Nr. 295 TonnerStag, 19. Dezemver 1935 Vene!' i.eden und Werk Vom Kleinbauernsohn zum Präsidenten der Republik Wie der erste Präsident der Tschechoslowa­kischen Republik, Thomas Masaryk , stammt auch der zweite Präsiden! der Republik , Dc. Eduard Benes , aus den ärmeren Volksschichten. Es ist dies ein Beweis dafür, dass die Demokratie ein sehr wohl geeignetes Prinzip der Auslese der Persön­lichkeiten ist, die zur Führung des Staates beru­fen erscheinen. Jugend und Anfänge Dr. Benes ist am 28. Mai 1884 im Orte Kozlan unweit von Rakovnik als Sohn eines kin­derreichen, kleinbäuerlichen Ehepaares zur Welt gekommen. Von seinen älteren Brüdern haben sich Väclav und Vojta, beide Lehrer, einen Na­men gemacht und insbesondere der älteste Bruder Väclav hat in Eduard Benes ' Jugendjahren in starker und günstiger Weise auf ihn eingewirkt. Schon an der Volksschule fiel der junge Benes durch seine Begabung auf, ebenso auf dem Wein­berger Gymnasium, das er später besuchte. In seiner Mittelschulzeit betrieb er eifrige Sprach­studien, so datz er kurz nach seiner Matura in der Lage war, einen Roman Zolas ins Tschechische zu übersetzen. Aber er fand auch Zeit sich dem Sport zu widmen und seinen Körper zu stählen. 1904 bezog er die Universität, wo er insbesondere Phi­losophie, Soziologie und Nationalökonomie stu­dierte, und ging dann 1906 auf Anraten Masa- ryks nach Frankreich . In Paris und Dijon oblag er fleitzig dem soziologischen und juristischen Stu­dium und wurde an der letztgenannten Universi­tät zum Doktor der Rechte promoviert. Seine Dissertation erschien unter dem TitelLe pro- bleme autrichien et la question tscheque"(Das österreichische Problem und die tschechische Frage). In dieser Schrift tritt er für eine Dezentralisie­rung des österreichischen Staates ein. Nach Prag zurückgekehrt, promovierte er an der tschechischen Universität zum Doktor der Philosophie, arbeitete an verschiedenen Revuen mit, wurde 1909 zum Professor der Nationalökonomie an der Prager Handelsakademie ernannt und habilitierte sich 1912 an der Universität für das Fach Soziologie mit einer Schrift über das Parteiwesen. - Politisch stand er in jener Zeit der realisti- schen Partei nahe, arbeitete in deren Organ Cas" mit und kam dadurch in ständige Berüh­rung mit T. G. Masarhk, der schon an der Uni­versität Benes' Lehrer gewesen war und diesen wissenschaftlich und^politisch auf das stärkste, be« einflutzt hat.' Auch auf die politische Auffassung Benes ' zu Beginn des Weltkrieges 1914 übte Masarhk den weitgehendsten Einflutz aus.'Beide sahen den Augenblick gekommen, da man für das damalige politische Endziel der Tschechen, die Er­richtung eines selbständigen tschechischen Staates, arbeiten müsie. Benes ging gleich zu Beginn des Krieges mehrere. Male ins Ausland, teils um sich zu informieren, teils um mit Masarhk, der im Dezember 1914 Oesterreich verlassen hatte, in Verbindung zu treten. Im Herbst 1915 verlieh auch Benes endgültig Oesterreich , um sich in di« Schweiz zu begeben und dort begann jene Zu« sammeimrbeit der beiden Männer, die von welt­geschichtlichem Erfolg gekrönt sein sollte. Im Weltkriege Wie ungeheuer schwierig die Arbeit jener war, die sich im Jahre 1914 entschlosien, im Ausland den Vernichtungskampf gegen Oesterreich aufzunehmen, geht daraus hervor, datz die West­staaten Frankreich und England zu Beginn des Krieges die Aufteilung Oesterreichs , welches die Voraussetzung der Verwirklichung der Ziele der tschechischen Auslandsrevolution war, nicht wünschten. Selbst Ernest Denis , der französische Freund des tschechischen Volkes, war der Ansicht, datz es für Frankreich von Bedeutung sei, wenn Oesterreich-Ungarn erhalten bleibe. Es bedurfte einer gewaltigen Arbeit, um die Sympathien der Welt für einen tschechoslowakischen Staat zu ge­winnen, und an dieser Arbeit hat neben Masa- ryk Benes den allergrötzten Anteil genommen. Dr. Benes ist vor allem in der Presse für seine Ziele eingetreten und hat eine eigene Schrift veröffentlicht»Dstruisez l' Autriche- Hongrie"(Zerstört Oesterreich -Ungarn). Er hat zahlreiche Zeitungen, Leute und Staatsmänner beeinflusst und ist mit ungeheureni Fleih und grossem Geschick seiner Arbeit oblegen. Als Gene­ralsekretär des tschechischen Nationalrats in Pa­ ris , der seit Beginn 1918 die Zentrale der tsche­chischen Auslandsarbeit geworden war, hat er eine umfassende Tätigkeit entwickelt. Mit seinem auf die Wirklichkeit ausgehenden Verstände und mit grosser Zähigkeit hat er seine Ziele verfolgt. Lange hat es gedauert, bevor die Staatsmänner der Entente für die Selbständigkeit der tschechi­schen Nation gewonnen wurden. Noch während des ganzen Jahres 1916 rechneten die führenden Staatsmänner der Ententeländer mit der Auf­rechterhaltung Oesterreich -Ungarns. Erst im Ver­laufe des Jahres 1917 wär der zähen und uner­müdlichen, keine Arbeitszeit kennenden Arbeit Masaryks und Benes ' der erste Erfolg beschie- den, und am 29. Ium 1918 gelang es, Frank­ reich vollkommen für die staatliche Selbständigkeit der tschechoslowakischen Nation und für die Auf­richtung eines tschechoslowakischen Staates zu ge­winnen, indem die französische Regierung den Pariser Nationalrat alserste Grundlage einer kommenden tschechoslowakischen Regierung'' aner­kannte. Dieser Anerkennung folgte bald die Eng­lands und der Vereinigten Staaten . So konnte am 14. Oktober 1918 die erste Regierung der Tschechoslowakischen Republik gegründet werden, in der Dr. Benes bereits das Amt eines Mini­sters des Aeuhern bekleidete. Der Zusammenbruch der Heere Deutschlands und Oesterreichs im Sep­tember und Oktober 1918 bewirkte es dann, datz der Traum der tschechischen Nation von der Er­richtung eines selbständigen Staates Wirklichkeit werden konnte. Am 28. Oktober 1918 wurde in Prag die BchechoslowakischeRepublik ausgerufen, Die Friedensverhandlüngen in ParA öie 'Anfang 1919 begannen und sich'dürch mehrere- Monate hinzogen, erforderten nochmals den Ein­satz aller Kräfte Benes's, der die neugeschaffene Republik bei den Friedensverhandlungen vertrat Am 5. März konnte er die Ansprüche der Republik , vor dem Obersten Rat vortragen und es gelang ihm, einen vollen Erfolg seiner Bemühungen da- vonzütragen. Am 2$. September 1919 kehrte er unter dem Jubel der Bevölkerung nach Prag zurück. Als Außenminister Seit der Schaffung der Tschechoslowakischen Republik hat Dr. Benes ununterbrochen das wich­tige Amt eines Ministers des Aeutzern bekleidet. Er hatte gleich zu Beginn seiner Tätigkeit, nach­dem er von Paris nach Prag zurückgekehrt war. grosse Arbeit mit der Regelung der pol­nischen Frage, da Polen auf den östlichen Teil deS bis 1918 österreichischen Schlesien An­spruch erhob. Nachdem eS gelungen war, die Grenzen der Republik auch gegen Polen sicherzu­Gesetz, betreffend... Auf die Gefahr hin, deS Landesverrates be­zichtigt zu werden, sei gesagt, dass diesen Sommer in unserem Lande sehr schlechter Wetter herrschte. Tie Gegend ist hier zwar schön auch bei Regen; Wetter, weil da der würzige Duft der föhrenbewal­deten Hügel in die Tiefe zum Dors zieht und nicht nötig hat, zur guten Luft hinaufzusteigen. Aber es ist recht schwer, sich die Zeit zu vertreiben, da würzige Luft atmen keine ausreichende Beschäfti­gung für längere Dauer ist, besonders nicht, wenn nian durch das gewohnte Kaffeehaus der Gross­stadt verdorben ist. Darum führte daS schlechte Wetter im Ver­ein mit dem notorischen Papiermangel auf dem Lande zum Entschluss, eines Sonntags alle hier­orts erhältlichen Blätter zu kaufen. Beim Lesen während der letzten drei Tage zeigte sich die Merkwürdige Tatsache, dass die hochzivilisierten Menschen der Gegenwart den einfachen Hirten des Balkans gleichen, die durch Jahrtausende eine Vorliebe für Heldenlieder bewahrt haben, worin Abenteuer zu Wasser und zu Land fernab von« gleichförmigen Hirtenleben besungen werden. Wohl heisst der moderne Held nicht Paris und raubt nicht die Frau eines Königs, damit um deren Besitz alle halbwegs bekannten Helden der Zeit ein Jahrzehnt blutig kämpfen können. Doch behandelt die Mehrzahl dieser Geschichten in den Zeitungen auch Raub, wenn auch nur Raub von Geld oder Geldeswert, dessen Zustandebringung Helden mit Brownings und englischen Namen ebenso lebhaft, nur nicht so lange beschäftigt. Tie Summe der geraubten Beträge dieses einen Sonntags iibec- stieg bei weitem den Betrag, der die endgültige Sanierung verschiedener Länder leicht ermöglicht hätte, auch wenn man davon den bei Sanierun­gen üblichen Schwund in Abzug bringt. Solche Geschichten scheinen der Wirklichkeit des modernen Lebens wenig zu entsprechen, denn Menschen, die zu dem Raub eines Perlenhalsban­des im Werte von hunderttausend Pfund in eng­ster Beziehung stehen, kann eS nicht zu hunderten an jedem Sonntag geben. Ferner leiden alle diese Geschichten an der Gleichförmigkeit, mit der ihre Helden aus einem Kerker ohne Ausgang mit Hilfe eines unerhörten Aufwandes an Geist mit Scharfsinn gemischt zu entkommen vermögen, um trotz dem Besitze der erwähnten Mischung im nächsten Augenblick schon wieder in ein ähnliches Verliess hineinzufallen. Wie man den Meisterdieb von Arizona fängt, der sich in dem Landhaus ver­birgt, daS aus drehbaren Stahlplatten besteht, so datz der Besitzer des Vexiergeheimniffes an jeder Stelle jeden Raumes ein und aus kann, während der Verfolger von den wirbelnden Stahlplatten unfehlbar getötet werden mühte, wenn nicht das zur Fortführung der Geschichte nötige Wunder promptest einträte, weih ohnehin schon jedermann in allen Ländern der Erde. Wie wenige Menschen aber wissen, wie Ge­setze Zustandekommen, in deren Gehege wir leben gleich gefährlichen Bestien in ihren Käfigen! In eine so unbekannte Sache Einblick zu gewinnen, muh doch sicherlich viel anregender sein, besonders jetzt, da in allen Staaten zur Rettung der Bür­ger die Gesetze wie Honig aus der Zentrifuge ge­schleudert werden. Nachdem jede Abteilung des Handelsmini­steriums, eS gibt dera acht« oder neunundneun« stellen» galt Benes's Bemühen der Sicherung der Existenz des Staates. Dies geschah zum Teile durch die Schaffung der Kleinen Entente , d. h. deS Bündnisses mit Jugojla- wien und Rumänien im August 1920. Die erste Pricke bestand dieses Bündnis schon 1921, als der letzte Kaiser von Oesterreich den Versuch machte, von Ungarn aus wieder zur Herrschaft zu gelan­gen. Eine gewisse Vollendung erfuhr das Bünd­nis mit Rumänien und Jugoslawien durch das sogenannte Organisationsstatut der Kleinen Entente 1933, wodurch die drei Staaten sich ver­pflichteten, nach aussen hin gemeinschaftlich aufzu­treten. 1924 schloss BeneS das Dündnismit Frankreich , mit welchem Lande unsere Repu­ blik fett jeher im engsten Einvernehmen vorgeht und wodurch gleichfalls die Existenz der Republik auhenvolitisch sichergestellt werden sollte. Aber auch zu den ehemals feind- lichen Ländern versuchte Bene§ in ein an­nehmbares Verhältnis zu kommen. Schon 1921 schloss er einen Freundschaftsvertrag mit Oester­reich und im Oktober 1924 leistete unser Staat einen Beitrag zur finanziellen Hilfe für Oester­reich im sogenannten Genier Protokoll. Ebenso hat Dr. Benes sich bemüht, jenen Verein von Staaten, der sich nach dem Weltkrieg gebildet hat, den Völkerbund, in seiner Stellung zu kräf­tigen und die Genfer Institution als Instrument des Friedens auszubauen. Dr. Benes hat regen Anteil genommen an dem Vertragswerk von Locarno im Jahre 1925, wodurch zwischen Deutschland und Frankreich eine Einigung erzielt wurde und das Deutschlands Eintritt in den Völ­kerbund zur Folas. hatte. Der Völkerbund aner­kannte die bedeutsame Arbeit von Dr. B-neS für den europäischen Frieden, indem er die Tschecho­slowakische Republik vom Jahre 1923 bis 1929 zum Mitglied des Völkerbundsrates machte und Dr. Benes im Herbst 1935 zum Vorsitzenden der Völkerbundversammlung wählte, gerade in jenet Zeit, da Europa durch den italienisch-abessinischen Konflikt von Kriegsgefahren bedroht war. Eben­so war Dr. Benes Generalberichterstatter auf der Abrüstungskonferenz. Im letzten Jahre hat Dr. Benes auch an einem anderen grossen Werk der europäischen Politik, nämlich an der Rückkehr Sowjetrutz- l a n d s in die Gesellschaft der europäischen Na­tionen mitgearbeitet. Ihm fällt ein grosses Ver­dienst an der Aufnahme der Sowjetunion in den Völkerbund im Jahre 1934 zu. 1935 schloss sich die Tschechoslowakische Republik dem französisch­russischen Bündnis an. Bene! als Politiker Dr. Benes ist ein ganz eigenartiger Politiker, hat. leine. Ptzlitikselbst. gekennzeichnet als i d« a l i ft i scheu R e a l i s m u s't, d. h. er 'betrachtet nüchtern, man kann sagen wissenschaft­lich, die politischen Ereignssse. Ihm handelt es sich vor allem um die Erfassung der wirklichen Tatsachen, freilich ohne die grossen idealen Ziele, von denen jeder Politiker getragen sein mutz, aus dem Auge zu verlieren. Diese grossen Ziele wer­den bei Benes bestimmt durch seine demokra­tische Gesinnung, d. h. durch die Auffas­sung, dass das Volk erzogen werden müsse, sich selbst zu regieren und dass die Interessen der gro­ssen Masse der Bevölkerung massgebend sein müs­sen für die Gestaltung der staatlichen, wirtschaft­lichen und gesellschaftlichen Verhältnisse. Ein anderes Mal spricht Benes von seiner politischen Methode als einemkritischen Optimis- m u 8", d. h. er übersieht niemals die Schwierig­keiten und Gefahren, in denen sich, die Menschheit heute befindet, aber er glaubt, dass' ohne Optimis­mus, ohne den Glauben an bessere Zeiten, ein Fortschritt der Menschheit nicht möglich ist. Zum Schluss sei noch ein Wort über das Verhältnis Dr. BeneS ' zu den Deutschen gesagt: zig, im Eifer für die Besserung der Wirtschafts­lage mindestens schon ein Gesetz herausgebracht hatte, abgesehen von den Novellierungen alter, sehen wir auch die Abteilung zur Wahrung der handelspolitischen Interessen der Jagdeigentümer eifrig am Werk, ihren Beitrag zur Rettung des Landes zu lieftrn. Das Konzept hiezu hatte dar Arbeitstier der Abteilung, Sekretär Finkelbach, schon vor Wochen dem Vorstand, Rat Pichelbauer, vorgelegt. Bon diesem behaupteten böse Zungen, dass seine Abteilung und damit seine Stellung weniger der Notwendigkeit ihr Dasein verdanke als dem Umstande, dass Pichelbauer als Sohn eines kinderreichen Oberförsters dank seinen Schwestern mit Abgeordneten aller Parteien ver­schwägert war.Gehässiges Geschwätz neidiger Nörgler", wird jeder gugeben müssen, der den Eifer Rat Pichelbauers bei der Umarbeitung von FinkelbachS Entwurf zu beobachten Gelegenheit hatte. Dieser Entwurf bedurfte nämlich der gründlichsten Aenderung, weil er vierzig Sätze umfasste, die klar, einfach und leicht verständlich, die Absicht des Gesetzgebers scharf und deutlich zum Ausdruck brachten. Er entsprach also durchaus nicht den allenthalben massgebenden Anforderun­gen, die auch Rat Pichelbauer an ein Gesetz zu stellen gewohnt war. Ein klares Gesetz kann jedermann verstehen und befolgen, rin schwer verständlicheSArber bietet die mannigfaltigsten Möglichkeiten des Nicht- befolgtwerdens und damit den Unterhalt für einige Beruf«, die aus der Spannung zwischen Schwerverständltbkeit der Gesetze und dem Rechte der Staatsgewalt auf deren Befolgung ihre Nah­rung ziehen. Die kranke Wirtschaft verlangt dem­nach zum Vorteil verschiedener Berufe, wie Rich­Benes ist niemals Nationalist oder gar geschwo­rener Gegner der Deutschen gewesen. Er war cs was nur wenigen bekannt ist-, der schon, im Oktober 1918 bei der Zusammenkunft der Aus- landsrevolutionäre mit den tschechischen Innen­politikern aus dem alten Oesterreich in Genf die Frage der Beteiligung der Deutscben an der Re­gierung aufgeworfen und für die Ernennung eines Deutschen zum Minister eingetreten ist. Er hat auch seither an der Verständigung zwischen Tschechen und Deutschen geatbeitet und hat sein Interesse für das Deutschtum u. a. durch zahl­reiche Vorträge bekundet, die er in deutschen Städten in deutscher Sprache gehalten hat.Es gibt keine Nationalität ohne Humanität", vielleicht ist seine Auffassung von der Liebe zur eigenen Nation und von dem Verhältnis zu anderen Völ­kern mit diesen Worten am besten gekennzeichnet. Er ist auch hier wie in den meisten anderen poli­tischen und gesellschaftlichen Fragen der be­deutendste Fortsetzer der grossen Lebensarbeit unseres er st en Prä­sidenten T. G. Masaryk . Furcht der Philippinen vor Japan (A. P.) Die PhilippinoS haben bereits heute wenig Grund, sich ihrer jungen Freiheit zu er- freuen. Wie ein schwerer Schatten liegt auf dem neuen Staatswesen die Sorge vor Japan . Man hält eS nicht für ausgeschlossen, dass die Philip­ pinen den amerikanischen Bundeskongreh ersu­chen werden, den gegenwärtigen interimistischen Zustand des Schutzes durch Amerika zu einem dauernden zu machen. Bon seiten der philippini­ schen Wirtschaftsführer ist bereits angekündigt worden, dass sie sich, falls Amerika diesem Wun­sche nicht entsprechen würde, an En g l a n d wenden würden. Der Mehrheit der Bevölkerung, so erklären sie, komme es mehr auf Sicherheit als auf politische Unabhängigkeit an. Denn die Phi -, llppinos wüssten, dass die japanische LosungAsien den Asiaten" in Wahrheit bedeute:Asien den Japanern!" Diese Stellungnahme ist um so erstaunlicher, als die philippinische Unab­hängigkeitsbewegung Jahre lang für ihre Frei­heit gekämpft hat, so datz es eine gewisse Sensa­tion darstellen würde, wenn man jetzt nach Er­reichung des Zieles abermals nicht zufrieden wäre. Im übrigen ist von amerikanischen Wirt­schaftskreisen gegen eine neue enge Bindung ein starker Widerstand zu erwarten, denn die Zucker­und Pflanzenölproduzenten sowie die Molkerei- Interessenten in USA fühlen sich durch die Kon­kurrenz der philippinischen Ausfuhr bedroht. Aehnliche Befürchtungen gegenüber Japan hegt man auf Borne o. Nicht ohne guten Gründ sind die Befestigungen'be?'niederländi­schen Oelhäfen auf Borneo , insbesondere in T a- r a k a n und B a l i k p a p a n, stark ausgebaut worden. Man kennt das japanische Interesse für das Borneo -Oe I, dessen Qualität ganz be­sonders gerühmt wird, da eS ohne. Raffinierung sofort in die Schiffsbunker gepumpt und ver­feuert werden kann. Da man in Japan berechnet hat, dass ein Teil der japanischen Flotte bereits in 14 Tagen das gesamte Rohöl verbrauchen würde, daS Japan selbst in einem Jahr erzeugt, hält man für möglich, dass im Kriegsfall« Japan vor einem Angriff auf die Oelhäfen in Nieder­ländisch-Indien nicht zurückschrecken würde. Man trägt daher dieser Gefährdung bereits Rechnung, indem man einen grossen Teil der Tätigkeit vom Osten nach dem Westen des Archipels verlegt, un­geachtet der Preisgabe riesiger Betriebsanlagen. Alle Kräfte werden daher jetzt auf dis technische Ausrüstung der Oelfelder von Palembang und Djambi aus Sumatra konzentriert, und man hat das Ausbauprogramm für Balikpapan aufgege­ben. ter, Rechtsanwälte, Gefängniswärter, von denen wieder viele andere leben, möglichst unverständ­liche Gesetze nach derselben Regel, die Nachhilfe­stunden erteilende Professoren an den Schwierig­keiten ihrer Wissenschaft und Bergführer an der Schroffheit der Gebirgspfade verdienen lässt.. Solche Berdienstmöglichkeiten hätte die Klarheit von FinkelbachS Gesetzentwurf nicht ge­boten. Doch Rat Pichelbauer hatte dessen vierzig klare Sätze in sieben zusammenzuziehen vermocht» so dass dann jeder Paragraph des neuen Gesetzes aus einer einzigen wohlverwirrten Satzperiode be­stand. In diesem wohlgefälligen Zustande wurde das Gesetz vom Parlament angenommen, wo es niemand auch nur zu lesen brauchte, da die Majo­rität auf jeden Fallfür", die Minorität ebenso unbedingtgegen" zu stimmen seit vielen Jah­ren sich gewöhnt hatte. Die Betroffenen, die das Gesetz im Amts­blatt« lasen, verstanden es nicht, hofften es nicht zu benötigen und erfuhren durch Strafverfügun­gen immer zeitgerecht, wenn dies doch der Fall gewesen war. Dann ging ein ftisch-ftöhliches Rekurieren durch alle Instanzen los, was eine fühlbare Belebung der Rechtswirtschaft mit sich brachte. Wenn der berühmte Silberstreif am Horizont immer verheissungsvoller glänzt, der Welt das Ausgehen der SonneKonjunktur" für die nächste Zeit schon seit Jahren in Aussicht stellend, so hat dazu Rat Pichelbauer nicht wenig beigetragcn durch seinGesetz", betreffend den Schutz der Jagdinteressenten durch Regelung der Aus-, Durch- und Einfuhr von toten Hasen mit, be­ziehungsweise ohne Fell". Richard Rax(Wien ).