist, es ist, daß der letzte Mann aus dem Volk genau so ein zu finden sein. Trude Wessely   gab, was sie Regisseur und Bildner die Herren Mordo, Pirchan handle sich um ein Torso, das spätere Hände aus- Herz hat wie diejenigen, die sich groß fühlen und konnte; freilich war schon in Geſtalt und Gestaltung und Kotulan, der diesmal eindrucksvolle Rezitator ihr Herz verhärten? Was ist ihnen Büchner, der fein überschäumendes, hinreißendes und dann wie- Valt, der sympathische Soldat Padles at 3, bet der zu Tränen rührendes Weib; zu ſehr Gretchen, groteste Teufel Walter Taub 3 und die inters zu wenig Soldatenbirne, Marketenderincharatter; effante Tänzerin Camilla Steinbart. Auch Strawinsth fand viel Beifall. und vor allem: mehr gespielt, zu wenig erlebt. Aus, Gezeichnet angelegt der Hauptmann des Herrn Vol­

zuformen sich erst bemühten.

Unter Verzicht, den Inhalt des Bozzek" das Volk gerade bis zu seinen untersten Schichten einigermaßen gut wiederzugeben, fann es vielleicht mit der innigsten Liebe umfaßt, der es gefangen hier als unsere wichtigere Aufgabe angesehen wer- zeigt in Unbildung, in Unfreiheit des Worts, des den, die Frage zu berühren, was er uns, den Men- Gedankens, ja selbst noch des Liebens? Man fann schen des zweiten Drittels dieses Jahrhunderts be­

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Im Stiche gelassen ward das Theater und die sehr Feldwebel statt Hauptmann). Daneben geriet andernorts auch große Kunst bot deutet, ein ganzes Jahrhundert dem Wozzet" und in dem der Jude, der Wozzek das Mordmesser ber- berdummmten, weinseligen Soldaten( nur etwas zu wenn man in Rechnung stellt, daß derselbe Abend jener Zeit nachgeboren, in der jenes reattionäre fauft, als der wahre Satan hingestellt würde. Und der Tambourmajor des Herrn Siedler, der wie Theater gehörte übrigens mit zu den Konkurrenten Deutschland   einen seiner größten Söhne emigrieren die zarten Volkslieder, die den Todesweg Bozzek berum mehr nach Derblah statt nach einem nur- der Kleinen Bühne war der spärliche ließ. Lebte er heute und schriebe einen Hessischen begleiten, würden zum Landknechtsgröhlen, in dem Landboten  ", er fände in der reichsdeutschen Heimat alle Naturliebe, alles Naturnahe, alles Ewige dies ferualen Kraftterl roch. Dagegen der Doktor des dieser Vorstellung doch recht beschämend. Hoffen Herrn Marlé überaus einprägsam, wenn auch wir das Beste für die Wiederholungen. Und nach seiner Art ins Bizarre gerückte. Geradezu jeden Fall: nicht nachlassen, nicht sich entmutiger sein Wozzek", richtig verstanden und richtig ge= Ewig ist der Wozzek", weil hier ein begna- rasant aber die Wirkung der Grabbe- Shakespeare- Ne- lassen! Fortfahren auf diesem Weg und immer spielt, würde hinreichen, Büchner  , den wahren Res deter Dichter des Aermsten Leid ergreifend gestaltet stroh- Mischung des Ersten Handwerksburschen durch wieder versuchen, das Publikum zur wahren Kunst volutionär, die Tyrannis fühlen zu lassen. Vor hat, das die Welt nie verlassen wird; und beson- Walter Taub  , gediegene Episoden vor allem die Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Poſt monatlich 16.-. vierteljähria 48.- balbjährig 96.­Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlak. Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. graphendirektion mit Erlaß Nr. 13.800/ VII/ 1930 bewilligt. Druderei: Orbis". Druck. Verlags- und Reitungs- A.- G.. Prag  

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zurückzuführen! ganzjährig 192.

Die Zeitungsfrantatur wurde von der Post- und Tele­