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gründlich abgewirtschaftet. Selbst die jüngeren Mitglieder der herrschenden Partei sprechen ziem lich offen von der Notwendigkeit, das Führer­prinzip" wieder durch mehr demokratische Grund­fäße abzulösen. Auch der Präsident hat wieder­holt eine neue Verfassung mit Voltsvertretung bersprochen, scheut aber offenbar immer wieder bor der Durchführung irgendeiner Art von Volks­befragung zurück, da Bauern und Arbeiter in die fem Lande gleich schwer unter der Wirtschafts­frise leiden und die Oppositionsparteien, obwohl berboten, daher viel mehr Anhang haben als die jetzigen Machthaber. Wäre nicht der außenpolis tische Druck Deutschlands   im Memelgebiet   und der Gegensatz zu Polen   in der Wilna  - Frage, so würden die schhiveren Bauernunruhen der letzten Monate wohl bereits zu einer Aenderung des Regimes geführt haben.

Die kurz vor dem Tode des Marschalls Pil­ sudski   in Kraft gesetzte neue polnische Ver­fassung war der erste Versuch eines staatsrecht­lichen Kompromisses zwischen Militärherrschaft und Volkswillen. Das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht zum Sejm, das sie vor­sah, wurde aber nach dem Tode des Heerführers von seinen Erben sofort durch eine undemokra­tische Wahlordnung verfälscht. Das Kabinett, welches die politische Entwicklung auf diese Weise

zurückzudrehen versuchte, erntete bei den Wahlen den verdienten Lohn in der Form eines Stimm­boykotts der Volksmehrheit und mußte zurücktre­ten. Die jegige Regierung versucht wieder um einen Grad demokratischere Methoden. Aber sie hat es doch nicht gewagt, ihre große Neujahrs­amnestie auch auf die politischen Emigranten der Linksparteien, den ehemaligen Bauernminister

Freitag, 10. Jänner 1936

Wahlmanieren cines agrarischen

Ein interessanter Presseprozeß in Prag Prag  

. Die Persönlichkeit und das Wirken des tschechischagrarischen Abg. Chloupek ist zuletzt anläßlich des Streiks in der Waffenfabrik Baneček in einer Weise in Erscheinung getreten, die schärfste Kritik auslöste. Es ist noch in frischer Erinnerung, welche traurige Rolle die von ihm gegründete, unter agrarischer Flagge segelnde Gewerkschaft" in diesem Abwehrkampf det Janečekarbeiter gespielt hat. Der Versuch ge­wisser Fattoren der Agrarpartei, durch Gründung einer grünen Gewerkschaft" einen Keil in die organisierte Industriearbeiterschaft zu treiben, ist freilich nicht geglückt, obwohl man es nicht an den verschiedensten Versuchen fehlen ließ.

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Besagter Herr Abg. Chloupek hat nun sei­nerzeit eine Presseflage gegen den verantwort lichen Redakteur unseres Bruderblattes, Právo Lidu" eingebracht. Beleidigt fühlte sich Abg. Chloupek durch einen Artikel, der anfangs April unter dem Titel 28ahlmanieren des Abg. Chloupe t" erschienen war. In dem inkriminierten Artikel wurde darauf hingewiesen,

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daß Abg. Chloupet bei dem Ende März in Fries det mistet ausgebrochenen Streik den dor tigen Textilarbeitern in den Rücken gefallen sei, indem er behauptete, er sei vom Chef der Re­gierung und vom Innenminister bevollmächtigt. Weiter hieß es, ein solches Vorgehen sei bedenk lich, eine solche Köpenickiade gereiche der Republik  nicht zur Ehre und sei auch durch die Wahlagita­

tion nicht zu rechtfertigen.

Abgeordneten

Chloupek die Informationen zu erteilen, um die er mich ersucht hatte.

Darauf erividerte mir Abg. Chloupek, daß sie, statt Sekretäre zu entsenden, selbst hierher gekommen seien und daher mit den Industriel­Ten sprechen wollen. Ich sagte, ich würde es den Herren ausrichten, daß ich aber bezweifle, ob sie der Aufforderung nachkommen würden.

Abg. Chloupek sagte, es gehe um keine private Angelegenheit und daß sie in der Zeit vor den Wahlen feinen Streit dulden würden. Er sagte wörtlich: Wir( d. i. die Republikanische Partei  ) hatten in Königgräß eine Versamm­lung und bei dieser sagte mir der Herr Innenminister:" Geh nach Mist et Ordnung machen!"

Parlamentarische Kontrolle der Giftgas- Fabrik

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Nr. 8

Der Zeuge Dr. Veigel ging hierauf in seine Kanzlei und meldete den Inhalt der Erklärungen Chloupeks telephonisch dem Vorsißenden der Sets tion, Hans EIzer, und dem Sekretär des Nord­mährisch- schlesischen Industriellenverbandes Franz Kučera in Witkowib.

" Der Sektionsvorsitzende Elzer berief so­fort eine Situng der Industriellen, auf wel cher der Beschluß gefaßt wurde, daß der Vor­sitzende in Begleitung eines weiteren Herrn und des Sekretäre sich zur Bezirksbehörde be­geben sollten, um mit den Herren Abgeordneten Rücksprache zu nehmen.

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Ich hatte den Eindruck und ebenso auch die beteiligten Industriellen so schließt das interessante Zeugenprotokoll daß Abg. Chloupek als Vertreter der Regie rung entfendet worden sei, um in Angelegenheit des erwähnten Streits zu ver handeln."

Das Gericht vertagte die Verhandlung zweds persönlicher Ladung der im Protokoll Dr. Veigels namhaft gemachten Zeugen. rb.

Die Kompetenz in Militär­angelegenheiten

Der parlamentarische Aus­Im Zusammenhang mit den Angriffen, die Winister Machnik wegen der von ihm ver­chuß der Ersparungs- und Konfügten Errichtung einer Militärkanzlei im Vertei trollkommission hat, laut amtlicher digungsministerium, wegen der Umbenennung der Meldung, beschlossen, bei der Ueberprüfung des Kavallerieregimenter in Dragonerregimenter und Vertrages über die Vergebung von Gasmasken durch die Militärverwaltung an die Firma Fatra in Napajedl   die Erzeugung, die Verläßlichkeit und Sicherheit der Masten am Orte der Erzeugung zu besichtigen.

wegen des Verbots des Tragens von Zivilanzügen bei Militärgagisten bis zu 35 Jahren gerichtet werden, wird in der tschechischen Breſſe die Frage Witos   und den um das Land hochverdienten so­der Kompetenz des Verteidigungsministers er­zialistischen Führer Dr. Hermann Liebermann, Genosse Kondelta als verantwortlicher Re­örtert. Der Oberkommandant der tschechoslowati­auszudehnen. Ein Teil der Regierungspresse gibt dakteur bot den Wahrheitsbeweis an. Gestern schen Armee ist nach der Verfassung der Präsident die Reformbedürftigkeit des neuen Wahlrechts zu. wurde unter Vorsitz des GR. Bernášek die Am 9. Jänner besuchte der Ausschuß der Tschechoslowakischen Republik, woraus folgt, Aber ehe aus solchen Eingeständnissen praktische Verhandlung fortgesetzt. Inzwischen war auf An- gemeinsam mit dem Präsidium der bei daß dieser berechtigt ist, allgemein- verbindliche Folgerungen gezogen werden, will die herrschende trag des Verteidigers Genossen Dr. Kr aus der den Wehrausschüsse die Fabrik und be- Normen für die gesamte Wehrmacht, insbesondere Richtung ihren Anhang zunächst durch wirtschafts- Sekretär der zuständigen Ortsgruppe des Indus sichtigte eingehend die Masten- Produktion. Die solche organisatorischer Natur, herauszugeben. Der politische Erfolge vergrößern. Ob ihr das gelingt, striellenverbandes, Dr. Veigel, im Requifi- Teilnehmer ließen sich alles erflären. Vertreter erste Präsident der Republik T. G. Masaryk   hat ist recht zweifelhaft. So sucht man vorläufig auch tionsweg beim Bezirksgericht Mistet als Zeuge der Fabrik, Vertreter des Nationalberteidigungs- von diesem Recht öfter Gebrauch gemacht und hat hier mit Abschlagszahlungen an die arbeitenden einbernommen worden. In diesem der gestrigen ministeriums und des Militärtechnischen Institutes als Oberbefehlshaber der Armee eine Reihe von Massen durchzukommen. Die öffentlich- rechtlichen Verhandlung vorgelegten Protokoll, das zweifel- erteilten Aufklärungen. An den Masten wurde Dienstvorschriften herausgegeben. Durch Berufsvertretungen sollen durch Arbeiterlammern los ein äußerst interessantes Dokument darstellt, seit Beginn der Erzeugung von der Firma Fatra felche Vorschrift hat er auch den Minister für na­ergänzt werden, in denen auch Platz für die Spre- erklärte der Zeuge Dr. Veigel folgendes: cher der freien Gewerkschaften reserviert wird. eine ganze Reihe von Verbesserungen durchge- tionale Verteidigung ermächtigt, Dienstvorschriften Zusammen mit den Landwirtschafts-, Handels­führt, so daß die heute hergestellte Maske zu den zu verändern oder zu ergänzen. Diese Ermäch besten in Europa   gehört. d und Handwerkskammern sollen diese Körperschaf tigung ist nun nach Auffassung des Národni ten dann einen Beirat der Regierung für die Am Schluß der Besichtigung überzeugten Osvobozeni" durch den Rücktritt Majaryfs erlos Wirtschaftspolitik bilden und auf mehrere Jahre sich die Kommissionsteilnehmer praktisch von militärische Dienstvorschriften zu verändern oder schen. Um in der Amtszeit des neuen Präsidenten hinaus Pläne für öffentliche Kapitalanlagen, dem sicheren Funktionieren der zu ergänzen, dazu fann der Verteidigungsminister Produktionsbeeinflussung, Außenhandelsregelung Masken. Sie suchten von der Serienproduktion erst dann schreiten, wenn er die Ermächtigung vom usw. aufstellen. eine beliebige Maske aus und betraten für etwa neuen Präsidenten erhält. 20 Minuten die Gastammer, die mit Arsinen verga st war. Einmütig wurde fonstatiert, daß die Maske tadellos schützt und daß sie insbesondere vo II! ommen ab=

Ebenso wie in Polen   hängt auch in den ans deren Ostländern das Maß der Demokratisierung jezt vor allem von der weiteren wirtschaftlichen Konjunkturentwicklung ab. Geht es aufwärts, dann werden die Machthaber und ihre Minister Mut fassen und den Völkern die Möglichkeit er­weitern, ihre Meinung zur Lage zu sagen. Sie hoffen, dann nicht allzu schlecht dabei abzuschnei­den. Verschärft sich die Wirtschaftskrise von neuem, so werden die autoritären Kräfte wieder hervortreten, um die Verteilung der verminderten Produktionserträge nach ihren Interessen zu Diktieren.

Buenos Aires  . Der Generalstreik in Buenos Aires   dauerte bis Mittwoch 18 Uhr. Neue Ge­walttaten wurden hauptsächlich im Stadtteil Villa Devotto verübt, wo Fuhrwerke verbrannt und stellenweise Bahnschienen zerstört wurden.

Am 28. und 29. März 1935 brach in Friedek und Mistet ein Streit der Textilarbeiterschaft aus. Am 8. April wurde ich telephonisch zur Bezirksbehörde in Mistet geladen( u. zw. vom Leiter dieser Behörde, dem Nat Cidlik) mit den Worten: Herr Doktor, könnten Sie nicht kommen? Ich habe den werten Besuch einiger Abgeordneter." Ich begab mich sofort zur Bezirksbehörde. Dort befanden sich bei Bezirkshauptmann Cidlik die mir bekannten Abg. Cutit und Chalup nit. Der dritte anwesende Herr stellte sich mir als Abgeordneter der agraris schen Partei Chloupet vor.

dichtet.

Abg. Chloupek forderte mich auf, sofort An der Erfursion nahmen für den Ausschuß alle Textilindustriellen in Friedek und Mistet der Ersparungsfommission der Vorsitzende Abge­einzuberufen, de nner wolle den Streit ordneter Beran, die Vizevorsißenden Senator liquidieren. Mich überraschte diese Art Klouda und Abgeordneter Remes, ferner Senator und ich erklärte, daß ich mich erst erholen a denberg, der Sekretär Dr. So cho r, für ( zotavit) müffe und daß es mir in meiner den Wehrausschuß des Abgeordnetenhauses dessen Praris noch nie vorgekommen sei, daß Mit Vorsitzender Abgeordneter David, die Vizevorfit­glieder der gesetzgebenden Körperschaften in zenden Abgeordneter Vičanek und Abgeordneter Streits eingreifen, wenn doch zu solchem Zwed Chloupek und Abgeordneter Pekaret, für den hier die Exekutive, bezw. die Gewerkschafts- Wehrausschuß des Senats Senator Marcha und organisationen vorhanden sind. Ich erklärte Senator Dytrych sowie schließlich Vertreter des auch, daß ich die Industriellen nicht einberufen Nationalberteidigungsministeriums, des Militär­würde, daß ich aber bereit sei, dem Abg. technischen Instituts und der Fabrik Fatra teil.

UNSER GESICHT

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Roman von Karl Stym Copyright by Eugen Prager- Verlag, Bratislava  

Meine Coupénachbarn sind ein buntes Völkchen. Die zwei etwas dick geratenen Herren mir gegenüber unterhalten sich über Landwirtschaft. Wohl aus Langeweile oder als Vorspiel zu einem Schweinsbraten. Zwischendurch sehen sie nach meinen geflickten Händen. Ich wäre neugierig, was sie darüber denken; aber ihre fetten Gesichter bleiben gleich langweilig. Wie man überhaupt so fett sein kann? Das ist geradezu aufreizend. Meine spitzen Knie drücken beinahe die Hosen durch...

Auf der anderen Wagenseite flüstert ein sehr lackierter Jüngling einer Dame ins Gesicht. Die mag sein Mädchen sein, vielleicht auch seine Schwester oder gar seine Mutter. Man weiß heutzutage ja nie recht, wie man dran ist.

Ein paar Marktfrauen und Agenten vervollständigen den Wageninhalt. Ich bewundere diese Menschen um mich her. Sie können so viel reden, ohne von sich selbst zu sprechen. Der Zug rattert über die Vorstadtunterfahrt. Ich er­schrecke und habe den plötzlichen Wunsch, der Zug möchte am Bahnhof vorbeifahren, irgendwohin. Doch er hält und ich lasse mich von den hastenden Menschen auf den Bahn­hofvorplatz schieben.

Zu Hause.

Ich sehe um mich und bin enttäuscht. Der alte Bahnhof ist weg. Ein neues schmuckloses Gebäude reckt sich vor mi auf.

Ein junger Mensch greift nach meinem Koffer und fragt, wohin ich ihn haben will. Ich lache auf und denke an meine zerfetzten Finger.

,, Fritz?"

Ich sehe den Jungen näher an.

,, Ernst, du? Was hast du denn wollen?"

Mein Bruder zuckt die Achseln.

,, Ein paar Groschen verdienen. Jetzt wird aber nichts draus, weil du's bist!"

,, Steht's so schlecht?"

,, Schlecht?! Das ist zu wenig. Ich bin ausgesteuert!" Mir ist plötzlich so kalt, als stehe ich ganz allein in der weiten Welt.

,, Kommst du für immer nach Hause?" ,, Ich habe drei Wochen Urlaub!"

Ernst stellt den Koffer nieder und gibt mir die Hand. Aus seinem Gesicht ist die anfängliche Ängstlichkeit fort.

,, Ich freue mich, Fritz, daß du wiedermal nach Hause kommst. Zuerst hatte ich eine riesige Angst, du wärest auch hatte ich du wärest a arbeitslos!"

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Ich gebe ihm eine Zigarette. Er raucht sie gierig an. ,, Ah! Das ist besser als zerdrückter Pfeifentabak!" Ernst geht schmal und lang neben mir und raucht in ge­nießerischem Behagen an der Zigarette, als habe er jahre­lang darnach gehungert. Der Koffer baumelt an seiner Seite. Vor vier Jahren war es genau so und doch wieder anders. Damals ging der kleine Werkstudent mit der blauen Kappe neben mir und ich selbst hatte himmelhohe Hoffnungen und glaubte, meine Zukunft in der Tasche zu haben. Und jetzt! Neben mir geht ein junger Mensch in verschlissenen Klei­dern, den niemand mehr braucht und der doch mein Bruder ist und ich habe statt der himmelhohen Hoffnungen zer­fetzte Finger.

Am Kai bleibe ich stehen und schaue zu den kleinen Fen­stern über den Kanal hinüber.

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, Wie geht es der Mutter?" ,, Es geht noch und das muß ja, ihr schwaches Herz und

wohl genug sein! Du weißt schlechten Zeiten dazu!" Wie müde diese junge Sti e ist und ich möchte doch etwas Fröhlichkeit um mich. n ich nicht zu Hause? ,, Zapft der alte Rumpf mit der Bischofsmütze noch immer Sperrgeld ab?"

Ernst scheint die Frage zu überhören und fängt an,

Die Flottenkonferenz

London  . Die für Freitag angesetzte Sibung der Flottenkonferenz ist unerwartet auf Mon tag verschoben worden. Der Grund für diese Vertagung ist auf den gestern in einer Bes Sprechung mit der britischen Abordnung erneut geäußerten Wunsch der Ia paner zurüdzu­führen, daß die Flottenkonferenz eine Aussprache über die japanische Forderung nach einer gemein­samen oberen Rüstungsgrenze herbeiführen möge. Die britische Abordnung erklärte sich damit ein­verstanden, vorausgesezt, daß auch die anderen Abordnungen hiemit einverstanden seien. In un­terrichteten Streisen werden die Aussichten auf eine Einigung mit den Japanern für außeror­dentlich schlecht gehalten.

schneller zu gehen. Erst als einige Häuser vorbei sind, sagt er verlegen:

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Wir wohnen nicht mehr dort!" Ich bleibe stehen und sehe zurück.

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Nicht mehr dort! Mein Kinderland. Als Kinder färbten wir die Bischofsmütze des Portiers einen Tag gelb, den an­deren rot oder blau. Die Farbe kauften wir von unserem Semmelgeld. Und die weiße Treppe in den ersten Stock, die wir immer bekritzelten wofür wir vom alten Rumpf an den Ohren gerissen wurden. Die herrliche Rutschstange daran, die uns wöchentlich einen Hosenboden kostete. Alles nicht mehr...

,, Wir wohnen draußen vor der Stadt, an der alten Schot­tergrube. Vater hatte, als er im Dienst stand, einen Rohbau zu einem Einfamilienhaus aufstellen lassen. Dort wohnen wir jetzt. Es ist zwar nicht schön, aber im Sommer geht's und im Winter muß es eben auch gehen!"

Wir gehen durch tote Straßen. Die hohen Fabrikfenster mit den zerschlagenen Scheiben schauen wie ausgeronnene Augen auf uns. Einige junge Arbeiter gehen im Zeitlupen­tempo vor uns. Sie haben ja so viel Zeit und kommen noch immer früh genug ins Bett, um sich vom leeren Magen quälen zu lassen.

,, Die Welt   verreckt!"

Ernst spuckt angeekelt auf das Gittertor einer Vorstadt­villa.

,, Wohl noch keine Generation hat so wenig Jugend gehabt wie wir!"

Mein Bruder ist erst zwanzig Jahre alt! Aber ein hoff­nungsloser Greis könnte nicht hoffnungsloser reden... Dann stehen wir vor dem kleinen Haus an der Schotter­grube. Etwas Unerklärliches wehrt sich in mir, einzutreten. Ich habe das Gefühl, ganz nackt in das Haus meiner Eltern zu kommen.

Vater und Mutter schlafen schon. Ernst gießt. Kaffee auf. Dann setzt er sich zu mir auf das alte Sofa,