Sosialdemokra
ZENTRALORGAN
DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK
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16. Jahrgang
MOTED TO
Dienstag, 7. Jänner 1936
Neue Rettungsanker für Mussolini
Papst und Könige in Aktion
Die Rolle Leopolds III. Und wieder Laval!
Während die italienische Heeresleitung ans scheinend an einem großen Versuch arbeitet, der noch vor Beginn der Regenzeit zugleich mit einem vollwertigen Faustpfand eine Operationsbasis für den eventuellen Herbstfeldzug in die Hand der Staliener bringen soll, wird von den Freunden Mussolinis nichts unversucht gelassen, ihm einen diplomatischen Sieg zu sichern, ehe noch die Regenzeit, weitere militärische Mißerfolge oder das Einsetzen verschärfter Sanktionen seinem AfrikaTraum ein Ende bereiten.
Die Stimmung in Italien hat sich allen Bes richten zufolge seit den unverkennbaren militä rischen Mißerfolgen um die Dezembermitte und dem Sturze Sir Samuel Hoares bedeutend ver
schlechtert. Besonders auffällig ist es aber, daß in den letzten Tagen die Preise sehr friedfertig geworden ist soweit man diesen Ausdruck auf faschistische Zeitungen überhaupt anwenden kann. Der Ton gegen England ist gemäs Bigt, die Forderungen werden nicht mehr so maßLos hoch gespannt wie noch in der Besprechung des Laval- Hoare- Planes, und die Durchhaltephrasen werden auch in gedämpfter Ausgabe geliefert. Die ersten Folgen der Sanktionen, der Goldmangel, die blutigen VerI u ste des Krieges, die nachgerade nicht mehr zu verheimlichen sind, das Ausbleiben der erhofften großen Siege, tun ihre Wirkung.
Man darf nicht vergessen, daß der afrikas nische Krieg, trop seines merkwürdigen Charakters ohne große Schlachten, bisher schon einen schweren Ader la ß für Italien bedeutet. Man darf sich freilich nicht an die offiziellen Verlustlisten der italienischen Heeresleitung halten, die in schamloser Weise lügen. Die einzige berläßliche Angabe bietet bisher der Ausweis der Suez Kanalgesellschaft.
Diese hat in der Zeit vom 25. Juni bis zum 25. Dezember 1935 in der Richtung gegen Erytrea
24 6.3 61 Mann Solbaten un b
Arbeiter
befördert, in der Gegenrichtung aber 35.6 97 Verwundete und Krante das sind von der erstgenannten Zahl gerechnet 14.5 Prozent.
zurückgehen, und wohl auch der größte Teil ber kranken oder verwundeten Askari, die der zivilifierte“ Italiener zweifellos in Ort und
Stelle verkommen läßt.
Man wird also faktisch mit wenigstens 50.000 franken und verwundeten Italienern und einer schwer zu schäßenden Zahl verwundeter und kranker Askaris bis Jahresende rechnen müssen. Dieser Zahl dürften aber wenigstens 3000 bis 5000 Tote entsprechen.
Man kann sich schon vorstellen, daß diese Verluste auch von einer an Kopfzahl großen Nation empfindlich gespürt werden und daß sie die Begeisterung für einen größeren Krieg abdämpfen und eindämmen.
Verhandlungsbereit?
Auf diese Wandlungen scheint es zurüdzus führen zu sein, daß Italien verhandlungsbereit wird. Wieweit Mussolini selbst es ist, wieweit er von stärkeren Sträften, etwa von der Generalität, gedrängt wird, ist eine andere Frage. Auffällig war schon seine Aeuße rung, daß Italien für das Scheitern des LavalHoare- Planes nicht verantwortlich sei, da man seine Antwort gar nicht abgefvartet habe.
Neuerdings verlautet, daß Italien wahr scheinlich sehr froh wäre, wenn es auf der Basis das Laval- Hoare- Angebotes verhandeln könnte. Wahrscheinlich würde es sich sogar mit weniger zufrieden geben. Seine Aussichten für den weiteren Feldzug sind nicht besonders günstig.
Selbst wenn es Baboglio gelingt, durch den angeblich geplanten Gewaltstoß der Südarmee die Provinz Sidamo in seine Hand zu bringen und dieses fruchtbare und Klimatisch günstige Gebiet, das jedenfalls besser ist als die Ogaden, während der Regenzeit besetzt und in dauernder Verbindung mit den Somalihäfen zu halten, wird bie Position dieser italienischen Armee durch viele Monate sehr schwierig sein und bei Beginn des Herbstfeldzuges wird sie nicht nur mit dem Feind
von 1935, sondern mit einem wesentlich besser
ausgerüsteten zu kämpfen haben.
Badoglio und die Armee würden also zwei fellsohne einen raschen Frieden jeder Fortsetzung des Krieges vorziehen.
Auf einen raschen Frieden drängt aber augenscheinlich auch die Krone, drängen gewisse Streise der Finanzwelt und drängt vor allem die Stir ch e.
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Nr. 5
Wiedergeburt und Neubeginnen
Zum Parteitag des BdL
In gleicher Richtung wie der König der Bele gier soll der Papst arbeiten. Daß die Kirche keine Entwicklung wünscht, die zu einem großen euroAm 19. Mai 1935 sind die bürgerlichen päischen Krieg, zu einer Niederlage Italiens und wahrscheinlich zu einer Revolution in Italien , Parteien des Sudetendeutschtums von der Attade mindestens zur Herstellung einer stark freimaus der SdP in einem Maße niedergeritten worden, rerischen liberalen Republik führen könnte, ist daß in weiten Kreiſen der Eindruck entstand, es berständlich. So wenig sympathisch dem Vatikan gebe im Sudetendeutschtum nur noch die eine manche Züge Mussolinis sein mögen, so sehr der große totalitäre Bürgerpartei und neben ihr eine Papit zu Striegsbeginn wahrscheinlich eine Erledi- beträchtlich fleinere marristische Opposition. Was gung Mussolinis durch seine konservativen Gegner dazwischen liegt, könnten nur noch Trümmer sein, begrüßt hätte, so gefährlich dürfte ihm im jetzigen die in absehbarer Zeit verschwinden würden. Noch Augenblick ein Sturz Mussolinis und eine Ent- in ihren letzten Stundgebungen und Pressepole= wicklung nach links erscheinen. Man darf nicht ver- miken hält die SdP an der anspruchsvollen Deugeffen, daß ein Krieg im Mittelmeer wahrscheinlich tung fest, sie sei die Partei des sudetendeutschen Veltes schlechthin. die französische Linke ans Ruder bringen, Frankreich radikalisieren und nahe an den Daß dem feineswegs so ist, heute nicht mehr Rand einer jakobinischen Diktatur führen, die so ist, hat der Parteitag des Bundes der Landwirte doch wohl in anschaulicher Zusammenarbeit der Westmächte der vielleicht auch Kraft erwiesen. Nachdem sich schon die ChristlichSowjetunion vertiefen, Spanien aufs neue in die revolutionäre Front sozialen besonnen, zum Widerstand aufgerafft einreiben würde. Möglicherweise fürchtet der und durch einen Wechsel in der Parteiführung nach, außen und innen die Absicht zu einer selb Vatikan auch für Mitteleuropa . standigen und eindeutigen Politik dargetan haben, beweisen die Kundgebungen sowohl des Ministers
mit
Seine Politik läuft darum zweifelsohne auf die Herbeiführung eines raschen Friedens hinaus, bei dem Mussolini nicht zuviel an Prestige verliert, aber vielleicht gerade genug, um gegen eine Einschränkung feiner Macht durch die erstarkende Krone und die Kirche nichts unternehmen zu können. In der Richtung eines raschen Friedens, der zugleich eine kleine, nach außen kaum merkbare Demütigung Mussolinis sein könnte, arbeiten augenscheinlich Pius XI. , der Stronpring Umberto, die katholischen Kreise Frankreichs und Belgiens , Leopold III. und gewisse britische Kreise.
pina als auch des neuen Partei- Obmanns des BdL, Gustav Hacker , darüber hinaus aber der ganze Geist, von dem der Parteitag getragen war, und die eindrucksvolle Stärke der Delegationen aus allen Landgebieten, daß die alte Bauernpartei des Sudetendeutschtums entschlossen ist, den Kampf gegen die Totalitätsbes strebungen Henleins wieder aufzunehmen, und daß sie sich träftig genug fühlt, diesen Kampf durchzuhalten bis zu dem Punkte, an dem das Versagen der Henleinschen Gesamt- Konzeption weiteren Streifen des Landvolks offenbar werden muß. Der Aufstieg der SdP und der Niedergang der alten bürgerlichen Standes- und Weltanschauungsparteien war durch ebendiese selbst Herr Laval, durch die letzte Abstimmung mit zum großen Tei verschuldet worden. Nicht nur 20 Stimmen Mehrheit für drei Wochen Regent die tätige Hilfe gerade etiva Minister Spinas und von Frankreich , nützt die Frist und soll schon anderer bürgerlicher Politiker, mehr noch der lähwieder einen Planfertig haben. Er will mende Geist der Kapitulation, von sich diesmal zuerst der Zustimmung Mussolinis ver- dent sich angesichts der Hitlerei und des Volksfichern und dem Völkerbundrat dann mit dem Plan gemeinschaftsrummels die alten Parteien ansteks aufwarten, um eventuell mit der Zustimmung fen ließen, haben zwischen 1933 und 1935Genfs vor die Kammer treten und sich ein neues neben der gefährlichen Haltung verantwortlicher Vertrauensvotum holen zu können.
Daß bei solchem Spiel Pierre Laval nicht fehlen darf, versteht sich am Rande dieser Betrachtung.
Auf keinen Fall will Laval die Delianttion ristieren, die seinem Freund Mussolini den Todesstoß versezen würde. E den ist durch die Haltung Lavals genötigt, in Genf eine zurückhaltende Politik zu verfolgen. Die Entscheidung über die Delsanktion, über den Friedens plan, über Mussolini , Laval und Eden wird aber Franklin Roosevelt
tschechischer Kreise das meiste dazu beigetragen, daß Henlein über das Maß der Erfolge hinausgelangte, die man ihm nach der Auflösung der
alten nationalen Parteien als deren Erben und Stronwächter von Haus aus vorhersagen konnte. Spät, aber doch wohl nicht zu spät, sind sich die verantwortlichen Menschen in den bürgerlichen Parteien darüber klar geworden, daß sie nicht, wie sie es wohl erhofft hatten, die To tengräber des Marrismus, sondern die ihrer eige
Nun waren freilich schon vor dem 25. Juni italienische Truppen nach Erytrea und Somalis land abgegangen. Die Zahl der rückbeförderten fällen. Wie zu Beginn des Jahres 1917 spielt auch nen Parteien zu werden drohten, daß sie aber Verwundeten wird, auf diese berechnet, vielleicht heute der Präsident der USA eine welthistorische auch der Nation, der sie zu dienen meinten, einen nur 12 Prozent betragen. Andererseits sind in Leopold III. als Vermittler Rolle. Wie damals Wilson wird heute Roose- wahren Bärendienst erwiesen hatten. diesen Ziffern noch die Opfer der Schlachten von. velt durch widerstreitende Motive geleitet: Ethif Der deutsche Katholizismus Mitte Dezember nicht enthalten, die In einer recht merkwürdigen Rolle erscheint und Geschäft. Rücksicht auf Sympathien und des Staates, die deutschen Bauern der doch die blutigsten und überhaupt die einzigen dabei der König Leopold III. von Belgien , dessen Antipathien seiner Mitbürger und Wähler, welt- Tschechoslowakei, die deutschen Gewerbes großen Kämpfe des bisherigen Feldzuges waren! Schwester Maria José mit dem italienischen geschichtliche Erwägungen, durchkreuzen einander treiben den, haben kein Interesse daran, Man muß aber auch ins Kalkül ziehen, daß Kronprinzen Umberto verheiratet und niemand vermag nach Roosevelts vieldeutiger sich durch eine Katastrophenpolitik, die nach Berlin unter den 35.697 zurückbeförderten Kranken und ist. Leopold III. soll sich seit Wochen als Vermitt- Rede froß ihrer Spitze gegen die Diftatoren heute schielt und von Berlin ihre Rettung erhofft, wie sie Verwundeten sicher nicht enthalten sind: ler im Dienste Italiens betätigen und an dem zu sagen, wie der Mann entscheiden wird, der von dort auch ihre Orders erhält, im Staate isodie schwersten& ä II e, die nach mehrwö- Zustandekommen des Laval- Hoare- Planes beteis mächtiger als alle Könige und Bischöfe und Difchiger Behandlung in der Etappe in die Front ligt gewesen sein. Er ist im Dezember 3 we itatoren und doch gefesselt ist durch die Aussicht auf malin London gewesen angeblich um die kommende Präsidentenwahl! einen Arzt zu fonsultieren faktisch, wie es ſcheint, um englische Politiker und um seine englischen Verwandten( Leopold ist ja Koburger wie die britische Königsfamilie auch, die sich allerdings im Kriege in Haus Windsor umbenannt hat) zu besuchen und für Italien günstig zu stimmen.
Angst vor dem Ende
und Walter Brand für die Sudetendeutschen todlichen Obstruktion verurteilen zu Zum Falle des Redakteurs Maixner lassen. Sie merkten bald nach dem 19. Mai 1935, daß Henlein sie und die Nation, soweit sie ihm Zu unserem am 2. III. 1935 unter der Paris . Bedeutende Aufmerksamkeit in der gefolgt, auf diesen Weg führen muß. Sie wurden Ueberschrift..Faschistische Internationale in AfPariser Presse hat ein Artikel im Organ des ernüchtert und zogen einige Konsequenzen aus tion. Einheitsfront Adolf Borstendörfer Miloš Linksflügels der faschistischen Partei" Regime ihrer Erkenntnis. Die Schwenkung der Christ Mairner" veröffentlichten Artikel konstatieren Einigermaßen rätselhaft ist dabei freilich die Fascista" hervorgerufen, der sich für eine be lich sozialen, die fürzlich erfolgte bemer wir, daß unsere Nachricht, als ob Herr Miloš Frage, wie sich in einem parlamentarisch regier- chleunigte Regelung des it as fenswerte Stellungnahme der GewerbeparMairher mit dem reichsdeutschen Publizisten ten Lande wie England der königliche Einfluß lienisch abeffinischen Konflittes tei Stenzle, nunmehr die Erklärungen Spinas Adolf Borstendörfer zusammengearbeitet hätte, überhaupt so stark geltend machen kann. Der Ein- ausspricht. Das Blatt schreibt, das entscheidende und Hackers, die von anderthalb tausend Bauern auf falschen Informationen beruht hat und daß fluß des Königs hat ja auch, wenn er überhaupt Wort in den Versöhnungsversuchen sollte der und Bauernvertretern also doch wohl nachder Redakteur Miloš Maigner auch schon im vorhanden war, nicht ausgereicht, um Hoare zu Völkerbund führen. Dieser Standpunkt wird als weisbar und zweifelsfrei gut deutschen und bos Sommer dieses Jahres vom Straffreisgericht in balten und den Plan gegen die öffentliche Meis fumptomatisch für die Wendung gehalten, die sich denständigen Menschen zustimmend aufgenom Prag von der gegen ihn erhobenen Klage frei- nung durchzusetzen. m der italienischen Oeffentlichkeit bemerkbar zu men wurden, erweisen den Anbruch der gesprochen worden ist. Verständlicher wäre ein Drud hoher machen beginnt. Der Berichterstatter des„ Paris Henleindämmerung im fatholischen, firchlicher Kreise auf die belgische Midi" schreibt, einflußreichen ausländischen Kleinbürgerlichen und bäuerlichen Lager. Regierung und eine diplomatische Vermittlung Stimmen sei es gelungen, die führenden ita- Es wird nicht nur für diese Varteien, deren Leopolds III. im Einvernehmen mit seinem Pre- lienischen Regierungsfaktoren darauf aufmerksam Schicksal am Ende ihre eigene Sache ist, sondern mierminister Van Reeland. Hier beginnt eine zu machen, daß die Bombardierung des schwe- fir die Massen des sudetendeutschen . Ifes von Wir führen hiemit unser Referat auf das große Aufgabe für unfere belgidischen Feldlazaretts im Auslande einstimmig großer Bedeutung sein, ob die wiedererstarkenden richtige Maß zurück. schen Genossen: die Ansätze einer Stabi- verurteilt worden ist. Gruppen der bürgerlichen Mitte an' item Bora
Auf Grund des durchneführten Gerichtsverfahrens teilen wir mit, daß Herr Miloš Mairner feine staatsfeindliche oder unehrenhafte Handlung begangen hat.
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