Leite 8 /.Sozialdemokrat" Samstag, 4. Jänner 1936. Nr. 3 Agger ffeituttg Rückkehr der Roten Falken ans Rrffrlflrck. Wir geben allen Eltern; deren Kinder zu den Feiertagen in Nesselfleck gewesen sind, bekannt, daß die Kinder am Sonntag, den 3. Jänner um 4 Uhr nachmittag- ani DeniSbahnhof ankommen. Wieder vier Selbstmörder. Freitag vormittag? um 10 Uhr machte ein Liebener Gastwirt die Poli­zei aufmerksam, daß aus der Wohnung seines Freundes, des Gastwirts Josef Jabürek, den er be­suchen wollte, starker Gasgeruch dringe; beim Ein­dringen fand sie Jaburek tot am Boden liegen. Die Leiche wurde ins Institut für gerichtliche Medizin geschafft. Vormittags schoß sich in der Kanzlei einer Holleschowitzer Firma der ehemalige 34jährige Kassier Emil KvnopLsek aus Dejwitz in selbstmörde­rischer Absicht eine Kugel in di« Brust, nachdem er eben ein Telephongespräch beendet hatte. Da Ko- noptisek auch sonst häufig in die Kanzlei telephonie­ren kam, hatte man sich nicht weiter um ihn ge­kümmert. Das Mottv der Tat ist finanzielle Not­lage. Um 7 Uhr früh sprang eine bisher nicht öchergestellte etwa 45jährige Frau auS dem 4. Stockwerk eines Hauses in der PodskalskL in Holle  - schowitz in den Hof und blieb tot liegen. Sie ist mittlerer, untersetzter Figur, trug einen schwarzen Mantel mit schwarzem Pelz, blaues Kleid und schwarzen Hut. Die Leiche wurde inS Institut für gerichtliche Medizin gebracht. Donnerstag vor­mittags versuchte sich der 29jährige Arbeiter Franz Trhba in seiner Wohnung in Brevnov auS Gram darüber, daß ihn seine Frau verlassen hatte, mit einem Rasiermesser die Kehle durchzuschneiden. Aus »er Klinik Schlosser wurde jedoch nur eine leichte Verwundung festgestellt. Ein BusflugS-Sonderzug in die Hohe Tatra  wird vom 11. bis 19. Jänner zum Preise von Kc 560. mit Verpflegung und Logis in Strbske Pleso, Hotel KrivLn, oder auf dem Hrebienok, Sport-Hotel, abgefertigt werden. Anmeldungen und Jnformatto- nen im Referat für Ausflugszüge in Prag  , Basar neben dem Wilsonbahnhof, Telephon 883-35  . Motorzug-Donderfahrte« vom 4. bis 6. Jän­ner ins E r z g e b i r g e zum Preise von 160 Kk, ins R i e s e n g e b i r g e zum Preise von 140 KL. Aümst luul Wissen Sanktionen und Kunst Der italienischeRadiocorriere" berichtet: In einer kürzlich vom ttalienischen Presse- und Propagandaministerium veröffentlichtenVerlaut- barung werden die Richtlinien für die Maßnah­men angegeben, die gegen die an den Sanktionen beteiligten Staaten-auf dem Gebiete der Kunst getroffen werden sollen. Diese Verbotsbestim­mungen geltest sinngemäß auch für die Sende­folgen der italienischen Rundfunksender. Danach müssen die Theater von' ihrem Spielplan die Werke aller Dichter streichen, die den Sanktionsländern an­gehören. Eine Ausnahme bilden Shake­ speare   und Shaw. Für französische  Dichter und Autoren werden besondere Bestimmungen festgesetzt, und zwar, wie es in der Verlautbarung des Ministeriums heißt, in Anerkennung der Haltung, die die große Mehrheit der französischen   Geistesarbeiter gegenüber Italien   im gegenwärtigen Augenblick bezeugt". Eine ähnliche Regelung wird für die Opern vorgeschrieben. Alle Opern der den Sanktionsländern angehörendrn Tonsetzer werden vom Spielplan der italienischen Operntheater ge­strichen. Die Zahl der zur Aufführung gelangen­den französischen   Opern wird herabgesetzt. Aus dem Gebiete der übrigen Musik wird in gleicher Weise vorgegangen; nur von französi­scher und spanischer Symphonie- und Kammermusik wird ein bestimmter Hundertsatz freigegeben. Was jedoch leichte Musik an­belangt, so istallesverboten, was aus den Sanktionsländern stammt. Im Ein­klang mit diesen Bestimmungen wird auch die Tätigkeit der Künstler und Kapell­meister in Italien   eingeschränkt, bzw. ganz ver­boten, die einem der Sanktionsländer angehören. Arbeitervorstrllnn»Martha  ", romantisch-komische Oper, am Sonntag, dem 12. Jänner, um halb 3 Uhr nachmittags. Karten ab Donnerstag, täglich von 8 bis 2, 4 bis 6 Uhr, bei Optiker Deutsch, Koruna. SamStag Nachworstellung zugunsten des Ferialfonds! Einziges Gastspiel Felix Bressart  : Bouleboule gewinnt". Donnerstag,FigaroS Hochzett"(C 2), zum erstenmal in dieser Spielzeit. Figaro Kammer­sänger Karl August Neumann  (Staatsoper Berlin). Wochenspielplan des Reuen Deutschen   Theaters. SamstaghaD4:Kasperle reist insMär- ch e n l a n d, halb 8:SpielvomLeben undSterbendes Bauern. Gastspiel Hans Multerer mit seiner Laienspielschar. Abonnement aufgehoben. Sonntag halb 3: Jimmys Bar, Gastspiel Rosa Valetti  , 8 Uhr: Eine Nacht in Venedig  , Al. Mon­tag halb 4: K a s p e r l e reist ins M ä r- chenland, 8: II. Philharmonisches Konzert, Abonnement aufgehoben. Diens­tag 8: Das kleine Bezirksgericht, A 2. Mittwoch halb 8: G r o ß e Lieb«, Ensemble­gastspiel des Theaters in der Josefstadt  , Bl. Donnerstag halb 8: FigarosHochzeit. Gastspiel K. A. Neumann, C 2. Freitag 8 Uhr: DaSkleineBezirkSgericht,Dl. Samstag 7 Uhr: Das Land des Lächelns, Theatergemeinde der Jugend, Abonnement aufge­hoben, halb 11 Uhr: Boul«boule gewinnt, Erstaufführung, Gastspiel Bressart, Abonnement aufgehoben. Wochenspielplan der Kleinen Bühne. Samstag 8 Uhr: Annasagtnein. Sonntag 8:| Der andere Na poleon, 8: Wir wer­denbeobachtet. Montag 8: Jimmys Bar, Gastspiel Rosa Valetti.   DiesnStag 8 Uhr: I i m m Y s B a r, Gastspiel Rosa Valetti  , Bank­beamte II und freier Verkauf, Mittwoch 8 Uhr: Jimmys Bar, Gastspiel Valetti, Bankbeamte l. Donnerstag 8: Annasagtnein. Freitag 8: Wir werden beobachtet. Samstag baw 8: Die Dame mit denT ü r- k i s e n, Erstaufführung. DrrMw Koenigsmark Nach einem Roman desselben Pierre Benoit  , der für die.Schloßherrin von Lwanon" und die Moskauer Nächte" verantwortlich war, ist dieser .ftanzösische Film gedreht worden, in dun wir von der zarten Freundschaft einer deutschen   Großherzo­gin und eines jungen französischen   Professors erfah­ren, der einen historischen Liebesroman über einen gewissen Koenigsmark am Hofe von Hannover   ver­faßt, den Reffen des Großherzogs erzieht und, als der Großherzog von seinem Bruder vergiftet wor­den ist, auch noch Sherlock Holmes   spiett und die Missetat aufdeckt. Die Großherzogin ist ihm sicht­lich dankbar dafür, obwohl sie den ermordeten Ge­mahl nicht geliebt hatte, und der mörderische Bru­der will das Schloß samt Schwägerin und Professor in die Lust sprengen, was ihm aber nur unvollkom­men gelingt. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich dem drohenden Strafgericht des Kaisers durch Selbstmord zu entziehen, während die Großherzogin  (die seltsamerweise den Thron von ihren Gatten ge­erbt zu haben scheint) eine Hofdame ungestraft er­schießen darf und es sich erlauben kann, bei Ausbruch des Weltkriegs den geliebten Franzosen persönlich über die Grenze zu bringen, was für ihn schließlich den Tod auf dem Felde der Ehre zur Folge hat. Dieses mehr als absonderliche Geschichtsbild aus dem wilhelminischen Deutschland   hat das hiesige Premierenpublikum mit Recht zum Lachen gereizt. Der Regisseur Maurice Tourneur  , dem das Historische ebenso wie daS Sensattonelle mißlungen ist, ist an diesem Ergebnis mitschuldig, lind die«in wenig hilflos wirkende Hauptdarstellerin Eliffa L a n d i hat daran nichts ändern können.eis Vereinsnacfuichten AtuS Prag   ladet Sie zu dem am Samstag, den 23. Jänner 1986, unter der DeviseFahrendes V o l k" im Saale desHafiLsth düm", Prag   XII., Rimskä 45(Malä PR. opereta) stattfindenden Masken« r" au und Kostümball ein. Jeder kann anzkehen, was er hat. Musik besorgt Kapelle Papett. Im kleinen Saal Schrammelmusik. Ueber- raschungen! Beginn 20 Uhr. Eintritt 10 KL inkl. Steuer. Der tradittvnelle Angcstellttn-Ball der Orts­gruppe Prag   des All-A-Ber findet am 29. Feber (Samstag) im Heinesaal statt. Reklamatio­nen an die Ortsgruppenleitung, Prag   II., Füg- nerovo näm. 4..-> Deutsche   Bolkssinggemeinde Prag  : Dienstag, den 7. Jänner, um 7 Uhr abends Probe des Frauenchors, um 8 Uhr des gemischten Männerchors. Da wir bereits am Mittwoch bei der Jahresversammlung der Angestev- tengewerkschast mitwirken wollen, wird um vollzäh­liges Erscheinen ersucht. Mitteilungen ans dem Publikum Bei Schmerzen in den Gelenken und Gliedern wirkt Togal prompt. Auf Grund der überaus glück­lichen Zusammensetzung und der guten Erfolge, die im. Verlaufe von mehr als 20 Jahren mit Togal erzielt wurden, hat dieses Präparat allgemeine An­erkennung gefunden. In allen Apotheken. 6 filme in Prager   Lichtspielhäusern Urania  :Die Götter amüsieren sich." Adria:Sturm über dem Gran Chaco  ." A. Alfa: Koenigsmark." Fr. Avion:Seine kleine Freun­din." Temple. A. B 36 Kotva:Die ewige Maske." D. Beranek:Episode." Paula W es­sely. D. Jettij:Königin Christine." Greta Garbo  . A. Flora:Maryscha." Slow. Gaumont:Variete." Albers, Annabella. D. Hollywood  :Variete." D. Hvezda: Neues Mickey-Programm. JuliS:Einer zu viel an Bord." D. Kinema: Journale, Grotesken, Re­portagen. Halb 2 bis dreiviertel 7. Koruna: Chqrlie Chan in Paris  ." A. Lacerna:Königin Christine." Greta Garbo  . A. Metro:Die Brautschau der Ranhnka Kulich." Tsch. Olympic: Glückliche Jugend";Laurel und Hardy", A. Passage:Jc> war Jack. Mortimer." D. Radio: Die ganze Welt dreht sich um die Liebe." D. Staut:Episode." Paula Wessely  . D. Svktozor:Ich war Jack Morttmer." D. Alma: Im Schatten der Wolkenkratzer." A. Bajkal: Dubarry." Gitta Alpar  . Engl. Belvedere:Ge­brochene Herzen." K. Hepburn  . A. Beseda:Die Christi von der Post." D. Carlton:Es gab ein­mal zwei Schelme." Laurel und Hardy. A. Illusion:Episode." Paula Wessely  . D. Lid» II:Mazurka." Pola Negri  , Regie: Willy Forst  . D. Maceöka:Episode." Paula Wes­ sely  . D. Roxy:Episode." D. U Bejvodu: Nacht der Liebe." Grace Moore  . A. Bald«!: Maryscha." Slow. Beletrhy:Episode." Paula Wessely  . D, Urania-Kino, Klimenisha 4. Fernsprecher 61628. Hermann Leopoldi  Betja Milskaja, Klavierhumoristen Dazu:Amphitryon". Der Riugkanrpf mit den Bären Bon Manfred Amon Das Zirkuszelt stand am Beginn der Buden­reihe des Jahrmarktes. Ende August wird in der Stqdt Zagreb   der größte Jahrmarkt des Jahres abgehalten. Auf dem gibt es nicht nur Kappen-, Stiefel-, Geschirr- und Stoffhändler, sondern auch Schießbuden, Schnellphotographen und Wanderzirkusse. Der ganze Markt besteht aus zwei Budenzeilen. In der einen Reihe stehen die Zelte der Händler, in der anderen die Zelle der Zagreber   Wirte. Hier kann man Wein und Bier trinken und Lammbraten dazu essen. Hinter den Wirtszelten flammen die Feuerstellen. Auf Spie­ßen drehen sich Lämmer und Ferkel. Neben den offenen Feuerstellen weiden schafsdämlich die schon bestimmten nächsten Opfer: Wer zu den Buden der fahrenden Leute kommen will, muß an den Zigeunern vorbei. Eine kleine Zigeunerin will unbedingt aus den Karten die Zukunft weissagen. Sie ist auch durch eine kleine Geldgabe nicht davon abzubringen. Die Kleine ist /ine gutmütige Wahrsagerin, ein junger Mann ist jedenfalls von ihren Prophe­zeiungen sehr befriedigt. -Unter den Zigeunern gibt es recht wesent­liche Unterschiede. Der große Jahrmarkt wird auch von den Zigeunern aus dem Murgebiet be­sucht. Eben dort, wo die Stratosphärenflieger im Borjahre niedergegangen sind, leben diese Men­schen. Sie haben in unseren Tagen, in denen die Menschheit die Stratosphäre zu erobern beginnt, die Kulturstufe der Steinzeit noch nicht überwun- den. Sie wohnen in Erdhöhlen und kleiden sich in schmutzige Lumpen. Während, sich die Frauen anderer Zigeunerhorden reich schmücken und rot­bunte Kleider bevorzugen, ist an ihren Frauen nicht das winzigste Schmuckstück und nicht ein Fleckchen Farbe zu bemerken. Die Männer tragen ihr Haar lang. Ein Teil fällt ihnen frei auf die Schultern, ein Teil ist in kleine Zöpfchen gefloch­ten. Untereinander verständigen fich diese sonder­baren Leute in einer eigenen Sprache. Sie kom­men auf den Markt, nicht um zu betteln, sondern um die Erzeugnisse ihres Fleißes, Teigtroge aus Pappelhölz, zu verkaufen. Der Zirkus besteht aus einem Stück Zell­leinwand, das mtt Hilfe von Stangen einen klei ­nen, unebenen, mit spärlichem Grase bestandenen Erdfleck einschließt. Eine Reihe im Kreise aufgestellter Bänke kann von den zuerst gekommenen Besuchern be­nützt werden. Zuschauerraum und Arena sind durch nichts voneinander getrennt. Darum hocken auch einige Kinder vor den Bänken, also dort, wo eigentlich bereits die Arena beginnt. Zwei Ecken des unüberdachten Zirkus find bemerkenswert. Die eine ist durch ein schiefgespanntes Stück Zell­leinen in eine primitive Garderobe verwandelt. In der anderen Ecke lagern, mit Ketten an einen Pflock gebunden, zwei braune Bären. Drei Män­ner mit Bauchläden, die sich unter dem Publikum befinden, erwiesen sich recht nützlich. Sie haben unter ihrem Kram auch einige Handspiegel. Bor denen ordnen die jungen Künstlerinnen vor ihrem Auftreten ihr wenig frisiertes Haar. Nachdem jeder Zuschauer einen Dinar auf einen Teller gelegt hat, beginnt die Borstellung. Auf einem ebenso schmutzigen, wie zerfetzten Teppich zeigt ein kleines Mädchen recht beachtliche gymnastische Kunststücke. Es kann Spagat machen, die Kniekehle mit dem Genick in direkte Verbin­dung bringen, mit den Fußsohlen den Hinterkopf berühren, läßt also an Gelenkigkeit nichts zu wünschen übrig. Nur sieht es leider recht unge­pflegt aus und die ganze Vorführung erregt jenes peinliche Gefühl, das sich immer einstellt, wenn Kinder zu Leistungen mißbraucht werden, die ihrem Alter und ihren Kräften nicht entspre­chen. Nach dem kleinen Mädchen kommt ein etwa dreizehn Jahre alter Knabe auf den Teppich. Auch er erweist sich als ein gelenkiger Gymnastiker. Großen Aerger läßt er merken, als der Höhepunkt seiner Leistungen, ein Salto von der Hand eines erwachsenen Helfers nach rückwärts, durch einen drolligen Zwischenfall um seine Wirkung gebracht wird. Gerade als der Junge auf der Hand steht und eben im Begriffe ist,' sich abzustoßen, läuft ein kleinwinziges, vielleicht zweijähriges Kind­chen über den Teppich. Das hat zur Folge, daß der Junge abgelenkt wird, schief und fehl springt. Der Junge schimpft, das Publikum lacht und der Menschenfrosch steht da und betrachtet ohne Ver­ständnis den geärgerten Knaben. Es zeigt sich, daß der Störenfried das jüngste Zirkuskind ist. Zu klein noch, um sich zu produzieren, versteht eS doch auch schon einen Effekt hervorzurufen. Der Knabe wird abgelöst von seiner Schwester und löst diese ab. Das ist so. Kaum hatte die Vor-' stellung begonnen, stellte schon ein Fruchteisver­käufer seinen Karren in die Leinwandumfriedung. Mit seinem Vanille-, Himbeer- und Zitroneneis konnte er ganz gut die Anforderungen befriedigen, die von Publikum und Künstlerschast hier an ein Buffet gestellt werden. Also ergab es sich, daß be­sonders die jugendlichen Artisten das Zeichen zum Auftreten neben dem Karren des Fruchteisver­käufers erwarteten und nach ihrer Arbeit sich wieder zu diesem zurückbegaben. Darum tritt jetzt auch eine Pause ein, denn die nächste Vorführung bedurfte einer Vorbereitung, die, der Fruchteis­mann war schuld daran, noch nicht getroffen wor­den war. Glücklicherweise ist hier niemand unge­duldig. Das Publikum verfügt ebenso über ge­nügend Zeit wie die Artisten, die ihre Kunst nach dem säumigen Mädchen zeigen werden. Endlich ist es da. Es hat über sein Kostüm vielfach eine Kette geschlungen und produziert fich nun als Entfeßlungskünstlerin. Die Fesselung ist recht locker, das kann man deutllch sehen. Aber keinem Menschen fiele es ein, zu protestieren. Hier gibt man nicht grobe Realüät. Die Kostüme sind arm und ohne Flitter, die Leistungen nicht sensationell. Biel   bleibt der Phantasie des Publikums über­lassen. Und die Zuschauer, die sich für den Dinar, den sie in den Sammelteller fallen ließen, unbe­dingt auch freuen wollen» bringen Phantasie genug mit. Sie machen es so, wie Kinder es bei ihren Spielen treiben, die aus einem Stück Holz eine Puppe und aus dieser primitiven Symbol­puppe ein zu betreuendes Kind phantasieren. Darum wird die Enffeffelungstünstlerin auch nicht verhöhnt. Später kommt sie mtt ihrer Schwester wieder, um einen Hopak zu tanzen. Bei dieser Gelegenheit wird sie mit Beifall begrüßt. Dieser Beifall wird ihr, der nun schon Bekannten, als Gruß gegeben. Er gift ihrer Person und nicht ihrer Leistung. Nach dem Hopak wird Theater gespielt. Das geschieht auf die primitivste Art der Welt. Für den kurzen Sketsch, der da aufgeführt wird, braucht man keine Ausstattung. Drei Personen stellen den Vorgang dar. Eine ältere Frau, der die Vorderzähne fehlen, tritt in Zivil auf. Diese Frau ist die Inhaberin des ganzen Unternehmens und wohl die Mutter der jungen Arttstin. Ihr Partner im Spiel, wie im Leben, ist ein magerer Mann, der die traditionelle Maske des Hans­wurstes trägt. Als 3. Person im Spiel wirkt eine der jungen Tänzerin, en von vorhin mit. Der Text des Stückes ist einfach genug. Der August soll sich irgendwohin begeben. Aber auf dem Wege findet er das Mädchen, das ihm schweigend den Weg verstellt und nicht weichen will. Nun gibt es komische Beratungen zwischen dem dummen August und der Frau. In drei Sprachen, serbo­kroatisch, ungarisch und deutsch  , versucht der Hanswurst dem Mädchen begreiflich zu machen, daß es aus dem Wege gehen muß. Natürlich hat er keinen Erfolg und selbstverständlich erhätt er schließlich von allen Partnern Ohrfeigen. Wie alle derartigen Szenen ist auch diese auf nichts als auf die Leistung der Darsteller gestellt. Das Publikum findet die Darstellung ausgezeichnet. Es gibt seine Zufriedenheit durch ein recht kräf­tiges Gelächter zu erkennen. Vielleicht ist der Scherz uralt, vielleicht haben über diese Szene schon im Altertum und im Mittelalter Menschen gelacht. Nach dem humoristischen Spiel kommt der dramatische Höhepunkt der ganzen Vorstellung. Beherzte Männer aus dem Publikum können ihre Kraft an einem der beiden Bären erproben. Sie dürfen mit Meister Petz ringen.. Findet sich jm Publikum kein freiwilliger Gladiator, dann führt der hübsche, schwarze Zigeuner» der die Bären be­treut, den Kampf selbst vor. Heute ist das nicht nötig. Ein mittelgroßer Mensch tritt in den Kreis, legt Jacke und Hemd ab und erhält einen alten Rock und eine graue Sportmütze. Damit angetan, wird er dem Bären gegenübergestellt. Natürlich ist dafür gesorgt, daß der Kampf nicht bös aus­gehen kann. Der Bär trägt einen ledernen Maul­korb, kann also nicht beißen. Auch trägt das arme Tier einen Ring in der Rase. Jm schlimmsten Fall genügt ein Ruck an der Kette, die vom Ringe hängt, um ihn wieder gefügig zu machen. Der Bär richtet sich auf. Vorhin schien er klein, nun zeigt es sich, daß er so groß ist wie ein Mann. Er brummt, vielleicht ist er gereizt, vielleicht aber hat man ihm beigebracht, daß er vor dem Kampf zu brummen hat. Nun beginnt zwischen dem Manne und dem halb gefesselten Tier eine Bal­gerei. Der Ausgang wäre nicht zweifelhaft, wenn der Bär sich frei bewegen könnte. Aber auch so scheint es, daß er dem Menschen zu schaffen macht. Es gelingt ihm jedenfalls, dem Gegner die Mütze vom Kopfe zu nehmen. Aber da erfaßt der Mann die Riemen, die vom Maulkorbe des Bären zum Hinterkopf gehen. Ruck und Zug, der Bär geht zu Boden. Damit ist die Vorstellung aus. Das Publikum drängt zu den Schießbuden. Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post monatlich KC 16.. vierteljährig KL 48.. halbjährig KL 96.. ganzjährig KL 192.. Jnirrate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß  . Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. Die Zeitungsfrankatur wurde von der Post« und Tele- graphendirektion mit Erlaß Nr. 13.800/VII/1930 bewilligt. Druckerei:.Orbis". Druck«. Verlags- und Zeüunas-A.-G.. Prag  .