Sette 2 Dienstag, 10. Dezember 1935 «r. 287 wird, kann die Zinsfußherabsetzung eben im Ver­ein mit anderen Vorkehrungen gute Wirkungen haben. Dazu gehört vor allem die Hebung des Exports, deren Notwendigkeit sowohl der Mini­sterpräsident HodZa als auch der Generalbericht­erstatter für das Budget, Abgeordneter Remes, betont haben..Die Erhöhung der Ausfuhr und die Erweiterung der Investitionstätigkeit" so sagte Dr. Hodja,bilden die zwei Grund­pfeiler, auf welche sich eine zielbewußte Hilfe für den Arbeitsmarkt stützen muß". Die Herabsetzung des Zinsfußes ist eine Hilfsmaß­nahme, die nur im Zusammenhang mit den bei­den vom Ministerpräsidenten bezeichneten Ha pt- aufgaben das Tor sprengen kann, welches aus der Hölle der Krise hinaus ins Freie führt. FührungSring" eingesetzt, dessen Vorsitzender Jng. Staffen war. Ihm waren die einzelnen Landesführungsringe" unterstellt, und zwar in der Art, daß sich Staffen in Böhmen die Lei­tung vorbehielt, währenddem er sie in Mähren auf Kudera und Mittel übertrug. Leder dieser Landesführungsringe war in fünf Innungen eingeteilt, und zwar in eine ärztliche, technische, eine Lehrer-Innung, eine Innung für Schutz­arbeiter und eine allgemeine Innung. Die so militärisch organisierte Körperschaft bildete die Avantgarde des Sudetendeutschen Ordnungsrin­ges, welcher zum größten Teile aus jungen, agilen Leuten bestand. Die Bereitschaft setzte es sich zur Aufgabe, vor allem die Jugend zu bear­beiten, und stand deshalb in ständiger Fühlung mit Gesangs-, BildungS- und Sporwereinen, in welche sie ihre hochverräterischen Gedanken brachte, um den Boden für die Verwirklichung des Endzieles durch Vereinigung eines Teiles unse­res Staates mit dem Deutschen Reiche in das sogenannte Großdeutschland oder Mitteleuropa unter deutscher Herrschaft vorzubereiten. Träger der öffentlichen Verwaltung waren folgende vier Korporationen: der Verband der deutschen polittschen Parteien im großdeutschen Sinne, ferner der Kulturverband, welcher in Kultur- und Schulftagen die höchste Instanz war, der Sch.tzverband, welcher die wirtschaft­lichen und materiellen Interessen der Minderhei­ten schützte, und der Turnverband, welcher die Wehrmacht bildete. Dies sind die Hauptgrund­züge der administrativen und propagatorischen Tätigkeit dieser Bewegung bei uns. Die leitenden Funkttonäre knüpften aber auch rege und erfolg­reich« Beziehungen mit Deutschland an, und zwar einerseits mit einigen Amtspersonen, an­dererseits mit Verttetern der Wissenschaft, des Heeres und schließlich mit ganzen Verbänden und politischen Parteien. Die Anklage befaßt sich sodann mit den einzelnen Dokumenten, welche als Beweis der hochverräterischen Tätigkeit der Be­wegung dienen. Semein6evsl»Ien In Mähr.-Welßklrchen Sonntag fanden Wahlen in die Stadwettretung von Weitzkirchen statt. Zum Vergleich fügen wir die Zahl der Stimmen und Mandate der Gemeindewah­len vom 8. Mai 1932 und die Zahl der Stimmen bei den Wahlen ins Abgeordnetenhaus am 19. Mai 1935 bei. 1932 5716); gültige Stimmen abgegeben 4881 (4800); Wahlziffer 132(160). Gem.-Wahl Gem.-Wahl Abg. 1935 1982 1935 St St. M. St. M. Tschech. Volkspartei. 1121 8 966 7 1017 Kommunisten... 286 2 416 8 803 Tsch. Rat.-Sozialisten 462 8 463 4 613 Rat. Bereinigung.. 257 2 847 8 842 Gewerbepartei.. 483 8 418 3 60.8 Jüdische Partei j' Kond. arbeitenden »4 1 137 1 Bevölkerung.. Tsch. domov, Haus­besitzer-Vereinigung der Beamten, Lehrer und Bediensteten bei 118 1 der Revubl. Partei «85 3 Tsch. Sozialdemokraten 871 7 1098 9 1145 Republik . Partei.. Vereinigte deutsche 857 3 287 2 881 Patteien... Unabhängige Bürger- 832 2 873 3 838 u. Steuerträger etc. Unpolitische bürgerliche 98 1 Gruppe.... 47 Berechtigte Wähler waren 5500 (im Jahre Beginn der Kulturdebatte Prag . Montag gegen Abend beendete das Abgeordnetenhaus die Aussprache über die erste Budgrtgruppe und ging dann in die Spezial­debatte über die GruppeKultur und So­zialpolitik" ein. Die Debatte soll Donners­tag nachmittags durch dre Abstimmung beendet werden, die heuer angesichts der wenigen Ab­änderungsanträge keine technischen Schwierigkei­ten bieten wird. Kür Donnerstag 8 Nhr abends ist bereits der Se n a t zu einer Plenarsitzung einbe­rufen, in der das Budget aufgelegt und dem Aus­schuß zugrwiesen werden wird. In der kommenden Woche wird das Haus vor allem noch die Steuervorlagen zu erledigen haben, die in der Vorwoche aufgelegt worden find. Dann ist auch noch eine Entscheidung über den Mieterschutz fällig, da das bisherige Mieter- sch«tzgesetz mit Ende diese- JahreS abläust. Wie diePrager Presse" erfährt, soll der bisherige Mieterschutz kurzfttstig auf die Dauer von einige» Monaten verlängert werden. Im Plenum des Hauses wiederholte der SdP- Redner Kundt den Antrag auf Bildung einer eigenen Abteilung beim Ministerratspräsidium zur Äsung der Minderheitenfrage, der bekanntlich zuerst vom Genossen Jaksch formuliert worden ist, und reichte dann wieder, als ob die vielen Absagen der letzten Wochen nicht schon eindeuttg genug gewesen wären, den tschechischen Parteien die Hand treuherzig zur Versöhnung hin. Sie wünschen einesachliche" Diskussion über das soziale und nationale Problem, weisen aber gleich von allem Anfang darauf hin. daß der Stärkere zu Konzessionen verpflichtet sei. Plötzlich sind sie die armen Hascherln, diekeine Positionen haben und daher auch keine aufgeben können"... Der tschechische Agrarier Stund « polemisiert gegen die ungarischen Oppositionsparteien, denen er Terror vorwirft. Sirokü(Komm.) schiebt der Slo­wakischen Volkspartei recht materielle Gründe für ihren bevorstehenden RegierungSeinttitt unter und wirst ihr vor. daß sie deshalb ihre hauptsächlichsten Programmpunkte aufgebe. Die Kulttirdebatte wurde von Dr. Tomin (Rat. Ver.) eröffnet, der sich für die Errichtung eines Zentralgebäudes für die deutsche Universität und dann für die Vereinigung der beiden technische« Hochschulen aussprach. Weiters sprachen Dr. Jng. Tumlitovä(Agr.), der VolkSparteiler Otahal und der tschechische Genosse Kopasz, der sich für die For­derungen der Kriegsinvaliden einsetzte. Tayerle über die Aufgaben der Gewerk­schaften. Im Sozialen Institut der Tschechoflo« wakischen Republik hielt der Sekretär der gemein­samen Landeszentrale Abgeordneter Rudols Tayerle.einen Vortrag über die Aufgaben der Geweöschckfterr. Df« stMtssche^Dtmokratie, so sagte er, hat auch die. Gewerkschaftsbewegung vor neue Aufgaben gestellt. Nicht nur durch ihre Forderungen, sondern hauptsächlich durch ihre Arbeit kämpfen die Gewerkschaften für die wirt­schaftliche und soziale Demokratie. Zur erfolg­reichen Erfüllung dieser Aufgaben ist es notwen­dig das Problem der Verein­heitlichung der Gewerkschafts­bewegung ernst und ehrlich zu lösen. Die Demokratie der Gewerkschaften kann sich nur voll entwickeln innerhalb einer demokratischen Staats­und öffentlichen Verwaltung. Die vergrößert?« Aufgaben der Gewerkschaften und die Lösung der gewerkschaftlichen Fragen verlangen, daß die Gewerkschaften nicht nur stark, sondern auch ideell einig sind. ver Prozess Patscheider DieBereitschaft" und IhrWes** Reichsdeutsche Finanzierung umstürzlerischer Pläne Im Schwurgerichtssaal des Krrisgerichtes in Mährisch-Ostrau begann Montag der große Prozeß gegen den Professor Dr. Richard Patscheider und Genossen, der biS Ende Dezember dauern wird. Die Prozeßschrift umfaßt neun große Bände, die Beilagen wiegen 140 Kilogramm. Die Anklage zählt 206 Seiten. Vorsitzender des Senats ist Obrrrat Dr. Kämpf, die Anklage ver ­tritt Prokurator Chalupa aus Troppa«. Die Anseklasten Angeklagt sind: der Privatbeamte Otto E ß l e r, der technische Revisor Jng. Rudolf Staffen, der Bankdirektor Anton Kiesewetter, insge­samt aus Prag , Professor Dr. Richard Patscher- d e r, Advokat JUDr. Alfred Fuchs, Primarius MUDr. Franz S ch w a r z. der Bemnte der Trop - pauer Sparkasse Guido O e h m, der Privatbeamte Erwin W i t t« k, insgesamt aus Troppau , Bau­meister Jng. Eugen Fulda, Prokurist Paul La­ma t s ch, Lehrer Adolf S a d o w s k i, Kamin-» fegermeister Friedrich S ch i l l e r, die Kontoristin Dlarie Schatt, Bauunternehmer Jng. Friedrich Fulda, und der Privatbeamte Heinrich Mol» d r z y k, insgesamt aus Teschen , Sparkassadirektor Emil Breuer und Dr. Emil Lehmann Profes­sor im Ruhestand, beide aus Reichenberg, Privat­beamter Max Gröger auS Olmütz , Lehrer Max Kudera auS Neu-Titschein und Franz Schnei­der aus Peterswald . Verbindung mit dem Dritten Reich Dr. Patscheider, Dr. Fuchs, Oehm, La- matsch, Wittek, Eßler, Lng. Fulda, Kiesewetter, Breuer, Jng. Staffen, Dr. Lehmann, Sadowfti, Kudera und Gröger sind angeklagt, vom Jahre 1931 bis zum Jahre 1934 gegen die Tschecho­slowakische Republik konspiriert und zu diesem Zwecke in Beziehungen zu einer ftemden Macht und mit ausländischen Funktionä­ren getreten zu sein. Marie Schatt ist aneklagt, daß sie eS unterlassen hat, die Behörden auf diese Tätigkeit aufmerksam zu machen, Dr. Fr. Fulda und Moldrzyk, schriftliche Dokumente beseitigt oder vernichtet und ihren Inhalt den Behörden verheimlicht zu haben. Oehm wird angeklagt, daß er eine Schmähschrift gegen die tschechoslo­wakischen' LtgioneN bei sich verwahrte" und Schiftst" der, daß er aufwiegelnde Briefe gegen die Tsche­choslowakische Republik nach Deutschland , durch die er den Staat in grober Weise verunglimpfte aufgab. Der Staat wird aufgetellt In den Gründen der Klage wird erklärt, daß bei der Hausdurchsuchung ber Dr. Fuchs ein Befehl gefunden wurde, in welchem den Teilnehmern der Aktion Richtlinien gegeben wurden. AuS den Schriftstücken geht hervor, daß di« Zentrale der gesamten Tätigkeit, der soge­nannteSudetendeutsche Ordnungsring"(SOR) und der Sudetendeutsche Arbeitsring(SAR) ist. Der Vollzugsausschuß für die Verbreitung der hochverräterischen Bestrebungen war die soge­nannteBereitschaft". Das Jnformationsorgan der Bewegung in der Tschechoslowakei war die ZeitschriftWeg". Das Ziel der ganzen Bewe­gung war die Schaffung eines künftigen Deut­schen Reiches in Mitteleuropa , welchem Böhmen , Mähren , Schlesien und Oesterreich angehören sollten. Durch Vermittlung derBereitschaft" follte die umstürzlerische Tätigkeit die gesamte fudetendeutsche Bevölkerung durchdringen. Das staatspolittsche Ziel der ganzen Bewegung ist durch die ParoleBündische Neuordnung Inner­europas unter deutscher Führung" gegeben. Die­sem Plane gemäß würde das Sudetengebiet ge­teilt in das Ostgebiet(Schlesien , Nordmähren und Ostböhmen) in das Westgebiet(Westböhmen) und in das Südgebiet(Südböhmen , Südmähren und die deutschen Inseln um Jglau und Brünn .) In jedem dieser Gebiete sollte ein Führer ein­gesetzt werden, welchem ein Kanzler, ein Ge- fandter, ein Pressechef usw. zugeteilt würden. Der Arbeitsring sollte mindestens zweimal im Jahre zusammentreten und durch den Ordnungs­ring, welcher vorher die Tagesordnung der Ver­handlungen festzusetzen hätte, einberu­fen werden. Leid aus Deutschland Für die Herausgabe der Zeitschrift.Weg" wid­mete der Fabrikant Hermann Braß aus Hohen­ stadt , weiter Dr. Fuchs, Kiesewetter, Lebebour-Wichelnje 5000 KL, Senator I e s s e r 1000 KL, Jng. Fulda und Dr. C. L o e s ch 10.000 KL. Jng. Fulda widmete dann später noch zur Deckung deS Defizits 75.000 KL. Außerdem langten noch weitere bemerkens­werte Beträge, ungefähr 60.000 KL, zweifellos auch a»S Deutschland rin, wie dies in der grün- - denden Versammlung de»Weg" Dr. Spahn aus Berlin erwähnte. Der.Ostraum" hatte die Führung in Tropvau und in Teschen , derWestraum" in Prag und in Reichenberg . Jedes dieser Gebiete war noch in kleinere Verwaltungs- und Agitationsbezirke geteilt. In jedem Bezirke war die Führung der Bewegung energischen und vertrauenswürdigen Personen an­vertraut. Al- Borkämpfer waren hier die Bereit­schaften tättg, welch« von Max Kudera aus Reu- Titschein und W. Tinhal, sowie auch von R. Staffen begründet wurden. Die Organisation In der im Jahre 1930 in Olmütz abgehal­tenen Versammlung wurde di« Oberleitung der Bereitschaften unter der BezeichnungOberster UNSER GESTCHJ :-:: L iJ J» l r 21 Roman von Karl Stym Copyright by Eugen Prager-V erlag, Bratislava Kameraden, unser Brot ist in Gefahr! Wir sehen einander an. Lange und fest. Von Äug zu Äug fließt ein helles Band Kameradschaft! Nein, das gibt es nicht! Fogger Schorsch liest in unseren Gesichtern. Er reckt sich hoch und jubelt: Kameraden?! Wir wollen! woolleen! echoen die Wände. Die Starrheit zerfließt in befreiendem Aufatmen. Unsere Schritte sind lang und federnd, voll verhaltener Kraft. Wir sind stark! Fogger Schorsch hat uns den Glauben an uns selbst zu- rückgegeben. Die Grube ist plötzlich eine große Familie geworden. Jeder versucht dem andern eine kleine Freude zu machen und jeder ist bestrebt, die letzten häßlichen Monate zu ver­gessen. Wir behandeln einander so zuvorkommend, daß es Liebesleute nicht besser könnten. Wir wissen, wir brauchen jeden einzelnen. Schamback und seine Leute wollen sich mit Scheinheiligkeit bei uns einschmuggeln. Wir kennen ihre Absicht und tun, als ob sie uns willkommen wären. Schließ­lich sind doch auch sie Kameraden. Lorett ist ganz klein geworden. Sein jetzt stilles, fast kriechendes Benehmen wirkt noch unangenehmer als seine sonstige Gehässigkeit. Er hat nichts zu lachen. Wo es nur angeht, spielen wir ihm einen Possen. Röhling zum Beispiel kommt ein Stück Kohle aus, ausgerechnet auf Loretts lin­ken Fuß. Lorett sieht ihn an wie ein mit Schläge großgezo­gener Hund und schweigt Wir rauchen ostentativ un­sere Zigaretten vor ihm und blasen ihm den Rauch womög­lich ins Gesicht Lorett ist nicht etwa besser geworden, er ist nur sehr schlau. Er weiß genau, daß wir, wenn wir etwas gegen den Hinauswurf unternehmen, auch die Aufseher mitschleppen müssen. Er verliert ebenso das Brot wie wir, wenn es mißlingt Eines Tages nun kommt Lorett mit einer mächtigen, blau­grünen Beule auf der Stirn in die Grube. Röhling ist daran sehr interessiert und erzählt Paul und mir ganz ohne Um­schweife die Beulengeschichte. Röhling hat eine Halbschwester, ein hübsches, siebzehn­jähriges Mädchen. Julie macht tagsüber Bedienungsarbei­ten beim Schichtmeister Gahl. Schon etwa ein Jahr lang. Die erste Zeit gefiel es ihr dort ganz gut. Nach einigen Monaten aber kam sie öfters ganz verstört nach Hause. Alles Fragen nach dem Grund war nutzlos. Sie schwieg hartnäckig. Ihr Äußeres und Benehmen änderte sich plötz­lich. Aus dem einfachen, fast scheuen Mädchen wurde ein aufgeblasenes Dämchen, dem nichts gut und fein genug sein konnte. Röhling legte sich auf Lauer und nicht viel später hatte er den Hintergrund fest: Lorett hatte das Kind verführt und das nunmehrige Weib ließ sich seine Gunst und sein Schweigen bezahlen. Röhling wartete auf einen günstigen Augenblick. Der ergab sich vor einigen Tagen. Er überraschte die beiden in Loretts Wohnung. Seine Schwester ohrfeigte er und Lorett prügelte er mit seiner ganzen Wut Es ist interessant, zu beobachten, wie die Kameraden auf den bevorstehenden Kampf oder das Ende reagie­ren. Sie kommen mir vor wie Versuchskaninchen unter einer Experimentierglocke. DieKündigungsinjektion löst in jedem einzelnen eine besondere Reagenz aus. Fogger Schorsch ist ein starker Kämpfer geworden. Er stellt sein ganzes Gottvertrauen und seine Kraft der Allgemeinheit zu Dienste. Der Häuer Hager erzählt bei jeder Gelegenheit mit umständlicher Genauigkeit von seiner Kriegsverwun­dung, als wolle er damit zum Ausdruck bringen, das Vater­land, für das er sich einmal blutig schießen ließ, sei ihm gerade jetzt verpflichtet. Schick wieder ist ständig betrun­ken. Um das zu sein, braucht es bei ihm nicht vieL Ich glaube, er hat schon einen Schwips, wenn er eine Viertel* stunde lang in ein Schnapsglas schaut, ohne zu trinken. Ich saufe, sagt er,dann habe ich die wunderlichsten Gedanken und Arbeit mit mir selbst genug! Der wütende Röhling prügelt Lorett, um es ja nicht zu versäumen. Ich selbst befinde mich in einem komischen Zustand. Um es ehrlich zu sagen, freue ich mich fast über die Aussper­rung. Wir sind sechshundert Kameraden, das sind zwölf* hundert klobige Hände und ebensoviel lichtarme, demütig« Augen. Warum sollten es denn nicht einmal zwölfhundert wutgeballte Fäuste sein und zwölfhundert unbarmherzige Augen? In zwei Tagen geht es los. Draußen an Tag ist frühlings* weiches Wetter und als Reaktion schlechte Luft in der Grube. Besonders auf derFünften. Die vierPassen, die hier arbeiten, sind gezwungen, ab und zu auf ein Weilchen in die Hauptstrecke zu gehen, um Luft zu schnappen. So haben sich bei uns die Luftpausen eingebürgert Für uns eine Lebensnotwendigkeit, für die Aufseher aber ein Är­gernis. Eben hocken wir wieder amverkehrten Wechsel. Un­sere Lungen pfeifen wie ausgetretene Blasbälge. Rohlings Gesicht leuchtet, als brenne irgendwas hinter seiner schweißnassen Kantstirn. Denkt mal, hebt er an,was ich erlebt habe. Ich habe einen riesigen Geldhaufen bekommen. Uhu winkt unwillig ab. Nu, geträumt hab ichs. Mir ist ganz schwindlig gewor­den dabei! Also, als ich wieder so halbwegs beieinander war, bin ich schnurstracks in unsere Generaldirektion ge­gangen und habe das Werk samt den Arbeitern und de« Aktionären gekauft Ja, direkt! War auch nur ein Papp' stiel gegen meinen Haufen. Dann ließ ich mir ein Landhaus bauen. Lorett mußte dabei bis zum dritten Stock hinauf alle Ziegel allein schleppen. Wie der Mensch klein geworden ist dabei! Es wurde ein wunderschönes Haus, hohes hellen Fenstern und großen Spiegelsälen. Ums Haus herum war ein Park. Mittendurch führte eine breite, weiße Straß«-